16. Internationaler Kongress für Suchtmedizin, 02.- 04. Juli 2015 München Michael Klein, Köln: Methamphetaminabhängigkeit und Familie – gibt es ein Problem? (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 1 Methamphetaminabhängigkeit und Familie – gibt es ein Problem? Inhalte: 1. Einführung und Überblick: Sucht und Familie 2. Relevante Forschungsergebnisse (Alkohol und Familie) 3. Wirkungen und Konsequenzen für die psychische Gesundheit von Kindern 4. Forschungsprojekt Crystal-Meth und Familie (in Sachsen) 5. Unterschiede Kinder von CM-abhängigen Eltern und Kinder von alkoholabhängigen Eltern 6. Prävention, Hilfen, Best-Practice-Modelle (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 2 Methamphetaminabhängigkeit und Familie – gibt es ein Problem? 1. Einführung und Überblick (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 3 Was beeinflusst das Transmissionsrisiko (erhöhend, abschwächend) für Kinder in suchtbelasteten Familien? (1) (2) (3) (4) (5) (6) Dauer und Intensität der Exposition Schwere der elterlichen psychischen Störung Genetisches Risiko (Vulnerabilität) Alter des Kindes Stressbewältigungskompetenzen/Resilienzen Kranke/gesunde Modellpersonen (vor allem Verwandte) im Umfeld (7) Intermittierende Lebensereignisse (8) Mangel an elterlicher Kompetenz (z.B. Einfühlsamkeit, Wärme, sichere Bindung) (Sher, 1991; Zobel, 2006, Klein, 2008, Klein et al., 2013, Moesgen, 2014) (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 4 Epidemiologie und Verbreitung: Methamphetamin • • • • • • • Differenzierte epidemiologische Daten für Deutschland noch wenige, da selten Differenzierung von Amphetaminen und Methamphetaminen Durchschnittlich gleichbleibender deutschlandweiter Konsum von (Meth-) Amphetaminen in 2013/14 12-Monats-Prävalenz: – 0,7 % für den Konsum und 0,1 % für die Abhängigkeit von (Meth)Amphetaminen, mit starken regionalen Unterschieden Bei Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren: – 12-Monats-Prävalenz für Konsum bei 0,4% Gruppe der 21-29 Jährigen – 12-Monats-Prävalenz für Konsum bei über 2% Stetige Zunahme von Crystal Meth jedoch bei den erstauffälligen Konsumenten harter Drogen (seit 2004) Erst Differenzierung der Substanzen (Amphetamine und Methamphetamine) und der geographischen Regionen zeigt die (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 Steigerung des Methamphetamin Konsums in Deutschland 5 Elterliche Suchtstörungen und Kindesentwicklung 2. Ausgewählte Relevante Fakten und Forschungsergebnisse (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 6 Ausgangslage und Fakten In Deutschland leben: 2.65 Millionen Kinder, bei denen ein Elternteil eine alkoholbezogene Störung (Missbrauch oder Abhängigkeit) aufweist (Lachner & Wittchen, 1997; Klein, 2005) ca. 50.000 Kinder mit einem drogenabhängigen Elternteil (Opiate, Cannabis ?, Methamphetamin ?) d.h.: es geht insgesamt nicht um eine gesellschaftliche kleine Randgruppe, sondern um eine substantielle Gruppe von Kindern, die ein deutlich erhöhtes negatives Entwicklungsrisiko aufweisen. Die gesunde Entwicklung von Kindern suchtkranker Eltern ist ein prioritäres Public-HealthThema. (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 7 Prävalenzen Jedes 7. Kind lebt zeitweise (etwa jedes 12. dauerhaft) in einer Familie mit einem Elternteil, der eine alkoholbezogene Störung (Abhängigkeit oder Missbrauch) aufweist (Deutschland; Lachner & Wittchen, 1997) Jedes 3. Kind in einer alkoholbelasteten Familie erfährt regelmäßig physische Gewalt (als Opfer und/oder Zeuge) [Klein & Zobel, 2001; Klein, 2009] Suchtkranke Familien weisen gehäuft eine „family density“ für Sucht- und andere psychische