Krankenkassen und Hygiene Symposium Get your disinfection Auftakt-Veranstaltung zur Kampagne „Händedesinfektion 2008“ 20. Februar 2008 in Essen Jürgen Malzahn AOK-Bundesverband Herausforderungen bei der Hygiene ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ These 1 Problemfelder und/oder Herausforderungen sind seit vielen Jahren bekannt: Händedesinfektion Antibiotikaeinsatz Umgang mit Devices MRSA Patienten Regelmäßige Kontrolle Ergebnistransparenz Jürgen Malzahn Abteilungsleiter St. Einrichtungen, Rehabilitation AOK-Bundesverband 2 Händedesinfektion In Deutschland treten ca. 500 000 Krankenhausinfektionen im Jahr auf. Diese Infektionen führen zu zusätzlichem Leid der Patienten,zur Verlängerung der Krankenhausverweildauer und damit auch zu zusätzlichen Kosten. Experten sind sich darüber einig, dass die wichtigste Maßnahme zur Vermeidung der Übertragung von Infektionserregern die sorgfältige Händedesinfektion ist. In vielen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass durch die Verbesserung der Händedesinfektion das Auftreten von Krankenhausinfektionen reduziert werden kann. Jürgen Malzahn Abteilungsleiter St. Einrichtungen, Rehabilitation AOK-Bundesverband 3 ANTIBIOTIKA UND RESISTENTE BAKTERIEN HASE UND IGEL (1) • 1929: Jan Flemming entdeckt das Penicillin 1941: Erste Staphylokokkus 1940: Penicillin als Arzneimittel aureus-Stämme resistent 1943: Streptomycin, Actinomycin gegen Penicillin 1947: Aminoglycoside, Chloramphenicol 1952: Makrolide 1950er: Penicillin wirkt nicht mehr gegen Staphylokokken 1958: Glycopeptide (Vancomycin) • 1959: Penicillinase-feste Penicilline • • • • • • 1988: Oxolidinone (Linezolid) 1961: erste Methicillin--resistente Stämme 1980: MRSA-Stämme+Resistenz gegen Aminoglycoside, Leicosamide, Makrolide, Tetracycline, Fluorchinolone,Sulfonamide 2002: erste Vancomycin-resistente Stämme Jürgen Malzahn Abteilungsleiter St. Einrichtungen, Rehabilitation AOK-Bundesverband 4 ANTIBIOTIKA UND RESISTENTE BAKTERIEN HASE UND IGEL (2) Multiresistenzen betreffen auch andere Keime: • Enterokokken als zweithäufigste nosokomiale Infektion • Tuberkulose • in den USA sind 70% der Pneumokokken resistent gegen Penicillin Jürgen Malzahn Abteilungsleiter St. Einrichtungen, Rehabilitation AOK-Bundesverband 5 Umgang mit Devices Modul DEVICE-KISS (Surveillance von Harnwegkatheter-assoziierten Harnweginfektionen und/oder ZVK-assoziierten Sepsis-Fällen in peripheren Stationen - Chirurgie, Innere Medizin, Gynäkologie, Geriartrie, Neurologie, Reha-Stationen) Seit Anfang 1997 werden im Krankenhaus-Infektions-SurveillanceSystem (KISS) des Nationalen Referenzzentrums (NRZ) für Surveillance von nosokomialen Infektionen von einer steigenden Zahl freiwillig am KISS teilnehmender Intensivstationen in ganz Deutschland nosokomiale Infektionen erfasst und Referenzdaten generiert. Jürgen Malzahn Abteilungsleiter St. Einrichtungen, Rehabilitation AOK-Bundesverband 6 MRSA Patienten Absolute Zahlen zur Prävalenz sind abhängig von der Erfassungsart und vom erfassten Krankenhauskollektiv mittlere Häufigkeit im Krankenhaus: 0,094/100 KH-Tage, Intensivstationen: 0,45/100 KH-Tage (MH Hannover 2003 für 53 Kliniken KISS (2003): 1.390/132.000 Patienten auf Intensivstation (1,1%) für 2003 Anstieg des Anteils MRSA an Staphylokokken. Bei Sepsitiden: 1997 8%, 2003: 30% Besiedlung von