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Mein Gott und Walter – Episode 8: Schöpfung und Evolution
Mein Gott und Walter
Episode 8: Schöpfung und Evolution
Heilige Schrift
Gen 1,1-2,4; Gen 2,5-25
(Schöpfungserzählungen)
Röm 4,17 (Schöpfung aus dem Nichts)
Kol 1,16 (Schöpfung in Christus)
Katechismus der katholischen Kirche
282-289; 295-301; 317-318; 319-320
Katechismus der katholischen Kirche
- Kompendium
51-54; 59-61; 62-70
Youcat
41-48; 54-64
Schöpfungsglaube im Widerspruch zur Evolutionstheorie?
Das erste Buch der Bibel kennt zwei „Schöpfungsberichte“ (besser:
Schöpfungserzählungen). Sie sind keine freie Erfindung oder Mythos, sondern Offenbarung.
Es gibt aber einige Unterschiede in der Reihenfolge: Im ersten, wird der Mensch nach allen
Tieren erschaffen - im zweiten folgt auf die Schöpfung des Mannes eine Reihe von Tieren und dann die Frau, die erst den Menschen vervollkommnet und dem Mann ebenbürtig ist.
Beide „Berichte“ sind theologische Kommentare auf die Schöpfung: Der erste zeigt das
Verhältnis des Menschen zur Welt, der zweite das ursprüngliche gleichwertige
Verhältnis zwischen Mann und Frau - der Keimzelle der menschlichen Gesellschaft.
Kirchliche Interpretation der „Schöpfungsberichte“
Nicht zuletzt aufgrund dieser Unterschiede, wurden die Schöpfungsberichte schon in der Zeit
der Kirchenväter nicht immer streng nach dem Wortsinn interpretiert. Von daher ist es auch
nicht erstaunlich, dass Darwins Werk über die Abstammung der Arten keine
Verurteilung durch die katholische Kirche provozierte. Kritisch betrachtete man hingegen
sehr bald die materialistische Auslegung und Tendenz, welche sich unter Anhängern der
Theorie Darwins breitmachte.
Lehramtliche Aussagen zur Lehre von der Schöpfung
Beim ersten Vatikanischen Konzil wurden folgende verbindliche Aussagen zur
kirchlichen Lehre von der Schöpfung gemacht: Nicht der Kirche zugehörig ist, wer den
einen wahren Gott, den Schöpfer und Herrn des Sichtbaren und Unsichtbaren, leugnet, wer
behauptet, es gebe nichts außer Materie, wer sagt die Essenz Gottes und die aller Dinge seien
ein und dasselbe, wer nicht bekennt, dass die Welt und alle Dinge, die in ihr enthalten sind sowohl die geistigen als auch die materiellen - ihrem ganzen Wesen nach von Gott aus nichts
hervorgebracht wurden.
Den ersten direkten Bezug auf die Evolutionstheorie findet man in einem päpstlichen
Rundschreiben von Pius XII. von 1950. Darin heißt es: „Aus diesem Grund verbietet das
Lehramt der Kirche nicht, dass in Übereinstimmung mit dem augenblicklichen Stand der
menschlichen Wissenschaften und der Theologie die Evolutionslehre Gegenstand der
Untersuchungen und Besprechungen der Fachleute beider Gebiete sei, insoweit sie
Forschungen anstellt über den Ursprung des menschlichen Körpers aus einer bereits
bestehenden, lebenden Materie, während der katholische Glaube uns verpflichtet, daran
festzuhalten, dass die Seelen unmittelbar von Gott geschaffen sind.“
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Mein Gott und Walter – Episode 8: Schöpfung und Evolution
Zu den neuesten offiziellen kirchlichen Aussagen gehören jene von Johannes Paul II., der
1996 vor der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften sagte: „In seiner Enzyklika
Humani generis aus dem Jahr 1950 hatte schon mein Vorgänger Pius XII. dargelegt, dass die
Evolution und das, was der Glaube über den Menschen und seine Berufung lehrt, nicht
im Gegensatz zueinander stehen, unter der Bedingung, dass man einige Fixpunkte nicht aus
