Die Schwerminerale der leukokraten Rhönvulkanite und ihre Bedeutung für die Petrogenese der vulkanischen Rhön Den Naturwissenschaftlichen Fakultäten der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zur Erlangung des Doktorgrades vorgelegt von Wolfgang Köhler aus Herzogenaurach I Inhaltsverzeichnis Seite 1. Aufgabenstellung und Einleitung 1.1. Aufgabenstellung 1.2. Einleitung mit geologischer und petrologischer Übersicht l l 2 2. Probennahme, Probenaufbereitung 2.1. Probenliste 2.2. Probenaufbereitung 2.2.1. Isolierung der Schwerminerale 2.2.2. Schwermineralgehalte 4 4 5 5 6 3. Geochemie und Gesteinsklassifizierung 3.1. Ergebnisse der Röntgenfluoreszenzanalyse 3.1.1. Hauptelemente 3.1.2. Spurenelemente 3.1.3. CIPW-Normberechnung 3.2. Literaturdaten und Diskussion 3.3. Gesteinsklassifizierung 3.3.1. Das TAS-Diagramm 3.3.2. Das Zr/TiO2-Diagramm 3.3.3. Der agpaitische Koeffizient 3.3.4. Diskussion der Klassifizierungsmethoden 3.3.5. Mediananalyse der Gesteinsklassifizierung nach dem TAS-Diagramm 3.4. Die Zentral-Zonierung der Rhönvulkanite 9 10 10 12 15 16 19 19 21 22 25 4. Phasenanalyse 4.1. Analysenmethoden 4.1.1. Durchlichtmikroskopie 4.1.1.1. Ergebnisse der Durchlichtmikroskopie 4.1.2. Röntgendiffraktometrie 4.1.2.1. Ergebnisse der Röntgendiffraktometrie 4.1.2.2. Diskussion der Ergebnisse 4.1.3. Elektronenstrahl-Mikroanalyse 4.1.3.1. Probenpräparation und Meßmethode 4.1.3.2. Meßgenauigkeit, Eichung 4.1.3.3. Ergebnisse der Mikroanalyse, Zusammenfassung 29 29 29 29 30 30 32 33 33 34 39 5. Schwerminerale der Proben 5.1. Pyroxene 5.1.1. Meßergebnisse Rhön 5.1.1.1. Zur Nomenklatur der Pyroxene 5.1.2. Statistische Datenbetrachtung 5.1.2.1. Der t-Test 5.1.2.2. Der U-Test 5.1.2.3. Der Median-Test 5.1.2.4. T-Test für die Ägirine 5.1.3. Literaturdaten und Diskussion 5.1.3.1. Zirkoniumgehalt der Pyroxene 40 40 40 46 50 51 52 52 54 55 57 26 27 II Seite 5.2. Apatit 5.2.1. Meßergebnisse Rhön 5.2.2. Statistische Datenbetrachtung 5.2.3. Literaturdaten und Diskussion 5.2.3.1. Vergleich der Ce-Gehalte mit Literaturwerten 5.3. Titanit 5.3.1. Titanite mit niedrigem SE-Gehalt 5.3.2. Titanit mit hohem SE-Gehalt 5.4. Olivin 5.4.1. Meßwerte Rhön 5.4.2. Literaturdaten und Diskussion 5.5. Zirkon 5.5.1. Meßergebnisse Rhön 5.5.2. Literaturdaten und Diskussion 5.6. Magnetit 5.6.1. Meßergebnisse Rhön 5.6.2. Literaturdaten und Diskussion 5.7. Andalusit 5.8. Ilmenit 5.9. Pyrit 59 59 62 64 66 67 67 70 72 72 72 74 74 74 76 76 76 78 78 79 6. Helle Gemengteile der Proben 6.1. Nephelin 6.2. Analeim 6.3. Sodalith 6.4. Feldspäte 80 80 81 82 83 7. Magmenentwicklung und Petrogenese der Rhönvulkanite 7.1. SB-Systematics der untersuchten Proben 7.2. Rückschlüsse auf die Magmenentwicklung durch das K/RbVerhältnis 7.3. Vergleich der Rhönentwicklung mit einer Differentiationsfolge aus der Eifel 7.4. Schlußfolgerungen für die Genese der Rhönvulkanite 7.4.1. Massenbilanz zweier Differentiationsbeispiele 7.4.1.a. Die Differentiation Trachyandesit-Trachyt 7.4.1.b. Die Differentiation Trachyandesit-Phonolith 7.4.2. Genesetheorie aus den gewonnenen Daten 7.4.2.1. Konsequenzen aus den geochemischen Daten 7.4.2.2. Konsequenzen aus den Mineralanalysen 85 85 88 91 92 92 92 93 95 96 96 8. Zusammenfassung 99 9. Literaturverzeichnis 101 10. Anhang 108 . 1. Aufgabenstellung und Einleitung 1 1.1. Aufgabenstellung Die vulkanische Rhön zeigt auf relativ engem Raum ein weites Spektrum unterschiedlichster Vulkanite. Es reicht von untersättigten ultrabasischen Foiditen, über intermediäre Phonolithe bis zu sauren Trachyten. Die Petrogenese, speziell der Phonolithe, ist noch umstritten, jedoch scheint festzustehen, daß die Phonolithe aus einem primären Magma durch Differentiation, wie auch immer, entstanden sind. Um die Differentiationsprozesse, die zur Bildung der Phonolithe führten, weiter zu erhellen, werden in dieser Arbeit 34 Phonolithe, Trachyte und Trachyandesite näher untersucht, sowie ergänzend 4 Foidite und Tephrite. Die Gesteinsklassifizierung erfolgt über die chemische Analyse der Gesteine, sowie die polarisationsmikroskopische Untersuchung von Dünnschliffen und die Röntgendiffraktometrie, wobei die Kombination verschiedener Analysenmethoden Rückschlüsse auf die Verwendbarkeit chemischer Klassifizierungsmethoden erlauben soll. Da die Differentiationsmechanismen z.T. auf die jeweils gebildeten Minerale zurückgeführt werden, wurden mittels Rasterelektronenmikroskopie und Mikroanalyse vor allem die Schwerminerale näher untersucht. Ergänzend sind auch die Analysen von Leichtmineralen, die zwangsläufig als "Verunreinigungen" bei der Aufbereitung des Schwermineralkonzentrates anfallen, mit aufgeführt. Mittels Röntgenfluoreszenzanalyse wurden in den Gesteinen neben Hauptelementen die Spurenelemente Rb, Sr, Zr, Nb, Ba und Ce gemessen. den Aus der Kombination von Gesteinschemie und Chemie der Minerale in diesen Gesteinen, können dann Rückschlüsse auf die Differentiationsmechanismen gezogen werden. Neben den eigenen Messungen werden auch Literaturdaten hinzugezogen, um eine größere Datenbasis zu erhalten. Eine zentrosymmetrische Verteilung der Rhönvulkanite beschreiben JÄCKEL (1981) und WALZ (1987). In dieser Arbeit soll dies durch eine breitere Datenbasis näher untersucht werden. MEDUNA (1988) faßt die sieben wesentlichen Phonolith-Genese-Theorien aus der Literatur zusammen. In dieser Arbeit werden die SB-Systematics nach ONUMA et al. (1981) hinzugefügt. Mit den gewonnenen Daten kann die Anwendbarkeit dieses Genesemodelles für die Rhön diskutiert werden. 1. Aufgabenstellung und Einleitung 2 1.2. Einleitung mit geologischer und petrologischer Übersicht: Die Geologie der Rhön wurde umfassend von BÜCKING (1910) beschrieben. Einen knappen Überblick bringt BAUSCH (1978). Hier soll nur eine kurze Zusammenfassung gegeben werden. Die vulkanische Rhön entstand im Miozän bis Pliozän. Am Nordrand der süddeutschen Großscholle liegt sie im Bereich einer Aufbeulungszone, die von einem herzynisch streichendem Grabensystem gekreuzt wird. Des weiteren sind die Eruptionen manchmal auch an rheinisch streichende Verwerfungen geknüpft, was bis zu perlschnurartigen Anordnungen von Einzelschloten führen kann (MARTINI et al., 1970). Heute sind neben großflächigen Deckenergüssen, die vor allem im östlichen Teil die "Hohe Rhön" gestalten, im westlichen Teil viele einzelne Schlote und isolierte Deckenreste, die die "Kuppenrhön" bilden, erhalten. In dieser Arbeit werden die Analysen von 69 Rhönvulkaniten berücksichtigt, von denen 38 vom Autor erstellt wurden, und 31 aus der Literatur übernommen wurden. Das weite Spektrum, das die Gesteine überstreichen, läßt sich gut im TAS-Diagramm nach LE BAS et al. (1986) in der Abbildung 1-1 darstellen. Abb.1-1: 69 Rhönvulkanite im TAS-Diagramm nach LE BAS et al. (1986) Die Erläuterung der einzelnen Felder zeigt die Abbildung 3-6. 