Störungen auf (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 8 Prävalenzen Von den Kindern alkoholabhängiger Eltern entwickeln ca. 33% bis 40% selbst eine substanzbezogene Abhängigkeitserkrankung (Sher, 1991; Windle & Searles, 1990; Klein, 2005; Zobel, 2006) ca. ein Drittel (teilweise überlappend mit dem erstgenannten Drittel) zeigt psychische Störungen (z.B. Ängste, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen; Lachner & Wittchen, 1998) (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 9 Relative Erkrankungsrisiken (OR) für Jugendliche in alkoholbelasteten Familien [EDSP-Studie; z.B. Lachner & Wittchen, 1997] Elternteil mit Alkoholdiagnose Diagnose Jugendliche (N = 3021) Nur Vater Nur Mutter Beide Drogenabhängigkeit 4.13 7.79 16.68 Nur Vater Nur Mutter Beide Essstörung 2.12 2.95 2.87 (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 Odds ratio 10 Elterliche Suchtstörungen und Kindesentwicklung 3. Wirkungen und Konsequenzen für die psychische Gesundheit von Kindern (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 11 Kinder aus psychisch dysfunktionalen Familien Psychisch kranke Eltern DrogenAlk.abh. Eltern abhängige Eltern Suchtkranke Eltern , z.B. Verhaltenssüchte (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 12 Haupterfahrungen der Kinder suchtkranker Eltern: Parentifizierung, Stress und Volatilität des Elternverhaltens •Instabilität •Unberechenbarkeit •Unkontrollierbarkeit •Gewalt (Zeuge u/o Opfer) •Misshandlung, Missbrauch, Vernachlässigung •Verlusterlebnisse, Diskontinuitäten (Klein, 2009, Klein et al., 2013) (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 13 Methamphetaminabhängigkeit und Familie – gibt es ein Problem? 4. Forschungsprojekt Crystal-Meth und Familie (in Sachsen). mit Förderung des BMG (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 14 aus: DIE ZEIT, 29.01.2015 (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 15 Crystal Meth in Deutschland – Eine Konsumepidemie? - - - - Epidemiologische Daten schwierig auszumachen, da selten Differenzierung von Amphetaminen und Methamphetaminen Deutschlandweiter Konsum von (Meth-) Amphetaminen gleichbleibend (Drogen undSuchtbericht 2014) Starke regionale Unterschiede und Ballungen („Pick-up“-Markt) Wachsende Problematik speziell in Bundesländern nahe der Grenze zur Tschechischen Republik: gesamtdeutsche Sicherstellungen von Crystal Meth zu über 50 % in Sachsen, Bayern (28%), Thüringen (12%) (BKA, 2013) Über 55% der Beratungsfälle in der ambulanten Suchthilfe in Sachsen waren 2013 Crystal Meth abhängig (SLS e.V., 2014). (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 BKA, 2013 16 SLS Bericht „Sucht 2013“, Dresden, 2014, S. 20 (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 17 Crystal Meth in Deutschland: Beratungsanteil Stimulanzien (v.a. Crystal) in Gesamtdeutschland und Sachsen im Vergleich (SLS E.V., 2014) (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 18 2013 ,S.56 (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 19 Crystal Meth in Deutschland: Konsumentengruppen • Personengruppen mit missbräuchlichem Konsum von Methamphetaminen in Deutschland (Millin et al., 2013): • • • • Freizeitkonsumenten („Partyszene“) Konsumenten in schwulen Communities Konsumenten mit besonders riskanten Konsumgewohnheiten Personen mit psychischer Komorbidität und Traumatisierungen • Konsumenten in Zusammenhang mit Schule, Ausbildung und Beruf (Leistungssteigerung, Eskapismus) • Konsumierende Eltern, insbesondere junge Mütter (vgl. „Young Mums“, Klee, 1997) (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 20 Ergebnisse der „Illinois Studie“ Psychische Gesundheit der