Mammakarzinom - Krebsregister Bern

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Das Mammakarzinom
Marco Weber
Leiter Medizinische Kodierung
Krebsregister Kanton Bern
Universität Bern
Das Mammakarzinom
1. Einführung
1.1. Epidemiologie

Häufigste bösartige Tumorerkrankung bei Frauen

höchste Mortalität bei Krebserkrankungen

Höchste Inzidenzraten in Westeuropa, die niedrigsten Raten in Ostasien

Inzidenz weltweit (WHO, 2012)
• ca. 1.7 Millionen neue Fälle pro Jahr (25 % aller Krebsfälle)
• ca. 500 Tausend Todesfälle (15 % aller krebsbedingten Todesfälle)

Schweiz (BFS, 2007-11):
• Inzidenz 5518 neue Fälle pro Jahr
• Mortalität 1376 pro Jahr (ca. 25 %)
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
1. Einführung
1.1. Epidemiologie
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
1. Einführung
1.2. Risikofaktoren
Genetische Risikofaktoren
•
5-10 % aller Mammakarzinome sind durch eine genetische Veranlagung bedingt,
durch Mutation in einem der High-risk-Gene
•
Frauen mit Mutationen z. B. in BRCA1 oder BRCA2 erkranken rund 20 Jahre
früher und haben ein lebenslanges Risiko von 50-80 % für ein Mammakarzinom
Hormonelle Risikofaktoren
 Wachstum vieler Mammakarzinome wird durch die Sexualhormone Östrogen
und Progesteron beeinflusst

Hormonersatztherapie wegen Wechseljahresbeschwerden kann das Krebsrisiko
bis zu 45 % steigern

Erhöhtes Krebsrisiko bei Frauen mit früher Menarche (vor 12. Geburtstag) und
später Menopause (nach 55. Geburtstag)

Kontrazeption: noch unklar (Substanz? Dosis?). In einigen Studien 1.2-1.4-fach
erhöhtes reversibles Risiko bei Einnahme von mehr als 5 Jahren
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
1. Einführung
1.2. Risikofaktoren
 Geburt 1. Kind nach dem 30. Lebensjahr oder gar keine Kinder
 Uterus- oder Ovarialkarzinom in der Eigenanamnese
Andere Risikofaktoren
 Wichtigster Risikofaktor: weibliches Geschlecht
 Rauchen
 Übermässiger Alkoholkonsum
 Übergewicht (nach der Menopause)
 Fettreiche Ernährung
 Geringe körperliche Aktivität
 Alter (80 % aller Mammakarzinome im Alter ab 50 Jahren)
 Hohe mammographische Parenchymdichte mit ACR-Dichte III und IV
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Das Mammakarzinom
1. Einführung
1.3. Aufbau der weiblichen Brust
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
1. Einführung
1.4. Regionäre Lymphknoten
Level I (untere Axilla): LK lateral des
des M. pectoralis minor.
1. Paramammäre Lymphknoten
2. Axilläre Lymphknoten
Level II (mittlere Axilla):
Interpektorale LK
6. Interpectorale Lymphknoten
Level III (apikale Axilla): LK medial des
M. pectoralis min., infra-/supraklavikulär
3. Infraklavikuläre Lymphknoten
4. Supraclaviculäre Lymphknoten
5. Parasternale Lymphknoten
LK-Metastasen in anderen
Lokalisationen gelten als
Fernmetastasen
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Das Mammakarzinom
1. Einführung
1.4. Regionäre Lymphknoten
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
1. Einführung
1.5. Klinische Einteilung
oben
aussen
innen
aussen
unten
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
1. Einführung
1.5. Klinische Einteilung
Anatomische Region
ICD-10/ICD-O
Brustwarze und Warzenhof
C50.0
Häufigkeit
Rechts (ca.)
15 %
zentraler Drüsenkörper
C50.1
oberer innerer Quadrant
C50.2
15 %
Unterer innerer Quadrant
C50.3
5%
Oberer äußerer Quadrant
C50.4
55 %
Unterer äußerer Quadrant
C50.5
10 %
axillärer Anteil (Recessus axillaris)
C50.6
überlappende Lokalisation
(Tumor erstreckt sich über mind. 2 Unterregionen
oder liegt auf einer Quadrantengrenze, z. B. 6 Uhr)
C50.8
Mamma, nicht näher bezeichnet
(für multizentrische Karzinome)
C50.9
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
1. Einführung
1.5. Klinische Einteilung
Einteilung nach Anzahl und Lage bei multiplen Karzinomherden
 Multifokalität: multiple Karzinomherde in einem Quadranten
 Multizentrizität: multiple Karzinomherde in unterschiedlichen
Brustquadranten (als C50.9 erfassen, nicht C50.8, da nicht überlappend)
In-situ-Karzinome (ICD-O wie bei invasiven Karzinomen)
Beschreibung
ICD-10
Lobuläres Carcinoma in situ (LCIS)
D05.0
Duktales Carcinoma in situ (DCIS)
D05.1
Sonstiges Carcinoma in situ
D05.7
Carcinoma in situ, nicht näher bezeichnet
D05.9
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Das Mammakarzinom
1. Einführung
1.6. Histologische (pathologische) Einteilung
1. Invasive Karzinome (80-85 %)
 Invasiv-duktal (Milchgangkarzinome, > 70 %)
 Invasiv-lobulär (Drüsenläppchenkarzinome, ca. 10 %)
 unterscheiden sich prognostisch und therapeutisch nicht
 Sonderformen (< 5 %)
• Tubulär, muzinös, medullär u. a.
• haben eine günstigere Prognose
 M. Paget (Paget-Karzinom)
• pathogenetisch eine Spezialform des duktalen Karzinoms, welches in
die Epidermis (Oberhaut) der Mamille infiltriert
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
1. Einführung
1.6. Histologische (pathologische) Einteilung
 Inflammatorisches (Entzündliches) Mammakarzinom
• Kein histologischer Karzinomtyp, sondern eine spezielle Ausbreitungsart
innerhalb subepidermaler Lymphgefässe
• Durch Überwärmung/Rötung erinnert das makroskopische Aussehen
stark an eine entzündliche Brusterkrankung
2. Nicht invasive Karzinome (Carcinoma in situ) (15-20%)
 Duktal (DCIS), ca. 95% aller CIS
 Lobulär (LCIS) ca. 5% aller CIS
 Assoziierte DCIS sind häufig begleitend bei invasiv-duktalen Karzinomen
bzw. seltener als LCIS bei invasiv-lobulären Karzinomen zu finden
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
2. Diagnostik
2.1.1 Vorsorge: Selbstuntersuchung
1. Selbstuntersuchung
 Einfache Methode um Veränderungen (Verhärtungen, Knoten u. ä.) der Brust
und der Achselhöhlen (Axilla) wahrzunehmen
 Vor der Menopause sollte die Brust monatlich, am besten gegen Ende der
Monatsblutung untersucht werden, da in diesem Zeitraum die Brust sehr
weich ist
 Nach der Menopause auch 1 mal monatlich ohne besonderen Zeitpunkt
 Nur ca. ein Viertel der Frauen führt die Selbstuntersuchung regelmässig
durch, dabei werden immerhin 70 % aller Knoten ertastet
 Durch Selbstuntersuchung keine Senkung der Mortalität (Sterblichkeit)
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
2. Diagnostik
2.1.1 Vorsorge: Selbstuntersuchung
Folgende Veränderungen sollten unbedingt ärztlich abgeklärt werden:

Knötchen in der Achselhöhle

Ziehen und Brennen in den Brüsten

Verhärtungen, Knötchen, Falten, Hauteinzüge der Brüste

Hervortretende Adern

Hautveränderungen wie Rötungen, Ausschläge, Orangenhaut, die vorher
nicht bestanden

