Wundantiseptik - Evidenz, Indikationen, Wirkstoffauswahl und

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Wundantiseptik - Evidenz, Indikationen,
Wirkstoffauswahl und Perspektiven
Axel Kramer
Institut für Hygiene und Umweltmedizin der
Universitätsmedizin Greifswald
Evidenz der Wundantiseptik
Eine infizierte oder kritisch kolonisierte Wunde muss als
Voraussetzung zur Heilung saniert werden.
Obwohl die Wundbehandlung eine Herausforderung seit der
Menschwerdung ist, fehlt bis heute ausreichende Evidenz für ein
allgemein akzeptiertes Behandlungskonzept auf
naturwissenschaftlicher Grundlage. das durch ausreichende RCTs
und Metaanalysen verifiziert ist. In Hinblick auf die Eignung der
verfügbaren Antiseptika liegen nur wenige vergleichende
Untersuchungen vor.
Deshalb müssen als Kriterium zur Auswahl des für die Wunde
geeigneten Antiseptikums die zur Verfügung stehenden Befunde
von der in vitro Testung bis zur vereinzelt existierenden RCTStudie einschließlich limitierter Metaanalysen zu einer plausiblen
Synopse zusammengeführt werden.
Kramer A, et al. Wound antiseptics today – an overview. In: Willy C (ed) Antiseptics in
surgery – update 2013. Lindqvist, Berlin 2013;85–111
Behandlungsprinzip
traumatischer und chronischer Wunden





Chirurgische Wundversorgung, d.h. Entfernung von Verunreinigungen
bzw. Schadstoffen, ggf. in Verbindung mit chirurgischem Débridement
abgestorbenen bzw. zerstörten Gewebes
bei chronischen Wunden Behandlung der zugrunde liegenden
Begleitkrankheit; deshalb ist die Ätiopathogenese der Wunde abzuklären,
um die Wundheilung beeinträchtigende lokale und systemische Faktoren
zu eliminieren
Wundbehandlung selbst soll der Wundheilungsphase angepasst erfolgen,
ist insbesondere für die Auswahl der Wundauflage entscheidend
Die Wundauflage unterstützt den Schutz der Wunde vor Kontamination
durch die körpereigene Flora (endogen) oder von außen (exogen) wegen der Möglichkeit der exogenen Infektion jeder Wechsel von
Wundauflagen mit aseptischer Sorgfalt
Nur bei Infektionsgefährdung Antiseptik!
Hinz P, Boenigk I, Ekkernkamp A, Wolf A, Kramer A. Prinzipien der chirurgischen Wundbehandlung.
Gynäkol Prax 2011;35(4):711
Zielsetzung der Wundantiseptik
Therapeutische Indikationen
1. Klinisch manifeste Wundinfektion einschließlich
sog. kritischer Kolonisation bei chronischen
Wunden sowie Dekolonisation bei Kolonisation
mit multiresistenten Erregern (speziell MRSA)
Prophylaktische Indikationen
1. Verhinderung der Infektion akuter traumatischer
Wunden (z.B. Biss-, Stichwunde)- Wounds at Risk
Score
2.
Verhinderung postoperativer Wundinfektionen
einschließlich chirurgisch versorgter
Verletzungen (sog. Surgical Site Infections, SSI)
Abschätzung des Infektionsrisikos zur Indikationsstellung
der prophylaktischen Antiseptik
Obwohl jede Wunde kontaminiert sein kann (ist),
entwickelt nicht jede kontaminierte Wunde eine
Infektion.
Entscheidungshilfe für den Einsatz von
Antiseptika gibt der Wounds at Risk Score. Nach
Addition unterschiedlich gewichteter
Gefährdungsursachen ist ab 3 Punkten die
Antiseptik indiziert.
Konsensus von Experten aus D, UK, AU, I:
Dissemond J, Assadian O, Gerber V, Kingsley A, Kramer A,
Leaper DJ, Mosti G, Piatkowski de Grzymala A, Riepe G, Risse
A, Romanelli M, Strohal R, Traber J, Vasel-Biergans A, Wild T,
Eberlein T. Classification of wounds at risk and their
antimicrobial treatment with polihexanide: a practice-oriented
expert recommendation. Skin Pharmacol Physiol 2011; 24(5)
245-55.
Wound at risk Score
Risiko














je Risiko
Immunsuppressive Erkrankung (z.B. D. mellitus)
Medikamentöse Immunsuppression
Solider Tumor
Hämatologische Erkrankung
Postop. Wundheilungsstörung mit Sekundärheilung
Durch Lokalisation besonders erregerbelastete Wunde
(z.B. Perineum, Genitale)
Problematische Umfeldhygiene (z.B. Messie)
Lebensalter > 80 bzw. < 1 Jahr
Wunddauer > 1 Jahr
Wundgröße > 10 cm2
Chronische Wunden aller Kausalitäten > 1,5 cm tief
Stationärer Aufenthalt des Patienten > 3 Wochen
1 Punkt
Schwerer erworbener Immundefekt (z.B. AIDS)
Stich- und Schusswunde 1,5 - 3,5 cm tief
2 Punkte
Wound at risk Score
Risiko







Akzidentelle Kontamination mit Infektionsgefährdung
Ausgedehntes verschmutztes Trauma
Verbrennung > 15% Körperoberfläche
Wunde mit direkter Verbindung zu Organen oder Funktionsstrukturen (z.B. Gelenke) bzw. die körperfremdes
Material enthalten
Schwerste angeborene Immundefekte
(z.B. Agammaglobulinämie)
Penetrierende Bisswunde
Stich- und Schusswunde > 3,5 cm tief
je Risiko
3 Punkte
Prävention von SSI durch antiseptische Wundspülung bei
ausgedehntem verschmutztem Trauma
Landwirtschaftliche schwere verschmutzte Weichteilverletzungen


