Bakteriologische Auswertung von Genitaltupfern bei Alpaka-Zuchtstuten Veterinärmedizinische Fakultät Projektarbeit im Rahmen des klinisch-praktischen Jahres 2014/15, erstellt an der Ambulatorischen und Geburtshilflichen Tierklinik (AGTK) der Veterinärmedizinischen Fakultät (VMF) der Universität Leipzig von cand. med. vet. Anna-Maria Sittel und cand. med. vet. Judith Anker Betreuerin: TÄ Christina Felton Projektleitung: Prof. Dr. Axel Sobiraj Zielstellung Ziel ist, die bakteriologischen Befunde von Genitaltupfern von Alpakastuten auszuwerten, deren Keimspektrum zu analysieren und die zugehörigen in-vitroResistenzen gegen Antibiotika darzustellen. Bei den Tieren handelt es sich um ambulant untersuchte Patienten aus der Klientel der Ambulatorischen und Geburtshilflichen Tierklinik der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig. Sie stammen größtenteils von Zuchtbetrieben aus Mitteldeutschland. Die retropektive Auswertung anhand der Patientenunterlagen umfasst 39 Tupferproben von 39 Stuten aus 10 Jahren (2004 bis 2013), davon fünf Vaginaltupfer und 35 Zervixtupfer. Die Tiere waren in der AGTK mit verschiedenen gynäkologischen Vorberichten angemeldet worden: klinischgynäkologische Auffälligkeiten, negativer Trächtigkeitsbefund oder Überprüfung der Geschlechtsgesundheit vor einer Bedeckung. Ergebnisse Bei 12 Stuten (31% von n = 39) können keine Bakterien nachgewiesen werden. Eine Besiedelung mit einer Erregerart liegt bei 14 Tupferproben (36%) vor. Weitere 13 Alpakas (33%) weisen Besiedelungen des Genitale mit drei oder mehr Bakterienisolaten auf. Das Spektrum der isolierten Bakterien beinhaltet 10 verschiedene Bakterienarten bzw. -gattungen: Escherichia coli, Staphylokokken, Enterokokken, Streptokokken, Pseudomonaden, Trueperella pyogenes, Mikrokokken, Acinetobacter wolfii, Bacteriodes spp. und Clostridien. Ein Teil der gefundenen Erreger tritt sporadisch auf und kann quantitativ nur in der Anreicherung oder sehr gering nachgewiesen werden. In der Häufigkeit der Nachweisraten dominiert Escherichia (E.) coli mit 15 Nachweisen, was 38,5 % der bakteriologisch positiven Proben umfasst. Es treten dabei sowohl hämolysierende, als auch nicht hämolysierende E. coli-Varianten auf. In 14 Proben sind Staphylokokken zu finden (36 %). Häufigste Vertreter sind die minorpathogenen Koagulase-negativen Staphylokokken (9 Proben), des Weiteren wurden Einzelnachweise mit Staphylococcuus aureus, einem majorpathognen Keim, Staphylococcus intermedius und Staphylococcus hyicus gefunden. Außerdem treten in 6 Tupfern Streptokokken (15%) auf, vor allem Streptococcus uberis, einem ubiquitären majorpathogenen Keim und Streptococcus agalactiae, einem ebenfalls majorpathogenen Keim. In drei Proben wurden mit Enterokokken (7,5%) ubiquitäre Fäkalstreptokokken isoliert. Abbildung 1 gibt eine Übersicht dazu. Von den am häufigsten isolierten Keimen wurden Antibiogramme angefertigt. Tabelle 1 gibt eine Übersicht über die wirksamen Antibiotika. Gegen Sulfonamid-Trimethoprim, Cloxacillin und Spectinomycin traten Resistenzen auf. Abb. 1: Prozentuale Verteilung der Erregerisolierungen aus 39 Gentaltupferproben von Alpakastuten Tabelle 1: In der In-vitro-Resistenztestung wirksame Antibiotika gegen die im Genitale von Alpakastuten isolierten Bakterien E. coli Tetrazykline, Staphylokokken Gentamicin, Fluorfenicol, Marbofloxacin, Tetrazykline, Fluorfenicol, Marbofloxacin Enrofloxacin, Cefquinom Streptokokken Penicillin, Amoxicillin, Tetrazykline, Fluorfenicol, Marbofloxacin, Cefquinom Enterokokken Penicillin, Amoxicillin, Tetrazykline, Fluorfenicol Marbofloxacin, Cefquinom Bewertung der Ergebnisse Die hier vorgestellten Befundungen sind mit der Publikation von Wittek (2008) vergleichbar. Das Einzugsgebiet der Patienten stimmt überein. Zu sehen ist, dass die dominierenden Erreger aus der aktuellen Analyse sich weitestgehend mit denen der Studie von Herrn Kollegen Wittek decken. Asußerdem kann anhand der eigenen Datenauswertungen die These von Wittek bestätigt werden, dass ein Teil der in den Genitaltupfern isolierten Erreger, vor allem die minorpathogenen Vertreter betreffend, als physiologische, nicht zwingend krankmachende Keimflora angesehen werden kann. Obligat pathogene Bakterien, wie z.B. Trueperella pyogenes, treten hingegen nur sehr vereinzelt auf. Des Weiteren konnten in beiden Studien mit Abstand am häufigsten Isolate von teils hämolysierenden, teils nicht hämolysierende E. coli gefunden werden. Das wundert insofern, als dieser Erreger, wenn er beispielsweise bei Equidenstuten in Gentaltupfern gefunden wird, überwiegend als infektiös angesehen wird. Es müssen sich weitere Studien bei Alpakas anschließen, um die Frage nach der Pathogenität von E. coli im Gentaltrakt bei Neuweltkameliden beantwortet zu bekommen. Seitens der In-vitro-Rsistenztestungen resultiert klar, dass mit multiresistenten Keimen, in der Population der Alpakas bislang nicht gerechnet werden muss. Quellen Wittek, T. Retrospektive Analyse der bakteriologischen Untersuchungen von Vaginaltupferproben klinisch gesunder Alpakastuten. Tierärztl Prax (G) 2008; 36: 329-32. Anonym: Patientenunterlagen der Ambulatorischen und Geburtshilflichen Tierklinik der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig