Einführung in die Mikroökonomie Übungsaufgaben (1) 1. Oft wird behauptet, dass eine Theorie gut ist, wenn sie im Prinzip durch eine empirische, datenorientierte Untersuchung widerlegt werden kann. Erklären Sie, warum eine Theorie, die nicht empirisch bewertet werden kann, keine gute Theorie ist. Die Bewertung einer Theorie erfolgt in zwei Schritten: Zunächst sollte die Angemessenheit der Annahmen der Theorie untersucht werden, danach sollten die Vorhersagen der Theorie durch einen Vergleich mit den Tatsachen überprüft werden. Wenn eine Theorie nicht überprüft werden kann, kann sie weder akzeptiert noch abgelehnt werden. Folglich leistet sie nur einen geringen Beitrag zu unserem Verständnis der Realität. 2. Welche der zwei folgenden Aussagen beinhaltet eine positive ökonomische Analyse und welche eine normative? Wie unterscheiden sich diese beiden Arten der Analyse? a) Die Benzinrationierung (die Zuteilung einer maximalen Menge Benzin, die ein Individuum pro Jahr kaufen kann) stellt eine schlechte Sozialpolitik dar, da sie in die Funktionsweise des wettbewerblichen Marktsystems eingreift. Die positive ökonomische Analyse beschreibt, was ist. Die normative ökonomische Analyse beschreibt, was sein sollte. In Aussage (a) werden beide Arten der Analyse gemischt. Zunächst wird in Aussage (a) eine positive Aussage getroffen, die besagt, dass die Benzinrationierung ı̈n die Funktionsweise des wettbewerblichen Marktsystems eingreift”. Wir wissen aus der ökonomischen Analyse, dass eine einem Markt auferlegte Beschränkung zu einer Veränderung der Marktgleichgewichts führt. Zweitens wird in Aussage (a) auch ein normativer Kommentar (d.h. ein Werturteil) auf der Grundlage einer aus der positiven ökonomischen Analyse der Politik abgeleiteten Schlussfolgerung abgegeben. b) Bei der Benzinrationierung handelt es sich um eine Politik, durch die mehr Menschen schlechter als besser gestellt werden. Aussage (b) ist positiv, da hierin angegeben wird, welche Auswirkungen die Benzinrationierung hat, ohne dass ein Werturteil darüber abgegeben wird, wie wünschenswert diese Politik der Rationierung ist. 3. Nehmen wir an, der Preis für bleifreies Normalbenzin ist in New Jersey um 20 Cent pro Gallone (3,7853 l) höher als in Oklahoma. Existiert in diesem Fall Ihrer Meinung nach eine Arbitragemöglichkeit (d.h. die Möglichkeit, dass Unternehmen Benzin in Oklahoma einkaufen und es dann mit Gewinn in New Jersey weiterverkaufen können)? Warum bzw. warum nicht? 1 Aufgrund der hohen Transportkosten stellen Oklahoma und New Jersey separate geographische Märkte dar. Wären die Transportkosten gleich null, würden durch eine Preissteigerung in New Jersey Arbitragehändler dazu veranlasst, Benzin in Oklahoma zu kaufen und in New Jersey zu verkaufen. In diesem Fall ist es allerdings unwahrscheinlich, dass der Unterschied in Höhe von 20 Cent pro Gallone hoch genug wäre, um angesichts sowohl der hohen Transaktionskosten als auch der hohen Transportkosten eine lukrative Möglichkeit für eine Arbitrage zu schaffen. 4. Entscheiden Sie, ob die folgenden Aussagen richtig oder falsch sind. Begründen Sie ihre Entscheidung: a) Fast Food Ketten wie McDonalds, Burger King und Wendy?s operieren in den gesamten Vereinigten Staaten. Deshalb ist der Markt für Fast Food ein nationaler Markt. Diese Aussage ist falsch. Im Allgemeinen kaufen die Menschen Fast Food im Umkreis ihres gegenwärtigen Standorts und fahren nicht lange Strecken durch das Land, nur um eine billigere Fast-Food-Mahlzeit zu kaufen. Angesichts der Tatsache, dass es nur eine geringe Möglichkeit für eine Arbitrage zwischen Fast-Food-Restaurants gibt, die sich in einiger Entfernung von einander befinden, bestehen wahrscheinlich über das ganze Land verteilt eine Vielzahl von Märkten für Fast Food. b) Im Allgemeinen kaufen die Menschen ihre Kleidung in der Stadt, in der sie leben. Deshalb gibt es beispielsweise einen Markt für Bekleidung in Atlanta, der sich von dem Markt für Bekleidung in Los Angeles unterscheidet. Diese Aussage ist falsch. Obwohl es unwahrscheinlich ist, dass die Verbraucher durch das ganze Land fahren, um Bekleidung zu kaufen, können die Lieferanten doch leicht Bekleidung von einem Teil des Landes in einen anderen transportieren. Wenn also Bekleidung in Atlanta teurer als in Los Angeles ist, würden die Textilunternehmen Lieferungen nach Atlanta umleiten, was zu einer Reduzierung des Preises dort führen würde. Gelegentlich kann es einen Markt für ein bestimmtes Bekleidungsstück in einem weit entfernten Markt geben, der zu einer sehr guten Arbitragemöglichkeit führt, wie beispielsweise der Markt für Blue Jeans in der früheren Sowjetunion. c) Einige Konsumenten haben eine sehr starke Präferenz für Pepsi, während andere sehr stark Coca Cola präferieren. Deshalb gibt es für Cola keinen gemeinsamen Markt. Diese Aussage ist falsch. Obwohl einige Konsumenten eine sehr starke Präferenz für eine bestimmte Colamarke haben, sind die Marken sich doch so ähnlich, dass sie einen gemeinsamen Markt bilden. Es gibt auch Konsumenten, die keine starke Präferenz für eine bestimmte Art Cola haben, und es gibt Konsumenten, die zwar eine Präferenz haben, die aber auch durch den Preis beeinflusst werden. Angesichts dieser Möglichkeiten wird sich der Preis für Colagetränke nicht deutlich unterscheiden - insbesondere nicht bei Coca Cola und Pepsi. 2