Ihre Chancen und ihre Grenzen - Allgeier

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ASTROLOGIE
&
WISSEN
Die astrologische Prognose
Ihre Chancen und ihre Grenzen
VON
m i c h a e l
W
A l l g e i e r
as kann die Astrologie, wo
liegen ihre Chancen, wo ihre
Grenzen? Ein Frage, die eigentlich so alt ist wie die Astrologie
selbst, die immerhin die älteste Wissenschaft der Menschheit ist. Schon
immer waren die Menschen verblüfft
über den reichen und sehr präzisen
Inhalt der Astrologie, der weit über jede Wahrsagerei hinausgeht. Die Realität, das Innere der Menschen und ihre
Lebensthemen spiegeln sich tatsächlich im Sternenhimmel und dem Lauf
der Planeten wider. Das ist letztlich
auch der tiefere Grund
dafür, warum die
Astrologie
alle ihre
Krisen
überwinden
konnte.
Selbst
die
Epoche
der Aufklärung,
die kausales
naturwissenschaftliches Denken
zur Maxime erhob, konnte sie nicht
völlig zerstören. Ebenso wenig die
vielen schlechten Astrologen der Geschichte. Insgeheim spüren auch die
Menschen, die stark an ihr zweifeln,
dass sie ein wunderbares, geheimes
Wissen in sich birgt, ein Wissen, das
auch die besten Astrologen der Welt
noch nicht völlig entschlüsselt haben.
Es scheint so unendlich wie der Sternenhimmel selbst.
Astrologie kann auf jeden Fall
mehr, als wir annehmen. Aber manchmal haben wir Menschen auch den
Wunsch Dinge zu erfahren, etwa wie
unser Schicksal verlaufen wird, wann
der Zeitpunkt unseres Todes gekommen ist, die im göttlichen Plan nicht
vorgesehen sind. Denn eine persönliche Entwicklung, nicht nur durch dieses, sondern durch mehrere Leben
hindurch, bedarf einer gewissen Freiheit und Selbstverantwortung. Mit
dieser Freiheit, mit dem Einsatz unseres Willens, schaffen wir wiederum
unser Karma. Mit der Bewältigung unseres Karmas wandelt sich möglicherweise auch unser Horoskop, eher sehr
langsam, von Leben zu Leben. Unser
Geburtshoroskop ist stets das Zeugnis
des letzten Lebens und gleichzeitig die
Basis, die Startvorgabe für das neue.
In ihm finden sich tief eingegrabene
Anlagen, Charakterzüge und Prägungen, deren zeitliche Auswirkungen das
Schicksal prägen. Auf dieser Basis arbeitet der klassische Astrologe. Er versucht den Menschen durch das Horoskop zu begreifen und setzt dieses unter anderem in Bezug zum vergangenen, aktuellen oder künftigen
Sternenhimmel.
In der Geschichte der ernsthaft betrie-
benen Astrologie ist man nahezu immer von der Willens- und Schicksalsfreiheit des Menschen ausgegangen.
Der Mensch geht seinen Weg, dessen
Ausgang er selbst bestimmt, allerdings
im Rahmen seiner Anlagen und Möglichkeiten. Die Frage, die uns auch
heute noch beschäftigt, ist deshalb:
Wie groß ist die persönliche Willensfreiheit, die eben eingeschränkt ist,
durch spezielle Charakterzüge, den
persönlichen Entwicklungsstand und
auch durch äußere Lebensumstände.
Im Großen und Ganzen hat der
Mensch durch seine Bewusstheit, die
eben beim einen stärker, beim anderen
schwächer ist, aber die Chance, sich
etwa gegen eigene destruktive Neigungen zu entscheiden. Sein Wille
kann manchmal Berge versetzen und
erlaubt ihm sogar, über den eigenen
Schatten zu springen.
Wir gestalten unser Leben also in
jedem Moment selbst, stehen aber
auch gleichzeitig unter dem permanenten Einfluss der Sterne, die letztlich aber immer nur das auslösen und
ansprechen können, was bereits in uns
angelegt ist.
Da wir dem Menschen die Willensfreiheit zugestehen, kann eine astrologische Prognose immer nur im Konjunktiv stattfinden. Wir sehen bei einem Klienten z.B. dass er einen sehr
kritischen Mars-Transit durch sein 7.
Haus, den Bereich des Du, der Partnerschaft bekommt. Vereinfacht gesagt,
ASTROLOGIE
könnte es jetzt vermehrt zu Streitereien und Auseinandersetzungen in
der Partnerschaft kommen, sofern er
überhaupt in einer Beziehung lebt.
Bei einem Menschen, der sich gerade in einer sehr schwierigen Situation in seiner Beziehung befindet,
kann dieser Mars vielleicht sogar das
Ende der Beziehung bedeuten. Bei
einem anderen wird die Beziehung
jetzt möglicherweise nur lebendiger
und anstrengender. Die realen Auslösungen dieses Transits können sehr
unterschiedlich sein, je nachdem,
welche Anlage man persönlich besitzt bzw. der Partner und in welcher
Lebenssituation man sich befindet.
Viele Informationen lassen viele
Auslösungsmöglichkeiten zu.
