G ES U N DH EI T Schmerzen, die an den Nerven nagen Ohrenschmerzen Der Gedanke an Ohrenschmerzen ruft bei vielen unschöne Kindheitserinnerungen wach. Ohrenschmerzen sind kein eigenes Krankheitsbild, sondern ein Symptom für bestimmte Ohrenkrankheiten. Grundsätzlich kann das Mittelohr, das Innenohr oder das äussere Ohr betroffen sein. Ohrenschmerzen haben verschiedene Ursachen. (fh) Ohren sind besonders schmerzempfindliche Organe. Die feine Haut im Ohr über den Knorpeln und Knochen ist von vielen Nerven durchzogen. Daher sind Erkrankungen im Ohr oft mit starken Beschwerden verbunden. Typische Symptome für eine akute Entzündung im Ohr sind heftige Schmerzen, Ohrgeräusche, Hörprobleme, Jucken und manchmal Ausfluss aus dem Ohr. Nicht selten führen Ohrenschmerzen auch zu Hörverminderungen und Schwindelgefühlen, da sich im Ohr das Hörorgan und das Gleichgewichtszentrum befinden. Ohrenschmerzen sind kein eigenes Krankheitsbild, es ist ein Symptom für bestimmte Krankheiten. Ohrenschmerzen haben also viele verschiedene Ursachen. Akute Mittelohrentzündung Entzündungen im Mittelohr und im äusseren Gehörgang sind die häufigsten Ursachen für Ohrenschmerzen. Besonders Kinder bis etwa acht Jahre sind vermehrt von Mittelohrentzündungen betroffen. Diese entstehen häufig in Verbindung mit einer Erkältung. Bakterien und Viren breiten sich von der Nasen- 16 Dezember 2013 oder Rachenschleimhaut bis ins Mittelohr aus. Durch die Schleimhautanschwellung entstehen Belüftungsstörungen und weitere Entzündungen. Das Trommelfell kann sich entzünden und sogar durchbrechen. Teilweise bildet sich ein entzündlicher Erguss hinter dem Trommelfell. Dieser Erguss und die Mittelohrentzündung können chronisch werden. Anzeichen für eine akute Mittelohrentzündung Typische Symptome bei einer akuten Mittelohrentzündung sind plötzlich auftretende heftige Ohrenschmerzen im erkrankten Ohr, häufig Fieber, Hörprobleme, Schwindel, allgemeine Krankheitsgefühle, Ohrgeräusche. Säuglinge können zudem auffällig nervös an ihrem betroffenen Ohr reiben und haben oft auch Durchfall und Erbrechen als Begleitsymptome. Ist das Trommelfell verletzt, kann eitriger Ausfluss aus dem Ohr fliessen. In diesem Fall lassen die Schmerzen häufig nach. Gehörgangsentzündung Die Anfälligkeit für Mittelohrentzündungen geht mit den Lebensjahren zurück. Wenn ein Erwachsener an Ohrenschmerzen leidet, hat es eher mit Problemen am äusseren Ohr und im äusseren Gehörgang zu tun. Bei jungen Erwachsenen ist bei Ohrenschmerzen die häufigste Ursache eine Gehörgangsentzündung. Oft ist hierfür eine übertriebene Ohrenreinigung verantwortlich. Reinigung mit Wattestäbchen oder spitzen Gegenständen kann zu kleinen Verletzungen mit nachfolgenden Infektionen führen. Bei Hautirritationen können Bakterien und Viren, aber auch Pilze, leicht eindringen. Mögliche Ursache für eine Gehörgangsentzündung können auch allergische Reaktionen beispielsweise auf bestimmte Stoffe in Ohrenschmuck oder Haarpflegemitteln sein. Typische Begleitsymptome Ohrenschmerzen können ganz unterschiedliche Ursachen haben. Daher gibt es je nach Diagnose auch eine Vielfalt von Begleitsymptomen: • Pochende, stechende Ohrenschmerzen • Hörprobleme bis zu Gehörlosigkeit • Ohrgeräusche • Druckempfinden • Juckreiz • Schwindel • Fieber • Allgemeine Grippesymptome • Durchfall und Erbrechen • Abgeschlagenheit • Allgemeine