Vortrag_Alkohol_Gewalt__M

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© Michael Klein, KatHO NRW, DISuP,
2014
1
„Schlucken und schlagen“ – Behandlung
alkoholabhängiger Männer und Väter
Leitsätze des Beitrags:
Gewaltverhalten bei suchtkranken Männern und
Vätern …
1. … ist häufig und kein seltenes Phänomen.
2. … ist therapeutisch behandelbar.
3. … sollte im Rahmen einer (stationären od.
ambulanten) Suchttherapie behandelt werden.
4. … eine mögliche Rückfallfolge wie auch ein
möglicher Rückfallauslöser.
5. … Anlass für diagnostisches Routinescreening,
biographische Gewaltanamese und
© Michael Klein, KatHO NRW, DISuP,
komorbiditätsorientierte
Kombi-Behandlung.
2014
2
Historische Darstellung:
Alkohol und Gewalt, ca.
1880
„Schlucken und schlagen“ –
Behandlung alkoholabhängiger
Männer und Väter
1. Zum Verständnis von Gewaltverhalten
unter Substanzeinfluss
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2014
4
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2014
Daten aus Schweden
5
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2014
Daten aus Schweden
6
Straftaten unter Alkoholeinfluss (PKS,
2008)
Prozentanteil
der TV unter
Alkoholeinfluss
Widerstand gegen die
Staatsgewalt
Brandstiftung
Mord
Todschlag
KV mit Todesfolge
Schwere KV
0
20
40
60
80
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Gewaltkriminalität
insgesamt
7
Definitionen zum
Gewaltverhalten
Unterschied zu Aggression (Teilmenge)
Schädigung von Personen und Objekten
Intention und/oder Inkaufnahme
Verstärkerwert/Arousal
Proaktive/reaktive Handlung
aggressives
Verhalten
Gewalt
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8
Klassifikation von Gewaltformen
sexuell
psychisch,
verbal
physisch
autoaggressiv
strukturell
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9
Zusammenhang zwischen
Alkoholintoxikation, Alkoholabhängigkeit
und Gewaltverhalten
Bei 65% aller Gewalttäter zeigte sich eine akute
Alkoholisierung zum Tatzeitpunkt. Andererseits wurde mit
26% aller Untersuchten eine recht hohe Quote für
Alkoholabhängigkeit erreicht (Pillmann et al., 2000).
Chronische Alkoholintoxikation, die ein Kernmerkmal der
Alkoholabhängigkeit darstellt, ist oft mit Gewaltdelikten
assoziiert. Wäre dies nicht der Fall, so dürften entsprechend der Punktprävalenz in der
Gesamtbevölkerung - nur etwa 5% aller Gewalttäter
alkoholabhängig sein.© Michael Klein, KatHO NRW, DISuP,
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10
„Schlucken und schlagen“ – Behandlung
alkoholabhängiger Männer und Väter
2. Problemfelder alkohol- und
drogenassoziierter Gewalt
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11
Kindesmisshandlung (WHO, 2006)
USA: 35% der Täter(innen) hatten zum Tatzeitpunkt
Alkohol oder Drogen konsumiert.
Deutschland: 32% der Täter(inne) tödlicher
Kindesmisshandlungen waren zum Tatzeitpunkt unter
Alkoholeinfluss. 37% waren alkoholabhängig.
Kanada: Alkohol- und Drogenkonsum wurde in 34% aller
Fälle von „child welfare investigation“ berichtet.
London: Elterlicher Substanzmissbrauch wurde in 52%
aller Fälle von Familien des „child protection register“
berichtet, wobei Alkohol am häufigsten als Substanz
benannt wurde.
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1: http://www.who.int/violence_injury_prevention/publications/violence/en/index.html
2014
12
Partnergewalt (WHO, 2006)
USA: Opfer berichten von Alkoholisierung des
Täters in 55% aller Fälle.
England/Wales: Opfer berichten von
Alkoholisierung des Täters in 32% aller Fälle.
Australien: In 36% aller Fälle von Todschlag der
Partnerin stand der Täter unter Alkoholeinfluss.
Deutschland: 55% aller Fälle von Gewalt gegen
Frauen werden vom Täter unter Alkoholeinfluss
begangen.