1. Aufgabenstellung und Einleitung 3 Ein vereinfachtes Schema der Chronologie der Vulkanite erstellt BAUSCH (1978): Olivinnephelinit Basanit Phonolith / Tephrit - Tuffe Feldspatbasalt - Eruptivbrekzien Dabei ist der Olivinnephelinit stets der jüngste, und der Feldspatbasalt der älteste Erguß. Bei den anderen Gesteinen ist die Abfolge nicht so eindeutig festzulegen. Bei den Mengenverhältnissen überwiegen die basischen Basanite und Olivinnephelinite die Feldspatbasalte bei weitem. Frühere Autoren wie BÜCKING (1910) und EIGENFELD & FICKE (1963) führen viele weitere Gesteinsbezeichnungen wie z.B. Nephelinbasalt, diese sind aber z.T. irreführend (BAUSCH, 1978) oder aber nach neueren Nomenklaturvorschlägen wie dem TAS-Diagramm von LE BAS et al. (1986) nicht mehr gebräuchlich. Bei den Untersuchungen in dieser Arbeit zeigte es sich, daß der Vorschlag von LE BAS et al. (1986), die Einteilung über das Diagramm Summe der Alkalien gegen SiO2 der Petrographie der Rhönvulkanite eher gerecht wird, als die Einteilung von WINCHESTER & FLOYD (1977), über das Diagramm SiO2 gegen das Verhältnis Zr/Ti02. In den folgenden Abbildungen werden die Meßwerte meist für die jeweiligen Gesteinstypen mit unterschiedlichen Signaturen dargestellt. Gleichzeitig werden in den Tabellen zum Teil Abkürzungen der Gesteinsbezeichnungen angeführt. Es gilt nach dem Vorschlag von LE BAS et al. (1986): 2. Probennahme, Probenaufbereitung 4 2. Probennahme, Probenaufbereitung Neun Proben waren bereits am Mineralogischen Institut Erlangen vorhanden, sie wurden von früheren Bearbeitern der Rhönvulkanite übernommen. Die restlichen 29 Proben wurden vom Autor gesammelt. Dabei diente die Abbildung 5 aus der Arbeit von BAUSCH (1978) als Grundlage, die die ungefähre Verteilung der tertiären Rhönvulkanite zeigt. Für geochemische Aussagen wurden Gesamtanalysen von nicht beprobten Fundorten von FICKE (1961) hinzugenommen. 2.1. Probenliste Tabelle 2-1: Fundorte und Gauss-Krüger-Koordinaten der Proben Probe Fundort Rechtswert Hochwert WK01 Milseburg 35637 56014 WK02 Teufelstein SE 35635 55985 WK03 Steinwand 35614 55988 WK04 Abtsroda 35655 55974 WK05 Weiherhof E 35720 55950 WK06 Wasserkuppe SW 35663 55958 WK07 Linz-Berg 35598 56125 WK08 Mosbach-Rodenbach 35676 55890 WK09 Kl. Nallenberg 35626 55891 WK10 Ebersberg 35605 55935 WK11 Poppenhausen NW 35612 55953 WK12 Rupsroth Steinbruch 35667 56023 WK13 Kesselkopf Gipfel 35671 56021 WK14 Aura NW 35690 56058 WK15 Harbach SW 35653 56038 WK16 Hohlstein 35637 56041 WK17 Ziegenkopf 35627 56028 WK18 Bernhardser Kuppe 35680 56073 WK19 Kothenberg 35684 56128 WK20 Dornbuscher Gehäg 35656 56008 WK21 Poppenhausen 35602 55952 WK22 Pferdskopf 35654 55955 WK23 Friedenstein 35600 55985 WK24 Alschberg 35577 55991 WK25 Maulkuppe 35623 55995 WK26 Eselsbrunn E 35635 55995 WK27 Bubenbader Stein 35646 56007 WK28 Milseburg Nordhang 35635 56018 WK29 Hauenstein 35626 56006 WK30 Abtsroda 35655 55974 WK31 Haselstein 35602 56165 WK32 Findloser Berg 35696 56013 WK33 Unterbernhards 35677 56063 WK34 Stellberg 35620 56006 WK35 Dalherda Kuppe 35588 55864 WK36 Rößberg 35645 56115 WK37 Lesberg 35601 56157 WK38 Dornbuscher Gehäg 35656 56008 2. Probennahme, Probenaufbereitung 5 Die Tabelle 2-1 enthält die Fundorte der bearbeiteten 38 Proben, außerdem die GaussKrüger-Koordinaten mit einer Genauigkeit von 100 m. Vor allem für die Gesteinsklassifizierung über die Alkali-Gehalte ist es wichtig frisches, d.h. unverwittertes Gestein zu analysieren. Lediglich die Proben WK12-Rupsroth und WK23-Friedenstein konnten in Steinbrüchen den Wänden entnommen werden. Bei den anderen Fundpunkten wurden deshalb entweder aus anstehendem Gestein, nach Abschlagen von sichtbaren Krusten, Proben entnommen, oder aber größere Lesesteine, aus erkennbaren Verbänden heraus, zertrümmert, um die frischeren Kerne zu entnehmen. 2.2. Probenaufbereitung 2.2.1. Isolierung der Schwerminerale Einer groben Reinigung die bereits im Gelände erfolgte, schloß sich im Labor eine Zertrümmerung der bis mehrere dm großen Proben mit einem Hammer an. Es folgte ein Zerkleinern in einer Scheibenmühle auf Korngrößen kleiner als 5 mm. Die harten und scharfkantigen Bruchstücke der Gesteine führten zu einem merklichen Abrieb am Chromnickelstahl der Mühle. Deshalb wurde das Material für die geochemische Analyse, d.h. vor allem für die RFA-Tabletten, von Hand mittels Hammer und Amboss zerkleinert, um eine Kontamination auszuschließen. Das so gewonnene grobe Gut für die RFA-Tabletten und die Glühverlustmessung wurde dann in einer Achatmörsermühle auf die erforderliche Feinheit gemahlen. Die Proben für die Schwermineraltrennung und -Analyse wurden im nächsten Schritt gesiebt. Es folgte eine Trennung in die Fraktionen: < 63 µm , 63 - 125 µm , 125 - 250 µm , 250 - 355 µm , > 355 µm Die Fraktion > 355 µm wurde erneut in der Achatmörsermühle bei Aufgabe von jeweils ca. 30 g ungefähr 5-10 s gemahlen. Anschließend wurde wie beschrieben gesiebt, und der Zyklus wiederholt, bis die gesamte Probe auf eine Korngröße < 355 µm gebracht war. Es folgte das Waschen der Fraktionen > 63 µm in destilliertem Wasser und eine Reinigung der Körner im Ultraschallbad. Ein weiterer Siebdurchgang ergab die endgültigen Fraktionen. Nach dem Trocknen wurden die Schwerminerale, mittels Bromoform der Dichte 2.84 g/ cm3, in Scheidetrichtern abgetrennt. Nach den ersten Untersuchungen im Rasterelektronenmikroskop zeigte es sich, daß nur die Fraktion 63 - 125 µm genügend geeignete Minerale liefert, so daß nur diese Fraktion für die weiteren Untersuchungen herangezogen wurde. Bei den gröberen Fraktionen handelte es sich meist um nicht sauber auflösbare Verwachsungen von Schwer- mit Leichtmineralen. 2. Probennahme, Probenaufbereitung 6 2.2.2. Schwermineralgehalte Die Schwerminerale der nach dem Mahlen und Sieben gewonnenen Fraktionen wurden mit Bromoform abgetrennt. Wie schon erwähnt ist das Mahlgut mit Abrieb der Scheibenmühle verunreinigt. Deshalb ist in der Tabelle 2-2 der Anteil der ferromagnetischen Körner ausgewiesen. In dieser Fraktion befinden sich die "Hobelspäne". Daß dieser Anteil den Rest der Schwerminerale deutlich überwiegen kann, ist ersichtlich. Andererseits muß erwähnt werden, dass der ferromagnetische Magnetit eine wesentliche Komponente im Schwermineralspektrum der Rhönvulkanite ist. Hierin liegt ein kleines Problem der Untersuchungen: a) Wird der ferromagnetische Anteil nicht abgetrennt, sind bei der REM-Analyse kaum genügend Schwerminerale auszumachen. b) Wird er abgetrennt, fehlt ein Teil des Magnetits. Deshalb werden Aussagen über die quantitative Zusammensetzung des Schwermineralspektrums, die sowieso schon problematisch sind, noch schwieriger. So ist z.B. der Verwitterungsgrad der Gesteine kaum festzulegen. Es konnten beim Mahlen durchaus Unterschiede in der Konsistenz der Proben festgestellt werden, jedoch lassen sich daraus kaum Schlüsse ziehen. Andererseits ist klar, daß die z.T. äußerst resistenten Schwerminerale aus einem "angegriffenen" Gestein mit höherer Ausbeute zu isolieren sind, da die Grundmasse (in Bezug auf die Schwerminerale) im allgemeinen leichter verwittert. Genauere quantitative Aussagen über die Zusammensetzung der Gesteine sind möglich, wenn die Vermessung über Dünnschliffe mit der chemischen Zusammensetzung der Minerale und der des Gesteines verbunden wird. Als Beispiel sei der Trachyt WK22 vom Pferdskopf angeführt, der im Dünnschliff zwar viele Pyroxene aufweist, deren sichtbarer Durchmesser aber fast immer kleiner als 63 µm ist. Das Ergebnis ist, daß der gewinnbare Schwermineralgehalt in der Fraktion 63 - 125 µm lediglich 0.3% beträgt. Ein "Auszählen" der Schwerminerale am Rasterelektronenmikroskop analog der Untersuchung von Schwermineralen im Polarisationsmikroskop, wie z.B. bei KUCH (1984), ist jedenfalls nicht zu vertreten. Die in Tabelle 2-2 angeführten Schwermineralgehalte sollen deswegen nur Anhaltspunkte sein, die zeigen, welche Mengen aufgearbeitet werden müßten um weitere Untersuchungsmethoden, wie zum Beispiel die Röntgenfluoreszenzanalyse, anwenden zu können. 