Therapie mit Ustekinumab Eine Information für den behandelnden Arzt Pat. Kleber: Indikation: Für diesen Patienten wird Ustekinumab empfohlen Morbus Crohn ( ) Ustekinumab (Stelara®) als Lyophylisat zur Auflösung in NaCl 0.9% Zur Beachtung: Ustekinumab ist nur zugelassen zur Behandlung von Patienten mit Morbus Crohn durch Ärzte, die in der Behandlung von CED erfahren sind. Gewicht ......................... kg Gesamtdosis initial ¨ ¨ ¨ 260 mg (= ≤55 kg) 390 mg (= >55 bis ≤85 kg) 520 mg (= >85 kg) Folgedosis: 90 mg nach 8 Wochen s. c., dann alle 12 Wochen, bzw. bei ungenügender Wirkung Intervallverkürzung (Mindestintervall 8 Wochen). Allgemeine Hinweise: Der Interleukin 12 und 23 Antikörper Ustekinumab wird seit ca. 2005 zur Behandlung des Morbus Crohn in Studien eingesetzt und ist seit 2016 dafür zugelassen. Seit 2009 besteht eine Zulassung bei Psoriasis und seit 2013 bei Psoriasisarthritis. Die zugelassenen Indikationen sind der mittelschwer bis schwer aktive Morbus Crohn des Erwachsenen, der entweder auf eine konventionelle Therapie oder einen der Tumornekrosefaktoralpha-Antagonisten unzureichend angesprochen hat, nicht mehr darauf anspricht oder eine Unverträglichkeit oder eine Kontraindikation gegen eine entsprechende Behandlung hat. Ustekinumab wird mit dem Ziel der Remissionsinduktion und -erhaltung gegeben. Die Behandlung erfolgt beim aktiven Morbus Crohn als initiale Infusionstherapie (Dosierung s.o.) und wird als subkutane Therapie zum Zeitpunkt 8 Wochen fortgesetzt, sofern keine Verschlechterung nach 6 Wochen beobachtet wird. Sofern ein Ansprechen nach 14 Wochen besteht, wird eine Dosierung alle 12 Wochen mit 90 mg s. c. empfohlen. Eine Verkürzung des Dosisintervalls kann auf 8 Wochen erfolgen, wenn die Wirksamkeit nicht ausreicht. Meistens tritt die Wirkung innerhalb von 6 Wochen ein, eine Wirkung sollte auf jeden Fall nach der zweiten Gabe erkennbar sein (Woche 14 nach Beginn), sonst muss von einer fehlenden Wirksamkeit ausgegangen werden. Erfahrungen mit Ustekinumab bei Schwangerschaft liegen bisher nicht ausreichend vor. Impfungen: Lebendimpfstoffe sollten während der Therapie mit Ustekinumab nicht verabreicht werden. Der Impfstatus sollte vor der Therapie überprüft und ggf. aktualisiert werden. Nicht-Lebendimpfungen unter immunsuppressiver Therapie gelten als sicher. Sofern bisher nicht geimpft und serologisch negativ, sollte eine Impfung gegen Hepatitis B, Grippe plus Schweinegrippe (jährlich), Windpocken, HPV und Pneumokokken erfolgen. Kontraindikationen: Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen des Herstellers. Zu den Kontraindikationen zählen neben einer Überempfindlichkeit auf Ustekinumab insbesondere eine aktive Tuberkulose oder andere klinisch relevante schwere Infektionen wie Sepsis oder opportunistische Infektionen.. Im Falle einer latenten Tuberkulose muss vor Beginn der Ustekinumab-Therapie eine Behandlung eingeleitet sein. Besondere Vorsicht ist geboten bei jeglicher Art von Infektionen, insbesondere einer latenten Tuberkulose, einer Hepatitis B (aktiv oder latent), sowie bei multipler Sklerose, systemischer Lupus erythematodes, Urtikaria, Tumorleiden oder lymphoproliferativen Erkrankungen sowie bei Schwangerschaft (s.o.). Wechselwirkungen: Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen des Herstellers. Untersuchungen vor Therapiebeginn: Labor: Blutbild + Diff. einschl. Thrombozyten, Kreatinin, GPT, γ-GT, Bilirubin, CRP, Hepatitis BSerologie, Urinstatus. Klinisch: körperliche Untersuchung, Lymphknotenstatus, Inspektion