Veränderungen an den Brustwarzen oder Austreten von Flüssigkeit aus
den Brustwarzen ausserhalb der Stillzeit
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
2. Diagnostik
2.1.2 Vorsorge: Mamma-Screening
2. Mamma-Screening
 Mammakarzinom ist die erste und bisher einzige Tumorerkrankung für das in
vielen Ländern der Welt mit grossem Aufwand eine flächendeckende
systematische Vorsorge etabliert wurde
 Niederlande, Schweden und Finnland führten als erste Länder das Mamma-
Screening-Programm 1974 ein, Grossbritannien folge 1979
 Ersteinführung in der Schweiz 1999 in den Kantonen Genf, Waadt und Wallis
 In der Schweiz werden alle Frauen zwischen 50 und 70 Jahren systematisch
alle 2 Jahre zur «kostenlosen» Mammografie eingeladen
 Programm ist weltweit äusserst heftig umstritten (siehe Kapitel 5)
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
2. Diagnostik
2.1.2 Vorsorge: Mamma-Screening
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
2. Diagnostik
2.2 Vorsorge bei erhöhtem Brustkrebsrisiko
 20-25 % aller Frauen mit Mammakarzinom haben vermehrt Brustkrebsfälle in
der Familie, was in 5-10 % auf genetische Ursachen zurückführbar ist
 Für diese Risikogruppe wird eine genetische Beratung und Testung in
speziellen Zentren empfohlen, wenn eines der folgenden Kriterien in einer
Linie der Familie erfüllt ist:
• Mind. 3 Frauen an Brustkrebs erkrankt
• Mind. 2 Frauen mit Brustkrebs, davon 1 vor dem 51. Lebensjahr
• Mind. 1 Frau mit Brustkrebs und 1 Frau mit Eierstockkrebs
• Mind. 2 Frauen mit Eierstockkrebs
• Mind. 1 Frau mit Brust- und Eierstockkrebs
• Mind. 1 Frau mit 35 Jahren oder jünger mit Brustkrebs
• Mind. 1 Frau mit 50 Jahren oder jünger mit bilateralem Brustkrebs
• Mind. 1 Mann mit Brustkrebs und eine Frau mit Brust- oder Eierstockkrebs
 Bei genetisch nachgewiesener Mutation wird eine intensivierte Früherkennung
mit Sonographie, Mammographie und MRT ab dem 25. Lebensjahr oder 5
Jahre vor dem frühestem Erkrankungsalter in der Familie empfohlen
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
2. Diagnostik
2. 3 Mammographie
 Wichtigste Untersuchungsmethode bei der Mammakarzinom-Diagnostik
 Röntgenuntersuchung an speziellen Geräten
 Brust wird zwischen Röntgenröhre und Filmtisch gelegt und komprimiert
 Je höher die Komprimierung desto besser ist die Bildqualität und desto
niedriger ist die Strahlenbelastung
 Die verwendete Röntgenstrahlung ist niedriger als bei herkömmlichen
Röntgenuntersuchungen und führt zu kontrastreicheren Aufnahmen
Untersuchungsanlässe
 Qualitätsgeprüfte Mammografie-Programme (Mamma-Screening):
systematische Früherkennung mit gesetzlich vorgeschriebenen
Qualitätsanforderungen
 Opportunistische Mammografie: bei Frauen ohne Symptome zur
Früherkennung
 Diagnostische Mammografie: bei Frauen mit Symptomen oder
Beschwerden an den Brüsten
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
2. Diagnostik
2. 3 Mammographie
2D-Mammographie und 3D-Tomosynthese eines Tumors: Die Ränder des Tumors
und die dorsalen Ausläufer lassen sich in der 3D-Aufnahme schärfer abgrenzen
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
2. Diagnostik
2. 3 Mammographie
Mammographie: ca. 2 cm großer
Brusttumor mit strahlenförmigen Ausläufer
ins umgebende Gewebe
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
2. Diagnostik
2. 4 BI-RADS-Klassifikation
 Die BI-RADS®-Klassifikation wird für die Beurteilung von MammographieBefunden verwendet
Score
0
1
2
3
4
5
6
Bedeutung
Prozedere
weitere Untersuchungen nötig, z.B. MRI
Vergleichsmammographie, Ultraschall
Normalbefund (negativ), unauffällig keine weitere Abklärung erforderlich
(Malignitätswahrscheinlichkeit 0 %) Kontrolle im Routineintervall
sicher benigner/gutartiger Befund
keine weitere Abklärung erforderlich
(z.B. einfache Zyste)
Kontrolle im Routineintervall
wahrscheinlich gutartiger Befund
kurzfristige Kontrolle (6 Monate) empfohlen,
(MW weniger als 2 %)
evtl. Biopsie
suspekte/verdächtige Veränderung
Biopsie/Gewebeprobe (z. B. Biopsie)
(MW 2 - 95 %)
hochgradig karzinomverdächtig
Hist. Sicherung durch Biopsie notwendig
(MW mehr als 95 %)
Biopsie durchgeführt,
Vorhandene Dok. vor definitiver Therapie
Malignität nachgewiesen
Keine Aussage möglich
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
2. Diagnostik
2.5. Mammographische Parenchymdichte
 Parenchym: durch spezifische Funktionszellen eines Organs gebildetes
Gewebe
 Die Parenchymdichte ist bei jüngeren Frauen höher
 Je höher die Parenchymdichte, desto schwieriger die Beurteilung und damit
die Aussagekraft der Mammographie in Bezug auf pathologische
Veränderungen
 Bei ACR-Dichten III und IV ergänzende Mammasonografie empfohlen
ACR 1
überwiegende Drüsenkörperrückbildung. d.h. bis maximal 25 %
Drüsenparenchym
ACR 2
25 - 50 % Drüsenparenchym
ACR 3
mehr als 50 -75 % Drüsenparenchym
ACR 4
mehr als 75 % Drüsenparenchym
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
2. Diagnostik
2.5. Mammographische Parenchymdichte
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
2. Diagnostik
2. 6 Basisdiagnostik
Bei klinisch auffälligem Befund:
 Mammographie bei Frauen ab 40. Lebensjahr, bei Frauen unter 40 Jahren
ist die Sonographie vorzuziehen (hohe Parenchymdichte!)
 Sonographie mit Untersuchung der Mammae sowie Axillae zusätzlich bei
• hoher mammographischer Dichte ACR III und IV
• Klinisch nicht tastbarem Befund mit BI-RADS 0, III, IV
 Ergänzendes Kontrastmittel-MRT nur in Einzelfällen und nur wenn eine
MRT-gestützte Gewebsentnahme zur Diagnosesicherung möglich ist
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
2. Diagnostik
2. 7 Diagnostische Sicherung
 Histologische Sicherung durch Biopsie bei BI-RADS IV oder V (evtl. auch bei III)
• Ultraschallgestützte Stanzbiopsie
• Stereotaktisch (mammographisch) oder MRT-gestützte Vakuumbiopsie
• Offene Exzisionsbiopsie (nur in Ausnahmefällen, wenn eine bildgesteuerte
Intervention nicht möglich oder zu risikoreich ist)
 Bei primär klinischem Verdacht auf regionäre Lymphknotenmetastasen kann
eine radiologisch gesteuerte Biopsie oder Feinnadelpunktion (Zytologie) der
verdächtigen Lymphknoten erfolgen
 Neben der Bestimmung der Tumorhistologie sind weiterhin der
Hormonrezeptorstatus, Her2neu-Status und Ki-67 zu ermitteln
 Hormonrezeptorbestimmung sollte vorzugsweise am Biopsat erfolgen
 Her2neu-Bestimmung sollte am OP-Resektat, allerdings je nach Methodik auch
valide Ergebnisse am Biopsat
 Bei unklaren/negativen Befunden ggf. wiederholte Bestimmung am OP-Präparat
