18. Dialogseminar Naher Osten ” Der Kampf um Energie und Rohstoffe“ Islamic Banking Wegbereiter der globalen Finanzmarktintegration oder Nischensystem? Hannah Levinger Mai 2008 Betreut durch Professor (em) Dr. Dr. h. c. Joachim Starbatty Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Hauptseminar im Sommersemester 2008 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1. Einführung in die Kontroversen des Islamic Banking 1 2. Die historische Perspektive 2 2.1. Der frühislamische Wirtschaftsbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2.2. Das ethische Konzept des islamischen Wirtschaftssystems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.3. Motivation des Islamic Banking . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 3. Die finanzökonomische Perspektive 6 3.1. Implikationen des riba-Verbots . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 3.2. Analogieschluss für das Zeitalter der Globalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 3.3. Volkswirtschaftliche Konsequenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 3.4. Internationale Dependenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 3.5. Weltweite Fenster zum Islam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 4. Die globale Perspektive 11 4.1. Der Islam - ein alternativer Finanzmarktkapitalismus? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 4.2. Zwischen Anpassung und Selbstbehauptung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 5. Erkenntnisse und Perspektiven 14 Literaturverzeichnis I A. Glossar IV i 1. Einführung in die Kontroversen des Islamic Banking 1. Einführung in die Kontroversen des Islamic Banking Wirtschaftswissenschaft im 21. Jahrhundert stützt sich auf einen Theoriekomplex, der durch westliche Präferenzen unter westlichen Annahmen und Zielvorgaben entwickelt wurde. Die globale Finanzmarktarchitektur erhebt diese Theorie für ihre Teilnehmer zum Standard, auch für diejenigen Akteure, deren Wirtschaftsdenken auf anderen Axiomen beruht. Islamic Banking beschreibt die Bestrebung, einen Finanzmarkt entsprechend des muslimischen Wirtschaftsbegriffes zu etablieren. Im Vordergrund der Betrachtung steht die Beurteilung dieser Zielsetzung im internationalen Kontext: Ist Islamic Banking eine Gegenströmung zur internationalen Vernetzung der westlichen Global Players oder ein Schritt in Richtung globale Integration? Dem Phänomen des Islamic Banking widmet sich eine umfassende Literatur. Insbesondere haben sich Wissenschaftler intensiv mit dem Instrumentarium sowie dessen länderspezifischen Anwendungen auseinandergesetzt. Aktualität und politische Brisanz machen die Relevanz der Thematik aus. Denn Islamic Banking ist gekennzeichnet durch hohe Wachstumsraten von 10 bis 15 Prozent im letzten Jahrzehnt sowie eine steigende Zahl global agierender Finanzinstitute - derzeit etwa 250 Fonds in über 51 Ländern (Solé, 2007). Pakistan, der Iran und Sudan haben ihr Finanzwesen vollständig auf Islamic Banking umgestellt. Die Errichtung eines in Konformität mit dem islamischen Gesetz, der Sharia, stehenden Bankensystems geht jedoch weit über die Erfolgsmessung auf der Finanzebene hinaus. Sie erfordert nicht nur ein Umdenken bei der Wahl geeigneter Finanzinstrumente, vielmehr müssen die Eigenheiten des islamischen politökonomischen Systems Einzug in die Betrachtung finden. Dabei steht hier nicht die Frage nach dem absoluten Erfolg im Fokus, sondern nach den daraus ableitbaren Implikationen für die Interdependenzen mit der konventionellen westlichen Finanzwelt. Diese Formulierung unterstellt Divergenzen zwischen dem islamischen und und dem westlichen Wirtschaftskonzept, gibt aber auch Anstoß zur Diskussion wie islamisch bzw. westlich Islamic Banking überhaupt einzuordnen ist. Während der Ursprung islamischen Wirtschaftshandelns im islamischen Kulturkreis lokalisierbar ist, treten Ländergrenzen im globalisierten Finanzsystem zunehmend zurück.1 Ob jedoch dem Islamic Banking einzig aufgrund der obigen Zahlen eine Rolle auf den globalen Finanzmärkten zugeschrieben werden kann, hängt von dessen integrativen Charakter ab. Handelt es sich um ein Konzept, dessen weltweite Expansion seine Akteure - die islamischen Banken und die Länder, in denen sie verwurzelt sind - an der Wachstumsentwicklung teilhaben lässt und womöglich auch politisch und kulturell integriert? Oder stellt es ein auf eine Bevölkerungsgruppe zugeschnittenes Nischensystem dar, welches seine Akteure durch religiöse Selbstbehauptung vom Weltgeschehen abgrenzt? Falls mit dem islamischen Bankensystem eine Alternative zum westlichen Finanzmarkt etabliert werden soll, gilt es zu untersuchen, ob sich diese, entsprechend der Unterscheidung von Fuller und Jonas (2003, S.55) oppositionell, substitutiv oder ergänzend zum konventionellen System verhält. Im Folgenden soll durch 1 Die Definition der muslimischen Finanzwelt bezieht sich nachfolgend auf die Gründerstaaten der Islamic Development Bank des Nahen Ostens: Bahrain, Iran, Irak, Jordanien, Kuweit, Libanon, Oman, Katar, Saudi Arabien, Syrien, Türkei, Turkmenistan, die VAE und Jemen, gemäß der Eingrenzung von Wienen (1997, S.31). 1 2. Die historische Perspektive eine kritische Analyse des islamischen Bankensystems im Kontext ökonomischer und wirtschaftsethischer Konzepte eine Aussage über Vereinbarkeit und Abgrenzung des Islamic Banking getroffen werden. Der vielschichtige institutionelle Charakter des Islamic Banking erfordert die methodologische Annäherung in mehreren Dimensionen. Da Wirtschaft und Ethik im Islam untrennbar sind und das normative Gerüst aller relevanter Finanztransaktionen seinen Ursprung in den islamischen Gesellschaften des Mittelalters hat, wird die Integrationsfähigkeit des islamischen Wirtschaftssystems zunächst im historischen Kontext behandelt. Die gesellschaftlichen und religiösen Wertvorstellungen, die das islamische System im Wandel der Zeit prägten, sind Gegenstand von Abschnitt 2. Abschnitt 3 befasst sich mit dem finanzökonomischen Instrumentarium des Islamic Banking sowie den daraus ableitbaren wirtschaftspolitischen Konsequenzen. Hier ist von vorrangigem Interesse, welche Chancen und Restriktionen die spezifischen Wirkungsmechanismen für die internationale Finanzmarktintegration beinhalten. Schließlich bindet Abschnitt 4 die Rolle des Islamic Banking in eine globale Perspektive ein. Abschnitt 5 bietet ein abschließendes Fazit. 