„beispielhafte Einführung in die Kinderphilosophie“ Thema: einfach Oliver Schicht Heilpraktiker für Psychotherapie Dipl. Religionspädagoge System. Berater (SG) Kinderphilosophie – „einfach gemacht“ A. theoretische Grundlagen 1. Was ist Kinderphilosophie? 2. Was haben die Kinder davon? 3. Haltung der Gesprächsleitung 4. Über was kann ich philosophieren? 5. Und wenn ich nun ein Thema habe? Oder: Von einer Frage zur nächsten. 6. Gesprächsregeln 7. Welche äußeren Voraussetzungen sind förderlich? 8. Vorbereitung der Einheit 9. Auswertung der Einheit B. Beispielhafte Planung einer Einheit zum Thema „einfach“ 1. Überlegungen zum Thema 1.1.Brainstorming zum Begriff 1.2.Rückgriff auf Abhandlungen zum Begriff 1.3. Zusammenführung 1.4. Welche Voraussetzungen bringen die Kinder vermutlich mit und was folgt daraus? 2. Hinführung zum Thema 2.1. Eine Einführung für die „Kleinen“ 2.2. Eine Einführung für die „Größeren“ 3. mögliche Fragestellungen im weiteren Verlauf 4. kreativer Schluss Kinderphilosophie – „einfach“ gemacht Die folgende Arbeit kann Interessierten, die keine oder wenig Vorerfahrung im Bereich Kinderphilosophie mitbringen, als Grundlage dienen. Zusammenfassend ermöglicht dieses Skript einen Einblick, in die zentralen theoretischen Aspekte des Konzeptes, darüber hinaus ist an einem Beispiel dargestellt, wie eine mögliche praktische Umsetzung gelingen könnte. A. theoretische Grundlagen 1. Was ist Kinderphilosophie? Grundsätzlich bedeutet Philosophie „Liebe zur Weisheit“. Es geht also darum Dinge zu prüfen und zu hinterfragen, um schließlich zur „richtigsten“ aller Antworten zu kommen. Dabei wird nicht nur „Neues“ durchdacht, sondern auch „Tatsachen“, im Sinne „das war schon immer so“ oder „man macht das eben“, auf den Prüfstand gestellt. Wer Kinder kennt oder selbst mal eins war kann verstehen, weshalb Kinder so großartige Philosophen sind. Denn sie sind von Grund auf neugierig und möchten die Welt um sich erobern und begreifen. An uns Erwachsene, die sie meist für Experten in Sachen Welt halten, stellen sie durchgehend Fragen nach dem „Warum“ und dem „Wie“ der Dinge. Und wenn wir die Kinder ihres natürlichen Interesses nicht berauben, in dem wir sie in ihrem Wissensdrang als Störenfriede abstempeln, können sie diese Wachheit, welche Grundbedingung jeglichen Philosophierens ist, beibehalten. Kinder bringen allerdings nicht nur die entsprechende Wachheit mit, sondern auch den elementaren Vorteil, dass für sie die Dinge noch nicht „so sind“. Erst mit der Zeit übernehmen sie im Prozess der Sozialisierung die kulturell gegebenen Maßstäbe und Einstellungen. Das bedeutet, dass sie sich mit einem wesentlich geringeren Umfang an „Grundsätzen“ und Vorurteilen ans Philosophieren heranmachen, als wir Erwachsene das tun. Kinder sind also, was Interesse und Vorbedingungen betrifft, „natural born philosophs“. Im Rahmen der Kinderphilosophie soll diese Eigenschaft gefördert werden, statt sie zu unterdrücken. 2. Was haben die Kinder davon? Allem voran sollte Philosophieren um seiner selbst willen geschehen dürfen. -Ganz grundlegend erfahren wir Menschen es als positiv, wenn es Freiräume gibt, in denen wir spürbar nicht als Mittel betrachtet werden und in denen auch unsere Tätigkeit nicht als „um zu“, in Hinblick auf den anderen oder eine gewünschte Veränderung unserer Person, gesehen wird. Umgangssprachlich würde man sagen „ein zweckfreies Tun“. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist, dass das Philosophieren den Kindern in der Regel viel Freude bereitet und somit ist dieses Argument, zumindest aus Kindersicht, das Beste. Alle weiteren Betrachtungen sind eher pädagogisch gefärbt, deswegen aber nicht weniger schlecht. So trägt das Setting dazu bei, dass Kinder spielerisch Gesprächsregeln einüben. In der Kleingruppe erleben die Kinder, dass sich eine Gemeinschaft auch unterschiedliche Meinungen tragen kann und dies vielleicht sogar bereichernd ist. Sie üben sich allmählich in Perspektivenwechsel ein oder erkennen, dass die Dinge auch anders sein können, als vorher gedacht. Dies fördert eigenständiges Denken und eine Verantwortlichkeit für die eigene Meinung und Haltung, gleichzeitig werden Anreize geweckt, diese auch kundzutun. Ganz konkret fördert Philosophieren Sprachentwicklung und Fantasie, bildet und formt Werte, sowie Urteilsfähigkeit. 3. Haltung der Gesprächsleitung Nach meinem Dafürhalten stellt dieser Aspekt den Dreh- und Angelpunkt allen kindgerechten Philosophierens dar. Vielleicht kann es hilfreich sein zu verstehen, dass der Gruppenleiter der Gruppe dient und nicht umgekehrt, erst recht nicht bei Kindern. Seine Aufgabe ist es Bedingungen herzustellen und zu wahren, die es den Kindern ermöglichen sich auszuprobieren, bis sie schließlich in der Lage sind, diese Bedingungen selbst für sich herzustellen. Ein Gruppenleiter der sich der Aufgabe, weder die Kinder noch das gemeinsame Tun zu instrumentalisieren, immer wieder aufs Neue stellt, wird sicherlich viel Freude an diese Art der Begegnung haben und für die Kinder ein großartiges Modell darstellen können. Darüber hinaus bietet gerade die Beschäftigung mit Kindern den Anleitenden eine ganz besondere Möglichkeit des Lernens. Denn gerade das vermeintlich naive „Warum“ der Kleinen kann uns helfen eigene Sichtweisen und Werte auf den Prüfstand zu stellen und vielleicht unser eigenes „inneres Kind“ wieder lebendig werden zu lassen. „Mit jedem Kind wird ein Dichter, ein Künstler geboren, der jung stirbt und als Erwachsener weiterlebt.“ (A.S. Beuve). Wir sollten uns also überlegen, ob diese ursprünglich kindliche Herangehensweise an die Dinge nicht vielleicht eine besondere Gabe darstellt und sehr wertvoll ist. Denn daraus würde ein respektvoller Umgang mit den Kleinen erwachsenen, der die „kindliche Naivität“ berücksichtigt, anstatt sie vorschnell abzulehnen. 4. Über was kann ich philosophieren? Ist „Wie wird Butter hergestellt?“ auch eine philosophische Frage oder muss es immer um den Sinn des Lebens gehen? – Hier liegt die Antwort in der Mitte: Philosophische Fragestellungen bedingen, dass sich im Unterschied zur reinen Wissensfrage, (z.B. „Was ist die Hauptstadt von Deutschland?“), mehrere Antworten und Perspektiven finden lassen. Gleichzeitig geht es beim Philosophieren um das Grundsätzliche einer Sache, also deren Wesen oder Sinn. Der Einzelne, in diesem Fall das einzelne Kind, ist aufgefordert, sich zur Fragestellung zu positionieren und einen eigenen Standpunkt zu entwickeln. Diese Entwicklung geschieht im dialogischen Austausch mit anderen. Im praktischen Tun ist darauf zu achten, dass die philosophischen Fragen anschlussfähig sind. Das bedeutet einerseits, dass sie kindgerecht gestellt und bearbeitet werden, aber auch die Lebenswirklichkeit des Kindes berühren sollten. So kann sich z.B. nach einem Zoobesuch die Fragestellung ergeben, ob Tiere denken können oder ein toter Vogel im Garten den Auslöser für „Was passiert nach dem Tod?