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
2. Klassifikation
2. 8 B-Klassifikation
 Die B-Klassifikation wird zur Beurteilung der histopathologischen
Untersuchung von Mamma-Biopsien verwendet
Kategorie
Beschreibung
B1
Nicht verwertbar oder ausschließlich Normalgewebe
B2
Benigne (gutartig)
B3
benigne, aber mit unsicherem biologischen Potential
B4
Malignitätsverdächtig
B5
Maligne
B5a = nicht-invasives Mamma-Ca
B5b = invasives Mamma-Ca
B5c = fraglich invasives Ca
B5d = maligner Tumor, nicht primär Mamma
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
2. Diagnostik
2. 9 Grading
 Das Grading ist die histopathologische Klassifikation der Malignität des
untersuchten Gewebes
 Gibt die Abweichung des Tumorgewebes vom Normalgewebe an
 Für das invasive Mammakarzinom wird meistens das 3-stufige
Kombinationsgrading von Elston & Ellis (Nottingham Grading System) verwendet:
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
2. Diagnostik
2. 10 Hormonrezeptoren
 Relevant sind die Steroidhormone Östrogen und Progresteron
 In vielen Fällen wird das Wachstum von Mammakarzinomen durch diese
Hormone begünstigt
 Bei ca. 2/3 aller Mammakarzinome ist das Wachstum signifikant durch
Östrogen beeinflusst
 Zu bestimmende Östrogen- und Progesteronrezeptoren liegen auf der
Oberfläche der Tumorzellen
 wenn an den Rezeptoren die entsprechenden Hormone «andocken», kann
das Tumorwachstum begünstigt werden
 Rezeptorstatus wird immunhistochemisch durch Anfärbung der untersuchten
Tumorzellen bestimmt
 Ist der Rezeptorstatus positiv, kann eine Hormontherapie (endokrine
Therapie) durchgeführt werden (siehe Kapitel 4 - Therapie)
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
2. Diagnostik
2. 10 Hormonrezeptoren
 Gemäss S3-Leitlinien soll jeweils der Prozentsatz positiver
Tumorzellkerne und die durchschnittliche Färbeintensität angegeben
werden
 die Bewertung als ER bzw. PR positiv erfordert mind. 1 % positive
Tumorzellkerne
Färbeintensität
keine Anfärbung (-)
Schwach (+)
Mäßig (++)
Stark (+++)
-
24. November 2015
Anteil positiver Zellkerne
0%
< 10 %
11 % - 50 %
51 % - 80 %
81 % - 100 %
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Das Mammakarzinom
2. Diagnostik
2.10 Hormonrezeptoren
Färbeintensität
Negativ
mässig positiv
stark positiv
Prozentsatz
positiver
Zellen
0%
24. November 2015
51-80 %
>80 %
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Das Mammakarzinom
2. Diagnostik
2. 11 Her2neu
 Human epidermal growth factor receptor 2
 Wachstumsfaktorrezeptor: stimuliert Zellteilung und Zellwachstum und
hemmt die Apoptose (programmierter Zelltod)
 Bei ca. 20 % aller Mammakarzinome ist Her2neu auf der Oberfläche von
Tumorzellen überexprimiert, was mit häufig aggressiveren Tumoren und
damit einer schlechteren Überlebensprognose einhergeht
 Bei einer Überexprimierung/Gen-Amplifikation kann bei entsprechender
Indikation eine Immuntherapie durchgeführt werden
 Die Testung erfolgt am entnommenem Tumorgewebe zunächst mittels
Immunhistochemie (IHC), z. B. HercepTest®
 Hierbei können durch eine spezielle Färbetechnik die Rezeptoren an der
Zelloberfläche sichtbar gemacht werden
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
2. Diagnostik
2.11 Her2neu
 Das Färbeergebnis wird als 4-stufiger Score unter Berücksichtigung der
Stärke der Färbung, der Anzahl der positiven Zellen und der
Qualität/Lokalisation des Signals angegeben
 Bei einem Score 2+ muss zusätzlich ein (F)ish-Test, ein zytogenetischer
Schnelltest durchgeführt werden, bei dem durch Färbetechniken die DNA im
Zellkern sichtbar gemacht wird, die gefärbten Zellkerne werden dann
ausgezählt
 Nur wenn dieser positiv ist, d. h. es liegt eine Gen-Amplifikation (Ratio > 2.2)
vor, kann der Status «Her2neu positiv» angeben werden
Score
3+
Her2neu positiv
2+
Bewertung
zusätzlich Nachweis einer Gen-Amplifikation notwendig
1+ und 0 Her2neu negativ
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
2. Diagnostik
2.11 Her2neu
Immunhistochemie
Score 0
24. November 2015
Score 2+
Score 3+
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Das Mammakarzinom
2. Diagnostik
2.11 Her2neu
Fish-Test (Fluorescence In-Situ Hybridization)
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
2. Diagnostik
2.12 Ki-67 (Proliferationsmarker)
 Das Antigen Ki-67 ist ein Protein, welches zur Markierung von sich teilenden
menschlichen Zellen geeignet ist
 Meistens wird der Antikörper MIB-1 eingesetzt, der das Ki-67 und damit
Tumorzellen, die sich in der Teilungsphase befinden, anfärbt
 Aus der Anzahl der angefärbten Zellen kann die Proliferationsrate
(Wachstumsrate) des Tumors ermittelt werden
 Eine hohe Proliferationsrate ist ein Hinweis auf ein schnelleres und
aggressiveres Tumorwachstum
 Der prognostische und prädiktive Wert von Ki-67 ist nicht ausreichend belegt
24. November 2015
36
Das Mammakarzinom
2. Diagnostik
2.13 Staging
 Im Stadium cT1-2 cN0 und fehlender Symptomatik wird kein Staging
empfohlen, da nur ein geringes Risiko für primäre Metastasen vorliegt
 Bei lokal fortgeschrittenen Karzinomen (cT3 und/oder cN+) oder bei
klinischem Verdacht auf Metastasen sollte bereits prätherapeutisch ein
Staging erfolgen
• Röntgen Thorax (Metastasen Lunge/Pleura?)
• Lebersonographie (Lebermetastasen?)
• Skelettszintigraphie (Knochenmetastasen?)
• Bei unklaren Befunden zusätzlich CT oder MRT
 Nach dem Staging wird anhand aller bildgebenden Befunde die klinische
TNM-Klassifikation erstellt
 Anhand TNM, Histologie, Tumorwachstum (z. B. multizentrisch)
Hormonrezeptorstatus, Her2neu-Status, Alter der Patientin,
Begleiterkrankungen, Allgemeinzustand erfolgt die Therapieplanung
 Aufgrund der Interdisziplinarität der Behandlung von Mammakarzinomen ist
eine Therapieplanung im Tumorboard notwendig
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
Beispiel:
Diagnostik
58-jährige Patientin, postmenopausal
Begleiterkrankungen: arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus
1. Nimmt am Mamma-Screening teil
In Mammographie verdächtiger Befund:
Tumorverdächtiger Herd rechte Mamma bei 10 Uhr (C50.4 oberer äusserer
Quadrant)
Grösse 1.6 cm, BI-RADS V, ACR III
2. Es erfolgt eine sonographisch gesteuerte Stanzbiopsie des Herdes
Invasives duktales Karzinom, B5b, mittelgradig differenziert (G2)
Hormonrezeptoren: ER 90 % PR 90 %
Her2neu: Score 1+ (= negativ)
Ki67: 8 %
3. Bei ACR III erfolgt zusätzlich eine Sonographie der Mammae und Axilla
Keine weiteren Herde in den Mammae
