Auch Tage später erinnert sich die Biene noch an die Nelke

Werbung
50
Tages-Anzeiger – Samstag, 12. März 2011
Wissen
Small Talk
Menschen altern
wie Primaten
«Tiere merken
nicht selber, was
für sie giftig ist»
Die Sterbewahrscheinlichkeit
ändert sich im Laufe
des Lebens bei Affen gleich
wie beim Menschen.
Wie bei den Menschen leben auch bei
den meisten Affenarten die Weibchen
länger als die Männchen. Das zeigt eine
im Fachmagazin «Science» publizierte
US-Studie. Der Mensch ist zwar die langlebigste Primatenart, aber der Ablauf
seiner Alterung unterscheidet sich nicht
wesentlich von jenem bei Affen. Bisher
waren Biologen davon ausgegangen,
dass die Menschen während ihrer langen Lebenszeit anders und langsamer altern als die anderen Primaten.
Anne Bronikowski von der IowaState-Universität in Ames und Susan Alberts von der Duke-Universität in Durham verglichen den individuellen Verlauf der Alterung bei fast 3000 Affen aus
sieben Arten. Es handelte sich dabei um
Sifaka-Lemuren aus Madagaskar, Kapuzineraffen aus Costa Rica, Spinnenaffen
aus Brasilien, Diadem-Meerkatzen und
Paviane aus Kenia sowie Schimpansen
und Gorillas.
Hohes Risiko bei den Jungen
Die Forscherinnen massen den Alterungsverlauf, indem sie bestimmten,
wie sich die Sterbewahrscheinlichkeit
im Laufe des Lebens verändert. Diese
Daten glichen sich bei all diesen Arten
und entsprachen auch den für Menschen typischen, wie die beiden Forscherinnen berichten: Nach einem hohen Risiko in jungem Alter folgt eine
Phase der relativen Sicherheit, danach
steigt die Wahrscheinlichkeit zu sterben
kontinuierlich an.
Auch in einem anderen Punkt ähneln die Menschen ihren nächsten Verwandten: Bei fast allen untersuchten
Primatenarten leben die Weibchen
länger, das Todesrisiko der Männchen
steigt früher. Eine Ausnahme machen
hier die brasilianischen Spinnenaffen.
Ihre Männchen leben ebenso lange und
mit gleichem Risikoverlauf wie die
Weibchen, möglicherweise wegen ihres
sehr wenig aggressiven Verhaltens bei
der Konkurrenz um Weibchen. SifakaLemuren verhalten sich da völlig anders. Die Männchen konkurrieren ihr
Leben lang heftig um die Weibchen –
und sie altern und sterben besonders
schnell.
Die Unterschiede in der Alterung der
verschiedenen Arten zeigten keinen Zusammenhang mit ihrer Verwandtschaft,
sondern könnten ausschliesslich auf den
Lebensumständen beruhen, berichten
die Forscherinnen. Dies bedeute, dass
der Mensch trotz seiner langen Lebensspanne, die er der modernen Medizin
verdanke, immer noch ein typischer Primat sei. (SDA/DPA)
Viele Hunde müssen wegen
Schokoladevergiftungen zum
Tierarzt gebracht werden.
Mit Reto Curti sprach Matthias Meili
Sie haben in Ihrer Doktorarbeit
Tiervergiftungen bei Schweizer
Haustieren zwischen den Jahren
1997 und 2006 untersucht.
Ja, wir sind 1500 Meldungen nachgegangen, die von Tierärzten dem Toxikologischen Informationszentrum Zürich gemeldet worden sind.
Welche Tiere sind am meisten
betroffen?
Hunde und Katzen. Meldungen zu Hunden machen 57 Prozent und zu Katzen
25 Prozent aller Vergiftungen aus.
Ostafrikanische Hochlandbiene in Kenia: Die Geruchszellen der Bienen sitzen auf ihren Fühlern. Foto: Seatops.com
Auch Tage später erinnert sich
die Biene noch an die Nelke
Bienen verfügen über ein ausgezeichnetes Gedächtnis für Düfte.
