Bettagsansprache Der Evangelische Kirchenrat des Kantons Thurgau an die Evangelischen Kirchgemeinden Nachstehende Bettagsansprache soll am Sonntag, 13., oder am Bettagssonntag, 20. September 2015, im Gottesdienst verlesen werden Liebe Mitchristinnen und Mitchristen Dankbarkeit ist eine grosse Kraft. Sie öffnet uns den Blick auf all das, was uns in unser Leben hineingegeben ist aus der Schöpfung, von anderen Menschen, von Gott. Gerade in unserem Land gibt es viel Grund zum Danken. Viele Menschen, gerade auch junge, setzten sich mit ihrer Kraft ein für ein gutes, gelingendes Leben. Menschen, die ehrlich sind, sich für das Gute einsetzen und das Herz auf dem rechten Fleck haben, das ist ein grosser und entscheidender Reichtum für ein Volk. Diese Werte zu fördern, ist Aufgabe jeder Generation, der Eltern, des Staates mit seinen Institutionen und der Kirche auf Grund unseres christlichen Glaubens. Denn der Weg von uns Menschen gelingt nicht selbstverständlich. Dazu ist uns im Buch Jeremia ein eindrücklicher Vers überliefert: «Der Storch unter dem Himmel weiss seine Zeit, Turteltaube, Kranich und Schwalbe halten die Zeit ein, in der sie wiederkommen sollen, aber mein Volk will das Recht des Herrn nicht wissen.» (Jer 8,7). Störche fliegen jedes Jahr bis nach Südafrika und wieder zurück. Das sind etwa 10‘000 Kilometer. Und sie finden ihren Weg instinktiv geleitet. Nicht so wir Menschen. Wir müssen unseren Weg immer wieder suchen im Nachdenken. Gerade unsere Zeit stellt uns Fragen: Unsere Kultur entfernt sich immer mehr von der Schöpfung. Elektronische Technologien erschaffen andere Welten. Inwieweit ist das hilfreich und wo sollten wir uns zurückbesinnen auf die Schöpfung Gottes und in diesem Nachsinnen unser Leben und Kultivieren danach ausrichten, uns einzugliedern in dieses vielgestaltige Wunderwerk Gottes? Immer mehr Menschen wollen immer mehr in einem Wirtschaftssystem, das auf Wachstum ausgerichtet ist - mit Folgen. Der Verkehr auf den Strassen zum Beispiel nimmt an Dichte zu und wird zunehmend zum Problem. Ist in dieser Welt etwas möglich, das grenzenlos wächst? Muss das nicht zwangsläufig zur Bedrohung werden? Wie können wir, indem wir unsere Lebensgrundlagen erwirtschaften, Grenzen des Wachstums anerkennen? Was prägt unseren eigenen Lebensstil? Jesus hat sehr einfach gelebt. Ein Satz aus dem 1. Timotheusbrief legt den Christen damals und in gewisser Weise auch uns heute einen einfachen Lebensstil nahe: «Wenn wir aber Nahrung und Kleider haben, so sollen wir uns daran genügen lassen.» (1. Tim 6,8) Inwiefern kann ein einfacher Lebensstil eine persönliche Antwort sein auf die Grenzen des Wachstums, die uns in dieser Welt als Schöpfung Gottes gegeben sind? Bettag: Beten bedeutet, dass wir Menschen uns auf Gott hin ausrichten. Beten bedeutet anzuerkennen, dass wir selber nicht das Mass aller Dinge sind. Beten bedeutet nach dem Mass und den Wegen Gottes zu fragen für uns persönlich und für unser gesellschaftliches Leben. Als Christen glauben wir, dass Gott uns in Jesus Christus Mass und Weg gibt. Dem nachdenkend und nachlebend können und sollen wir als Einzelne und als Kirche in unserer Gesellschaft wirken - in der Gestaltung des Lebens hin zum Guten. Gegeben zu Frauenfeld, den 12. August 2015 Der Evangelische Kirchenrat des Kantons Thurgau