2. Die historische Perspektive Um eine Aussage darüber treffen zu können, ob und wie sich das islamische Banken- und Finanzsystem in das Zusammenspiel internationaler Finanzmärkte im Zuge der Globalisierung einreiht, bedarf es eines Blickes in die Vergangenheit. Die Jahrtausende alte Tradition des Islam legt nahe, dass der Grundstein für die Errichtung eines islamischen Bankensystems nicht erst in Zeiten des Ölbooms gesetzt wurde. Zwar begannen, angefangen mit der Gründung der Bank Misr in den 1920er Jahren in Ägypten, der Arab Bank in Palästina um 1940 und der Jordan National Bank 1956 in Jordanien, sich erstmals indigene Geldinstitute im Nahen Osten zu etablieren (Wilson, 1983, S.42ff.), als Meilenstein für die Herausbildung des Islamic Banking gilt, so argumentiert Ray (1995, S.6), jedoch erst die Gründung der Islamic Development Bank im Jahr 1975. Zur Beurteilung der Kompatibilität des Islamic Banking mit der modernen Finanzarchitektur interessieren besonders die Konzepte, die den Anstoß zur Gründung dieser Institutionen darstellten. Diese haben ihren Ursprung zu Wirkzeiten des Propheten Mohammed um 600 nach Christus. 2.1. Der frühislamische Wirtschaftsbegriff Ausgehend von den Niederschriften der Offenbarung um 610 durch den Prophet Mohammed fand der Islam Einzug in Zivilisationen, die bereits im präislamischen Zeitalter über komplexe Regelwerke zur Steuerung gesellschaftlicher Systeme verfügten - Persien und Byzanz (Kuran, 2004, S.74). Die existierenden Herrschaftsgrundlagen dieser Regionen bildeten zusammen mit den islamischen Kontrollmechanismen zur Staatsführung die Basis für die Herausbildung eines politökonomischen Systems, dessen Kodex zugleich die wirtschaftliche Lenkung prägte. Udovitch (1970, S.18f.) weist darauf hin, dass im Koran kaum wirt- 2 2. Die historische Perspektive schaftliche Institutionen benannt seien, gleichermaßen fänden sich dort aber Handlungsanweisungen, auf denen die, sich in den folgenden Jahrhunderten entwickelnde Rechtslehre maßgeblich aufbaut. Hier nimmt insbesondere das, an das islamische Gesetz gebundene Treuhandsystem (waqf ) eine zentrale Bedeutung bei der Bereitstellung öffentlicher Güter ein.2 Diese Finanzierungsmöglichkeit leistete gezielt dem Aufbau einer in sich geschlossenen islamischen Gesellschaft Vorschub. Kuran (2004, S.73) beschreibt ein institutionelles Grundgerüst, das mit Regelungen bezüglich gewerblicher Partnerschaften, der Bündelung von Ressourcen sowie der Gestattung von Privateigentum wirtschaftliche Aktivitäten bereits um 1000 vertraglich manifestierte. Aussagen aus den Schriften des Propheten unterstreichen die Befürwortung des freien Spiels der Marktkräfte, etwa durch das Verbot von Preisabsprachen (Khan, 1987, S.33). Die Rolle des Marktes war somit auch gesetzlich verankert. Auf der anderen Seite hinderten konstituierende Elemente des politökonomischen Systems die Entwicklung einer funktionierenden Wirtschaft. Jegliches wirtschaftliches Handeln war stark individualistisch ausgerichtet. Eine Bank mit der Eigenschaft, Finanzmittel zu bündeln und über die Lebenszeit ihrer Gründer hinaus zu bestehen, existierte nicht (Çizakça, 1996, S.131). Dies hemmte die Herausbildung eines Unternehmertums. Der waqf diente der Bereitstellung liquider Mittel für Konsumenten innerhalb des Rahmens des islamischen Gesetzes. Allerdings verhinderte sein statischer Charakter bei der Bündelung von Ressourcen und der Reaktion auf Marktbegebenheiten den Übergang zu einer modernen Körperschaft (Kuran, 2005, S.608). Der Methodologische Individualismus des frühislamischen Wirtschaftssystems stellt einen wichtigen Aspekt für die Einordnung des Islamic Banking in einen globalen Kontext dar. Das mittelalterliche Westeuropa verfügte zu dieser Zeit über vergleichbare vertragsrechtliche Bestimmungen wie der Nahe Osten. Der Laissez-Faire“-Gedanke hielt erst ein Jahrhundert später als in den islamischen Gesellschaften Einzug in ” die Theorie und Praxis. Jedoch kristallisierte sich in Europa der Übergang zum Unternehmertum und eine wachsende Bedeutung des Privateigentums heraus. Eine neue Organisiertheit von Finanzwesen und Handel entstand, die zur Entwicklung von Geldinstituten und Börsen sowie effizienten Formen der Besteuerung in den folgenden Jahrhunderten führte, während im Nahen Osten am mittelalterlichen Treuhandsystem festgehalten wurde (Kuran, 2004, S.77). Das im Westen aufkeimende, im Nahen Osten hingegen keine Weiterentwicklung vollziehende Banken- und Versicherungswesen identifiziert Kuran (2004, S.74) als Schlüsselkontrast in der Wirtschaftsentwicklung des 19. Jahrhunderts. Einerseits werden wirtschaftliche Tätigkeit, das Streben nach Gewinn und Handel durch die Überlieferung und den Koran begünstigt (Wienen, 1997, S.44ff.), andererseits hat sich die Wirtschaft als organisches Element der islamischen Gesellschaft nach dem göttlichen Ordnungsprinzip tauhid zu fügen, welches Religion, Staat und Wirtschaft zu einer theonomen Einheitsidee macht (Leipold, 2003, S.135). Somit besitzt die menschliche Vernunft Souveränität innerhalb des Gesetzes, aber nicht darüber hinaus (Al-Omar und Abdel-Haq, 1996, S.105). Angesichts der Tatsache, 2 Das waqf -System ist ein streng regulierter Partnerschaftskontrakt, dem kein legaler Status als Organisation zukommt. Privateigentum wird gebündelt und in soziale Einrichtungen in Übereinstimmung mit den gesetzlichen Almosen kanalisiert, siehe dazu Çizakça (1996). 3 2. Die historische Perspektive dass das religiös geprägte Gefüge aus informellen Normen und Werten im islamischen Gemeinwesen die Rolle der Institutionen einnimmt, und dadurch Wirtschaftsethik und das wirtschaftliche Handeln unmittelbar bestimmt, wird der Islam unter anderem von Leipold (2003, S.145f.) als entwicklungshemmendes Element angesehen. Private Verfügungs- und Nutzungsrechte ordnen sich dem Prinzip des Gemeinwohls unter.3 Auch wenn, so Saleh (1968, S.144) das islamische Vertragsrecht mit der Vertragsfreiheit im Sinne der westlichen Philosophie und Rechtsprechung, die als Eckpfeiler der neoklassischen Theorie gilt, durchaus vergleichbar sei, so scheint das islamische Wirtschaftswesen im Zeitverlauf seine raison d’être verloren zu haben. Dieses deutliche Zurückbleiben der nahöstlichen Institutionen hinter ihren westlichen Analoga hat Implikationen für die Herausbildung des Islamic Banking. Denn, statt sich von den überkommenen Strukturen abzuwenden, zeichnet sich seit der zweiten Hälfte des 20. Jh. eine Entwicklung ab, die gezielt mittelalterliche Finanzinstrumente in das Zeitalter der Globalisierung transferiert. Die heutige Perspektive eines funktionierenden modernen islamischen Bankensektors verdeutlicht aber auch, dass nicht zwingend der Islam selbst ein Hinderungsgrund für die Weiterentwicklung der nahöstlichen Institutionen war und ist, sondern die vielmehr religiös verwurzelte Rigidität des politökonomischen Systems. 