Kinder (Haight et al., 2009) • Trauma Checklist for Children: 86% erreichten auf mindestens einer Subskala den Grenzbereich oder klinisch relevanten Bereich. • Child Behavior Checklist (CBCL): 52% der Kinder erreichen ein Gesamtergebnis im Grenzbereich oder klinischen Bereich. Relevante Subskalen dabei: Aggression, Rückzug und Depression. (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 21 Projekt „Crystal und Familie“ (Sachsen 2014-15), gefördert durch BMG Beteiligt sind vier Suchtberatungsstellen im westlichen Sachsen (Leipzig, Chemnitz, Zwickau, Vogtland) mit insgesamt mehr als 2.000 Beratungsfällen (ca. 450 für CM) jährlich. Diese sind eng vernetzt mit Jugendhilfe und Suchtentwöhnungskliniken. (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 22 Projekt „Crystal und Familie“ (Sachsen 2014-15) (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 23 Gründe für eine verstärkte Beschäftigung mit dem Thema Methamphetamin und Familie (1) Regional steigende Fallzahlen bei Konsumenten in heterosexuellen Beziehungen und Familien (2) Höhere Kinderzahlen bei Konsumenten und Abhängigen (3) Mehr psychotische Episoden und Komorbiditäten (4) Höhere Aggressivität der Konsumenten (5) Volatileres Elternverhalten (6) Mehr Aggressivität und Gewaltverhalten (7) Mehr elterliche psychische Unerreichbarkeit aufgrund von Substanzwirkung, Schlafstörungen, psychotischen Episoden (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 24 Die Phasen des „Crystal und Familie“ – Projekts (Sachsen 2014-15) (1)Fokusgruppen mit Beratern und Therapeuten (N > 20) (2)Analyse der Fallakten aus vier Beratungsstellen in Sachsen (N = ca. 250) (3)Kindbezogene Daten und Mutter-KindBeziehungsmerkmale (N= 15-20?) (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 25 Projekt „Crystal und Familie“ (Sachsen 2014-15) Phase 1: Fokusgruppen mit Suchtberatern und Fachkräften in der Arbeit mit CM-abhängigen Patienten, insbes. Eltern. Beteiligt: N = 20 Dauer: ca. 4 Std. Resultate: Proaktive familienbezogene Arbeit mit CM-abhängigen Eltern erhöht (1) die Behandlungsmotivation und Compliance, (2) erhöht die Zahl der Erziehungshilfemaßnahmen in den betroffenen Familien und (3) vermindert tendenziell die Zahl der Fremdunterbringungen betroffener Kinder, (4) verbessert die lokalen Hilfenetzwerke. (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 26 Projekt „Crystal und Familie“ (Sachsen 2014-15) Phase 2: Analyse der Fallakten (2013-2014) in vier sächsischen Beratungsstellen. Kritierien: CM-Abhängigkeit, Elternschaft, (nicht) zusammenlebend. Zahl der CM-Abhängigkeitsfälle insgesamt: ca. 450, davon mit Kindern ca. 280. (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 27 Projekt „Crystal und Familie“ (Sachsen 2014-15) Die Arbeit mit methamphetaminabhängigen Patienten, die auch Eltern sind, ist implizit auch eine Kinderschutzarbeit. Diese setzt Kenntnisse über Gefährdungsszenarien und Reduktionsmöglichkeiten („suchtspezifische Empathie“) voraus. (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 28 Relevante Merkmale in Familien mit Crystal-Meth-abhängigen Eltern (N=150) Hohe Traumatisierungsquote der Elternteile in ihrer Kindheit (> 60%) Akute häusliche Gewalt in 37% aller Fälle Hohe Zahl suchtkranker Eltern (ca. 55%) Durchschnittsalter der Eltern: 28.5 Jahre Durchschnittlich seit 9.7 Jahren CM konsumiert Durchschnittlich 1.9 Kinder, davon 45% in Fremdunterbringung Durchschnittsalter der Kinder 6.3 Jahre Vorläufige Ergebnisse: Crystal-Meth und Familie-Studie mit Unterstützung des BMG (Klein, Dyba & Moesgen, (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 29 2015) Relevante Merkmale in Familien mit Crystal-Meth-abhängigen