Diagnose psychovegetative Symptomatik/Dystonie Bei unseren Untersuchungen stolpern wir öfters auf die Diagnose psychovegetative Symptomatik/Dystonie. Wie können wir im Körper, im Rahmen des Systems die Diagnose weiterverfolgen? Vor dieser Diagnose stehen wir ratlos, weil wir nicht wissen, wo wir den „Hebel ansetzen“ sollen. Unter psychovegetativer Symptomatik/Dystonie wird verstanden: Kreislaufsystem Gefäße Konzentrationsschwäche usw. Zu den psychovegetativen Symptomen zählen auch: vermehrtes Schwitzen, kalte Hände und Füße, depressive Verstimmung, Reizbarkeit, Neigung zu niedrigem Blutdruck, etc. Es handelt sich um eine Reihe von Symptomen, die sehr oft schwer zuzuordnen sind. Ursachen: Ermüdung Nährstoffmangel Stress Hypodynamie Tagesablauf Therapie: Unterstützung des Kreislaufsystems Entspannung/Stresstherapie Zufuhr von Nährstoffen Psychovegetative Störungen oder das sog. psychovegetative Syndrom. Wie entstehen psychovegetative Störungen? Das vegetative Nervensystem kann definiert werden als die Gesamtheit aller Organe und Gewebe, die von vegetativen Nerven versorgt werden. Es ist dabei ein Teil des Gesamtnervensystems und fest eingebunden und komplex verschaltet mit den übrigen Strukturen des Nervensystems. Das vegetative Nervensystem beeinflusst die menschlichen Organe besonders bei aufkommenden Affekten, Emotionen und Gefühlen, wie z. B: Trauer, Freude, Wut, Ärger. Dabei werden vegetative Affekte verursacht, wie Erblassen und Erröten, Herzklopfen, Blutdrucksteigerung, Atemfrequenzsteigerung, Gänsehautbildung usw., Reaktionen also, bei denen Denk- und Erlebnisinhalte zu Affekten führen, die vegetative Erregungen bewirken und letztlich zu psychovegetativen Störungen führen können. Die menschlichen Organe werden von sogenannten sympathischen und parasympathischen Nervenfasern innerviert und damit nervlich versorgt und gesteuert. So ist z. B. für die Steigerung der Herzfrequenz der Sympathikus und für die Verlangsamung der Herzfrequenz der Vagusnerv verantwortlich. Erkrankungen in Form von psychovegetativen Störungen entstehen, wenn das seelische Gleichgewicht gestört wird und damit das ausgewogene Zusammenspiel des Sympathikus und Parasympathikus gestört wird. Psychovegetative Störungen zeigen sich als Krankheitssymptome vor allem in folgenden Organsystemen: Muskulatur und Skelettsystem Atmungsorgane Herz- u. Kreislaufsystem Haut Magen-Darm-Trakt Ausscheidungs- und Sexualfunktionen. Für psychovegetative Störungen sind vielfältige, wiederholt auftretende und häufig wechselnde körperliche Symptome charakteristisch. Die meisten Kranken haben eine lange und komplizierte Leidenskarriere hinter sich, ohne dass eine organische Ursache des Leidens tatsächlich gefunden wurde. Psychovegetative Störungen können sich auf jeden Körperteil oder jedes System des Körpers beziehen. Der Verlauf der psychovegetativen Störungen ist chronisch und führt häufig zu einer lang dauernden Störung im sozialen, zwischenmenschlichen und familiären Verhalten. Die ständige Beschäftigung mit den Symptomen der psychovegetativen Störungen führt zu andauernden Leiden und dazu, dass die Patienten mehrfach bei Ärzten vorstellig werden, sich zu Spezialisten überweisen lassen, in der Hoffnung, dass durch Zusatzuntersuchungen vielleicht doch eine organische Ursache des Leidens gefunden wird („Doctor shopping“). Typisch ist eine Schwierigkeit dieser Patienten, die ärztliche Feststellung zu akzeptieren, dass keine ausreichende