Mundhöhle, Röntgen Thorax, EKG, Sonographie des Abdomens (Ausschluss: Abszess), rektale Untersuchung Tbc: Eingehende Anamnese (incl. BCG-Impfung), Röntgen Thorax und laborchemischer bzw. klinischer Tbc-Test (Interferon-γ Release Assay/ELISPOT oder Tuberkulinhauttestung). Vorbereitungen zur Therapie: Notfallausrüstung und Notfallmedikamente zur Behandlung einer infusionsbedingten Reaktion müssen vor einer Infusion bereit sein (z. B. Antihistaminika i. v., Kortikosteroide i. v., Adrenalin i. v., Paracetamol, Intubationsbesteck, RR-Meßgerät) Durchführung der Therapie: Nach Berechnung der Anzahl von Durchstichflaschen (1 Flasche = 130 mg Ustekinumab = 26 ml) werden die kühl gelagerten Flaschen desinfiziert und das Volumen in ein 250 ml NaCl-Gefäß gebracht (Flaschenvolumen wird entnommen und dann mit Falscheninhalt ersetzt). Nach vorsichtigem Mischen erfolgt die Infusion über einen pyrogenfreien Inline-Filter (0,2 µm) über mindestens 1 Std. intravenös. Bei Beobachtung von Fremdpartikeln vor der Infusion darf keine Verabreichung erfolgen. Nachbeobachtung mindestens eine Stunde. Akute infusionsbedingte Reaktionen durch Ustekinumab treten extrem selten und dann innerhalb der Infusionszeit (eine Stunde) auf. Sofern die erste Infusion gut vertragen wurde, kann die zweite Gabe nach 8 Wochen s.c. erfolgen. Die weiteren Gaben erfolgen – nach nachgewiesener Wirksamkeit der Therapie – alle 12 Wochen, bei Wirkverlust ggf. alle 8 Wochen. Überwachungsprogramm während der Therapie: Die Überwachung nach Therapie sollte engmaschig erfolgen (mind. nach 6, 14 Wochen und dann alle 12 Wochen): Befragung und klin. Untersuchung: Photosensitivität, Husten, Dyspnoe, Infekte, Depression, gastrointestinale Symptome, Lymphknotenveränderungen, RR, Lungen-Auskultation. Laborbestimmungen: Blutbild einschl. Thrombozyten, GPT, γ-GT, CRP Nebenwirkungen: Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen des Herstellers. Als wichtige, schwere Nebenwirkungen können allergische Reaktionen, opportunistische Infektionen, Depressionen, pustulöse Psoriasis und selten eine exfoliative Dermatitis auftreten. Häufig treten Kopfschmerzen, eine Nasopharyngitis und Infektionen der oberen Atemwege auf. Eine langfristige Nachbeobachtung sollte unbedingt erfolgen, da bisher sekundäre Malignomentstehungen nicht sicher ausgeschlossen werden können (Lymphknotenstatus, körperliche Untersuchung). Da vereinzelt über nichtmelanozytäre Hautmalignome bei Patienten unter Ustekinumab berichtet wurde, sollte auf konsequenten Sonnenschutz (Schatten oder sehr hoher Lichtschutzfaktor) geachtet werden. Patienten sind auf unbekannte Langzeitrisiken hinzuweisen. Durch eine Behandlung mit Ustekinumab kann eine Reaktivierung einer Tuberkulose evtl. auftreten. Bei Verdacht auf eine aktive Tuberkulose ist Ustekinumab abzusetzen, bis die Diagnose definitiv ausgeschlossen wurde. Das Vorgehen bei einer latenten Tuberkulose sollte entsprechend der RKI-Richtlinien erfolgen. Patienten sind auf Tuberkulose-Symptome speziell hinzuweisen. Vereinzelt ist es zu schwer verlaufenden Formen von Listeriose gekommen. Daher sollte der Patient auf Rohmilchprodukte 2 Wochen vor und mindestens 8 Wochen nach der Ustekinumab-Therapie verzichten. Bei Fragen rufen Sie uns bitte an: ................................................ Verfasser: Prof. Dr. J. C. Hoffmann, St. Marienkrankenhaus, Ludwigshafen, in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. D. O. Stichtenoth, Institut für klinische Pharmakologie, Medizinische Hochschule Hannover. Erstellung: 02.02.2017