Naturphilosophie des Darwinismus

Werbung
Fachinformation Dr. Hans Penner
www.fachinfo.eu
Naturphilosophie des Darwinismus
FI-Dokumentationen - www.fachinfo.eu/fi032.pdf - Stand: 24.11.2011
Der Darwinismus geht in seiner Bedeutung über die Biologie hinaus. Namhafte Vertreter des Darwinismus erhoffen von dieser Lehre eine Seinsdeutung der Frage nach dem Woher, Wozu und Wohin
der menschlichen Existenz. Der Darwinismus ist demnach als Naturphilosophie einzuordnen.
1.
Grenzen der Naturwissenschaft
Die Naturwissenschaft ist eine Methode zur Erforschung der Natur. Aufgabe der Naturwissenschaft ist es,
Naturgegenstände und Naturvorgänge zu beobachten, zu beschreiben, zu messen und zu klassifizieren.
Aus den gewonnenen Daten entwickelt der Naturwissenschaftler Modelle, die Prognosen ermöglichen.
Durch neue Beobachtungen und durch Experimente werden diese Modelle ständig verbessert. Naturwissenschaftliche Aussagen sind niemals absolut, sondern wahrscheinlich. Allerdings kann die Wahrscheinlichkeit
an Sicherheit grenzend. Naturwissenschaftliche Aussagen sind immer axiomatisch. Axiome sind nicht beweisbar.
Natur wissenschaftliche Aussagen sind nur über reproduzierbare Vorgänge möglich. Geschichtlich-einmalige
Vorgänge entziehen sich naturwissenschaftliche Aussagemöglichkeit. Die nach I. Kant unabweisbaren Fragen der menschlichen Vernunft wie die nach dem Woher, Wozu und Wohin der menschlichen Existenz sind
naturwissenschaftlich nicht beantwortbar.
2.
Erkenntnistheoretische Prämissen
Aufgabe der Naturwissenschaft ist es, aus Beobachtungen und Erkenntnissen Modelle und Theorien zu
entwicklen. Auch die Evolutionslehre erhebt den Anspruch einer Theorie. Nach Karl Popper ist das unaufgebbare Merkmal einer wissenschaftlichen Theorie ihre grundsätzliche Falsifizierbarkeit. Wird die Falsifizierbarkeit der Evolutionslehre ausgeschlossen, so ist damit die Grenze zur Ideologie überschritten. Naturwissenschaftliche Aussagen tragen stets einen axiomatischen Charakter, der einen Absolutheitsanspruch ausschließt.
In den Naturwissenschaften hat sich die erkenntnistheoretische Position des "Kritischen Realismus" bewährt.
Dieser besagt, daß Theorien nie absolute Wahrheit, sondern Modelle sind, deren Wahrheitsgehalt am Experiment geprüft werden muß. Erkenntniskritische Überlegungen sollten den Wissenschaftler vor der Absolutsetzungen von Theorien und damit vor Grenzüberschreitungen bewahren. Das gilt insbesondere für die Evolutionstheorie. Aussagen wie
"Die auf den Vorstellungen Darwins basierende moderne synthetische Evolutionstheorie ist in ihren
Grundzügen natürlich keine Theorie mehr, die in Zusammenhang mit anderen Theorien diskutiert
werden muß, sondern eine durch viele Beweise gesicherte Tatsache" (Sperlich 1996)
sind erkenntnistheoretisch dem "Naiven Realismus" zuzuordnen, der die Vorläufigkeit alles menschlichen
Erkennens übersieht.
Nach den Vorstellungen der Evolutionstheorie sind die Fulgurationen im Sinne von K.Lorenz (1973) einmalige, d.h. geschichtliche, Ereignisse. Die Erfahrungswissenschaften sind methodisch begrenzt. Sie können
nicht reproduzierbare Ereignisse weder verifizieren noch falsifizieren. Es ist deshalb zu fragen, ob die Entstehung der Lebewesen überhaupt ein Thema der Biologie ist
3.
Hypostasierung der Evolution
"Sowohl in der popularisierenden wie in der fachwissenschaftlichen Literatur" findet sich der Versuch,
"die unbewältigten Sprünge im Ablauf der Evolutionsgeschichte mit Sätzen zu überwinden, bei denen
'die Evolution' die Rolle eines handelnden Subjekts erhält".(Kummer 1996). Kummer bezeichnet diese
Vorstellung von Evolution als "Hypostasierung".