“ geben. Im unmittelbaren Lebensumfeld der Kinder finden sich also ausreichend Anregungen für verschiedenste Themen. Ferner werden die Kleinen mit zunehmender philosophischer Praxis ausreichend Fragen einbringen, die dann z.B. gesammelt, ausgestaltet und ausgehängt werden können. So ist stets für ausreichend „Gesprächsstoff“ gesorgt. 5. Und wenn ich nun ein Thema habe? Oder: Von einer Frage zur nächsten. Es empfiehlt sich für den Gesprächsleiter eine Vorstellung darüber zu haben, wie ein philosophischer Diskurs ablaufen könnte. Gerade wenn man sich mit Philosophie bislang wenig befasst hat, kann man sich an der Prämisse: „Die Gegenstände über die wir nachsinnen dürfen unseren Verstand zwar übersteigen, ihm jedoch nicht widersprechen.“, orientieren. Ganz einfach formuliert müsste man sagen, die Argumente müssen dem natürlichen Menschenverstand genügen. Etwa abstrakter ausgedrückt: sie müssen logisch sein. Z.B. äußert ein Kind im Gespräch, dass Mäuse grau sind. Dies würde bedeuten, dass jede weitere Maus auch grau ist. Es wäre falsch zu folgern, dass alles Graue automatisch eine Maus ist. Ergeben sich im Gespräch solche logischen Widersprüche und werden sie von den anderen Kindern nicht bemerkt, wäre das ein möglicher Punkt, an dem der Gesprächsleiter weiterführend nachfragen kann. Ein weiteres Augenmerk kann auf mögliche Perspektiven bezüglich einer Sache gerichtet werden. Ob es uns bewusst ist oder nicht, haben wir zu den uns bekannten Phänomenen eine Meinung, (zumindest im Sinne gut/schlecht, gefährlich/ungefährlich), d.h. wir schätzen sie ein. Der Gesprächsleiter kann deshalb anregen zu überlegen, ob es denn auch anders sein könnte. Dadurch wird das Einbeziehen und Formulieren anderer Standpunkte gefördert. Auch Sprache selbst kann zum Gegenstand werden. Dabei ist die Frage was wir denn meinen, wenn wir XY sagen. Sprechen wir z.B. über „Freiheit“, wird rasch erkennbar, dass es hier verschiedene, spontane Vorstellungen gibt. Wir müssten also ergründen, was denn der Begriff „Freiheit“ tatsächlich meint, wie er verwendet werden kann und ob seine Verwendung Sinn macht. Abschließend ist noch die Möglichkeit des dialektischen Vorgehens erwähnenswert. Hier werden zwei Ansichten formuliert (z.B. „Jeder brauch einen Freund“ vs. „Man kann auch ohne Freunde gut zurechtkommen.“). Nun suchen die Kinder Argrumente, für die jeweils von ihnen vertretene These. Im Anschließenden Diskurs versuchen die Gruppen die andere These zu widerlegen. 6. Gesprächsregeln In der konstruktiven Auseinandersetzung über verschieden Fragen ist es wichtig bestimmte Gesprächsregeln einzuhalten. Besonders hervorzuheben ist dabei, dass jeweils nur einer spricht und die anderen ihm zuhören. Argumente müssen konstruktiv und der Person gegenüber wertschätzend geäußert werden. Jeder sollte die Gelegenheit bekommen sich zu äußern, wobei sich niemand äußern muss. Es empfiehlt sich, (wie für andere Gruppen auch), einen Gegenstand (weicher Ball, Stofftier…) auszuwählen, der dem potentiellen Redner zugeworfen wird. Die Regel ist einfach: Wer den Gegenstand hat darf sprechen, der Rest der Gruppe nicht. Der Gruppenleiter hat in der Regel „Veto-Recht“. Bei erfahrenen Gruppen kann dieses Vorgehen gelockert oder sogar aufgehoben werden. 