Eltern (N=150) 91% zuletzt nicht berufstätig 97% der Partner konsumieren auch CM 80% nasale Applikation von CM 75% multipler Substanzkonsum 50% längere Abstinenzphasen während der Beratungszeit Vorläufige Ergebnisse: Crystal-Meth und Familie-Studie mit Unterstützung des BMG (Klein, Dyba & Moesgen, (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 30 2015) Verhaltensänderungen bei Crystal Methabhängigen Eltern I (N=150) 75% der Fälle: Irrationale Entscheidungen und Verhaltensweisen Gereiztheit, Agitiertheit, geringe Frustrationstoleranz Gedächtnislücken, Konzentrationsprobleme Stimmungsschwankungen Antriebsarmut, depressive Phasen Übermäßig lange Wach- bzw. Schlafphasen Aggressiv, körperlich und verbal Vorläufige Ergebnisse: Crystal-Meth und Familie-Studie mit Unterstützung des BMG (Klein, Dyba & Moesgen, (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 31 2015) Verhaltensänderungen bei Crystal Methabhängigen Eltern II (N=150) 50% der Fälle: Paranoides Denken Gefühle von Gleichgültigkeit dem Kind gegenüber Vernachlässigung (Kind, sich selbst) Handlungen der Kindesvernachlässigung Vorläufige Ergebnisse: Crystal-Meth und Familie-Studie mit Unterstützung des BMG (Klein, Dyba & Moesgen, (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 32 2015) Synopse der Verhaltensänderungen bei Crystal-Meth-abhängigen Eltern (N=150) (1) Neuropsychologische Veränderungen: Einschränkung der kognitiven Funktionen (2) Affektive Verflachung, „Unerreichbarkeit“ (3) Internalisierende Verhaltensprobleme: Depressivität und Rückzug (4) Psychotische Phasen (5) Unruhe, Impulsivität und Aggression Vorläufige Ergebnisse: Crystal-Meth und Familie-Studie mit Unterstützung des BMG (Klein, Dyba & Moesgen, (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 33 2015) Synopse der häufigsten Auswirkungen und Verhaltensprobleme bei Kindern von CMabhängigen Eltern (N=150) (1) (2) (3) (4) (5) Vernachlässigungssymptome Entwicklungsverzögerungen, Retardierungen Sprach- und Artikulationsstörungen Schlaf(rhythmus)störungen Externalisierende Verhaltensprobleme, besonders Jungen: Sozialverhalten, ADHS (6) Internalisierende Verhaltensprobleme, besonders Mädchen: Angst, Depressivität (7) Parentifziertes Verhalten (8) Persönlichkeitsauffälligkeiten (Frühformen von PS?) Vorläufige Ergebnisse: Crystal-Meth und Familie-Studie mit Unterstützung des BMG (Klein, Dyba & Moesgen, (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 34 2015) Projekt „Crystal und Familie“ (Sachsen 2014-15) Phase 3: Kindbezogene Daten und MutterKind-Beziehungsmerkmale. Derzeit noch laufend (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 35 Elterliche Suchtstörungen und Kindesentwicklung 5. Abhängigkeit von illegalisierten Drogen bei Eltern, insbes. Crystal-Meth abhängige Eltern und ihre Kinder: Unterschiede Kinder von CMEltern und alkoholabhängigen Eltern (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 36 Besonderheiten bei Kindern methamphetaminabhängiger Eltern I (im Vgl. mit Kindern alkoholabhängiger Eltern) Die Schädigungen bei Kindern drogenabhängiger Eltern sind in mehreren Bereichen gravierender als bei den Kindern Alkoholabhängiger. Dies resultiert aus folgenden Gründen: Die Kinder sind häufiger von der Abhängigkeit beider Elternteile betroffen, da bei Drogenabhängigen ein entsprechendes Partnerwahlverhalten viel üblicher ist als bei Alkoholabhängigen. Dadurch können die negativen Effekte des drogenabhängigen Elternteils nicht in ausreichendem Maß kompensiert (kein „Buffering“-Effekt) werden. Die Kinder sind häufiger von Trennungen und instabilen (Stief)Elternbeziehungen betroffen und wachsen entsprechend häufiger bei