2 REIBUNG 2.1 Reibungskräfte Wenn Körper aufeinander haften, gleiten oder rollen, treten bewegungshemmende Kräfte auf. Diese Kräfte nennt man Reibungskräfte. Diese sind immer so gerichtet, dass sie der Bewegung entgegenwirken und diese behindern oder ganz verhindern. Die Hauptursache für das Auftreten von Reibungskräften liegt in der Oberflächenbeschaffenheit der Körper. Diese Oberflächen sind mehr oder weniger rau. Wenn Körper aufeinander liegen oder sich gegeneinander bewegen, so verhaken sich die Unebenheiten der Flächen. Je nach Art der Bewegung der Körper unterscheidet man zwischen Haftreibung, Gleitreibung und Rollreibung. 2.2 Haftreibung Um einen ruhenden Körper in Bewegung zu versetzen, muss die Zugkraft an ihm einen bestimmten Wert erreichen. Durch das Ziehen entsteht nämlich eine der Zugkraft entgegen gerichtete Haftreibungskraft. Solange der Körper ruht, sind die Haftreibungskraft und die Zugkraft gleich gross. Der Körper setzt sich erst ruckartig in Bewegung, wenn die Haftreibungskraft ihren maximal möglichen Wert erreicht hat (und dann wieder abfällt). Es wird am Körper Es wird fester am Körper Bei noch festerem gezogen. Dieser setzt gezogen. Dieser ruht immer Ziehen setzt sich der Körper sich nicht in Bewegung. noch. in Bewegung. Kurz davor wurde der Wert der max. Haftreibungskraft erreicht Die Haftreibungskraft ist die Reibungskraft die einen ruhenden Körper an seiner Unterlage haften lässt und dadurch die in Bewegungsversetzung des Körpers erschwert. 2.2.1 Experimentelle Herleitung Es soll untersucht werden, von welchen Parametern die maximale Haftreibungskraft abhängt. Aus dem Alltag wissen wir, dass die Haftreibungskraft umso grösser ist, je rauer die Kontaktflächen zwischen Körpern sind und je stärker der Körper, der in Bewegung gesetzt werden soll, gegen seine Unterlage drückt. Aus diesem Grund versuchen wir einen Klotz, den wir progressiv beschweren, zuerst auf einer glatten, dann auf einer rauen Oberfläche in Bewegung zu versetzen. Wir messen jeweils den maximalen Wert der Zugkraft Zug max , für welchen der Körper sich gerade in Bewegung versetzt. Dieser Wert entspricht dem maximalen Wert der Haftreibungskraft F HR max . Die Messungen erfolgen bei steigender Normalkraft F N . Darunter versteht man die Kraft, mit welcher der Körper senkrecht gegen die Unterlage drückt. 2.2.2 Versuch und Messwerte Bei waagerechter Unterlage entspricht die Normalkraft der Gewichtskraft des Körpers. 2.2.3 Schlussfolgerung In der Messwertetabelle stellt man fest, dass der Quotient F HR max / F N konstant ist. Die maximale Haftreibungskraft ist daher proportional zur Normalkraft. Die maximale Haftreibungskraft und die Normalkraft sind proportional zueinander. Wir schreiben F HR max ~ F N und F HR max = μ HR · F N F HRmax : maximale Haftreibungskraft (in N) FN: Normalkraft (in N) μ HR : Proportionalitätskonstante, Haftreibungszahl (ohne Einheit, Werte → Tabelle) Die Haftreibungszahl ist ein Mass für die Rauheit der Kontaktflächen. Je glatter die Oberflächen sind, desto kleiner ist die Haftreibungszahl. 2.3 Gleitreibung Um einen Körper gegen einen Widerstand in Bewegung zu halten, muss an ihm eine Zugkraft oder Antriebskraft wirken, die der Gleitreibungskraft entgegengerichtet ist. 2.3.1 Experimentelle Herleitung Es soll untersucht werden, von welchen Parametern die Gleitreibungskraft abhängt. Wie vorher, benutzen wir einen Klotz, den wir progressiv beschweren, und ziehen ihn zuerst auf einer glatten, dann auf einer rauen Oberfläche mit konstanter Geschwindigkeit über den Tisch. Wir messen jeweils den Wert der Zugkraft F Zug . Dieser Wert entspricht dem Wert der Gleitreibungskraft F GR . Die Messungen erfolgen bei steigender Normalkraft F N . 2.3.2 Versuch und Messwerte 2.3.3 Schlussfolgerung In der Messwertetabelle stellt man fest, dass der Quotient F GR / F N konstant ist. Die Gleitreibungskraft ist daher proportional zur Normalkraft. Die Gleitreibungskraft und die Normalkraft sind proportional zueinander. Wir schreiben F GR ~ F N und F GR = μ GR · F N F GR : Gleitreibungskraft (in N) FN: Normalkraft (in N) μ GR : Proportionalitätskonstante, Gleitreibungszahl (ohne Einheit, Werte → Tabelle) 2.3.4 Gleitreibungskraft und Auflagefläche Der Versuch zeigt, dass die Kraft, die man braucht, um einen Körper mit konstanter Geschwindigkeit über eine Unterlage zu ziehen, nicht von der Grösse seiner Auflagefläche abhängt. Daher ist auch die Gleitreibungskraft unabhängig von der Grösse der Auflagefläche. Die Gleitreibungskraft ist unabhängig von der Grösse der Auflagefläche eines Körpers. 