Griechische Landschildkröten - T

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Griechische Landschildkröten, Ernährung
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Griechische Landschildkröten
(gilt auch für Maurische Landschildkr öte und Breitrandschildkröte)
Ernährung
Übersicht:
Hauptfutter
VitaminMineralstoff-Tabelle
Winterfutter
Obstfütterung
Heufütterung
Kalziumbedarf
Rachitis
Wasserbedarf
verboten sind...
Das Wichtigste in Kürze:
Landschildkröten aus dem mediterranen Raum sind von ihren Verdauungsorganen her reine Vegetarier . Sie
verdauen (fermentieren) ihre Nahrung, ähnlich wie Kaninchen oder Meerscheinchen, mit ihren
hochspezialisierten Darmbakterien und einzelligen Mikroorganismen vorwiegend im Dickdarm und dem sehr
gut ausgebildeten Blinddarm. Jegliche Fehlernährung bewirkt eine Störung dieses empfindlichen Milieus.
Daraus folgen eine schlechtere Futterverwertung (--> Mangelerscheinungen), höherer Darmparasitenbefall
und diverse Allgemeinkrankungen.
Da sie als wechselwarme Tiere nur ca. 1/8 der Nahrungsmenge benötigen, die ein Säugetier benötigt,
kommen sie mit sehr wenigem, ausgesuchten Futter am besten zurecht. Eine Überf ütterung bewirkt zu
schnelles Wachstum, Knochenbauprobleme, Herz- und Leberverfettung mit allen sich daraus ergebenden
ungesunden Konsequenzen.
Deshalb muß die Nahrung für Landschildkr öten folgende Kriterien erfüllen:
l
l
l
l
l
l
eiweißarm
kohlenhydratarm (zucker- und stärkearm)
kalorienarm
ballaststoffreich
vitamin- und mineralstoffreich
kalziumreich
Mit einer solchen Futterauswahl wachsen die Schildkröten sehr langsam und gesund heran. Eine
Überf ütterung ist trotzdem möglich, denn die Tiere fressen so lange sie Futter aufnehmen können. Ihre
Naturhabitate sind karg und die Lebensbedingungen sind hart. Hier regiert der Hunger das Leben einer
Schildkröte. Also müssen wir ihnen die Futtermenge begrenzen, damit sie sich nicht überfressen und nicht
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zu schnell wachsen.
Wie falsch ernährte und fehlgewachsene Schildkröten aussehen können, sehen Sie in der Rubrik
"Krankheiten" unter "Fehlwachstum".
In ihrem natürlichen Biotop ernährt sich eine Griechische Landschildkröte im Frühjahr und Frühsommer
von den verschiedensten Gräsern, Kräutern und anderen Wildpflanzen, z. b. auch sukkulenten
(wasserspeichernden) Pflanzen. Diese Pflanzen wachsen durch die relativ kargen Böden und die Trockenheit
dort recht langsam. Das bedeutet aber gleichzeitig, daß diese Pflanzen Zeit haben, reichlich Fasern zu
bilden und Mineralien und Spurenelemente aufzunehmen. Daher sind diese Pflanzen viel reicher an
Faserstoffen, Mineralien und Spurenelementen, als unsere heimischen Pflanzen. Dagegen ist ihr
Kaloriengehalt viel geringer. Im Sommer finden die Tiere wegen der Hitze überwiegend trockene
Futterpflanzen. Es hat sich herausgestellt, dass eine ballaststoffarme und zu üppige Ernährung für die
Schildkröte auf Dauer gesundheitsschädlich ist. Um die Ernährung für unsere Tiere möglichst gut an ihre
natürlichen, "einprogrammierten" Gegebenheiten anzupassen, bedeutet dies für unsere Pfleglinge, da ß wir
bemüht sein müssen, möglichst feste Futterpflanzen auszusuchen, deren Gehalt an Ballaststoffen
möglichst hoch ist. Je zarter das Futter ist, desto schlechter werden die enthaltenen Nährstoffe
verwertet, weil der Darm das Futter zu schnell "durchschleusen" kann. Die Tiere haben dann oft auch einen
sehr weichen Kot. Nebenbei verursacht ein geringer Fasergehalt im Futter oft eine stärkere
Parasitenbelastung des Darms, weil der "Putzeffekt" durch die härteren Pflanzenfasern verloren geht.
