Rituale und Brauchtum im Advent 8 Christrose – Mistelzweig – Stechpalme - Weihnachtsstern Schon in vorchristlicher Zeit haben die Menschen immergrüne Zweige in ihre Hütten und Häuser geholt. Das Grün sollte den freundlichen Waldgeistern als Zuflucht für den Winter dienen und als Symbol der ewigen Lebenskraft sollten die Zweige böse Dämonen verscheuchen. Im Mittelalter wurden Häuser, Kirchen und Wirtshausschilder mit grünen Zweigen bedeckt und mit Girlanden umwunden als Zeichen dafür, dass Christus wie eine zarte Pflanze aufblühen und immer grün bleiben würde, bis in alle Ewigkeit. Dieser grüne Schmuck blieb von Advent bis Lichtmess. Die Christrose (lat. Helleborus) gehört in die Familie der Hahnenfußgewächse. Völlig unscheinbar führt sie ihr Dasein in unseren Gärten. Kaum jemand beachtet die bräunliche Pflanze. Plötzlich aber, wenn die Blätter der Bäume fallen, beginnt sie sich zu regen. Und wie durch ein Wunder wächst sie in der kalten Jahreszeit heran. Kurz vor Weihnachten öffnen sich ihre Knospen. Und schon darum ist sie mit dem Weihnachtsgeschehen in Verbindung zu bringen. Die weiß blühende Pflanze will uns an die „Blüte Jesse“ erinnern, die mitten im Dunkel der unerlösten Welt aufblüht. Die geheimnisvollen Kräfte der Pflanze waren schon im Altertum bekannt, sie sollten vor bösen Geistern schützen und Pest heilen. Als Orakelblume stellte man in der Weihnachtsnacht 12 Blütenknospen ins Wasser, für jeden Monat eine. Öffneten sich die Knospen, wurde das Wetter gut, die geschlossenen bedeuteten schlechtes Wetter. Die Mistel war schon immer geheimnisvoll, weil sie nicht wie andere Pflanzen aus der Erde wachsen sondern in Bäumen nisten und auch im Winter grün bleiben. Erst wenn im Herbst die Blätter von den Laubbäumen fallen, können wir die kugeligen Gespinste in den Baumkronen erkennen. Sie wächst sehr langsam, so erreicht sie eine Durchmesser von ca. 50 cm erst nach etwa 30 Jahren. Die weißen Beeren der weiblichen Pflanze sind giftig. Schon bei den Römern galt sie als Heil- und Fruchtbarkeitspflanze. Auch von den keltischen Druiden wurde sie bereits 200 bis 300 Jahre v. Chr. als heilig angesehen. Mistelzweige galten als Friedenssymbol und sollten wegen ihrer besonderen Kraft Wunder wirken, Glück bringen und vor allem böse Geister abwehren. Als Freundschaftssymbol wurden sie in die Häuser der Nachbarn gebracht. Und wenn sich Feinde unter einem Mistelzweig trafen, umarmten und versöhnten sie sich. Noch heute macht sich die anthroposophische Medizin die Wirkkraft der Mistel zu nutze. In England ist die Mistel bis heute das wichtigste Weihnachtsgrün. Ein Mistelzweig, unter dem Türrahmen aufgehängt, berechtigt alle, die darunter zusammentreffen, sich zu küssen. Durch eifrige Blumenhändler ist dieser Brauch auch zu uns gekommen. Wenn auch der Mistelzweig hierzulande den Christbaum nicht verdrängen wird, werden sie in der Adventszeit überall angeboten. Die Stechpalme ist mit ihren stachligen Blättern Symbol der Dornenkrone, mit ihren roten Beeren das Symbol der Blutstropfen Christi. In England wird sie als männliche Pflanze betrachtet, während Efeu das Symbol für das weibliche Anschmiegen und Anklammern ist. Im Weihnachtsgrün wird also auch der Kampf der Geschlechter dargestellt. Der Weihnachtsstern gehört heute in fast jeder Wohnung zur Adventsdekoration. Ursprünglich aus Südamerika kommend bedeutet sein mexikanischer Name „Florea de Noche Buena“, was soviel wie „Blume der Heiligen Nacht“ heißt. Mit seinem grün der Blätter und den leuchtend roten Hochblättern trägt er unsere adventlichen Farben. Vor etwa 100 Jahren kam die Pflanze nach Europa. Neue Farben wurden gezüchtet – aber ob rosa oder weiß, in seiner Eigenwilligkeit gelingt es nur den wirklichen Könnern, ihn im nächsten Jahr wieder in voller Schönheit leuchten zu lassen. Aber Vorsicht: die Pflanze gehört zur Familie der Wolfsmilchgewächse. Ihr austretender weißer Saft kann zu Hautreizungen führen und bei Kontakt mit dem Mund vergiftungsähnliche Erscheinungen auslösen.