körperliche Ursache für die körperlichen Symptome, sondern psychovegetative Störungen vorliegt. Psychovegetative Störungen: Häufig klagen Patienten über folgende Symptome Bauchschmerzen, Übelkeit, Gefühl von Überblähung, schlechter Geschmack im Mund oder extrem belegte Zunge, Klagen über Erbrechen oder Rückförderung von Speisen, Klagen über häufigen Durchfall. Atemlosigkeit ohne Anstrengung, Brustschmerzen. Auffälligkeiten beim Wasserlassen, vermehrter Harndrang, unangenehme Empfindungen im oder um den Genitalbereich, Klagen über ungewöhnlichen oder verstärkten vaginalen Ausfluss. Klagen über Fleckigkeit oder Farbveränderung der Haut, Schmerzen in den Gliedern, Armen, Beinen oder Gelenken, unangenehme Taubheit oder Kribbelgefühl und Jucken. Psychovegetative Störungen: Übersicht über Diagnostik und Therapie Psychovegetative Störungen mit überwiegend seelischen Ursachen: Es finden sich psychische Störungen ohne organische Grundlage bei einer normalen Realitätswahrnehmung. Das Verhalten ist nur in geringem Maße gestört, die Patienten erleben sich häufig nicht als krank; die Konflikte, die zur Krankheit der psychovegetativen Störungen führen, sind nur in geringem Maß verdrängt und stammen mehr aus der aktuellen Situation und weniger aus der frühen Kindheit. Die Symptome der psychovegetativen Störungen sind häufig diffus, lassen sich aber auf eine Leitsymptomatik zentrieren. Fast immer besteht eine vegetative Übererregbarkeit. Psychovegetative Störungen mit überwiegend körperlicher Symptomatik: Es liegen körperliche Störungen vor ohne Schädigung des Gewebes oder nachweisbarer physiologischer Funktionsstörungen, bei denen emotionale Faktoren in der Entstehung die entscheidende Rolle spielen. Die somatoformen Störungen werden meist an einem Organsystem besonders stark erlebt (Leitsymptomatik). Psychovegetative Störungen: Kopfschmerzen Kopfschmerzen ohne nachweisbare körperliche Ursache, plötzlich oder allmählich auftretend, für kurze oder längere Zeit anhaltend, ohne Seitenbetonung, ohne Lichtscheu und Erbrechen. Dazugehörige Begriffe: Funktionelle Kopfschmerzen, Spannungskopfschmerz. Psychovegetative Störungen des Herz-Kreislauf-Systems: Plötzlich oder allmählich auftretende Schmerzen in der Herzgegend, Druckgefühl, ohne nachweisbaren körperlichen Befund, verbunden mit diffusen Ängsten; schwankende Blutdruckwerte oberhalb oder unterhalb der Norm. Dazugehörige Begriffe: Psychogene Herz-Kreislauf-Störungen, Herzneurose, neurozirkulatorische Asthenie, somatoforme autonome Funktionsstörungen des Herz-Kreislauf-Systems, Da CostaSyndrom. Psychovegetative Störungen des Magen-Darm-Trakts: Beschwerden in der Magen-Darm-Gegend ohne nachweisbaren körperlichen Befund, verbunden mit Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung. Dazugehörige Begriffe: Somatoforme autonome Funktionsstörungen des Magen-Darm-Trakts. Magenneurose, psychogene Störung im Verdauungstrakt. Psychovegetative Störungen des respiratorischen Systems: Beschwerden bei der Atmung mit dem Gefühl, nicht genügend Luft zu bekommen, dabei Entwicklung von Angstgefühlen, aber ohne organische Atembehinderung durch Bronchialspasmen, oft verbunden mit einem vermehrten und vertieften Luftholen. Dazugehörige Begriffe: Psychogene Atemnot, psychogene Hyperventilation, somatoforme autonome Funktionsstörung des Atemsystems. Psychovegetative somatoforme Wirbelsäulensymptomatik: Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule mit Verkrampfung der