Ausserdem werden die Hornschneiden des Kiefers nicht genügend abgenützt, der Schnabel wird zu lang
und behindert die Tiere dann beim Fressen. Die Tiere nehmen dann auch zu viel Kalorien auf. Je feiner und
zarter das Futter also ist, desto ungeeigneter ist es für unsere Schildkröten. Es ist also kein sehr guter
Gedanke, die Schildkröte mit zartem Futter verwöhnen zu wollen. Dies nützt später allenfalls dem
behandelnden Tierarzt, der die entsprechend hohe Rechnung kassiert.
Bei der Fütterung von Schildkröten ist auch ganz wichtig, den unterschiedlichen Jahresrythmus zu
beachten. Im Frühjahr kann das Futter gerne noch etwas gehaltvoller sein, damit die Tiere sich gut von der
langen Winterruhe erholen und ausserdem genügend Kraft für Paarung und Eiablage sammeln können. Den
Sommer zu, ab Ende Juni, sollte das Futter immer ballaststoffhaltiger werden und der Heuanteil immer
grösser. Erst im Herbst, wenn es auch im nat ürlichen Biotop der Tiere wieder regnet und die Pflanzen neu
austreiben, kann man wieder etwas gehaltvoller füttern. Dieser Rythmus ist für die Gesunderhaltung der
Tiere sehr wichtig. Wird eine Landschildkröte ganzjährig zu reichlich gefüttert, neigt sie sehr schnell zur
inneren Verfettung, was Leber-, Nieren- und Herzprobleme nach sich zieht. Vor allem im Sommer sollte
man auch immer wieder Fastentage einlegen, sofern es die Schildkröten ohnehin nicht schon selbst machen.
Was kann ich meiner Griechischen Landschildkröte am besten füttern ?
Vom Frühjahr weg (ab März nach der Winterruhe) sind freiwachsende Wiesenpflanzen am allerbesten
geeignet:
Hier einige Beispiele dafür:
Acker-Stiefmütterchen
Akelei
Acker-Hellerkraut
Ackerdistel
Bärlauch
Barbarakraut
Berufkraut
Fingerkraut
Feldthymian
Ferkelkraut
Flockenblume
Frauenmantel
Gänsekresse
Gänseblümchen
Hibiskus
Huflattich
Klee (bedingt geeignet)
Kamille
Klatschmohn
Klettenlabkraut
Knoblauchsrauke
Storchschnabel
Taubnessel, alle Sorten
Thymian
Veilchen
Vergissmeinnicht
Vogelmiere
Wegerich, alle Arten
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Brennessel
Bibernelle
Breitwegerich
Brombeerblätter
Erdbeerblätter
Esparsette
Ehrenpreis
Gänsedistel
Gilbweiderich
Günsel
Glockenblume
Habichtskraut
Himbeerblätter
Hirtentäschel
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Lungenkraut
Löwenzahn
Leinkraut
Lichtnelke
Malve
Portulak
Sternmiere
Wegwarte
Wiesensalbei
wilde Karde
Wicke
Wilder Majoran
Zaunr übe
Ziest
Weitere Vorschläge dafür finden Sie auf dieser Seite: www.schroete.de.vu/Futterpflanzen
und fester das Futter ist, desto besser; vor allem für große Tiere.
je gröber
Ab Herbst wird es dann schon schwieriger. In der kalten Jahreszeit sind wir auf gezüchtete Pflanzen
angewiesen, sprich auf Salate, Küchenkräuter und Gemüse.
