4.3 Kräfte im Magnetfeld Ein sehr beeindruckendes und dennoch einfaches Experiment in dem die, in einem magnetischen Feld wirkenden Kräfte, gezeigt werden können ist der sog. einfachste Elektromotor der Welt. Dieser besteht aus vier Teilen, einer Batterie, einer Schraube, einem kurzen Kabel und einem starken Permanentmagneten. Einen derartigen Motor kann man sehr leicht zu Hause nachbauen. Entsprechend starke und vor allen Dingen leitfähige Magnete können im Internet günstig erworben werden. Im folgenden Kapitel soll geklärt werden wie der einfachste Elektromotor der Welt funktioniert. Hierzu betrachten wir zunächst die einzelnen Bauteile des Motors: Die verwendete Batterie ist eine handelsübliche 1,5V Batterie. Die an der Batterie anliegende Spannung treibt den elektrischen Strom durch das Kabel, den Magneten und die Schraube. Das Kabel wird verwendet um den Minus-Pol der Batterie mit dem Magneten zu verbinden. Die einzelnen Kupferdrähte am Ende des Kabels dienen als Schleifkontakt, ohne den eine Drehung des Magneten bei gleichzeitigem Stromfluss nicht möglich wäre. Die hier verwendete Metallschraube verbindet den Magneten mit der Batterie. Das Magnetfeld des Magneten ist so stark, dass es die Schraube an der Batterie festhält. Die Spitze der Schraube dient als reibungsarmes Lager des Motors. Würde man den Permanentmagneten direkt an der Batterie befestigen, so könnte sich dieser nicht drehen. Die Ursache der Drehung ist jedoch mit den bisherigen Kenntnissen nicht erklärbar. Es ist zu vermuten, dass der elektrische Strom in Kombination mit dem Magnetfeld des Permanentmagneten die Drehung verursacht. Um den einfachsten Elektromotor verstehen zu können, ist es somit notwendig den Zusammenhang zwischen magnetischem Feld und dem elektrischen Strom zu klären: Experiment: „Kraft auf einen stromdurchflossenen Leiter“ Der Plus- und der Minuspol einer Stromquelle sind jeweils an einer langen Metallschiene angeschlossen. Die beiden Schienen sind voneinander isoliert und berühren sich nicht. © M.Brennscheidt Auf die beiden Metallschienen wird ein kleines Graphitstäbchen gelegt. Da Graphit den elektrischen Strom leitet, wird der Stromkreis durch das Stäbchen geschlossen. Ein Hufeisenmagnet wird so angebracht, dass sich das Graphitstäbchen zwischen dem Nord- und Südpol im homogenen Bereich des Magnetfeldes befindet. Wichtig: Die magnetischen Feldlinien (vom Nord- zum Südpol) stehen hier senkrecht zum Graphitstäbchen und damit auch senkrecht zur Richtung des elektrischen Stroms, der durch das Stäbchen fließt. Lässt man nun einen elektrischen Strom durch das Graphitstäbchen fließen, so ist zu beobachten, dass sich das Stäbchen auf den Metallschienen nach rechts bewegt. Dreht man den Hufeisenmagneten um 180° um, oder ändert man die Polung der Stromquelle, so bewegt sich das Stäbchen in die andere Richtung nach links. In einem zweiten Schritt wird nun der Hufeisenmagnet um 90° geneigt. Auch hier lässt man einen elektrischen Strom durch das Stäbchen fließen. Im Gegensatz zu obiger Anordnung bewegt sich das Graphitstäbchen auf der Schiene nicht. © M.Brennscheidt Ergebnis: In einem Magnetfeld wirkt auf stromdurchflossenen Leiter (hier das Graphitstäbchen) eine Kraft , wenn Leiter und Magnetfeld senkrecht aufeinander stehen. Die Richtung dieser magnetischen Kraft erhält man mit Hilfe der Drei-Finger Regel: Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger der rechten Hand werden so abgespreizt, dass sie senkrecht zueinander stehen. Zeigt der Daumen in die technische Stromrichtung (von Plus nach Minus) und der Zeigefinger in Feldrichtung (von Nord nach Süd), so gibt der Mittelfinger die Richtung der magnetischen Kraft an. Die Drei-Finger-Regel wird häufig mit UVW-Regel (Ursache-Vermittlung-Wirkung )bezeichnet: Die Ursache für die magnetische Kraft ist der elektrische Strom, der durch den Leiter fließt. Ist dieser asugeschaltet, so wirkt auf den Leiter keine Kraft. Die Vermittlung für die magnetische Kraft ist das magnetische Feld. Diese schafft gewissermaßen die Rahmenbedingungen für die auf den Leiter wirkende Kraft. Unter der Wirkung versteht man schließlich die magnetische Kraft selbst, die sich aus dem Zusammenwirken von Ursache und Vermittlung ergibt. © M.Brennscheidt Erklärung des Einstiegsexperiments: Mit Hilfe der Drei-Finger-Regel kann nun die Funktionsweise des einfachsten Elektromotors der Welt geklärt werden. In einem kleinen Bereich fließt dort der elektrische Strom senkrecht zu den Feldlinien des Permanentmagneten. Dies wird an der folgenden Zeichnung deutlich: Im Magneten fließt der elektrische Strom in einem kleinen Bereich nach rechts. Das magnetische Feld zeigt nach oben. Auf den Magneten wirkt somit eine Kraft, die senkrecht auf der Stromrichtung und senkrecht zum Magnetfeld aus der Tafelebene hinaus zeigt. Da die Kraft nur auf der Seite des Magneten wirkt an der das Kabel den Magneten berührt, wird dieser in Drehung versetzt. © M.Brennscheidt