D. Bierlein (1998) wendet ein, daß Theorien die Formulierung von Prognosen gestatten, was bei der Evolutionstheorie nicht der Fall ist und zieht die Bezeichnung "Evolutions-Mythos" vor. Für die Analyse der Veränderungen eines präzise definierten Biotops verwendet er den Begriff "Evolutions-Hypothese" im Sinn eines
Naturphilosophie des Darwinismus
2
heuristischen Prinzips.
Auffallend sind die Anthropomorphismen in der darwinistischen Literatur Nicht nur in der populärwissenschaftlichen Literatur kommen Aussagen vor wie „Die Natur entwickelte ein Abwehrsystem“, „Die Fische
gingen an Land“ oder „Die Evolution hat sinnvolle Einrichtungen geschaffen“. Diese Formulierungen tragen
mythologischen Charakter.
Darwin erhoffte offenbar von der Evolutionslehre eine Antwort auf die Grundfragen nach der Herkunft des
Menschen und nach dem Sinn seiner Geschichte:
"Seit Darwins Ankündigung, daß durch die Deszendenztheorie »Licht auf den Ursprung des Menschen und auf seine Geschichte fallen wird« sind die anthropologischen Implikationen und Konsequenzen dieser Theorie immer wieder bedacht worden, meistens jedoch in Richtung auf einen vulgären Fortschrittsoptimismus, der im Rückblick auf die primitiven Anfänge des Humanum und auf die
Macht der Selektion die Hoffnung auf eine immer höhere Vervollkommnung der leiblichen und geistigen Verfassung des Menschen beflügelte" (Scheffczyk 1993).
Möglicherweise verdankt die Evolutionslehre ihre Popularität dieser religiösen Hoffnung auf Sinnfindung.
4.
Zeitbedingtheit des Darwinismus
Charles Darwin war ein Exponent des kausal-machanistischen Weltbildes des 19. Jahrhunderts. Die Grundlagenkrise der Physik in den 1920er Jahren und das Aufkommen der Quantenphysik zwangen dazu, dieses
Weltbild aufzugeben. Die Verabsolutierung der Evolutionslehre entspringt einem eingeengten Weltbild, welches der Freiheit der Wissenschaft nicht angemessen ist und die Forschung behindert.
Die Evolutionstheorie postuliert die Entstehung von Ordnung aus Chaos, von Systematik aus Stochasmen,
von Intelligenz aus Nicht-Intelligenz, von Information aus Zufall. Dieses Postulat ist mit unserer Erfahrungswirklichkeit nicht vereinbar.
Während der Grundlagenkrise der Physik in den 1920er Jahren mußten die Prämissen des kausalmechanistischen Weltbildes des 19. Jhdts., nämlich der Absolutheitscharakter von Raum/Zeit, Objekt und Determination, aufgegeben werden. Es ist naheliegend, diese Abwendung von den Vorstellungen des 19. Jhdts. auch
von der Biologie zu fordern.
Die Evolutionstheorie postuliert Veränderungen der Natur in allerkleinsten Schritten gemäß der alten Vorstellung "natura non facit saltus". In der Physik mußte Anfang des 20.Jahrhunderts diese Vorstellung aufgegeben werden zugunsten einer "Quantelung" der Natur. Auch die Evolutionstheorie ist augenscheinlich gezwungen, "Quantensprünge" zu akzeptieren:
"...die Entstehung der eukaryotischen Zelle ... die Entstehung vielzelliger differenzierter Organismen ...
der evolutionäre Charakter jedes dieser beiden Großereignisse ist der eines Organisationssprunges ...
Die wichtigste dieser Neuerungen war ein Quantensprung in der Fähigkeit zur Arbeitsteilung ... " (Wieser 1994).
5.
Zufälle der Evolution
Kritik an der Evolutionstheorie wird häufig mit dem Hinweis zurückgewiesen, die ungelösten Fragen würden
mit dem Fortschreiten der Wissenschaft einst beantwortet werden können. Hierbei ist jedoch zu beachten,
daß die experimentellen Befunde, die den Hypothesen der Evolutionstheorie widersprechen, auf Naturgesetzen beruhen, die sich nicht ändern werden. Zudem müssen wissenschaftliche Aussagen vom gegenwärtigen, nicht von einem vermuteten zukünftigen Forschungsstand ausgehen.
In der Evolutionstheorie spielt der Begriff "Zufall" eine wichtige Rolle (vgl. J.Monod "Zufall und Notwendigkeit"). D. Bierlein (Diskussion) weist darauf hin, daß Zufall nicht mit Willkür verwechselt werden darf; er folgt
vielmehr einer stochastischen Gesetzmäßigkeit, die durch ein Wahrscheinlichkeitsmaß quantitativ festgelegt
ist, das als eine naturwissenschaftliche Größe von Anbeginn an Bestandteil des Universums ist - und nicht
etwa evolutiv entstanden ist. Dies gilt insbesondere für den Übergang von einem Zustand des Universums in
einen (potentiellen!) anderen. Der Zufall kann also nicht bewirken, daß irgendwann ein Zustand auftritt, der
nicht der von Anbeginn an fixierten Menge M von potentiellen Zuständen angehört.