Rückenmuskulatur ohne organische Veränderungen an der Wirbelsäule. Dazugehörige Begriffe: HWS-, BWS-, LWS-Syndrom. Psychovegetative Störungen im Urogenital-System: Störungen der Blasen-und Sexualfunktion ohne krankhaften Organbefund. Häufiges Wasserlassen, Erektionsstörungen. Dazugehörige Begriffe: Psychogene Miktionsstörung, Dyspareunie, Dysmenorrhoe, funktionelle Erektionsstörung. Psychovegetative Mischsymptomatik: Beschwerden im Herz- und Magenbereich in gleicher Intensität ohne krankhaften Organbefund. Dazugehörige Begriffe: Vegetative Dystonie. Psychovegetative Allgemeinstörung: Diffuse Beschwerden in verschiedenen Körperregionen von wechselnder Lokalisation und wechselnder Intensität. Dazugehörige Begriffe: Neurasthenie. Psychovegetative Störungen: Therapie Die Beschwerden des Patienten müssen ernst und angenommen werden; keinesfalls sollte versucht werden, dem Patienten seine Beschwerden auszureden oder ihm fragwürdige Sicherheit mit immer wieder neuen diagnostischen Maßnahmen zu geben. Kurzfristige Wiederholung operativer Untersuchungen eignet sich zum Ausschluss eines relevanten organischen Leidens weniger gut als wiederholte Suche nach Alarmzeichen und Alarmsymptomen. Die Leitlinien der Diagnostik sind „so viel wie nötig“ und nicht „so viel wie möglich“. Wenn ein Arzt bei einem Patienten organisch „nichts findet“, heißt das im psychosomatischen Sinne nicht, dass der Patient „nichts hat“. In der ärztlichen Anamnese ist auf den Zusammenhang von psychosozialen Belastungen und Beschwerden zu achten, des Weiteren darauf, ob andere, nicht organische Beschwerden vorliegen und in welchem Ausmaß Angst und Depression bis hin zu entsprechenden Störungen bestehen. Grundlage einer psychosomatischen Behandlung von psychovegetativen Störungen ist das vertrauensvolle ärztlich-psychosomatische Gespräch. Die wesentlichen Techniken sind Information, Aufklärung, stützende Begleitung und, je nach Bereitschaft des Patienten, das Gespräch über die konkreten beruflichen und privaten bio-psycho-sozialen Belastungen. Dies ist notwendig, um dem Patienten Zusammenhänge zwischen körperlichen Veränderungen und Befunden zu erklären, ihm einerseits Sicherheit bezüglich seiner Beschwerden zu geben und andererseits erste Schritte zur Veränderung des häufig rein organischen Erkrankungskonzeptes einzuleiten („Ja, ich merke, mir schlägt der Ärger auf den Magen!“). Verständnis und Bereitschaft, die psychosomatische Dimension der Beschwerden anzuerkennen, müssen erarbeitet werden. Vorrangiges Ziel ist es, bessere Lebens- und Bewältigungsmöglichkeiten zu erarbeiten, die Symptome zu stabilisieren oder auch zu bessern. Die Therapie im Sinne der psychosomatischen Grundversorgung beinhaltet Zuhören, Ablenken, Ermutigen, Erarbeiten von Vorschlägen bis hin zur Berücksichtigung der sozialen, beruflichen und privaten Probleme. Psychopharmaka sind entsprechend der Zielsymptomatik (depressive Verstimmung, Unruhe, Ängste und andere) nur begrenzt einzusetzen. Dagegen haben Antidepressiva in mehreren Untersuchungen sehr gute Ergebnisse erbracht. Die Kombination unterschiedlicher Therapiemaßnahmen ist in einem Therapieplan mit dem Patienten individuell festzulegen. Bei Patienten mit stärkerer und chronifizierter Symptomatik liegen häufiger seelische Störungen vor, so dass ausführlichere psychotherapeutische Angebote notwendig sind. Häufig bestehen ausgeprägte soziale Lebenskonflikte, die vom Patienten allein nicht gelöst werden können.