7 2. Probennahme, Probenaufbereitung In Tabelle 2-2 sind die ermittelten Schwermineralgehalte aufgelistet. Dabei bedeuten: LM - Leichtmineralanteil HM - Schwermineralanteil FM - Anteil der ferromagnetischen Komponenten Zur Probenbezeichnung tritt die Siebfraktionsbezeichnung hinzu. z.B. WK13-1: Fraktion 63 - 125 µm WK13-2: Fraktion 125 - 250 µm WK13-3: Fraktion 250 - 355 µm Tabelle 2-2: Schwermineralgehalte der Rhönvulkanite Probe Phonolithe: WK01-1 WK02-1 WK03-1 WK03-2 WK13-1 WK13-2 WK13-3 WK17-1 WK17-2 WK25-1 WK26-1 WK27-1 WK27-2 WK28-1 WK29-1 WK34-1 Trachyte WK06-1 WK08-1 WK09-1 WK09-2 WK10-1 WK10-2 WK12-1 WK12-2 WK12-3 WK16-1 WK16-2 WK18-1 WK18-2 WK20-1 WK21-1 WK22-1 WK23-1 WK24-1 WK32-1 WK33-1 LM in % HM in % FM in 99.4 97.2 98.8 99.6 96.7 98.0 99.1 99.9 99.8 96.8 97.8 98.4 99.2 97.8 99.0 96.7 0.2 2.4 1.0 0.4 3.3 2.0 0.9 0.1 0.2 2.7 2.2 1.2 0.8 2.2 0.2 3.1 0.4 0.4 0.2 96.6 97.6 99.5 99.6 99.7 99.7 96.3 98.9 99.5 98.5 99.0 99.2 99.8 96.2 98.7 99.7 99.0 93.0 97.2 98.9 3.0 0.5 0.2 0.4 0.3 0.3 3.7 1.1 0.5 0.8 1.0 0.3 0.2 2.9 1.3 0.3 0.7 3.5 1.0 0.9 0.4 1.9 0.3 0.5 0.4 0.8 0.2 LM Probe in % Trachyandesite : WK04-1 99.0 WK04-1/II 99.8 WK05-1 93.7 WK07-1 99.4 WK07-2 99.5 WK11-1 87.3 WK11-2 93.3 WK11-3 96.3 WK14-1 88.2 WK14-2 91.6 WK14-3 93.2 WK15-1 98.8 WK19-1 97.6 WK19-2 98.0 WK19-3 98.1 WK30-1 98.3 WK31-1 96.7 1.0 0.0 1.3 0.2 0.5 6.2 6.7 3.7 5.8 9.4 6.8 1.2 1.2 2.0 1.9 0.3 0.9 Tephrite WK36-1 WK37-1 45.8 21.7 17.8 78.3 Foidite: WK35-1 WK38-1 16.1 8.9 83.9 89.3 0.7 0.5 0.9 0.3 3.5 1.8 0.2 , HM In % FM in % 0.2 5.0 0.4 6.5 6.0 1.2 1.4 2.4 36.4 1.8 2. Probennahme, Probenaufbereitung 8 Die Tabelle 2-2 gibt, wie schon erwähnt, die nach der beschriebenen Aufbereitungsmethode gewinnbaren Gehalte wieder. Für alle Proben, bei denen mehrere Fraktionen getrennt wurden, gilt, dass der Schwermineralgehalt mit zunehmender Korngröße fällt. Das bedeutet, dass der Großteil der Schwerminerale kleiner als 125 µm ist. Für die Fraktion 63 - 125 µm , die für die weiteren Untersuchungen verwandt wurde, ergaben sich folgende Spannweiten der %-Gehalte : Anmerkung: Ein Olivinmafitit vom Käulingsberg, der in Vorversuchen bearbeitet wurde, hatte einen Schwermineralgehalt von 98.2 %. 3. Geochemie und Gesteinsklassifizierung 9 3. Geochemie und Gesteinsklassifizierung In der Rhön sind stark untersättigte ultrabasische Vulkanite und basische, intermediäre bis saure Gesteine z.T. eng verzahnt. Die geologischen Verhältnisse und die daraus ableitbare Entwicklung der vulkanischen Rhön läßt vermuten, dass sich hier die Differentiation eines großen Magmenkörpers in den Vulkaniten abzeichnet. In der vorliegenden Arbeit werden vor allem die am stärksten differenzierten intermediären bis sauren Trachyandesite, Trachyte und Phonolithe untersucht. Vier ultrabasische Proben, die bei der Probennahme vorsorglich mitgenommen wurden, runden die Untersuchungsergebnisse ab. Ergänzend werden auch einige Literaturanalysen, aufgelistet in Tab. 3-1, in die Betrachtungen einbezogen. Tabelle 3-1: Verzeichnis der verwandten Literaturanalysen von Rhönvulkaniten aus FICKE (1961) Probe WK39 WK40 WK41 WK42 WK43 WK44 WK45 WK46 WK47 WK48 WK49 WK50 WK51 WK52 WK53 WK54 WK55 WK56 WK57 WK58 WK59 WK60 WK61 WK62 WK63 WK64 WK65 WK66 WK67 WK68 WK69 Nr. 16.07 17.21 09.07 17.22 06.10 07.08 07.09 04.04 10.02 07.12 08.04 06.13 06.06B 09.10B 09.09 09.08 15.01 01.05B 15.02 16.06 17.25 02.11 02.12 04.05 10.03 02.08 08.01 08.02 08.05 13.01 06.07 Fundort Dalherda Kuppe Schackau Hozzelberg Kesselkopf Pferdskopf Holzberg Bauersberg Schwarzenfels Sparbrod Billstein Suchenberg Wasserkuppe Kreuzberg Steinhauck Detgesstein Kirschberg Milseburg Sparhof Pferdskopf Poppenhausen Wasserkuppe Reupers Gangolfsberg Zornberg Kirschberg Kalte Buche Rückersberg Tannenfels Bildstein Platzer Kuppe Höhlwald Rechtswert 35588 35621 35665 35671 35654 35710 35730 35479 35650 35737 35632 35663 35698 35664 35625 35645 35637 35482 35654 35612 35663 35780 35767 35650 35640 35742 35578 35680 35734 35654 35766 Hochwert 55864 56040 56101 56021 55954 55880 55860 55740 55896 55896 56128 55961 55821 56090 56159 56230 56014 55824 55955 55953 55961 55936 55912 55860 56200 55872 56008 56000 55992 55716 56005 Die angegebenen Nummern sind von BÜCKING (1910). Rechts-, bzw. Hochwert der Gauss-Krüger-Koordinaten sind Schätzungen, nach den Bezeichnungen in den jeweiligen topographischen Karten. 3. Geochemie und Gesteinsklassifizierung 10 Für künftige weitere Untersuchungen der Genese der vulkanischen Rhön müßten aber dringend Spurenelementsdaten der basischen Gesteine, speziell der Basalte, gewonnen werden. Die Analysen der Vorkommen aus der Tabelle 3-1 wurden, wie schon erwähnt, aus der Arbeit von FICKE (1961) übernommen. Von den restlichen Proben, den Nummern WK01 bis WK38, wurden die Gehalte der Haupt- und Spurenelemente mittels Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA) ermittelt. Dazu wurde der Glühverlust durch einstündiges Glühen bei 1000° C bestimmt. 3.1. Ergebnisse der Röntgenfluoreszenzanalyse Gemessen wurde mit der SRS1 von Siemens, die im Mineralogischen Institut der FAUErlangen installiert ist. Die Meßvorschriften , die im Rahmen dieser Arbeit mitentwickelt wurden, sind gut erläutert in den Diplomarbeiten von WALZ (1987) und PREISSINGER (1988), so daß hier darauf verzichtet werden kann. Analysen-Vergleiche mit früheren Bearbeitern einiger Fundorte (z.B. WALZ 1987, MEDUNA 1988) zeigen gute Übereinstimmung, und bestätigen die allgemein hohe Homogenität der einzelnen Gesteinskomplexe (s.a. KLAES, 1981). Außerdem dokumentiert sich durch den Vergleich die gute Reproduzierbarkeit der Messungen, auch über lange Zeiträume. Von einigen Proben sind auch Gesamtanalysen mit der Atomabsorptionsspektrometrie im chemischen Labor des Mineralogischen Institutes erstellt worden (bearbeitet von S. WOZNIAK). Auch mit diesen Analysen kann eine gute Übereinstimmung festgestellt werden. 3.1.1. Hauptelemente Aus den RFA-Analysen lassen sich für die drei Hauptgruppen, die sich aus der später erläuterten Klassifizierung ergeben, folgende Mittelwerte mit Standardabweichung berechnen: Tabelle 3-2: Mittelwerte mit Standardabweichung der Hauptelemente der 3 definierten Gesteinsgruppen der untersuchten Rhönvulkanite. 