Altenheimbewohnern: 2,4%(1372 Bewohner aus 31 Heimen) Einzelfälle bis zu 11% Jürgen Malzahn Abteilungsleiter St. Einrichtungen, Rehabilitation AOK-Bundesverband 7 Regelmäßige Kontrolle Vielfach beschrieben – trotzdem richtig: Allein über die klassischen Fragestellungen der Hygiene sprechen hat positive Effekte. Aber zum 1. Der Mensch interessiert sich nicht dauerhaft für ein Sonderprojekt! Aber zum 2. Viele Kliniker lieben häufige Auftritte Personals für Krankenhaushygiene nicht (Eingriffe in die ärztliche Therapiefreiheit…) Effekt: Projekte bleiben oft Leuchttürme, die gutes leisten, aber denen alsbald der Strom ausgeht Jürgen Malzahn Abteilungsleiter St. Einrichtungen, Rehabilitation AOK-Bundesverband 8 Ergebnistransparenz Vergleichbarkeit und Ergebnistransparenz sind anerkannte Mittel, um einen dauerhaften Anreiz zum stetigen Bemühen zu setzten. Allerdings: Wer intensiv nach Keimen sucht – der wird sie auch finden. Augen zu und durch kann zu vermeintlich guten Ergebnissen führen. Jürgen Malzahn Abteilungsleiter St. Einrichtungen, Rehabilitation AOK-Bundesverband 9 WIRKSAME MAßNAHMEN (1) Hauptübertragungsweg ist das Personal am wirksamsten ist: • Händedesinfektion • Desinfektion der Röntgenschürzen, mobilen medizintechnischen Geräten, Computertastaturen etc. Jürgen Malzahn Abteilungsleiter St. Einrichtungen, Rehabilitation AOK-Bundesverband 10 WIRKSAME MAßNAHMEN (2) Verantwortungsbewusster Umgang mit Antibiotika • 50% der Hausärzte verschreiben Antibiotika bei Atemwegsinfekten, aber nur 20% der Atemwegsinfekte sind bakteriell bedingt • Reserveantibiotika werden schon primär angewendet • In USA wird Vancomycin in 66% der Fälle ohne hinreichende Diagnostik verwendet • Glycopeptide in der Tiermast Jürgen Malzahn Abteilungsleiter St. Einrichtungen, Rehabilitation AOK-Bundesverband 11 WIRKSAME MASSNAHMEN (3) • Screening von Risikopatienten • Isolierung von MRSA-Trägern und • Sanierung Am teuersten, Wirksamkeit am schlechtesten belegt. Für diese Maßnahmen sprechen die Erfahrungen aus Skandinavien und den Niederlanden („Search and destroy“) Jürgen Malzahn Abteilungsleiter St. Einrichtungen, Rehabilitation AOK-Bundesverband 12 ÖKONOMISCHE FOLGEN • Erhebliche Mehrkosten durch verlängerte Liegedauer, teure Reserveantibiotika • Durch DRG-Einführung ökonomisches Risiko für Krankenhäuser verschärft: Kosten liegen ca. 8000€ über den erstatteten Kosten • Seit 2004 Codierung mit ICD-10-GM möglich • U80! Staphylokokkus aureus mit Resistenz gegen Oxacillin ..“ • B95.6! Staphylokokkus aureus als Ursache von Krankheiten, die in anderen Kapiteln klassifiziert sind Jürgen Malzahn Abteilungsleiter St. Einrichtungen, Rehabilitation AOK-Bundesverband 13 Wirksame Maßnahmen sind bekannt, aber es gibt immer wieder neue Projekte… Eigentlich ist es klar, das immer neue Projekte auch als ein Ausdruck von Erfolglosigkeit gewertet werden können. Wie können die grundsätzlich gesicherten Erkenntnisse über die Schwachstellen im Hygiene zu regelbasiertem Handeln führen? Welche Voraussetzungen sind dafür erforderlich? Ich bitte um eine rege Diskussion! Jürgen Malzahn Abteilungsleiter St. Einrichtungen, Rehabilitation AOK-Bundesverband 14 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! http://www.aok-gesundheitspartner.de Jürgen Malzahn Abteilungsleiter St. Einrichtungen, Rehabilitation AOK-Bundesverband 15