Keine vergrösserten/metastasenverdächtigen regionären Lymphknoten in der
Axilla
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
3. Klassifikation
3. 1 TNM-Klassifikation
 TNM ist die international am häufigsten verwendete Klassifikation zur
Stadieneinteilung von malignen soliden Tumoren
 Mithilfe der TNM wird die anatomische Ausbreitung (T-Primärtumor, Nregionäre Lymphknoten, M-Fernmetastasen) von bösartigen Tumoren nach
international gültigen Regeln einheitlich klassifiziert und verschiedenen
Stadien zugeordnet
 TNM basiert auf statistischen Untersuchungen, die Aussagen über das
voraussichtliche Verhalten von Tumorerkrankungen zulassen und damit die
Therapie bestimmen
 Wird kontinuierlich weiterentwickelt, durch das TNM Projekt Commitee der
UICC in Zusammenarbeit mit den nationalen TNM-Kommitees und den
Nutzern (Ärzte, Dokumentare, Spitäler, Krebsregister usw.)
24. November 2015
39
Das Mammakarzinom
3. Klassifikation
3. 1 TNM-Klassifikation
Klinisches (clinical) TNM (cTNM)
 Wird auf der Basis von klinischer Untersuchung, bildgebenden Verfahren (z.
B. CT, MRT usw.), Biopsie und chirurgischer Exploration erhoben
 relevant für die Therapieplanung und für die
Erfolgsbeurteilung von
nichtoperativen Therapien (Chemotherapie, Radiotherapie usw.)
Pathologisches (pathological) TNM (pTNM)
 beruht auf prätherapeutisch gewonnenen Informationen, ergänzt oder
modifiziert durch die zusätzlich von der Operation und der
histopathologischen Untersuchung stammenden Informationen
 Auf Basis der pTNM wird dann die postoperative Therapie festgelegt
 yTNM: bei Zustand nach nichtoperativer Therapie (Chemotherapie,
Radiotherapie usw.), wird sowohl klinisch (ycTNM) als auch pathologisch
(ypTNM) verwendet
 rTNM: bei einem Rezidiv
24. November 2015
40
Das Mammakarzinom
3. Klassifikation
3.1 TumorNM
T - Tumor: Klassifikation des Primärtumors
T1
Tumorgrösse ≤ 2 cm
- T1mic ≤ 0,1 cm
- T1a ≤ 0,5 cm
- T1b ≤ 1 cm
- T1c ≤ 2 cm
T2
Tumorgrösse > 2 cm, ≤ 5 cm
T3
Tumorgrösse > 5 cm
T4
mit Infiltration von Haut oder Brustwand
T4a
Infiltration der Brustwand
T4b
mit Ödem/Peau d’Orange (Orangenhaut) /Ulzerationen oder HautSatelliten-Met. ipsilat.
T4c
Kriterien von T4a + T4b
T4d
inflammatorisches Mamma-Ka
(m/2-x)
Angabe von multiplen Primärtumoren: «m» für multipel oder Anzahl
der Tumorherde
24. November 2015
41
Das Mammakarzinom
3. Klassifikation
3.2 TNoduliM
N - Nodes: Klassifikation der regionären Lymphknotenmetastasen
N0
N1
N2
Klinisch kein Nachweis von regionären Lymphknotenmetastasen
Met. in beweglichen ipsilateralen axillären Lk
ipsilaterale Lk-Met., fixiert untereinander oder an axilläre Strukturen
(N2a) oder Mammaria-interna-Lk (N2b)
N3
ipsilaterale Lk-Met. infraklavikulär + axillär (N3a), Mammaria interna +
axillär (N3b) oder supraklavikulär (N3c)
pN0
Pathologisch kein Nachweis regionären Lymphknotenmetastasen
Immunhistochemischer Nachweis bzw. Nichtnachweis von Tumorzellen
(i-/i+)
selten auch (mol-/mol+), dann Nachweis molekularbiologisch
pN1
Lk-Met. in 1–3 axillären Lk oder
klin. nicht nachweisbare Mammaria-int.-Lk
pN1mi Mikro-Met. > 0,2 mm u/o > 200 Tumorzellen, aber ≤ 2,0 mm
pN1a nur axilläre Met.; mindestens eine > 2,0 mm
pN1b nur klinisch nicht nachweisbare Mammaria-int.-Lk
pN1c
pN1a + pN1b, aber insg. nur 3 befallene Lk
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
3. Klassifikation
3. 2 TNoduliMetastasen
pN2
pN2a
pN2b
pN3a
pN3b
Lk-Met. in 4–9 axillären Lk oder klin. nachweisbare Mammaria-int.-Lk
nur axilläre Met.; mindestens eine > 2,0 mm
klin. nachweisbare Mammaria-int.-Lk ohne axilläre Lk
Met. in ≥ 10 Lk axillär (mind. eine > 2,0 mm); oder Lk infraklavikulär
klin. nachweisbare Mammaria-int.-Lk u. Lk axillär
oder ≥ 4 axilläre Lk u. klin. Nicht nachweisbare Mammaria.-int.-Lk
pN3c
supraklavikuläre Lk
In Klammern werden die Anzahl der befallenen (X1) und die Anzahl der
(X1/X2)
untersuchten Lymphknoten (X2) angegeben
Bsp: pN2a (7/9)
pN0(sn) keine Sentinel-Lymphknotenmetastasen
Bsp.: pN0 (0/1 sn), 0 befallene von 1 untersuchtem sn-LK
pN1 (sn) Histologisch Nachweis von Sentinel-Lymphknotenmetastasen
M - Metastasen: Klassifikation der Fernmetastasen
M0
Keine Fernmetastasen
M1
Fernmetastasen
24. November 2015
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Das Mammakarzinom
3. Klassifikation
3.3 TNM: Stadium
 Auf Basis von T, N und M kann das Stadium ermittelt werden, nach
welchem die Therapiestrategie ausgerichtet wird
Stadien (AJCC)
TNM
IA
T1 N0 M0
IB
T0–1 N1mi M0
IIA
T0–1 N1 M0
T2 N0 M0
IIB
T2 N1 M0
T3 N0 M0
IIIA
T0–2 N2 M0
T3 N1–2 M0
IIIB
T4 N0–2 M0
IIIC
T1–4 N3 M0
IV
T1–4 N0–3 M1
24. November 2015
44
Das Mammakarzinom
3. Klassifikation
3.4 L, V, Pn, R
L – Lymphgefässinvasion
L0
Keine Lymphgefässinvasion
L1
Lymphgefässinvasion
V – Venengefässinvasion
V0
Keine Venengefässinvasion
V1
Mikroskopische Venengefässinvasion
V2
Makroskopische Venengefässinvasion
Pn - Perineuralscheideninvasion
Pn0
Keine Perineuralscheideninvasion
Pn1
Perineuralscheideninvasion
R- Residualtumor (Vollständigkeit der operativen Tumorentfernung)
R0
Kein Residualtumor nachweisbar, Tumor im Gesunden entfernt
R1
Histologisch Nachweis von Residualtumor
R2
Makroskopisch nachweisbarer Residualtumor bzw. nicht resezierbare
Metastasen (a-makroskopisch, b-histologisch)
24. November 2015
45
Das Mammakarzinom
Beispiel:
Therapieplanung
Klinisches TNM (cTNM): cT1c cN0 cM0 G2 UICC-Stadium: IA
cT1c (>1 cm, ≤ 2 cm), denn T1b ≤ 1 cm und T2 >2 cm
Grösse: 1.6 cm
cN0
In Sonographie kein Hinweis auf regionäre Lymphknotenmetastasen
cM0
Klinisch kein Hinweis auf Fernmetastasen, aufgrund cT1c cN0 kein Staging
erforderlich
4. Besprechung im Interdisziplinären Tumorboard
Keine relevanten Nebendiagnosen, Allgemeinzustand gut
Therapieplanung: Brusterhaltende Operation mit Sentinel-LymphknotenBiopsie
24. November 2015
46
Das Mammakarzinom
4. Therapie
4.1 Operative Therapie
Brusterhaltende Therapie (BET)
Tumorektomie, Quadrantektomie, Segementektomie
Indikation:
• nicht invasive Karzinome (DCIS)
• abgrenzbarer invasiver einzelner Tumor ohne Hautbeteiligung, < 4 cm
• Ausreichendes Brust-Tumor-Grössenverhältnis
• Erreichbarkeit einer R0-Resektion
 eine brusterhaltende Therapie (BET) ist zu bevorzugen, unter
Berücksichtigung bestimmter klinischer und histologischer Parameter werden
hierbei identische Überlebensraten gegenüber einer Brustentfernung
(Mastektomie) erreicht.
 Es wird immer eine Tumorresektion im Gesunden (R0) mit minimalem