3. Geochemie und Gesteinsklassifizierung 11 Wie schon erwähnt, sind die Analysen der Fundpunkte, die schon von WALZ (1987) und MEDUNA (1988) untersucht wurden, gut reproduzierbar. In dieser Arbeit wurde die Basis durch Proben weiterer Vorkommen erweitert. An den grundsätzlichen Verteilungsmustern der Elemente in den Rhönvulkaniten hat sich dabei nichts geändert, abgesehen davon, dass die SiO2, Gehalte von WALZ etwas überhöht sind. Korrelationen und Verteilungsmuster wären also nur Wiederholungen der ausführlichen Betrachtungen von WALZ und MEDUNA, so dass hier auf diese Arbeiten verwiesen werden kann. Für einen schnellen Überblick über die untersuchten Gesteine, eignet sich gut die Korrelation der Alkalien mit dem Calcium, die in Abbildung 3-1 dargestellt wird. Abb. 3-1: Die untersuchten Rhönvulkanite im Diagramm Na2O+K2O gegen CaO (38 Analysen). Für die Erläuterung der benutzten Symbole sei auf die Legende auf Seite 3 dieser Arbeit verwiesen. 3. Geochemie und Gesteinsklassifizierung 12 3.1.2. Spurenelemente Die Rhönvulkanite zeichnen sich durch einige auffallende Spurenelementgehalte aus. Die starke Anreicherung von Rb, Nb und Zr beschreibt schon JÄCKEL (1982), wobei das Maximum bei dem Zentralphonolith der Milseburg gemessen wurde. In dieser Arbeit kann dies, wenn auch auf einer wesentlich breiteren Datenbasis, bestätigt werden. Abb. 3-2: Korrelation Nb gegen Zr für 38 Rhönvulkanite R = 0.93 Gleichzeitig konnte eine analoge Anreicherung für das Element Cer gemessen werden: Tab. 3-3: Mittlere Cer-Gehalte [ppm] der untersuchten Rhönvulkanite mit Standardabweichung 3. Geochemie und Gesteinsklassifizierung 13 Einen graphischen Überblick über die Ce-Gehalte der Rhönvulkanite gibt die Abbildung 3-2, die die gute Korrelation mit dem Zr-Gehalt der Gesteine dokumentiert. Abb.3-3: Korrelation Ce zu Zr in 38 Rhönvulkaniten, R=0.82 Analog der Betrachtung der Hauptelemente sei auch bei den Spurenelementen wieder auf die Arbeiten von WALZ (1987) und MEDUNA (1988) verwiesen, die sich in größerem Umfang damit beschäftigt haben. Speziell für die Anwendung der SB-Systematics auf die Rhönvulkanite wurden die Elemente Strontium und Barium neu gemessen. Es ergab sich ein weites Spektrum im Gehalt der beiden Elemente. Strontium; Der Wertebereich reicht von 2474 ppm im Trachyandesit WK07 bis hinunter zu 8 ppm im Phonolith WK01 (Milseburg). Barium; Der höchste Bariumgehalt wurde im Trachyandesit WK11 mit 2473 ppm und der niedrigste im Phonolith WK27 mit 51 ppm gemessen. 3. Geochemie und Gesteinsklassifizierung 14 Die Verteilung von Strontium und Barium auf die verschiedenen Gesteine und die absoluten Gehalte, zeigt die Abbildung 3-4. 3-4: Die Strontium- und Bariumgehalte der untersuchten Rhönvulkanite. Die Interpretation der Gehalte, sowie die Diskussion über die Auswirkungen auf die Genesetheorien, erfolgt im Kapitel 7. 3. Geochemie und Gesteinsklassifizierung 15 3.1.3. ClPW-Normberechnung Da eine quantitative Analyse des Mineralbestandes nicht durchgeführt wurde, muss für einige Aussagen auf die Berechnung von Normmineralgehalten nach der CIPWNorm zurückgegriffen werden. Auch der Differentiationsindex nach THORNTON & TUTTLE (1965) ist aus den Normmineralen abgeleitet. Für die CIPW-Normberechnung muß der Eisengehalt in den Gehalt von FeO und Fe2O3 aufgeschlüsselt werden. Die Bestimmung mit der Röntgenfluoreszenzanalyse ergibt jedoch nur den Gesamteisengehalt. Hier hat LE MAITRE (1976) eine Lösung gefunden. Er hat bei der Zusammenfassung von 12962 Gesamtanalysen von Vulkaniten eine Gleichung entwickelt, die die wahren Verhältnisse gut beschreibt. Er bezeichnet das Verhältnis von FeO zur Summe von FeO + Fe2O3 als "oxidation ratio". Es gilt die Gleichung: FeO/(FeO + Fe203) = 0.93 - 0.0042 * SiO2 - 0.022 * (Na2O + K2O) Aus dieser Gleichung lassen sich somit die Anteile an FeO und Fe2O3 Gesamteisengehalt der Probe berechnen. aus dem Der Vergleich der berechneten Werte mit den Stichproben, die WALZ (1987) ermittelte, zeigt eine gute Übereinstimmung. Die Berechnung der CIPW-Normmineralgehalte erfolgte mit einem vom Autor leicht modifizierten Computerprogramm, das am Lehrstuhl für Mineralogie entwickelt wurde. Die Resultate werden in den folgenden Kapiteln diskutiert. 3. Geochemie und Gesteinsklassifizierung 16 3.2. Literaturdaten und Diskussion Wie schon in der Einleitung erwähnt, überdecken die Rhönvulkanite ein breites Typenspektrum von ultrabasichem bis saurem Charakter. Dies läßt sich gut im Diagramm Na2O + K20 gegen MgO darstellen: Abb. 3-5: Die Rhönvulkanite (aus dieser Arbeit und Literaturdaten) im Diagramm Na20+K20 gegen MgO (69 Analysen) 3. Geochemie und Gesteinsklassifizierung 17 Der Vergleich mit anderen Phonolithvorkommen in Tabelle 3-4 zeigt, dass die Rhönphonolithe die geringsten Gehalte an Magnesium, Calcium, Eisen, Titan und Phosphor aufweisen. Hingegen ist der Mangangehalt doppelt so hoch, wie in den anderen Gebieten. Die Elemente Nb und Zr sind gute Indikatoren für die Differentiation eines Magmenkörpers und der daraus abgeleiteten Gesteine. Für die Rhön ergibt sich eine strenge positive Korrelation zwischen Nb und Zr über alle untersuchten Gesteine (Abb.3-2). Auffallend ist die fast lückenlose Besetzung der Korrelationsgeraden, die eine kontinuierliche Entwicklung der Differentiation nahelegt. Tabelle 3-4: Durchschnittsgehalte in % der Phonolithe aus der Rhön (diese Arbeit), und Literaturwerte aus der DDR, dem Hegau und der Eifel. 3. Geochemie und Gesteinsklassifizierung 18 Vergleich der Ce-Gehalte der Rhönvulkanite mit Mittelwerten und Spannweiten anderen Vorkommen aus der Literatur: Tabelle 3-5: Mittelwerte bzw. Spannweite der Ce-Gehalte von Alkaligesteinen verschiedener Provinzen Die Rhönvulkanite weisen in allen Gruppen die höchsten Ce-Gehalte auf. Sie zeigen, daß die Genese der Rhön im Vergleich mit anderen Phonolithprovinzen Unterschiede aufweist, die bei den folgenden Untersuchungen wiederauftreten. Die gute Korrelation (siehe Abb. 3-3) mit dem "Differentiationsindikator" Zr, ist ein weiterer Hinweis auf die Sonderstellung der Rhön und die enge genetische Verwandtschaft der Rhönvulkanite untereinander. 3. Geochemie und Gesteinsklassifizierung 19 3.3. Gesteinsklassifizierung Die Gesteinsklassifizierung der untersuchten Rhönvulkanite erfolgte nach den geochemischen Kriterien, die LE BAS et.al. (1986) entwickelt haben. Daß dieses System den Befunden dieser Arbeit am besten angepaßt ist, wird in den folgenden Kapiteln noch erläutert. Die Einteilung erfolgt über die Gehalte an SiO2 und der Summe von Na2O-Gehalt und K2O-Gehalt. Die Lage in einem festgelegten Feld des TAS-Diagramms ergibt die Gesteinsbezeichnung (vorbehaltlich weiterer Kriterien). 3.3.1. Das TAS-Diagramm Die folgende Abbildung zeigt die Hauptgesteinsklassen und die Bezeichnung der eingezeichneten Felder, während die Abbildung 3-7 auf der folgenden Seite die Rhönvulkanite im TAS-Diagramm zeigt. Abb. 3-6: Das TAS-Diagramm n. LE BAS et al. (1986) Die eingezeichneten Felder umfassen folgende Gesteinstypen: PH - Phonolith U3 - Tephriphonolith U2 - Phonotephrit Ul - Tephrit mit Olivin < 10% Basanit mit Olivin > 10% F - Foidit T - Trachyt S3 - Trachyandesit S2 - Basaltischer Trachyandesit Sl - Trachybasalt B - Basalt 3. Geochemie und Gesteinsklassifizierung 20 Die Abbildung 3-7 zeigt die in dieser Arbeit untersuchten Gesteine im TAS-Diagramm nach LE BAS et al. (1986): Abb. 3-7: Die untersuchten Rhönvulkanite im TAS-Diagramm n.LE BAS et al. (1986), 38 Werte. Wie aus der Abbildung 1-1 (die alle 69 Analysen darstellt) und Abbildung 3-7 ersichtlich ist, überdecken die Rhönvulkanite ein breites Spektrum an Gesteinstypen. Dabei halten sich die SiO2-gesättigten und die untersättigten Gesteine fast die Waage. Von den Feldern beiderseits der Sättigungslinie ( = Grenzlinie zwischen den Feldern Ul-PH und Sl-T) ist dabei nur das Feld der Phonotephrite nicht besetzt. 