Über ertragreiche Plätze verständigen sie ihre Artgenossen mit Tänzen.
Von Barbara Reye
An einem einzigen Tag kann eine Nektar
sammelnde Biene Tausende Blüten besuchen und dabei Dutzende Kilometer
zurücklegen. Hat sie bei ihrer Suche fern
ihres Stocks eine gute Futterquelle entdeckt, dann fliegt sie zurück und teilt es
ihren Artgenossinnen mit.
Doch wie kann eine solche Sammelbiene ertragreiche Blüten von anderen
unterscheiden, die weniger lukrativ
sind? Dazu bewertet und vergleicht sie
die Qualität des von ihr eingesammelten
Nektars und Pollens mit dem anderer
Sammelbienen. Damit sie sich in der
vielfältigen Pflanzenwelt zurechtfindet,
orientiert sie sich nicht nur nach Farben, Formen und Textur der Blüten,
sondern vor allem auch nach deren verschiedenen Düften.
Bienen können sich gut daran erinnern, ob sie bei einem bestimmten Geruch schon einmal erfolgreich waren
oder nicht. Nun ist es Forschern der
Freien Universität Berlin erstmals gelungen, dieses ausserordentliche Duftgedächtnis im Gehirn der Bienen zu
lokalisieren. Ihre Ergebnisse stellten die
Wissenschaftler vor kurzem in der Fachzeitschrift «Journal of Neuroscience» vor
(Bd. 31., S. 3129).
Duftarchiv im Hirn
Beim Älterwerden sind Menschen kein
Sonderfall. Foto: Pixland, Getty Images
Die Hausaufgabe (65)
Eine Anzahl Äpfel wird so an drei Personen verteilt, dass A die Hälfte erhält und
einen Apfel, dann B die Hälfte des Restes und einen Apfel, zuletzt C die Hälfte
des Restes und drei Äpfel. Wie viele Äpfel erhält jeder?
Wettbewerb: Unter den Einsendern der
richtigen Lösung verlosen wir ein iPad
(32 GB). Einsendeschluss ist Dienstag,
15. März, um Mitternacht. Viel Spass!
Lösung am nächsten Samstag.
Lösung von letzter Woche: nach 7 Tagen. Sie schafft jeden Tag einen Meter
und erreicht am 7. Tag mit vier Metern
das Ziel.
Die Hausaufgabe (65) wurde uns eingesandt von Hans Köchli aus Brienzwiler.
Einen herzlichen Dank.
[email protected]
Um dies im Labor nachzuweisen, lauerten die Wissenschaftler den Bienen beim
Ausschwärmen aus ihrem Stock auf und
fingen sie in ein Röhrchen ein. Die cleveren Insekten lernten, dass sie bei bestimmten Düften — zum Beispiel einem
nach Nelken — mit einer Zuckerlösung
belohnt wurden. Auch Stunden oder
Tage danach reagierten sie noch sehr
sensibel auf den gelernten Duft und
streckten den Rüssel in Erwartung einer
Belohnung automatisch heraus.
Jeder Duft erzeugt ein eigenes neuronales Aktivitätsmuster im Gehirn der Insekten, das winzig klein ist und etwa die
Grösse eines Stecknadelkopfes hat. Mit
Hilfe von fluoreszierenden Farbstoffen,
bildgebenden Verfahren und speziellen
Mikroskopen konnten die Forscher dieses Erregungsmuster im Gehirn der Insekten messen und einem bestimmten
Geruch zuordnen.
Antenne mit Riechzellen
«Die Nase der Bienen ist quasi auf ihren
Fühlern», sagt der Neurobiologe Randolf
Menzel von der Freien Universität Berlin.
An diesen Antennen sitzen rund 60 000
Sinneszellen, die den Duftcocktail einfangen, in elektrische Signale umwandeln
und zu kleinen, runden Nervenknäueln,
den sogenannten Glomeruli, schicken.