7. Welche äußeren Voraussetzungen sind förderlich? Abstrakt betrachtet ist das Philosophieren eine kognitive Tätigkeit und nachdem es in und zwischen uns passiert, ist der Raum nebensächlich. Aus unseren Erfahrungen heraus wissen wir allerdings nur zu gut, dass die äußeren Gegebenheiten sehr wohl Einfluss auf uns haben. Sonst bräuchten wir weder auf unsere Kleidungsauswahl, noch auf die Einrichtung unserer Wohnung achten. Im philosophischen Diskurs soll ein respektvoller und friedlicher Umgang miteinander, sowie Selbstfürsorge, Aufrichtigkeit und Interesse spürbar sein. Deshalb ist es hilfreich, wenn die Räumlichkeiten so gestaltet sind, dass sich besagte Attribute dort abbilden, bzw. dass deren Entfaltung gestützt wird. Der Raum sollte so gewählt werden, dass Störungen und Ablenkungen ausgeschlossen oder gering gehalten sind (keine Durchgangsräume, Telefon aus,…). Es wäre schön, wenn ein Zimmer genutzt werden könnte, das grundsätzlich dem Wohlfühlen oder kreativen Tätigkeiten gewidmet ist. Auch sollten die Kinder, (wenigstens in geringem Maße), Einfluss auf die Gestaltung ihres Philosophieortes haben. Das kann mittels Wandplakaten, Tüchern, Decken, Symbolen oder Figuren erfolgen. Jedes Kind sollte sich zudem persönlich so einrichten können, dass es sich, in seinem Rahmen und in Rücksicht auf die anderen, wohl fühlt. Es versteht sich von selbst, dass der Raum allen Interessierten gleichermaßen zugänglich sein muss (d.h. auch Kindern mi Rollstuhl oder mit anderen körperlichen Behinderungen). Im Diskurs selbst muss es allen Beteiligten möglich sein, Blickkontakt zueinander aufzunehmen. Auch der zeitliche Umfang der Philosophieeinheit muss für alle transparent sein. Beginn und Ende der Stunde können durch ein kleines Ritual gekennzeichnet sein, dies erleichtert die Einstimmung. So werden z.B. am Anfang Tücher, Figuren und Sitzgelegenheiten schweigend platziert, anschließend erfolgt ein Gong, dem alle nachlauschen. Bevor das eigentliche Thema angegangen wird, kann dann noch kurz die Stimmung abgefragt werden. Nach dem Philosophieren erfolgt der Ausklang in umgekehrter Reihenfolge. 8. Vorbereitung der Einheit Es empfiehlt sich, wie bei jeder anderen Gruppenstunde auch, sich im Vorfeld Gedanken über mögliche Inhalte, sowie den Ablauf der Einheit zu machen. Zentrale Punkte hierbei sind Thema, Einführung des Themas und mögliche Gestaltungsformen. Der Gesprächsleiter sollte sich im Vorfeld selbst mit dem Thema auseinandersetzten, sich eigene Gedanken darüber machen und überlegen, welche Verbindungen es zu anderen Themen gibt. Auf diese Weise hat er die Möglichkeit festzustellen, was die einzelnen Aspekte mit ihm zu tun haben und kann unmittelbar erleben, wo der Gegenstand für ihn endet, bzw. ob er selbst Schwierigkeiten mit offenen Fragen und logischen Schlüssen hat. In der Folge kann es hilfreich sein, philosophische Publikationen zu studieren und deren Aspekte mit einzubeziehen. Danach ist es sinnvoll sich zu überlegen, auf welche Gedanken denn die Kinder kommen könnten um, gerade für den Anfang, angemessen darauf reagieren zu können. Die Akademie für Kinderphilosophie empfiehlt in ihrem Leitfaden die Methode des Mindmappings, um Fragen, Gedanken und Informationen entsprechend zu systematisieren. Dies kann eine hilfreiche Erleichterung darstellen, ist jedoch keineswegs bindend. Wenn das Thema soweit erörtert ist, geht es an die Umsetzung. Relevant ist hier die kindgerechte Einführung. Von ihr hängt zu großen Teilen ab, ob die Kleinen das Thema als für sich bedeutsam und ausreichend spannend gewichten, bzw. ob sie überhaupt einen Zugang finden. Deshalb muss die Einführung, möchte sie ihrem Anspruch gerecht werden, an den Möglichkeiten und Interessen der Gruppe anknüpfen. 