Psyche und soziale Schwierigkeiten Therapeutische und versicherungsmedizinische Aspekte © Renato Marelli Rheinfelder Tage, 2007 Aufgabe der Therapeuten Primum nil nocere! Aktuelles Arbeitsverhältnis? Anforderungen des Arbeitsplatzes? Psychische Störung zu vermuten? Arbeitsverhältnis Arbeitsverhältnis gesichert: Rücksprache mit Arbeitgeber Arbeitsverhältnis nicht gesichert: Problem um Arbeitsplatz eruieren, Vorgehen je nach Abklärung Arbeitsplatz für Pat. unerwünscht: Symptome aus Arbeitsplatz: Kündigung Andere Symptomatik: ev. AUF Arbeitsplatz Beschreibung durch Patienten Anforderungen des Arbeitsplatzes Bei welchen Tätigkeiten besteht die Einschränkung? Gesundheitliche Funktionseinbusse, welche, seit wann, dauernd? Psychologisches Umfeld, Vorgesetzte und Kollegen Dimensionen psychischer Erkrankung Biologisch organisch, symptomatisch endogen Psychologisch Persönlichkeit, Kognition funktionell, psychodynamisch Sozial Umgebung, Interaktion, nicht versichert Nicht versichert ist.... Soziale Faktoren: Findet keine Stelle. Ist zu alt. Ist ungeschult oder gar Analphabet. Ist unzufrieden am Arbeitsplatz. Hat Schwierigkeiten mit dem Chef oder mit den Kollegen. Doppelbelastung Haushalt / Erwerb Reine Klagen über Symptome Chronifizierung abhängig von Somatischem Befund Lebens- und Arbeitssituation Verhalten der Umwelt Persönlichkeit Chronisch Schmerzkranke Erfolglose Therapie sekundäre körperliche Schädigung körperliche Inaktivität dysphorische Stimmung Konflikte mit Ärzten / med. Personal Konflikte mit Bezugspersonen Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls Risikofaktoren Positiv gute Bildung berufl. Perspektiven Arbeitszufriedenheit Kondition Durchsetzungskraft (Ich-Stärke) Selbstkontrolle Negativ höheres Alter Rückenschäden Schwerarbeit konstante Haltung Rauchen Stress belastende Ereignisse Abklärung und Behandlung Somatische Abklärung Back in time Psychosoziale Abklärung Multimodales Behandlungsprogramm Grundsätze der Frührehabilitation Ätiologische Faktoren und Behandlung Nozizeptiv Funktionell somatisch Beratung, Führung, Verhaltenstherapie Somatoform i.e.S. Psychodynamische Gruppentherapie Andere psychische psychiatrische Erkrankung Behandlung Anhaltende somatoforme Schmerzstörung andauernder, schwerer und quälender Schmerz nicht (vollständig) erklärt durch eine körperliche Störung in Verbindung mit emotionalen Konflikten oder psychosozialen Problemen (ICD-10) Funktionelle Schmerzen Mögliches anatomischpathologisches Korrelat vorhanden Überbewertung der Schmerzen Ängstlichkeit Zentrierung auf die Schmerzen Vermeidungsverhalten Strategie Hilfe zur Selbsthilfe statt Hoffnung auf (Wunder-) Heilung Körperlich oder psychisch ? Falle der Dichotomie von körperlich und psychisch Mit dem Patienten Wechselwirkung von körperlichen und psychischen Faktoren besprechen Eigenen Ärger und Hilflosigkeit überwinden Dem Patienten zur Verfügung stehen Seine (aktive) Mitarbeit fordern Das ärztliche Gespräch Unstrukturiertes Interview Zuhören „Naives“ Nachfragen Bestätigendes Rückmelden Eigene Selektion vermeiden Zusammenfassen des Gesagten Spiegeln der Gefühle Eigene Yellow Flags Mitleid Übertriebenes Verpflichtungsgefühl Zwiespältige Gefühle Wechsel von Zu- und Abneigung Frustration und Ärger Enttäuschung Aggressive Gefühle Yellow Flags um Umfeld Umgang der Familie mit dem Patienten Sozialkompetenzen des Patienten in seinem Umfeld Invalide Personen als „Vorbilder“ Freizeitaktivitäten vorhanden? Ausserhäusliche Kontakte gepflegt? Interesse des Arbeitgebers vorhanden? Therapie Auseinanderhalten von Schmerz und Funktion Paradigmawechsel bezüglich Zielen und Erfolgsparametern Zielerarbeitungsprozess Übungswahl Rückgewinnung von Kompetenz Psychosoziale Klärung Medikamente: Amitryptilin, Duloxetin, ?? Ärztliche Beratung Stress abbauen Zeit nehmen für sich selber Nein sagen lernen Sich durchsetzen Von sich selber dosiert fordern Konfliktfähiger werden Perfektionismus abbauen Soziale Aktivitäten fördern Tagesablauf strukturieren Freizeit gestalten Körperliche Aktivitäten erarbeiten Häuslicher Einsatz planen Ausserhäusliche Aktivitäten Interesse am Arbeitsplatz wecken Prognose Auffällige Persönlichkeitsstruktur Psychiatrische Komorbidität Chronische körperliche Begleiterkrankung Verlust der sozialen Integration Ausgeprägter primärer „Krankheitsgewinn“ Mehrjähriger Krankheitsverlauf mit unveränderter oder progredienter Symptomatik Unbefriedigende Behandlungsergebnisse Gescheiterte Rehabilitation Schlussfolgerungen Chronifizierung Erkennen Ätiologische Faktoren einordnen Therapie je nach Ätiologie Relativieren der eigenen Möglichkeiten und aktivieren des Patienten Meinung ja, Gutachten nein