Hier einige Vorschläge dafür, was geeignet ist:
Romanasalat (Römersalat, Latuga); sehr
Endiviensalat
guter Kalziumgehalt!
Feldsalat (weniger gut, weil sehr phosphor- Friseesalat
reich)
Radicchiosalat
Riesenlöwenzahn
Eissalat
Ruccola
manche Küchenkräuter (keine
Kresse, Petersilie, Schnittlauch)
Meine Tiere fressen auch gerne Zucchini und vor allem auch Karotten (geschnetztelt oder in Scheibchen
geschnitten, bitte nur kleine Mengen anbieten!). Meine Russischen Landschildkröten fressen gerne auch
Lauch. Ganz gelegentlich bekommen sie auch mal ein Blättchen Kohl (sollte nicht zu oft sein, vielleicht 5 6mal im Jahr !) und hin und wieder auch einmal ein wenig Gurke. Bitte diese Dinge wirklich nur sehr selten
anbieten. Bitte keinen Kopfsalat füttern wegen der h äufigen Spritzmittelreste und dem erhöhten
Nitratgehalt.
Manche Wochenmärkte oder gutsortierte Gemüseläden bieten auch im Winter den italienischen
Riesenlöwenzahn an, der sehr gerne gefressen wird und sehr gesund ist. Siehe hierzu auch:
Schrötchenseite/Winterfutter
Obst sollte eigentlich gar nicht gef üttert werden. Es verändert durch seinen Zuckergehalt den PH-Wert
des Darms und damit die Darmflora. Durchfall, eine schlechtere Futterverwertung und eine höhere
Parasitenbelastung des Darms ist die Folge. Auch wenn die Tiere Obst noch so gerne fressen würden,
geben Sie ihnen bitte besser keines ! Meine Schildkröten bekommen Obst in sehr kleinen Mengen vielleicht
2mal im Jahr.
Wegen des hohen Zuckergehaltes laufen Paprika und Tomate unter Obst !
Prinzipiell gilt bei der gesamten Ernährung: je mehr Abwechslung, desto gesünder ! Holen Sie sich einige
Anregungen auf der folgenden Seite: Schrötchenseite/Futter .
Wichtig ist dabei, auf ein gutes Kalzium-Phosphor-Verhältnis zu achten. Das Kalzium sollte möglichst
überwiegen. (Ca:P-Verhältnis 2 : 1)
Um aber wieder auf den Fasergehalt der Nahrung zurück zu kommen: den müssen wir auf irgend eine Weise
ergänzen ! Das ist für die Landschildkröte enorm wichtig ! Hier bietet sich am besten Heu an. Unter Heu
verstehe ich hier aber kein Heu für Hasen und Meerschweinchen, sondern schönes, blättriges Heu aus
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Wiesenkräutern und Gräsern, das ruhig trotzdem sehr fest sein darf. In dieser Art gibt es dies leider
nicht zu kaufen, also produziere ich mein Heu im Sommer selbst. Ich schneide alles an Wiesenpflanzen, was
den Sommer über gefüttert wird, und lege es an heissen Tagen auf meine Terrasse zum Trocknen aus. In
einen großen Stoffsack (Kopfkissenbezug) gefüllt (keinen Plastiksack nehmen wegen Schimmelgefahr !) hält
es den ganzen Winter über bis zum nächsten Sommer. Meine Tiere fressen dieses Heu sehr gerne und ihr
Kot ist immer schön fest. Gerade für Europäische Landschildkröten bietet sich auch das Futter der Firma
Agrobs an. Dieses heuähnliche Futter besteht aus kleingehäckselten Wiesenpflanzen und hat einen
besonders hohen Rohfasergehalt.
Noch ein Wort zu Kalzium: Schildkröten haben einen relativ hohen Kalziumbedarf. In ihren
Ursprungsländern ist das Kalzium in den Futterpflanzen genügend enthalten, bei uns müssen wir das Kalzium
ergänzen. Meine Tiere bekommen deshalb ständig die Schalen von Hühnereiern (vom Frühstücksei einfach
aufheben; keine Schalen von rohen Eiern) oder Sepiaschale.