2.2. Das ethische Konzept des islamischen Wirtschaftssystems Um zu verstehen, warum im 20. Jh. Bestrebungen zur Islamisierung des Bankensystems einsetzten, bedarf es einer weitergehenden Analyse der politischen Ökonomie islamischer Gesellschaften und deren zugrundeliegender ethisch-moralischer Konzepte. Eine stark normative Ausrichtung ist im islamischen System inhärent, als einzige Basis gilt das göttliche Gesetz - die Sharia. Entsprechend den vier als legale Rechtsquellen benannten Prinzipien (usul al-fiqh) hat der Einzelne zu Verständnis und Wissen über das islamische Gesetz (fiqh) zu gelangen. Diese sind der Koran, die Sunna des Propheten, der Konsens der Glaubensgemeinde (ijma) und das Prinzip des Analogieschlusses (qiyas) (Ray, 1995, S.27).4 Aufgrund der je nach Denkschule unterschiedlichen zugelassen Interpretationsweisen wich das islamische Gesetz in seiner Entstehung weit vom kodifizierten westlichen Recht ab (Ray, 1995, S.28). Die hieraus hervorgehende Methodik der eigenständigen Urteilsfindung (ijtihad ) und deren Veränderung im Zeitverlauf nehmen in der Analyse des islamischen wirtschaftsethischen Rahmens eine zentrale Rolle ein. Mit dem Prozess der Strukturierung des islamischen Gesetzes löste sich dieses zunehmend von den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umständen, sodass ijtihad durch das Befolgen etablierter Ansichten (taqlid ) abgelöst wurde. Seit dem 10. Jh., konstatiert Nagel (1988, S.9), gelte das “Tor des Ijtihad“ als geschlossen, Voran3 Nach Kuran (2005, S.602f.) gelten neben dem Gewerberecht insbesondere das egalitäre Erbschaftssystem sowie die Aversion gegenüber der Anerkennung von Unternehmen als Rechtsperson als Haupthemmnisse für die Herausbildung eines Unternehmertums. 4 Nach dieser Regelung haben sich strittige Rechtsfragen an Präzedenzfällen im Koran und der Sunna zu orientieren, siehe (Leipold, 2003, S.133). 4 2. Die historische Perspektive gehendes als nicht änderbar. Kritiker sehen in der Dogmatisierung des Korans eine Erstarrung kritischen Denkens (Leipold, 2003, S.141), das für Fortschritt und Reform eine grundlegende Voraussetzung bildet. Im Zuge der modernistischen Strömung des 19. Jh. erhielt die gegenwartsbezogene Auslegung der Legislative und die Loslösung von der Unabänderlichkeit der Lehre erneut Aufschwung. Folgt man Saeed (1996, S.6ff.), war neben dem Modernismus insbesondere die Wiedererweckungsbewegung des frühen 20. Jh. einflussreich für die Formierung des Islamic Banking.5 Ray (1995, S.81) weist darauf hin, dass Koran und Sunna kaum Handlungsanweisungen für wirtschaftliches Verhalten gäben, sodass ein alternatives interpretatorisches System hinzugezogen werden müsse. Noch heute richtet dieses fiqh-System über die Akzeptanz der Transaktionen im islamischen Bankensystem, ausgerichtet an den mittelalterlichen Argumentationsmethoden. Diese Jahrhunderte alte Methodologie scheint sich zunächst deutlich von der wissenschaftlichen Analyse des modernen internationalen Finanzsektors abzugrenzen. Ijtihad nimmt im wirtschaftlichen Kontext die Gestalt jenes individuellen Argumentationsvermögens, jener Rationalität an, welche die klassische Nationalökonomie als Triebkraft wirtschaftlichen Handelns auffasste. Gleichermaßen gilt das Postulat individuellen Gewinnstrebens auch in der islamischen Rechtsauffassung als legitimes Ziel (Khan, 1987, S.171f.). Khan hebt die Gemeinsamkeit der islamischen und der westlichen Wirtschaftswissenschaft hervor, die jeweiligen Instrumente auf Axiome zurückzuführen, welche die Wissenschaft an ethische Richtlinien bindet. Es ist also nicht die Theorie, die das islamische Wirtschaftssystem eine andere Entwicklung nehmen ließ, sondern die Schwerpunktsetzung der der Theorie zugrundeliegenden Richtlinien. Die islamische Ökonomie findet also durchaus ihren Platz innerhalb des neoklassischen Paradigmas, das leitende Motiv des Homo Islamicus in Abgrenzung zum Homo Economicus ist jedoch die Erlangung sozialer Gerechtigkeit durch institutionelle Reformen (Pollard und Samers, 2007, S.320). Eine derartige Zielbestimmung mache, so bemerkt Saeed (1996, S.140) kritisch, eine axiologische Systematisierung notwendig, auf Basis derer Wirtschaftssubjekte über die Islamität ihrer Handlungen urteilen könnten. 2.3. Motivation des Islamic Banking Als Primärziel und zugleich Kriterium für die Wahl des Kontrollinstruments zur Steuerung des politökonomischen Systems dient dem Islam die soziale Gerechtigkeit (Al-Omar und Abdel-Haq, 1996, S.25). Werden durch das Wirken von Marktkräften negative Externalitäten in Hinblick auf die soziale Gerechtigkeit ausgelöst, so ist die Anwendung von Autorität als Kontrollinstrument unter Umständen vorzuziehen. Somit müsse auch der institutionelle Wandel in der islamischen politischen Ökonomie immer im Rahmen normativ motivierter Entscheidungen vollzogen werden, so Khan (1987, S.37ff.). 5 Während der Modernismus eine selektive Orientierung an den Rechtsquellen betont, hebt die Erweckungsbewegung, der sog. Neo-Revivalism, die Rückkehr zu den Wurzeln traditioneller Interpretation und die Anwendung von ijtihad nur bei fehlender Erwähnung in den Primärquellen hervor, siehe Saeed (1996). 5 3. Die finanzökonomische Perspektive Die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen und zwischen verschiedenen Alternativen auszuwählen, ist ein zentrales Konzept des islamischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems und ein wiederkehrendes Motiv im Koran (Khan, 1987, S.161ff.). Während das westliche Demokratieverständnis autokratische Macht als Kontrollmechanismus ausschließt und somit klar vorgibt, wie wirtschaftliches Handeln erfolgen soll, lässt der Islam mehrere Optionen zu, solange diese mit dem ethischen Prinzip vereinbar sind. Nicht etwa sollen ethische Vorbehalte die Wahlmöglichkeiten a priori beschränken, sondern normative Gesinnung soll den Ausgang der Wahl, die Entscheidung für das wirtschaftspolitische Instrument, bestimmen (Khan, 1987, S.37ff.). Dieses Konzept ermöglicht eine neue Sicht der Etablierung des Islamic Banking im 20. Jh. Es definiert islamische Finanztransaktionen als Option, im Einklang mit der Religion am modernen Finanzwesen teilzuhaben. 3. Die finanzökonomische Perspektive Auch die Sichtweise des Islamic Banking als Teil der internationalen Finanzmarktarchitektur bringt Konfrontation mit der Problematik entwicklungshemmender und -fördernder Bestandteile des politökonomischen islamischen Systems mit sich. Dieser Abschnitt beleuchtet die Funktionsfähigkeit des Islamic Banking innerhalb der globalen Finanzmärkte. Hierzu werden zunächst die Wirkungsmechanismen des islamischen Bankensystems erörtert und anschließend die Chancen und Restriktionen des Instrumentariums im internationalen Kontext bewertet. 