Forschung - Virologie: Krebsauslösendes Gen IFR3 identifiziert Die Bedeutung einiger Virenstämme bei der Entstehung von Krebserkrankungen wird schon seit einigen Jahren beschrieben. Als eine der bekanntesten Erkrankungen sind bestimmte Lymphomerkrankungen zu nennen, die auch vermehrt bei HIV-Infizierten auftreten. Weltweit suchen Wissenschaftler nun nach den Mechanismen der Virengene, wie sie die Wirtszelle angreifen und dort das Erbmaterial verändern können und dadurch Krebszellen wachsen können. So können neue Wirkstoffe zur Krebsbekämpfung gezielt eingesetzt werden oder Medikamente, die eine Immunantwort auf diese bieten, um sie unschädlich zu machen. 80 Gene gefunden, die der Virus in Zellen einschleust Dass der humane Herpes-Virus Typ 8 (HHV8) oder auch Kaposi-Sarkom assoziierte Herpes Virus (KSHV) genannt, eine Rolle bei der Entstehung des primären Effusionslymphom (Body Cavity Based Lymphoma - BCBL), des Morbus Castleman (Multicentric Castleman Disease MCD), bzw. von Kaposi-Sarkomen (KS) spielen kann, war HHV8 als neue Herpes Viren Familie bereits bekannt. Forscher der Mainzer Akademie und der Quelle: AIDS Images Library Uniklinik Erlangen haben ein Gen der Viren identifiziert, welches diese Krebszellen wachsen lässt. Zusätzlich erkannten und kartierten sie 80 Gene, die das Virus in infizierte Körperzellen einschleust. Bei dem Krebsgen handelt es sich um den Interferon-regulatorischen Faktor 3 (IFR3), berichtet ein Team um Prof. Dr. Michael Stürzl von der Abteilung für Molekulare und Experimentelle Chirurgie und PD Dr. Frank Neipel von der Arbeitsstelle "Neue persistierende Viren" der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, am Virologischen Institut des Universitätsklinikums Erlangen in den renommierten Fachzeitschriften "Blood" beziehungsweise "Journal of Virology". IRF3 durch RNA- Interferenz ausschalten Wird der Interferon- regulatorische Faktor 3 (interferon regulatory factor 3 - IRF3) durch eine RNA- Interferenz ausgeschaltet, gehen die Krebszellen in den programmierten Zelltot (Apoptose) über und sterben ab, berichten die Forscher. Hier spielt der Signalrezeptor vasculärer endothelialer growth factor (VEGF) eine große Rolle. KSHV / HHV8 im HIV-assoziierten "Auch wenn wir die Mechanismen dahinter noch nicht MCD - Quelle: AIDS Images Library komplett verstehen, ist diese Entdeckung wichtig", sagt Frank Neipel. "Schließlich ist jedes Gen ein potenzieller Angriffspunkt für eine Therapie." Das Kaposi-Sarkom (KS) ist weltweit einer der häufigsten Tumoren. In Europa tritt er vor allem im Zusammenhang mit der Immunschwächekrankheit Aids auf. Neipel: "In einem nächsten Schritt wollen wir nun genauer wissen, wie das Krebsgen und die Entstehung von Tumoren genau zusammenhängen." Scheinbar gibt es dabei eine Querverbindung zwischen Immunabwehr und der Entstehung von Krebs: Normalerweise wehrt sich eine Zelle, wenn ein Virus in sie eindringt. Das humane Herpes-Virus Typ 8 (HHV8) oder auch Kaposi-Sarkom assoziierte Herpes Virus (KSHV) jedoch versucht, das Immunsystem "auszutricksen". Es produziert Proteine, die denen der Körperzelle sehr ähnlich sind, aber eine gegenteilige Wirkung haben. Die antivirale Abwehr wird lahm gelegt, so dass schließlich der Tumor wachsen kann. Wissenschaftler der MH- Hannover konnten in einer anderen wissenschaftlichen Arbeit zeigen, dass das Protein K15 in Zellen von Kaposi-Sarkomen (KS) während ihres latenten Virenlebenszyklus beständig neu kombiniert werden und nach Beginn des lytischen (Zellzerstörenden) Virenlebenszyklus durch Butyrate (Buttersäure) überreguliert werden können und nicht durch das lytische Schalterprotein von KSHV, ORF50/RTA. Die Resultate zeigten, dass K15 in der Lage ist, einige für Entzündungen stehende zelluläre Gene einschließlich dscr1 und cox2 zu produzieren, zwei abwärts gerichtete Signalrezeptoren (Targets) des vasculären endothelialen growth factor (VEGF). Die Versuche können aber bis jetzt nur im Labor durchgeführt werden. persistierender Viren bei Immunschwäche und Tumorkrankheiten erforschen http://www.mensch-und-krebs.de/modules.php?op=modload&name=PagEd&file=index&printerfriendly=2&page_id=411 Page 1 / 2 Die Arbeitsstelle "Neue persistierende Viren" der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz ist an der Medizinischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg angesiedelt. Das Forschungsprogramm ist darauf ausgelegt, die krankmachende Rolle neuer chronisch persistierender Viren bei Immunschwäche und Tumorkrankheiten des blutbildenden Systems zu untersuchen und neue Therapieverfahren zu erforschen. Es wird im Akademienprogramm gefördert. Lymphknoten-Biopsie beim MCD Quelle: AIDS Images Library Kontakt: Petra Plättner Pressestelle der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Geschwister-Scholl-Straße 2 55131 Mainz Tel. 06131 577-102 [email protected] oder PD Dr. Frank Neipel Inst. f. Klin. u. Molekulare Virologie der Friedrich-Alexander-Universität Schloßgarten 4 91054 Erlangen Tel. 09131 8523786 [email protected] Aktualisiert Donnerstag, 13. März 2008 Autor: Pressemitteilung: Detlef Höwing 3393 Mal gelesen Weblinks: Werbung: Schließen http://www.mensch-und-krebs.de/modules.php?op=modload&name=PagEd&file=index&printerfriendly=2&page_id=411 Page 2 / 2