Kleiner Wuchs für kleine Gärten

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Die Tendenz der an der öga
ausstellenden Baumschulen, Staudengärtnereien
und des Pflanzenhandels ist
deutlich: Gefragt sind – mit
wenigen Ausnahmen –
kleinwachsende Arten und
Sorten, die in städtische
Gärten und auf Terrassen
passen.
Text und Bilder: Elisabeth Jacob,
Fachjournalistin, Zürich
Die niedrig wachsende, neue Sorte ‘Lollipop’ von Verbena bonariensis dürfte sich
in Gärtnereien und Gartencentern zu einem Verkaufsschlager entwickeln. (Frikarti,
Hauenstein, Green Pflanzenhandel)
Kleiner Wuchs für kleine Gärten
Immer häufiger stehen bei den Stauden Sorten im Mittelpunkt des Interesses, die sich im ersten Jahr blühend
in Grosstöpfen präsentieren. Für den
Endverkauf in Gärtnereien und Gartencentern sind dies attraktive Produkte.
Die Tendenz zu eher niedrig wachsenden, schnell blühenden und kurzlebigen Stauden bekommt mit dem Trend
des «Urban Gardening» noch mehr Aufschwung.
Niedrige Sorten eignen sich gut auf Balkonen, Terrassen und in Gefässen. Auffällig zu beobachten war dies bei Frikarti
Stauden, Grüningen: Die Gaura ‘Rose Jane’
mit rosa gerandeten Blüten sieht standfest aus. Der Phlox ‘Dwarf White’ wächst
niedrig und ist balkontauglich, wie auch
der Rote Sonnenhut, Echinaceae ‘White
Baby Swan’. Sehr Erfolg versprechend ist
das neue Patagonische Eisenkraut, Verbena bonariensis ‘Lollipop’: Die Art steht
in niedrigen Pflanzungen oft etwas schief
da, wenn sie nicht eingebettet zwischen
höheren Nachbarn wächst. Ein Wermutstropfen für jene, die ‘Lollipop’ auspflanzen
und auf die Verbreitung durch Samen
hoffen: In der folgenden Generation fällt
sie wieder zurück in ihren hohen Wuchs.
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Imposanter Garten-Hibiskus
Eine breite Palette an Neuheiten bietet
der Pflanzenhandel. Am Stand von Green
waren neben kurzlebigen Sorten auch
einige robuste, imposante Gartenstauden zu sehen. Auffälligste Neuheiten
sind in diesem Jahr die Sorten des Garten-Hibiskus (Hibiscus moscheutos). Die
Blütezeit liegt zwischen August und
Herbstende, doch die Stauden fallen mit
ihrem schönen, gesunden Laub schon
früher auf. Sie blühen in Farbtönen zwischen weiss, rosa, karmin- und weinrot.
Aus Marketingüberlegungen wurde der
Sumpf-Hibiskus in Garten-Hibiskus umgetauft. Patrick Schlüssel, verantwortlich für den Staudenverkauf bei Green
Pflanzenhandel, ist begeistert: «Die Sorten, die wir anbieten, sind als Solitäre
gut geeignet, da sie bereits im Frühsommer eine ansehnliche Höhe erreichen
mit ihren dekorativen Blättern. Im Spätsommer und Herbst sind sie erst recht
ein Anziehungspunkt mit ihren riesigen
Blüten.» Auf die Grösse der Blüten weist
die Etikette in originaler Blütenform hin.
Bei guter Nährstoff- und Wasserversorgung sollen sie zwischen 20 und 30 cm
Durchmesser erreichen. Die Höhe der
Themenheft öga-Nachlese dergartenbau Ausgabe 28/2012
Stauden und Gehölze
Der Garten-Hibiskus kann sich zu einer imposanten Grösse sowohl der ganzen
Pflanze als auch der einzelnen Blüten entwickeln. Interessant daran ist auch seine
relativ späte Blütezeit von Mitte August bis zum Spätherbst. (Green Pflanzenhandel)
Auf das Schaf gekommen ist die Gärtnerei Daniel Labhart mit ihrem StaudenVerlegesystem Sellana aus Schafwolle.
