in dieser Leseprobe - Terrarium

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2. Jahrgang, ¤ 4,95 (D), ¤ 5,70 (A), € 5,80 (Benelux), sfr 8,90, E 12302
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Liebenswert:
Landeinsiedlerkrebse
Messebericht
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Kronengeckos
Terrarienpflanzen
Gottesanbeterin
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Der Karibische Landeinsiedlerkrebs Coenobita clypeatus.
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Foto: Oliver Mengedoht
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Keine
Kuschel tiere
Text und Fotos: Melanie Schmitz
Landeinsiedlerkrebse sind optimale Tiere für Kinder? Ein Spielzeug in lustigen,
bunten Häusern? Haaren nicht, geben keinen Laut und riechen nicht, zudem
„einfach und problemlos“ in der Haltung. Das klingt doch verlockend, nach dem
perfekten Haustier – ein weit verbreiteter Irrglaube!
Und das kann ich aus eigener Erfahrung und
vielen Berichten im Landeinsiedlerkrebs-Forum,
in dem ich als Moderatorin tätig bin, nur bestätigen. Diese kleinen Krabbler sind alles andere als
anspruchslose Kuscheltiere. Diese Crustaceen
sind stressanfällig und haben recht hohe Ansprüche an ihren Lebensraum.
Landeinsiedlerkrebse zählen zu den Krebstieren,
die sich an die Lebensweise an Land angepasst
haben. Die Familie der Landeinsiedler unterteilt
sich in zwei Gattungen: Birgus latro, der Palmendieb, ist die einzige Art in dieser Gattung. Im Gegensatz zu den Landeinsiedlern trägt er ab einer
bestimmten Größe kein Haus mehr.
Die Gattung Coenobita hingegen weist 16 Arten
auf, von denen in Deutschland meist nur wenige
im Handel angeboten werden. Folgende Landeinsiedlerkrebs-Arten sind in Deutschland zu bekommen: Coenobita brevimanus, C. clypeatus, C.
rugosus, seltener C. violascens, C. purpureus, C.
compressus und C. perlatus. Äußerst selten bis
gar nicht sind C. cavipes, C. scaevola, C. spinosus
und C. variabilis in Deutschland erhältlich, über
die Spezies C. carnescens, C. longitarsis, C. olivieri, C. pseudorugosus und C. rubescens gibt es
kaum Informationen.
des Strandes, aber auch in den sandigen Bereichen von Mangroven. Manche Spezies kommen
bis weit ins Landesinnere vor.
Eine Gemeinsamkeit haben alle Arten: Sie
müssen zur Arterhaltung ans Meer. Die Weibchen
Landeinsiedler­krebse sind gesellige
Tiere und hocken
gern zusammen.
Herkunft
Die Zehnfüßer leben im feucht-warmen, subtropischen und tropischen Gürtel rund um den
Globus. Die meisten Arten leben direkt am Strand
zwischen Treibgut oder in der näheren Vegetation
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Solche bunt angemalten Schneckenhäuschen sind nicht zu empfehlen. 
Foto: Oli
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 Mit der großen, linken Schere verschließen die Krebse ihr Schneckenhaus.
Foto: Oliver Mengedoht
Klettern können
die kleinen
Zehnfüßer besonders gut,
wenn auch
manchmal etwas
tollpatschig.
entlassen ihre befruchteten Eier in der Brandung.
Die aus den Eiern geschlüpften Larven leben in
der ersten Zeit als Plankton im Meer und durchlaufen einige Entwicklungsphasen, bis sie sich
Schneckenhäuser suchen und an Land gehen.
Alle Landeinsiedlerkrebse, die es im Handel
gibt, sind Wildfänge. Auf ihrem Weg über Zulieferer, Großhändler und Verkäufer erleben sie unterschiedlichste, oft ungünstige Bedingungen mit
starken Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen. Zusammengepfercht in einer Umgebung
ohne Rückzugsmöglichkeit führt das schon zu
ersten Verlusten. Diejenigen, die die Reise überlebt haben, verenden oft auch nach Wochen noch
an den Spätfolgen dieses Stresses. Um die Sterberate zu minimieren, hilft es schon, sich nach
Abgabetieren umzuschauen. Leben die Tiere schon
länger in einer guten Umgebung, haben sie sich
akklimatisiert und angepasst. So vertragen sie eine
kurze Reise oftmals sehr gut.
