Geologische Bedingungen der Entwicklung von Niedertemperaturgeothermie in der Region Zgorzelec und Görlitz Dr. Wiesław Kozdrój*, Dr. Janusz Badura*, Dr. Bogusław Przybylski*, Dr. Maciej Kłonowski* *Staatliches Geologisches Institut – Staatliches Forschungsinstitut, Niederschlesische Sektion Zusammenfassung Beim Gestaltungsprozess von Niedertemperaturgeothermieanlagen, s.g. ERDWÄRMEPUMPEN, ist es wichtig, den geologischen Aufbau und die thermischen Eigenschaften des Untergrundes zu identifizieren. Für die Energieeffizienz der Wärmepumpen mit einem geschlossenen und vertikalen System ist die Art des angebohrten Gesteins von größter Bedeutung, in welchen die Wärmesonde platziert wird. Gesteine verschiedener Herkunft haben unterschiedliche physikalische, chemische und thermische Eigenschaften. Der wichtigste Indikator der thermischen Eigenschaften der Gesteine ist ihre WÄRMELEITFÄHIGKEIT, wobei die Werte in der Regel im Bereich von 0,4 bis 7 Einheiten liegen, welche in W / m * K ausgedrückt werden. Niedrige Werte haben trockene Gesteine, Lockergesteine, wie Sande und Kiese, gute Werte- die meisten Sedimentgesteine und metamorphe Gesteine, dagegen hohe Werte – saure, magmatische Gesteine. Die beste Leitfähigkeit haben Gesteine mit einem sehr hohem Quarzgehalt (z. B. Sandstein, Quarzit) und stark wassergesättigte Gesteine. Ein praktischer Indikator für die thermischen Eigenschaften der Gesteine, die für die Projektierung (Bestimmung der Leistung) der Wärmepumpe wichtig ist, ist die s.g. ENTZUGSLEISTUNG, die je auf1 Meter des Bohrloches, in W/m, angegeben wird und für 1800 oder 2400 Jahresbetriebsstunden berechnet wurde. In der ersten - derzeit laufenden Phase der Aktivitäten des Projektes TransGeoTherm für die Region Zgorzelec wird durch den Lead Partner des Projekts eine Analyse aller Quellen mit geologischen Informationen durchgeführt. Die analogen Daten werden digitalisiert und in einer GISDatenbank erfasst. Die gleichen Aktivitäten werden durch die Projektpartner für den deutschen Teil des Untersuchungsgebietes (Görlitz Region) durchgeführt. Zu den analysierten, geologischen Datenquellen gehören: die geologischen und hydrogeologischen Kartenwerke in verschiedenen Maßstäben, die Archivalien, die für die Exploration von Bodenschätzen erstellt wurden (u.a. natürliche Gesteinskörnungen, Basalte, Braunkohle), die geophysikalischen und hydrogeologischen Untersuchungen (z.B. mit dem Ziel der Grundwassererschließung) und die (ingenieur-)geologischen Untersuchungen (z.B. für Gebäude, Dämme, Straßen und Brücken). Für die meisten Dokumentationen wurden Bohrungen von wenigen Metern bis über 1 km Tiefe gemacht. Diese Bohrungen – insgesamt rund 1300 im Untersuchungsgebiet - sind von entscheidender Bedeutung für die Bestimmung der geothermischen Eigenschaften des Untergrundes. TransGeoTherm - Energia geotermalna dla transgranicznego rozwoju regionu Nysy. Projekt pilotażowy. POWT SN-PL 2007-2013, Projekt no. 100114097 1 Die Region Zgorzelec und Görlitz liegt an der Grenze zweier geologischen Haupteinheiten: des älteren Böhmischen Massives (im Süden), welches aus proterozoischen und altpaläozoischen, magmatischen und metamorphen Gesteine aufgebaut ist und der jüngeren, perm-mesozoischen sedimentären Plattform (im Norden). Die Gesteine beider Einheiten sind vom s.g. Lausitzer Hauptabbruch getrennt und sind durch eine komplexe Bruchtektonik gekennzeichnet. Diese sind heute durch die jüngsten känozoischen Sedimente (Tertiär und Quartär) verdeckt, die mehr als 90% ausmachen und sehr unterschiedliche Mächtigkeiten haben. Die Mächtigkeit der quartären Deckschicht (Sande, Kiese, Lehme) ist variabel und beträgt in der Regel von ein paar Metern bis zu 30 – 50 m; maximal bis zu mehr als 100 m in s.g. subglazialen Rinnen im Norden des Gebietes. Nach einer vorläufigen Einschätzung, sind die thermischen Eigenschaften dieser Bildungen schlecht und schwach im trockenen Zustand, aber sehr gut