Gereiztheit • Gelblicher Ausfluss • Blutung aus dem Ohr Bei Ohrenschmerzen nicht lange auf die Zähne beissen und lieber einen Arzt konsultieren! Weitere Ursachen für Ohrenschmerzen Bei älteren Menschen kommt es vor, dass ein Ohrherpes die Ohrmuschel und den äusseren Gehörgang befällt und Schmerzen auslöst. Nervenentzündungen im Gesichtsbereich, Probleme an der Halswirbelsäule sowie Zahnund Kieferprobleme sind ebenfalls häufig verantwortlich für Ohrenschmerzen. Sehr selten sind Geschwülste oder Tumore im Nasen-Rachen-Raum Ursache für Beschwerden in den Ohren. Allerdings kann auch die Psyche eine Rolle spielen. Beispielsweise depressive Erkrankungen äussern sich häufig in körperlichen Beschwerden, dazu gehören auch Ohrgeräusche, Ohrenschmerzen und Schwindel. Barotrauma – plötzliche Ohrenschmerzen vom Fliegen oder Tauchen Viele Menschen kennen unangenehme Gefühle im Ohr während dem Fliegen. Beim Sinkflug eines Flugzeuges, beim Tauchen oder bei einer Bergfahrt mit der Gondel ändern sich die Luftdruckverhältnisse in der Umgebung innert kürzester Zeit. Das Mittelohr gleicht den entstehenden Unterdruck über die Ohrtrom- G E S UND HE I T pete aus. Gelingt dieser Ausgleich nicht, weil der Betroffene beispielsweise erkältet ist oder eine Nasennebenhöhlenentzündung hat, kann dass Trommelfell gar einreissen und das Innenohr beschädigt werden. Typische Symptome sind heftige Ohrenschmerzen und oft auch Schwindelgefühle sowie Ohrgeräusche, genannt Tinnitus. Der Betroffene muss umgehend von einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt behandelt und überwacht werden. Präventiv ist es sinnvoll, bei Erkältung möglichst nicht zu fliegen und aufs Tauchen zu verzichten. Für den Flug gibt es Ohrentropfen mit abschwellender Wirkung. Aber auch Kaugummi kauen, gähnen oder häufiges Schlucken kann den Druckausgleich unterstützen. Diese Entzündungen zeigen sich mit Schmerzen, Juckreiz, Hörproblemen, eitrigem Ausfluss oder geschwollener Ohrmuschel und müssen ärztlich behandelt werden. Zu vorbeugenden Massnahmen lässt man sich am besten von einer Fachperson beraten. Wann soll man zum Arzt? Besonders Säuglinge und Kinder mit Ohrenschmerzen gehören in ärztliche Kontrolle. Aber auch Erwachsene sollen nicht auf die Zähne beissen und lange abwarten. Auch wenn heute Mittelohrenzündungen meist von selbst heilen, ist es wichtig, andere Ursachen auszuschliessen und den Krankheitsverlauf zu beobachten. So Knall- und Explosionstrauma Ohrenschmalzpfropf – Fremdkörper im Gehörgang Schwimmerohr oder Badeotitis Viele Schwimmer kennen regelmässige Ohrenschmerzen nach dem Schwimmen. Viren, Pilze und Bakterien lieben feuchtes, warmes Milieu. Restfeuchtigkeit nach dem Baden oder Tauchen kann im Aussenohr ein Wachstum von Bakterien, Viren oder Pilzen verursachen. Die ätherischen Öle von Zwiebeln wirken entzündungshemmend und schleimlösend. Zwiebelwickel kann man grundsätzlich kalt oder warm anwenden. Wichtig ist, dass die Wickel immer nur auf das Ohr aufgelegt werden und niemals Zwiebeln in den Gehörgang gestopft werden. Der Wickel kann mit einem Stirnband oder einer Mütze fixiert werden. Leidet der Betroffene an einer Zwiebelallergie, dürfen diese Wickel auf keinen Fall angewendet werden. Kalter Wickel Man nimmt zwei Zwiebeln und zieht die Haut ab. Anschliessend hackt man die Zwiebel in kleine Stücke. Nun wickelt man die Stücke in ein sauberes Baumwolltuch und legt es auf das Ohr. Heftigste Lärmeinwirkungen bei einem Knall durch beispielsweise Schüsse oder 1.