Technische Universität Berlin Institut für Mathematik Prof. Dr. Stefan Felsner Andrea Hoffkamp Wintersemester 2007/08 9. April 2008 Lösungsskizzen zur Nachklausur zur Linearen Algebra I Definitionen Aufgabe 1 (2+1+1 Punkte) Definieren Sie die folgenden Begriffe: a) injektive und surjektive Abbildung (der Begriff ”Abbildung” muss nicht definiert werden): Seien X, Y Mengen und f : X → Y eine Abbildung. f heißt injektiv gdw. für alle x1 , x2 ∈ X gilt: f (x1 ) = f (x2 ) ⇒ x1 = x2 . f heißt surjektiv gdw. zu jedem y ∈ Y ein x ∈ X existiert mit f (x) = y. b) Lineare Abbildung: Seien V, W Vektorräume über einem Körper K. Eine Abbildung f : V → W heißt lineare Abbildung, falls für alle v, v 0 ∈ V und λ ∈ K gilt: f (v + v 0 ) = f (v) + f (v 0 ) und f (λv) = λf (v). c) Kern und Bild einer linearen Abbildung: Sei f : V → W lineare Abbildung. Dann ist Kern f = {v ∈ V | f (v) = 0} und Im f = {f (v) | v ∈ V }. Aufgabe 2 (1+1+1 Punkte) Seien U, W Unterräume eines endlich dimensionalen K-Vektorraumes V . a) Wie ist die ”Summe von U und W ” definiert?: U + W = {u + w | u ∈ U, w ∈ W }. b) Was bedeutet ”V ist die direkte Summe von U und W ”? V ist direkte Summe aus U und W , falls V = U + W und U ∩ W = {0}. c) Geben Sie ein konkretes Beispiel eines Vektorraumes V und zwei Unterräumen U und W von V an, so dass V die direkte Summe von U und W ist (ohne Begründung!): V = R2 . U = {(x, 0) | x ∈ R} und W = {(0, y) | y ∈ R}. Aussagen Aufgabe 3 (6 Punkte) Welche der folgenden Mengen sind Untervektorräume der angegebenen Vektorräume? R3 R3 (a) {(x, y, z) ∈ | x = y = 2z} ⊆ (b) {(x, y) ∈ R2 | x2 = y 4 = 0} ⊆ R2 (c) {(µ + λ, λ2 ) ∈ R2 | µ, λ ∈ R} ⊆ R2 (d) {A ∈ MR (n × n) | A = AT } ⊆ MR (n × n) ja N N N nein N Sei V ein K-Vektorraum und U, W Unterräume von V . V \U ist die Menge aller Vektoren, die in V, aber nicht in U liegen (bitte nicht mit dem Quotientenraum verwechseln!). Kreuzen Sie die korrekten Aussagen an: (e) V \ U ist Unterraum von V Ob V \ U Unterraum von V ist, ist abhängig von U (f) U ∪ W ist immer ein Unterraum von V N Es gibt Fälle, in denen U ∪ W ein Unterraum von V ist N V \ U ist nie Unterraum von V U ∪ W ist nie Unterraum von V Aufgabe 4 (6 Punkte) Entscheiden Sie, welche der folgenden Aussagen wahr oder falsch sind: Sei A eine 6 × 3-Matrix über R und b ∈ R6 . (a) Ist rgA =rg(A|b) = 3, so hat das Lineare Gleichungssystem Ax = b eine eindeutige Lösung. (b) Das Lineare Gleichungssystem Ax = b ist immer lösbar. (c) Hat das Lineare Gleichungssystem Ax = b mindestens zwei Lösungen, so hat es auch unendlich viele weitere Lösungen. wahr N falsch N N Es sei nun A eine n × n-Matrix über einem Körper K und b ∈ K n . Welche der folgenden Bedingungen ist (oder sind) gleichbedeutend mit der eindeutigen Lösbarkeit von Ax = b: N N (d) dim Kern A = 0 dim Kern A = n rgA = n A sei wiederum eine n × n-Matrix über einem Körper K und b ∈ K n . Sei det A = 0. Dann ist das Lineare Gleichungssystem Ax = b N (e) nur lösbar für b = 0 lösbar für alle b ∈ K n , aber lösbar nur für manche nicht unbedingt eindeutig b ∈ K n , aber nie eindeutig Aufgaben Aufgabe 5 (3+3 Punkte) 3 2 Eine lineare Abbildung F : R → R sei definiert durch die Matrix A = d.h. F (x) = A · x für alle x ∈ R3 . 