VLT entdeckt neue Art von Kugelsternhaufen - Max-Planck

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VLT entdeckt neue Art von Kugelsternhaufen
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18.Mai.2015 09:57
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(Garching) - Beobachtungen mit dem Very Large Telescope der ESO in Chile haben eine neue
Klasse „dunkler“ Kugelsternhaufen um die riesige Galaxie Centaurus A zu Tage gebracht. Diese
mysteriösen Objekte sehen normalen Sternhaufen zwar ähnlich, enthalten aber deutlich mehr
Masse und könnten entweder unerwartet große Mengen an dunkler Materie enthalten oder
tragen massereiche Schwarze Löcher in sich – keines von beiden hätte man erwartet,
geschweige denn verstanden.
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Kugelsternhaufen sind riesige kugelförmige Ansammlungen von Tausenden von Sternen
in Umlaufbahnen um den Großteil aller Galaxien. Sie zählen zu den ältesten bekannten
Sternsystemen im Universum und haben beinahe die gesamte Zeitspanne der
Entstehung und Entwicklung von Galaxien überlebt.
Matt Taylor, Doktorand an der Pontificia Universidad Catolica de Chile in Santiago und
Empfänger eines ESO-Stipendiums, ist Erstautor einer neuen Studie dazu:
„Kugelsternhaufen und die darin enthaltenen Sterne sind der Schlüssel zum Verständnis
von Entstehung und Entwicklung von Galaxien. Über Jahrzehnte hinweg dachten
Astronomen, dass all die Sterne in einem Kugelsternhaufen dasselbe Alter und dieselbe
chemische Zusammensetzung haben – aber wir wissen jetzt, dass es auch
merkwürdigere und kompliziertere Kreaturen unter ihnen gibt.“
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Die elliptische Galaxie Centaurus A (die auch als NGC 5128 bezeichnet wird) ist die der Milchstraße am nächsten
gelegene Riesengalaxie und steht unter Verdacht, nicht weniger als 2000 Kugelsternhaufen zu beherbergen. Viele
dieser Kugelsternhaufen sind deutlich heller und massereicher als jene etwa 150, die die Milchstraße umkreisen.
Anhand einer Stichprobe von 125 Kugelsternhaufen um Centaurus A führten Matt Taylor und sein Team mit dem
FLAMES-Spektrografen am Very Large Telescope der ESO am Paranal-Observatorium im Norden Chiles die bis dahin
genauesten Untersuchungen dieser Objekte durch [1].
Anhand dieser Beobachtungsdaten konnten sie die Massen der Sternhaufen ableiten [2] und verglichen dieses
Ergebnis mit der Helligkeit, mit der jeder einzelne der Haufen leuchtet.
Für einen Großteil der Sternhaufen konnten sie keinen überraschenden Zusammenhang feststellen. Wie erwartet
hatten die helleren auch eine größere Masse – wenn ein Haufen mehr Sterne enthält, hat er eine größere
Gesamthelligkeit und somit auch eine größere Gesamtmasse. Bei einigen dieser Kugelsternhaufen zeigte sich
allerdings ein seltsames Phänomen: Sie waren um ein Vielfaches massereicher als sie es entsprechend ihrer
Helligkeit hätten sein dürfen. Noch mysteriöser scheint die Tatsache, dass je massereicher diese ungewöhnlichen
Haufen waren, desto größer war der Anteil an Materie, der nicht sichtbar war. Irgendetwas in diesen Sternhaufen ist
also unsichtbar, verborgen und massereich. Aber was?
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Es gibt verschiedene Lösungsansätze dazu: Vielleicht enthalten die dunklen Sternhaufen Schwarze Löcher oder
andere dunkle stellare Überreste in ihren Kernen? Das könnte zwar einen Teil der versteckten Masse erklären,
allerdings könne das kein vollständiger Erklärungsansatz sein, erkannte das Team. Wie sieht es also mit dunkler
Materie aus?
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Koautor Thomas Puzia ergänzt: „Unsere Entdeckungen von Sternhaufen, die verglichen mit ihrer darin enthaltenen
Anzahl an Sternen eine unerwartet hohe Masse haben, deuten darauf hin, dass es verschiedene Arten von
Sternhaufen gibt, die sich in ihrer Entstehungsgeschichte unterscheiden. Auf den ersten Blick erscheinen manche
Sternhaufen wie 08/15-Haufen, aber im wahrsten Sinne des Wortes könnte mehr in ihnen stecken.“
Diese Objekte bleiben weiterhin ein Rätsel. Das Team beschäftigt sich in einer weiteren Studie mit der
Untersuchung von Kugelsternhaufen in anderen Galaxien und es deutet einiges darauf hin, dass solche dunklen
Haufen auch anderswo vorhanden sind.
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Matt Taylor fasst die Situation wie folgt zusammen: Wir sind über eine neue und mysteriöse Art von Sternhaufen
gestolpert! Das zeigt, dass wir immer noch viel über sämtliche Aspekte der Entstehung von Kugelsternhaufen zu
lernen haben.“
Endnoten
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[1] Bis heute haben Astronomen Sternhaufen nur in der Lokalen Gruppe so detailliert untersucht. Die
vergleichsweise geringe Entfernung macht dort direkte Messungen ihrer Massen möglich. Indem man das VLT und
FLAMES an seine Grenzen brachte, konnte die Masse von Kugelsternhaufen bei NGC 5128 – einer isolierten,
massereichen elliptischen Galaxie etwas außerhalb der lokalen Gruppe ca. 12 Millionen Lichtjahre entfernt – in einer
komplett anderen Umgebung abgeschätzt werden.
[2] Die FLAMES-Beobachtungen liefern Informationen über die Bewegungen von Sternen innerhalb des Haufens.
Diese Bahninformationen hängen von der Stärke des Gravitationsfeldes ab und können deshalb dazu genutzt
werden, die Masse des Haufens abzuleiten – Astronomen nennen solche Schätzungen dynamische Massen. Die
Lichtsammelleistung eines 8,2-Meter-Teleskops beim VLT-Hauptteleskop und die Fähigkeit von FLAMES mehr als
100 Haufen gleichzeitig beobachten zu können, war der Schlüssel dazu, die für die Untersuchung notwendigen
Daten sammeln zu können.
Zusatzinformationen
Die hier präsentierten Forschungsergebnisse von M. Taylor et al. erscheinen unter dem Titel "Observational
evidence for a dark side to NGC 5128’s globular cluster system" in der Fachzeitschrift The Astrophysical Journal.
Die beteiligten Wissenschaftler sind Matthew A. Taylor (Pontificia Universidad Catolica de Chile, Santiago; ESO,
Santiago de Chile), Thomas H. Puzia (Pontificia Universidad Catolica de Chile), Matias Gomez (Universidad Andres
Bello, Santiago de Chile) und Kristin A. Woodley (University of California, Santa Cruz, USA).
Die Europäische Südsternwarte (engl. European Southern Observatory, kurz ESO) ist die führende europäische
http://www.teachersnews.net/artikel/sek__ii/astronomie/031509.php
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VLT entdeckt neue Art von Kugelsternhaufen
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Organisation für astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Getragen
wird die Organisation durch 16 Länder: Belgien, Brasilien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich,
Großbritannien, Italien, die Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz und die
Tschechische Republik. Die ESO ermöglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfähige
bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt. Auch bei der Förderung internationaler
Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine maßgebliche Rolle. Die ESO verfügt
über drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Chile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf dem Paranal
betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfähigste Observatorium für
Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts und zwei Teleskope für Himmelsdurchmusterungen: VISTA, das
größte Durchmusterungsteleskop der Welt, arbeitet im Infraroten, während das VLT Survey Telescope (VST) für
Himmelsdurchmusterungen ausschließlich im sichtbaren Licht konzipiert ist. Die ESO ist einer der Hauptpartner bei
ALMA, dem größten astronomischen Projekt überhaupt. Auf dem Cerro Armazones unweit des Paranal errichtet die
ESO zur Zeit das European Extremely Large Telescope (E-ELT) mit 39 Metern Durchmesser, das einmal das größte
optische Teleskop der Welt werden wird.
Die Übersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach
Network (ESON), eines internationalen Netzwerks für astronomische Öffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler
und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedsländern (und einigen weiteren Staaten) vertreten sind.
Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie in Heidelberg.
Kontaktinformationen
Carolin Liefke
ESO Science Outreach Network - Haus der Astronomie
Heidelberg, Deutschland
Tel: 06221 528 226
E-Mail: [email protected]
Matthew A. Taylor
Pontificia Universidad Catolica de Chile
Santiago, Chile
Tel: +56-9-91912386
E-Mail: [email protected]
Thomas H. Puzia
Pontificia Universidad Catolica de Chile
Santiago, Chile
Tel: +56-9-89010007
E-Mail: [email protected]
Richard Hook
ESO, Public Information Officer
Garching bei München, Germany
Tel: +49 89 3200 6655
Mobil: +49 151 1537 3591
E-Mail: [email protected]
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Datum: 13.05.2015 | Autor: TeachersNews
Quelle: Max-Planck-Institut für Astronomie - Dr. Carolin Liefke Öffentlichkeitsarbeit
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