Wichtige Schneckenhäuser
Landeinsiedlerkrebse sind hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktiv. Tagsüber sitzen sie gerne in Höhlen, verstecken sich im Blattwerk oder
vergraben sich im Boden unter Treibholz und Wurzeln. In der Natur leben Coenobitidae in sehr großen Gruppen. Es sind Gruppentiere, die allerdings
kein gruppentypisches Sozialverhalten zeigen wie
Wirbeltiere.
Überlebenswichtig sind Schneckenhäuser. Der
vordere Part des Krebskörpers und die Beine
sind mit einem Chitinpanzer bedeckt. Zum Schutz
ihres ungepanzerten Hinterleibs jedoch tragen
sie Schneckenhäuser. Bei Gefahr ziehen sie sich ins
Innere zurück und verschließen die Öffnung
mit ihrer großen linken Schere. In den Häusern
halten sie ihre kiemenartigen Atemorgane
feucht und regeln ihren Mineralienhaushalt.
Individuelle Geschmäcker
Schneckenhaus ist dabei nicht gleich Schneckenhaus. Da sind sie wählerisch. Die Art C.
rugosus mag die Häuser der Turbanschnecke,
denn die haben eine runde Hausöffnung. C. vi-
Lesetipps
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Foto: Oliver Mengedoht
olascens hingegen bevorzugen eher Schneckenhäuser mit länglicher Öffnung, wie etwa von der
Trapez-Bandschnecke. Das hängt vor allem mit den
unterschiedlich geformten Hinterleibern zusammen. Individuell können sich die Geschmäcker
der Crustaceen allerdings unterscheiden. Daher
ist es wichtig, dass für jeden Krebs genügend unterschiedliche Schneckenhäuser frei sind, die der
aktuellen Größe in etwa entsprechen oder etwas
größer sind.
Seit einiger Zeit hat sich eine Unsitte verbreitet:
Landeinsiedlerkrebse in bunt bemalten Häusern.
Das mag für Kinder reizvoll sein, für den kleinen
Krabbler nicht. Die Krebse wählen diese bunten
Häuser nicht freiwillig, da sie oft überhaupt nicht
der benötigten Passform entsprechen. Teils sind
es Gehäuse von Landschnecken, die selbst unbemalt kaum brauchbar sind. Zudem ist nicht sicher, ob die Farbe gesundheitlich bedenklich ist.
Für das Tier ist das alles andere als schön. Natürliche Schneckenhäuser, die zur Art passen, sind
ein Muss.
Landeinsiedlerkrebse wachsen ihr ganzes Leben lang. Ihr Panzer wächst allerdings nicht mit.
Sie müssen ihn ablegen, um wachsen zu können.
Dies geschieht durch die Häutung. In dieser Phase vergräbt sich der Krebs mitsamt seinem Haus,
um sich vor potenziellen Fressfeinden zu schützen. Unterirdisch befreit er sich von seinem alten
Panzer und bildet einen neuen.
Das abgelegte Exoskelett frisst er auf, da es
wichtige Mineralien enthält. Sobald der neue
Schutz ausgehärtet ist, kommt der Krebs wieder
an die Oberfläche. Eine Häutungsphase kann je
nach Größe des Tiers zwischen zwei Wochen und
zwei bis drei Monate dauern. In dieser heiklen Zeit
sollten die Tiere keinesfalls gestört werden.
Coenobita perlatus,
wunderschön, aber
in der Haltung bisher
sehr heikel und daher
eher nicht zu empfehlen.
Gruppenhaltung
Anders als oft zu lesen können Landeinsiedlerkrebse sehr alt werden. Es gibt Berichte von Tieren, die in Gefangenschaft über 30 Jahre alt wur-
Foto: Oliver Mengedoht
Ein kleiner Einsiedler der Art Coenobita
violascens.