Sicherheitsabstand von mind. 1 mm angestrebt (grösserer Abstand ohne
prognostische Vorteile! Gemäss St. Gallen-Konsensus-Konferenz 2015)
 Bei klinischem cN0 wird bei der OP eine Sentinel-Lymphknoten-Biopsie
entnommen
24. November 2015
47
Das Mammakarzinom
4. Therapie
4.1 Operative Therapie
Mastektomie/Ablatio mammae
Entfernung der kompletten Brustdrüse, ggf. mit umliegendem Gewebe
Indikation:
• Vorliegen eines multizentrischen Karzinoms
• inflammatorisches (entzündliches) Mammakarzinom
• ungünstiges Brust-Tumor-Grössenverhältnis
• keine Resektion in sano (R0) erreichbar trotz Nachresektion
• Nachbestrahlung technisch nicht möglich (z. B. Armabduktion eingeschränkt)
• Ablehnung der postoperativen Bestrahlung durch die Patientin
• Ausdrücklicher Wunsch der Patientin
 überwiegend modifiziert radikale Mastektomie: Entfernung Brustdrüse,
zusätzlicher der darüber liegenden Haut, Mamille, Muskelhülle des grossen
Brustmuskels (M. pectoralis), sowie axilläre Sentinel-Lymphknoten-Biopsie
 Teils auch Einsatz der hautsparenden Mastektomie, hier optimale
Ausgangslage für anschliessende Brustrekonstruktion (allerdings Studienlage
bzgl. Rezidivrate gegenüber radikaler Mastektomie nicht eindeutig)
24. November 2015
48
Das Mammakarzinom
4. Therapie
4.1 Operative Therapie
Sentinel-Lymphknoten
 Der Sentinel-Lymphknoten ist der erste Lymphknoten (ggf. kann es sich
auch um mehrere handeln) im Lymphabflussgebiet des Tumors mit der
höchsten Wahrscheinlichkeit für eine metastatische Absiedlung
 Findet man hier Metastasen, ist ein Befall nachgeschalteter Lymphknoten
wahrscheinlich
 Bei positiven Sentinel-Lymphknoten (ausser bei Mikrometastasierung)
besteht eine Indikation für eine axilläre Lymphadenektomie mit Entfernung
von mind. 10 Lymphknoten in Level I und II
 Bei Karzinomen mit pT1-pT2, cN0, die eine BET mit anschliessender
Radiotherapie erhalten, kann bei 1 oder 2 positiven Sentinel-Lymphknoten
auf eine Axilladissektion verzichtet werden
 Bei klinischem Verdacht auf regionäre Lymphknotenmetastasierung keine
Indikation für SNLE, hier ggf. präoperative LK-Biopsie oder bei
fortgeschrittenem Befall primäre Axilladissektion
24. November 2015
49
Das Mammakarzinom
4. Therapie
4. 1 Operative Therapie
Durchführung einer Sentinel-Lymphonodektomie (SLNE):
 ein Eiweisstoff wird mit einem Radionuklid (meist 99TmTechnetium) markiert
und in das peritumorale Gewebe (Lymphabflussgebiet) intra- oder subkutan
gespritzt
 Die Substanz verbreitet sich über den gleichen Weg wie die Tumorzellen und
markiert nur die Lymphknoten, die metastasiert sind
 Sentinel-LK können präoperativ mit der Gamma-Kamera (Wächter-LKSzintigraphie) oder intraoperativ mit der Gamma-Sonde detektiert werden
 Werden im Rahmen der Operation des Mammakarzinoms chirurgisch
entfernt
24. November 2015
50
Das Mammakarzinom
4. Einführung
4.1. Operative Therapie
24. November 2015
51
Das Mammakarzinom
Beispiel
Operative Therapie
5. BET mit Quadrantektomie rechts oben aussen mit SN-Lymphknotenbiopsie
Histologie Tumor:
Invasives duktales Karzinom, mittelgradig differenziert (G2)
Grösse 1.5 cm, begleitende DCIS-Komponente G1
keine Lymphgefäss-, Venengefäss- oder Perineuralscheideninvasion
tumorfreie Resektionsränder (invasiver Anteil: mind. 1 mm, DCIS mind. 5 mm)
Sentinel-Lymphknoten-Biopsie:
2 Sentinel-Lymphknoten ohne Hinweis auf Metastasen.
Immunhistochemisch kein Nachweis von Tumorzellen
Postoperatives TNM (pTNM)
pT1c (is) pN0 (sn 0/2, i-) cM0 G2 L0 V0 Pn0 R0
24. November 2015
52
Das Mammakarzinom
4. Therapie
4.2.1 Adjuvante Therapie - Allgemein
 Eine postoperative adjuvante (lat.: adiuvare – helfen, unterstützen) Therapie
ist beim Mammakarzinom obligat
 Die Wahl der Therapie richtet sich u. a. nach
• Operationsmethode (BET, Mastektomie)
• Resektionsstatus (R0, R1/R2)
• pTNM
• Grading
• Hormonrezeptorstatus, Her2neu-Status, Proliferationsrate
• Alter der Patientin
• Allgemeinzustand
• Relevante Begleiterkrankungen
• Patientenwunsch
Ziel
 Ziel ist es das Risiko für ein locoregionäres (im ehemaligen Tumorgebiet)
und systemisches Rezidiv (Fernmetastasen) zu senken
24. November 2015
53
Das Mammakarzinom
4. Therapie
4.2.1 Adjuvante Therapie - Allgemein
Beispiele
Hormontherapie mit Tamoxifen
(u. a. EBCTCG 2011)
 Relative Reduktion der Rezidiv-Wahrscheinlichkeit um 40 %
 relative Reduktion der Mortalität um 31 % (Zeitraum: 15 Jahre)
Postoperative perkutane Radiotherapie
(u. a. EBCTCG 2011)
 Senkung der locoregionären und distanten Rezidivrate (Zeitraum: 10 Jahre):
• Bei pN0: von 31.0 auf 15.6 %
• Bei pN+: Senkung von 63.7 auf 42.5 %
Antikörpertherapie bei Her2neu-überexprimierendem Karzinom
(u. a. Gianni, L et al. 2011, Perez et. Al. 2011)
 Reduktion der Rezidivrate um 45 – 50 % im Vergleich zur Standardtherapie
(Chemotherapie +/- Hormontherapie)
24. November 2015
54
Das Mammakarzinom
4. Therapie
4.2.1 Adjuvante Therapie - Allgemein
Therapiesequenz
 Überlegenheit einer speziellen zeitlichen Sequenz von Chemo- oder
Radiotherapie ist nicht ausreichend belegt.
 Sequenz muss am individuellen Rezidivrisiko (systemisch vs. Locoregionär)
festgelegt werden
Standardvorgehen
• Chemotherapie vor Radiotherapie und Hormontherapie
• Immuntherapie und Chemotherapie können in der Taxanphase synchron
erfolgen
• Radio- und Hormontherapie können synchron durchgeführt werden
• Simultane Immun- und Radiotherapie im Normalfall problemlos möglich
(Ausnahme Bestrahlung Mammaria-interna-Lymphabfluss bei
linksseitigen Mammakarzinomen)
24. November 2015
55
Das Mammakarzinom
4. Therapie
4.2.2 Adjuvante Therapie - Radiotherapie
Adjuvante Strahlentherapie
Radiotherapie der Primärtumorregion
Intraoperative Strahlentherapie (derzeit nur in Studien empfohlen)
 Unmittelbar nach der chirurgischen Tumorentfernung wird die
Tumorresektionshöhle mit einer einzigen Applikation bestrahlt
Postoperative adjuvante Strahlentherapie
1. Invasives Karzinom nach brusterhaltender Operation:
 Perkutane Bestrahlung der gesamten verbliebenen Brust sowie der
angrenzenden Thoraxwand
2. Nach erfolgter Mastektomie
 Thoraxwandbestrahlung nur bei Patienten mit hohem Lokalrezidivrisiko:
• TNM: pT3/pT4, L1, G3, pN+ mit > 3 Lymphknoten
• Resektionsstatus R1/R2 ohne Möglichkeit Nachresektion, R0 knapp (< 1mm)
• Prämenopausalstatus
• Alter < 50 Jahre
24. November 2015
56
Das Mammakarzinom
4. Therapie
4.2.2 Adjuvante Therapie - Radiotherapie
3. nach neoadjuvanter Therapie und nach erfolgter OP
 Indikationsstellung anhand des prätherapeutischen klinischen TNM