9. Auswertung der Einheit Zum Ende der philosophischen Einheit empfiehlt sich eine Auswertung, man könnte sagen, eine Reflexionsrunde. Hier geht es für die Kinder darum, sowohl inhaltliche und prozesshafte Aspekte, als auch persönliches Verhalten und Empfinden rückblickend einzuschätzen. Um das Gefühlserleben, bei gleichzeitiger Klarheit, ausreichend mit einzubeziehen, haben sich nichtsprachliche Formen bewährt. Grundprinzip dabei ist, dass die Gruppenleitung bestimmte Fragen stellt und die Kinder nehmen darauf, in nichtsprachlicher Form, Bezug. Eine Möglichkeit ist die Abstimmung mittels Daumen. Hierbei schließen die Teilnehmer die Augen und zeigen Mittels Daumen (hoch=super/viel; waagerecht=mittel; nach unten=schlecht/kaum) ihr Einschätzung bezüglich der Frage. Eine weitere, eher belebende Form, bei der die Kinder auch die Haltung der anderen erkennen können, ist das Aufstellen. Hier antworten die Teilnehmer, in dem sie sich in Nähe oder Distanz zur Gruppenmitte positionieren (Mitte=super/viel; am Platz bleiben=schlecht/ kaum). Mögliche Fragen zu Abschluss der Einheit können sein: -Hast du den anderen zugehört? -Hattest du den Eindruck, die anderen haben dir zugehört? -Warst du auf deine Art an dem Gespräch beteiligt? -Hast du dich in der Gruppe wohlgefühlt? -Ist das Gespräch in die Tiefe gegangen? -Habe ich etwas neues gelernt? -Habe ich hart gearbeitet? -War es interessant? (Fragen entnommen aus dem Fortbildungsmaterial für Kinderphilosophie, F1, Gesprächsauswertung, Akademie Kinder philosophieren im bbw e.V.) B. Beispielhafte Planung einer Einheit zum Thema „einfach“ 1. Überlegungen zum Thema 1.1.Brainstorming zum Begriff Simpel Klar Zweifach, mehrfach Ein-fach (i.S. nahe beieinander) Nur eins (z.B. Einfachauswahl) Basta (i.S. das wird jetzt einfach gemacht) Komplex Schwierig Allgemeine Bedeutung Verwendung im Gespräch Synonyme Antonyme Zeitlicher Verlauf (wann ist/wird etwas einfach) Persönliche Komponente Aussagen über den Sender Aussage über die Sache Einfach ist individuell – Ist einfach nur Wir würde sich Beziehungen ohne das Wort individuell? einfach (+Synonyme) verändern? Wie wäre die Welt wenn nichts mehr einfach Einfach – einmalig – besonders? wäre? Durch welches Wort sollte man einfach am Welches Symbol würden die Teilnehmer jeweils treffendsten ersetzen? für einfach wählen? Welche Situation wäre am ehesten einfach? Trifft einfach eher eine Aussage über den Sender oder über die Sache? 1.2.Rückgriff auf Abhandlungen zum Begriff In den philosophischen Lexika finden sich keine Ausführungen zum Begriff, lediglich zu „Einheit und Vielheit“, was ich allerdings mit den Kindern selbst entwickeln möchte. Deshalb bemühe ich den Duden-Online, um mir die Wortbedeutung zu veranschaulichen. Hier geht es schon ergiebiger zu: •„einfach“ als Adjektiv: 1. nur einmal gemacht; nicht doppelt oder mehrfach 2. a) leicht verständlich, durchführbar, nicht schwierig b) leicht einsehbar, eindeutig, einleuchtend 3. keinen großen Auswand, Luxus treibend oder aufweisend, schlicht, bescheiden Synonyme: einmal, bequem, eingängig, mühelos, anspruchslos, armselig, bescheiden, Auch eine Wortwolke wird präsentiert: •„einfach“ als Partikel: Drückt eine (emotionale) Verstärkung einer Aussage, einer Behauptung, eines Wunsches aus. Bsp.: Das ist einfach unmöglich!; Das begreife ich einfach nicht!; Das war einfach herrlich. Synonyme: Eben, geradezu, kurzerhand, nur einmal, schlechterdings… (Vgl. www.duden.de: