Infoblatt: (Wald-)Ameisen – die heimlichen Herrscher des Waldes Hrsg.: Landratsamt München – Naturschutz, Forstrecht und Landwirtschaftsrecht Stand: Oktober 2012 Ameisen gehören zu den heimlichen Herrschern unserer Erde. Weltweit gibt es rund 10.000 Arten, die nahezu alle Winkel des Planeten besiedeln. In Europa sind etwa 200, in Deutschland 111 Arten registriert. Bereits jedes Kind kennt die sechsbeinigen Krabbeltiere und bewundert ihre Fähigkeiten. Nesthügel der Kahlrückigen Waldameise Wagner Rund um Haus und Garten empfinden wir Ameisen aber nicht selten als lästig. Dabei gehören Ameisen in jeden naturgemäßen Garten. Als Allesfresser erbeuten sie nämlich nicht nur große Mengen schädlicher Insekten, sie verwerten auch Tierleichen was ihnen den Titel der Gesundheitspolizei eingebracht hat. Daneben sind Ameisen selbst wichtige Nahrung für viele Tierarten wie z. B. Spechte. Zudem haben Ameisen eine besondere Bedeutung für die Verbreitung und das Wachstum von zahlreichen Pflanzenarten. So ist ein Großteil der heimischen Frühblüher ausschießlich auf die Verbreitung durch die kleinen Krabbler angewiesen. Ameisengänge durchlüften den Boden vergleichbar denen der Regenwürmer, weshalb Gräser, Stauden und Gehölze in ameisenreichen Gegenden deutlich üppiger gedeihen. Auch die meisten unserer Wälder beherrbergen Ameisenstaaten. Dreizehn der heimischen Waldameisenarten beeindrucken vor allem durch auffällige Nesthügel, die nicht selten Höhen von bis zu zwei Metern erreichen. WALDAMEISEN UND IHRE BAUTEN SIND GESETZLICH GESCHÜTZT Seit nunmehr über 200 Jahren stehen die hügelbauenden Waldameisen unter Naturschutz, doch das konnte nicht verhindern, dass die Bestände in den letzten Jahrzehnten immer stärker zurückgegangen sind. Fünf Arten gelten mittlerweile in Bayern als gefährdet oder stark gefährdet, zwei Arten sind sogar vom Aussterben bedroht. Mit der Furchenlippigen Kerbameise (Formica pressilabris) ist eine Art bereits ausgestorben. Die Gründe für den enormen Rückgang sind vielfältig. Neben der direkten Zerstörung von Nestern durch Baumaßnahmen sowie unachtsam durchgeführte Forstarbeiten (Holzeinschlag, Holzrücken), fallen viele Völker vor allem dem Verlust an geeigneten Lebensräumen und dem Einsatz von Insektiziden zur Bekämpfung von Forstschädlingen zum Opfer. Immer wieder kommt es aber auch zu mutwilligen Beschädigungen von Nestern durch Menschen. Mariahilfplatz 17 81541 München Telefon 089 6221-0 -2Nicht zuletzt deshalb sind alle Hügel bauenden Waldameisenarten mit Ausnahme der Blutroten Raubameise (Formica sanguinea) nach der Verordnung zur Neufassung der Bundesartenschutzverordnung und zur Anpassung weiterer Rechtsvorschriften vom 16. Februar 2005 (BGBl. I S. 258, ber. S. 896 / FNA 791-8-1) besonders geschützt. Gemäß § 44 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) ist es verboten, Exemplaren der Waldameisenarten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten. Zudem ist auch die Entnahme, Beschädigung und Zerstörung ihrer Ruheund Fortpflanzungsstätten verboten. Ausnahmen von diesen Verboten können bei der Regierung von Oberbayern beantragt werden. Verstöße gegen diese Vorschriften stellen eine Ordnungswidrigkeit dar. Rote Waldameise © Michael Hanselmann Waldameisen bei der Sonnung © Isi WISSEN RUND UM (WALD-)AMEISEN Beschäftigt man sich mit (Wald-)Ameisen wird einem schnell klar, dass es sich um Insekten mit ganz besonderen Fähigkeiten handelt. Nachfolgen haben wir ein paar interessante Informationen für Sie zusammengestellt: Wie Wespen, Hornissen, Hummeln und Bienen gehören Ameisen zur Insektenordnung der Hautflügler. Waldameisenvölker bestehen aus drei gut unterscheidbaren Formen: Mittelpunkt des Nestes ist die Königin. In Abhängigkeit von der Ameisenart kann ein Volk auch hunderte Königinnen haben. Königinnen haben einen glänzenden Hinterleib und sind größer als Arbeiterinnen. Jungköniginnen besitzen Flügel. Sie werden nur einmal im Leben beim Hochzeitsflug durch die Männchen begattet. Vor der Nestgründung brechen sie ihre Flügel ab. Nur die Königinnen legen Eier. Aus befruchteten Eiern schlüpfen Arbeiterinnen kunstvoller Biberdamm © Wagner oder Königinnen, aus unbefruchteten Männchen. Waldameisenköniginnen werden bis zu 25 Jahre alt. Das Gros des Ameisenstaates besteht aus flügellosen Arbeiterinnen. Sie bauen das Nest, verteidigen es, suchen nach Nahrung und füttern Königin und Brut. Arbeiterinnen der Waldameisen können bis zu 6 Jahre alt werden. Männchen sind kleiner als die Königin aber größer als Arbeiterinnen und immer geflügelt. Bei den Waldameisen gibt es sie nur im Frühjahr und Frühsommer. In einem Waldameisennest können bis zu einer Million Tiere leben. Häufig bildet ein Baumstumpf den Mittelpunkt eines Waldameisennestes. Die Nestkuppe dient der Temperaturregulation des von zahlreichen Gängen und Kammern durchzogenen Nestinneren. Im zeitigen Frühjahr sonnen sich die Ameisen auf der Nestkuppe und tragen anschließend die Wärme ins Nest. Unter der Kuppe reicht das Nest bis zu zwei Meter tief in den Boden. Seitwärts reicht das Nest deutlich über die Fläche der Kuppe hinaus. In unterirdischen Kammern werden Eier und Puppen umsorgt. Ameisen verständigen sich durch chemische Duftstoffe. Dazu nutzen Sie acht Duftdrüsen. Waldameisen ernähren sich vor allem von anderen Insekten und Honigtau. Ein großes Waldameisenvolk kann an einem Tag bis zu 100.000 Insekten erbeuten. Im Laufe eines Jahres kommen so bis zu 28 Kilogramm Insekten und andere Tiere zusammen. -3 Pro Jahr sammelt ein großes Waldameisenvolk zudem bis zu 200 Liter Honigtau. In der Nähe von Waldameisenkolonien produzieren Bienenvölker mehr Honig. Waldameisenarten können das 40ig-fache ihres Eigengewichts tragen. ZUM SCHLUSS NOCH EINE BITTE AN SIE: Wenn sie die Gefährdung oder Zerstörung eines Waldameisennestes befürchten, melden Sie dies bitte der Unteren Naturschutzbehörde. ANSPRECHPARTNER Herr Wagner Telefon: 089 / 6221-2367 Fax: 089 / 6221 44-2367 Zimmer: F 219 Fachbereich: 6.3 E-Mail: [email protected] Interessante Informationen zu Waldameisen finden Sie auch unter http://www.ameisenfreunde.de/