Sepiaschale ist der Rückenschulp einer Tintenfischart aus dem Mittelmeer (gibts im Zooladen zu kaufen).
Sie entält über 30% Kalzium und ist deshalb ideal für unsere Schildkröten. Damit ich das Kalzium nicht
überdosiere, biete ich beide Dinge einfach zerkleinert lose im Terrarium an. Die Hühnereierschalen werden
kleingedrückt einfach ausgestreut (bitte aber nicht für ganz kleine Landschildkröten wegen evtl.
Verletzungsgefahr), die Sepiaschale lässt sich mit dem Messer gut in kleine, mundgerechte Würfelchen
schneiden und wird ebenfalls einfach ins Terrarium gestreut. Schon meine Kleinen beißen auch ganz gerne
von der ganzen Schale ab. Die Tiere wissen im Allgemeinen recht gut, wann sie Kalzium benötigen und
fressen es phasenweise ganz von alleine. Man muss nur darauf achten, daß der Nachschub gesichert ist.
Dann kann eigentlich nichts schief gehen.
Wird kein Kalzium angeboten, bekommen die Tiere über kurz oder lang Rachitis, das heisst sie bekommen
Panzererweichung (als erstes fühlt sich der Bauchpanzer an wie Gummi, später dann der ganze Panzer), die
vom Tierarzt mühsehlig behandelt werden muss und manchmal bleiben trotzdem Folgeschäden, wie z. b. ein
deformierter Panzer oder deformierte Kieferknochen.
Um das Kalzium aber auch aufnehmen zu können, benötigen die Tiere unbedingt UV-Strahlen. Hierzu mehr
im Kapitel Biologie/UV-Versorgung.
Was bei der Ernährung noch wichtig ist: Wasser ! Es sollte f ür alle Europäischen Landschildkröten
selbstverständlich sein, daß immer frisches Leitungswasser in einem kleinen Sch älchen angeboten wird. Die
Griechen baden übrigens auch sehr gerne. D. h. daß das Wasserschälchen gerne auch so groß sein kann, da ß
die ganze Kröte darin Platz hat. Der Rand sollte aber niedrig genug sein, daß auch kleine Tiere jederzeit
wieder ohne Probleme herausklettern können. Da die Tiere im Badewasser häufig auch Kot und Urin
absetzen, muss man dann immer auch auf sehr sauberes Wasser achten !
Die Landschildkröten trinken nicht sehr viel. Daher sollten gerade noch kleine Tiere (bis 10 cm
Panzerlänge) regelmässig (drei- bis viermal die Woche) für 5 - 10 Minuten in lauwarmem Wasser (30°C)
gebadet werden, damit sie über die Haut Flüssigkeit aufnehmen können.
Ach ja ...... , was unter keinen Umständen gef üttert werden darf:
Getreide und alle Getreideprodukte, Milch und alle Milchprodukte, Fleisch und alle Produkte aus Fleisch
(dazu gehören auch Schnecken und Regenwürmer!), alle Fertigfuttermittel für Schildkröten (auch wenn es
auf der Packung steht oder der Zoohändler es empfiehlt !!!). Künstliche Vitaminpräparate führen sehr
leicht zu einer sehr schädlichen Überdosierung und sollten ohne Empfehlung eines schildkrötenerfahrenen
Tierarztes nicht verabreicht werden.
Getreideprodukte (genauso wie Zuckerhaltiges) ruinieren die empfindliche Darmflora! Milchprodukte,
Fleisch und die Fertigfuttermittel haben viel zu viel Eiweiß, was die Nieren gnadenlos schädigt!!! Die Tiere
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bekommen Nierengicht, schmerzhafte Gelenksgicht und schlie ßlich sterben sie qualvoll, meist an
Nierenversagen.
http://www.t -hermanni.de/griech/gribio/ernaehr.html
1. Januar 2004,
© E. K.
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