Infektionsquelle Hand Manfred H. Wolff Institut für Mikrobiologie und Virologie Universität Witten/ Herdecke 32. Fortbildung für Pflegende Kassel 03. September 2010 Nosokomiale Infektionen • In der Bundesrepublik jährlich zwischen 600 000‐ 800 000 60 000 auf Intensivstationen 40 000 sterben • 50% nosokomialer Sepsis und Pneumonie haben einen letalen Ausgang • 1/3 sind durch Hygienemaßnahmen vermeidbar Die häufigsten nosokomialen Infektionen und ihre Erreger Harnwege 42,2% E. coli (40,5%) Enterococcus (19,8%) Staph. aureus (11,1%) Untere Atemwege 20,8% Pseudomonas (18%) Enterococcus (14%) Klebsiella (12%) Wunde 15,9% Staph.aureus (22,5%) Enteroccus (12,6%) Pseudomonas (12,6%) Sepsis 8,4% Koagulase-negative Staphylokken (13%) Staph. aureus (6%) E. Coli (5%) Darunter multiresistente Erreger (MRSA, VRE, ESBL) Nosokomiale Viruserkrankungen • 5% aller nosokomialen Infektionen im gynäkologischen, chirurgischen und inneren Bereich sind viralen Ursprungs • 40% in der Kinderheilkunde Wichtigste virale Infektionen im Krankenhaus Übertragung durch Blut Hepatitis B Virus Hepatitis C Virus fäkal /orale Übertragung Noroviren Rotaviren Kontaktübertragung Herpesviren Adenoviren Hände sind das wichtigste Instrument des medizinischen Personals • Hände sind permanent mit Mikroorganismen besiedelt • Residente und transiente Hautflora Hände sind das schwächste Glied in der Hygienekette 90 % aller nosokomialen Infektionen sind auf die Übertragung durch kontaminierte Hände zurück zu führen (HygMed 2005;30.305) Auf der Hand befinden sich bis zu 10 Mio Bakterien pro cm² Die Anzahl der Bakterien unter einem Ring entspricht der Bevölkerung Europas 700 000 000 Anzahl der Bakterien unter einem Fingernagel entspricht der Bevölkerung der BRD 81 000 000 Mikrobielle Besiedlung der Hände des Personals einer Intensivstation* Goethe hatte recht: „ Blut ist ein besonderer Saft“ aber…………. Blut kann infektiös sein Händekontakt mit Blut ohne Differenzierung des Infektionsrisikos invasive Radiologie 3% Chirurgie 50% Geburtshilfe 71% Währen der Operationen bis zu 17% Perforationen der Op‐ Handschuh Bei 13% der Operateure Blut unter dem Handschuh nachweisbar 83 % der Operateure bemerken die Perforationen der Handschuh nicht Virusmenge in einem Blutstropfen HIV 3x105 HBV 3x108 HBV Infektiösität 1 Tropfe Blut Badewanne 250 l Jeder Tropfen Wasser infektiös ! Nackte und umhüllte Viren Lipophile Viren‐ Hydrophile Viren Umhüllte Viren lipophile Eigenschaften Unbehüllte Viren‐ hydrophile Eigenschaften • Merke: Je lipophiler das Virus, desto geringer ist seine Stabilität, insbesondere gegenüber chemischen Noxen Wirkspektrum von Desinfektionsmitteln gegen Viren „viruzid“‐ wirksam gegen unbehüllte Viren „begrenzt viruzid“‐ wirksam gegen behüllte Viren Probleme bei der Übertragung darmpathogener Erreger • Mikroorganismen werden in großer Zahl ausgeschieden werden • Mikroorganismen besitzen eine hohe Umwelt‐ und Trockenstabilität • Infektionsdosis Mikroorganismen im Stuhl bei akuter Erkrankung • E. coli >107/g Stuhl • Salmonellen >107/g Stuhl • Enterokokken >108/g Stuhl • Noroviren 1010 bis 1011/ g Stuhl • Rotaviren 1010 bis 1012/ g Stuhl • Hepatitis A Virus 1012 bis 1014/ g Stuhl Infektionsdosen • • • • • Shigellen 10‐100 Amöben 10‐100 Noroviren 10‐100 Salmonellen 10 000‐1 00 000 Choleravibrionen > 1 000 000 Übertragung durch die Hände Phagenversuch (Türklinke) Phagenversuch (Türklinke) Phagenversuch:Hände Phagenversuch (Hände) Virusverbreitung Phagenversuch Händewaschen Phagenversuch (Händewaschen) Phagenversuch (Station) Phagenisolierung nach 6 Stunden Händewaschen Die Hände in Unschuld zu waschen hat noch nie viel gebracht Händewaschen • Die Händewaschung ist keine Alternative zur Händedesinfektion • Sie dient lediglich der Reinigung der Hände z. B. vor Arbeitsbeginn und nach Arbeitsende • Bakterien und Viren werden zwar von den Händen entfernt, werden aber nicht sicher abgetötet oder inaktiviert Händewaschen • Keimzahlreduktion mindestens zwei 10er Potenzen schlechter als durch Desinfektion • Dauert dreimallänger als Desinfektion‐ Gefahr der unzureichenden Ausführung • Entfettet die Haut. Schrundige Haut weniger effizient zu desinfizieren • Kontamination des Waschplatz Händewaschen 5 Sekunden waschen 30 Sekunden waschen katholisch und evangelische Händedesinfektion Hygiene Der bösen Taten gutes Ende: Man wäscht in Unschuld sich die Hände Der wahre Weise bleibt da skeptisch Auch Unschuld ist nicht antiseptisch Eugen Roth