1 2 1 −1 0 2 , −1 −1 2 1 0 0 2 , 0 , 3 ) und B = ( ) Basen vom a) Es seien B = ( , 2 3 3 1 2 R3 bzw. R2 . Bestimmen Sie MBB0 (F ). Bilder der Basisvektoren: −1 6 1 0 5 2 )= F( =6· −3· 7 2 3 3 −1 0 1 0 +1· F ( 0 ) = =0· 3 2 3 1 2 10 1 0 −6· F( 3 ) = = 10 · 2 2 3 2 6 0 10 B Also ist MB0 (F ) = − 35 1 −6 0 b) Für die Basen B und B aus (a) sei die lineare Abbildung G gegeben durch 1 −1 1 . MBB0 (G) = 0 1 1 0 Bestimmen Sie G( 5 ). 6 0 −1 −1 2 Es ist 5 = 1 · 2 + 1 · 0 + 1 · 3 . 6 3 1 2 1 0 1 1 −1 1 1 0 1 = 1· +2· = . = · 1 G( 5 ) = 2 B0 0 1 1 2 3 8 1 6 Aufgabe 6 (2+2+2 Punkte) a) Sei A eine n × n-Matrix über einem Körper K mit der Eigenschaft A2 = En (En bezeichne die Einheitsmatrix!) Welche Werte kann det A annehmen? (mit Beweis) 1 = det En = det A2 = (det A)2 , da det multiplikativ ist. Daraus folgt det A = ±1. r 1 1 b) Für welche r ∈ R sind die Vektoren 1 , r , 1 ∈ R3 linear un1 1 r abhängig? r 1 1 Die Vektoren sind genau dann linear unabhängig, wenn det 1 r 1 6= 0 ist. 1 1 r r 1 1 det 1 r 1 6= 0 = (1 − r)2 (2 + r), also sind die Vektoren unabhängig für alle 1 1 r r ∈ R \ {1, −2}. a a4 a7 c) Zeigen Sie: det a2 a5 a8 = 0 für alle a ∈ R. a3 a6 a9 Verwendet man z.B. die Regel von Sarrus um die Determinante zu berechnen, dann bekommt man das gewünschte Ergebnis für alle a ∈ R. Aufgabe 7 (2+1+1+2+1+2 Punkte) Sei MR (2, 2) der Vektorraum der 2 × 2-Matrizen über R. Definiere die Spur einer Matrix a11 a12 ) = a11 + a22 . durch Sp( a21 a22 a) Zeigen Sie, dass Sp eine lineare Abbildung von MR (2, 2) nach R ist. Es ist a11 a12 λa11 λa12 a11 a12 ) = Sp( ) = λa11 + λa22 = λSp für Sp(λ a21 a22 λa21 λa22 a21 a22 alle λ ∈ R und a11 a12 b11 b12 a11 + b11 a12 + b12 Sp( + ) = Sp( ) a21 a22 b21 b22 a21 + b21 a22 + b22 a11 a12 b11 b12 = a11 +b11 +a22 +b22 = a11 +a22 +b11 +b22 = Sp( )+Sp( ). a21 a22 b21 b22 b) Zeigen Sie: Sp(AB) =Sp(BA) für alle A, B ∈ MR (2, 2). Es ist 2 P 2 2 P 2 P P a11 a12 b11 b12 Sp( · )= aij bji = bij aji = a21 a22 b21 b22 i=1 j=1 i=1 j=1 b11 b12 a11 a12 = Sp( · ) b21 b22 a21 a22 c) Seien A, B ähnliche Matrizen in MR (2, 2). Zeigen Sie, dass dann Sp(A) =Sp(B) gilt. Sei S invertierbare 2 × 2-Matrix mit A = SBS −1 . Dann ist wegen b) SpA = Sp(SBS −1 ) = Sp(BS −1 S) = Sp(BE2 ) = Sp(B). 1 0 0 1 0 0 0 0 d) Sei A = {( , , , )} die kanonische Basis von 0 0 0 0 1 0 0 1 MR (2, 2) und B = {1} Basis von R. Bestimmen Sie MBA (Sp). Bilder der Basisvektoren: 1 0 Sp( )=1 0 0 0 1 )=0 Sp( 0 0 0 Sp( 1 0 Sp( 0 0 )=0 0 0 ) = 1. 1 Also ist MBA (Sp) = (1 0 0 1). e) Bestimmen Sie die Dimension von Im Sp und geben Sie eine Basis von Im Sp an. dim Im Sp = rgMBA (Sp) = 1. Damit ist {1} eine Basis von Im Sp. f) Bestimmen Sie die Dimension von Kern Sp und geben Sie eine Basis von Kern Sp an. Dimensionsformel anwenden ergibt: 4 = dim MR (2, 2) = dim Im Sp + dim Kern Sp. Also ist dim Kern Sp = 3. 0 1 0 0 −1 0 Eine Basis von Kern Sp ist { , , }. 0 0 1 0 0 1