Fallbeispiel Stolipinovo Stolipinovo – ein Stadtteil der bulgarischen Stadt Plovdiv, der für Ausgrenzung, Armut, Kriminalität und Verwahrlosung stand. Die Situation dieses Ortes – einer der größten Roma-Siedlungen Südosteuropas – galt lange Zeit als unlösbares gesellschaftliches Problem. Die mangelnde Infrastruktur Stolipinovo’s führte zu massiven Problemen bei der Strom- und Wasserversorgung als auch bei der Abwasser- und Abfallsorgung. Unbezahlte Rechnungen in Millionenhöhe veranlassten den örtlichen Stromversorger im Jahr 2002 schließlich dazu, dem gesamten Viertel den Strom zu kappen. Als die EVN 2005 die Stromversorgung von Plodiv als neuer Mehrheitseigentümer übernahm, musste das Unternehmen auch die „Altlasten“ übernehmen: Eine völlig veralterte Elektrizitäts-Struktur im Roma-Viertel, kaum existente Zahlungsmoral und dadurch Außenstände in Millionenhöhe. Da das Stromnetz nur großräumig abgeschaltet werden konnte, kam es zu Kollektivabschaltungen, von denen auch zahlende Kundinnen und Kunden betroffen waren. Dies führte schließlich zu Demonstrationen und stetig wachsenden Unmut in der Bevölkerung. Die EVN stand hier vor einer großen Herausforderung, die zu einem internationalen Erfolgsprojekt herangewachsen ist. In enger Zusammenarbeit mit Roma Vertretern und NGOs (Open Society Institut und Soros Foundation) hat die EVN ein umfassendes Angebot erarbeitet: Durch die Kombination aus kontinuierlichem Dialog mit der betroffenen Bevölkerung, technischen Neuerungen (modernste Zählertechnologie) und schwerpunktmäßige Investitionen konnte eine für alle Stakeholder befriedigenden Lösung gefunden und der Teufelskreis der Verarmung unterbrochen werden. 187 Kilometer Stromnetz wurden modernisiert, 17 Trafostationen umgerüstet und 6.400 Stromzähler montiert, die via Drahtlosverbindung fernabgelesen werden. Zusätzlich bot man Roma-Familien Beratungskurse an, in denen Haushaltsbudgets erstellt wurden. Durch diese Maßnahmen wuchs das Vertrauen der Bevölkerung in die EVN zunehmend. Durch das Projekt konnte die Zahlungsrate bei den Stromkunden/innen von 3 auf 85 Prozent gesteigert werden. Gleichzeitig konnten die netztechnischen Verluste von 40 auf 5 Prozent reduziert werden. Die EVN wird seither nicht nur als verlässlicher Stromlieferant sondern auch als verantwortungsvoller Arbeitgeber in der Region wahrgenommen. Kalina Trifonova, Vorstandsmitglied der EVN Bulgaria, kennt das Erfolgsrezept des Projekts: „Der Aufbau von gegenseitigem Vertrauen war die Voraussetzung für den Erfolg dieses Projektes. Wo früher Vorurteile dominiert haben, sind mittlerweile Wertschätzung und Respekt im Umgang miteinander spürbar. Kunden/innen, die korrekt behandelt werden, bezahlen ihre Rechnungen pünktlich und tragen damit zur Verbesserung der Versorgungssicherheit bei." Für „Stolipinovo - erfolgreicher Stakeholderdialog“ hat die EVN den TRIGOS 2010, in der Kategorie „Gesellschaft“ gewonnen. Durch intensiven Dialog mit der ansässigen Roma-Bevölkerung und Einbindung lokaler NGOs habe die Infrastruktur erneuert, der Energieverbrauch reduziert und gleichzeitig die Zahlungsmoral verbessert werden können, so die Begründung. Die Jury beeindruckten weiters die messbaren Ergebnisse, die die EVN durch die Integration von CSR ins Kerngeschäft erzielen konnte.