Bildarchiv Von der Verfügbarkeit von Bildern Von Daniel Straumann und Otto Belz Die meisten Unternehmen haben eine Sammlung von Bildern, die sie immer wieder einsetzen. Bilder sind wichtig: Durch sie lassen sich Botschaften kurz und schnell übermitteln. Bilder machen Lust, setzen in Bewegung und übertragen etwas von der Qualität und Kraft des Unternehmens, für das sie stehen. Vom Erkennen, wie wichtig eine Bildsprache sein kann, bis zur Fähigkeit, ihre Möglichkeiten zu nutzen, liegt ein weiter Weg. Es braucht dazu die richtigen Bilder, die Fähigkeit, diese zu beurteilen, und eine Datenbank, durch die genau das richtige Bild für den vorgesehenen Zweck verfügbar gemacht werden kann. Wer sich ein paar Jahre lang mit Schachteln voller Dias und einer unübersehbaren Flut von CDs herumgeschlagen hat, weiss irgendwann mit Gewissheit: Er braucht eine Bilddatenbank. Und weil er denkt, dieses Problem habe mit Sicherheit nicht nur das eigene Unternehmen, sucht er nach einer Standardlösung: grosse Speicherkapazität, einfach zu bedienen und möglichst nicht allzu teuer. Bis er dann, einige Jahre später, erkennt, dass gar nichts besser geworden ist. In der Fülle der inzwischen in der Datenbank gespeicherten Bilder ist es fast unmöglich, das richtige zu finden. Und wer mit Glück trotzdem fündig wird, erhält dann vom Drucker den Bescheid, der Schnappschuss sei zwar lustig, aber die Bildqualität ungenügend. Wir haben unzählige Bilddatenbanken aufgebaut, und eine ganze Reihe von ihnen betreuen wir inzwischen im Auftrag der Unternehmen, die diese nutzen. Dabei haben wir folgende Erfahrungen gemacht: • Meistens werden zu viele Bilder in die Datenbank aufgenommen. Die Sujets und vor allem die Aussagen vieler Bilder sind sich zu ähnlich. Damit wird Ballast mitgeschleppt, die Suche nach einem einzelnen Bild für einen bestimmten Zweck wird erschwert, und die Flut der zur Verfügung stehenden Bilder verdeckt den Blick für das, was fehlt. • Die Suchbegriffe, nach denen die Datenbank aufgebaut ist, machen es fast unmöglich, Bilder mit einer definierten Aussagekraft zu finden. In den meisten Fällen sind die Suchbegriffe benannt nach den Sujets (Produkte, Mitarbeiter, Neubau usw.), selten nach der Aussagekraft oder Botschaft, die über ein Bild vermittelt werden kann. Botschaften könnten beispielsweise gegliedert sein nach den Werten, die in einem Unternehmen wichtig sind, oder nach den Aussagen und Themen, die immer wieder im Dialog mit Part- index 1| 2 2008 Doppelausgabe 42 nern eine Hauptrolle spielen. Dabei wird deutlich: Der geschickte Aufbau einer Datenbank erfordert eine redaktionelle Leistung, die mit einer gewissen Kontinuität erbracht werden muss. • Viele gute Bilder ergeben noch keine Bildsprache, und eine gute Fotografie ist weit weg von einem Bild, das in unterschiedlichen Medien Aussagekraft und Charisma entwickelt. Bilder müssen bearbeitet werden, bevor sie in die Datenbank aufgenommen werden. lich wie die Unternehmen selbst – und damit gehören sie schon lange nicht mehr allein in die Domäne der Informatik. Das Wissen und die Erfahrungen über die Wirkungsweise und Qualität von Bildern beginnen eine immer bedeutendere Rolle zu spielen. Der Autor Daniel Straumann ist Inhaber und Geschäftsführer der Straumann AG in Dielsdorf. Er gilt als Spezialist für die Gestaltung von Druckvorlagen, die in unterschiedlichsten Medien • In immer höherem Masse müssen verschiedene Stellen und Personen mit den zur Verfügung stehenden Bildern arbeiten können: Agenturen, Tochtergesellschaften, verschiedene Abteilungen im eigenen Unternehmen. Wenn dabei die Benutzer zugemauert werden mit Passwörtern und Reglementen, ist dies fast gleichbedeutend, wie wenn die Datenbank nicht existieren würde. Sie wird nur noch im äussersten Notfall benutzt. (Inseraten, Prospekten, Internet) ihre volle Wirkung entfalten sollen. Gleichzeitig verfügt das Unternehmen über eine ganze Reihe von Arbeitsinstrumenten, mit denen Elemente des Corporate Design weltweit einfach über das Internet verfügbar gemacht werden können. • Bilder haben eine Lebenszeit, müssen ausgewechselt oder mindestens überarbeitet werden. Teams verändern sich, Mitarbeiter werden älter, der neue Maschinentyp sieht ganz anders aus, und der Mercedes, der vor der Fabrik steht, war vielleicht einmal ein schönes Auto – aber vor 15 Jahren. Einzelne Bilder laufen sich tot, weil sie zu oft gebraucht wurden, oder sie sind nicht mehr zeitgemäss, weil neue Werte ins Zentrum gerückt sind. Datenbanken müssen gepflegt werden, es ist bewusst zu entscheiden, welche Bilder wann wofür eingesetzt werden. • Es braucht keine langen Geschäftsprozesse, die Copyrights aber müssen ebenso geregelt werden wie die Abrechnungsmodalitäten, die Zugriffsbedingungen, Freigaben und Lieferprozesse. Eine Datenbank ist eine der wesentlichsten Voraussetzungen, um Bilder bewusst einsetzen zu können. Damit wird sie gleichzeitig zur Voraussetzung, um eine eigene Bildsprache zu entwickeln, im eigenen Stil wirksam mit den für das Unternehmen wichtigen Personen einen Dialog führen zu können. Die Anforderungen aber, die damit an eine Bilddatenbank gestellt werden, sind so unterschied- 43 index 1|2 2008 Doppelausgabe