3.1. Implikationen des riba-Verbots Das markanteste Kennzeichen und zugleich die größte Herausforderung des islamischen Bankensystems ist das Verbots von riba im Koran. Wörtlich Mehrung, Zunahme, Überschuss meinend, ist riba Gegenstand unterschiedlicher Auslegungen, die dementsprechend zu abweichenden Implikationen für das normative Grundgerüst des Islamic Banking führen (Kalisch, 2003, S.112). Denn die Frage, mit der sich die Islamic Banking-Strömung der letzten Jahrzehnte auseinandergesetzt hat, ist die nach der Möglichkeit, eine Institution zu etablieren, welche die volkswirtschaftliche Funktion einer Bank wahrnimmt, ohne sich des Zinses zu bedienen. Laut Noorzoy (1982, S.4f.) kann sich riba in ambivalenten Koranübersetzungen ausschließlich auf Wucherzinsen beziehen. Folglich müsste der Verhaltenskodex, der, wie in Abschnitt 2 dargestellt, wesentlich das wirtschaftliche Handeln prägt, systematisch in Anwendung fallbezogener Auslegung (fiqh) definiert werden.6 Im Gegensatz dazu wird riba oft aber als Zins jeglicher Form interpretiert. Dieser Fall bildet die Grundlage für die Konzeption monetärer Transaktionen im Islamic Banking. Neben der Untersagung des 6 Noorzoy bezieht sich hierbei auf die Aussage des Koran-Überlieferers Hadhrat-i-Omar, vgl. dazu Qureshi (1983, S.68). 6 3. Die finanzökonomische Perspektive Zinses besteht auch die Forderung, dass Güter nur im gleichen Maß und ohne Zeitverzögerung getauscht werden dürfen. Darüber hinaus unterliegen nicht genau bestimmte Vertragsgegenstände (gahala) wie auch Risikogeschäfte (gahar ) einem Verbot (Kalisch, 2003, S.110ff.). Diese Vorschriften gehen, so Kuran (2005, S.595), unmittelbar aus dem Motiv der sozialen Gerechtigkeit vor dem Hintergrund übersteigerter Zinsforderungen im Mittelalter hervor. Das Verbot ist keineswegs kennzeichnend islamisch, auch Adam Smith bejahte in The Wealth of Nations das Britische Anti-Wuchergesetz, den Crown’s Act against usury aus dem Jahr 1572 (Noorzoy, 1982, S.8). Das Zinsverbot kann also durchweg kein Faktor sein, der das islamische vom westlichen Wirtschaftssystem moralisch abspaltet. Man muss sich jedoch fragen, ob im modernen Privatbankensektor Gläubigern und Kontoinhabern nicht gerade ein fester Ertrag gewährt werden müsste, um Gerechtigkeit und Schutz zu gewährleisten (Khan, 1987, S.161). 3.2. Analogieschluss für das Zeitalter der Globalisierung Gemessen an der Bedeutung der Zinstheorie in den Wirtschaftswissenschaften wird der Umfang erforderlicher alternativer Finanzinstrumente bei Verzicht auf die Funktionen des Zinses deutlich. Während die Reale Zinstheorie die Steuerung von Sparen und Investieren durch den Zins und dessen Relation zur Kapitalertragsrate betont, zeigt die Neoklassische Theorie zudem die Beeinflussung des Zinses durch monetäre Größen wie gewährte Kredite und Darlehen. Die Keynesianische Theorie unterstreicht die Rolle des Zinses als Ausdruck der Liquiditätspräferenz (Shirazi, 1990, S.10f.). Im islamischen Wirtschaftsdenken wird der Zins auf Ersparnis gleichgesetzt mit Geldhortung, wodurch Geld sich von seiner eigentlichen Funktion der Zuordnung eines Wertes zu einzelnen Gütern entfernt und so der eigenen Bereicherung dient (Shirazi, 1990, S.12f.). Ebenso generiert die Bereitstellung von Investitionskrediten gegen Zins Einkommen, ohne eine reale Aktivität verrichtet zu haben. Akzeptanz finden Schwankungen der Rendite in Abhängigkeit des Einsatzes von physischem Kapital in der Produktion. Gleichzeitig wird aber zu Kapitalisierungs- und Investitionszwecken eine positive Nettoproduktivität des Kapitals geschaffen, die in der westlichen Theorie als Voraussetzung für Sparen und damit Kapitalakkumulation, im Islam hingegen als nicht an den tatsächlichen Gewinn gebundenes Einkommen aufgefasst wird (Noorzoy, 1982, S.6f.). Noorzoy (1982, S.7) kommt dennoch zu dem Schluss, dass ein allokativer Mechanismus anstelle des Zinses auch im islamischen Wirtschaftssystem bestehen könne, ohne die Konformität mit dem Normengefüge zu gefährden. Als gebräuchlichste, da risikofreie Alternative kommt murabaha zum Einsatz, ein Kontrakt, der einem Kaufvertrag unter Einschluss eines Preisaufschlages gleichkommt. Einige Wissenschaftler, darunter Pollard und Samers (2007, S.321), betrachten mudaraba jedoch als unislamisch, da es auf einer Geldschuld beruhe. Daher stützen sich Sharia-konforme Transaktionen bevorzugt auf Gesellschaftsformen, bei denen der Gläubiger ebenso die Rolle eines Teilhabers erfüllt - das so genannte Profit and Loss Sha- 7 3. Die finanzökonomische Perspektive ring (PLS).7 Die Kontoinhaber stellen beim mudaraba-Vertrag Geldmittel zur Verfügung, erhalten aber keine vorab festgelegte Verzinsung, sondern beteiligen sich an Gewinnen und Verlusten der wirtschaftlichen Operation (Shirazi, 1990, S.13). Fungiert eine Bank als Gläubiger, so trifft sie Investitionsentscheidungen und trägt gegebenenfalls die finanziellen Verluste, während der Unternehmer lediglich Zeit und Mühe seiner Investition verliert (Ahmed, 1989, S.159). Wegen des involvierten Risikos gerät diese Finanzierungsform oftmals in die Kritik (Ray, 1995, S.35). Eine weitere Form des PLS, der musharaka, entspricht einem Fonds, der seine Mitglieder proportional zu ihrer Kapitalbeteiligung Gewinn und Verlust tragen lässt. Musharaka kommt sowohl bei dauerhaften Beteiligungen, als auch bei Projekt-spezifischer Finanzierung zum Einsatz. Von der International Islamic Bank for Investment and Development wird er als beste Finanzierungsmethode des Islamic Banking definiert (Saeed, 1996, S.62). Ansatzpunkt vieler islamischer Termin- (bai salam) und Optionsverträge (khiyar al-shart) ist der Zeitwert eines Objektes. Daher bietet das islamische Bankensystem Finanzierungsverträge, die Derivaten ähneln. Im Gegensatz zu diesen müssen islamische Optionen immer an das zum Verkauf stehende Objekt gebunden sein, der Vertrag selbst darf nicht wiederum selbst Kaufgegenstand sein. Konventionelle Derivate lösen hingegen die Bindung von Zeit und Eigentum auf und können als Deckungsgeschäft gegen das Risiko von Marktschwankungen eingesetzt werden (Maurer, 2001, S.10). Im Islam sind spekulative Aktivitäten mit Glücksspiel gleichgesetzt und verboten. Zwar sei Risiko ein universeller Zustand, so Maurer (2001), der unweigerlich auch wirtschaftliches Handeln bestimme und somit nicht wegrationalisierbar sei, aber in Anbetracht der immer intransparenteren Hedgefondsaktivitäten erscheint die Distanzierung des Islam von Serien sich