Retrospektive offen kontr. monozentr. randomisierte
Kohortenstudie
standardisierte Dokumentation für jeden Patienten
- Ursache und Charakteristik der Verletzung
- Intervall zwischen Verletzung und chir. Intervention
- Ausschlusskriterium: vorherige systemische oder lokale
Antibiotikaanwendung
- vergleichbare Gruppenmerkmale

nach chir. Versorgung vor Wundverschluss 3 min Spülung mit
-
0.04 % Polihexanid
1 % PVP-Iod
H2O2 4 % oder
Ringer (Placebo)
SSI-Rate gesamt
Spüllösung
n
SSI-Rate
%
Wasserstoffperoxid
4%
Ringer
643
11,7
645
5,9
PVP-Iod
1%
2.552
4,8
Polihexanid
0.04%
3.192
1,5
Roth B, Assadian O, Wurmitzer F, Kramer A. Surgical site infections
after primary antiseptic cleansing of dirty-contaminated wounds by
polihexanide, PVP iodine resp. hydrogen peroxide. GMS
Krankenhaushyg Interdiszip 2007; 2(2):Doc58 (20071228)
SSI- A1 (oberflächlich) und SSI-A2
(Faszie + Muskel)
Wundtyp
Signifikanz (p-Werte)
Lavasept/
Betadine
Lavasept/
Ringer
Lavasept/
Wasserstoffperoxid
Riss-QuetschWunde
A1-SSI
A2-SSI
0.056
0.002
0.631
<0.001
0.003
<0.001
Schnittwunde
A1-SSI
A2-SSI
0.002
<0.001
0.003
0.001
<0.001
<0.001
Roth et al. in Vorb.
Intraoperative antiseptische Spülung vor
Wundverschluss zur Prävention von SSI



Metanalyse (41 RCTs, n = 9000)
Durch intraoperative Wundspülung signifikante
Reduktion der SSI-Rate, in Subgruppenanalyse
stärkster Effekt bei kolorektaler Chirurgie
Antibiotische Lösungen waren PVP-Iod und NaCl
überlegen, wegen Resistenzentwicklung scheiden
Antibiotika aus; Vermeidung oberflächenaktiver
Wirkstoffe wegen Retention im Gewebe bzw.
kontraindiziert bei fehlender Abflussmöglichkeit
Mueller TC, et al. Intra-operative wound irrigation to reduce surgical
site infections after abdominal surgery: a systematic review and metaanalysis. Langenbecks Arch Surg 2015; 400:167-81.
Dekolonisation von Wunden mit MRSA


Erfolgreich mit Octenidin, PHMB und
Hypochlorit
keine Rangfolge möglich, da direkte
Vergleichsstudie nicht vorliegt
Kriterien zur Wirkstoffauswahl
risk benefit
Balance
Schädigung
durch Infektion
Toxizität des
Antiseptikums
Anforderungen an die Wirksamkeit



Für akute Wunden mikrobiozide Wirkung und
breites Wirkungsspektrum (ggf. virozid +
sporozig)
Für chron. Wunden ebenfalls mikrobiozide
Wirkung, wobei im allgemeinen
Wirkungsspektrum gegen Gram-positive und
Gram-negative Bakterien ausreicht
Fehlendes Risiko der Resistenzentwicklung,
insbesondere keine Kreuzresistenz zu
Antibiotika
Anforderungen an die Wirksamkeit im
Suspensionstest
Testorganismen:
Belastung:
S. aureus
MEM + FBS 10% (= Wundflüssigkeit)
P. aeruginosa
30% defibriniertes Schafblut
E. faecium
C. albicans
Anforderung
[ ohne Belastung: 5 lg in Einwirkungszeit ]
mit Belastung:
3 lg in Einwirkungszeit
Pitten FA, Werner HP, Kramer A. A standardized test to assess the impact
of different organic challenges on the antimicrobial activity of antiseptics. J
Hosp Inf 2003; 55: 108-115
Suspensionstest ohne Belastung
100000
Octenidine
PVP-Iodine
Polihexanide
Chlorhexidine
Triclosan
Concentration [mg/L]
10000
1000
100
10
1
0,1
1
10
100
1000
10000
Contact tim e [m in]
Koburger T, et al. Standardized comparison of antiseptic efficacy of triclosan, PVP
iodine, octenidine, polyhexanide and chlorhexidine digluconate. JAC 2010; 65: 1712–9.
Suspensionstest mit Belastung
(MEM + 10 % FBS)
1.000.000
Concentration [mg/L]
100.000
10.000
1.000
Octenidine
PVP-Iodine
Polyhexanide
Chlorhexidine
Triclosan
100
10
0,1
1
10
Contact time [min]
Kramer et al. unveröff.
100
Anforderungen an die Wirksamkeit auf
Prüfkörpern
Angetrocknete Bakteriensuspension auf Metallprüfkörper,
Überschichtung mit Gel
3 log bei Belastung innerhalb der Einwirkungszeit


Ebert M, et al. Skin Pharmacol Physiol 2011; 24(6):337-41
Schedler K, et al. Proposed phase 2/ step 2 in-vitro test on basis of EN 14561 for
standardised testing of the wound antiseptics PVP-iodine, Chlorhexidine
digluconate, Polihexanide and Octenidine dihydrochloride. JAC, in review
Einwirkungszeit für RF > 3 log
Wirkstoff
Belastung
PVP-Iod Lösung
10%
MEM +FBS (10%)
Octenidin-Gel
0,1%
MEM +FBS (10%)
Blut (30%)
3h
10 h
Octenidin-Gel
0,05%
MEM +FBS (10%)
5 min
30 min
Blut (30%)
S. aureus
P. aeruginosa
5 min
5 min
30 min
30 min
5 min
30 min
Blut (30%)
3h
10 h
PHMB-Gel
0,04%
MEM +FBS (10%)
3h
30 min
Blut (30%)
3h
3h
PHMB-Gel
0,02%
MEM +FBS (10%)
3h
3h
Schedler K, et al. Proposed phase 2/ step 2 in-vitro test on basis of EN 14561 for standardised
testing of the wound antiseptics PVP-iodine, Chlorhexidine digluconate, Polihexanide and
Octenidine dihydrochloride. JAC, in rev.
Anforderungen an die Verträglichkeit




Wundverträglichkeit wie Ringerlösung, NaCl oder
Hydrogel, im Idealfall Wundheilungsförderung
Kein zytotoxisches Risiko für andere exponierte
Strukturen (Knorpel, ZNS, Peritoneum)
Fehlende Sensibilisierungspotenz und fehlendes
Anaphylaxierisiko
Fehlendes Risiko von Langzeitnebenwirkungen
(Mutagenität, Carcinogenität, Teratogenität)
Chirurgischer Aphorismus
Gib nichts in die chronische Wunde
was Du nicht ins Auge geben kannst.
Trifft zu für:
 Polihexanid 0,04 % (2004 Einführung zur präop.
Augenantiseptik)
Hansmann F, Kramer A, Ohgke H, Strobel H, Geerling G (2004)
Polyhexamethylbiguanid (PHMB) as preoperative antiseptic for
cataract surgery . Ophthalmol 101: 377-383.
Hansmann F; Kramer A; Ohgke H; Strobel H; Muller M; Geerling G (2005)
Lavasept as an alternative to PVP-iodine as a preoperative antiseptic in
ophthalmic surgery. Randomized, controlled, prospective double-blind
trial. Ophthalmol 2005, 102(11):1043-6, 1048-1050.