3. Geochemie und Gesteinsklassifizierung 21 3.3.2. Das Zr/TiO2-SiO2-Diagramm Nach WINCHESTER & FLOYD (1977) eignen sich der Quotient Zr/TiO2 und der SO2Gehalt zur Klassifizierung der Vulkanite. Trägt man die Daten der untersuchten Rhönvulkanite im Zr/Ti02-SiO2-Diagramm auf (Abb. 3-8), so ändern sich die Anteile der Gesteinstypen gegenüber dem TAS-Diagramm deutlich, wobei zu bemerken ist, daß die Anzahl der Typen im TAS-Diagramm höher ist. Abb. 3-8: Si02-Zr/TiO2-Diagramm der Rhönvulkanite nach WINCHESTER & FLOYD (1977) Zum Vergleich mit dem TAS-Diagramm sind die dort verwandten Abkürzungen der Gesteinsklassen in das Diagramm eingefügt. Die Diskussion der verschiedenen Nomenklaturvorschläge, graphisch dargestellt in den Abbildungen 3-7 und 3-8, erfolgt im Kapitel 3.3.4. 3. Geochemie und Gesteinsklassifizierung 22 3.3.3. Der agpaitische Koeffizient: Ein weiteres Unterteilungskriterium für Alkaligesteine ist der agpaitische Koeffizient nach USSING (1911). Er ist definiert als der Quotient der Summe der Atom-Prozente von Natrium und Kalium mit den Atom-Prozenten des Aluminiums. Dabei spricht man von miaskitischen Gesteinen, wenn der Koeffizient kleiner als l ist, und bei Werten großer als l von agpaitischen Gesteinen. MEDUNA (1988) beschreibt bereits Rhön-Phonolithe in Bezug auf den agpaitischen Koeffizienten (in Korrelationsdiagrammen mit anderen Parametern). Er zeigt, daß auch im Vergleich mit anderen Phonolithprovinzen, stets ungebrochene Trends zu beobachten sind. BAUSCH & MEDUNA (1988) erkennen dann, dass beim Überschreiten des Wertes l des Koeffizienten ein Knick in den Trends auftritt. Beide Autoren sehen im agpaitischen Koeffizienten einen Parameter, in dem sich Differentiationsabfolgen abbilden. Das bedeutet, dass der Koeffizient auch z.B. mit dem Element Zirkonium positiv korreliert sein muß. Die Abbildung 3-9 zeigt deshalb das Korrelationsdiagramm agpaitischer Koeffizient gegen Zr. In den folgenden Abbildungen, die sich mit dem agpaitischen Koeffizienten befassen, ist jeweils die Grenzlinie agpaitisch -miaskitisch beim Wert l eingetragen. Abb. 3-9: Korrelationsdiagramm agp.Koeff. gegen Zr für die 3 leukokraten Gesteinsgruppen der untersuchten Rhönvulkanite. 3. Geochemie und Gesteinsklassifizierung 23 Wie aus der Abb. 3-9 ersichtlich ist, sind alle Trachyte und Trachyandesite, sowie die basischen Proben miaskitisch. Die Phonolithe hingegen sind agpaitisch (mit leichtem Überschreiten der Grenzlinie bei 3 Proben). Für die drei Hauptgesteinsgruppen wurde jeweils die lineare Regressionsgerade berechnet und in die Abbildung eingezeichnet. Gerade l errechnet sich aus den Trachyandesiten, Gerade 2 gehört zu den Trachyten und die Gerade 3 bezieht sich dabei auf die Phonolithe. Die unterschiedlichen Steigungen zeigen, daß die Differentiationsabfolge, die sich abbildet, nicht kontinuierlich ist. Dazu wird im Kapitel 7 noch näher Stellung genommen. Jedenfalls wird die Grenze beim Wert l des agpaitischen Koeffizienten im Fall der Rhönvulkanite durch den Gesteinsklassenwechsel Trachyt/Phonolith untermauert. Die Grenze agpaitisch/miaskitisch kann auch durch den Mineralbestand der Gesteine festgelegt werden (SÖRENSEN, 1979). Ein Beispiel sind die Zr-Minerale. In den Agpaiten ist Eudialyt zu erwarten und in den Miaskiten Zirkon. In den untersuchten Rhönvulkaniten wurde in 5 Gesteinen Zirkon gefunden. Alle fünf Gesteine gehören nach der chemischen Einteilung zu den Miaskiten, was somit die Einteilungskriterien bestätigt. Speziell bei den Phonolithen taucht der Zirkon in zwei der drei miaskitischen auf, in den agpaitischen jedoch niemals. Ein ähnliches Bild liefert der Magnetit, der nach S0RENSEN (1979) nur in Miaskiten erscheint. In den untersuchten Rhönvulkaniten war er jedenfalls nur in miaskitischen Gesteinen zu finden. Dies deckt sich gut mit den normativen Magnetitgehalten aus der CIPW-Normberechnung, denn auch hier ergab sich, daß normativer Magnetit nur in den Miaskiten auftritt. Speziell bei den Phonolithen zeigt sich dabei eine eindeutige Korrelation mit der CIPWNorm. Die Berechnung der Magnetitgehalte ergab, dass normativer Magnetit nur in den miaskitischen Phonolithen WK02, WK13 und WK17 auftritt. Bei der Phasenanalyse mit dem REM konnte dabei Magnetit nur im Phonolith WK17 bestimmt werden. Das bedeutet, dass sich im Fall der Magnetitgehalte der Phonolithe die Trennung Agpait/Miaskit mit den Befunden der REM-Phasenanalyse und der CIPWNormberechnung deckt. Bei den übrigen Schwermineralen konnte keine Bindung an die Agpait/Miaskit-Grenze festgestellt werden. Dass der agpaitische Koeffizient, bzw. die Trennung beim Wert l in den Rhönvulkaniten charakteristisch ist, zeigt auch die Abbildung 3-10 auf der nächsten Seite in der Darstellung agpaitischer Koeffizient gegen Foid-Gehalt aus der CIPWNormberechnung. Dabei lassen sich bei dieser Darstellungsweise gut sehr viele Elemente aus der Gesamtanalyse der Gesteine in einer Darstellung verknüpfen, da sowohl der agpaitische Koeffizient als auch der normative Foid-Gehalt aus den Analysendaten berechnet werden. 3. Geochemie und Gesteinsklassifizierung Abb. 24 3-10: Der Foid-Gehalt der Rhönvulkanite nach der CIPWNormberechnung im Vergleich mit dem agpaitischen Koeffizienten. Wie die Abbildung 3-10 zeigt, ist für den agpaitischen Koeffizienten mit dem Wert = l eine deutliche Lücke zu beobachten. Während die Darstellung im TAS-Diagramm eine engere Verwandtschaft der Gesteine vermuten läßt, wird hier deutlicher, dass zwischen den agpaitischen Phonolithen und den miaskitischen Phonolithen bis Trachyandesiten ein, möglicherweise auf genetische Ursachen begründeter Unterschied besteht. 3. Geochemie und Gesteinsklassifizierung 25 3.3.4. Diskussion der Klassifizierungsmethoden Die Literaturanalysen von FICKE (1961) ergeben nach Klassifizierung über das TASDiagramm z.T. andere Gesteinstypen. Die folgende Tabelle gibt darüber Aufschluß: Tabelle 3-6: Neue Klassifizierung von Rhönvulkaniten unter Anwendung des TAS-Diagramms n. LE BAS et al. (1986) Die Klassifizierung von 69 Gesteinsanalysen aus dieser Arbeit, und den Daten von FICKE (1961) ergibt folgende Einteilung: (In Klammern die Anzahl der Vorkommen) Basalte (4) - Trachybasalte (3) - Basaltische Trachyandesite (3) Trachyandesite (10) - Trachyte (14) - Foidite (6) - Tephrite/Basanite (11) Tephriphonolithe (3) - Phonolithe (14) Vergleicht man die Einteilung der untersuchten Rhönvulkanite in Gesteinstypen nach den angeführten unterschiedlichen Nomenklaturvorschlägen, so zeigen sich, wie die Tabelle 3-7 ausweist, deutliche Unterschiede: Tabelle 3-7: Unterschiedliche Gesteinsklassifizierung nach den Vorschlägen von LE BAS et al. (1986) und WINCHESTER & FLOYD (1977). Wie die Tabelle 3-7 zeigt, decken beide Vorschläge das gleiche Spektrum ab, aber es ergeben sich andere Schwerpunkte. Während nach dem Schema von LE BAS et al. (1986) die Trachyte überwiegen, wären nach der Einteilung nach WINCHESTER & FLOYD (1977) 2/3 der Proben Phonolithe. Wie jedoch die Phasenanalyse in Kapitel 4 zeigt, wird die Einteilung nach LE BAS et al. (1986) den vorgefundenen Verhältnissen am ehesten gerecht. Daher wird die Klassifizierung in dieser Arbeit nach dem TAS-Diagramm vorgenommen. 