den Augen verliert .... Heute, beinahe ein halbes Jahrhundert nach dem Erscheinen der
Enzyklika, geben neue Erkenntnisse dazu Anlass, in der Evolutionstheorie mehr als eine
Hypothese zu sehen. Es ist in der Tat bemerkenswert, dass diese Theorie nach einer Reihe von
Entdeckungen in unterschiedlichen Wissensgebieten immer mehr von der Forschung
akzeptiert wurde. Ein solches unbeabsichtigtes und nicht gesteuertes Übereinstimmen von
Forschungsergebnissen stellt schon an sich ein bedeutsames Argument zugunsten dieser
Theorien dar. Das Lehramt der Kirche ist unmittelbar von der Frage der Evolution betroffen,
denn sie betrifft das Menschenbild. Die Offenbarung lehrt uns, dass der Mensch nach Gottes
Ebenbild geschaffen wurde ... Folglich sind diejenigen Evolutionstheorien nicht mit der
Wahrheit über den Menschen vereinbar, die - angeleitet von der dahinter stehenden
Weltanschauung - den Geist für eine Ausformung der Kräfte der belebten Materie oder für ein
bloßes Epiphänomen dieser Materie halten. Diese Theorien sind im Übrigen nicht imstande,
die personale Würde des Menschen zu begründen.“
Benedikt XVI. sagte in einer Ansprache am 24. Juli 2007: „Ich sehe, dass zur Zeit in
Deutschland, aber auch in den Vereinigten Staaten, eine recht erbitterte Debatte geführt wird
über den sogenannten Kreationismus auf der einen und den Evolutionismus auf der anderen
Seite, die als einander ausschließende Alternativen dargelegt werden: Wer an den Schöpfer
glaubt, müsse die Evolution ablehnen, und wer dagegen die Evolution befürwortet, müsse
Gott ausschließen. Diese Gegenüberstellung ist absurd, denn einerseits gibt es viele
wissenschaftliche Beweise für eine Evolution. Sie zeigt sich als Realität, die wir erkennen
müssen und die unser Wissen in Bezug auf das Leben und das Sein als solches bereichert.
Aber die Evolutionslehre beantwortet nicht alle Fragen, und sie beantwortet vor allem
nicht die große philosophische Frage: Woher kommt alles?“
Wissenschaftliche Hinterfragung gängiger Evolutionstheorien
Gleichzeitig gibt es heute Wissenschaftler, welche verschiedene gängige Modelle der
Evolution kritisch hinterfragen:
- Eine Reihe von Molekularbiologen sehen ungeklärte Fragen hinsichtlich der
Entstehung des Lebens.
- In einem anderen Bereich kämpfen Paläontologen mit einer sinnvollen Zuordnung der
fossilen menschlichen Vorfahren. So galt etwa 30 Jahre lang die Abstammungslinie
vom australopithecus afarensis über den australopithecus africanus hin zum homo
habilis als wahrscheinlich. 2006 wurde die Abstammung des modernen Menschen von
„Lucy“, dem vermutlich berühmtesten australopithecus aufgrund neuer
morphologischer Untersuchungen wieder aufgegeben.
- Ein Bereich, der bis heute große Rätsel für die Wissenschaft bereit hält, ist das
Instinktverhalten, vor allem bei Insekten.
Art der Suche – nach Gott und nach wissenschaftlichen Erklärungen
Das größte Problem ist vielleicht die Art der Suche ganz generell: Dass Gott als erste
Ursache aller Dinge durch Zweitursachen wirkt, beobachten wir täglich. Wenn „Gott es
regnen lässt“, dann tut er dies nicht, indem er Wolken schüttelt. Alle Vorgänge lassen sich
natürlich erklären und doch sieht der gläubige Mensch Gottes Vorsehung am Werk. Gott hält
alles im Sein und von ihm kommt die erste Ursächlichkeit aller Ursachen. Er füllt nicht
Lücken, sondern ist der Urgrund aller Dinge. In diesem Sinn ist „Schöpfung DURCH
Evolution“ kein Widerspruch, denn „Wahrheit kann Wahrheit nicht widersprechen.“
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