Source: Wikipedia Getrocknete Bio-Feigen für den Export Inhalt • Hintergrundinformationen • Struktur der Wertschöpfungskette • Feigenproduktion • Ernte und Nacherntebehandlung • Aufkauf der Rohware • Verarbeitung und Verpackung • Export und Import • Schlussfolgerungen Mit einem Anteil von ca. 70% am Weltmarkt ist die Türkei der größte Exporteur von getrockneten Feigen. Hintergrundinformationen Getrocknete Bio-Feigen für den Export In der Türkei werden Feigen (Ficus carica) vor allem an der westlichen Mittelmeerküste für den Export produziert. Meist wird die süßlich schmeckende Sari Lop Sorte angebaut, welche ideal ist für die übliche Trocknung im Freien an der Sonne. Die Türkei ist weltweit der größte Produzent von getrockneten Feigen : Der Anteil der Türkei an der weltweiten Produktion an Trockenfeigen liegt bei ca. 70%. Die jährliche Produktion beträgt ca. 60’000 - 70’000 t; davon sind rund 10% ökologisch zertifiziert. 3/4 aller getrockneten Feigen auf dem Weltmarkt stammen aus der Türkei. Wichtigste Käufer der türkischen Trockenfeigen sind die USA und die EU-Länder. Die Feigenproduktion hat eine lange Tradition in der Türkei. Die Früchte waren schon in der frühen Antike ein wichtiger Bestandteil der Ernährung. Die Hauptanbauregion bei Izmir und Aydın, sind ideal für die Feigenproduktion. Es herrschen dort milde Winter (Feigen überleben nur ganz leichte Fröste) und heiße, trockene Sommer mit Temperaturen weit über 30°C, was die gute Reifung und Trocknung der Früchte im Juli und August unterstützt. Source: Bjørn Christian Tørrissen Struktur der Wertschöpfungskette Getrocknete Bio-Feigen für den Export Erzeuger und Erzeugergruppen Zwischenhändler Verarbeiter Internat. Käufer Bei Trockenfeigen sind neben den landwirtschaftlichen Erzeugern, Verarbeitern und den Aufkäufern in den Importländern Zwischenhändler wichtige Akteure der Wertschöpfungskette: Heiße Sommer sind ideal für ein gutes Abreifen der Feigen und die anschließende Trocknung. Erzeuger – Sie pflanzen Feigenbäume oftmals als Teil einer Olivenanlage an. Nach der Ernte trocknen sie die geernteten Früchte an der Sonne, bevor diese an Zwischenhändler verkauft werden, welche im Auftrag von Verarbeitungsfirmen die Feigen lokal aufkaufen. Meist sind es Exportfirmen, welche die Erzeuger in Gruppen organisieren, die Öko-Kontrolle bezahlen und somit auch im Besitz der Öko-Zertifikate sind. Zwischenhändler– Sie organisieren den Ankauf von getrockneten Feigen im Namen von Verarbeitungsfirmen. Teilweise wird die Rohware bereits auf dieser Stufe vorsortiert und kalibriert. Verarbeitungsfirmen – Sie haben die nötige Infrastruktur zur Lagerung und Verarbeitung der getrockneten Feigen, und agieren häufig auch als Exporteure. Internationale Käufer – Sie kaufen und importieren die Trockenfeigen, entweder en gros oder abgepackt als Endprodukt gemäß vertraglicher Abmachung. Feigenproduktion Getrocknete Bio-Feigen für den Export Die türkische Ägäisküste ist ideal für die Feigenproduktion. Krankheiten und Schädlinge spielen dort insgesamt eine untergeordnete Rolle (siehe nächstes Slide). Wichtig sind folgende Aspekte: Die hügelige Landschaft an der ägäischen Küste ist ideal für die Feigenproduktion. Anlage-Design – Feigen werden minimal mit Abständen von 6m x 6m und maximal mit 8m x 8m angepflanzt. Neupflanzungen werden im Frühherbst gemacht. Wenn Anlagen in Hanglagen angelegt werden, muss Erosion durch eine natürliche Begrünung und Konturpflügen minimiert werden. Bewässerung ist im Normalfall nicht nötig, kann aber Sinn machen, falls die jährliche Niederschlagsmenge unter 550 mm liegt. Jedoch aufgepasst: zu viel Wasser führt schnell zu Qualitäts- und Ernteeinbußen! Angepasste Düngung – Feigenbäume sind sehr sensibel bezüglich Überdünung: eine Überversorgung von Nährstoffen führt dazu, dass