wenn Aquifere vorkommen. Die Mächtigkeit der tertiären Bildungen (Tone, Sande, Kiese, Braunkohle) ist variabel und beträgt in der Regel wenige Meter bis zu 60 – 100 m; maximal bis zu mehr als 300 m im alten Becken in Form von Gräben oder Mulden, z.B. im Berdorfer-Radomierzyce Becken. Die Radomierzyce Lagerstätte (auf der polnischen Seite) – ist dokumentiert worden (ca. 100 Bohrungen) aber wurde nicht abgebaut. Die Lagerstätte in Berzdorf (auf der deutschen Seite) wurde abgebaut und rekultiviert. Derzeit ist es sie ein geflutetes Restloch. Die thermischen Eigenschaften der tertiären Bildungen sind in der Regel gut, aber deutlich schwächer in Gegenwart von mächtigeren Kohleflözen Auf der Oberfläche erscheinende inselförmige, tertiäre Vulkanitgesteine in Form von basaltischen Intruzionen oder pyroklastische Gesteine sind nur im südlichen Teil des Gebietes zu treffen. Die thermischen Eigenschaften, wie für die meisten intruziven, basaltischen Gesteine, sind schwach. Die im Norden auftretenden Gesteine der Permo-Mesozoikum Sedimentplattform, die lokal von den känozoischen Sedimenten ausstehen, gehören zu der s.g. nordsudetischen Depression. Sie bestehen aus dem Oberen Karbon und Perm (Konglomerate, Sandsteine, Schluffsteine, Evaporiten), Trias und Oberkreide (Sandsteine, Schluffsteine, Mergel, Kalksteine). Die thermischen Eigenschaften dieser Gesteine kann man als gut bezeichnen. Im Untergrund unter dem Känozoikum in der Mitte des Projektgebietes sind vorwiegend leicht umgewandelte Sedimentgesteine des unteren Paläozoikum und Proterozoikum anzutreffen. Der erste von ihnen, mit einem Alter zwischen Kambrium bis zum unteren Karbon, gehört zum s.g. Kaczawa metamorphen Komplex. Dieser besteht aus einer Vielzahl von Tonschiefern, Tonsteinen und sandigen Konglomeraten, eher selten Grauwacken und Kalksteinen. Eine Verlängerung des Kaczawa metamorphen Komplexes auf der deutschen Seite ist eine tektonische Einheit, das Synklinorium von Görlitz. Proterozoische Sedimentgesteine sind auf beiden Seiten der Grenze, als s.g. Lausitzer Grauwacken, präsent. Die thermischen Eigenschaften dieser Gesteine für die Einrichtung einer Wärmepumpe sind gut, vor allem wenn die Gesteine direkt an der Oberfläche ausstehen. Der Untergrund des südlichen Teiles des Projektgebietes besteht aus den ältesten – vom unteren Paläozoikum und Proterozoikum – magmatischen und metamorphen Gesteinen des Böhmischen Massivs. Sie sind vor allem durch die s.g. Seidenberger Granodiorite und die Rumburger Granite des Lausitzer Massives und untergeordnet aus Graniten und Gneise des Jizera metamorphen Komplexes gekennzeichnet. Die thermischen Eigenschaften des südlichen Gebietes sind sehr gut für die Entwicklung der Niedertemperaturgeothermie, aufgrund der Tatsache, dass hier die dominanten TransGeoTherm - Energia geotermalna dla transgranicznego rozwoju regionu Nysy. Projekt pilotażowy. POWT SN-PL 2007-2013, Projekt no. 100114097 2 sauren, magmatischen Gesteine an der Oberfläche ausstehen oder in geringer Tiefe anzutreffen sind. Eine negative Ausnahme bildet der erwähnte Bereich von Radomierzyce, welcher mit känozoischen Tonen, Sanden und Kiesen sowie mit Braunkohleflözen gefüllt ist. Die Detaillierung und genaue Identifizierung von Gebieten mit einer höheren oder niedrigeren Entzugsleistung wird in der zweiten Phase der Projektaktivitäten von TransGeoTherm vorgenommen. Entsprechend kodierte Bohrprofile werden für die Erstellung eines dreidimensionalen geologischen Modells verwendet (mit Hilfe der Software gOcad). Anschließend werden diese für die Berechnung der Entzugsleistung der geologischen Einheiten des Modells mit einbezogen und für die Erstellung der Karten des geothermischen Potenziales für Teufen von: 40m, 70m, 100m und 130m unter der Geländeoberkante verwendet. TransGeoTherm - Energia geotermalna dla transgranicznego rozwoju regionu Nysy. Projekt pilotażowy. POWT SN-PL 2007-2013, Projekt no. 100114097 3