Aus der Sicht der Wahrscheinlichkeitstheorie ist der "Zufall" als ein objektiv auftretendes Phänomen gebunden an ein jeweils konkret abgegrenztes "Zufallsexperiment" mit einem konkret gegebenen "Merkmalraum"
(d. i. die Menge der potentiellen Beobachtungsergebnisse). Das objektiv über ein Zeitintervall ablaufende
Wirken des Zufalles im kann als ein solches Zufallsexperiment betrachtet werden. Es handelt sich dann um
einen sog. "stochastischen Prozeß", dessen Merkmalraum M aus den "Pfaden" durch den Raum der potentiellen "Zustände" des Universums besteht. Das Auftreten neuer Varianten, Arten usw. bedeutet hier den
Übergang von einem Zustand in einen anderen - potentiellen - Zustand.
6.
Das Dilemma des methodischen Atheismus
Das naturwissenschaftliche Denken der Gegenwart ist durch den "methodischen Atheismus" (etsi deus non
daretur) gekennzeichnet. Dieses Dogma verbietet die Erwähnung Gottes in wissenschaftlicher Literatur,
Naturphilosophie des Darwinismus
3
obwohl es an allen klassischen Universitäten theologische Fakultäten gibt. Immer wieder haben sich Naturwissenschaftler mit der Gottesfrage befaßt, beispielsweise Pascal Jordan: “Der Naturwissenschaftler vor der
Gottesfrage“. C.F. von Weizsäcker stellt in seinem Buch "Die Tragweite der Wissenschaft" fest:
"Wir besitzen keine positiven Beweise für den anorganischen Ursprung des Lebens oder die tierische
Abstammung des Menschen, ja, wenn wir pedantisch sein wollen, nicht einmal für die Abstammungslehre selbst".
Die Evolutionslehre postuliert die Entstehung von Intelligenz aus Nichtintelligenz, d.h. das Vorhandensein
von Intelligenz am Ende der Entwicklungsgeschichte. Wie können sich unintelligente Atome zu Strukturen
anordnen, die Intelligenz hervorbringen? Umgekehrt ist es zumindest denkmöglich, daß vor dem Anfang der
Entwicklungsgeschichte Intelligenz vorhanden war. Wenn es denkmöglich ist, daß aus Materie Intelligenz
entsteht, sollte es auch denkmöglich sein, daß aus Intelligenz Materie entsteht.
Karl Popper prägte das Wort "Der Materialismus transzendiert sich selbst". Analog läßt sich sagen: "Die
Evolutionstheorie transzendiert sich selbst", denn Quantensprünge können sich nicht entwickeln. Die Frage
nach der Ursache der Quantensprünge kann grundsätzlich ebenso wenig beantwortet werden wie die Frage
nach der Ursache des Zerfalls eines einzelnen Atoms eines Radionuklids. Hier dürfte eine absolute Erkenntnisgrenze vorliegen. "Sprungevolution ist unmöglich" (Mayr 1994), und eine Evolution ohne Sprünge ist
ebenso unmöglich.
Es erscheint notwendig, sich von einem Erklärungszwang zu lösen, der zu nicht plausiblen Erklärungen
führt. Das menschliche Erkenntnisvermögen hat offensichtlich Grenzen. Allenthalben stößt die Naturforschung auf schwarze Löcher, die sich nur spekulativ füllen lassen (siehe Behe 1996). Aufgabe der Naturwissenschaft ist es, aus Beobachtungen und Erkenntnissen Modelle und Theorien zu entwicklen. Auch die Evolutionslehre ist eine Theorie.
7.
Der Zirkelschluß der Abstammungslehre
Zu beobachten ist eine abgestufte Ähnlichkeit der Lebewesen. Aus dieser Beobachtung läßt sich die Hypothese einer Verwandtschaft sämtlicher Organismen ableiten. Es ist jedoch ein Zirkelschluß, die Verwandtschaft der Arten mit ihrer abgestuften Ähnlichkeit zu begründen.
Die Entstehung einer Art ist kein reproduzierbarer Vorgang und entzieht sich deshalb dem naturwissenschaftlichen Instrumentarium. Die Entstehung von Arten sind einmalige und somit geschichtliche Vorgänge.
