Quelle Seite Jahrgang Nummer Quellrubrik SPIEGEL ONLINE vom 06.01.2011 0 2011 0 Wissenschaft / Medizin Gigantismus Forscher finden Gen-Ursache für Riesenwuchs http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,738100,00.html Was lässt Menschen zu Giganten werden? Forscher glauben, die genetische Ursache für Riesenwuchs gefunden zu haben. Die Entdeckung könnte es ermöglichen, Patienten per Bluttest frühzeitig zu erkennen - und zu verhindern, dass sie extreme Körpergrößen erreichen. Ein stattlicher Körper gilt allgemein als Schönheitsmerkmal - doch allzu starkes Wachstum kann schwere gesundheitliche Probleme bereiten. Menschen im obersten Prozent der Körpergrößen-Verteilung der Bevölkerung gelten als riesenwüchsig, was nicht selten ein Symptom der sogenannten Akromegalie ist. Jetzt hat ein internationales Forscherteam nach eigenen Angaben die Genmutation gefunden, die für die Erkrankung verantwortlich ist. Der Gigantismus wird meist durch einen Tumor der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) verursacht. Sie produziert Hormone mit unterschiedlichen Funktionen, darunter für das Wachstum. Tumoren der Hypophyse können zu einem unkontrollierten Wachstum führen, aber auch zu unregelmäßigen Gesichtsformen, Kopfschmerzen, Sehstörungen und Gelenkerkrankungen. Organisationen Kategorien Die Forscher unter Leitung von Márta Korbonits von der London School of Medicine hatten zunächst das Gen AIP untersucht, das seit 2006 als Verursacher von Hypophysetumoren bekannt ist. Außerdem nahmen Mitarbeiter des Instituts für Anthropologie der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität das Skelett eines Mannes aus dem 18. Jahrhundert unter die Lupe. Dabei stellte sich heraus, dass der sogenannte "Irische Gigant", dessen Überreste im Hunterian Museum in London aufbewahrt werden, dieselbe Mutation trägt, die familiär gehäuft auch bei heute lebenden irischen Akromegalie-Patienten vorkommt. Berechnungen haben nach Angaben der Forscher ergeben, dass die ursprüngliche Mutation vor ungefähr 1500 Jahren erfolgte und seitdem von Generation zu Generation weitergegeben wird. Unge- Johannes Gutenberg Universität Biotechnologie, Krebs © PMG Presse-Monitor GmbH 15 / 24 fähr 200 bis 300 Personen müssten die Mutation heute noch in sich tragen, erklären die Forscher, die ihre Ergebnisse im Fachblatt "New England Journal of Medicine" vorstellen. "Aufgrund der alten DNA aus dem Skelett konnte die Theorie des Zusammenhangs zwischen der Mutation und dieser Erkrankung, die in der Vergangenheit so häufig in einer Tragödie endete, erst solide begründet werden", erklärt der Mainzer Forscher Joachim Burger. Nun hoffen die Wissenschaftler, dass man in Risikofamilien die Krankheit mit Hilfe eines Bluttests frühzeitig erkennen und die Betroffenen behandeln kann, bevor sie eine übermäßige Körpergröße erreichen. mbe/dpa