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1: http://www.who.int/violence_injury_prevention/publications/violence/en/index.html
2014
13
Jugendgewalt (WHO, 2006)
Israel: 11-16-Jährige, die häufiges Binge drinking und
Betrunkenheitserfahrungen berichten, zeigen ein um das
Doppelte erhöhte Risiko für Bullying, ein fünffach
erhöhtes Risiko bei Schlägereien verletzt zu werden und
ein sechsfach erhöhtes Risiko, Waffen bei sich zu
tragen.
Finnland: Bei 45% aller Gewalttaten mit Jugendlichen (1218 Jahre) stand Täter und/oder Opfer unter
Alkoholeinfluss.
England/Wales: Junge Männer (18-24 Jahre) mit häufigen
Betrunkenheitsepisoden waren doppelt so oft in
Schlägereien verwickelt. Bei jungen Frauen betrug die
Quote das Vierfache.
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1: http://www.who.int/violence_injury_prevention/publications/violence/en/index.html
2014
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„Schlucken und schlagen“ – Behandlung
alkoholabhängiger Männer und Väter
3. Familienkontexte als Risiko für
alkohol- und drogenassoziierte Gewalt
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15
Kindliche Wahrnehmung (Steve, 8 Jahre)
der väterlichen Gewalt in der Familie
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16
Kindliche Wahrnehmung (Maria, 5 Jahre) der
väterlichen Gewalt gegen Objekte
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17
Elterliche Verhaltensstressoren für die
(psychische)
psychische) Gesundheit von Kindern in
Familien:
Familien: Risikotrias
Psychische Krankheiten
Suchtstörungen
Gewaltverhalten
Drogenabhängige Eltern weisen zu ca. 75% psychische
Komorbidität auf.
(vgl. Cleaver et al.,
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1999)
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Relevante Settings alkohol- und
drogeninduzierter Gewalt
Familie, insbesondere Kinder:
Kinder alkoholabhängiger Eltern
berichten konsistent von Gewaltverhalten
in ihren Familien, als Opfer und Zeugen.
33.0% berichten von häufiger physischer
Gewalt, 61.9% von regelmäßiger
psychischer Gewalt (Klein, 2008).
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Hast Du manchmal Angst vor dem Vater?
Elternteil mit
Alkoholdiagnose
ja
nein
gesamt
Vater
75
(59.5%)
51
(40.5%)
126
Stiefvater
8
(66.7%)
4
(33.3%)
12
Kontrollgruppe
4
(6.6%)
57
(93.4%)
61
Michael
Klein,klinischer,
KatHO NRW, DISuP,
N= 251;11- bis 16-Jährige©aus
nicht
2014
repräsentativer Schülerstichprobe
20
Relative Erkrankungsrisiken (OR) für Jugendliche in
alkoholbelasteten Familien [Lachner & Wittchen, 1997]
Elternteil mit
Alkoholdiagnose
Diagnose
Jugendliche
Nur Vater
Nur Mutter
Beide
Posttraumatische
Belastungsstörung
Depressive
Episode
Nur Vater
Nur Mutter
Beide
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Odds ratio
5.53
5.15
14.77
1.94
2.88
3.20
21
Konstellationen in
dysfunktionalen Familien
Die wichtigsten 9 ACEs sind:
(1)
(2)
(3)
(4)
(5)
(6)
(7)
(8)
(9)
Emotionaler Missbrauch
Körperliche Misshandlung
Sexueller Missbrauch
Emotionale Vernachlässigung
Körperlicher Vernachlässigung
Geschlagene Mutter
Elterliche Komorbidität
Elterliche Trennung und Scheidung
Elternteil im Strafvollzug
Dube et al., 2001
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Kategorien widriger Kindheitserfahrungen I
(adverse childhood experiences; ACE; Dube et al., 2001)
Kategorie widriger
Kindheitserfahrungen
Emotionaler
Missbrauch
Körperliche
Misshandlung
Sexueller
Missbrauch
Elterlicher
Alkoholmissbrauch
Kein Elternteil
Nur Vater
Nur Mutter
Beide Elternteile
Kein Elternteil
Nur Vater
Nur Mutter
Beide Elternteile
Kein Elternteil
Nur Vater
Nur Mutter
Beide Elternteile
