Rituale und Brauchtum im Advent

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Rituale und Brauchtum im Advent
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Christrose – Mistelzweig – Stechpalme - Weihnachtsstern
Schon in vorchristlicher Zeit haben die Menschen immergrüne Zweige in
ihre Hütten und Häuser geholt. Das Grün sollte den freundlichen
Waldgeistern als Zuflucht für den Winter dienen und als Symbol der
ewigen Lebenskraft sollten die Zweige böse Dämonen verscheuchen.
Im Mittelalter wurden Häuser, Kirchen und Wirtshausschilder mit grünen
Zweigen bedeckt und mit Girlanden umwunden als Zeichen dafür, dass
Christus wie eine zarte Pflanze aufblühen und immer grün bleiben würde,
bis in alle Ewigkeit. Dieser grüne Schmuck blieb von Advent bis
Lichtmess.
Die Christrose (lat. Helleborus) gehört in die Familie der
Hahnenfußgewächse. Völlig unscheinbar führt sie ihr Dasein in unseren
Gärten. Kaum jemand beachtet die bräunliche Pflanze. Plötzlich aber,
wenn die Blätter der Bäume fallen, beginnt sie sich zu regen. Und wie
durch ein Wunder wächst sie in der kalten Jahreszeit heran. Kurz vor
Weihnachten öffnen sich ihre Knospen. Und schon darum ist sie mit dem
Weihnachtsgeschehen in Verbindung zu bringen. Die weiß blühende
Pflanze will uns an die „Blüte Jesse“ erinnern, die mitten im Dunkel der
unerlösten Welt aufblüht.
Die geheimnisvollen Kräfte der Pflanze waren schon im Altertum
bekannt, sie sollten vor bösen Geistern schützen und Pest heilen. Als
Orakelblume stellte man in der Weihnachtsnacht 12 Blütenknospen ins
Wasser, für jeden Monat eine. Öffneten sich die Knospen, wurde das
Wetter gut, die geschlossenen bedeuteten schlechtes Wetter.
Die Mistel war schon immer geheimnisvoll, weil sie nicht wie andere
Pflanzen aus der Erde wachsen sondern in Bäumen nisten und auch im
Winter grün bleiben. Erst wenn im Herbst die Blätter von den
Laubbäumen fallen, können wir die kugeligen Gespinste in den
Baumkronen erkennen. Sie wächst sehr langsam, so erreicht sie eine
Durchmesser von ca. 50 cm erst nach etwa 30 Jahren. Die weißen
Beeren der weiblichen Pflanze sind giftig.
Schon bei den Römern galt sie als Heil- und Fruchtbarkeitspflanze. Auch
von den keltischen Druiden wurde sie bereits 200 bis 300 Jahre v. Chr.
als heilig angesehen. Mistelzweige galten als Friedenssymbol und
sollten wegen ihrer besonderen Kraft Wunder wirken, Glück bringen und
vor allem böse Geister abwehren. Als Freundschaftssymbol wurden sie
in die Häuser der Nachbarn gebracht. Und wenn sich Feinde unter einem
Mistelzweig trafen, umarmten und versöhnten sie sich.
Noch heute macht sich die anthroposophische Medizin die Wirkkraft der
Mistel zu nutze.
In England ist die Mistel bis heute das wichtigste Weihnachtsgrün. Ein
Mistelzweig, unter dem Türrahmen aufgehängt, berechtigt alle, die
darunter zusammentreffen, sich zu küssen. Durch eifrige Blumenhändler
ist dieser Brauch auch zu uns gekommen. Wenn auch der Mistelzweig
hierzulande den Christbaum nicht verdrängen wird, werden sie in der
Adventszeit überall angeboten.
Die Stechpalme ist mit ihren stachligen Blättern Symbol der
Dornenkrone, mit ihren roten Beeren das Symbol der Blutstropfen Christi.
In England wird sie als männliche Pflanze betrachtet, während Efeu das
Symbol für das weibliche Anschmiegen und Anklammern ist. Im
Weihnachtsgrün wird also auch der Kampf der Geschlechter dargestellt.
Der Weihnachtsstern gehört heute in fast jeder Wohnung zur
Adventsdekoration. Ursprünglich aus Südamerika kommend bedeutet
sein mexikanischer Name „Florea de Noche Buena“, was soviel wie
„Blume der Heiligen Nacht“ heißt. Mit seinem grün der Blätter und den
leuchtend roten Hochblättern trägt er unsere adventlichen Farben.
Vor etwa 100 Jahren kam die Pflanze nach Europa. Neue Farben wurden
gezüchtet – aber ob rosa oder weiß, in seiner Eigenwilligkeit gelingt es
nur den wirklichen Könnern, ihn im nächsten Jahr wieder in voller
Schönheit leuchten zu lassen.
Aber Vorsicht: die Pflanze gehört zur Familie der Wolfsmilchgewächse.
Ihr austretender weißer Saft kann zu Hautreizungen führen und bei
Kontakt mit dem Mund vergiftungsähnliche Erscheinungen auslösen.
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