Poleiminze lat. Mentha pulegium Die Poleiminze gehört zu den Pflanzen, die im 'Garten der Artemis' wachsen. Schon in der Antike war sie als starkes Abtreibungsmittel bekannt. Auch als Aphrodisiakum fand sie Verwendung. VOLKSTÜMLICH: Frauenminze, Pennyroyal, Flohkraut, Hirschminze, Poleykraut Die Poleiminze ist eine Gattung aus der Familie der Lippenblütengewächse (Lamiaceae). AUSSEHEN: Die mehrjährige eher kriechende Minze wird zwischen 5 und 40 Zentimeter hoch. Die schmalen Blätter sind eiförmig und bis zu 3 cm lang. Die violetten Blüten erscheinen an achselständigen Scheinquirlen zwischen Juli und September. Aus den Blüten entwickeln sich bis in den Spätherbst die Samen. VORKOMMEN: Sie wächst bevorzugt auf feuchten und nährstoffreichen Böden, z.B. an Ufern von Flüssen, Teichen und Seen. VERBREITUNG: Die Poleiminze ist in Südeuropa heimisch; im Rhein- und Donaugebiet aber auch von Westeuropa bis nach Vorderasien ist sie zu finden. ABBRUCH: Sie wurde wie viele andere Pflanzen ursprünglich als Aphrodisiakum verwendet bzw. als Abwehrmittel gegen Ungeziefer. Das abortive Potential der Poleiminze war bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. in Griechenland so bekannt, dass Aristophanes (ca.445 - 385 v.Chr.) in seinem Stück 'Frieden' augenzwinkernd und ohne weitere Erläuterung auf die abtreibende Wirkung der Pflanze hinweisen konnte. GESCHICHTE: Plinius schrieb, dass die Poleiminze als wertvollere Arzneipflanze galt als Rosen. Diskurides stellte fest, dass die Pflanze Menstruation und und Wehen hervorruft. Ein Hinweis auf die traditionelle Anwendung als Flohmittel findet sich auch im Artnamen 'pulegium', der vom lateinischen 'pulex' (Floh) abgeleitet ist. INHALTSSTOFFE: Hauptwirkstoff der Pflanze ist ätherisches Öl, darunter bis zu 80% Pulegon, das für seinen als 'minzenartig', 'weinähnlich' oder 'unangenehm' beschriebenen Geruch verantwortlich ist, und schon in Zentigrammdosen Aborte auslösen kann. Im Poleiöl sind ferner ca. 9% Menthol, Piperidon und Limonen enthalten. Andere Inhaltsstoffe sind Gerbstoffe (ca. 4%) und Flavonylglykoside (Diosmin, Hisperidin). WIRKUNG: menstruationsfördernd, tonisierend, verdauungsfördernd. ANWENDUNG: bei Kopfschmerzen, leichten Atemwegsinfektionen, Fieber, Katarrhe, Juckreiz, rheumatische Erkrankungen, Blähungen. LITERATUR: Vom Nimbaum bis zur Pille - Zur kulturgeschichtlichen Vielfalt der Verhütungsmethoden von Helga Dietrich und Birgitt Hellmann, 2006, Seite 44 Anmerkung: Die Poleiminze gehört zu den Pflanzen, die im 'Garten der Artemis' wachsen und stand immer mit dem Unterleib der Frauen in Zusammenhang, wurde in Liebestränken verarbeitet, war eine obszöne Metapher für die Schamhaare der Frau und ein Symbol unerlaubter Sexualität. Schon in der Antike war sie als starkes Abtreibungsmittel bekannt. Getrunken sollte sie die Menstruation fördern, die Nachgeburt und die Leibesfrucht austreiben. Auch gegen Unterleibsschmerzen wurde sie eingesetzt. In Griechenland wurde die Pflanze 'blechon' oder 'glechon' genannt und war wahrscheinlich ein Bestandteil des 'kykeon', eines geheimen Trankes, mit dem sich die TeilnehmerInnen der 'Eleusischen Mysterien', zu Ehren der Göttin Demeter, stimulierten. Aristophanes erwähnt in 'Pax' einen ebenfalls kykeon genannten poleihaltigen Trank, der vom Götterboten Hermes als Schutz vor Krankheiten empfohlen wird. Sehr viel volkstümlicher war die Verarbeitung der Polei-Minze in Liebestränken. In Zypern und im Atlasgebirge hat sich der volksmedizinische Gebrauch der Polei-Minze bis heute gehalten. Die psychische Wirkung schildert Hildegard von Bingen in den Physica: 'Wer im Gehirn Schmerzen hat, so dass er krank ist, der lege Polei in Wein und koche sie, und er lege sie so warm um seinen Kopf, und er binde ein Tuch darüber, damit das Gehirn warm sei und der Wahnsinn in ihm unterdrückt.' Besonders in angelsächsischen und walisischen medizinischen Büchern wurde die Poleiminze als königliches Heilmittel gepriesen und 'pulegium regium' genannt. Über 'pulioll-royall' hat sich dies im Englischen schließlich zu 'pennyroyal' abgeschliffen. Dort waren 'Pennyroyal'-Tabletten bis in die Mitte des 20. Jhd weit verbreitet und bekannt. Da der Abbruch jedoch verboten war, wurden sie unter sozialen Codes verkauft, wie 'Frauenleiden'. Verein Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch | [email protected] | vienna 2017 | powered by fox.co.at