2.4 Rollreibung Die Reibung zwischen einem Körper und seiner Unterlage kann verringert werden, indem man dafür sorgt, dass der Körper nicht über seine Unterlage gleitet, sondern rollt (z.B. durch Anbringen von Rädern). In diesem Fall bezeichnet man die bewegungs hemmende Kraft als Rollreibungskraft. Versuche zeigen, dass die Zusammenhänge sich bei der Rollreibung ähnlich verhalten, wie bei der Gleitreibung. Aus diesem Grund kann man schreiben: F RR = μ RR · F N F RR : Rollreibungskraft (in N) FN: Normalkraft (in N) μ RR : Proportionalitätskonstante, Rollreibungszahl (ohne Einheit, Werte → Tabelle) 2.4.1 Ursache der Rollreibung Ursache für die Rollreibungskraft ist die Verformung der Räder (und der Unterlage) beim Rollen. Da ein PKW-Reifen aus elastischem Gummi gefertigt wird, ist die Verformung beim Fahren gross. Sie wird stark durch den Luftdruck im Reifen beeinflusst. Räder von Zügen sowie, die Schienen auf denen sie Rollen sind aus Stahl gefertigt. Hier ist die Rollreibung wegen geringer Verformung besonders klein. Beim Rollen auf einem Teppichboden kann man die Verformung der Unterlage gut beobachten. Vor dem Rad bildet sich eine Teppichwulst. 2.5 Reibungszahlen Die Reibungszahlen charakterisieren die Rauheit der übereinander reibenden Oberflächen. Durch Nässe oder Schmieren (Einbringen von Flüssigkeiten zwischen die Kontaktflächen) können die Reibungszahlen beträchtlich beeinflusst werden. Versuche zeigen, dass: μHR > μGR >> μRR 2.6 Zusammenfassung Haftreibung Haftreibung liegt vor, wenn ein Körper an einem anderen haftet. Beispiel: Es wird an einem Schrank gezogen, ohne dass dieser sich bewegt. F HR max = μ HR · F N Gleitreibung Gleitreibung liegt vor, wenn ein Körper auf einem anderen gleitet. Beispiel: ein Klotz wird über den Tisch gezogen. F GR = μ GR · F N Rollreibung Rollreibung liegt vor, wenn ein Körper auf einem anderen rollt. Beispiel: eine Schubkarre wird gezogen. F RR = μ RR · F N Alle Reibungskräfte hängen von der Beschaffenheit der Berührungsflächen und der Kraft, mit der die Körper senkrecht aufeinander einwirken (Normalkraft) ab. Es gilt: μ HR > μ GR >> μ RR 2.7 Aufgaben Metallklotz Ein Metallklotz (m = 2 kg) wird gleichmässig über den Tisch gezogen. Die Zugkraft beträgt 3 N. Berechnen Sie die Gleitreibungszahl. Schlitten Ein Schlitten (m = 4 kg) mit Stahlkufen und einem Kind darauf (m = 35 kg) wird über das Eis eines zugefrorenen Sees gezogen. Die Gleitreibungszahl zwischen Stahl und Schnee beträgt μ GR = 0,01. Wie gross muss die Zugkraft am Schlitten mindestens sein? Körper Ein Körper mit 20 kg Masse liegt auf einer Unterlage. Die Haftreibungszahl beträgt μ HR = 0,6. a) Welche Zugkraft ist notwendig, um den Körper in Bewegung zu versetzen? b) Wie gross ist die Reibungskraft bei einer Zugkraft von 80 N? Fertigen Sie auch eine Skizze mit Kraftpfeilen an. Holzschrank Ein Schrank aus Holz steht auf einem glatten hölzernen Fussboden. Um ihn in Bewegung zu versetzen ist eine Kraft von 500 N aufzubringen. Bestimmen Sie die Masse des Schranks. Kleine Fragen a) Im täglichen Leben ist Gleitreibung meist unerwünscht. Haftreibung hingegen ist häufig nützlich oder sogar lebenswichtig. Erläutern Sie dies an Beispielen. b) Versuchen Sie eine Erklärung zu finden, warum bei gleicher Oberflächenbeschaffenheit die Gleitreibungszahl kleiner ist als die Haftreibungszahl. c) Beim Fahrradfahren spielt Reibung an mehreren Stellen eine Rolle. Wo ist sie von Vorteil und wo von Nachteil? d) Erklären Sie, warum ein schwach aufgepumpter Mountainbike-Reifen die Bewegung stärker hemmt als ein Rennradreifen. e) Erläutern Sie die Funktionsweise einer Scheibenbremse beim Auto. f) Erläutern Sie die Wirkungsweise eines Anti-Blockier-Systems (ABS). Welche Vorteile bietet es? g) Ändert sich beim Zuladen eines Fahrzeugs die Rollreibungszahl zwischen Reifen und Strasse? Erklären Sie dies. Ist die Reibungskraft hier noch immer proportional zur Normalkraft? ___________________________________________________________________ [Dieses Skript wurde durch Patrick Rendulic erstellt]