Töchter Odds
%
Ratio
9.0
20.2
21.9
30.5
20.8
35.3
43.8
49.1
20.2
35.1
35.1
47.5
© Michael Klein, KatHO NRW, DISuP,
2014
1.0
2.3
2.4
3.7
1.0
1.9
2.6
3.3
1.0
2.0
1.8
3.1
Söhne
%
Odds
Ratio
5.9
14.7
11.4
21.6
24.7
38.6
43.0
52.2
15.8
21.7
29.1
19.8
1.0
2.5
1.8
3.9
1.0
1.8
2.1
3.1
1.0
1.5
2.2
1.3
23
Reviktimisierung: physische Gewalt in Kindheit, Jugend und
Erwachsenenalter; CTS, `manchmal/oft/sehr oft´;
N=309 (Männer 153, Frauen 156) [Zemlin, Klein, Kemmner &
Dornbusch, 2003]
Physische Gewalterfahrung in
Kindheit und Jugend
Keine physische
Gewalterfahrung in Kindheit
und Jugend
♂+♀
♂
♀
♂+♀
♂
♀
147
71
76
162
82
80
Von diesen haben im Erwachsenenalter physische Gewalt erlitten
32%
21,1% 42,1%
χ² ***, ETA
8%
= .302 © Michael
χ² **,
ETA = .270
Klein, KatHO NRW, DISuP,
2014
3,7%
χ² ***, ETA
12,5%
= .334 24
Erfahrung physischer Gewalt als Opfer und / oder
Täter; EGE, N=313 (Männer = 155, Frauen = 158)
[Zemlin, Klein, Kemmner & Dornbusch, 2003]
Patienten mit physischer
Gewalterfahrung
Patienten ohne physische
Gewalterfahrung
♂+♀
♂
♀
♂+♀
♂
♀
204
98
106
109
57
52
Von diesen haben selbst physische Gewalt angewendet (in %):
48,8% 63,3% 34,9%
χ² ***, ε
= .394
χ² ***, ε
9,2%
= .530
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2014
8,8%
χ² **, ε
9,6%
= .269
25
„Schlucken und schlagen“ –
Behandlung alkoholabhängiger
Männer und Väter
4. Noch mehr Probleme durch
komorbide psychische Störungen
(außer Sucht)? Ja, und zwar …
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26
Akute, chronische und
komorbide Effekte
Neben den Effekten akuter Intoxikation auf
das Sozial- und Interaktionsverhalten sind –
besonders bei Suchterkrankungen – die
chronischen Effekte (zB
Entzugs“stimmungen“) sowie die
komorbiden Effekte (zB
Persönlichkeitsveränderungen,
neuropsychologischer Abbau, prämorbide
Störungen) zu beachten.
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Antisoziales, expansives Verhalten
Differenzialdiagnosen für pathologische Aggressivität und aggressives Verhalten (Krampen,
2001)
Störung des Sozialverhaltens („SSV“; ICD-10: F91, auch F91.8/DSM-IV: 312.8, Achse I)
Auf den familiären Rahmen beschränkte Störung des Sozialverhaltens (ICD-10: F91.0)
Störung des Sozialverhaltens bei fehlenden sozialen Bindungen (ICD-10: F91.1)
Störung des Sozialverhaltens bei vorhandenen sozialen Bindungen (ICD-10:F91.2)
Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten/ Störung mit
Oppositionellem Trotzverhalten („SOT“; ICD-10: F91.3/ DSM-IV: 313.81, Achse I)
Störung des Sozialverhaltens mit depressiver Störung (ICD-10: F92.0)
Andere kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen (ICD-10: F92.8)
Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens (ICD-10: F90.1/ DSM-IV: 314.01, Achse I)
Anpassungsstörung mit vorwiegender Störung des Sozialverhaltens (ICD-10: F43.24/ DSMIV: 309.3, Achse I)
Pathologische Brandstiftung (Pyromanie; ICD-10: F63.1/ DSM-IV: 312.33)
Pathologisches Stehlen (Kleptomanie; ICD-10: F63.2/ DSM-IV; 312.32, Achse I)
Andere abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle/ Intermittierende
Explosible Störung (ICD-10: F63.8/ DSM-IV: 312.34, Achse I)
Dissoziale/ Antisoziale Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.2/ DSM-IV: 301.7, Achse I)
Emotional instabile Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.3)
Emotional instabile Persönlichkeitsstörung, impulsiver Typ (ICD-10: F60.30)
Emotional instabile Persönlichkeitsstörung, Borderline Typus (ICD-10: F60.31/ DSM-IV:
301.83, Achse II)
Sadomasochismus/ sexueller Sadismus (ICD-10: F65.5/ DSM-IV: 302.84)
Vorstellungen zur Beziehung
zwischen Alkoholintoxikation und
Gewaltverhalten
1.