- AugustRaketen oder durch eine Explosion können einen Riss im Trommelfell verursachen und Schäden im Innenohr anrichten. Kurze, stechende Ohrenschmerzen, Schwerhörigkeit, Tinnitus, Druck- und Taubheitsgefühle oder gar Blutung aus dem Ohr sind typische Merkmale. Solche Patienten gehören umgehend in ärztliche Obhut. Ohrenschmerzen können selten auch durch einen Fremdkörper verursacht werden, der durch einen Arzt entfernt werden muss. Gerade Kinder stecken sich beim Spielen nicht selten kleine Gegenstände ins Ohr. Aber auch Insekten können sich in den Gehörgang verirren und dort unangenehme Reizungen und Schwellungen verursachen. Eine zu gut gemeinte Reinigung mit Wattestäbchen kann zu Ohrenschmalzpfropfen führen. Da wird der Ohrenschmalz, anstatt entfernt, im Gehörgang zusammengedrückt. Schmerzen, Hörverminderungen und Ohrgeräusche sind typische Folgen. Der Hals-Nasen-Ohrenarzt kann solche Fremdkörper oder Ohrenschmalzpfropfen meist schon bei der Untersuchung leicht entfernen. Zwiebelwickel – ein altbewährtes Hausmittel gegen Ohrenschmerzen können unangenehmen Komplikationen entgegengewirkt werden. Der Kinder- oder Hausarzt ist oft die erste Anlaufstelle bei Problemen mit den Ohren. Je nach Diagnose wird der Patient an einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt weiterverwiesen. Es kann sein, dass auch eine Untersuchung beim Neurologen, Zahnarzt oder Kieferorthopäden nötig wird. Die richtige Therapie Die Therapie richtet sich immer nach der Ursache. Der Arzt wird grundsätzlich die Ohren, aber auch Mund- und Rachenraum sowie die Halsregion gründlich untersuchen. Er wird den Patienten befragen über die Art der Schmerzen und über Begleitsymptome. Diese Informationen sowie weitere wichtige Angaben beispielsweise zu Alter, früheren Unfällen, Lebensweise, Grunderkrankungen und vielem mehr geben dem Arzt ein ganzheitliches Bild. Er wird die passende Be- Warmer Wickel Man nimmt ebenfalls zwei Zwiebeln und löst die Haut ab. Dann löst man von Hand Schicht für Schicht fein ab und bricht die grossen Teile in mittelgrosse Stücke. Für das Erwärmen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Am besten erhitzt man die Zwiebelstücke langsam über dem Wasserdampf. Dafür kann man sie in einen umgekehrten Kochtopfdeckel oder in ein Sieb geben und dies anschliessend über einem Topf mit kochendem Wasser erhitzen. Wenn es schnell gehen muss, kann auch mal die Mikrowelle nachhelfen. Kochen darf man die Zwiebel nicht direkt, da sonst die Wirkung der ätherischen Öle verloren geht. Anschliessend legt man die warmen Zwiebeln in ein Baumwolltuch und dann für gut eine Stunde oder länger ans Ohr. handlung festlegen. Bei einer Mittelohrentzündung genügt es meist, wenn der Betroffene sich schont und Schmerzmedikamente einnimmt, die zudem abschwellend und entzündungshemmend wirken. Antibiotika setzen die Ärzte heute nur noch gezielt ein bei schwereren Krankheitsverläufen oder um Komplikationen zu vermeiden. Bei Gehörgangsentzündungen werden teilweise auch kortisonhaltige Medikamente verschrieben. Chirurgische Eingriffe werden selten nötig, meist bei grösseren Verletzungen, Knochenentzündungen, Tumoren oder bei Zahn- und Kieferproblemen. Dezember 2013 17