einfach, http://www.duden.de/suchen/dudenonline/einfach, Stand 03.05.2013) 1.3. Zusammenführung Wortbedeutung -simpel/klar -nur eins -schlicht -leicht verständlich -einleuchtend, eindeutig -Partikel Ist einfach immer gleich? -persönliche Komponente -zeitliche Komponente -Kann etwas „einfaches“ etwas anderes werden? Was kann man damit aussagen? -als emotionale Verstärkung (Partikel) -Aussagen vielfältig, im 4-Ohren Modell Es ist simpel./ Stell Dich nicht so an./Mach Dir keine Gedanken./Ich kann das gut./So sehe ich Dich… Durch welches Wort könnte man einfach am treffendsten ersetzen? Weiterführende Fragen -Ist es gut oder schlecht wenn etwas „einfach“ ist? -Wie würden sich Beziehungen ohne das Wort „einfach“ verändert? -Wie würde die Welt aussehen, wenn nichts mehr einfach wäre? -Trifft einfach eher Aussagen über den der es verwendet, die Sache oder den Hörer? Individuelle Bezugnahme -Welches Symbol würden die Teilnehmer am ehesten für das Wort einfach wählen? -Welche Situation ist am einfachsten? 1.4. Welche Voraussetzungen bringen die Kinder vermutlich mit und was folgt daraus? Je nach Alter werden Kinder das Wort „einfach“ vorwiegend in der Bedeutung „simpel“, „leicht durchführbar“, „gut einsehbar“, sowie als Partikel verwenden. Mit zunehmendem Alter berücksichtigen sie auch die weiteren Bedeutungsmöglichkeiten. Wird nur eine philosophische Einheit durchgeführt sollte der bisherige Erfahrungsrahmen der Kinder geklärt und damit weiter gearbeitet werden. Wenn die Kinder Interesse zeigen könnte man in einer zweiten Einheit den Bedeutungsrahmen von „einfach“ erweitern. Zum Beispiel kann ein frei erfundenes Märchen über „das kleine einfach“ erzählt werde, das verschiedenen Figuren (Antonymen) begegnen, die ihm bestimmte Eigenschaften zuschreiben. Danach wird über die unterschiedlichen Situationen des „kleinen einfach“ philosophiert. Für Kinder die Kinder ist es (altersabhängig) vermutlich relativ neu über Bedeutung, Verwendung und Sinn eines Wortes nachzudenken. Deshalb könnte ich mir vorstellen, dass sie die philosophischen Einheiten, sozusagen als „Worterforscher“ sehr spannend finden. Je nachdem, welche Fähigkeiten und Interessen die Kleinen mitbringen, kann man sich entsprechend mit der allgemeinen Wortbedeutung beschäftigen und dann zu den weiterführenden Fragen übergehen. 2. Hinführung zum Thema 2.1. Eine Einführung für die „Kleinen“ Kinder lieben Geschichten. Deshalb habe ich zur Einleitung eine kurze Geschichte entworfen. Ziel ist die Kinder neugierig zu machen und sie in eine andere Welt zu entführen, die der Philosophie. Diese Möglichkeit soll nur beispielhaft verstanden werden: „Ich möchte euch gerne auf eine Fantasiereise mitnehmen. Und zwar reisen wir nach Athen. Athen ist heute die Hauptstadt Griechenlands und ziemlich modern. Wir reisen aber nicht nur nach Athen, sondern in der Zeit zurück und zwar in eine Zeit, als noch nicht einmal Jesus geboren war. Athen war damals berühmt für seine Dichter, Kaufleute, Gelehrten und Künstler. Es sah damals in etwas so aus (Bild zeigen) (quelle: http://vitasol-reisen.de.tl/Akropolis-Griechenland.htm, ©Fantasy, 03.05.2013.) Und in Athen gab es auch Philosophieschulen. Das waren Orte, wo die Menschen über die Dinge auf der Erde und im Weltraum nachdachten. Ihr Ziel war es herauszufinden was richtig und wahr ist. Und weil es eine Philosophieschule war, gab es dort alte, erfahrene Lehrer. Ein besonders bekannter Lehrer hieß Platon. Ähnlich wie man heutzutage eine Schule