C10 Protektive Massnahmen bei Patienten mit mäßigem Risiko – Protektive Isolation bei hohem Risiko Ziel Schutz der Patienten mit Leukopenie vor nosokomialen Infektionen durch protektive Massnahmen oder protektive Isolation. C10.1 Grundlagen Patienten mit verminderter Granulozytenzahl haben ein erhöhtes Risiko, an Infektionen zu erkranken. In Abhängigkeit der Grundkrankheit und des Alters der Patienten ist das Risiko einer Infektion unterschiedlich ausgeprägt. C10.2 Definitionen und Massnahmen C10.2.1 Definitionen: Neutropenie: Verminderung der neutrophilen Granulozyten: o Neutropenie nach Chemotherapie o Nicht-chemotherapiebedingte medikamentöse Agranulozytose o Erhaltungstherapien Leukämien o Aplasie in palliativen Situationen o Myelodysplasie C10.2.2. Maßnahmen: Zusätzlich zu den unten beschriebenen Massnahmen gelten immer die Standardmassnahmen. Aufklärung des Patienten und seiner Angehörigen C10.2.2.1. Händedesinfektion • Vor Betreten des Zimmers bzw. vor Patientenkontakt hygienische Händedesinfektion • Handschuhe, chir. Maske, Überschürze bei nahem Körperkontakt C10.2.2.2. Personal • Impfungen: o Impfung/Immunität gegen MMR und Varizellen o Hepatitis B o jährlich Grippe • Infektionen: o Obere Atemwege: Tragen einer chirurgischen Maske gemäss Standardmassnahmen im Patientenzimmer C10.2.2.3. Patient • Zimmer / Abteilung: o Behandlung vorzugsweise auf einer onkologischen oder medizinischen Abteilung o Vorzugsweise Einerzimmer mit eigener Nasszelle o Zweierzimmer mit Patienten ohne akute Infektion möglich (Besucher beachten) Spital Thurgau: Kantonsspital Frauenfeld / Kantonsspital Münsterlingen / Psychiatrische Dienste Thurgau / Klinik St. Katharinental 19.10.2016 Spital Thurgau Seite 2/2 Ambulante Bereiche (Ambulatorien, Notfallstation): Einhalten der Standardmassnahmen • Ernährung: o Keimarme Ernährung ist nicht notwendig, jedoch von der Konsistenz her den Schleimhautverhältnissen (enoral / Speiseröhre) anzupassen. o Trinken von Leitungswasser ist erlaubt. o Das Essplateau kann normal aus dem Zimmer herausgenommen werden • Mundpflege: o Thrombozytenzahl < 30`000 pro Mikroliter: Zahnhygiene nach jeder Mahlzeit mit weicher Zahnbürste und anschliessender Mundspülung mit Leitungswasser. Zahnbürste nach Gebrauch spülen und luftig, mit dem Bürstenteil nach oben, in ein Zahnglas stellen. o Thrombozytenzahl < 10`000 pro Mikroliter bei Zahnfleischinfiltrationen oder Blutung: Zahnbürste nicht benützen; 2x tgl. Gurgeln/Spülen mit Na Cl 0,9% Spüllösung(1 Lt.-Flasche patientenbezogen verwenden, 1 Woche haltbar)). • Körperpflege: o Duschen/Waschen: Milde Seife (desinfizierende Seifen sind nicht notwendig). o Hautpflege: Nach der Körperreinigung erfolgt die Hautpflege mit einer Körperlotion o Rasur: Elektrische Rasierapparate sind der manuellen Rasur vorzuziehen. • Untersuchungen und Aufenthalt ausserhalb des Zimmers: o Kontakte (Wartezonen) mit infektiösen Patienten sind zu vermeiden o das Tragen einer chirurgischen Maske ist empfehlenswert • Schnittblumen, Pflanzen und Trockengestecke: o Erlaubt, werden aber nicht vom Patienten selber gepflegt C10 2.2.4 Besucher • Akute infektiöse Erkrankung (z.B.: Infektion der oberen Atemwege, Körperausschlag): o Nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt, allenfalls Besuch mit chirurgischer Maske erlaubt. C10 2.2.5. Reinigung/ Flächendesinfektion • Gezielte Flächendesinfektion bei optischer Verschmutzung mit Körperflüssigkeiten • Tägliche Reinigung durch ENZLER • Bei Auflösung der Umkehrisolation, Schlussdesinfektion nicht notwendig C10 2.2.6 Wäsche • Normale Handhabung der Wäsche Literaturangaben: • Praktische Krankenhaushygiene und Umweltschutz/ Daschner, Dettenkofer, Frank, Scherrer/ 3. Auflage/ Springer Version 1 Verfasst K. De Martin Genehmigt Hygienerat Februar 2010 Aktualisiert Spital Thurgau: Kantonsspital Frauenfeld / Kantonsspital Münsterlingen / Psychiatrische Dienste Thurgau / Klinik St. Katharinental 19.10.2016