Octenidin < 0,05 % (Schweineauge) - Octenilin
PVP-Iod 5 %
NaOCl/HOCl je 0,004%
Trifft nicht zu für:
 Silbersulfadiazin
 Chlorhexidin
Biokompatibilitätsindex (BI) als
orientierendes Kriterium zur
Wirkstoffauswahl für chronische Wunden
Quotient aus IC50/Zellkultur und Reduktionsfaktor für
mikrobiozide Wirkung > lg 3
Wirkstoff
BI [30 min]
L929/
E. coli
L929/
S. aureus
Octenidin
1.73
2.11
Polihexanid
1.51
1.36
PVP-I (bezogen auf I2)
0.9
1.0
Chlorhexidindigluconat
0.68
0.68
Triclosan
0.23
0.46
Ag-Protein (bezogen auf Ag)
0.22
0.11
nicht
kalkulierbar
nicht
kalkulierbar
Ag(I)-Sulfadiazin,AgNO3
Müller G, Kramer A. J Antimicr Chemother 2008; 61(5)
Selektive antiseptische Wirkung Abtötung von Bakterien + Überleben humaner Zellen in Co-Kultur
Nur nachgewiesen für PHMB und Hypochlorit

NaOCl: Anteil überlebender Fibroblasten nach 24
h bei 0,005 % 97±6 %, aber keine überlebenden
Bakterien
Crabtree T, et al. Surgical Antisepsis. In: Block SS, ed. Disinfection,
Sterilization, and Preservation. 5th ed. Philadelphia: Lippincott Williams
Wilkins; 2001:919-34

Dagegen bei 0,3% H2O2 kein
Fibroblastenwachstum, bei 0,03 % 41±7
überlebende Fibroblasten, aber bei beiden
Konzentrationen überlebten alle Bakterien
Wilson JR, et al. Adv Skin Wound Care. 2005;18(7):37-8
23
Zweite Prämisse
Wende keine Wirkstoffe auf Wunden an,
die in Quantitäten resorbiert werden, die
mit dem Risiko von Nebenwirkungen verbunden
sein können
Trifft zu für:
 PVP-Iod
 Silberverbindungen
bzw. die zu kritischen Verbindungen gegiftet
werden können
Trifft zu für:
 Chlorhexidin (p-Chloranilin)
Struktur des Chlorhexidinmoleküls
NH2
N
N
HN
H
N
N
N
NH2
p-Chloranilin
NH2
NH2
Cl
p-Chloranilin
Cl
1,1'-Hexamethylen bis(5-(p-chlorophenyl)biguanid
Wirkstoffauswahl für akute
bzw. chronische Wunden


Bei akuten Wunden steht die rasch einsetzende
hohe Wirksamkeit im Vordergrund, u.U. in
Verbindung mit erforderlicher Tiefenwirkung
(Kriegsverletzungen)
Für chronische Wunden steht unter der
Voraussetzung ausreichender antiseptischer
Wirksamkeit die Wundverträglichkeit im
Idealfall mit gleichzeitiger Förderung der
Wundheilung im Vordergrund.
Derzeit im Fokus stehende antiseptische
Wirkstoffe
Substitution von Chlorhexidin durch

Octenidin

Polihexanid
Durch Lösung des Stabilitätsproblems als neue Option verfügbar

Hypochlorit
Renaissance? Essigsäure
Für spezielle Indikationen unentbehrlich

PVP-Iod
Stellenwert umstritten: Silber freisetzende Verbindungen
Entbehrlich: Chlorhexidin, Chinolinole, Nitrofural
Obsolet: Lokale Applikation von Antibiotika, Farbstoffen,
quecksilberorganischen Verbindungen, H2O2
Merkmale ausgewählter antiseptischer Wirkstoffe
Wirkstoff
Wirkung
Tiefen-
Wundhei-
Knorpel
Resistenz-
Sensibi- Syste-
(Suspen-
wirkung*
lung
verträg-
entwick-
lisie-
lich
lung
rung
sionstest)
Polihexanid
langsam
1
Förderung
<0,005%
Octenidin
rasch
1
wie Ringer
nein
PVP-Iod
langsam
3
z.T.
ja
nein
mische
Risiken
nein
nein
ja
ja
nein
nein
Hemmung
NaOCl/HOCl
rasch
2
Förderung
?
Silberionen
sehr
3
starke
?
ja
nein
ja
?
nein
nein
nein
?
ja
ja
Verdacht
langsam
Essigsäure
Chlorhexidin
?
langsam
Hemmung
2
Förderung
1
keine
Hemmung
*1 = oberflächlich 2 = gewisse Eindringtiefe (Umsetzung) 3 = über 2 hinaus
(Hypothese bedarf der exp. Bestätigung)
Merkmale von Octenidin
Merkmale









BI > 1
Wirksam innerhalb 10 h inklusive
Biofilme (P. aeruginosa)
Remanenz + postantisept. Effekt**
Nicht zytotoxisch (wie Ringer)***
Kein Eiweiß- und Blutfehler
Keine Resistenzentwicklung
Keine Resorption
Keine allergischen, tox. + ökotox.
Risiken
Stimulation von Phagocytose und
PDGF
Kontraindikationen