3. Geochemie und Gesteinsklassifizierung 26 3.3.5. Mediananlyse der Gesteinsklassifizierung nach dem TA8-Diagramm Der Median-Test nach einem Programmvorschlag von VAN TASSEL (1984): Mit diesem Test kann nachgeprüft werden, ob unabhängige Stichproben zur selben Gesamtpopulation gehören. Das heißt in diesem speziellen Fall, ob die untersuchten Gesteine ähnlich sind. Mit diesem Test können also Rückschlüsse auf genetische Verwandtschaft und Differentiationseffekte gewonnen werden. Die Nullhypothese geht von der Übereinstimmung der Mediane aus, das heißt die Zusammensetzung der Gesteine ist von statistischen Schwankungen abgesehen gleich. Die Alternativhypothese nimmt das Gegenteil an. Erforderlich ist ein Gesamtstichprobenumfang von mehr als 40 Analysen, was hier erfüllt ist. Als Gruppen werden hier die 9 nach der Einteilung nach LE BAS (1986) auftretenden Gesteinsklassen herangezogen. Die Auswertung erfolgt schließlich über die ChiQuadrat-Verteilung, die die Wahrscheinlichkeit der Nullhypothese ergibt. Die Bewertung der Analysenergebnisse erfolgt dabei über eine Kontingenztafel, die die Abweichung und Richtung der Abweichung vom Medianwert zeigt, und die Angabe der Wahrscheinlichkeit der Nullhypothese. Das bedeutet, dass bei einer Wahrscheinlichkeit von 0.1 % nur in einem von 1000 Fällen eine solche Abweichung vom Median auftritt, und sich somit die Gruppen deutlich unterscheiden. Für die untersuchten Proben und die Literaturdaten kann also eine Mediananalyse durchgeführt werden, die die Einteilung in die 9 Klassen aus dem TAS-Diagramm, die überdeckt werden, überprüft. Dabei ergeben sich folgende Werte: Mediananalyse für 69 Rhönvulkanite in 9 Gruppen: Oxid Wahrscheinlichkeit in % Si02 0.000 MgO 0.000 K20 0.000 Na2O 0.004 TiO, 0.004 A1203 0.04 P205 0.05 zusätzlich aus den geographischen Daten : R-Wert 16 H-Wert 33 deltax 0.2 Es ergibt sich also für die angeführten Elemente eine eindeutige Trennung in die ermittelten Klassen. Aus den geographischen Angaben ist ersichtlich, dass eine Nord-Süd- oder eine OstWest-Differenzierung nicht vorhanden ist. Die Mediane, die sich ergeben, und somit das Zentrum der Verteilung, liegt bei dem Hochwert 55995 und dem Rechtswert 35650 d.h. 2 km südöstlich der Milseburg. Aus der Verteilung der Gesteine und den Petrogenesevorstellungen aus dem Kapitel 6 folgert der Autor ein Zentrum bei den Werten 55996 und 35634, welches damit nur 1.5 km westlich des Medianzentrums liegt. Der Abstand der Fundorte von diesem Zentrum ist, als deltax in der Mediananalyse, mit der Wahrscheinlichlichkeit von 0.2 % ein Nachweis für die zentrosymmetrische Verteilung der Gesteinstypen der Rhön. 3. Geochemie und Gesteinsklassifizierung 27 3.4. Die Zentral-Zonierung der Rhönvulkanite Interessant ist, vor allem für die Petrogenese, die geographische Verteilung der unterschiedlichen Gesteinstypen. Hier zeigt es sich, dass die verschiedenen Gesteine nicht statistisch über die gesamte Rhön verteilt sind. Wie die Abb. 3-11 zeigt, läßt sich eine deutliche Zonierung erkennen. Mit der Annahme, daß die Phonolithe die höchsten Differentiate aus einem Stammagma darstellen, kann man durch den geographischen Mittelpunkt ihres doch recht begrenzten Verbreitungsgebietes, ein Zentrum definieren. In verschiedenen Abbildungen und Korrelationsberechnungen wird die Entfernung zu diesem Zentrum benutzt. Um das Phonolithgebiet liegt mehr oder weniger konzentrisch das Verbreitungsgebiet der Trachyte, wobei sich diese Schale mit dem Phonolithbereich nur im Osten, durch die Phonolithe vom Kesselkopf und der Wasserkuppe, überschneidet. Es folgen in der nächsten Schale die Trachyandesite, die zwar den Bereich der Trachyte mit überdecken, jedoch liegt die Mehrzahl außerhalb des Trachytbereiches. Die äußerste Schale wird, wenn auch sehr unvollständig durch die Basalte gebildet. Die ultrabasichen Foidite, die Tephrite überdecken das gesamte Gebiet, sind aber im Bereich der Phonolithe und Trachyte seltener. Abb. 3-11: Die Verbreitung der Rhönvulkanite (69 Analysen) im Diagramm Hochwert/Rechtswert der Gauss-Krüger-Koordinaten: 3. Geochemie und Gesteinsklassifizierung 28 Angedeutet durch die Umrahmungen sind die Verbreitungsgebiete der Phonolithe, Trachyte und Trachyandesite. Anzumerken ist, dass in Abbildung 3-11 nur die Fundpunkte von analysierten Proben aufgetragen sind, deswegen können aus dieser Abbildung keine Mengenverhältnisse abgeleitet werden. Überproportional sind natürlich die leukokraten Gesteine vertreten, die bei dieser Arbeit im Vordergrund stehen. Bei den basischen Gesteinen besteht auch in der Literatur, ein großer Nachholbedarf an umfassenden Analysen. Die Zentral-Zonierung kann auch in Diagrammen dargestellt werden, bei denen die Entfernung zum Zentrum aufgetragen wird. Ein Beispiel ist in der Abbildung 3-12 zu sehen. Abb. 3-12: Der Foid-Gehalt der Rhönvulkanite nach der CIPWNormberechnung in Abhängigkeit von der Entfernung vom Zonierungs-Zentrum. 4. Phasenanalyse 29 4. Phasenanalyse 4.1. Analysenmethoden 4.1.1. Durchlichtmikroskopie Von den meisten Proben wurden Dünnschliffe angefertigt, die mit dem Polarisationsmikroskop untersucht wurden. Gegenüber der Mikroanalyse am Rasterelektronenmikroskop, die den Schwerpunkt der Phasenanalyse bildete, ergaben sich durch die Durchlichtmikroskopie keine gravierenden Neuigkeiten hinsichtlich der Themenstellung dieser Arbeit. Das optisch bestimmbare Schwermineralspektrum deckt sich mit dem der Mikroanalyse, bzw. ist sogar kleiner. Einige Aspekte konnten jedoch ergänzend hinzugewonnen werden, und gleichzeitig ergab sich so die Möglichkeit der "Kontrolle" der Mikroanalysenergebnisse. Wichtiger ist die Mikroskopie dann bei den hellen Gemengteilen, das he ißt besonders bei den Feldspäten. Hier sei auf die Arbeit von KLAES (1981) verwiesen, in der Dünnschliffe des Phonoliths der Milseburg genauer untersucht wurden. 4.1.1.1. Ergebnisse der Durchlichtmikroskopie Wesentliche Erkenntnisse ergaben sich in Bezug auf die Schwerminerale lediglich für die Pyroxene. Sie sind als einzige Gruppe häufiger zu finden, und gleichzeitig groß genug um genauer untersucht zu werden. Es bestätigt sich die häufige Zonierung bzw. der Unterschied Rinde - Kern, der in der Mikroanalyse Probleme aufwirft. Im Phonolith WK03 konnte dieser Wechsel in der Zusammensetzung über die Auslöschungsschiefe der Klinopyroxene gemessen werden. Für den untersuchten Pyroxeneinsprengling ergab sich für den Kern die Auslöschungsschiefe nz/c = 58°, was einem Augit (n. TRÖGER, 1967) entspricht, während die Rinde eine Auslöschungsschiefe von nz/c = 82° aufwies, was auf einen Ägirinaugit hindeutet. Dies bestätigt eindeutig die Mikroanalysedaten. Im Phonolith WK28 ist eine Zonierung mit grüner Rinde bei braunem Kern zu beobachten, was die Erkenntnisse aus der Mikroanalyse, Ägirinrinde um augitische Kerne, bestätigt. Die beginnende Auflösung der Pyroxene in den Phonolithen ist in den Proben WK01, WK26 und WK27 deutlich erkennbar. Vor allem in der Probe WK01 von der Milseburg ist diese Pyroxenauflösung zu beobachten. Dort sind die verbliebenen Pyroxene meist von Erzsäumen umgeben, und teilweise sind Pseudomorphosen von Erzaggregaten nach Pyroxen zu finden. Eine ähnliche Beobachtung macht PRICE (1985) in kenianischen Trachyten, bei denen er Pseudomorphosen von Magnetit nach Hornblende beschreibt. Das Auftreten von Zirkon konnte im Phonolith WK02 durch die optische Bestimmung eines Zirkons im Dünnschliff bestätigt werden. 