nur einem Elternteil, in der Regel der Mutter, auf. (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 37 Besonderheiten bei Kindern methamphetaminabhängiger Eltern II (im Vgl. mit Kindern alkoholabhängiger Eltern) Die Kinder erleben im Zusammenhang mit den Konsumfolgen der Eltern und der Beschaffungskriminalität mehr traumatische Situationen, z.B. Gewalt, Psychosen. Die Kinder sind häufiger in ihren frühen Lebensjahren von der Abhängigkeit eines Elternteils betroffen, was nach den Erkenntnissen der Entwicklungspsychopathologie ein stärkeres Entwicklungsrisiko mit sich bringt. Die Kinder erleben stärkere soziale Isolation und Ächtung, lernen weniger sozial förderliche Verhaltensweisen und erleben sich dadurch insgesamt in ihrem Selbstwertgefühl als instabiler und gefährdeter. (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 38 Besonderheiten bei Kindern methamphetaminabhängiger Eltern III (im Vgl. mit Kindern alkoholabhängiger Eltern) Die Kinder leiden stärker unter sozialer Marginalisierung der Familie, z.B. in Form von Armut, Arbeitslosigkeit, beengten Wohnverhältnissen. Durch die im Vergleich mit Alkoholabhängigen höhere elterliche Komorbidität laufen die Kinder Gefahr, häufiger eine doppelte Schädigung aufgrund des komplexeren Störungsbildes ihrer Eltern zu erleiden. In Einzelfällen erleiden Kinder Vergiftungen durch psychotrope Substanzen, die im Lebensumfeld der Eltern gewöhnlich den Status der Normalität besitzen. Aufgrund pränatal erworbener Schädigungen kommt es zu Retardierungen, kognitiven Beeinträchtigungen und Behinderungen. (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 39 Besonderheiten bei Kindern methamphetaminabhängiger Eltern IV (im Vgl. mit Kindern alkoholabhängiger Eltern) Aufgrund häufigerer elterlicher Nichterreichbarkeit (psychotische Phasen, manische Agitiertheit, Langschlafphasen) erleiden exponierte Kinder Schäden (z.B. Unfälle durch mangelnde Beaufsichtigung). (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 40 Elterliche Suchtstörungen und Kindesentwicklung 6. Beispiele von Best Practice – Modellen: Ideen, Möglichkeiten, Konzepte (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 41 Ziele in der Arbeit mit Kindern aus suchtbelasteten Familien Frühintervention: Behandlung der suchtkranken Eltern sollte routinemäßig Prävention/Behandlung der exponierten Kinder umfassen Problem- und Ressourcenidentifikation Nachhaltigkeit der Hilfen Steigerung des Selbstwerts (Persönlichkeitsschutz) Altersgerechte Psychoedukation Umfassender Kinderschutz (Kooperation der involvierten Helfer) Förderung der psychischen Gesundheit der Kinder (suchtspezifisch, suchtunspezifisch) (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 42 (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 43 Klein, Mösgen, Bröning & Thomasius, 2013 (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 44 Elterliche Suchtstörungen und Kindesentwicklung bei methampetaminabängigen Eltern Vorläufige Interventionsempfehlungen: Gefährdungsabschätzungen, kooperative Hilfeplankonferenzen Frühinterventionen Eltern-Kind-Gruppen zur Verbesserung des Erziehungsverhaltens und der Bindung, z.B. Feinfühligkeitstraining Resilienzförderung der Kinder Psychoedukation der Eltern, der Kinder (ab ca. 6 Jahren) Selektive Prävention, koordiniert mit Therapie der Eltern Sozialpädagogische präventive Kindergruppen (z.B. TRAMPOLIN JUNIOR) […] (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 45 Kontakt Prof. Dr. Michael Klein Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung Katholische Hochschule NRW Wörthstraße 10, 50668 Köln [email protected] (c) Michael Klein, KatHO NRW, DISuP, 2015 46