Kein Einbringen
unter Druck in
Haut +
Stichverletzungen
Knorpeltoxisch
Peritonealspülung
ZNS-Strukturen
(da Risiko nicht
untersucht, aber
für Chlorhexidin
bekannt)
* Schedler et al. JAC in rev.
** Müller G, et al. Skin Pharmacol Physiol 2014; 27: 1–8.
***Eisenbeiß W, et al. Int J Burns Trauma 2012; 2(2).
Hübner NO, et al. Octenidine dihydrochloride, a modern antiseptic for skin, mucous
membranes and wounds. Skin Pharmacol 2010;23:244–58.
Wundart
Zusammenfassung klinischer Studien mit Octenidin
Vergleich
Ergebnis
Studiendesign
Stichpro
be
Jahr
Neoplast. Ulcus
Octenisept getränkte
Eradikation von S. aureus, S. epidermidis und P. mirabilis,
Gaze; Ausgangszustand Reduktion von Nekrosen, Exsudat, Erythem und Ödem, je 1x
vs. nach 3 Wochen
Persistenz von E. coli bzw. P. aeruginosa, 2x E. faecalis
prosp.
16
2008
Muskuloskelettale Infektionen
Oct Spüldrainage +
getränkte Gaze
Beobachtung
8
2010
Brandwunden
Grad II
Zuerst gesamte
Bei Oct sign. Schmerzreduktion, tendentiell bessere
Wundfläche Octenisept, Wundheilung, durch die primäre Antiseptik mit Octenisept ist
danach Oct-Gel vs.
positive Überlagerung bei Flammazine anzunehmen
Flammazine am selben
Pat. auf korrespond.
Arealen
prosp. rand.
30/30
2011
Spalthautentnahmebett
Oct-Hydrogel vs.
Hydrogel
Sign. Reduktion der Wundkolonisation, identische
Heilungsdauer
31/30
2012
Neoplast. Ulcus
Octenidine getränkte
Wundauflage;
Ausgangszustand vs.
nach 3 Wochen
Sign. Heilungsfortschritt und sign. Eradikation kritischer Grampos. Und Gram-neg. Pathogene, keine Nebenwirkungen
prosp.
doppelblind
RCT
prosp.
30
2013
Chron. U.
venosus
W vs. W mit Oct vs.
Oct-Wundgel, kein
sign. Unterschied der
Ausgangsinfektionsraten
Beide Oct Gruppen Wundheilung und Heilungsdauer sign.
verkürzt, geringste Kosten bei Wundgel
prosp. vergl.
open-label
17/17/
15
2014
Spalthauttransplantation
Hochrisikopatient
NPWT Oct vs. PVP-I
Bei Oct komplikationslose Heilung, bei PVP-I Nekrose, nach
erneuter Transplantation und Wechsel zu Oct
komplikationslose Heilung
2
Chron. U.
venosus
Wundauflage (W) mit Oct. sign raschere Heilung + Schmerzlinderung,
Oct bzw. Silber
mikrobielle Eradikation nach 28 und 50 d (p 0,08 bzw.
0,1)
Nach 5-24 d Eradikation aller Pathogene, keine
Nebenwirkungen
RCT
2015
40/40
2015
Indikationen für Octenidin


Kombination von 0,1 % Octenidin mit
Phenoxyethanol (Lösung) geeignet für akute
kontaminierte traumatische einschließlich mit
MRSA kolonisierte Wunden (bisher keine
diesbezügliche Studie)
Behandlung chronischer Wunden, hierfür ist die
Gelform mit 0,05 % Oct zu bevorzugen
Merkmale von Polihexanid
Merkmale








BI > 1, wirksam innerhalb 3 h
incl. Biofilme + Fibrinplaques
Remanenz + postantisept.
Effekt
Keine Resistenzentwicklung
Kein Eiweiß- und Blutfehler
Knorpelverträglich
(≤ 0,005%)
Keine allergischen + toxischen
Risiken, keine Resorption
Hemmung der Bildung
reaktiver NO- und O-Radikale
Förderung der Wundheilung
Kontraindikationen






Kein Einbringen unter
Druck in
Stichverletzungen
Peritonealspülung
iv. Applikation
Allergie
Anwendung auf
hyalinem Knorpel >
0,005%
ZNS-Strukturen (da
Risiko nicht untersucht,
aber für Chlorhexidin
bekannt)
Hübner NO, Kramer A. Skin Pharmacol Physiol 2010;23(suppl 1):17–27.
Karzinogenität von Polihexanid
Widersprüchliche Interpretationen
-
Nach EPA (2003) kein Anhalt.
2013 gefahrstoffrechtliche Einstufung des Rohstoffs Polihexanid im
Rahmen der Europäischen Chemikaliengesetzgebung in Kategorie 2
„kann vermutlich Krebs erzeugen". Produkte, die > 1% Polihexanid
enthalten, müssen danach als Karzinogen Klasse 2 gelabelt werden.
Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) kam auf Basis von zwei
Nagetierstudien (Horner 1996, Milburn 1996) zu dem Schluss, dass
nicht jegliches Gesundheitsrisiko für den Menschen mit absoluter
Sicherheit ausgeschlossen werden könnte. Die Datenbasis entspricht
nicht aktuellen Anforderungen zum Studiendesign. Zusätzlich traten
negative Effekte nur bei hoher Dosierung auf (0,4 %), die
wahrscheinlich auch die maximale tolerierbare Dosis überschreitet.
Die US Behörde EPA (2004, 2005) und die austral. Behörde OCSEH
(2011) interpretieren dieselben tierexp. Daten so, dass sie kein
relevantes Gesundheitsrisiko für den Menschen erkennen lassen.
Arzneimittel, Medizinprodukte oder Kosmetika enthalten PHMB in der
Regel 0.02 - 0.5%. Eine Gesundheitsgefährdung kann bei kurzfristiger
antiseptischer Anwendung von Polihexanid ausgeschlossen werden.
-
Kramer A, Assadian O. Kommentar zum Beitrag „Polihexanid – Rechtsaspekte einer Risikoeinschätzung“.
Rechtsdepesche 2015; 12 (4): 200-3.
Neue Studie von 2014