Radiotherapie des regionalen Lymphabflussgebietes
 Strahlentherapie der Axilla
• Resttumorgewebe in Axilla
• Klinisch nachgewiesener Befall und keine Axilladissektion
 Strahlentherapie der supra-/infraklavikulären Lymphabflusswege
• > 3 befallene axilläre Lymphknoten (> pN2a)
• Befall Level III der Axilla
• Resttumorgewebe in der Axilla
24. November 2015
57
Das Mammakarzinom
4. Therapie
4.2.3 Adjuvante Therapie- Systemische Therapie
 Schema für systemische Therapie gemäss Konsensus-Konferenz St. Gallen
2011 (für Luminal B mit negativem Her2neu revidiert in 2013)
 Der prognostische und prädiktive Werte von KI-67 ist nicht ausreichend
belegt
Luminal A
ER/PR
HER-2
Ki67
Grading
Therapie
Häufigkeit
Luminal B
HER-2
negativ
hoch positiv Positiv
negativ
Negativ
≤ 14 %
> 14 %
1–2
2–3
ETx (+ CTx) ETx (+ CTx)
Ca. 65 %
positiv
positiv
HER-2-pos. Triplenon-luminal negativ
duktal
(basal-like)
negativ
negativ
positiv
negativ
CTx + T + ETx
Ca. 10 %
CTx + T
Ca. 10 %
HER-2 positiv
CTx
Ca. 15 %
CTx – Chemotherapie, ETx – Endokrine Therapie (Hormontherapie), T Trastuzumab
24. November 2015
58
Das Mammakarzinom
4. Therapie
4.2.4 Adjuvante Therapie – Chemotherapie
Chemotherapie
Neoadjuvante Chemotherapie (vor geplanter OP)
Indikation: Standardbehandlung bei lokal fortgeschrittenen, primär inoperablen
oder inflammatorischen Mammakarzinomen
Adjuvante Chemotherapie
Indikation:
• HER2-positive Tumoren mit einer simultanen Anti-HER2-Therapie
• negativer Hormonrezeptorstatus (ER und PR-negativ)
• Triple-negative Tumoren (ER, PR und Her2neu negativ)
• fraglich positiver Hormonrezeptorstatus (ER und PR < 10 %)
• nodal-positive (N+) Tumoren
• Grading G3
• junges Erkrankungsalter (< 35 Jahre)
24. November 2015
59
Das Mammakarzinom
4. Therapie
4.2.4 Adjuvante Therapie – Chemotherapie
Durchführung der adjuvanten Chemotherapie
 Sequentielle Chemotherapie
• 1. Kombinationschemotherapie mit Antrazyklin (Epirubicin, Doxorubicin)
und Cyclophosphamid und/oder 5-FU
• 2. Monochemotherapie mit einem Taxan (Docetaxel/Paclitaxel)
Beispiel:
FEC (Fluorouracil/Epirubicin/Cyclophosphamid) alle 21 Tage x 4 Zyklen
+ sequentiell
6 Zyklen Docetaxel alle 21 Tage x 6 Zyklen («Taxanphase» – hier ggf. simultan
Beginn der Antikörpertherapie)
24. November 2015
60
Das Mammakarzinom
4. Therapie
4.2.5 Adjuvante Therapie - Immuntherapie
Antikörpertherapie/Immuntherapie
Trastuzumab (Herceptin®)
Indikation: Her2neu-positives Karzinom mit Durchmesser ≥ 10 mm und
Indikation für eine adjuvante Chemotherapie
 auch Patientinnen mit Tumoren < 10 mm würden profitieren, allerdings
erhalten diese meistens keine Chemotherapie
 Therapiedauer 1 Jahr, Therapie wöchentlich oder alle 3 Wochen
 Beginn vorzugsweise simultan zur Taxan-Phase der adjuvanten
Chemotherapie
24. November 2015
61
Das Mammakarzinom
4. Therapie
4.2.6 Adjuvante Therapie - Hormontherapie
Hormontherapie (Endokrine Therapie)
Prämenopausale Frauen
 Anti-Östrogen Tamoxifen blockiert die entsprechenden Hormonrezeptoren, so
dass Östrogen nicht andocken kann
 20 mg/d über 5 Jahre (10 Jahre?) bzw. bis zum Rezidiv
 Ggf. in Kombination mit Suppression der Ovarialfunktion mit GnRH-Analoga
über 2-5 Jahre (Gosarelin, Leuprorelin)
Postmenopausale Frauen
 Aromatasehemmer der 3. Generation hemmen das Enzym Aromatase,
welches Androgene in Östrogene überführt
 Nicht-steroidale Aromatasehemmer (Anastrozol, Letrozol) binden reversibel
an den Hämanteil der Aromatase
 Steroidale Aromatasehemmer (Exemestan) binden irreversibel an die aktive
Bindungsstelle der Aromatase
24. November 2015
62
Das Mammakarzinom
4. Therapie
4.2.6 Adjuvante Therapie - Hormontherapie
 Einsatz allein über 5 Jahre bzw. bis Rezidiv
 Bei Unverträglichkeit eines Wirkstoffs kann auf einen anderen
Aromatasehemmer gewechselt werden
 Höheres Nebenwirkungsprofil als Tamoxifen
Sequentielle Therapieschemata (unabhängig vom Menopausalstatus)
 Tamoxifen über 2-3 Jahre, anschliessend Aromatasehemmer bis
Gesamtherapiedauer 5 Jahre oder umgekehrt
 5 Jahre Tamoxifen gefolgt von 5 Jahren Aromatasehemmer
 Laut bisheriger Studienlage signifikante Senkung des locoregionären und
systemischen Rezidivrisikos, bei allerdings höherem Nebenwirkungsprofil
24. November 2015
63
Das Mammakarzinom
Beispiel:
Adjuvante Therapie
5. Besprechung im Interdisziplinären Tumorboard
Postoperative Therapieplanung:
Stadium IA, G2, Z. n. BET mit R0, Luminal A, Postmenopause
Keine Indikation für Chemotherapie
adjuvante Radiotherapie der Brust
endokrine Therapie mit Aromatasehemmer über 5 Jahre
6. Adjuvante Therapie
Radiotherapie der Brust mit 50 Gy
Hormontherapie mit Aromatasehemmer Anastrozol 1 mg/d über 5 Jahre
7. Nachsorge
Monatliche Selbstuntersuchung durch Patientin
Ärztliche Untersuchung im 1.-3. Jahr alle 3 Monate, 4.-5. Jahr 6-monatlich,
danach jährlich
Halb-bis jährliche Sonographie und jährliche Mammografie auch bei
asymptomatischen Patientinnen
24. November 2015
64
Das Mammakarzinom
4. Therapie
4.3 Therapie bei lokalem/locoregionärem Rezidiv
 Ein Karzinom der kontralateralen Brust (Häufigkeit 6 % nach 5 Jahren) gilt auch
bei identischer Morphologie als Zweitkarzinom und nicht als Rezidiv
 Frührezidive (< 2 Jahre nach Primärdiagnose) haben schlechtere
Heilungsprognose und eine höhere Zweitrezidiv- und Fernmetastasierungsrate
Art des Rezidivs
Initialtherapie
Häufigkeit nach 10
Jahren
Lokal (intramammär)
BET + adjuvante Radiatio
5-10 %
Locoregionär an Thoraxwand
Mastektomie
4
Locoregionär in Axilla
Mastektomie
1%
Gleichzeitig an mehreren
Lokalisationen
24. November 2015
16 %
65
Das Mammakarzinom
4. Therapie
4.3 Therapie bei lokalem/locoregionärem Rezidiv
 prognostische Faktoren für lokales/locoregionäres Rezidiv
• Anzahl befallener Lymphknoten
• Tumorgrösse (maximaler Durchmesser)
• Grading
• Hormonrezeptorstatus
• Resektionsstatus (R0, R1, R2)
• Fokalität (multifokal, inflammatorisch)
Therapie
 Lokal- bzw. locoregionale Rezidive werden lokal therapiert
 Wenn Operabilität gegeben, dann operative Therapie
 Postoperative Radiotherapie, wenn in der Primärtherapie keine erfolgte oder
bei R1/2-Resektion des Rezidivs
 Zusätzliche systemische Therapie kann erwogen werden, Wert allerdings
bisher durch Studien nicht eindeutig belegt
24. November 2015
66
Das Mammakarzinom
4. Therapie
4.4 systemische Therapie bei Metastasen/Rezidiv
Endokrine Therapie (bei positivem Hormonrezeptorstatus)
 Endokrine Therapie als Erstlinientherapie bis zur Progression (geringere
Toxizität als Chemotherapie) bei geringem Remissionsdruck