Früchte frühzeitig abfallen und so ein beträchtlicher Ernte- und Qualitätsverlust entsteht. So ist nur eine moderate Mist- oder Kompostdüngung angesagt. Kaprifikation – Die Art Feigen, welche in der Türkei für kommerzielle Zwecke angebaut wird, bedarf einer Befruchtung mit Pollen von Wildfeigen (caprifigs); davon werden jeweils 8-12 in einen Baum gehängt, um die Befruchtung durch kleine Feigenwespen (Blastophaga psenes) zu gewährleisten. QUelle: Alex Wild Schädlinge in der Feigenproduktion Getrocknete Bio-Feigen für den Export Schildlaus (Ceroplastes rusci) – Schildläuse sind kleine wachsartige Tiere von 1-5 mm Grösse. Sie ernähren sich von Pflanzensaft, besondere bei Feigen und Zitrusbäumen. Bei starkem Befall können ganze Zweige verdorren, was zu Ernteverlusten führt. Teilweise werden auch Früchte befallen. im ökologischen Landbau kann Paraffinöl gegen Schildläuse eingesetzt werden. Die gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae) - wird häufig auch "Rote Spinne" genannt, da die überwinternden Weibchen ziegelrot gefärbt sind. Ungesund aussehende Blätter mit einer staubigen Unterseite sind ein Zeichen für Befall. im ökologischen Landbau können Spinnmilben effektiv mit Paraffinöl oder Schwefel bekämpft werden. Ameisen kultivieren und schützen Schildläuse, weil sie ihre süßen Exkremente mögen. Staubige Blattunterseiten und Spinnweben sind Indizien für einen Befall mit Roter Spinne. Quelle: Paramecium Generell sind Feigen relative resistent gegenüber Schädlingen. In der Türkei spielen nur zwei Arten eine Rolle; dennoch sind die wirtschaftlichen Einbußen, die dadurch entstehen, eher gering: Ernte und Nacherntebehandlung Getrocknete Bio-Feigen für den Export Ernte – Feigen werden bei voller Reife ab Ende Juli geerntet. Da reife Feigen auf den Boden fallen, werden sie täglich von dort aufgesammelt. Ganze Familien sind über mehrere Wochen in die Erntearbeit involviert. Trocknung – Die reifen, aufgesammelten Feigen werden zur Trocknung auf Plastikfolien oder tablettartigen Unterlagen aus Plastik bzw. Naturmaterialien ausgelegt und während 2-4 Tagen getrocknet, bis die Restfeuchtigkeit unter 1820 % liegt. Um den Trocknungsvorgang zu begünstigen und die Feigen besser von Verunreinigungen zu schützen, werden idealerweise (etwas teurere) perforierte Plastikkisten eingesetzt, welche 10-15 cm über den Boden platziert werden (gute Durchlüftung von unten). Lagerung – Bevor die getrockneten Feigen an einen Zwischenhändler gelangen, werden sie in Säcken oder Plastikkisten beim Erzeuger an einem trockenen Ort zwischengelagert. Um die Früchte vor Insektenbefall zu schützen wird die Ware mit einer Folie abgedeckt. Nur reife Früchte sind gut genug für die Weiterverarbeitung. Unterlagen aus perforiertem Plastik oder Naturmaterialien sind unerlässlich für die Feigentrocknung. Aufkauf der Rohware Getrocknete Bio-Feigen für den Export Der Aufkauf der getrockneten Feigen für die Weiterverarbeitung liegt oft in den Händen von Zwischenhändlern, welche den Handel zwischen Erzeugern und Verarbeitungsindustrie vereinfachen. Meist mit klar vertraglichen Abmachungen organisieren sie den Einkauf der Rohware für die Abnehmer. Nebst der Lagerung sind sie in manchen Fällen auch verantwortlich für ein erstes Sortieren. Auch Lager von Zwischenhändlern werden von Kontrollstellen inspiziert. Sie müssen die ÖkoWare von konventioneller Ware getrennt halten und die Rückverfolgbarkeit nachweisen. Lagerung – Die meist in Plastikkisten gelagerte Ware wird geschützt mit Mückennetzen. Dies verhindert, dass Schmetterlinge ihre Eier in die getrockneten Feigen ablegen können. Zudem muss das Lager so konzipiert sein, dass eine gute Belüftung gewährleistet ist, denn Feuchtigkeitsansammlungen sind ein hohes Risiko für den Befall mit Aflatoxinen. Sortieren und