Darmkanal | eLexikon

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Darmkanal
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Darmkanal 6 Wörter, 40 Zeichen
?Darmkanal, s. Darm.
?Darm (Darmkanal, -Schlauch, -Rohr, Intestinum), die Verdauungshöhle im Innern der Tiere. In seiner einfachsten Form besteht
er nur aus dem Magen (s. d.), sondert sich jedoch bei den meisten Tieren in drei Abschnitte: Vorderdarm (mit Speiseröhre und
Kaumagen), Mitteldarm (eigentlicher Magen) und Hinterdarm. Nur der Mitteldarm und ein Teil des Hinterdarms dienen alsdann zur
Verdauung, während der vordere meist nur die Zuleitung (durch den Mund) und die Zerkleinerung der Speisen besorgt, von denen
die unverdauten Reste durch den Endabschnitt des Hinterdarms, den sogen. End- oder Mastdarm, hindurch und mittels des Afters
nach außen gelangen. Im engern Sinne, namentlich bei den Wirbeltieren, versteht man unter Darm die hinter dem Magen gelegenen
Teile des Darmkanals, die sich gewöhnlich von dem weiten Magen durch größere Enge (Dünndarm) unterscheiden und häufig sehr
lang sind.
Die unmittelbar dem Magen folgende Strecke des Dünndarms wird bei den Säugetieren Zwölffingerdarm, der Rest Dünndarm im
engern Sinn genannt bis auf das letzte Stück, welches nach seiner bedeutendern Weite Dickdarm heißt und meist auch einen
Blinddarm zum Anhang hat. (Leerdarm, Krummdarm und Grimmdarm, s. unten.) Drüsige Anhangsorgane des Vorderdarms sind die
Speicheldrüsen (s. d.), des Mitteldarms Leber (s. d.) und Bauchspeicheldrüse (s. d.). Bei manchen Fischen ist der Anfang des
Mitteldarms dicht am Pförtner des Magens mit den sogen. Pförtneranhängen (appendices pyloricae), d. h. Blindschläuchen von
verschiedener Form und Gruppierung, auch wohl der ganze Mitteldarm innen mit einer spiralig verlaufenden Schleimhautfalte
(Spiralklappe) zur Vergrößerung der Oberfläche und zur Verlangsamung des Durchganges der Speisen ausgestattet.
Bei den Vögeln hat der Hinterdarm gewöhnlich zwei Blinddärme, bei den Säugetieren meist nur einen oder auch (Bären) gar
keinen; am Ende des Blinddarms befindet sich häufig ein besonderer Anhang, der sogen. Wurmfortsatz. Der Hinterdarm ist von sehr
verschiedener Länge, doch bleibt sein Endstück (Mastdarm) stets kurz. Die Ausmündung desselben geschieht bei den meisten
Wirbeltieren zusammen mit den Gängen der Harn- und Geschlechtswerkzeuge in einen besondern Raum, die sogen. Kloake, bei den
Säugetieren, mit Ausnahme der Schnabeltiere, jedoch getrennt von jenen, durch den After direkt nach außen.
Beim Menschen (s. Tafel »Eingeweide«) liegt der Darm in der Bauch- und Beckenhöhle und ist beim Erwachsenen im
Durchschnitt 8 m, also etwa fünfmal so lang wie der Körper. Der vorderste Abschnitt heißt Zwölffingerdarm (intestinum duodenum),
weil seine Länge der Breite von zwölf Fingern entspricht. Dieser hat bei mittlerm Füllungsgrad einen Durchmesser von etwa 4 cm; er
bildet eine nach rechts gewendete Schlinge, in deren Höhlung die Bauchspeicheldrüse liegt; in ihn münden der Ausführungsgang
dieser Drüse sowie der Gallengang gemeinschaftlich ein.
? Der eigentliche Dünndarm ist ein 4-8,5, gewöhnlich 5,5-6 m langes, in vielfache Schlingen gelegtes Rohr; seine ersten zwei
Fünftel heißen Leerdarm (i. jejunum), der Rest Krummdarm (i. ileum). Dem letztern folgt der Dickdarm (i. crassum) mit einer Länge
von 1,1-2,3, meist 1,3-1,6 m und einer Weite von 4-6 cm; an der Grenze von beiden befindet sich innen eine kreisförmige
Schleimhautfalte, die sogen. Blinddarmklappe (valvula Bauhini s. coli). Der Dickdarm besitzt einen weiten, sackförmigen Anhang, den
sogen. Blinddarm
(i. caecum), von 6-8 cm Länge; dieser wiederum trägt einen blind endigenden, nur 5-7 mm weiten und etwa 5-8 cm langen
Anhang, den sogen. wurmförmigen Anhang oder Wurmfortsatz (processu vermiformis). Der Dickdarm steigt zunächst bis zur untern
Fläche der Leber empor (aufsteigender Grimmdarm, colon ascendens); dann geht er als Quergrimmdarm (c. transversum) am untern
Rande des Magens nach links zur Milz hinüber; hier biegt er wieder um und verläuft als absteigender Grimmdarm (c. descendens)
links abwärts, bildet dann eine S-förmige Krümmung und geht zuletzt in den etwa 16 cm langen Mastdarm (intestinum rectum) über.