patentierte Staudenverlegesystem aus
heimischer Schafwolle im Verkauf. «Ich
bin sehr zufrieden und überrascht, wie
gut die Neuheit bei den Gartenbaubetrieben ankommt. Anfänglich dachte ich, der
Preis sei mit 96 Franken pro Quadratmeter zu hoch, aber das scheint kein Hindernis zu sein», erzählt Betriebsinhaber
Daniel Labhart. Gerade bei neuen Geschäftsbauten sei es wichtig, dass nach
Bauende die Umgebung schnell begrünt
werde. Das sei mit Sellana einfach erreicht. «Wir haben bereits zwei Drittel
der vorproduzierten Staudenziegel verkauft», freut sich Labhart. Eine wichtige
Rolle haben dabei Verkaufshilfen wie die
Website (www.blumenmeile.ch) und der
Katalog geleistet. Sie zeigen die verschiedenen Aspekte der Staudenmischungen
monatlich auf, sodass Endkunden genau
wissen, was sie erwartet.
Neu im Angebot sind Staudenheckenelemente, die beliebig breit aneinander
gereiht werden können. Staudenhecken
bieten einen guten Sichtschutz von
Frühsommer bis Herbst. Auf dem gleichen Grund (Schafwolle und torffreies
Substrat) wachsen Bodendecker (z.B.
Waldsteinia, Vinca, Phedimus), Zwiebelpflanzen und eine hohe Staude aus jedem Ziegel von 0,2 m2 (z.B. Eupatorium,
Silphium, Helianthus, Inula).
Sorten variiert bei den niedrigen zwischen 70 bis 80 cm und bei den höheren
zwischen 100 bis 120 cm.
Irgendwie bekannt
Verbesserungen an bekannten Staudensorten sind oft nicht auf den ersten Blick
ersichtlich. Der Storchschnabel ‘Rozanne’
ist unbestritten eine erfolgreiche Sorte,
für kleinere Flächen aber kaum geeignet, da sich die langen Triebe über niedrigere Pflanzen legen. Geranium ‘Azure
Rush’ ist identisch mit der bekannten
Sorte, doch der Wuchs bleibt bescheiden
und niedrig. Die übrigen Eigenschaften,
wie lange Blüte und Gesundheit, sind jedoch gleich wie bei ‘Rozanne’.
Ähnlich ergeht es einem bei Dicentra
spectabilis ‘Valentine’: Alles scheint bekannt an der Pflanze. Das gesunde, rötliche Laub irritiert zu dieser Zeit des Jahres, ist aber die besondere Eigenschaft
dieser Sorte. Nach einem leichten Rückschnitt bleibt das Laub bis weit in den
Sommer hinein schön, manchmal sogar
mit einer leichten Nachblüte (rosa).
Neuheitenauszeichnung für Sellana
Unter den zehn Neuheiten, die von einer
Fachjury der öga an Ausstellende verliehen wurde, befindet sich nur ein Pflanzenprodukt: der Sellana-Pflanzenziegel
der Gärtnerei Labhart (siehe dergartenbau 37/2011). Seit Frühjahr 2012 ist das
Hortensien bleiben aktuell
Hortensien sind als Blütengehölze (noch
immer) im Trend. Die altrosafarbene Hydrangea arborescens ‘Invincibelle’ hat von
ihrer Wuchsform her Ähnlichkeiten mit
‘Annabelle’. Die Farbe entzweit: «Man
mag sie sehr oder gar nicht. Da gibt es
nichts zwischendrin», davon ist Philipp
Meylan, Inhaber der gleichnamigen Baum-
Die Farbe von Hydrangea arborescens ‘Invincibelle’ ist apart und irgendwie «very
british». Verständlich, dass sie manchen Gärtnerinnen und Gärtnern nicht gefällt,
dafür anderen umso mehr. (Daepp, Hauenstein, Meylan)
dergartenbau Ausgabe 28/2012 Themenheft öga-Nachlese
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Stauden und Gehölze
Pinus mugo var. pumilio wirkt als Solitär in einem Gefäss, als
Einzelstück im Garten oder in einer Gruppe unterschiedlich
grosser Kissen stets gepflegt und edel. (Anderegg)
schule in Renens, überzeugt. Eine sehr
«englische Hortensie» sei dies. ‘Invincibelle’ ist eine auffällige Neuheit, die im
rechten Umfeld in Szene gesetzt eine
Augenweide sein kann. Eine verbesserte
Sorte von ‘Annabelle’ ist neu mit ‘Incrediball’ erhältlich. Die weissen Blütenköpfe
sind gleich üppig wie bei der bekannten
und häufig verwendeten Sorte, aber
standfester. Die Pflanze kippe weniger
um bei heftigen Sommerregengüssen,
erklärte Meylan.