2.
3.
4.
5.
Alkohol löst Aggression und Gewaltverhalten aus
Alkohol verstärkt die Gewaltbereitschaft
(„Risikoverdichtung“)
Alkohol löst mit erhöhter Wahrscheinlichkeit in
Interaktion mit situativen, kulturellen und
persönlichen Faktoren Gewaltverhalten aus
Alkohol dämpft die Gewaltbereitschaft
Gewaltverhalten verstärkt die Rauschwirkung des
Alkohols, kann aber auch alleine rauschartige Effekte
entwickeln
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2014
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Theoretische Erklärungsmodelle
(Psychologie)
Anxiolyse/Disinhibiton
Hemmungskonflikt
Herabgesetzte Reaktionsschwelle auf
Provokation und Frustration
Zustand verminderter
Selbstaufmerksamkeit
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30
Frühintervention bei Störungen des
Sozialverhaltens (SSV)
Störungen des Sozialverhaltens (SSV) treten
schon in der frühen Kindheit auf.
SSV sind meist schon im Vorschulalter
beobachtbar.
Da SSV und spätere Suchtstörungen teilweise
den gleichen Entwicklungspfaden
unterliegen, ist frühe SSV-Prävention/Intervention auch partiell Suchtprävention
Die Chancen der Frühintervention (Prävention)
bei SSV werden bislang kaum genutzt
(Ausnahme: Projekt
PAPILIO)
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2014
31
Frühintervention bei Störungen des
Sozialverhaltens (SSV)
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2014
32
Verminderung gewalttätigen
Verhaltens (nach Nolting, 2001)
1. Veränderung der Anreger für Gewalt (cue
control)
2. Umbewertung der Anreger (kognitive
Kontrolle)
3. Förderung der Aggressionshemmungen
(Antizipation der negativen Konsequenzen)
4. Erlernen alternativer Verhaltensweisen
(Selbststeuerung, körperliche Aktivitäten)
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2014
33
Strategien zur Reduktion alkohol- und
drogenassoziierter Gewalt
Interventionen auf sozialer/kultureller Ebene:
Erhöhung des Bewusstseins für Gewaltrisiken unter Substanzeinfluss
(„public health education“)
Erhöhung des legalen Alters zum Kauf alkoholischer Getränke (18 Jahre)
Entkriminalisierung der Drogenmärkte
Intoxikierte Personen stärker verantwortlich für die Folgen ihres Verhaltens
machen
Reduktion der Verfügbarkeit von Alkohol (z.B. Verkaufszeiten an
Tankstellen)
Erhöhung der Steuern auf alkoholische Getränke
Reduktion der öffentlichenStimuli für Alkohol und Gewalt (z.B. in den
Medien)
Werbebeschränkungen für Alkohol
Verbesserung der Information und Ausbildung von Schlüsselpersonen
(Lehrer, Polizisten, Wirte)
Modifikation der Verhaltensnormen für Selbstkontrolle unter Alkoholeinfluss
(Klein, 2007)
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2014
34
„Schlucken und schlagen“ –
Behandlung alkoholabhängiger
Männer und Väter
5. Das Behandlungsmodell TAVIM für
alkohol- und drogenabhängige,
gewalttätige Männer und Väter
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2014
35
Intrapsychische Motivlagen für
Gewaltverhalten bei alkoholabhängigen
Männern
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Subjektives Gefühl der Provokation
Beherrschungs- und Dominanzmotive
Impulsivität bei Unterkontrolliertheit
Explosive Durchbrüche bei ansonsten
Überkontrolliertheit
Soziale „Fehlwahrnehmungen“
Störungen der Emotionsregulation
Vermeidung von Ohnmachtsgefühlen
Modelllerneffekte aus Herkunftsfamilie und
Peergruppen; Mangel an
Verhaltensalternativen
Einsatzbereich des Manuals TAVIM:
Hilfe für Männer mit
Gewalt- und Alkoholproblemen
TAVIM-TP unterstützt Ihre Klienten dabei,
– sich besser zu beobachten (“Forscher werden”).
