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Eine besondere Waldviertlerin
Die Kreuzkröte (Bufo calamita oder Epidalea calamita) ist die am stärksten bedrohte
Amphibienart Österreichs. Hierzulande kommt sie nur an zwei Standorten vor:
im Naturpark Tiroler Lech und im niederösterreichischen Waldviertel. Text: Axel Schmidt
R
arität. Die Kreuzkröte findet bei
Gmünd im Waldviertel durch den
Sandabbau immer neue Habitate – hier gibt es eine Population­
mit etwa 500 Individuen. Die Tiere bevorzugen Lebensräume mit lockeren
Böden, hohen Temperaturen und wenig
Vegetation, da sie sich tagsüber wie auch
im Winter im Boden (im Winter bis fast 2 m
tief) vergraben. Früher fand man sie in Österreich an den Schwemmsandböden von
Bach- und Flussufern. Doch diese Lebensräume sind heute Mangelware. Ein Grund
mehr für die Kreuzkröte sich in Sekundärhabitaten wie Sandgruben und Steinbrüchen anzusiedeln.
die auch für ihre Namensgebung maßgeblich war. Sie ist nicht nur die seltenste Amphibienart in Österreich, sondern auch die
kleinste. Die durchschnittliche Kopf-RumpfLänge beträgt rd. 60 mm. Durch ihre für
Kröten ungewöhnliche Fortbewegungsart
des Laufens kann sie relativ große Distanzen zurücklegen und erreicht dabei eine
beachtliche Geschwindigkeit.
Lebensraum. Kreuzkröten nutzen im Allgemeinen seichte, vegetationsarme und gut
besonnte Kleingewässer zur Fortpflanzung.
In den Sandgruben bei Gmünd konnte beobachtet werden, dass die Kreuzkröten einen Aktionsradius von etwa einem Kilometer haben. Sie
zeichnen sich
Die vorwiegend nachtaktive Kreuzkröte ist die
auch als beeinzige ihrer Art, die läuft, anstatt zu springen. achtliche Kletterer aus und
Klein, aber oho! Die Kreuzkröte ist vorwie- überwinden teilweise steile Böschungen.
gend nachtaktiv und der einzige Frosch- Im Waldviertel sind die Kreuzkröten belurch, der läuft, anstatt zu springen. Das reits ab März aktiv. Die Fortpflanzung wird
augenscheinlichste Merkmal der Kreuz- durch warme Regennächte ausgelöst. Wie
kröte ist die markante gelbe Linie entlang die meisten heimischen Amphibienarten
des Rückens (umgangssprachlich: Kreuz), ist auch die Kreuzkröte auf Gewässer an-
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gewiesen, wenn es um die Fortpflanzung
geht. In den Sandhügeln bei Gmünd sind
die Gewässer sehr seicht und trocknen immer wieder aus.
Lautstarke Liebeswerbung. Um das daraus resultierende Risiko zu minimieren,
hat die Kreuzkröte die Laichzeit auf drei getrennte Perioden zwischen April und August aufgeteilt. Denn ohne diese Strategie
in Trockenzeiten wäre das Risiko, den gesamten Nachwuchs zu verlieren, besonders hoch. Die Männchen locken die Weibchen mit enorm lauten Rufen zu den Laichgewässern. Dies passiert nachts, während
die Männchen im seichten Wasser sitzen.
Nach der Paarung und der Eiablage wandern die Weibchen wieder ab, während die
Männchen bei den Gewässern ausharren.
Die seichten und austrocknenden Gewässer haben aber nicht nur Nachteile. Geringerer Räuberdruck und weniger Konkurrenz
sind die Vorteile. Wenig andere Amphibienarten nutzen derart seichte Gewässer. Die
Kreuzkrötenlarven sind sehr tolerant, was
die Wassertemperatur betrifft. Außerdem
haben sie die kürzeste Entwicklungszeit
vom Ei bis zur Metamorphose aller heimischen Amphibien. Bereits nach wenigen
Tagen schlüpfen die kleinen, dunklen Kaulquappen, die später anhand ihres hellen
Kehlflecks von anderen Krötenarten zu unterscheiden sind.
neter Lebensräume durch den Sandabbau tungsgebiet bei Gmünd werden bei Neugewird leider geringer. Etwas Abhilfe schaf- nehmigungen von Abbauflächen bescheidfen in jüngerer Vergangenheit behördlich mäßig die Anlage, die Pflege und das Moverordnete Ausgleichsflächen und Maßnahmen, die
Die Laichgewässer müssen erhalten,
im Zuge von Bewilligungsverjüngt und gepflegt werden.
verfahren umgesetzt werden
Gefährdung und Schutzmaßnahmen. müssen. Durch Schutz und
Die Kreuzkröte wird auf den Roten Listen Pflege ihrer Lebensräume kann die Kreuz- nitoring von Ersatzlebensräumen vorgefür Österreich und für Niederösterreich als kröte unterstützt werden.
schrieben. Diese sind im Vorfeld des Ge„vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Sie
nehmigungsverfahrens zwischen Projektist auch in Anhang IV der Flora-Fauna-Ha- Schutz und Pflege der Lebensräume. Er- werberInnen, Behörde und Fachleuten zu
bitat-Richtlinie verzeichnet. In Niederöster- forderlich sind die Erhaltung, Neuanlage diskutieren und auszuarbeiten. Damit sich
reich hängt das Vorkommen sehr stark vom und Pflege von vegetationsfreien, sonnen- die Pionierart auch weiter ausbreiten kann,
Angebot immer neuer Tümpel und geeig- exponierten, seichten Laichgewässern und sollen Wanderkorridore und Trittsteinbioneter Landhabitate in den Sandgruben bei den dazu gehörenden Landlebensräumen tope erhalten bzw. geschaffen werden. Die
Gmünd ab. Vor allem die lediglich ungefähr in Bodenabbaugebieten und Brachstellen. Vernetzung mit den Populationen der anDas bedeutet den Verzicht grenzenden Nachbarstaaten soll für den
auf Rekultivierungsmaß- genetischen Austausch sorgen. ←
Die Männchen locken die Weibchen
nahmen. Wenn die Bodendurch laute Rufe an die Laichgewässer.
abbaustellen nicht mehr Mag. Axel Schmidt, ein Kreuzkröten-Experte, begenutzt werden, sollten die treibt ein Ingenieurbüro für Biologie und Ökologie in
20 Tiere in Tirol sind trotz Schutzmaßnah- Laichgewässer und die Landlebensräume Weitra und ist als Lektor auf der Uni Wien zu Amphibienthemen tätig.
men und Nachzuchten nach wie vor stark durch entsprechendes Habitatmanagegefährdet. Im Waldviertel ist die Population ment verjüngt bzw. gepflegt werden.
seit Jahren stabiler mit beginnendem leicht
www.naturland-noe.at
negativem Trend. Der Anteil neuer geeig- Trittsteinbiotope erhalten. Im Verbrei- www.herpetofauna.at
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© SCHMID (3)
Sandgruben sind potenzielle Laichgewässer für die Erdkröte.
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