Karzinogenität ist umstritten, weil keine
Genotoxizität nachgewiesen - damit bleibt nur die
Erklärung einer epigenetischen nicht genotoxischen
Veränderung der DNA.
Im Ergebnis der Überprüfung dieser Hypothese
wurde weder oxidativer Stress induziert, noch
waren Hydroxylierung oder Hypermethylierung der
DNA oder eine signifikante Produktion mitogener
Cytokine und des Transkriptionsfaktors NF-κB
nachweisbar. Auch der Status der GAP-Junctions
(GJIC) wurde nicht beeinflusst.
Damit waren keine epigenetischen Einflüsse
nachweisbar und die Einschätzungen der EPA (2003,
2004, 2005) und der australischen Behörde OCSEH
(2011) werden untermauert.
Creppy EE, et al. Study of epigenetic properties of poly(hexamethylene
biguanide) hydrochloride (PHMB). Int J Environ Res Publ Health 2014,
11: 8069-92.
Zusammenfassung klinischer Studien mit PHMB
Wundart
Vergleich
Ergebnis
Studiendesign
Stichprobenumfang
21/21
Jahr
Infiz. Wunde
W vs. W+PHBM
PHMB: Beherrschung der Wundkolonisation im Vergleich zur
Kontrolle
RCT
Akute kont.
Wunden
Getränkte Gaze PHMB vs.
Ringer
Raschere Bakterienelimination
Doppelblind
RCT
50/50
2006
Brandwunde
PVP-I, 1% Silbernitrat vs. 0,04%
PHMB
PHMB: beste Reepithelisierung + Geruchsred., tiefe Nekrosen
und Fibrinauflagerungen bei PVP-I und Silbernitrat
Je an gleicher
Wunde
4
2007
Postoperativ
(nach Naht)
Chron.
Wunden
W vs. W+PHBM
PHMB: sign. Senkung SSI , speziell MRSA Infektionen
Kohorten
9372/10202
2008
NaCl vs. 0,1% PHMB-Gel
PHMB: nach 2 Wochen sign. raschere Bakterienelim., schnellere
Wundheilung, geringerer Schmerz + Exsudat, verstärkte Granul.
Rand. nicht
verblindet
64/78
2008
Beinulzera
NaCl vs. PHMB-Lösung
PHMB: sign. raschere Bakterienelimination
Prosp. kontr.
20/20
2010
US- und
Fußulzera
Brandwunde
W vs. W+PHBM
PMB: sign. Reduktion der Bakterienlast und Schmerz, tend.
raschere Wundheilung
PHMB: Sign. Schmerzreduktion + seltenerer Wechsel
Doppelblind
RCT
RCT
22/23
2011
30/30
2011
Donorseite
Meshgraft
Chlorhexidin-W vs. PHMB-W
PHMB: sign. raschere Reepithelisierung + sign. geringerer
Schmerz
RCT
21/21
2011
chron.
Wunde
PHMB vs. Ag-Wundauflage (W)
PHMB: Sign. raschere Schmerzlinderung und Erregerelimination
Prosp. RCT
21/18
2012
Eintritt
Fixateur
externe
Herzchir.
nach Naht
W vs. W+PHBM
PHMB: sign. Senkung SSI
RCT
18/22
2012
W vs. W+PHBM
PHMB: sign. Senkung SSI
Kohortenstudie
692/707
2013
sc. Bauchdekkeninfektion
NPMT mit 0,04% PHMB
getränkte Gaze vs. NPWT
Verkürzte Behandlungsdauer
prosp. FallKontrollStudie
16
2014
W vs. W+PHBM
2004
Indikationen für Polihexanid


Geeignet zur Prävention von SSI, z.B. Spülung
traumatischer kontaminierter Verletzungen (0,04
%), Wundauflage nach Herz-OP
Wirkstoff der ersten Wahl für infizierte chronische
Wunden und Verbrennungswunden (0,02%) sowie
in antiseptischen Wundauflagen
Merkmale von NaOCl/HOCl
Merkmale







Hohe Sofortwirkung
Keine Remanenz
Nicht zytotoxisch
Keine systemischen Risiken
Physiologischer Wirkungsmechanismus (Wirkprinzip der
Phagozyten via MPO, EPO, SDM) selektive antiseptische Wirkung
Rasche Entgiftung
Antiinflammatorische Wirkung
Kontraindikationen

Nicht bekannt
Zusammenfassung klinischer Studien mit NaOCl/HOCl
Wundart
Vergleich
Ergebnis
Studiendesign
Stichprobe
Jahr
sc. SSI
Hypo-Cl vs. PVP-I
Hypo-Cl: sign. verkürzte Heilungsdauer, geringerer Schmerz
Retrospektiv
46/42
2001
Diab. Fußulcera
Hypo-Cl vs. PVP-I
Hypo-Cl: verkürzte Heilungsdauer
RCT
110/108
2005
Brandwunde
Hypo-Cl vs. vs. Ag
Hypo-Cl: Reduktion Antibiotikaeinsatz um 11%, Verkürzung
Hospitalisierung um 50%
Retrospektiv
64/64
2005
Diab. Wunden
Hypo-Cl vs. NaCl
(getränkte Gaze)
Hypo-Cl: sign. Verkürzung Hospitalis.+ Wundheilung + sign. Verbesserung
der Wundkategorie
verblind. RCT
50/50
2007
Diab. Fuß
Hypo-Cl vs. PVP-I
Hypo-Cl: sign. Reduktion von Geruch + Cellulitis, sign. Förd. von
Granulation, sign. geringere Gewebetox. (Erythem)
verblind. RCT
21/16
2007
Chron. Wunden
Hypo-Cl vs. PVP-I
Hypo-Cl: sign. Red. Wundgröße + mikrob. Kolonisation, besser toleriert
RCT
15/15
2009
Diab. Fuß
Hypo-Cl vs. PVP-I
RCT
20/20
2010
Diab. Fuß, chron.
U. cruris,
Brandwunden
Hypo-Cl vs. PVP-I
RCT
100/100
2011
Chron. diab.
Wunden,
Fasciitis,
Gangrän, Ulcera,
SSI
Explorative
Laparotomie/
Peritonitis
Hypo-Cl vs. PVP-I
Hypo-Cl: sign. raschere Heilung + Beherrschung Infektion, sign. mehr
Interventionen bei PVP-I
Hypo-Cl: frühere Granulation, raschere Epithelisation und
Reduktion von Wundgröße und umgebendem Ödem/ Erythem, bessere
kosmetische Ergebnisse bei Brandwunden; bei PVP-I leichte Irritation und
Schmerzauslösung, bes. bei Verbrennungen
Hypo-Cl: sign. Reduktion Wundgröße, weniger persistierende Infektionen
durch P. aeruginosa, S. aureus und Klebsiella spp.
RCT
50/50
2011
Hypo-Cl: sign. Reduktion von Fieber und SSI
RCT
50/50
2013
Hypo-Cl vs. NaCl
Indikationen für NaOCl/HOCl