– aggressives Verhalten unter Alkohol zu verstehen.
– konkrete Copingstrategien anzuwenden, um alkoholbezogene
häusliche Gewalt zu reduzieren (Rückfallprävention).
– Erlerntes in den Alltag zu übertragen.
TAVIM-TP besteht aus 10 Gruppensitzungen, 4 Einzelsitzungen und 2
Familiensitzungen (optional).
TAVIM = Treatment of Alcoholic Violent Men (Klein et al., 2010)
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37
Kognitiv-behaviorales Präventionsprogramm
für alkoholabhängige Gewalttäter
1. Motivationsklärung und –förderung
2. Psychoedukation: Ärger – Alkohol – Aggression
3. Selbststeuerungs- und Selbstmanagementtechniken
4. Umgang mit Stress und Erregung
5. Veränderung der Aggressionstrigger
6. Veränderung alkoholspezifischer Erwartungen
7. Hochrisikosituationen
8. Problemlösetraining
9. Umgang mit schlechten Stimmungen
10. Synthese und Evaluation des Programms
Wie ist das Manual aufgebaut?
© Michael Klein, KatHO NRW, DISuP,
2014
39
Welche Risikofaktoren
bedingen alkoholbezogene
Gewalt?
© Michael Klein, KatHO NRW, DISuP,
2014
40
Erklärungsmodell für
alkoholbezogene häusliche
Gewalt
Bewertungen
Einstellungen
Ereignis/Trigger
Internal & External
Folge: Schaden
für sich und für andere
ALKOHOL
Verhalten
Aggression/Gewalt
© Michael Klein, KatHO NRW, DISuP,
2014
Gefühle
Erregung, Ärger
41
Ansätze, um häusliche
alkoholbezogene Gewalt zu reduzieren
Ereignis/Trigger
Internal & External
Folge: Schaden
für sich und für andere
Bewertungen
Einstellungen
Ressourcenorientierte
ALKOHOL
wertschätzende Haltung
Verhalten
Aggression/Gewalt
© Michael Klein, KatHO NRW, DISuP,
2014
Gefühle
Erregung, Ärger
42
Programm TAVIM*; Veränderungsund Therapiemodell
Event
Thoughts
Provocation
Frustration
Attitudes
Beliefs
Behaviour
Feelings
Aggression
Violence
Arousal
Anger
* TAVIM = Treatment of alcohol dependent
Michael Klein, KatHO NRW, DISuP,
violent men© (2008)
2014
43
Exemplarischer Ablauf TAVIM
Woche
1
2
3
4
5
6
7
8
9
G1
G2
G3
G4
G5
G6
G7
10 11 12
IS
S1
S2
G8
G8
S3
F 1*
IS = Introductory session, G = Group session, S = Single session,
© Michael Klein, KatHO NRW, DISuP,
F = Session with family members (*variabel)2014
G
10
S4
F 2*
44
TAVIM-Programm (2. Gruppensitzung)
© Michael Klein, KatHO NRW, DISuP,
2014
45
TAVIM-Programm (3. Gruppensitzung)
© Michael Klein, KatHO NRW, DISuP,
2014
46
Group session 4
Altering triggers: Understanding risk factors
1. Welcome and “conflict resolution check“
2. Evaluate previous week’s assignments
Each participant reported their experiences with
practising relaxation techniques during the
previous week. The therapist reinforced positive
experiences and wrote them down on the flipchart
(for example, a participant reported that the
relaxation exercise has been useful to sleep when
he was angry).
3. Introduce and cover the new session’s
content
Principal triggers defined by
The therapist collected participants’ triggers
the group:
(internal and external) on the flipchart:
participants made a list of anger – related and
•
Injustice
substances use -related triggers (recognising their
•
Lack of listening
similarity). Identifying antecedents of aggression
or alcohol use allowed participants to identify
•
Lack of comprehension
factors leading to violent behaviour. With
therapist’s aid participants recognised that the
•
Devaluation
trigger in itself is often relatively insignificant,
•
Inferiority
but thoughts about it are important.