Kalibrieren – Die getrockneten Feigen werden zum Teil von den Zwischenhändlern mit einfachen Geräten vorsortiert und -kalibriert. Wichtig: Auf der Stufe der Zwischenhändler besteht ein erhöhtes Risiko für die Vermischung mit konventioneller Ware. Entsprechend wichtig ist es, dass das Qualitätssicherungssystem der Abnahmefirma auch diese Stufe explizit mit einbezieht und sicherstellt, dass die Kontaminationsrisiken in Schach gehalten werden! Verarbeitung Getrocknete Bio-Feigen für den Export Die Verarbeitung der sonnengetrockneten Feigen beinhaltet die folgenden Schritte: Kalibrierung: Feigengrößen variieren von Gr #1 (36 mm) bis zu Gr #8 (20 mm und weniger). Wareneingangskontrolle – Jede eintreffende Charge wird auf verschiedene Qualitätsparameter hin geprüft (siehe separates Slide). CO2–Behandlung oder Shock Freezing – Um Insekten und möglicherweise in die Früchte abgelegte Eier abzutöten, wird alle Ware entweder mit CO2 behandelt oder schockgefroren (mit -24 °C während 3 Std). Anschließend werden die Feigen unter kontrollierten Bedingungen kühl eingelagert (bei 4-8 °C), bis sie für den Export aufbereitet werden. Waschen und Trocknen – Die Feigen werden unter laufendem Wasser gewaschen, und so von Unreinigkeiten gesäubert. Anschließend werden sie mit Warmluft wieder getrocknet (bis Feuchtigkeitsgrad unter 26%). Sortieren und Kalibrieren – Spezielle Vibrationsmaschinen mit Lochscheiben (mit unterschiedlichem Lochdurchmesser) kalibrieren die Feigen. Die Endsortierung findet dann manuell auf einem Laufband statt. Spezielles UV-Licht wird eingesetzt, um die Feigen auf Aflatoxin-Befall zu testen ( siehe separates Slide). Qualitätskriterien Getrocknete Bio-Feigen für den Export Die folgenden Kriterien werden als Qualitätsparameter herbeigezogen bei der Überprüfung jeder erhaltenen Charge: Prioritäre Qualitätskriterien • Fruchtgröße • Feuchtigkeitsgehalt • Fremdkörper Sekundäre Qualitätskriterien • • • • Verunreinigte Früchte Früchte mit leichtem Schaden Unterentwickelte Früchte Früchte mit Farbvariation Ausschusskriterien • Früchte mit Pilzbefall • Früchte mit Insektenbefall Bei Feigen ist das Überprüfen des Feuchtigkeitsgehaltes sehr wichtig. Wenn dieser zu hoch ist, steigt das Risiko von Aflatoxin-Befall. Aflatoxin-Risiko-Management Getrocknete Bio-Feigen für den Export Aflatoxin ist eine giftige und krebsfördernde Substanz, welche von gewissen Schimmelpilzen produziert wird (Aspergillus flavus and Aspergillus parasiticus). Diese entwickeln sich in Abbauprozessen im Boden und in Pflanzen, und sind so auch ein Hochrisikofaktor in getrockneten Feigen! Unter dem UV-Licht erscheint äußerlicher Schimmelbefall mit hellen grüngelben Farben. Interner Befall kann jedoch nur durch Laboranalysen festgestellt werden. Befall und Ausbreitung – Der Pilzbefall von Feigen findet oft am Baum statt, bei feuchter Witterung, indem der Pilz vom Baum vor der Ernte auf die Früchte kommt und dieser sich dann weiterentwickelt dank feuchtwarmer Witterung. Entsprechend ist Regen währen der Ernte und Trocknung der Feigen speziell kritisch. Aber auch eine zu hohe Feuchtigkeit bei der Lagerung ist gefährlich, weil sich auch dort der Pilz gut ausbreiten kann. Risikominimierung – Produktion: Früchte nur bei voller Reife ernten, und bei trockenen Verhältnissen. Trocknung: schnelle und gründliche Trocknung dank guter Belüftung mit warmer trockener Luft (plus Verhinderung von Befall durch Pflanzenreste etc.). Lagerung: optimale Lagerlogistik (trocken und belüftet). Wichtig: Wenn Feigen optimal getrocknet und gelagert werden, werden diese nicht von Schimmelpilzen befallen. Dennoch ist eine explizite Prüfung auf Aflatoxin seitens der Verarbeitungsfirmen unverzichtbar! Formen und Verpackung Getrocknete Bio-Feigen für den Export Getrocknete Feigen werden unterschiedlich