besucht, war es also auch in dieser Zeit, lange vor Jesu Geburt, möglich von Lehrern wichtige Sachen zu lernen. Man ging dort umher und besprach die verschiedenste Dinge. Dabei beriet man solange über die einzelnen Sachen, bis man schließlich herausfand welche Meinungen denn nun stimmten. Auf diesem Bild seht ihr Menschen, die zusammen auf der Suche nach der Wahrheit sind: (Quelle: Hans Zimmermann: Quellensammlung zum Weltbild der Antike und des Mittelalters : Raffael : Die Philosophenschule von Athen, http://12koerbe.de/pan/athen.htm#Bild, 03.05.2013.) Aristides, ein junger Mann, war gerade auf dem Weg in die Philosophieschule. Er hatte sich mit seinem Lehrer Platon verabredet. Heute war allerdings ein wunderschöner Tag und Aristides hatte sich vorgenommen am Nachmittag noch mit seinen Freunden umherzuziehen. Deshalb war es notwendig, dass er die Aufgabe seines Lehrers rasch fertig bekam. Aristides entdeckte Platon im hinteren Bereich der Schule. Er ging zu ihm und sagte: „Mein Lehrer, ich war bislang immer fleißig, heute Nachmittag möchte ich allerdings mit meinen Freunden umherziehen. Deshalb würde ich euch bitten, mir eine einfache Aufgabe zu geben.“ Platon lächelte ihn an und sagte: „Nun gut mein Kind. Die Frage die ich heute an dich richte ist: >Was ist einfach?<“ Dann drehte sich Platon um und ging weiter. -Aristides blieb erstaunt zurück, damit hatte er nicht gerechnet.“ Die Kinder werden nun eingeladen, Aristides bei seiner Frage zu helfen. 2.2. Eine Einführung für die „Größeren“ Hier ein kleines Bilderrätsel zum Begriff „einfach“. Es empfiehlt sich ein Projektor oder ein etwas größerer Ausdruck, um es gut sichtbar darzustellen. 3. mögliche Fragestellungen im weiteren Verlauf Grundsätzlich sollten sich die Fragen entwickeln. D.h. aus den Beiträgen der Kinder ergeben sich die weiteren Überlegungen. Natürlich steht es der Gesprächsleitung frei, weitere Impulse in den Diskurs einzubringen. Einige davon finden sich unter B.1.3. Weitere Anregungen könnten sein: -Können Dinge einfach und kompliziert sein? -Was ist das gute am Einfachen? -Hat das Einfache seine Tücken? -Wann wird „einfach“ zum Gegenteil (oder kompliziert)? -Was kann man tun, damit die Dinge einfach werden? -Wie einfach sind mehrere einfache Dinge zusammen? -„Die Sprache der Wahrhaftigkeit ist einfach.“ (Lateinische Lebensweisheit), -Stimmt das? Hat man die Geschichte unter B.2.1. als Einstieg verwendet, könnte eine Frage auch sein, ob die Frage von Platon einfach war. Einige grundlegende Kriterien im Diskurs finden sich unter A.5. In diesem Zusammenhang sollte daran gedacht werden, dass sich eine polarisierte Gruppensituation hervorragend für das dialektische Vorgehen eignet. (Dabei ist zu berücksichtigen, dass es auch mehrere „richtige“ Begründungen geben kann. Diese Erfahrung ist für die Kinder sehr wertvoll.) 4. kreativer Schluss Die Abschlusssequenz sollte stets reflexiven Charakter, (wie unter A.9. angeführt), aufweisen. Dem unbenommen können allerdings auch verschiedene kreative Methoden zum Einsatz kommen, um die Essenz der Einheit zu vertiefen. Für jüngere Kinder mag es reizvoll sein, zum Ende der Einheit hin noch ein Bild zum Thema „einfach“ zu malen. Ältere Kinder können vielleicht einen „Pantomimenpark aufbauen“, in dem sie die, für sie wichtigen, Aspekte und Fragestellungen von „einfach“ körperlich zum Ausdruck bringen. Bei wiederholten philosophischen Einheiten sollte am Schluss jedoch stets dasselbe Ritual stehen (siehe A.7.).