Informationsblatt: Histamin-Unverträglichkeit Dipl. oec. troph. Gisela Klaus, Ernährungsberatung Reformhaus Leiden Sie häufig unter Kopfschmerzen oder Migräne? Vertragen Sie Rotwein und andere alkoholische Getränke nur schlecht? Reagieren Sie auf Hartkäse, geräucherte Wurstwaren, Schokolade, Tomaten? Haben Sie seit längerer Zeit Durchfälle? Haben Sie niedrigen Blutdruck? Bemerken Sie erhöhten oder unregelmäßigen Pulsschlag bei sich? Dann könnte es sein, dass Sie an einer Histamin-Unverträglichkeit leiden. Was ist Histamin? Histamin ist z. B. die Substanz in den Zellen von Brennnessel-Blättern, die bei Berührung zu Hautirritationen, rötungen und Juckreiz führt. Es ist ein biogenes Amin, das auch im menschlichen Körper in bestimmten Zellen (Mastzellen) enthalten ist. Daraus kann es – häufig im Zusammenhang mit Abwehrreaktionen des Immunsystems – freigesetzt werden und zu einer starken Durchblutung des betroffenen Gewebes führen, erkennbar durch intensive Hautrötung, Schwellungen oder Juckreiz. Das ist insbesondere häufig bei allergischen Reaktionen der Fall. Als Gegenmittel werden dann oft Anti-Histaminika verabreicht. Auch einige Lebensmittel enthalten Histamin: Entweder es ist natürlicher Bestandteil (- wie eben bei der Brennnessel, aber auch in Tomaten oder Spinat), oder es entsteht durch Reifungs- oder Lagerungsprozesse. So findet man es sowohl in Lebensmitteln, die durch Fermentation gewonnen werden (z. B. Sauerkraut, Wein, Bier, Käse) oder in leicht verderblichen tierischen, besonders proteinreichen Lebensmitteln (z. B. Fisch, insbesondere, wenn er nicht frisch ist). Hier erzeugen die Mikroorganismen Histamin, die das Lebensmittel (je älter, desto mehr) besiedeln. Wieder andere Lebensmittel führen zu einer verstärkten Histamin-Ausschüttung im menschlichen Körper. Was ist eine Histamin-Unverträglichkeit? Im gesunden Darm machen spezielle Enzymsysteme in der Darmwand (Diaminooxidase = DAO) das Histamin unwirksam. Wenn diese Enzyme fehlen, zu wenig vorhanden sind, die Durchlässigkeit der Darm-Schleimhaut durch bestimmte Lebensmittel erhöht ist oder aber durch ein Überangebot von Histamin, passiert dieses die Darmwand und kann zu vielfältigen, oft unspezifischen Symptomen führen: Unwohlsein, Durchfall, Magen-DarmBeschwerden, Kopfschmerzen, Migräne, Gesichtsrötungen, Müdigkeit, niedriger Blutdruck etc.. Auch Medikamente können Auslöser einer Histamin-Unverträglichkeit sein, weil sie die Aktivität der DAO bremsen, z. B: einige Hustenmittel (Schleimlöser), Schmerzmittel (Aspirin), Chemotherapeutika, blutdrucksenkende Mittel und Psychopharmaka. Ein längerer Verzicht (ca. 4 Wochen) auf histaminreiche Lebensmittel mit einem anschließenden Provokationstest erbringt am sichersten den Nachweis auf eine Histamin-Unverträglichkeit. Ungünstige Lebensmittel Lebensmittel, die durch mikrobielle Reifung (z. B. mittels Milchsäurebakterien oder Hefen) gewonnen wurden: reifer Käse oder gereifte Milchprodukte (je länger gereift, desto histaminreicher: Frischkäse, Quark, Butterkäse enthalten wenig, Emmentaler, Parmesan viel Histamin) Bier, Wein (besonders französischer Rotwein, Chianti, Muskat), Sekt, süße Alkoholíka (Likör, Portwein, Spätlesen) Sauerkraut evtl. Hefeextrakt (häufig in Brühe) getrocknete, geräucherte, gepökelte Wurstwaren (frisches Hackfleisch und Bratwurst enthalten weniger Histamin) Essig und in Essig eingelegte Lebensmittel (z. B. Essiggurken) Lebensmittel, die viel Histamin enthalten oder Histamin im Körper freisetzen: Fisch, Spinat, Tomaten, Erdbeeren, Bananen, Walnüsse, Erdnüsse, Ananas, Kiwi, Himbeeren, Orangen. Wichtig: Alkohol erhöht die Durchlässigkeit der Schleimhaut für Histamin! Aufgewärmte oder bei Zimmertemperatur gelagerte Lebensmittel werden histaminreicher! Schokolade, Zitrusfrüchte und Nüsse sind reich an anderen biogenen Aminen, die ebenfalls mittels DAO abgebaut werden. Sie können deshalb bei hohem Verzehr den Histaminabbau blockieren. Es ist nicht nötig, komplett auf histaminhaltige Lebensmittel zu verzichten. Erst ab einer gewissen Menge, die individuell unterschiedlich ist, treten die Symptome auf. Geeignete Lebensmittel Faustregel: Je frischer ein Lebensmittel, desto histaminärmer ist es in der Regel. Die meisten Gemüse, Getreide und frischen Milchprodukte enthalten eher wenig Histamin: Kartoffeln, Reis, Nudeln, Getreide Frische Milch, Buttermilch, Joghurt, Quark, Sahne, Frischkäse, Butter, junger Käse Salat, Blumenkohl, Broccoli, Chicoree, Feldsalat, Fenchel, Gurke, Karotte, Kohlrabi, Knoblauch, Kürbis, Mais, Mangold, Paprika, Pilze, Porree, Radieschen, Rosenkohl, Rotkohl, Sellerie, Spargel, Weißkohl, Zucchini, Zwiebel Äpfel, Pfirsiche, Pflaumen, Kirschen, Melone, Stachelbeeren, Blaubeeren, Papaya, Aprikose, Trauben, Datteln, Feigen Kräuter, Gewürze Wasser, Kräuter-, Früchtetee Vitamin B6 ist Coenzym der DAO Vitamin C hilft beim schnelleren Abbau von Histamin. Eventuell kann die reichliche Aufnahme dieser Vitamine Linderung verschaffen. Als Nahrungsergänzungsmittel ist das Enzym Diaminooxidase erhältlich.