geformt und verpackt: Formen – Die folgenden Feigenformen werden beim Marketing verwendet: • Natural: keine Verformung (siehe Bild rechts oben) • Lerida: flach gepresst am häufigsten! (siehe Bild rechts unten) • Protoben: künstlich verlängert (was sie groß aussehen lässt) • Garland: Einseitig flach gepresst (um sie rund mit Cellophan zu verpacken) Verpackung – Kunden definieren Verpackungsgröße und –material. Häufig sind: • Lose / en gros: Kartonkisten (bis 10 kg) und Säcke (bis 50 kg) • Endverpackungen: Kartonbehälter für größere Präsentation (bis 3 kg), Cellophan für kleinere Präsentationen (bis 500 g) Die Endverpackung definiert die Form der Feigen. Am häufigsten sind Lerida-Feigen, welche flach gepresst sich gut stapeln lassen (siehe unten). Export und Import Getrocknete Bio-Feigen für den Export Folgende Aktivitäten und Aspekte sind relevant beim Handel von Trockenfeigen: Trockenfeigen sind ein Produkt mit hoher Wert-schöpfung – aber leicht verderblich, wenn nicht richtig gelagert! Lagerhaltung – Endverpackte und etikettierte Ware wird bis zur Lieferung in kühl temperierten Lagern unter trockenen Bedingungen eingelagert. Die Lagerlogistik ist dabei so organisiert, dass eine vollständige Produktrückverfolgbarkeit garantiert ist; Öko-Ware wird ausserdem strikt von konventioneller Ware getrennt. Transport – Auslieferung und Transport werden jeweils in einem Vertrag definiert. Häufig kommen Exportcontainer zum Einsatz, welche dann via Schiff oder Lastwagen verfrachtet werden. Übernahme- und Zahlungsbedingungen sind vertraglich geregelt gemäß Incoterms (Internationale Handelsklauseln), wobei CAD am meisten zum Einsatz kommt (cash against documents). Kontrolle und Zertifizierung – Exporteure und Importeure unterstehen den gesetzlichen Kontrollverfahren, die in ihren Ländern für Öko-Produkte gelten (z.B. EG-Öko-Verordnung, Türkische Öko-Verordnung, NOP etc.). Die Kontrolle nach privaten Richtlinien kann freiwillig zur Anwendung kommen (z.B. Bio Suisse, Naturland, Demeter). Wichtig: Auch nach qualitativ hochstehender Verarbeitung bleiben Feigen anfällig auf Pilzbefall. Entsprechend ist große Sorgfalt geboten bezüglich Lufttemperatur und –feuchtigkeit! Schlussfolgerungen Getrocknete Bio-Feigen für den Export Wie verschiedentlich erwähnt steht bei der Erzeugung und Vermarktung von Öko-Trockenfeigen eine große Herausforderung im Vordergrund: die Vermeidung von Aflatoxin-Schimmelpilzen. Entsprechend wichtig sind Maßnahmen, die helfen, diese Problematik in den Griff zu bekommen: Gute technische Beratung für Feigenproduzenten – Die Qualität der Arbeit in Bezug auf Erzeugung, Ernte, Trocknung und Lagerung der Feigen ist für die Vermeidung von Aflatoxin-Befall und damit für eine optimale Produktqualität und –sicherheit von höchster Bedeutung. Die Abnehmer, welche die Bauern in Gruppen organisieren, spielen dabei eine zentrale Rolle: durch von ihnen angestellte bzw. beauftragte Öko-Berater müssen “Best Practices” gefördert und ein effektives Monitoring-System installiert werden. Implementierung von Qualitätssicherheitssystemen (QS) – Gerade weil Aflatoxin eine große Gefahr darstellt, ist ein effizientes Qualitätssicherheitssystem auf Ebene der Verarbeiter von größter Wichtigkeit. Nebst der Prävention von Aflatoxin muss die QS-Arbeit garantieren, dass die ökologisch zertifizierte Ware strikt von konventioneller Ware getrennt ist entlang der Wertschöpfungskette und keine Geräte und Infrastruktur eingesetzt wird, welche einem Kontaminationsrisiko ausgesetzt ist, u.a. Verwendung von Plastikkisten und Säcke bei Ernte, Trocknung und Lagerung. Soweit alles klar? Getrocknete Bio-Feigen für den Export Wir hoffen, dass die hier dargestellte Information interessant, klar und hilfreich war. Bitte nehmen Sie bei Fragen Kontakt mit uns auf.