Wenn möglich sollte eine erneute Hormonrezeptorbestimmung an
Rezidiv/Metastase erfolgen
Chemotherapie
 Monochemotherapie (insbesondere Anthrazyklin oder Taxan) ist zu
bevorzugen bei langsam Tumorwachstum und geringen Beschwerden

Polychemotherapien bei hohem Remissionsdruck (geringer Überlebensvorteil,
jedoch höhere Toxizitätsrate)
Antikörpertherapie (bei Her2neu-Überexprimierung)
 Trastzumab in Kombination mit Chemotherapie

ggf. zusätzlich Pertuzumab (Perjeta®), hierdurch in der 1st Line Therapie
signifikant verbesserte Prognose
24. November 2015
67
Das Mammakarzinom
4. Therapie
4.4 systemische Therapie bei Metastasen/Rezidiv
VEGF-Inhibitoren (keine Her2neu-Überexpression)
 Bevacizumab in Kombination mit Monochemotherapie Paclitaxel oder
Capecitabin
mTor-Inhibitoren (bei positivem Hormonrezeptorstatus)
 Everolimus in Kombination mit dem steroidalen Aromatasehemmer
Exemestan nach Versagen einer nichtsteroidalen Aromatasehemmertherapie (Anastrozol, Letrozol)
Tyrosinkinase-Inhibitoren (bei Her2neu-Überexprimierung)
 Lapatinib in Kombination mit dem oralen Zytostatikum Capecitabin bei
Progress nach Vorbehandlung mit anthrazyklin- oder taxanhaltiger
Chemotherapie und Trastuzumab
24. November 2015
68
Das Mammakarzinom
4. Therapie
4.5 lokale Therapie bei Fernmetastasen/Rezidiv
Strahlentherapie
•
Bei symptomatischen oder frakturgefährdeten Knochenmetastasen
•
Bei Hirnmetastasen
•
Bei ausgedehnten Hautmetastasen
•
Bei inoperablen lokalem/locoregionären Rezidiven zur Symptomkontrolle
Metastasenresektion
•
Bei lokalisierten Lebermetastasen in einem Lappen kann Resektion oder
Radiofrequenzablation erwogen werden
•
Bei solitärer Lungenmetastase
•
Bei umschriebenen Haut- und Weichteilmetastasen
•
Ggf. mit postoperativer systemischer Therapie
24. November 2015
69
Das Mammakarzinom
5. Kritik am Mammographie-Screening
5.1 Überdiagnose