4. Phasenanalyse 30 4.1.2. Röntgendiffraktometrie Zur röntgenographischen Phasenanalyse wurden Pulverpräparate im Röntgendiffraktometer untersucht. Eine quantitative Auswertung wurde nicht vorgenommen, jedoch kann in erster Näherung davon ausgegangen werden, daß mit zunehmendem Gehalt die Intensität der phasenspezifischen Peaks wächst. Andererseits zeigt das Fehlen sämtlicher Reflexe, dass die Phase, wenn überhaupt vorhanden, nur in sehr geringer Konzentration enthalten ist. Über die Intensität spezieller Reflexe, ließe sich bei geeigneter Eichung, und mit zu entwickelnden Korrekturprogrammen, eine quantitative Phasenanalyse durchführen (s. BAUSCH, 1980). 4.1.2.1. Ergebnisse der Röntgendiffraktometrie Für die Schwerminerale ergaben sich aus den Röntgendiagrammen keine Erkenntnisse. Dies ist bei den geringen Gehalten auch nicht verwunderlich, da im allgemeinen die "Nachweisgrenze" für einzelne Phasen in Phasengemischen bei der Röntgendiffraktometrie mit ca. 5% angenommen werden kann (ZUSSMANN 1967, KLUG & ALEXANDER 1974) . Wie aber in Kapitel 2. dargelegt, liegt der gewinnbare Schwermineralgehalt bei den leukokraten Rhönvulkaniten unter 10%, meistens sogar deutlich unter 5%. Auch wenn ein gewisser Verlust durch die Aufbereitung einkalkuliert wird, ist für die einzelnen Schwermineralphasen ein Gehalt > 5% kaum erreichbar. Nach einer Anreicherung in Schwermineralkonzentraten, wäre die Röntgendif-fraktometrie wohl einzusetzen, dies muß aber weiteren Arbeiten über die Rhönvulkanite vorbehalten bleiben. Anders sieht es bei den hellen Gemengteilen aus, die meist mehr als 90% der Gesteine bilden. Die vorherrschenden Minerale in den leukokraten Rhönvulkaniten sind die Feldspäte. Ihre reflexreichen Röntgenspektren lassen sich mit einfachen Pulverdiffraktometermethoden allerdings kaum auflösen, weswegen hier darauf verzichtet werden muß. Aufschlußreich ist aber die Betrachtung der daneben vorkommenden Minerale Nephelin und Analcim. Aus der Tabelle 4-1 ist ersichtlich, daß Nephelin nur in den Phonolithen, sowie in den basischen Proben auftritt. Der Analcim ist in den Phonolithen und den Trachyten fast stets vorhanden, jedoch nur in einem der Trachyandesite. In Tabelle 4-1 sind dabei die Peakhöhen je eines Reflexes der beiden Minerale (für Nephelin der Reflex (2 0 2) mit d = 3.027 A und für den Analcim der Reflex (4 0 0) mit d = 3.430 A) in Skalenteilen angegeben. Dabei wird dann in der Auswertung die Tatsache berücksichtigt, daß in erster Näherung die Höhe der Peaks proportional dem Gehalt ist. Wenn kein Wert angegeben ist, heißt das, daß das Mineral röntgenographisch nicht nachweisbar war. 4. Phasenanalyse 31 Tabelle 4-1 : Semiquantitative Auswertung der röntgenographischen Phasenanalyse für die Minerale Analcim und Nephelin, Werte sind Skalenteile (siehe Text). Probe WK01 WK02 WK03 WK13 WK17 WK25 WK26 WK27 WK28 WK29 WK34 WK06 WK08 WK09 WK10 WK12 WK16 WK18 WK20 WK21 WK22 WK23 WK24 WK32 WK33 WK04 WK05 WK07 WK11 WK14 WK15 WK19 WK30 WK31 WK35 WK36 WK37 WK38 Gestein PH PH PH PH PH PH PH PH PH PH PH T T T T T T T T T T T T T T S3 S3 S3 S3 S3 S3 S3 S3 S3 F Ul Ul F Analcim 30 70 20 35 50 45 100 60 50 50 70 60 Nephelin 40 10 15 20 25 10 40 40 30 30 45 60 70 40 40 20 60 100 25 100 60 35 80 5 25 20 5 70 55 80 4. Phasenanalyse 32 4.1.2.2. Diskussion der Ergebnisse Bereits ROSENBUSCH (1908) legt die Grenze Phonolith/Trachyt durch das Verschwinden des Nephelins fest. Und in der Tat, ist durch die Röntgendiagramme in allen Phonolithen Nephelin nachzuweisen, während er in den Trachyten nicht auftritt. Auch die Trachyandesite enthalten keinen Nephelin. Die Einteilung der Gesteine nach dem TAS-Diagramm, wie in dieser Arbeit verwandt, untermauert diese Grenzziehung also eindeutig. Die Klassifizierung nach WINCHESTER & FLOYD (1977) würde diesen mineralogischen Befund überdecken. Aus fünf der nephelinfreien Trachyandesite, und neun der nephelinfreien Trachyte würden nach diesem Vorschlag Phonolithe. Beeinflußt werden könnten diese Ergebnisse durch das Auftreten des Analcims. Nach WOOLEY (1976) gibt es die spätmagmatische Reaktion: Nephelin = Analcim + Kalifeldspat Das bedeutet, daß das Verschwinden des Nephelins durch das Auftreten des Analcims kompensiert werden könnte. Die Konsequenz wäre eine negative Korrelation Analcimgehalt/Nephelingehalt. Nun tritt Analcim auch in allen Phonolithen auf, und zwar nach einer semiquantitativen Auswertung über die Peakhöhen in vergleichbaren Mengen wie in den Trachyten. Daraus folgt, dass eine negative Korrelation nicht ableitbar ist, was auch BAUSCH (1980) für libysche Phonolithe feststellt. Eindeutiger ist das Ergebnis bei den Trachyandesiten, die nach der röntgenographischen Phasenanalyse weder Analcim noch Nephelin enthalten. Nach der Einteilung nach WINCHESTER & FLOYD (1977) würden die Proben WK05, WK07, WK19 und WK30 zu Phonolithen. Hier unterstreicht die Gesteinsklassifizierung von LE BAS et al. (1986), nach der sie den Trachyandesiten zuzurechnen sind, eindeutig den röntgenographischen Befund. Auch die Betrachtung des agpaitischen Koeffizienten in Kap. 3.3.3 bestätigt die Ergebnisse der Röntgendiffraktometrie, und die daraus ableitbaren Konsequenzen für die Gesteinsklassifizierung. Weitere Aufklärung würde eine weitergehende Untersuchung des Analcims ermöglichen. LUHR & KYSER (1989) untersuchten primärmagmatischen Analcim in den Colima Minettes. Sie beschreiben 5 Analcim-Typen unterschiedlicher Entstehung. Neben der röntgenographischen Untersuchung ist die Bestimmung der 180-Isotope das wichtigste Unterscheidungsmerkmal. Aber auch die Zusammensetzung läßt Rückschlüsse zu (Näheres dazu im Kapitel 6). Die röntgenographische Phasenanalyse, im Bezug auf Nephelin und Analcim, unterstützt für die Rhönvulkanite eindeutig die Gesteinsklassifizierung n. LE BAS et al. (1986), gegenüber dem Vorschlag von WINCHESTER & FLOYD (1977), dem MEDUNA (1988) den Vorzug gab. 4. Phasenanalyse 33 4.1.3. Elektronenstrahl-Mikroanalyse 4.1.3.1. Probenpräparation und Meßmethode Für die Mikroanalyse am Rasterelektronenmikroskop (= REM) der Firma CAMSCAN wurden Streupräparate hergestellt. Dabei werden Aluminium-Probenträger mit Leitkohlenstoff bestrichen und die zu untersuchenden Körner aufgestreut. Anschließend wird das Präparat mit Kohlenstoff im Vakuum bedampft. Am REM ist eine Mikroanalyseneinheit der Firma EG&G ORTEC installiert. Die Auswertung erfolgt mit dem angeschlossenem Computer und dem Programmpaket SYSTEM 5000 mit ZAP-Korrektur. Das Programm arbeitet dabei ohne Standard. Für die Berechnung der