Diesem Sachverhalt versucht die Biologie mit im Grunde nicht naturwissenschaftlichen Begriffen wie „Makroevolution“ oder „Fulguration“ (Konrad Lorentz) Rechnung zu tragen.
Die Hypothese der Artentstehung durch extrem geringe genetische Veränderungen würde ein Kontinuum
von Zwischenformen erwarten lassen, das jedoch nicht zu beobachten ist. Vielmehr ist eine Distinguiertheit
auch der fossilen Arten zu beobachten. Zwischenformen fehlen. Es gibt eine Evolution der Arten, die gentechnisch beobachtbar ist. Es erscheint sinnvoll und belegbar, bestimmte untereinander verwandte Arten
„Grundtypen“ (Siegfried Scherer) zuzuordnen. Für die Entstehung kategorialer Nova (Nikolai Hartmann)
durch mikroevolutive Schritte fehlen jedoch die Belege.
8.
Die Überforderung von Mutation und Selektion
Die Evolutionslehre postuliert die Entstehung neuer biologischer Strukturen durch Mutation und Selektion.
Die Organismen enthalten jedoch intelligente Mechanismen, um Mutationen der genetischen Information
nach Möglichkeit auszuschalten. Mutationen bedeuten praktisch ausschließlich einen Verlust von genetischer Information. Die Entstehung von genetischer Information durch Mutationen ist nicht begründbar. Auch
die Selektionstheorie kann nicht zur Erklärung der Entstehung von neuen Arten herangezogen werden, da
sie lediglich das Verschwinden von Arten erklärt. Wenn der Konkurrent im Kampf ums Dasein ausstirbt, wird
eventuell das eigene Fortleben gefördert, aber hierdurch wird keine konstruktive Veränderung der Organismen erzielt.
9.
Literaturverzeichnis
+Behe,M.J.
(1996)
Darwin's black box; The biochemical challenge to evolution. Simon & Schuster 1-300(1996)
+Bierlein,D.
Persönliche Mitteilung (1998)
Darwin,C.
(1859)
Die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl (1859); zit. Ethos(1)(1998)
Grassé,P.P.
Evolution; Allgemeine Biologie Bd. 5; Gustav Fischer Verlag, Stuttgart; 1-224(1973)
Gutmann,W.F.
(1993)
Evolutionen von lebenden Konstruktionen: Perspektiven einer strengen Neubegründung von Evolution; Zeitschrift für Ethik und Sozialwissenschaft 4(1):29(1993)
Naturphilosophie des Darwinismus
4
Junker,R.;
Scherer,S.
(1992)
Entstehung und Geschichte der Lebewesen. Weyel, Gießen; 3.Aufl. (1992)
Junker,R.;
Scherer,S.
(1998)
Evolution - ein kritisches Lehrbuch (?), Weyel, Gießen; vorauss. Neuauflage (1998)
+Kummer,C.
(1996)
Philosophie der organischen Entwicklung; Stuttgart: Kohlhammer (1996)
+Lorenz,K.
(1973)
Die Rückseite des Spiegels; Versuch einer Naturgeschichte menschlichen Erkennens. Piper & Co. Verlag,
München etc. 1-338(1973)
+Mayr,E.
(1994)
Zeitschrift für Ethik und Sozialwissenschaft 5(2):209,279(1994)
Nagl,W.
(1992)
Grenzen unserer Erkenntnis am Beispiel der Evolutionstheorie: Ethik und Sozialwissenschaft 4:3-109(1992)
+Scheffczyk
Quelle fehlt (1993)
Schwemmler,W.
(1994)
Ist der Darwinismus wirklich die ganze Wahrheit?; Zeitschrift für Ethik und Sozialwissenschaft 5(2):252253(1994)
Sitte,P.
(1994)
Wissen wir genug vom "Yang" der Evolution?; Zeitschrift für Ethik und Sozialwissenschaft 5(2):253255(1994)
+Sperlich,D.
(1994)
Die molekulare Evolutionsforschung hat Darwin nicht nur bestätigt; Zeitschrift für Ethik und Sozialwissenschaft 5(2):253-255(1994)
Weingarten,M.
(1994)
Konstruktionsmorphologie als Typologie - ein Mißverständnis; Zeitschrift für Ethik und Sozialwissenschaft
5(2):253-255(1994)
+Weizsäcker,C.F.von
Die Tragweite der Wissenschaft.
+Wieser,W.
(1994)
Die Evolution der Evolutionstheorie bedarf einer Evolution der Sprache, in der wir über Evolution reden; Zeitschrift für Ethik und Sozialwissenschaft 5(2):253-255(1994)
Naturphilosophie des Darwinismus
5
Herunterladen