© Michael Klein, KatHO NRW, DISuP,
2014
47
TAVIM-Programm (4. Gruppensitzung)
© Michael Klein, KatHO NRW, DISuP,
2014
48
© Michael Klein, KatHO NRW, DISuP,
2014
49
Kognitiv-behaviorales Präventionsprogramm
für alkoholabhängige Gewalttäter
Hinweise für Angehörige:
1. Reden Sie klar und deutlich mit Ihrem Partner, aber
vermeiden Sie es, zu schreien oder zu schimpfen
2. Drohen Sie nicht, sondern handeln Sie!
3. Lassen Sie sich nicht provozieren
4. Sprechen Sie in Ich-Sätzen
5. Bieten Sie Ihrem Partner Alternativen zur Auswahl an
(z.B. Gespräch oder Rückzug)
6. Wenn Sie die Situation als bedrohlich empfinden,
holen Sie Hilfe (Nachbarn, Polizei) oder verlassen Sie die
Situation (den Raum, die Wohnung, das Haus).
7
Literatur:
Pillmann,F., Ullrich, S., Draba, S., Sannemüller, U. & Marneros, A.
(2000): Akute Alkoholwirkung und chronische Alkoholabhängigkeit als
Determinanten von Gewaltdelinquenz. Nervenarzt 71, S. 715 – 721.
Taylor, S.P. & Hulsizer, M.R. (1998): Psychoactive drugs and human
aggression. In: Geen, R.G. & Donnerstein, E. (Eds.), Human
aggression. Theories, research, and implications for social policy. San
Diego, Academic Press, S. 139 – 167.
Wanberg, K.W. & Milkman, H.B. (1998). Criminal Conduct and
Substance Abuse Treatment. Strategies for Self-Improvment and
Change. The Provider´s Guide. Thousnad Oaks: Sage.
© Michael Klein, KatHO NRW, DISuP,
2014
51
Kursinhalte
Vaterführerschein (VAFÜ)
Forschungs- und Praxisprojekt
2015: Noch teilnehmende
Institutionen gesucht!
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2014
52
Kursziele
• Bezug zwischen
Lebensgeschichte und
Beziehung zum Kind
herstellen
• Spektrum elterlicher
(väterlicher) Aufgaben
erkennen
• Wissenskompetenz über
kindliche Entwicklung
verbessern
• Verantwortung für die
Suchterkrankung
übernehmen (besonders
gegenüber dem Kind)
• Verantwortung für die
aktuelle Lebenssituation und
das Vatersein übernehmen
• Elterlichen Selbstwert stärken
• Handlungs- und
Interaktionskompetenz
erweitern
• Ggf. Mediation
• Entwicklungsförderndes
Elternverhalten erwerben
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2014
53
Vaterführerschein (VAFÜ)
• Ich als Mann: Meine Geschichte, meine Stärken und
Schwächen, mein einzigartiges Profil
• Ich als Vater: Was kann ich gut, was weniger gut? Meine
Ziele, Prinzipien, Zukunft
• Ich als Junge: Ein Blick auf mein Gewordensein, meine
Geschichte, nötige Lösungen
• Ich und die anderen: Meine Beziehung zu meiner
Herkunftsfamilie, meinen Partnern und meinen Kindern
• Beziehungen führen: Meine Stärken, meine Schwächen,
mein Profil
• Ich und meine Gesundheit: Wie war´s? Wie wird´s?
• Ich und der Alkohol: Wozu? Woher? und Wie geht´s
weiter?
• Ich und meine Kinder: Was war? Was ist? Was wird?
KatHO NRW, DISuP,
54
Mut zur Zukunft? © Michael Klein,2014
Relevante Internetadressen
www.addiction.de
www.disup.de
Referent:
Prof. Dr. Michael Klein
Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen (KatHO NRW)
Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung (DISuP)
Wörthstraße 10
D-50668 Köln
Email: [email protected]
© Michael Klein, KatHO NRW, DISuP,
2014
55
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