Diagnostik/Therapie von Karzinomen (z. B. DCIS, mikroinvasives Karzinom),
die zu Lebzeiten der Patientin nie symptomatisch und/oder vermutlich nie
entdeckt würden

Problematik besteht vor allem in der Therapienotwendigkeit und - intensität

DCIS hat im Screening einen Anteil von 20 % vs. 5 % ausserhalb des
Screenings

Nielsen 1987: Autopsien von Frauen im Alter von 20-54 Jahren mit nicht
krebsbedingter Todesursache
• bei 2 % ein wurde invasives und bei weiteren 18 % ein Carcinoma in situ
in einer oder beiden Brüsten gefunden
• In der Altersgruppe von 40-54 waren es 37 % mit invasivem oder in-situKarzinom

Genaue Zahlen zu Überdiagnosen sind nicht zu ermitteln (man müsste
«gescreente» Frauen mit solchen Befunden ohne jegliche Therapie
beobachten - ethisch nicht vertretbar)
24. November 2015
70
Das Mammakarzinom
5. Kritik am Mammographie-Screening
5.1 Überdiagnose
Datenerhebung
Anteil
30 Jahre Mamma-Screening in den USA (Bleyer 2012)
31 %
Vergleich vor/nach Einführung des Screening-Programms in
verschiedenen europäischen Ländern (Jørgensen 2009)
46-58 %
Cochrane-Review: Auswertung vorliegender randomisierter
Studien zum Mammographie-Screening (Goetzsche 2011)
30 %
Independent UK Panel on Breast Cancer Screening
Grossbritannien (Marmot 2012)
11 %
Euroscreen Working Group (Paci 2012)
6.5 %
24. November 2015
71
Das Mammakarzinom
5. Kritik am Mammographie-Screening
5.2 Falsch positive Befunde
 Dabei handelt es sich um Fälle, die als verdächtig interpretiert werden und die sich
in den nachfolgenden Untersuchungen oder Gewebeproben als gutartig
herausstellen
Deutschland (Malek 2012)
 1. Screening 5 % falsch positive Befunde, (6 % davon erhalten weitere
Untersuchungen, bei 0.8 % Karzinomfund)
 bei folgenden Screenings 2.5 %, (3 % mit weiteren Untersuchungen, bei 0.6 %
Karzinomfund)
Grossbritannien (Marmot 2012)
 4 % pro Screening-Runde werden zu weiterer Abklärung einbestellt, davon
• bei 0.8 % ein Karzinom
• bei 2.2 % Verdachtsentkräftung durch bildgebende Untersuchungen
• bei 1 % muss ein operativer Eingriff erfolgen
Euroscreen Working Group (Paci 2012)
 Im Verlauf von 20 Jahren haben ca. 20 % der Screening-Teilnehmerinnen einen
falsch positiven Befund, davon müssen 3 % operativ abgeklärt werden
24. November 2015
72
Das Mammakarzinom
5. Kritik am Mammographie-Screening
5.3 Senkung der Mortalität (Sterblichkeit)
 Als grösster Nutzen für das Mamma-Screening wird die höhere Heilungsrate
und Senkung der Mortalität angegeben
 Senkung der Mortalität wurde durch viele Studien belegt
 Allerdings gab es in den letzten Jahrzehnten deutliche Fortschritte bei der
Behandlung von Brustkrebs, was, wie einzelne Studien zeigen konnten,
mehr zur Senkung der Mortalitätsrate beiträgt, als das Screening
 Die Trennung zwischen Screening- und Therapieeffekten ist äusserst
schwierig
24. November 2015
73
Das Mammakarzinom
5. Kritik am Mammographie-Screening
5.3 Senkung der Mortalität (Sterblichkeit)
Datenerhebung
Rel. Reduktion der Mortalität
Cochrane-Review: Auswertung vorliegender
randomisierter Studien (Goetzsche 2011)
15 %* (abs. 0.05%)
(abs. 1 auf 2000 Frauen)
Independent UK Panel Grossbritannien
(Marmot 2012)
20 %
(abs. 1 auf 180 Frauen)
30 Jahre Mamma-Screening in den USA
(Bleyer 2012)
0%**
Euroscreen Working Group
(Paci 2012)
38-40 %***
* In Studien mit höher methodischer Qualität 0 %, bei Studien mit möglicher
Ergebnisverzerrung bis zu 25 %
** Beobachtete Reduktion der Mortalität ist ausschliesslich der besseren Behandlung
zuzuschreiben
*** Fall-Kontrollstudien und epidemiologische Studien, hier Schwierigkeit der Trennung
von Therapieeffekten vs. Screening-Effekte
24. November 2015
74
Das Mammakarzinom
5. Kritik am Mammographie-Screening
5.4 Frühere Diagnose = längeres Überleben
Längeres Überleben durch frühere Diagnose
Hierzu liegen zu wenige Daten vor
Welch et. Al 2015, Daten USA 1975-2012:
24. November 2015
75
Das Mammakarzinom
5. Kritik am Mammographie-Screening
5.5 Zusammenfassung
• durch das Screening steigen die Erkrankungszahlen insgesamt
• Scheinbar werden überwiegend Karzinome mit geringem Risiko gefunden,
aggressive Tumoren werden eher in den Zeiträumen zwischen den
Screening-Runden, also außerhalb des Screenings, entdeckt
(Intervallkarzinome)
• Anzahl fortgeschrittener Karzinome haben nicht im erwarteten Maße
abgenommen
• Durch das Screening wird zwar wahrscheinlich die Zahl der Krebstodesfälle
reduziert, allerdings in deutlich geringerem Maße als oft angenommen
24. November 2015
76
Das Mammakarzinom
Quellennachweise
1. Einführung
1.1 Epidemiologie
World Cancer Report 2014, WHO Press
Bundesamt für Statistik (BFS)
1.2 Risikofaktoren
https://de.wikipedia.org/wiki/Brustkrebs (25.09.15)
http://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/ursachen-undrisikofaktoren.html (25.09.15)
http://www.krebsliga.ch/de/praevention/pravention_krebsarten/brustkrebs_/risikofaktoren/?gclid=CKvryNzqgskCFUoCwwo
db6kKDQ (09.11.15)
1.3 Aufbau der Brust
Grafik:www.roche.de/pharma/indikation/onkologie/brustkrebs/images/1000_1_1_Diagnose_Brustkrebs_Anatomischer_Auf
bau_der_Brust.jpg (28.09.15)
1.4 Regionäre Lymphknoten
Grafik Folie 7: www.chirurgenmanual.charite.de/pgs/01/st08/01st08a.htm (28.09.15)
Grafik Folie 8: www.pflege-und-medizin.de/Brustkrebs/Anatomie/Brustlymphe.jpg (29.10.15)
1.5 Klinische Einteilung
Grafik: www.uniklinik-freiburg.de/fileadmin/mediapool/09_zentren/cccf/pdf/cccf_kkr_kodierhilfe_brustkrebs.pdfEinteilung
(05.11.15)
ICD-10 abgerufen von DIMDI (09.11.15)
1.6 Histologische Einteilung
www.onkodin.de/e2/e32345/e32485/ (28.09.15)
24. November 2015
77
Das Mammakarzinom
Quellennachweise
2. Diagnostik
2.1 Vorsorge
2.1.1 Vorsorge: Selbstuntersuchung
http://www.sprechzimmer.ch/sprechzimmer/Fokus/Brustkrebs/Selbstuntersuchung/Brustkrebs_Selbstuntersuchung_Vorbeugung
.php (29.09.15)
2.1.2 Vorsorge: Mamma-Screening
www.krebsliga.ch/de/praevention/pravention_krebsarten/brustkrebs_/mammografie_screening (01.10.15)
2.2 Vorsorge bei erhöhtem Brustkrebsrisiko
S3-Leitlinie Brustkrebs, Deutschland (www.awmf.org)
2.3 Mammographie
www.mri-roentgen.ch/angebot/mammographie/ (06.10.15)
www.krebsliga.ch/de/praevention/pravention_krebsarten/brustkrebs_/mammografie_screening (01.10.15)
Bilder: www.uni-wuerzburg.de/sonstiges/meldungen/single/artikel/neues-prot/
2D/3D Mammographie: © Radiologische Universitätskliniken Tübingen
www.wikipedia.org/wiki/Mammographie (06.10.15)
2.4 BI-RADS Klassifikation
www.brustkrebsverlauf.info/bi-rads.htm (01.10.15)
2. 5. Mammographische Parenchymdichte
Grafik: http://mammascreen-bb.de/site-pdf/Mammografie-Screening.pdf (01.10.15)
http://www.brustkrebsverlauf.info/bi-rads.htm
2.6 Basisdiagnostik
S3-Leitlinie Brustkrebs, Deutschland (www.awmf.org)
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Das Mammakarzinom
Quellennachweise
2.7 Diagnostische Sicherung
S3-Leitlinie Brustkrebs, Deutschland (www.awmf.org)
www.brustkrebs-info.de/patienten-info/index.php?datei=patienten-info/mammakarzinom-diagnostik/stanze.htm (13.10.15)
2.8 B-Klassifikation
www.patho-trier.de/klassifikationen/mammakarzinom/b-klassifikation.html (13.11.15)
2.9 Grading
http://www.patho-trier.de/leistungsspektrum/mammapathologie.html (30.09.15)
2.10 Hormonrezeptoren
www.priorliving.ch/gesundheit-leben/koerperliche-gesundheit/krebs/brustkrebs/therapien/ (14.10.15)
Tabelle: www.pathologen-luebeck.de/Methoden/Immunhistologie/Antikorper/ER_PR/er_pr.html (15.10.15)
Grafik:
www.pathologie-vechta.de/deu/physicians/knowledgebase/classifications/hormone_receptors.php (13.11.15)
S3-Leitlinie Brustkrebs, Deutschland (www.awmf.org) S. 96 ff
2.11 Her2neu
www.wikipedia.org/wiki/HER2/neu (19.10.15)
Grafik: www.roche.de/pharma/indikation/onkologie/service/pdf/HER_Diagnostikkarte.pdf
(19.10.15)
www.pathologen-luebeck.de/Methoden/Immunhistologie/Antikorper/Her2_neu/her2_neu.html (19.10.15)
2.12. Ki-67 (Proliferationsmarker
www.wikipedia.org/wiki/Ki-67_%28Protein%29 (13.11.15)
www.pathologen-luebeck.de/Methoden/Immunhistologie/Antikorper/Ki67/ki67.html (13.11.15)
2.13 Staging
S3-Leitlinie Brustkrebs, Deutschland (www.awmf.org)
3. Klassifikation
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Das Mammakarzinom
Quellennachweise
3.1 TNM
Ch. Wittekind, H.-J. Meyer, TNM, 7. Auflage, 2010
Ch. Wittekind et. Al. TNM-Supplement, 4. Auflage, 2013
www.krebsinformationsdienst.de/untersuchung/tnm.php (17.11.15)
www.wikipedia.org/wiki/TNM-Klassifikation (17.11.15)
www.onkologie2015.de/solidetumoren/geschlecht/mamma_klassifikation.htm(30.09.15)
3.2 TNM – Sentinel-Lymphknoten
http://de.wikipedia.org/wiki/Wächterlymphknoten (05.01.15)
http://flexikon.doccheck.com/de/Wächterlymphknoten (05.01.15)
https://www.pathologie-vechta.de/deu/physicians/knowledgebase/methods/sentinel_node.php (05.01.15)
3.3 L, V, Pn, R
www.onkologie2015.de/solidetumoren/geschlecht/mamma_klassifikation.htm (30.09.15)
4. Therapie (incl. Unterpunkte)
S3-Leitlinie Brustkrebs, Deutschland (www.awmf.org)
Grafik Folie 47: www.pflege-und-medizin.de/Brustkrebs/Anatomie/Brustlymphe.jpg (29.10.15)
Tabelle Folie 55
www.onkologie2015.de/solidetumoren/geschlecht/mamma_therapie_medikamentoes.htm (16.11.15)
www.brustkrebsverlauf.info/vortraege/senologieupdate2013/bcc_konsensus_thuerlimann.htm (16.11.15)
Relevanz des Resektionsrandes in der Brustkrebschirurgie
Gynäkologie 2014, Nr. 47: 514-520
http://www.onkologie2015.de/solidetumoren/geschlecht/mamma_therapie_palliativ.htm
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Das Mammakarzinom
Quellennachweise
Literatur zu 4.2.1:
1. EBCTCG. Effects of chemotherapy and hormonal therapy for early breast cancer on recurrence and 15-year survival: an overview
of the randomised trials.Early Breast Cancer Trialists' Collaborative Group.
Lancet 2005; 365:1687-1717
2. Gianni L., et. Al. Treatment with trastuzumab for 1 year after adjuvant chemotherapy in
patients with HER2-positive early breast cancer: a 4-year follow-up of a randomised controlled trial.
Lancet Oncol 2011; 12(3):236-244
3. Perez E. A. et. Al. : Four-year follow-up of trastuzumab plus adjuvant
chemotherapy for operable human epidermal growth factor receptor 2-positive breast cancer: joint
analysis of data from NCCTG N9831 and NSABP B-31. J Clin Oncol 2011; 29(25):3366-3373.
Literatur zu 4.3.
Haffty B. G. etl al.: Ipsilateral breast tumor recurrence as a predictor of distant disease: implications for systemic therapy at the
time of local relapse.
J Clin Oncol 1996; 14(1):52-57.
Karabali-Dalamaga, S.: Natural history and prognosis of recurrent breast cancer.
Br Med J 1978;2:730
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Quellennachweise
Kritik am Mamma-Screening
7.1-7.5
1. Bleyer A, Welch HG.
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N Engl J Med 2012; 367: 1998-2005
2. Goetzsche P, Nielsen M.
Screening for breast cancer with mammography (review).
Cochrane Database of Systematic Reviews, 2011; Issue 1 Art. No.: CD001877.
3. Hersch J, Jansen J, et al.
Women‘s views on overdiagnosis in breast cancer screening: A qualitative study
BMJ 2013; 346: f158.
4. Jørgensen KJ, Gøtzsche PC.
Overdiagnosis in publicly organised mammography screening programmes: systematic review of incidence trends
BMJ 2009; 339: b2587.
5. Jørgensen K, Zahl P, et al.
Breast cancer mortality in organised mammography screening in Denmark: Comparative study.
BMJ 2010; 340: c1241.
6. Marmot MG, Altman DG, et al. The benefits and harms of breast cancer screening: An independent review.
Lancet 2012; 380:1778–1786.
7. Nielsen M, Thomsen JL, et al.
Breast cancer and atypia among young and middle-aged women: A study of 110 medicolegal autopsies.
British Journal of Cancer 1987; 56: 814-9.
Weymayr, C, Kooperationsgemeinschaft Mammographie.
Kennzahlen Mammographie-Screening. 2010.
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Quellennachweise
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Summary of the evidence of breast cancer service screening outcomes in Europe and first estimate of the benefit and harm
balance sheet.
Journal of Medical Screening 2012; 19 Suppl 1: 5-13.
9. Weymayr, C,
Kooperationsgemeinschaft Mammographie. Kennzahlen Mammographie-Screening. 2010.
www.komen.de/html/img/pool/1kennzahlenmammographie-screeningdokumentationv1.2.pdf
10. Welch et al.
Trends in Metastatic Breast and Prostate Cancer – Lessions in Cancer Dynamics
(DOI: 10.1056/NEJMp1510443)
Pro familia medizin, Nr. 1 Februar 2014 (http://www.profamilia.de/www.profamilia.de/medizin.html)
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