Einmalige intensive antiseptische Reinigung
verschmutzter traumatischer Wunden
Wiederholte antiseptische Reinigung chronischer
Wunden bis zum Abschluss der Reinigungsphase 
aussichtsreich erscheint Kombination mit einer nicht
antiseptisch, sondern hydrophob beschichteten
Wundauflage, um die durch OCl- in Gang gesetzte
physiologische Abwehr nicht nachträglich zu
beeinträchtigen

Anwendung bei Risiko der Exposition mit ZNSStrukturen

Peritonealspülung bei septischer Peritonitis
Fazit bisheriger klinischer Studien
Merkmal
NaOCl/HOCl
Octenidin
PHMB
Antiseptisch
effektiv
+
+
+
Verträglich
+
+
+
Wundheilungsförderung
+
Keine
Hemmung
+
Peritonealspülung
bei sept. Peritonitis
+
-
-
tendentiell
sign.
sign.
sign.
tendentiell
histol.
eindeutig
Überlegen im
Vergleich zu
Ag+
PVP-Iod
keine Studie
Chlorhex.
Präv. von SSI
+
keine Studie
sign.
+
Merkmale von Iodophoren
Merkmale




Hohe Sofortwirkung, z.T.
virozid,
BI ~ 1
Knorpelverträglich
Resorption in
die Wunde
Anwendungseinschränkungen/Nachteile







Bei traumatischen verschmutzten
Wunden als Spülung (1%) nicht
wirksamer als Ringer
Kein postantiseptischer Effekt
Iodresorption! Kontraindikationen
Hohe Sensibilisierungsrate (bis 20%)
Fehlende Remanenz
inkompatibel für Peritoneum
PVP Wassergefährdungsklasse 2
Kramer A, et al. Iod und Iodophore. In: Kramer A, Assadian O (Hrsg) Praxis
der Sterilisation, Desinfektion, Antiseptik und Konservierung. Thieme:
Stuttgart, New York, 2008, 737-43.
Indikationen für PVP-Iod

In Kombination mit Ethanol Mittel der ersten
Wahl bei Stich-, Schnitt- (mit HBV-, HCV- bzw.
HIV-Infektionsgefährdung) und
Bissverletzungen nach Phase des induzierten
Blutens
Die benötigte virozide Wirkung und die
intrazelluläre Wirkung überwiegen das Risiko der
Schilddrüsengefährdung
Kramer A, et al. Sektion Klinische Antiseptik der Deutschen Gesellschaft für
Krankenhaushygiene. GMS Krankenhaushyg Interdiszip 2010;5(2):Doc12.

Entbehrlich für chron. Wunden
Vermeulen H, et al. Benefit and harm of iodine in wound care: a systematic
review. J Hosp Infect 2010;76(3):191-9.
Merkmale von Silberverbindungen
Merkmale

BI << 1, d.h.
nahezu
kompletter
Wirkungsverlust durch
Eiweiß- und
Blutbelastung
Anwendungseinschränkungen/Nachteile








Unsichere antiinfektive Wirkung (2
Cochrane, 1 RCT)
Wundheilungsverzögerung
ggf. Resorption
Kein postantiseptischer Effekt
Möglichkeit der Resistenzentwicklung
in vitro und in vivo mutagen
Tumorigen am Applikationsort
Bioakkumulation + hohe aquat. Toxizität
1
Vermeulen H, van Hattem JM, Storm-Versloot MN, Ubbink DT.
Cochrane Database Syst Rev. 2007; 24(1): CD005486.
2
Storm-Versloot MN, Vos CG, Ubbink DT, Vermeulen H. Cochrane
Database Syst Rev. 2010 Mar 17; (3): CD006478.
3
Michaels JA, Campbell B, King B, et al. Br J Surg 2009; 96(10): 114756.
Madentherapie/Indikationen
Wirkungen
 Ingestion und Digestion von Bakterien +
nekrotischem Material (3-4 d)
 antimikrobielle Wirkung (Peptide)
 Stimulation Fibroblastenproliferation (u. a. über
Freisetzung von 20-Hydroxyecdysone)
 Keine Nebenwirkungen
Chronische venöse und diabetische Ulcera sowie
Dekubitalulcera im Senium
 Wenn keine ausreichende Anästhesie für das
chirurgische Debridement durchführbar
 Andere medizinische Risiken den chirurgischen
Eingriff verbieten oder
 Auf die mit dem chirurgischen Debridement
verbundene Belastung z.B. beim multimorbiden
Patienten verzichtet werden soll.
Kramer A, et al. Aktuelle Erkenntnisse zu Indikationen und zur Auswahl von Mitteln
bzw. Verfahren zur Wundantiseptik. In: Eikmann T, et al. (Hrsg) Hygiene in
Krankenhaus und Praxis, Landsberg: Ecomed Medizin, 2007, 1-23
Medihoney
Wirkung
•
Mikrobiozid + HSV
(S. aureus + P. aeruginosa
> 3 lg nach 1 h)
•
nicht invasives
Debridement avitaler
Wundanteile
Ursachen:
Osmolarität + Produktion
von WPO in nicht
zytotoxischer
Konzentration durch
Glucoseoxidase + nicht
endgültig charakterisierte
Komponenten
Nebenwirkungen
ggtl.
unspezifische
irritative Reaktion
mit Schmerzen
nach dem
Auftragen, in 2 %
lokale
Unverträglichkeit
im Sinne eines
Kontaktekzems
Kontraindikationen
Allergie
Indikation
immunsupprimierte
Kleinkinder mit
chemotherapiebedingten
Wundheilungsstörungen,
bestrahlungsbedingte
Mukositis
Perspektiven



