Merkblatt Röteln in der Schwangerschaft

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Merkblatt
Röteln in der Schwangerschaft
Röteln sind eine hoch ansteckende Viruserkrankung und gehören zu den klassischen Kinderkrankheiten. Erreger ist das Röteln-Virus aus der Familie der Togaviren, das durch Tröpfcheninfektion (Niesen, Husten) übertragen wird. Das Virus dringt in die Schleimhaut der oberen Atemwege ein und vermehrt sich im Lymphsystem. Vom Zeitpunkt der Infektion bis zu den ersten
Krankheitszeichen vergehen zwei bis drei Wochen. Bei fehlender Immunität (durchgemachte
Erkrankung oder Impfung) können auch Erwachsene erkranken. In der Regel kommt es nicht zu
Komplikationen. Eine Ausnahme bildet eine Infektion während der Schwangerschaft
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Was bedeutet eine Rötelninfektion während der Schwangerschaft?
Erkrankt eine Schwangere an Röteln, kann sie das Virus über die Plazenta auf das Ungeborene übertragen, was je nach Stadium der Schwangerschaft zu einer Fehlgeburt oder schweren
körperlichen Missbildungen des Kindes führen kann (sogen. Röteln-Embryopathie).
Die Röteln-Embryopathie ist eine meldepflichtige Erkrankung.
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Welche Symptome treten bei Röteln in der Schwangerschaft auf?
Es kommt zu unspezifischen, grippeähnlichen Symptomen wie Kopfschmerzen und Lymphknotenschwellungen. Auch Gelenkschmerzen und leichte Gelenkschwellungen werden besonders bei jungen Frauen beschrieben. Zudem kann ein charakteristischer Röteln-Ausschlag,
der im Gesicht beginnt und sich über den Körper ausbreitet, auftreten. Nach ein bis drei Tagen verschwindet der Ausschlag in der Regel wieder. Nur selten treten bei der Schwangeren
selbst Komplikationen auf.
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Wie werden Röteln in der Schwangerschaft diagnostiziert?
Der Arzt kann eine Röteln-Infektion häufig schon aufgrund der Symptome vermuten, für die
Bestätigung der Diagnose ist jedoch in der Schwangerschaft eine zusätzliche Blutuntersuchung auf virusspezifische Antikörper erforderlich.
Um festzustellen, ob die Rötelninfektion auf das Ungeborene übertragen wurde, wird zudem
eine pränatale Diagnostik – das heißt eine vorgeburtliche Untersuchung – durchgeführt. Der
Nachweis des Röteln-Virus erfolgt über eine Gewebeprobe (Biopsie) der Fruchthülle oder
über eine Fruchtwasser-Untersuchung mittels Fruchtwasserpunktion. Ab der 22. Schwangerschaftswoche wird zusätzlich das Blut des Ungeborenen untersucht. Es ist wichtig, dass die
pränatale Diagnostik von einem auf diesem Gebiet erfahrenen Arzt durchgeführt wird.
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Wie lassen sich Röteln in der Schwangerschaft behandeln?
Röteln in der Schwangerschaft lassen sich nur symptomatisch behandeln. Das heißt, es steht
keine spezifische Therapie gegen das Virus zur Verfügung. So kann auch eine RötelnInfektion des Ungeborenen (Rötelnembryopathie) nicht therapiert werden.
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Hatte eine Schwangere ohne oder mit unklarem Immunschutz Kontakt zu einer mit Röteln infizierten Person oder vermutet dies, Besteht die Möglichkeit, Röteln-Immunglobulin (RötelnAntikörper) zu verabreichen. Diese Behandlung kann eine Rötelnembryopathie vermeiden.
Sie ist jedoch nur bis zu sieben Tagen nach dem Röteln-Kontakt sinnvoll und bietet keinen
absolut sicheren Schutz vor einer Infektion des Ungeborenen.
Stellt der Arzt während der ersten 17 Schwangerschaftswochen eine Röteln-Infektion der
Frau fest, kann ein Schwangerschaftsabbruch sinnvoll sein, da mit einer starken Schädigung
des Ungeborenen zu rechnen ist.
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Folgen für das Ungeborene
Die Häufigkeit und Schwere der Schäden ist abhängig vom Stadium der Schwangerschaft. Je
früher eine Röteln-Infektion in der Schwangerschaft auftritt, desto schwerwiegendere Schäden können auftreten. Bei Infektionen in den ersten acht Wochen der Schwangerschaft treten in 90 Prozent Schäden auf, während der 13. bis 28. Schwangerschaftswoche in 25 bis 30
Prozent.
Die schwerwiegendsten Schäden ruft eine Röteln-Infektion in den ersten vier Monaten einer
Schwangerschaft hervor.
Defekte, die bei dem ungeborenen Kind durch die Röteln-Infektion hervorgerufen werden,
werden unter dem Begriff Kongenitales Rötelnsyndrom (CRS) zusammengefasst. Besonders während der Entwicklung der Organe in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft
entstehen häufig Defekte an Herz (offener Ductus arteriosus), Augen (Katarakt) und Ohr (Innenohrtaubheit). Diese drei Defekte werden als Gregg-Syndrom bezeichnet. Weitere Folgen, die auftreten können, sind:
o Geringes Geburtsgewicht
o Eine Autoimmunerkrankung, die die Lebensdauer der Bluttplättchen (Thrombozyten)
verkürzt (thrombozytopenische Purpura)
o Vergrößerung der Leber und Milz
o Gehirnentzündung (Enzephalitis)
o Hepatitis
o Herzmuskelerkrankung (Myokarditis)
o Geringe Kopfgröße (Mikrozephalie)
Während eine Infektion in der vierten Schwangerschaftswoche in der Regel sämtliche hier
aufgeführten Erkrankungen des CRS hervorruft, entsteht bei einer Infektion in der 20. Woche
beispielsweise „nur “ eine Taubheit.
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Wie kann man Röteln in der Schwangerschaft vorbeugen?
Röteln kann mit einer Schutzimpfung, die laut Empfehlungen im Kindesalter erfolgt, vorgebeugt werden. Vor Beginn einer Schwangerschaft ist es ratsam, durch eine Blutuntersuchung
den Immunstatus prüfen zu lassen und gegebenenfalls die Röteln-Impfung nachholen zu lassen.
Eine Röteln-Impfung während einer Schwangerschaft ist nicht zu empfehlen.
Bei einer künstlichen Befruchtung können grundsätzlich Krankheitserreger übertragen werden. Da eine Röteln-Infektion während einer Schwangerschaft eine große Gefahr für das Ungeborene darstellt, ist ein Test auf Röteln-Antikörper vor einer künstlichen Befruchtung
Pflicht.
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Wird während einer Schwangerschaft festgestellt, dass kein ausreichender Schutz gegen Röteln besteht, empfiehlt es sich, den Kontakt zu Röteln-Erkrankten zu vermeiden. Diese Vorsichtsmaßnahme garantiert jedoch keinen sicheren Schutz vor einer Ansteckung. Denn auch
Menschen, die keine oder sehr schwache Symptome einer Röteln-Erkrankung aufweisen,
können infiziert sein und das Virus übertragen.
Für Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung:
Gesundheitsamt Schwarzwald-Baar-Kreis
Abteilung Gesundheitsschutz und Umweltmedizin
Schwenninger Straße 2
78048 Villingen-Schwenningen
Tel.: 07721 913-7190
Fax: 07721 913-8918
E-Mail: [email protected]
Stand: März 2012
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