Elektrostimulation der denervierten Muskulatur

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Die Elektrostimulation denervierter Muskulatur
Periphere Nervenläsionen führen entweder vollständig oder teilweise zu einer Denervation des Muskels. Im Fall einer Axonotmesis sind Reinnervation und Regeneration möglich, komplette Denervationen nach Neurotmesis führen ohne operative Revision dauerhaft zu einer schlaffen Lähmung mit Atrophie des Muskels. Eine geordnete Reinnervation ist nicht nur bei Verletzungen sondern grundsätzlich auch bei PolyneuropathieErkrankungen denkbar. Nach der Akutversorgung - sofern keine Kontraindikationen
bestehen – ist eine Elektrotherapie indiziert. Diese kann unterschiedliche Ziele verfolgen: Beim chronisch komplett denervierten Muskel mit umfangreichen Lähmungen ist
der Erhalt bzw. der Wiederaufbau der Muskulatur von Bedeutung, entweder für den
späteren Versuch einer funktionellen Nutzung, oder zur Vorbereitung einer Reinnervation. Hier wird vor allem die spezifische Therapie mit langen bidirektionalen Rechteckimpulsen von mind. 20 ms Dauer (LIB-Stimulation) vorgestellt, die in der Lage ist sowohl den Verlust von Muskelmasse und Faseranzahl als auch den Verlust an Kontraktionskraft zu verhindern. Kontraindikationen sowie Probleme bei der Behandlung werden dargestellt. Ein weiteres Ziel ist die direkte Unterstützung und Förderung der Reinnervation, die unter bestimmten Bedingungen beschleunigt werden kann. Dies gilt zumeist für Patienten mit hochgradigen Lähmungen, welche auch ausgedehnt sein können,
deren Muskeln jedoch nicht komplett sondern nur teilweise denerviert sind oder die
bereits Zeichen der Reinnervation zeigen. Klinische Ergebnisse am Patienten sowie experimentelle Daten (biochemisch, histologisch, physiologisch und bildgebend mit Ultraschall und Kernspintomographie) werden in der Übersicht präsentiert. - Der zeitliche
Endpunkt einer Elektrotherapie ergibt sich nach klinischen Kriterien zumeist mit dem
Beginn einer relevanten Reinnervation. Die Reinnervation kann jedoch mit bestimmten
Formen von Elektrotherapie auch gefördert werden, hier sind die experimentellen und
klinischen Studien allerdings kontrovers. Abschließend wird als Randthema noch die
Gesichtsstimulation bei Facialisparese gestreift. Hierzu ist das klinische Interesse am
Thema allerdings sehr viel stärker als die Daten aus der Literatur, so dass die Empfehlungsstärken begrenzt sind.
Schlüsselwörter: Elektrostimulation, Denervation, periphere Läsion, muskuläre Plastizität, klinische Anwendung
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