Es müssen nicht immer die neusten
Züchtungen sein. Die Baumschule Alfred
Forster, Golaten, setzt auf die attraktiven, weniger bekannten Hydrangea serrata, die sich bestens für kleine Gärten
und Kübel eignen. Ihre Blüten sind zwar
etwas kleiner als jene von Teller- oder
Ballhortensien, aber sie blühen überall
zuverlässig, auch an kühlen Lagen. Im
Sortiment der Baumschule finden sich
50 Sorten Hydrangea serrata.
Ganz neue Brombeeren
Als Weltneuheit preist Beeren- und
Obstspezialist Häberli die neue Brombeere ‘Reuben’ an. Das besondere daran:
Die Beeren wachsen an den einjährigen
Trieben. Sie können also nach der Ernte
bodeneben abgeschnitten werden, wie
bei den Herbsthimbeeren. Dadurch erleiden Triebe und Pflanze keine Frostschäden und Rutenkrankheiten werden
vermieden. Die Triebe sind stachelig,
allerdings nicht so stark wie bei manchen älteren Sorten. Über den Geschmack
der Brombeeren kann Friederike Weinert, Verkaufsleiterin, noch keine Angaben machen. «Die Züchtung stammt aus
England. Wir hatten bis jetzt leider noch
keine Gelegenheit, die Früchte zu pro-
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Die gefüllte und stark duftende neue ‘Novalis’ ist eine auffällige Rose, die in einer Pflanzung wegen ihres feinen Dufts im
Vordergrund stehen darf. (Hauenstein)
bieren.» Gemäss Züchterangaben werden die Früchte sehr gross (bis 4 cm lang)
und seien «so saftig und süss wie die
besten Erdbeeren». Für Häberli wird der
Brombeeranbau mit ‘Reuben’ schlicht
und einfach «revolutioniert».
Kissen für sonnige Lagen
Ein Zwergkiefer-Kissen (Pinus mugo var.
pumilio) ist zwar hübsch, aber erst mehrere davon bilden eine grüne, hügelige
Landschaft. So könnte sich Urs Anderegg die Koniferen in einem Garten vorstellen. Die halbrunden, immergrünen
Kissen bilden eine solide Struktur und
bringen Ruhe in den Garten. «Die PinusKissen sind an sonniger Lage auf durchlässigen Böden viel besser geeignet als
Buchs. Sie passen ausgezeichnet in Steinoder Kiesgärten», erklärte Anderegg,
Geschäftsleiter der Anderegg Baumschulen, Langenthal. Die Zwergkiefern
wachsen langsam und sind sehr robust.
Sie werden nur einmal im Jahr geschnitten. Das reicht, um ihren langsamen
Wuchs in eine ebenmässig, halbkugelige
Kissenform zu bringen.
Neue Rosen für Rabatten
Pflegeleichte Rosen, die sich zu Stauden
und Gehölzen eignen und erst noch duften, sind stets gefragt. Als Neuheiten
präsentierte Hauenstein an der öga drei
Rosensorten. ‘Westpol’ und ‘Westpoint’
stammen vom deutschen Züchter Noack.
Beide Sorten sind robust und müssen
nicht vorbeugend behandelt werden gegen Pilzkrankheiten. Sie blühen sowohl
früh als auch lange (ab Mai bis ca. Oktober). ‘Westpol’ blüht pinkviolett bis hellpurpur und ‘Westpoint’ leuchtet blutorange
aus den Rabatten (Höhe 60–80 cm).
Von einer besonderen Farbe ist die Neuheit ‘Novalis’. Die grossen, lavendelblauen
Blüten duften stark und sind durch ihre
reichliche Zahl und ihre besondere Farbe
auffällig. Die Neuzüchtung stammt von
Kordes. In Kombination mit anderen
Rosen, aber auch in gemischten Rabatten mit Stauden und Gehölzen fügt sich
die aparte ‘Novalis’ gut ein. Wie bei der
Hortensie ‘Invincibelle’ lässt sich auch
bei dieser Rose sagen: Entweder passt
sie einem sehr gut oder gar nicht.
Geranium ‘Azure Rush’ sieht aus wie ‘Rozanne’, wächst aber wesentlich gesitteter
und überwuchert nicht ihre Nachbarn. (Green)
Themenheft öga-Nachlese dergartenbau Ausgabe 28/2012
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