aufeinander beziehender Forderungen durchaus sinnvoll. Auch im Derivatgeschäft spielt ijtihad wieder insofern eine tragende Rolle, als die involvierten Wirtschaftssubjekte nicht abstrakten Marktkräften ausgeliefert werden, sondern aktiv die islamischen Prinzipien im Rahmen des Marktes interpretieren. Den speziell eingerichteten Sharia-Boards kommt die Aufgabe zu, über die Islamität der Transaktionen zu urteilen. Einhergehend mit den Erkenntnissen der historischen Abhandlung kann Islamic Banking als Analogieschluss (qiyas) der Sharia bezeichnet werden. Aber eine immer weitere Definition von ijtihad ist nötig, damit moderne Finanztransaktionen befürwortet werden können und sich das islamische Bankensystem in die internationale Finanzmarktarchitektur integrieren kann. Lässt sich aber mit den alternativen Finanzinstrumenten eine optimale Ressourcenallokation erzielen und können diese mittelalterlichen vertragsrechtlichen Grundlagen ein komplexes Finanzsystem regeln? Eine Analyse der volkswirtschaftlichen Konsequenzen soll sich diesen Fragen annähern. 7 Eine ausführliche Darstellung der PLS -Formen findet sich im Glossar sowie in Khan (1987). Zu weiteren Vertragsformen siehe Shirazi (1990), Ray (1995). 8 3. Die finanzökonomische Perspektive 3.3. Volkswirtschaftliche Konsequenzen Bei der Analyse von länderspezifischen Folgewirkungen, die mit der Einführung von Islamic Banking verbunden sind, muss unterschieden werden zwischen den Ländern, in denen die Umstellung auf ein islamisches Bankensystem Teil eines Islamisierungsprozesses der gesamten Volkswirtschaft ist, wie dem Iran, und Ländern, deren islamische Banken neben zinsbasierten Finanzinstituten existieren, wie Saudi-Arabien und Bahrain. Außerdem widmet sich ein beachtlicher Teil der Islamic-Banking Strömung dem Aufbau islamischer Teilbereiche in konventionellen Bankensystemen. Riba-Verbot und die Untersagung asymmetrisch verteilter Informationen stellen spezifische Charakteristika dar, deren Folgewirkung Beachtung geschenkt werden muss. Khan und Mirakhor (1990, S.356) sind sogar der Ansicht, das Islamische Vertragsrecht biete eine flexiblere Grundlage für die Variation finanzieller Transaktionen und Instrumente. Insbesondere weisen die Autoren dem islamischen Bankensystem eine bessere Abfederung adverser Schocks zu. Im Gegensatz zum zinsbasierten Bankensystem orientiere sich die Gewinn- und Verlustvereinbarung nicht an einem festgelegten nominalen Wert der Einlagen. Im Falle eines exogenen Schocks passten sich die Vermögensanteile der Bankkunden an, sodass es zu keiner Kluft zwischen Verbindlichkeiten und realen Vermögenswerten käme. Hierin zeige sich, so argumentiert Ahmed (1989, S.159), eine höhere Stabilität und somit eine Verringerung des Risikos einer Bankenkrise. Weiterhin von zentraler Bedeutung für die Funktionalität eines zinsfreien Systems ist dessen Wirkung auf makroökonomische Größen wie Sparen und Investieren. Wie soll Ersparnis ohne eine feste Verzinsung der Einlagen zustande kommen? Wie soll eine Überprüfung der Investoren stattfinden, die einen ohne Zinsen rückzahlbaren Kredit erhalten? Eine Gewinn- und Verlustbeteiligung würde sowohl die Unsicherheit über zukünftige Erträge steigern und somit zu geringerem volkswirtschaftlichen Sparen führen als auch die Moral-Hazard-Problematik bei der Überwachung der Kreditnehmer erhöhen, sodass insgesamt weniger Investitionen stattfinden könnten. Dem Vorwurf, Islamic Banking reduziere Sparen und hemme Investitionen, setzen Khan und Mirakhor (1990, S.357) entgegen, dass finanzielle Erträge mit zunehmendem Risiko variieren können und dies in die modelltheoretischen Annahmen einfließen könne, so dass bei steigenden Erträgen de facto auch das Sparvolumen zunähme.8 Demnach sei für die Internalisierung des Informationsproblems bei Beurteilung der Kreditwürdigkeit ein umfassender institutioneller und rechtlicher Unterbau erforderlich. Die Argumentation Khans und Mirakhors, Kontrollen der Kreditvergabe und erhöhte Reservesätze könnten die Investitionsproblematik des Islamic Banking ausgleichen, erscheint hinfällig, wenn man die bereits unzureichenden Kontrollmechanismen des westlichen Bankensystems im Hinblick auf die jüngste Subprime-Krise ins Auge fasst. 8 Die Autoren beziehen sich hierbei auf theoretische PLS-Modelle aus Khan und Mirakhor (1987). 9 3. Die finanzökonomische Perspektive Schließlich gilt es, die geldpolitischen Implikationen für ausschließlich islamische Bankensysteme hinzuzuziehen. Durch die Abhängigkeit der Erträge von Gewinnen und Verlusten der realen Ökonomie verliert die Zentralbank die Autonomie über ein wichtiges Steuerungselement. Damit tritt an die Stelle des Zinses die Finanzierungsentscheidung, denn die Zentralbank kann direkt in den Realsektor investieren (Ahmed, 1989, S.163). So verdeutlicht beispielsweise die Bereitstellung von Risikokapital durch die iranische Zentralbank im Landwirtschafts-, Industrie- und Handelssektor nicht nur die Interventionsmöglichkeiten der Geldpolitik, sondern auch die Motivation des Islamic Banking im Iran. Das Bestreben nach sozialer Gerechtigkeit äußert sich in verknappten Krediten für Luxusgutimporteure und erweiterten Finanzierungsmöglichkeiten für Produktion und Import im landwirtschaftlichen Sektor, und greift in beträchtlichem Maße in die Allokation der Ressourcen ein. Das Finanzsystem nutzt die Einlagen privater Kunden für die Subventionierung von aus Sicht der Regierung sozial optimalen Projekten (Khan und Mirakhor, 1990, S.372f.).9 Eine solche Interventionspolitik steht in deutlichem Kontrast zu den Zielen der internationalen Finanzmarktintegration. Ob es sich dabei um eine Fehlentwicklung lediglich in den Volkswirtschaften, die Islamic Banking vollständig adaptiert haben, handelt, oder ob generell keine Schnittmenge zwischen islamischen und westlichen Bankensektionen existiert, veranschaulicht ein Blick auf die islamischen Banken in der nicht-muslimischen Welt. 3.4. Internationale Dependenzen Eine Übertragung des Normengefüges islamischer Finanzinstitutionen auf internationale Transaktionen zwischen muslimischen und nichtmuslimischen Ländern bringt mehrere Problematiken mit sich. Durch das riba-Verbot kommen Ex- und Importpreise des globalen Güterhandels auf dem Kassamarkt zustande, das heißt, die effektive Ware wird im Gegensatz zum Terminmarkt direkt ohne Zeitverzögerung gehandelt. Während Exportkredite zinsfrei vergeben werden können, ist eine Finanzierung der Importe mit Verzicht auf riba unmöglich. Denn dies setzte die Verfügbarkeit von zinslosen kurzfristigen Kapitalimporten, die zur Finanzierung notwendig sind, voraus. Die Beschränkung