Dieser senkt sich gerade von oben nach unten und mündet durch den After nach außen. Die Wand des Darmrohrs besteht aus
drei deutlich gesonderten Häuten, welche durch eine dünne Schicht zwischengelagerten Bindegewebes miteinander verwachsen
sind. Die äußerste (sogen. seröse) Haut gehört dem Bauchfell (s. d.) an und befestigt den Darm in der Bauchhöhle, jedoch so, daß
seine einzelnen Teile aneinander verschiebbar bleiben. Die mittlere oder die Muskelhaut besteht aus einer äußern Längsfaser- und
einer innern Ringfaserschicht; die durch sie hervorgerufenen unwillkürlichen Bewegungen des Darms gleichen denen eines Wurms,
heißen peristaltische Bewegungen und schreiten vom Magen her gegen den After hin fort.
Nur bei krankhaften Zuständen kommen auch die in umgekehrter Richtung verlaufenden, antiperistaltischen Bewegungen vor,
welche den Inhalt des Darms nach dem Magen zurückdrängen, so daß selbst der Inhalt des Dickdarms, also Kot, erbrochen werden
kann. Die Ringfaserschicht bildet am Ende des Mastdarms einen 1 cm breiten Muskelring, den innern Schließmuskel des Afters
(sphincter ani internus), welcher durch den äußern, innerhalb gewisser Grenzen der Willkür gehorchenden Schließmuskel unterstützt
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wird und schon im Ruhezustand den After leicht geschlossen hält.
Die Längsfaserschicht erstreckt sich über den ganzen Dünndarm als zusammenhängende Lage, ist hingegen am Dickdarm auf
drei etwa 9 mm breite Bänder (taeniae coli) beschränkt, welche erst von der S-förmigen Krümmung an sich über den ganzen Umfang
des Darms ausbreiten. Die innerste der drei Häute des Darmrohrs endlich ist die Schleimhaut, eine weiche, etwa 1 mm dicke, an Blutund Lymph- (resp. Chylus-) Gefäßen sowie an Drüsen überaus reiche Membran, welche an ihrer freien Fläche mit einer Lage von
Epithelzellen überkleidet ist.
Die Schleimhaut des Dünndarms ist in zahlreiche Querfalten (Kerckringsche Falten, s. d.) gelegt und in ihrer ganzen Länge mit
kleinen Zotten, den Darmzotten (villi intestinales), besetzt; diese saugen aus dem Speisebrei den Chylus (s. d.) auf und führen ihn der
Säftemasse des Körpers zu. Durch sie, welche in einer Zahl von etwa 4 Mill. vorhanden sein mögen, wird die resorbierende Fläche
der Schleimhaut auf das Fünffache gebracht und erreicht so eine Ausdehnung von 2,5 qm, also fast das Doppelte der äußern
Leibesoberfläche.
Ferner befinden sich in der Schleimhaut des Dünndarms verschiedene Drüsen. Überall zwischen den Darmzotten kommen die
sogen. Lieberkühnschen Drüsen (s. d.) zur Absonderung des Darmsaftes (succus entericus) in ungeheurer Anzahl vor. Auf das
Anfangsstück des Zwölffingerdarms sind beschränkt die traubenförmigen Brunnerschen Drüsen, die eine dem Bauchspeichel
ähnliche Flüssigkeit absondern. Zerstreut über den ganzen Dünndarm, aber in mäßiger Anzahl kommen ferner kleine Lymphdrüsen
oder geschlossene (die sogen. solitären) Follikel, etwa von der Größe eines Hirsekorns, vor (s. Lymphdrüsen) und gruppieren sich im
untern Abschnitt des Dünndarms zu den sogen. Peyerschen Drüsen (s. d.). Die Schleimhaut des Dickdarms bildet zahlreiche Falten,
welche ½-1 cm in die Höhle des Darms vorragen; sie besitzt keine Zotten und von den oben genannten Drüsen nur die
Lieberkühnschen und die solitären Lymphfollikel. Die Arterien des Darms stammen aus den beiden Gekrösarterien; die Venen
münden in die Pfortader; die Nerven (nervi splanchnici) gehören zum Sympathikus (s. d.). Über die Verrichtungen des Dünndarms s.
Verdauung.
Die Krankheiten des Darms sind größtenteils Erkrankungen der Schleimhaut, welche aber auf die andern Häute übergreifen
können (s. Darmgeschwüre); sie sind sehr selten auf die Muskel- und Nervenschicht des Darms beschränkt (Darmverfettung), selten
auch ist die seröse Haut einziger Sitz des Leidens, da dasselbe gewöhnlich Teilerscheinung einer allgemeinen Bauchfellentzündung
zu sein pflegt. Viele Affektionen kommen in gleichmäßiger Häufigkeit in allen Abschnitten des Darms vor, z. B. der Katarrh, die
Amyloidentartung, Blutungen etc., andre dagegen haben mehr begrenzte Regionen, wie die runden Geschwüre des Magens und
Zwölffingerdarms, die Zottenpigmentierung im Leerdarm, die typhösen Veränderungen im untern Teil des Dünndarms, die Ruhr im
Dickdarm, die Syphilis im Mastdarm. Für Geschwulstbildungen sind namentlich die verschiedenen engen Stellen des Darmrohrs
disponiert, zuerst der Schlund, die enge Stelle im obern Drittel der Speiseröhre, der Mageneingang, sein Ausgang, die
Blinddarmklappe und der After. Die Geschwülste sind so überwiegend krebsiger Natur, daß die wenigen Schleimhautpolypen,
Myome, Fettgeschwülste, welche sonst noch vorkommen, dagegen ganz zurücktreten.
Ende Darm
Quelle: Meyers Konversations-Lexikon, 1888; Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte
Auflage, 1885-1892;4. Band, Seite 552 im Internet seit 2005; Text geprüft am 4.2.2008; publiziert von Peter Hug; Abruf am 7.4.2017
mit URL:
Weiter: http://peter-hug.ch/04_0553?Typ=PDF
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