Mit der Erfahrung aus 2500 Jahren

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Im Gespräch
Stadt-Anzeiger Baden Nr.41, Donnerstag, 8.Okt. 2009
Mit der Erfahrung aus 2500 Jahren
Das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang, Aussen und Innen, Oben und Unten
Seit zwei Monaten praktiziert Prof. Dr. Wenhan Wang in Wettingen. Den Erfolg der traditionellen
Chinesischen Medizin (TCM) im Westen und hier in der Schweiz führt er darauf zurück, dass die
Leute verstärkt das Bedürfnis haben, im Einklang mit der Natur und sich selbst zu leben.
Hubert Keller
Herr Wang, wann ist ein Mensch gesund?
Prof. Dr. Wenhan Wang: Gesund ist der Mensch, wenn er im Gleichgewicht ist. Nicht nur die polaren
Kräfte Yin und Yang, sondern auch der Mensch in seiner Beziehung zu seinem Umfeld, das
Gleichgewicht von Innen und Aussen, von Oben und Unten. Der in sich ausbalancierte Mensch ist aus
Sicht der TCM ein gesunder Mensch.
Die TCM versteht den Menschen als Einheit von Geist, Psyche und Körper. Sehe ich das richtig?
Die traditionelle chinesische Medizin basiert auf einer energetischen Sichtweise. Diese umfasst alle
Ebenen des menschlichen Seins mit allen energetischen Wechselwirkungen. Der chinesische Arzt fragt
nach der funktionell-energetischen Befindlichkeit des Patienten.
Und die Aufgabe des Arztes ist es…
… die Energien zu aktivieren, zu erhalten, zu erneuern. Jede energetische Störung sollte frühzeitig
erkannt werden, bevor daraus eine akute Krankheit entsteht. Wichtiger Bestandteil der traditionellen
chinesischen Medizin ist deshalb die Vorbeugung, die Prophylaxe. Wie kann ich das aus der Ordnung
geratene Gleichgewicht wieder herstellen? Das ist die Grundsatzfrage, auf der die chinesische MedizinTradition aufbaut.
Wenn der Patient Sie aufsucht, wie gehen Sie vor.
Ähnlich wie der Schweizer Schulmediziner - und doch anders. Ich schaue den Patienten an - wie ist sein
allgemeiner Zustand - und ich höre seine Stimme, seine Atmung. Wichtiger Bestandteil der Diagnose sind
die Zungen- und die Pulsdiagnose. Durch das genaue Beobachten von Form, Farbe und Qualität der
Zunge sowie durch das Fühlen der zahlreichen verschiedenen Pulsqualitäten kann der Arzt auf die
inneren Abläufe im Körper schliessen.
Die TCM basiert auf Erfahrung, die über Jahrtausende von Generation zu Generation überliefert
wurde. Heisst das, dass sie sich der wissenschaftlichen Forschung verschliesst?
Tatsächlich lehrte früher der Meister seinen Lehrling, machte ihn mit dem Wissen vertraut, das er von
seinem Meister erhalten hatte, und leitete ihn an, eigene Erfahrungen zu machen und sein Wissen zu
vertiefen. Das neue China fördert jedoch auch die universitäre Ausbildung. Seit 1958 lernen die Studenten
traditionelle chinesische Medizin an Universitäten. Ich selber habe traditionelle Chinesische Medizin an
der Universität von Tianjin im Norden Chinas studiert.
Wie stehen Sie zur Schulmedizin europäischer Prägung?
Das eine schliesst das andere nicht aus. Ich selber bin nicht nur Arzt der Traditionellen Chinesischen
Medizin, sondern auch Neurologe. Augenfällig sind allerdings die kulturellen Unterschiede. In China legen
die Menschen viel mehr Wert auf die Prävention, während hier im Westen die Behandlung akuter
Symptome mit Medikamenten im Vordergrund steht. Der TCM-Arzt fragt nach der tieferen Ursache der
Beschwerde.
Warum sucht eine Schweizerin, ein Schweizer ihre Praxis auf? Was für Erwartungen haben sie,
wenn sie sich nach chinesischer Tradition behandeln lassen?
Ich denke, viele Leute haben verstärkt wieder das Bedürfnis, im Einklang mit der Natur zu leben und auf
Chemie zu verzichten. Die Traditionelle Chinesischer Medizin kommt solchen Bedürfnissen entgegen.
Welches sind die wichtigsten TCM-Therapieformen?
Akupunktur, Tuina-Massage, Kräutertherapie und Diätetik. Bei der Akupunktur werden durch das
unterschiedlich tiefe Einstechen der Nadeln an den über 361 Akupunkturpunkten die Qi-Zirkulation
ausgeglichen und bestimmte Organsysteme angeregt oder gedämpft. Qi (ausgesprochen "tschi") meint
die Lebenskraft, die beim Zusammentreffen der polaren Kräfte Yin und Yang, den Energien alles
Lebendigen, entsteht. Bei der Tuina-Massage wird der Energiefluss des Körpers durch den Impuls auf
den Meridianpunkten harmonisiert.
Welches sind die wichtigsten Anwendungsbereiche der TCM? Welches sind Ihre
Kernkompetenzen?
Meine Spezialgebiete sind Allergien wie Heuschnupfen und Asthma, psychische Erkrankungen wie
Depression, Erschöpfung, Angst, Schlafstörungen, dann Kopfschmerzen und Migräne,
Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Übergewicht oder Schilddrüsenerkrankungen. Auch ein alkoholoder nikotinsüchtiger Mensch kann von der TCM profitieren. Rheumatische Erkrankungen, Magen- und
Darmbeschwerden, Diabetes können mit den Methoden der traditionellen chinesischen Medizin
erfolgreich gemildert und behandelt werden. Wichtig aber ist die Energien zu erhalten, also vorzusorgen,
um gar nicht erst ernsthaft zu erkranken.
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