auf den Kassamarkt beeinflusst demnach die relativen Preise. Gleichermaßen wird die Leistungsbilanz der Volkswirtschaft durch die Exportförderung gestärkt. Somit können die mit relativer Kapitalknappheit ausgestatteten muslimischen Länder nur kapitalintensive Produkte auf dem Kassamarkt erwerben, wenn sie über entsprechende weltweit handelbare Ressourcen verfügen. Noorzoy (1982, S.14) bemerkt daher kritisch, dass Länder, die ein islamisches Finanzsystem etablieren wollen oder bereits haben, eine entsprechende Entwicklungsstrategie benötigten. Weiterhin entfalle mit dem Ausnutzen von Zinsdifferenzen ein wichtiges Transaktionsmotiv am Devisenmarkt, sodass keine Zinsarbitrage stattfände. Es können jedoch auch durch Wechselkursdifferentiale kurzfristige Kapitalbewegungen zustande kommen. Eine Restriktion stellen eher langfristige Kapitalströme wie ausländische Direktinvestitionen (FDI) sowie Portfolioinvestionen dar, weil deren Finanzierung über langfristige Schuldenaufnahme auf dem internationalen Kapitalmarkt zu einem Zinssatz von Null nicht zustande kommen 9 Dies wird im Iran zusätzlich durch eine redistributive Wechselkurspolitik unterstützt, vgl. (Behdad, 1988, S.20). 10 4. Die globale Perspektive wird.10 In der komparativen Analyse identifizieren Al-Omar und Abdel-Haq (1996, S.105) deshalb eine stärkere Ausgeliefertheit des islamischen Bankensystems gegenüber Kreditrisiko, Fristeninkongruenz sowie Liquiditätsengpässen. Aus diesem Grund ist eine reduzierte Teilnahme von Islamic Banking-Institutionen auf den internationalen Finanzmärkten zu erwarten (Noorzoy, 1982, S.15). 3.5. Weltweite Fenster zum Islam Islamic Banking beschränkt sich nicht nur auf muslimische Institutionen. Westliche Banken bieten - und nutzen - zunehmend die Möglichkeit, den Öl-Reichtum in Sharia-konformen Sektionen aufzufangen, wie etwa die Deutsche Bank, ABN-AMRO sowie die Citi Islamic Investment Bank, letzere mit Einlagen im Wert von über 6 Mrd. US-Dollar (Maurer, 2001, S.8); (Pollard und Samers, 2007, S.316). Um die Kompatibilität mit der islamischen Gesetzesgrundlage zu gewährleisten, müssen konventionelle Banken ihre islamischen Finanzprodukte streng von ihren sonstigen Leistungen getrennt halten, das bedeutet, separate Kapitalfonds, Konten und Berichtswesen (Solé, 2007, S.5f.). Man spricht von der Öffnung“ eines Islamic Window. Die ” Expansion des Islamic Banking erfordert wegen dessen komplexen, innovativen Finanzinstrumente auch Regelungen zur Bankenaufsicht und einheitliche Bilanzierungsrichtlinien - ein Gebiet, in dem westliche Banken ihre Erfahrungen einbringen könnten, so Wienen (1997, S.121). Die jüngste Bankenkrise hat jedoch gezeigt, dass Transparenz und Finanzmarktregulierung noch lange nicht globaler Standard sind. Solé (2007, S.8) führt als Beispiele für die Ausbreitung islamischen Investmentbankings, begünstigt durch die Tendenz erhöhter Kapitalmobilität, die Erfolge des Sharia-konformen Hedge-Fonds der Société Générale und des US-sukuk der East Cameron Partners an. Es ist fraglich, ob derartige Finanzaktivitäten noch durch fiqh und ijtihad auf das ethische Konzept des Islam zurückführbar sind. 4. Die globale Perspektive 4.1. Der Islam - ein alternativer Finanzmarktkapitalismus? In den vorangehenden Abschnitten wurden die Chancen und Problematiken der Finanzinstrumente des Islamic Banking aufgezeigt. Nun gilt es, die daraus hervorgehenden Implikationen für die Integration des Islamischen Bankensektors in die internationalen Finanzmärkte abzuleiten. Kann hieraus sogar ein Fazit für die politische und kulturelle Integration gezogen werden oder stellt die Finanzwelt ein in sich geschlossenes Wirkungssystem dar? Ein wichtiger Punkt ist die Rezeption des Islamic Banking und dessen Wachstumsraten unter potenziellen muslimischen Kunden und Investoren (Solé, 2007, S.3). Wird Islamic Banking als Schritt in Richtung Finanzmarktliberalisierung im Sinne des Strukturanpassungsprogramms des Washing10 Internationale Aufnahme von Fremdmitteln umfasst i.d.R. eine Risikoprämie zur Absicherung gegen das Währungsrisiko sowie erhöhte Informationsasymmetrie, vgl. Hassan und Bashir (2003). 11 4. Die globale Perspektive ton Konsens empfunden, so erfolgt häufig eine Gleichsetzung mit Internationalisierung und Westernisierung, was im Nahen Osten kaum auf positive Resonanz stößt (Niblock und Murphy, 1993, S.13). Aber die wachsende Bedeutung der Sharia-konformen Institutionen impliziert zugleich die Möglichkeit des Überwindens kolonialzeitlicher Strukturen, indem ein Zugang zur Moderne zur Wahl gestellt wird, der keine Anpassung der geltenden moralischen und religiösen Werte an die der Global Player erzwingt. Henry (1999, S.6) zieht zum Vergleich sogar die Überwindung von Gesellschaftstrukturen entsprechend der hegelschen Dialektik heran. Ein Mangel an empirischen Untersuchungen zur Rezeption von Islamic Banking und zur generellen Einstellung gegenüber Zinsgeschäften erschwert die Beantwortung der Frage, ob Islamic Banking als alternativer Finanzkapitalismus gelten kann (Henry, 1999, S.6). Das aufstrebende islamische Finanzwesen findet keineswegs in allen Ländern des Nahen Ostens Anklang. Während die Islamische Republik Iran Islamic Banking der Staatsdoktrin zur Durchsetzung der Islamisierungsbestrebungen unterordnet, wird in Saudi-Arabien der Machtkreis islamischer Banken, darunter zwei der größten (Al-Baraka und Dar Al Mal Al Islami) und deren transnationales Engagement bewusst begrenzt, obwohl die Islamic Banking-Bewegung in großen Teilen dort motiviert wurde (Seznec, 1996, S.11). Dies macht deutlich, wie der Diskurs um Islamic Banking durch Polarisierung und Politisierung gezeichnet ist. 4.2. Zwischen Anpassung und Selbstbehauptung Die islamischen Banken stehen einerseits für die nationale und regionale Selbstbehauptung des Nahen Ostens, andererseits für Adaption westlicher Standards und Internationalisierung. Henry (1999, S.10) ist der Ansicht, Islamic Banking fördere die Legitimation von Liberalisierungsmaßnahmen in den Ländern des Nahen Ostens, mäßige islamistische Bestrebungen und könne so zu mehr regionaler Integration der arabischen Staaten beitragen. Aus den Risiken, die mit dem Finanzinstrumentarium einhergehen, ergebe sich eine stärkere Bereitschaft zur strukturellen Anpassung. Andere attestieren dem Konzept des Islamic Banking eine vielversprechende Zukunft im internationalen Kontext, wogegen islamische Banken selbst stagnieren (Kahf, 1999, S.15f.). Ein Mangel an adäquaten Finanzinstrumenten geht oftmals zu Lasten der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber konventionellen Banken. Trotz internationalen Wachstums operieren die Islamischen Banken vorwiegend in den kleinen Volkswirtschaften des Nahen Ostens, die durch Marktbarrieren und -verzerrungen gekennzeichnet sind. Beschränkend wirkt zusätzlich die Tatsache, dass sich in den arabischen Ländern keine Regionalisierungstendenzen abzeichnen, während Banken weltweit von Freihandelszonen profitieren (Kahf, 1999, S.11). Wie Al-Omar und Abdel-Haq (1996, S.106) darlegen, weisen die Islamischen Banken im internationalen Vergleich weit unterdurchschnittliche Kapitalisierungsraten und Vermögenswerte auf, wenn man einmal von den staatseigenen iranischen und pakistanischen Banken absieht. 