Von dort aus führen Nervenzellen in
andere Gehirnzentren, in denen die Duft-
signale weiterverarbeitet werden. Im
Prinzip funktioniere dies bei uns sehr
ähnlich, betont Randolf Menzel. Deshalb
sei die Biene ein guter Modellorganismus, um das Duftgedächtnis als solches
zu erforschen und verstehen.
Frauenstaat mit Königin
Bereits der Pionier der Bienenforschung,
Karl von Frisch, hatte vor fast hundert
Jahren in seinem Labor in München festgestellt, dass sich Bienen auf einen bestimmten Duft dressieren lassen. Sein
japanischer Mitarbeiter Matsuota Kuwabara fand dann 1957, dass sich Bienen
auch auf Düfte konditionieren lassen,
wenn sie in einem kleinen Röhrchen
stecken. Tritt der gelernte Duft auf,
strecken sie den Rüssel aus. Die Berliner
Forscher haben nun bei ihren Versuchen
berechnet, dass eine solche Reaktion
extrem schnell ist und nur 150Millisekunden dauert.
Bienen sind bei ihrer Arbeit fleissig
und besonders effizient, da sie hervorragend organisiert sind. An guten Tagen
können die Sammlerinnen eines Volkes
mehrere Kilogramm Blütennektar einfliegen. Unter der koordinierenden Wirkung der Königin haben sie verschiedene Aufgaben im Stock. So gibt es etwa
Bienen, die vor allem Waben putzen.
Andere, die die Brut pflegen und sich
um die Larven kümmern. Und solche,
die als Wächterinnen auf das Bienenvolk
aufpassen. Die männlichen Geschlechtstiere, die Drohnen, haben dagegen nur
die Aufgabe, die Königin mit Millionen
von Samenzellen zu begatten. Kurz darauf sterben sie.
Die umtriebigen Sammelbienen sind
jedoch diejenigen, die ihre Fühler in die
grosse, weite Welt ausstrecken, neue
Futterplätze auskundschaften, Nahrung
anschleppen und sich stets am Duft der
Blüten orientieren. Die besten und ergiebigsten Fundorte teilen sie ihren Genossinnen im Stock über ein komplexes
Tanzritual mit.
Kann man einen Hund,
der Schneckengift erwischt hat,
überhaupt noch retten?
Wenn der Tierhalter schnell zum Tierarzt kommt und dieser den Hund innerhalb von vier bis maximal sechs Stunden
zum Erbrechen bringen kann, hat das
Tier eine Chance.
Es hat auch 19 Vergiftungen mit
Schokolade gegeben . . .
Ja, gewisse Nahrungsmittel sind gefährlich, etwa Trauben, aber auch Zwiebeln
und eben Schokolade.
Tanz im Dunkeln
Auch dies hatte der Verhaltensbiologe
Karl von Frisch, der für seine Studien
1973 den Nobelpreis erhielt, schon vor
Jahrzehnten beobachtet. Als Erster beschrieb er den sogenannten Schwänzeltanz im finsteren Stock.
Kehrt eine erfolgreiche Sammlerin in
den Stock zurück, beginnt sie mit dem
berühmten Schwänzeltanz. Dabei läuft
sie auf der Wabe die Form einer Acht.
Nur beim geraden Stück der angedeuteten Zahl bewegt sie ihren Hinterleib
rhythmisch hin und her. Auf diese Weise
teilt sie den nachlaufenden Bienen mit,
in welche Richtung sie fliegen müssen.
Und die Geschwindigkeit der Tanzrunden informiert über die Entfernung zu
der interessanten Stelle, wo es den süssen Nektar zu holen gibt.
«Diese Informationen reichen den
Nachläuferinnen vollkommen aus», sagt
Randolf Menzel, «um die ertragreiche
Futterquelle zu finden.»
Bienensterben
Folgen für Nahrungsmittelproduktion
In einem Bienenstock leben mehrere
Zehntausend Bienen zusammen. Dort
herrschen gute Voraussetzungen für
Krankheitserreger und Parasiten wie die
Varroamilbe, die ganze Bienenvölker vernichtet. In den letzten Jahrzehnten hat
sich die Milbe, die ursprünglich aus Südostasien kommt, weltweit verbreitet.