Wissen tun wir Astrologen jedoch,
dass durch diesen Mars Anfeindungen von außen kommen können und
dass die Wahrscheinlichkeit, dass es
in der Partnerschaft jetzt gewaltig
kracht, doch sehr groß ist. Denn es
dürfte kaum Paare auf dieser Welt
geben, bei denen alles in Ordnung
ist und bei denen es keine in irgendeiner Form ungelösten Konflikte
gibt. Soweit dürfen wir uns mit unserer Prognose auf jeden Fall herauswagen.
Der Klient, der um das Risiko dieses Transits weiß, kann jetzt insofern
darauf reagieren, dass er in dieser
Zeit etwa bewusst auf die Bedürfnisse seines Partners eingeht, mehr den
Kompromiss als das Trennende sucht
und auch einmal bereit ist, zurückzustecken, wenn es um Interessen
und Wünsche geht, die sich entgegenstehen. Das wird ihm
schwerfallen, lohnt sich
aber auf jeden Fall.
Wer einen solch
schwierigen Transit
auf diese Weise
bewältigen
kann, der vollzieht letztlich
einen großen
Schritt in seiner Persönlichkeitsentwicklung und auch
in seiner Partnerschaft.
Ein Astrologe,
der ein Horoskop vor
sich hat, kann an diesem nicht ersehen, ob es
sich um ein weibliches oder männliches handelt. Er kann auch nicht erkennen, welchen Entwicklungsstand
die Person hat, die sich dahinter verbirgt. Also braucht ein Astrologe
auch stets Informationen von seinem
Klienten, insbesondere über dessen
aktuelle Lebenssituationen. Andernfalls kann er nur allgemein über
Themen sprechen, mit denen sein
Klient jetzt und künftig konfrontiert
wird. Er kann Warnungen, Möglichkeiten und Chancen aussprechen.
Mehr aber nicht.
Ein guter und erfahrener Astrologe wird im persönlichen Gespräch
erst einmal versuchen, in das Leben
seines Klienten hineinzufinden. Er
muss erforschen, wo er steht, was
ihn bewegt, welche Wünsche er hat.
Jetzt erst wird das Horoskop richtig
lebendig, erstaunlich lebendig. Es
tauchen im Horoskop Situationen
und Menschen, dramatische Ereignisse, Sehnsüchte und Blockaden
auf, die sich hinter den Symbolen
verbergen. Jetzt ist der Astrologe im
Leben seines Klienten angekommen,
er befindet sich in seiner Welt und
kann nun zu seinem Mitstreiter werden, ihm die Augen für Dinge öffnen, die ihm entgangen sind. Er
kann ihm vielleicht den tieferen
Grund für bestimmte Lebensvorgänge erklären, ihm den Blick für ein
besseres Leben öffnen. Er kann sagen: Steig in diesen Zug ein, er wird
Dich an Deine Ziele bringen. Ja, die
Astrologie ist einfach wunderbar!
&
WISSEN
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Astrologie vertiefen
Folge 1
Das Denken in Analogien
Um die Astrologie zu verstehen, müssen
wir ihre Sprache verstehen. Sie ist eine
alte symbolische, totemistische Sprache,
die aus einer Zeit stammt, in der die Menschen noch ein tieferes Verständnis zur
Natur besaßen.
In der Astrologie denken wir sozusagen
in Analogien, das heißt in Entsprechungen. Ruediger Dahlke sprach in diesem
Zusammenhang vom „senkrechten Weltbild“, das im Gegensatz zum „waagrechten Weltbild“ steht, das unserem kausalen, naturwissenschaftlichen Denken entspricht. Grob gesagt, liegen unserem gewohnten kausalem Denken äußerliche
Gleichheiten zugrunde, die sich auf einer
Ebene befinden. Beispiel: Der Delfin, der
Elefant, der Hund, die Katze, das Pferd
sind Tiere, die der Gruppe der Säugetiere
angehören.
Die Astrologie und ihr analoges Denken
bahnt sich ihren Weg dagegen senkrecht
durch die Natur. Beispiel: Die Farbe Rot, das
Eisen, der Krieger, der Trieb, der Wille, die
Durchsetzungskraft, das Feuer, die Muskeln, die roten Blutkörperchen, der Eroberer, Schlachthäuser, Schlachtfelder, die
Brennnessel, der Magnetstein usw. entsprechen dem Mars-Prinzip. In der Astrologie wenden wir uns von äußeren Zugehörigkeiten ab, um uns inneren zuzuwenden.
Äußerlich scheinbar völlig Unterschiedliches, hat hier eine innere Verwandtschaft,
eine Analogie, eine Entsprechung.
Die Planeten verkörpern eine Art Wesenheit,
die sich eben in Dingen, Ereignissen, Situationen, Pflanzen, Tieren und Menschen verwirklichen und auftauchen können.
Wer in Analogien denken kann, dem
wird die Welt in Symbolen und Bildern
begegnen, der wird die inneren Vorgänge
und damit die Welt hinter dem Sichtbaren, der kausalen Welt, erblicken.
Goethe, selbst ein ausgezeichneter Astrologe, sagte zum Analogieprinzip: „...
müssen im Naturbetrachten immer eins
wie alles achten: nichts ist drinnen, nichts
ist draußen; denn was innen, das ist außen.“
Wer die Astrologie gut beherrschen will,
der muss also in Analogien denken lernen. Grundvoraussetzung dafür ist wiederum das Wissen um die verschiedenen
Entsprechungen der Symbole und deren
Bilder.
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