12 4. Die globale Perspektive Führt man die Erweiterung der internationalen Finanzmarktarchitektur um Sharia-konforme Transaktionen auf das islamische Argumentationskonzept zurück, so wird dadurch eine zusätzliche Wahlmöglichkeit impliziert, die mit ökonomischen und sozialen Vorteilen verknüpft ist. Durch das Angebot islamischer Finanzdienstleistungen steigt die Wahrscheinlichkeit, dem Most Preferred Good des jeweiligen Kunden entgegenzukommen.11 Durch die Islamic Windows ist eine Variante gegeben, die von internationalen Finanzinstitutionen stetig fortentwickelt, aber deren Wachstum an den Islamischen Banken vorbeigelenkt wird. Nicht die kulturelle und religiöse Disparität scheint die Integration zu blockieren, sondern die Probleme, den religiösen Werten eine funktionsfähige institutionelle Verkörperung zu geben. Daher müssen Vorschläge zur Standardisierung und Vereinheitlichung der Sharia-Kodifizierung12 sowie Anreize zur Mobilisierung neuer Projekte und Weiterentwicklung innovativer Bankdienstleistungen unmittelbar bei den Banken selbst ansetzen. Übernahmen und Zusammenschlüsse sind essenziell, um global zu Economies of Scale operieren zu können (Wahba und Mohieldin, 1998, S.1341). Ob die Islamischen Banken angesichts der kaum fortgeschrittenen Liberalisierung der Finanzmärkte im Nahen Osten zur globalen Integration der Region beitragen können, hängt wesentlich von der Unterstützung der jeweiligen Zentralbanken und Regierungen ab. Gesetzliche Regelungen zur Überwachung und Organisation des Islamic Banking existieren bis dato nur in den Vereinigten Arabischen Emiraten (Kahf, 1999, S.19). Überschüssige Liquidität kann wegen des damit verbundenen Risikos kaum in langfristige Investitionen kanalisiert werden, umgekehrt ist ein Rückgriff auf die Zentralbank als Lender-of-last-Resort nicht möglich (Henry, 1999, S.8). Gerade die bessere Allokation der Liquidität durch die Möglichkeit der Banken, international Reserven zu halten, blieb den Islamischen Banken bisher verwehrt. Die Kosten einer Reformierung sind politischer, ökonomischer und sozialer Natur und fallen unmittelbar an, während die Vorteile erst mit Verzögerung deutlich werden (Yousef, 2004, S.109). Gleichzeitig wird aber langfristig auch die Aufrechterhaltung des Status quo im Nahen Osten Kosten verursachen. Die Analyse der globalen Perspektive hebt zwar einerseits die hohen Zukunftschancen des Islamic Banking als zeitnahes, innovatives Finanzprodukt hervor, zeigt aber auch, dass es bis zur Integration der nahöstlichen Institutionen noch ein weiter Weg ist. 11 12 Zur Analyse von Bankdienstleistungen als Präferenzgüter siehe Novo-Peteiro (2000, S.80). Derzeit verfügt nahezu jede Bank über ihr eigenes Sharia-Board, es existieren keinerlei Standards bzgl. Kontrolle, Terminologie und Vertragsformen, vgl. Kahf (1999). 13 5. Erkenntnisse und Perspektiven 5. Erkenntnisse und Perspektiven Diese Arbeit erläutert das Phänomen des Islamic Banking im globalen Kontext. Dabei wurde die Integrationsfähigkeit dieser Strömung aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Die normative Ausrichtung von Banktransaktionen im Islamic Banking beruht auf der vertragsrechtlichen Struktur und dem wirtschaftsethischen Moralkodex des frühislamischen Zeitalters. Mit Blick auf die Wirtschaftsethik des heutigen Islamic Banking kann letzterer als integrierender Faktor gelten, da das Bestreben der muslimischen Finanzwelt nach der Abwicklung von Geldgeschäften in Konformität mit ihrem Glauben gestützt wird. Ebenso wird die Legitimität geschaffen, religiöse Werte so weit zu abstrahieren, dass sie als Globalisierungsmotor dienen können. Beides, Sharia-Konformität und Abstraktion, basieren auf der Methodik eigenständiger Urteilsfindung. Die formale Ausrichtung regelbasierten Handelns mit dem Ziel sozialer Gerechtigkeit stellt keinesfalls eine Unvereinbarkeit mit dem Finanzkapitalismus der westlichen Welt dar. Vielmehr finden sich im theoretischen Fundament beider Wirtschaftssysteme entscheidende Parallelen: Rationalität und Methodologischer Individualismus. Während also die kulturelle Einbettung des Islamic Banking dessen Agieren auf den globalen Finanzmärkten nicht behindert, steht die Starrheit des politökonomischen und institutionellen Systems der Integration im Weg: Historisch aufgrund der Herausbildung eines informellen Normengefüges anstelle von Institutionen, und aktuell mit Blick auf die langsame Adaption notwendiger Standards und Maßnahmen zur politischen Strukturanpassung. Rigidität einerseits und Flexibilität bei Erweiterung und Innovation andererseits zeigte sich auch bei der Abhandlung des finanzökonomischen Instrumentariums. Aus dieser ging hervor, dass nicht das riba-Verbot per se dem Islamic Banking das effiziente Handeln verwehrt, sondern der Umgang mit den finanz- und wirtschaftspolitischen Konsequenzen. Die Entwicklung alternativer Finanzinstrumente, die ohne spekulative Aktivitäten auskommen, kann richtungsweisend auch für das konventionelle Bankensystem sein. Dennoch, und dies ist besonders kritisch zu beurteilen, erfolgt der Verzicht auf den Zins oft nur durch Variation der Semantik, mit dem Effekt, dass Preisaufschläge wie im murabaha den Siegel sozialer Gerechtigkeit erhalten, obwohl sie ineffizient und darüber hinaus nur bedingt Sharia-konform sind. Hinzu kommt der gezielte Einsatz des Islamic Banking zur Durchsetzung politisch motivierter Islamisierung in einigen Volkswirtschaften. Die Grenze zwischen der Interpretation des Gesetzes fiqh und der eigenständigen Urteilsfindung ijtihad verschwimmt hier so weit, dass Handlungsempfehlungen die Berechtigung entzogen wird, während sie in beträchtlichem Maße das gesamte Wirtschaftssystem beeinflussen. Makroökonomische Folgewirkungen sind jedoch in erster Linie theoretisch untersucht, weshalb auch die von Khan und Mirakhor (1990) angeführte bessere Reaktionsfähigkeit auf Schocks durch Erhebungen zur tatsächlichen Risikoausgesetztheit islamischer Banken entkräftet wird (Al-Omar und Abdel-Haq, 