«Immer mehr Länder stellen fest,
dass sie ein grosses Problem ist», sagt
Vincent Dietemann vom Zentrum für
Bienenforschung der Forschungsanstalt
Agroscope Liebefeld-Posieux.
Unbehandelt würde ein befallenes
Volk eingehen. Denn die Varroamilbe
übertrage fast immer auch noch schädliche Viren. Die Hauptverluste durch die
Milben finden vor allem während der
kalten Jahreszeit statt.
Neben Krankheitserregern tragen
aber auch noch rund ein Dutzend weitere Faktoren zum weltweiten Bienensterben bei, wie zum Beispiel gedächtnisschädigende Insektizide, Luftver-
Welche Gifte sind für Hunde
am gefährlichsten?
In den meisten Fällen waren Schädlingsbekämpfungsmittel schuld, vor allem
Schneckengift mit dem Wirkstoff Metaldehyd, das der Hund im Garten aufnimmt. Diese Vergiftungen führten in
17 Fällen zum Tod. Das Metaldehyd löst
Krämpfe und eine Übertemperatur aus,
ein Hund kann innert Stunden unter
grausamen Qualen daran sterben.
schmutzung, Rückgang an blühenden
Pflanzen oder auch die Folgen der Klimaerwärmung. Das berichtete das UNOUmweltprogramm Unep diese Woche in
Genf (TA von gestern).
Welternährung ist bedroht
Der Bienenverlust hat drastische ökonomische Auswirkungen. Laut der Unep
werden von den wichtigsten 100 Nutzpflanzen der Welt, die für 90 Prozent
der gesamten Nahrungsproduktion verantwortlich sind, mehr als 70 durch Bienen bestäubt.
In der Schweiz werden im April die
neuen Daten über den Zustand der Bienenvölker bekannt gegeben. Im Winter
2009/2010 gingen rund 30 Prozent der
Völker verloren. «Damit setzt sich der
Trend früherer Jahre mit höheren Verlusten als sonst üblich fort», sagt Vincent
Dietemann. Dies sei in Frankreich ähnlich. In Italien sei der Verlust durch das
Bienensterben sogar noch höher. (bry)
Reto Curti
Der 39-jährige Tierarzt hat 1500 Haustiervergiftungen näher untersucht. Seine
Erkenntnisse helfen den Tierärzten, besser
auf die Leiden der Tiere vorbereitet zu sein.
Wieso ist Schokolade giftig?
Schuld ist der Wirkstoff Theobromin aus
der Kakaobohne, den der Hund nur verlangsamt ausscheiden kann. Der Hund
wird unruhig und erregt, im Extremfall
können auch Organe wie Herz und
Lunge betroffen sein. Im Allgemeinen
sind die Symptome aber nur leicht und
führen vor allem zu Bauchweh, Erbrechen und Durchfall.
Wie viel Schokolade ist gefährlich?
Wenn ein 10 Kilogramm schwerer Hund
eine Tafel dunkle Schokolade frisst,
dann kann er daran sterben. Helle und
weisse Schokolade sind dagegen weniger gefährlich.
Merken die Tiere nicht mehr,
was ihnen guttut?
Die meisten Haustiere können nicht
mehr unterscheiden, was giftig ist und
was ungiftig. Gerade Hunde sind in ihrer
Nahrungsaufnahme relativ unkritisch.
Woran leiden Katzen am meisten?
Gefährlich für Katzen sind vor allem
Zeckenmedikamente, die für Hunde gedacht sind. Viele Tierhalter haben das Gefühl, dass das, was man dem Hund geben
kann, auch bei den Katzen angewendet
werden darf. Das ist aber meist nicht so.
Gab es absichtliche Vergiftungen?
Das gibt es sicher, aber man kann das
fast nicht nachweisen. Man braucht
grosse Mengen an Mageninhalt, muss
das Tier sezieren – und häufig hat man
doch keine Resultate. Bei den 1500 Fällen konnte man nur einen Fall einer willkürlichen Vergiftung eines Hundes mit
Blausäure nachweisen.
Herunterladen