Auslotung der Effektivität Essigsäure-basierter
Antiseptika (0,25-1%) insbes. wegen der
Wirksamkeit gegen P. aeruginosa
Kombination von Unterdruck-Wundtherapie
(Negative Pressure Wound Therapy =NPWT) mit
antiseptischer Instillationsphase (NPTWi)
Körperwarme Atmosphärenplasmen
Essigsäure
In vivo keine Hemmung der Wundheilung
Drosou A, et al. Antiseptics on wounds: An area of controversy.
Wounds 2003, 15(5):49-166.
Effektiv gegen P. aeruginosa
Nagoba BS, et al. Acetic acid treatment of pseudomonal wound
infections -a review. J Infect Public Health 2013;6(6):410-5.
1%ige Essigsäure vs. Kochsalz (je n= 16); Endpunkt
Elimination von P. aeruginosa, im Durchschnitt
Elimination 7 d früher (p<0,001)
Madhusudhan VL. Efficacy of 1% acetic acid in the treatment of
chronic wounds infected with Pseudomonas aeruginosa: prospective
randomised controlled clinical trial. Int Wound J 2015
NPWT + 1% Essigsäure (n=3; 2x/d für 3 Wochen):
weniger Infektion, bessere Heilung, Verschiebung des
stark alkal. pH zu schwach alk. oder neutral
Jeong HS, et al. Negative pressure wound therapy of chronically infected
wounds using 1% acetic acid irrigation. Arch Plast Surg 2015;42(1):59-67.
Kombination von NPWT und Instillation von
Antiseptika (NPWTi)

Osteomyelitis Becken oder untere Extremität: NPWT mit
Polihexanid war historischer Kontrolle sign. überlegen
Timmers MS, et al. Negative pressure wound treatment with polyvinyl alcohol foam
and polyhexanide antiseptic solution instillation in posttraumatic osteomyelitis.
Wound Repair Regen 2009;17(2):278-86.

Gluteales Ulcus Grad 4 (n =3), NPWT + Octenidin: komplette
Heilung nach 4 Wochen
Matiasek J, et al. The combined use of NPWT and instillation using an octenidine based
wound rinsing solution: a case study. J Wound Care 2014;23(11):590, 592-6.

Exp. infiz. Schweinewunde in vitro: nach 48 h sign. höhere
Reduktion bei Komb. von NPWT und Silberwundauflage oder
Instillation von Octenidin (3 min alle 4 h) im Vergleich zu
NPWT
Matiasek J, et al. Comparison of the effect of negative pressure wound therapy with
different antiseptic dressings on Gr+ and Gr- bacteria in experimental in-vitro wounds.
GMS 2015.

Hypochlorit 0,125%: sign. Reduktion des bakteriellen
Bioburden/g Gewebe im Vergleich zu NPWT
Goss SG, et al. Negative pressure wound therapy with instillation (NPTWi) better
reduces post-debridement bioburden in chronically infected lower extremity wounds
than NPWT alone. Am Coll Clin Wound Spec 2012; 4(4): 74–80.
NPWTi

NPWTi: günstigere Ergebnisse als konv. NPTW bzgl.
Wundschluss und Hosp.dauer; insbes. sinnvoll bei
hohem Bioburden
Kim PJ, et al. Negative-Pressure Wound Therapy with Instillation: International
Consensus Guidelines. Plast Reconstr Surg 2013; 132(6): 1569–79.
Wolvos T. The evolution of negative pressure wound therapy: negative pressure
wound therapy with instillation. J Wound Care 2015.
Huang C, et al. Effect of negative pressure wound therapy on wound healing. Curr
Probl Surg 2014; 51(7): 301–31.
 NPWT komb. mit PHMB: sign. überlegen
Kim PJ, et al. The impact of negative-pressure wound therapy with instillation
compared with standard negative-pressure wound therapy: a retrospective, historical,
cohort, controlled study. Plast Reconstr Surg 2014, 133: 709-16

NPWTi: Weitere kleinere Studien mit PHMB z.T. ohne
Langzeit follow-up: ausnahmslos günstige Ergebnisse
Kim PJ, et al. Negative pressure wound therapy with instillation:
Review of evidence and recommendations.
http://www.podiatrytoday.com/files/acelitysupp_wounds.pdf
 NPWTi: PHMB/Betain vs. Kochsalz: kein Unterschied
Kim PJ, et al. Comparison of outcomes for normal saline and an antiseptic solution for
negative-pressure wound therapy with instillation. Plast Reconstr Surg
2015;136(5):657e-64e.
NPTW-dressing

Konventionelle PHMB-getränkte Wundauflage vs.
NPWT mit Auflage handelsüblicher PHMBimprägnierter Gaze (rand. Kohortenstudie): sign.
besser in folgenden Merkmalen - Wundheilung,
Behandlungsdauer, Erregerelimination
Tuncel U, et al. Clinical evaluation of gauze-based negative pressure
wound therapy in challenging wounds. Int Wound J 2013 : 10 : (2).
152-8.
Plasma - der 4. Aggregatzustand


Zwischen elektrisch geladenen HF-Elektroden erzeugte
ionisierte Stoffgemische
In Abhängigkeit vom Trägergas (z.B. Argon- oder HeliumAtmosphärendruckplasma, Ambient Air Plasma), der
Energiezufuhr zur Plasmaerzeugung und der Art der
Erzeugung wird das Plasma als sichtbarer flammenartiger
Strahl aus einer Düse herausgetrieben, sog. Plasma-Jet, oder
es entsteht in einem elektrischen Spannungsfeld zwischen
dem Kopf des Geräts und der zu behandelnden
Hautoberfläche, die als zweite Elektrode fungiert, sog.
Dielectric Barrier Discharge (DBD) -Plasma
Transportable Plasmaquellen
Mit der Entwicklung einfach handhabbarer
transportabler Geräte zur Erzeugung kalter
Atmosphärendruckplasmen (cold oder non-thermal
atmospheric pressure plasma; CP bzw. CAP)
eröffnen sich - vergleichbar mit den mit der
Einführung der Lasertechnik in die Medizin
verbundenen Innovationen - vielfältige
Möglichkeiten zur lokalen Anwendung in der
Medizin
Zusammensetzung kalter Plasmen (CP)