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Fotos: Oliver Mengedoht
den. Aufgrund ihrer Lebensweise ist eine Gruppenhaltung von mindestens drei Artgenossen
empfehlenswert. Bleibt die Frage, wie viele Landeinsiedler kann man in einem bestimmten Terrarium halten? Das kann nicht konkret beantwortet
werden – es gibt keine Faustregel oder Formel,
sondern kommt auf viele Faktoren an.
Manche Arten werden größer als andere. Oft
ist nicht bekannt, um welche Spezies es sich
überhaupt handelt, denn die Bestimmung ist eine
Wissenschaft für sich und für Laien wirklich
schwer, auch Händler deklarieren erfahrungsgemäß schon mal falsch.
In einem gut geplanten Terrarium mit den Maßen 80 x 60 x 60 Zentimeter können vier bis sechs
Landeinsiedlerkrebse einziehen. Auch wenn das
Volumen recht groß ist, muss bedacht werden,
dass sich die Krebse zur Häutung in den Bodengrund einbuddeln, bevorzugt unter Verstecken
und an Plätzen, die sie für sicher erachten. Diese
Stellen liegen oft im hinteren Terrariumbereich.
Das führt dazu, dass sich alle Bewohner vornehmlich dort einbuddeln und damit gegenseitig
stören, was unter Umständen bei der Häutung
tödlich enden kann.
Die Autorin
zog schon zweimal Nachwuchs
von Coenobita
violascens auf.
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Der Speiseplan
Landeinsiedlerkrebse sind Allesfresser. Das ist
jedoch nicht zu wörtlich zu nehmen, gerade
menschliche Genussmittel sind ein No-Go. Sie jagen nicht, sondern leben von den Dingen, welche
die Natur „fallen lässt“: Auf ihrem Speiseplan stehen Blätter, Pflanzen, Früchte, Nüsse, Fisch, Fleisch
und Aas. Die Liste ist lang. Daher sollte stets eine
breite Auswahl an Futter angeboten werden, damit
sie sich das holen können, was nötig ist.
Auch Alles- und Aasfresser sind wählerisch. Die
Zehnfüßer nehmen längst nicht alles, was ihnen
vorgesetzt wird. Gemüse und Salat wird meist
links liegen gelassen, wohingegen frische Papaya
oder Himbeerblätter sehr beliebt sind. Hier heißt
es ausprobieren. Frische Kokosnuss-Stücke stehen bei allen Arten hoch im Kurs.
Gewürzte, gesalzene oder gezuckerte Produkte
sind zu vermeiden. Frisch sollte es sein, abwechslungsreich und artgerecht. Je naturnäher, desto
besser. Viele Obst- und Gemüsesorten sind heutzutage mit Chemie behandelt, den Tieren zuliebe
sollten (gut gewaschene und geschälte) Bio-Produkte bevorzugt werden.
Die Krebse fressen recht kleine Portionen. Oft
sieht man kaum, dass etwas gefressen wurde.
Als optimale Futterschale haben sich Muschelhälften erwiesen. Gängige Terrarien-Futterschalen können auch genutzt werden, ebenso wie glasierte Tonschalen oder Blumentopfuntersetzer
aus Plastik.
Kein Futter in dem Sinn, doch ein wichtiger Bestandteil ist Sepiaschale: Sie enthält viel Kalk,
den die Krebse für ihren Panzer benötigen.
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Das richtige Wasser
Landeinsiedlerkrebse nutzen Wasser nicht nur,
um ihren Durst zu stillen. In den Schneckenhäusern halten sie damit ihre kiemenartigen Atemorgane feucht und regeln außerdem den Mineralienhaushalt. Daher müssen alle Krustentiere immer Zugang zu Süß- und Salzwasser haben.
Als Frischwasserquelle kann Leitungswasser
genommen werden. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollte es auf Kupfer geprüft werden. Denn oft
werden Kupferleitungen verwendet, doch dieses
Metall ist schon in kleinsten Mengen tödlich für
Wirbellose. Ein Wasserfilter kann Abhilfe schaffen.