1996, S.105). Insbesondere fiskalpolitische Implikationen, wie die zinslose Finanzierung von Staatsdefiziten und Auslandsschulden, sind bisher in der Analyse vernachlässigt worden und sollten Anstoß für künftige Forschung geben. Im Zusammenhang mit der zunehmenden Koexistenz von islamischen und konventionellen Banken in einem System sowie von Ländern, die 14 5. Erkenntnisse und Perspektiven das islamische Bankensystem vollständig adaptiert haben, und der restlichen Welt gewinnen zudem handelsund wechselkurspolitische Fragestellungen an Bedeutung. Falls die islamischen Banken keine weitere Forschung und Entwicklung in diese Richtung betreiben, werden sie künftig wohl kaum eine größere Rolle am internationalen Finanzmarktplatz einnehmen. Die Notwendigkeit, islamische Banken umzustrukturieren, Bilanzierungsrichtlinien einzurichten, die Anforderungen der Sharia-Boards zu vereinheitlichen und die Bankenaufsicht zu verbessern, tritt noch deutlicher zu Tage, wenn man sich die Zukunftsträchtigkeit des Islamic Banking-Konzepts vergegenwärtigt. Es genügt nicht, dass Global Player plötzlich realisieren, dass ” 1,3 Milliarden Menschen mit einem geschätzten Vermögen von 1,8 Billiarden US-Dollar [...] nicht ignoriert werden können“ 13 , um Islamic Banking zu einem international akzeptierten Finanzmarkt zu machen. Erst, wenn die wirtschaftspolitische Umsetzung in den Ländern des Nahen Ostens ebenfalls in Wechselwirkung mit der Marktentwicklung geschieht, kann Islamic Banking auch seine wichtigen Akteure integrieren. Diese ökonomischen, politischen und kulturellen Faktoren tragen schließlich dazu bei, die Islamic BankingStrömung einordnen zu können. Dass Islamic Banking ein alternatives Finanzsystems ist, trifft durch die Hervorhebung der Wahlmöglichkeiten im konzeptionellen Kern wie auch in der Praxis in kooperativen Systemen zu. Ein substitutiver oder gar oppositioneller Charakter kann jedoch allenfalls den Ländern zugesprochen werden, deren System vollends islamisiert ist und in denen keine Entscheidung zwischen Alternativen gelassen wird (Khan, 1987, S.161f.). Das Potenzial der Islamic Banking-Bewegung, für eine ergänzende Variation der herrschenden Wirtschafts- und Finanzsysteme zu stehen, äußert sich (1) in der Tatsache, dass Prinzipien des Islamic Banking nicht explizit unkapitalistisch konstruiert, sondern westliche Ideen darin verschachtelt sind, (2) in der Verwirklichung von Islamic Banking als Big Business und (3) in der transnationalen Dimension. Diese ist durch die Interaktion von konventionellen Banken in muslimischen Ländern und internationalen Islamic Windows gegeben, ebenso wie durch die Beziehung zu internationalen Organisationen wie dem IWF. Für die Fähigkeit des Islamic Banking, zur Integration beizutragen, ist also die Kooperation mit zinsbasierten Finanzsystemen unabdingbar, nicht nur aufgrund erhöhten Wettbewerbs, besserer Risikodiversifizierung und der Akkumulation von Expertise. Eine Auseinandersetzung mit dem Instrumentarium, der religiös-kulturellen Untermauerung des Islamic Banking und der grundsätzlichen Vereinbarkeit mit dem westlichen Kapitalismus ist essenziell, um den Dissens zwischen dem Westen und dem Nahen Osten zu entschärfen. Natürlich rufen neue Formen von Institutionen wiederum Restriktionen, Ungleichheiten und Instabilitäten hervor. Diesen adäquat zu begegnen, heißt auch, die Diversität des islamischen Bankensystems anzuerkennen und auf die länderspezifischen Eigenheiten einzugehen. Noch vermag Islamic Banking keine ökonomische geschweige denn politische und kulturelle Integration zu bewältigen. Aber wenn die Bereitschaft zu Innovation und Variation vorhanden ist, kann der finanzökonomische Zugang zu den globalen Märkten ein Signal für Offenheit in anderen Bereichen setzen. 13 Aus der Süddeutschen Zeitung, siehe Jäger (2007). 15 Literatur Literatur [Ahmed 1989] Ahmed, Shaghil: Islamic Banking and Finance - A Review Essay. In: Journal of Monetary Economics 24 (1989), S. 157–167 [Al-Omar und Abdel-Haq 1996] Al-Omar, Fuad ; Abdel-Haq, Mohammed: Islamic Banking: Theory, Practice and Challenges. Karachi : Oxford University Press, 1996 [Behdad 1988] Behdad, Sohrab: Foreign Exchange Gap, Structural Constraints, and the Political Eco- nomy of Exchange Rate Determination in Iran. 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Gahala unterliegt demzufolge einem Verbot. gharar Unsicherheit, Risiko, Spekulation. ijma Konsens verschiedener Meinungen oder Denkschulen. ijtihad Eigenständige Urteilsfindung durch disziplinierte Interpretation der Sharia khiyar al-shart Optionsvertrag, bei dem eine der Parteien den vereinbarten Vertrag für nichtig erklären kann. Der Vertrag behält nur dann Gültigkeit, wenn er an den entsprechenden Vertragsgegenstand gebunden bleibt. mudaraba Vertrag auf Basis von Gewinn- und Verlustbeteiligung zwischen einer Kapital bereitstellenden Partei und dem Unternehmer(mudarib), der als Agent-Manager darüber verfügt. Die Vereinbarung umfasst die Aufteilung der Gewinne in zuvor festgelegten Anteilen. Verluste werden, sofern sie auf vernünftigem Handeln basieren, vom Kapitalgeber getragen. musharaka Beteiligungsform, bei der sämtliche Parteien, die Geldmittel zur Verfügung stellen, auch zur Teilhabe am Management des Unternehmens berechtigt sind. Gewinne werden entsprechend der zuvor festgelegten Anteile aufgeteilt, während Verluste streng in Relation zur jeweiligen Kapitalbeteiligung getragen werden müssen. Dieser Vertrag der Gewinn- und Verlustbeteiligung wird häufig als Joint Venture des Islamic Banking bezeichnet. murabaha Wiederverkauf eines Objektes unter Einschluss eines Preisaufschlags auf den ursprünglich festgelegten Preis. qard hasan Riba-freier Kredit. qiyas Analogie, Wichtiges Prinzip der islamischen Rechtslehre. IV A. Glossar riba Mehrung, Zunahme, oftmals auch als Wucher oder Zins übersetzt. Auf Transaktionen, die riba involvieren, wird mit ribawi verwiesen. Sharia Gesetz Gottes, Fundamentales Gesetz des Islam, basierend auf dem Koran und der Sunna. sukuk Islamisches Äquivalent einer Schuldverschreibung unter Beachtung des Zinsverbotes. Sunna Taten und Worte des Prophet Mohammed. taqlid Imitation, das Folgen der Meinung anderer. takaful Wörtlich: Gegenseitige Verantwortung. Im Mittelalter entwickelte Form einer islamischen Versicherung. Takaful gilt wegen der mit Versicherungszahlungen einhergehenden Unsicherheiten als umstrittenes Konzept des modernen Versicherungswesen. usul al-fiqh Prinzipien der islamischen Rechtslehre. waqf Vermögen, dass einem Individuum oder einer Organisation für wohltätige Zwecke zur Verfügung gestellt wird, islamische Treuhand. V