Geladene Teilchen (Elektronen, Ionen)
reaktive Sauerstoff- und Stickstoffspecies (ROS und NOS)
einschließlich Wasserstoffperoxid
Angeregte Atome und Moleküle (z.B. Singulett-Sauerstoff)
Freie Radikale (d.h. Atome oder Moleküle mit ungepaartem
Elektron)
Photonen und elektromagnetische Felder, wodurch auch
sichtbare Strahlung, UV- bzw. VUV Strahlung emittiert werden
kann
Temperatur im Bereich von Körpertemperatur einstellbar.
Biochemisch aktive Verbindungen entstehen während
Plasmagenerierung, durch Interaktion mit Molekülen aus der
Umgebungsluft und/oder mit dem Medium bzw. der
Körperflüssigkeit bzw. dem Gewebe - bei Exposition
mononukleärer Zellen des Bluts mit dem zuvor mit CP
exponiertem Kulturmedium wurde der gleiche antiproliferative
und zytotoxische Effekt ausgelöst wie bei direkt behandelten
Zellsuspensionen.
Was beeinflusst die Wundheilung?
1. Jeder Heilungsprozess verbraucht Energie
-
Zentrum chronischer Wunden ist hypoxisch und hypotherm,
defizitäre Energiebereitstellung im Gewebe behindert Wundheilung
Erhöhte Gewebetemperatur (> 38 °C) + erhöhter
Sauerstoffpartialdruck (für aerobe Energiebereitstellung) +
erhöhte Durchblutung (für Antransport energiereicher Substrate
und Abtransport von Stoffwechselschlacken) fördern die
Wundheilung
2. Geschädigte Zellen hemmen die Wundheilung
3. Kritische Kolonisation/Biofilm bzw. Infektion blockieren die
Wundheilung
-
Mikrobiozide Wirkung von Antiseptika ist mit Zytotoxizität
verbunden
Endotoxinabsorption oder –bindung ist Adiuvans für die
Wundheilung
4. Existenz induzierter Ströme sowie die den elektrischen
Signalen zugrunde liegende Ionenverteilung sind von
entscheidender Bedeutung für die Steuerung der
Zellmigration und Zellteilung am Wundrand
Targets der Wundbehandlung mit CP
in vivo Antisepsis + Endotoxininaktivierung
S. corneum
Debridement:
SG Apoptose + Peeling
geschädigter Zellen
S. spinosum
Aktivierung der resorptiven Entzündung
S. basale
Inflammation + Stimulation der
Wundheilung (Fibroblasten, Keratinocyten,
Kapillaren)
S. papillare
Prüfbablauf bis zur erfolgreichen Wundbehandlung
mit CP
in
vitro
an
Organen
am
Versuchstier
am lebenden
Organismus
Antimikrobielle
Wirkung
Verträglichkeit
Wundheilungsförderung
Zellkultur
Keratinozytenkultur
Planktonisch, Biofilm
3-D-Zellkultur
HETCAM (Verträglich., Inflamm.) Schweineauge, (Antiseptik, Verträgl.),
Schweineohr (Verträgl., Penetrationsförderung)
Meshgraft / Schwein
Menschl.Haut (Verträglichkeit, Antiseptik), U. cruris, chron. Tierwunden
(Heilung)
Kramer A, et al. Suitability of tissue tolerable plasmas (TTP) for the management of
chronic wounds. Clin Plasma Med 2013; 3(1): 11–8.
Therapieergebnisse - unser 1. Patient (Schäferhund Harras)
Behandlung einer seit 2005 bestehenden bis 2010
sowohl konservativ, chirurgisch als auch antiseptisch
vergeblich behandelten chronischen Wunde mit
kINPen09
Heilungsverlauf
Wundstatus 01/26/2010.
6.5 Wochen nach Plasmatherapie
Plasmabehandlung
11 Wochen nach Plasmatherapie
Im Endstadium Einwanderung von
Melanozyten
Komplette Abheilung derselben Wunde im Jahr
2010 11 Wochen nach Plasmatherapie
(2x/Woche für je 15 s) und anschließender
Polihexanidapplikation (0,02%)
Heilung einer diabetischen Katze
innerhalb von 8 Wochen
Behandlungsablauf bei Hund/Katze mit dem kINPen09
-
Mechanische Reinigung der Wunde mit sterilen,
feucht durchtränkten (isotonische Kochsalzlösung)
Kompressen + Debridement mit Entfernung von
Fremdmaterial und Debris
-
CP-Behandlung: 4 s/cm2 Wundfläche, 2 x
wöchentlich bis vollständige Abheilung
-
sichtbare Plasmaspitze berührt eben das
Wundgewebe. Unter mäanderförmigen
Bewegungen Wundfläche abfahren, so das die
gesamte Wundfläche 3 x mit Plasma in Kontakt
kommt.
-
Wundfläche mit Antiseptikum Polihexanid oder
Octenidingel benetzen
-
Wundverband, der nicht mit der Wundfläche verklebt
(z.B. Urgotüll duo), Verbandwechsel 1 x tgl.
-Ca. 15 min vor Behandlung
Plasmagerät starten (Argon, 5 slm),
um Reste von Umgebungsluft und
Feuchte aus dem System zu treiben
Kater Max, vollständige Heilung nach 14,5 Wochen
Chronische Wunden
Vollständige Heilung durch kombinierte Therapie mit
CP/Antiseptikum bei bisher 5 Hunden und 8 Katzen
Bender C, et al. Tissue tolerable plasma and polihexanide: Are synergistic effects possible to
promote healing of chronic wounds? In vivo and in vitro results. NATO Science for Peace and
Security Series – A: Chemistry and Biology, Springer, 2012; 312- 34.
Behandlung U. cruris am Menschen mit CP
im Vergleich zu Octenisept

Einschluss: Dauer > 4 Wochen, Durchmesser > 1 cm

Je 8 Patienten wurden mit CP bzw. Octenisept 3 x pro
Woche über 2 Wochen behandelt, Behandlungszeit mit CP 2 s
pro cm2
•
CP stimulierte Heilungsprozess stärker als Octenisept, obwohl
Octenisept antiseptisch wirksamer war: Flächenabnahme bei
OCT 12,5 %, bei CP 39%
Ulrich C, et al. Clinical use of cold atmospheric pressure argon plasma in chronic leg
ulcers: a pilot study. J wound care 2015; 24 (5): 196-203.
Goldene Regel der Antiseptik
Nicht das wirksamste Antiseptikum
ist am geeignetsten,
sondern das geeignetste Antiseptikum
ist am besten.
Axel Kramer
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