Seite 1 von 3 Tunesische Landschildkröten Terrarienausstattung Wenn man sich ein Reptil der Gruppe der Landschildkröten als Haustier halten möchte, muß man bedenken, daß es zu den wechselwarmen Tieren gehört, das eine Stoffwechsel-Kerntemperatur von wenigstens 33 – 35 °C erreichen können muß. Erst bei dieser Temperatur sind im Körper alle lebenswichtigen Organfunktionen ausreichend möglich. Dazu sind diese Tiere auf die Wärmezufuhr von außen angewiesen (Sonne), da sie keine eigenen inneren Mechanismen zur Erwärmung ihres Körpers haben. Schildkröten leben in Gebieten mit wenigstens 2500 – 3000 Sonnenstunden pro Jahr (z. B. München hat nur ca. 1700 Sonnenstunden/Jahr). Bei ihrer artgerechten Haltung in unseren Breiten ist bei Tunesischen Landschildkröten deshalb neben einer entsprechenden Freilandhaltung im Sommer im beheizten Gewächshaus oder Frühbeetkasten eine überwiegende Haltung im Terrarium erforderlich. Zu den Europäischen Landschildkröten zählt man: 1. Griechische Landschildkröte (Testudo hermanni) 2. Maurische Landschildkröte (Testudo graeca ibera) 3. Breitrandschildkröte (Testudo marginata) 4. bedingt auch Russische Vierzehen Landschildkröte oder Steppenschildkröte (Testudo horsfieldii) Tiere aus Afrika sind insgesamt anders zu halten als Europäer und erfordern meist eine ganz andere Terrarien-Ausstattung, da sie bei uns oft nicht im Freiland gehalten werden können. Wie sieht diese Terrarienhaltung aus und was benötige ich an geeigneten Utensilien dafür ? Als "Terrarium" können jegliche Behälter dienen, die gut zu reinigen sind und in Größe und Format der Größe der Schildkröte entsprechen: Plastikboxen, Glasbehälter (Aquarium). Das Material muß Feuchtigkeit und Temperaturunterschiede vertragen können. Wichtig dabei ist, daß dieser Behälter oben offen ist, damit eine Ausstattung mit guten Beleuchtungslampen und Wärmestrahlern möglich ist, der Behälter innen nicht überhitzt und ein guter Luftaustausch möglich ist. Nur im Sommer sollte der Behälter evtl. , je nach Temperaturverhältnissen, teilweise oder ganz mit Glasscheiben abgedeckt werden, um eine entsprechnt nötige hohe Temperatur zu erreichen. Bitte verwenden Sie keine sog. "Terrarien" (Glaskasten mit Schiebetüren), die der Fachhandel im Allgemeinen anbietet. Diese Terrarien lassen keinen genügenden Luftaustausch zu, wie ihn Landschildkröten benötigen und die Innentemperatur ganzjährig zu hoch an, was nicht wünschenswert ist. Mindestgröße für ein einjähriges Jungtier mit 5 – 6 cm Körperlänge ist: 100 x 40 cm Grundfläche, 40 cm Höhe. Ich mache immer wieder die Erfahrung, daß junge Schildkröten erst dann richtig lebhaft sind, wenn sie in einem Behälter werden, der ihren Erkundungsdrang anregt. Zu kleine Terrarien dagegen bewirken einen Rückzug und die Tiere halten sich überwiegend in ihrem Versteck auf. Als Bodensubstrat eignen sich für Tunesische Landschildkröten nur Materialien, die nicht zu grob, gut trocken zu halten und leicht zu beschaffen sind und nicht schimmeln. Am besten geeignet ist ganz feine, sandige Lehmerde. Die Lehmerde kann leicht wieder abtrocknen, wenn sie feucht geworden ist. Nicht geeignet sind: Buchenholzspäne, Hamsterstreu, Katzenstreu, Hobelspäne, Kies, Rindenmulch, Blumenerde, Korkgranulat und alle synthetischen Materialien, wie z. B. Kunstrasenteppich, normale Gartenerde, ausser sie ist auf Lehmbasis und sandig genug. © Eva’s Tierparadies, Baumkirchner Str. 15, 81673 München Tel. 089/43670373 [email protected] www.nabeulensis.de www.evastierparadies.de 23.02.02 Seite 2 von 3 Als Versteckmöglichkeit bietet sich vor allem Korkrinde als Naturmaterial an. Sie ist leicht über jedes Zoofachgeschäft zu beschaffen und von ihrem Gewicht her leicht genug, damit sich die Schildkröten gefahrlos darunter verstecken. Außerdem ist sie extrem feuchtigkeitsbeständig, gut zu reinigen und preiswert. Alle Materialien, die lichtdurchlässig sind und leicht schimmeln, sind nicht geeignet. Da die Tiere gerne direkten Rückenkontakt zu ihrem Versteck haben wollen, sollten nicht zu hohe Unterschlupfmöglichkeiten angelegt werden, sondern solche, wo die Schildkröte gerade darunter hineinpasst. Um den Tieren das Gefühl von guter Tarnung zu geben, kann man das Terrarium gerne mit verschiedenen Sukkulenten ungiftigen Zimmerpflanzen ausstatten. Diese muß man jedoch leider immer wieder einmal auswechseln, weil die Pflanzen im Zimmerterrarium zu wenig Licht erhalten und gelb werden. Die Tunesische Landschildkröte hat in ihrem Biotop eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit von meist um die 75%. Werden die Tiere bei uns zu luft-trocken gehalten, neigen sie verstärkt zu Atemwegsproblemen (Schnupfen, Lungenentzüdung). Eine regelmäßig hohe Luftfeuchtigkeit kann am besten mit einem kleinen Ultraschallvernebler erzielt werden, der dann am besten noch