Um Salzwasser anzubieten, lohnt sich der Kauf
von Meersalz aus der Aquaristik. Im Reformhaus
kann man Speise-Meersalz kaufen. Es sollte naturbelassen und unraffiniert sein, denn nur so
enthält es noch die wesentlichen Bestandteile.
Vorsicht ist geboten bei Speisesalzen, die meist
ungewünschte Zusatzstoffe wie Rieselhilfen enthalten.
Süßwasser wird von den Krabblern nur selten
aufgesucht. Wenn sich der größte Landeinsiedlerkrebs mitsamt seinem Haus in die Wasserschale
hineinsetzen und untertauchen kann, ist es gut.
Die Salzwasserschale darf gerne etwas größer
sein. Ertrinken sie denn dann nicht? Die Frage ist
So läuft ein Häuschenwechsel bei den
Krustentieren ab.
Coenobita clypeatus
auf einem Korkast.
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Das ist der Panzer, der bei einer Häutung zurückbleibt
(links), unten der frisch gehäutete Krebs. In dieser Phase
sollten die Tiere nicht gestört werden.
nicht ganz unberechtigt. Die Kruster können schon
eine ganze Weile unter Wasser bleiben, trotzdem
sollten alle Wasserschalen oder Becken eine Ausstiegshilfe haben. Steine oder Kork sind dafür gut
geeignet, denn sie geben keine schädlichen Stoffe ins Wasser ab.
Die Landeinsiedlerkrebse neigen dazu, ihr Futter an sichere Plätze zu schleppen, die versteckt
und schlecht einsehbar sind. Im feucht-warmen
Klima fängt das Futter ganz schnell an zu gammeln.
Als Gesundheitspolizei für solche Reste können
tropische Weiße oder Braune Asseln eingesetzt
werden. Kot, Pflanzen- und Futterreste lassen sich
gut mit einem Pinsel und einer Kinderschaufel
einsammeln und entfernen. Beim Reinigen und
beim Austausch des Bodengrunds bitte ganz vorsichtig vorgehen: Es kann immer einer der Krebse
zur Häutung verbuddelt sein.
Vergesellschaftung
Es ist nicht einfach, andere Tiere zu finden, die
ins Klima passen. Optimal sind Arten aus den
gleichen Einzugsgebieten. Beachtet werden muss
auf jeden Fall, ob sich die Tiere gegenseitig verletzen oder stören könnten. Grabende Tiere können
den sich unterirdisch häutenden Krebsen in die
Quere kommen. Oder aber die doch manchmal
rabiaten Landeinsiedler können die nachts schla-
Foto: Oliver Mengedoht
Birgus latro, der
Palmendieb, der zu
groß für ein Schneckenhaus ist – und
im Allgemeinen auch
für die Privathaltung.
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fenden Terrariengenossen stören oder deren Eier
und Larven fressen.
Das Zusammenleben mit Halloweenkrabben
(Gecarcinus spp.) scheint ganz gut zu funktionieren, wenn das Terrarium entsprechend groß ist.
Diese Krabbenart baut sich ihre Höhlen, die wiederum gerne von den Landeinsiedlern genutzt
werden. Die scheuen Krabben scheinen sich nicht
an den Schneckenhausträgern zu stören, die wiederum auch nicht wirklich beeindruckt sind von
den bunten Mitbewohnern. Erfolgreich ist auch
die Vergesellschaftung mit asiatischen Hausgeckos,
die sogar recht nützlich sind, da sie die Fruchtfliegen vertilgen. Tipp: Unbedingt darauf achten, dass
das Terrarium ausbruchssicher ist. Die wendigen
Tiere sind geschickte Ausbruchskünstler.
n
Von oben:
Landeinsiedlerkrebse sind gesellige Tiere und hocken
gern zusammen, hier ein adulter C. violascens.
Das ist Coenobita rugosus, die am weitesten verbreitete
Landeinsiedler-Art.
Noch einmal Coenobita clypeatus aus der Karibik.
Nachzuchten
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