Silber: Das universelle Antibiotikum? Matthias Epple Anorganische Chemie Universität Duisburg-Essen Silber hat eine seit mehr als 2000 Jahren bekannte bakterizide Wirkung. Einige Silber-Nanopartikel-haltige Produkte auf dem deutschen Markt (von ca. 300): PVP-funktionalisierte Silber-Nanopartikel Silber-Kern 10 nm Polymer-Hülle 500 nm Silber-Nanopartikel wirken als Depot: Sie geben langsam Silber-Ionen ab 18 16 12 10 8 6 4 -1 + Ag in % der ursprünglich eingesetzten Silbermenge 14 0.14 g L -1 0.32 g L 2 0 0 500 1000 1500 t/h 2000 2500 3000 enthält 0.1 µg Silber pro g (0.1 ppm) enthält 2.7 µg Silber pro g (2.7 ppm) enthält 2.7 mg Silber pro g (0.27 %) enthält 0.95 mg Silber pro g (950 ppm) enthält 2.4 µg Gold pro g (2.4 ppm) enthält weniger als 15 µg Platin pro g (<15 ppm; unterhalb der Nachweisgrenze) Edelmetallhaltige Kosmetika: Zusammenfassung Probe Edelmetallgehalt Packungsgröße enthaltenes Edelmetall Wert Edelmetall Silber-Zahnpasta 0.1 µg pro g 75 mL 0.0075 mg 0.0006 Cent Silber-Duschgel 2.7 µg pro g 200 mL 0.54 mg 0.04 Cent Silber-Handcreme 2.7 mg pro g 75 mL 202.5 mg 15.6 Cent 0.95 mg pro g 50 mL 47.5 mg 3.7 Cent 2.4 µg pro g 50 mL 0.12 mg 0.5 Cent <15 µg pro g 50 mL <0.75 mg <2.8 Cent Silber-Deo Gold-Nachtcreme PlatinAntifaltencreme Edelmetallpreise (28.11.2011): Silber 0.77 € pro g Gold 41.39 € pro g Platin 37.05 € pro g Aber: • Silber kann Bakterien abtöten, aber nicht alle! • Bakterien können Resistenzen gegen Silber entwickeln. • Gold und Platin haben keine physiologische Wirkung. Das schmale therapeutische Fenster von Silber Silber-Nanopartikel Grenzwerte für Trinkwasser Silber-Ionen 12 Ergebnis einer Literaturstudie und einer experimentellen Untersuchung zu den biologischen Effekten von Silber 10 8 6 Einzeller 4 2 0 1) Silber-Ionen sind toxischer als Silber-Nanopartikel Anzahl der Werte 35 30 25 Zellen 20 15 10 5 0 mehrzellige Organismen 10 8 7 6 5 4 3 2 1 >100 bis 1000 >10 bis 100 >1 bis 10 >0,1 bis 1 >0,01 bis 0,1 0 >0,001 bis 0,01 2) Das therapeutische Fenster für Silber überlappt zwischen Prokaryoten (Bakterien) und Eukaryoten (z.B. humane Zellen) 9 Konzentration / mg L-1 Literaturübersicht: S. Chernousova, M. Epple, "Silber als antibakterielles Agens: Ion, Nanopartikel, Metall", Angew. Chem. 125 (2013) 1678-1696; Experimentelle Studie: C. Greulich, D. Braun, A. Peetsch, J. Diendorf, B. Siebers, M. Epple, M. Köller, "The toxic effect of silver ions and silver nanoparticles towards bacteria and human cells occurs in the same concentration range", RSC Adv. 2 (2012) 6981-6987. Schlussfolgerungen • Silber wirkt antibakteriell. • Silber-Nanopartikel lösen sich langsam auf, sie wirken also als Depot. • Das therapeutische Fenster für Silber ist kleiner als oft angenommen. • Es besteht die Gefahr von Resistenzen sowie der Schädigung des umliegenden gesunden Gewebes.