über einen Regler (Hygrostat) geschalten wird, um die Luftfeuchtigkeit konstant hoch zu halten und eine zu hohe Feuchtigkeit zu vermeiden. Als Wärmequelle eignen sich Strahler, die neben Wärme gleichzeitig auch genügend hochwertiges Licht abgeben. Schildkröten verbinden helles Licht immer mit Wärme. Selbst bei wolkenverhangenem Himmel steht z. B. in Tunesien zehnmal mehr Licht zur Verfügung, als in einem hellen Zimmer bei uns an einem sonnigen Tag. Gute Lichtqualität ist für ein gut funktionierendes Hormongefüge. Schildkröten, die auf Dauer zu dunkel und zu kühl gehalten werden, verkümmern und sterben über kurz oder lang. Unter dem Wärmestrahler sollte am Terrarienboden mindestens eine Temperatur von 40°C - 45 °C herrschen. Um die Temperaturen immer im Auge zu behalten, verwendet man am besten gute Digital-Thermometer, die nebenbei auch noch die niedrigste und höchste Temperatur speichern können (= Min-MaxThermometer). Tunesische Landschildkröten sollten, je nach Raumtemperatur, evtl. eine Bodenheizung haben. Als Lichtquelle sind eigentlich nur hochwertige Strahler geeignet. Siehe unter Wärmestrahler. Dem Tageslicht an Lichtfarbe und –qualität am ähnlichsten sind HQI–Strahler, die leider recht teuer sind. Das Verhältnis Lichtausbeute / Stromverbrauch / Lichtqualität ist hier jedoch am besten. Als Ersatz dafür können auch HQL-Strahler verwendet. Die im Handel in letzter Zeit üblichen sog. "Reptilienleuchten" sind wegen ihrer schlechten Lichtqualität und geringen Lichtintensität für Schildkröten nicht geeignet. Das Terrarium sollte in jedem Fall in Fensternähe, aber nicht direkt hinter dem Fenster aufgestellt werden (vor allem nicht bei Südlage des Fensters), um Überhitzung zu vermeiden. Alle Beleuchtungs- und Wärmestrahler sollte man am besten mit einer Zeitschaltuhr automatisch regeln. Die Beleuchtungslänge beträgt im Sommer 14 Stunden, im Winter (außerhalb der WinterruheZeit) nur 10 Std.. Die Übergangszeiten werden entsprechend angeglichen. Besonders wichtig ist bei Reptilien die Versorgung mit UV-Strahlen. Erst sie bewirken die Umsetzung des Provitamin D3 und dadurch kann erst lebensnotwendiges Kalzium in die Knochen eingebaut werden. Bei UV-Mangel bekommen die Tiere Rachitis (Knochenerweichung) und wachsen unförmig und höckerig. Im Sommer bekommen die Tiere im Freiland genügend UV. In den langen Übergangszeiten und im Winter muß ein guter UV-Strahler die Sonne ersetzen können. Dafür bietet die Industrie sog. "UVLampen" an. Leider läßt die Qualität in vielen Fällen sehr zu wünschen übrig. Alle UVLeuchtstoffröhren verlieren schon nach 4 – 6 Wochen ihren UV-Anteil. Zum Teil stimmen die Angaben auf der Packung nicht einmal mit der tatsächlichen UV-Leistung überein (lt. Messungen der UniTierklinik München). Der einzige UV-Strahler, der für Schildkröten wirklich geeignet ist, ist die Ultra Vitalux von der Fa. Osram. Diese Lampe wird in einem Abstand von einem Meter täglich nur minutenweise eingesetzt. Anfänbgliche Bestrahlungsdauer sind 5 Minuten, maximale Bestrahlungsdauer © Eva’s Tierparadies, Baumkirchner Str. 15, 81673 München Tel. 089/43670373 [email protected] www.nabeulensis.de www.evastierparadies.de 23.02.02 Seite 3 von 3 sind 20 Minuten. Dafür kann die Schildkröte auch aus dem Terrarium herausgenommen und z. B. in einem Karton unter die Lampe gesetzt werden. Verschiedene Klettermöglichkeiten sind für Schildkröten besonders wichtig. Sie regen die Bewegungsfreude an, nutzen die Krallen ab und trainieren die Muskulatur. Dafür sind die verschiedensten Materialien geeignet: rauhe Steine, Wurzeln, Äste und Korkrinde. Wichtig ist dabei, daß die Kletterutensilien nicht unmittelbar neben dem Wärmestrahler liegen, damit die Schildkröte bei einem "Absturz" nicht auf dem Rücken liegend überhitzen kann. Um den Tieren ihre Umgebung etwas zu "begrünen", können gerne verschiedene Zimmerpflanzen in Töpfen in das Terrarium eingebracht werden. Dabei ist darauf zu achten, daß keine giftigen Pflanzen verwendet werden, da man immer damit rechnen muß, daß die Tiere die Pflanzen anfressen. Vor allem Jungtiere halten sich aus Angst vor Überhitzung und Fressfeinden gerne in schattigen Verstecken auf. Diese Verstecke sind meist ein ganz klein wenig feucht. Gerade kleine Schildkröten trocknen viel leichter aus, weshalb immer eine Bademöglichkeit angeboten werden sollte. Als Trink- und Badegefäße dienen alle möglichen Behälter, die von der Schildkröte erreicht werden können, aus denen sie leicht wieder herauskrabbeln können und gut zu reinigen sind: z. B. haben sich TonBlumentopfuntersetzer gut bewährt. Für ganz kleine Tiere kann man auch irgendwelche flachen Kunststoffdeckel zweckentfremden. © Eva’s Tierparadies, Baumkirchner Str. 15, 81673 München Tel. 089/43670373 [email protected] www.nabeulensis.de www.evastierparadies.de 23.02.02