Gehalte ist die Angabe von nur wenigen Parametern nötig, die für eine Vergleichbarkeit der Analysen während der gesamten Meßkampagne konstant gehalten wurden. Tabelle 4-2 weist diese Daten aus. Tabelle 4-2: Einstelldaten der Mikroanalyse Unter anderem geht die Probengeometrie in die Auswertung mit ein, speziell der Kippwinkel und die Oberfläche der Probe. Aus diesem Grunde wurden nur auf den Außenflächen idiomorpher Kristalle, bzw. auf Spaltflächen oder glatten Bruchflächen gemessen. Ein Beispiel für eine ideale Fläche zeigt die Abb. 4-1. Abb. 4-1: REM-Aufnahme eines Ägirins der Probe WK33 4. Phasenanalyse 34 4.1.3.2. Meßgenauigkeit, Eichung Das Programmpaket SYSTEM 5000 mit ZAP-Korrektur arbeitet wie schon erwähnt standardfrei. Zur Kontrolle wurden deshalb einige Minerale untersucht, deren Zusammensetzung mit anderen Analysenmethoden bestimmt wurde. Dabei ist zu beachten, daß auf diese Art keine exakte Eichung zu erwarten ist. Die Mikroanalyse, in der hier durchgeführten Form, ist eine Punktanalyse (spot), die lediglich eine Probenoberfläche von ca. 1 µm Durchmesser erfaßt, mit einer Eindringtiefe von ca. l µm (SEYFARTH, 1980). Es werden also Inhomogenitäten wie Zonierung, Verwachsungen, Einschlüsse und Entmischungen starken Einfluß haben. Bei den "Makroanalysen" (RFA, AAS, Naßchemie usw.), wird über diese Variationen integriert, und natürliche Minerale sind nun einmal selten "chemisch rein". Um die Schwierigkeiten des Vergleiches mit anderen Analysenmethoden zu verdeutlichen, und die doch gute Übereinstimmung mit geeigneten Standards zu verdeutlichen, wurden einige Überprüfungsanalysen erstellt. Gemessen wurden: I. II. III. IV. V. ein synthetisierter Sr-Apatit ein Pyroxen vom Monte Rossi , Italien ein Pyroxen vom Vesuv, Italien der Feldspat-Standard FK-N die Plagioklase der Probe WK04 Die Ergebnisse der Mikroanalyse sind in den folgenden Tabellen in der Spalte ZAP aufgeführt. I. Kontrolle der Meßgenauigkeit mit einem synthetischen Sr-Apatit: Ein synthetischer Sr-Apatit mit ca. 3 µm * 12 µm Größe wurde untersucht. Angeführt ist der Vergleich der gemessenen Analyse mit der aus der stöchiometrischen Berechnung der beteiligten Mol-Prozent-Anteile der Komponenten. Bei der Messung ist zu berücksichtigen, daß die enthaltenen OH-Gruppen nicht erfasst werden. Die Kontrolle der Reinheit und Stöchiometrie erfolgte mittels Röntgendiffraktometrie. Tabelle 4-3: Gesamtanalysenvergleich eines Sr-Apatits Nach Korrektur über den Wassergehalt ergibt sich eine gute Übereinstimmung mit einer relativen Abweichung von 0.6 % für SrO und 1.5 % für P2O5. 4. Phasenanalyse 35 II. Kontrolle der Messgenauigkeit mit einem Monte-Rossi-Pyroxen: Pyroxene vom Monte Rossi in Italien wurden mit Atomabsorptionsspektrometrie untersucht (Analytiker: K. PREISSINGER). Handverlesene und gereinigte Einzelminerale wurden dabei aufgeschlossen. Bereits makroskopisch waren jedoch Verwitterungskrusten sichtbar, die mit der Mikroanalyse näher identifiziert werden konnten. Es wurden mehrere Spot-Messungen durchgeführt, sowie eine Messung über eine Fläche von ca. 2x1 mm. Die AAS-Analyse ergab einen relativ hohen Fe-Gehalt, und die genaue Bestimmung zeigte einen für einen diopsidischen Pyroxen zu hohen Gehalt an dreiwertigen Eisen. Tabelle 4-4: Gesamtanalysenvergleich AAS, ZAP-Spot und ZAP-Fläche eines Monte-Rossi-Pyroxens ZAPs = Spot-Messung ZAPf - Flächen-Messung Der Vergleich mit den ZAP-Analysen zeigt, daß die Integration über eine größere Fläche eine gute Übereinstimmung ergibt. Die Spot-Messung in der 6.Spalte der Tabelle 4-4, die auf dieser Fläche erfolgte, zeigt aber, daß sich hier Eisenkrusten (fast von Titanomagnetit-Zusammensetzung) befinden. Der eigentliche Pyroxen enthält wesentlich weniger Eisen, Calcium und Magnesium, dafür mehr Silizium und Aluminium, überraschend sind die guten Übereinstimmungen für die Elemente mit niedrigen Gehalten wie Natrium, Titan und Mangan. 4. Phasenanalyse 36 III. Vergleich der RFA-Daten eines Pyroxens vom Vesuv mit den ZAP-Werten: Vom Kraterrand des Vesuv stammen die Pyroxene, von denen der Autor eine Gesamtanalyse mit der RFA erstellt hat. Die bis zu 10 mm großen meist idiomorphen Kristalle wurden dabei, nach Reinigung mit HC1 und Ultraschallbad, gemahlen und analog den Gesteinspulvern zu einer Wachstablette gepreßt. Tabelle 4-5: Vergleichsmessung RFA - ZAP mit einem Pyroxen vom Kraterrand des Vesuv, Italien Wie vor allem der P2O5-Gehalt aus der RFA-Analyse zeigt, werden bei integrierenden Analysenmethoden Einschlüsse mit erfaßt (in diesem Fall wohl Apatit), die bei der Mikroanalyse schon genau getroffen werden müssen, überraschend ist die große Differenz im AI-Gehalt, hier muss eine Zonierung des Pyroxenes angenommen werden. Auffallend ist wiederum die gute Übereinstimmung beim Ti-Gehalt. IV. Kontrolle mit dem Feldspat FK-N: Ein weiterer Vergleich konnte über den ANRT-Standard FK-N gezogen werden. Dabei handelt es sich um einen Kalifeldspat aus Madras, Indien, der, bis auf seltene sehr kleine Quarzeinschlüsse (GOVIN-DARAJU, 1984) sehr rein ist.. Die Vergleichswerte sind den Geostandard Newsletters Vol.VIII, Spec.Iss., July 1984 entnommen. Tabelle 4-6: Vergleich der ZAP-Analyse mit den empfohlenen Werten für den ANRT-Standard FK-N. 4. Phasenanalyse 37 In Tabelle 4-6 sind zwei Spalten für die Mikroanalyse angegeben. In der Spalte ZAP ist die Original-Analyse des Computers aufgeführt, in der Spalte ZAPk befindet sich die über den Kalium-und Natriumverlust korrigierte Analyse. Eine genauere Untersuchung ergab nämlich, dass die Gehalte die das System ermittelt von der Meßzeit abhängen. Im Falle der Feldspäte zeigte es sich, dass der Kalium- und der Natriumgehalt mit zunehmender Messdauer abnahmen, während bedingt durch die Normierung der Gesamtanalyse auf 100% die anderen Komponenten zunahmen. Um diesen Verlust zu erfassen wurde für eine Probe eine Analysenserie aufgenommen, bei der die Daten während einer Gesamtmeßdauer von 300 Sekunden, jeweils nach 50 s abgespeichert wurden. Auf diese Weise konnte der Kaliumverlust quantitativ erfaßt werden. Wie die Abbildung 4-2 am Beispiel des Kaliums zeigt, ist der Verlust proportional der Wurzel aus der Meßdauer. Es gilt also: Gehaltgem = Gehalt - A * √ t oder daraus abgeleitet: Gehalt = Gehaltgem + A * √ t Für den gemessenen Feldspat ergibt sich daraus, bei der in dieser Arbeit festen Messdauer von 150 s, ein Kaliumverlust von 9.5 % und ein Natriumverlust von 5.9 % vom wahren Gehalt für den Zeitpunkt t = 0. Abb. 4-2: Kaliumverlust mit der Meßdauer bei der Analyse eines Feldspates mit der Mikroanalyse, R = 0.9993, Standardabweichung 0.002 % K, Gehalt (t=0) = 2.31 % K. 4. Phasenanalyse 38 Die Korrektur über den Kalium- und Natriumverlust bringt für die Elemente Silizium, Aluminium und Kalium eine deutliche Verbesserung der Messung für den Feldspat FKN. Für das Natrium steigt die Differenz zum empfohlenen Wert, was aber durch z.B. eine perthitische Entmischung leicht erklärbar wäre. V. Vergleich der ZAP-Analyse Plagioklasbestimmung: von Plagioklasen mit einer optischen Ein Vergleich ließ sich auch über die Analyse von Plagioklasen ziehen. FICKE (1961) hatte mit dem Universaldrehtisch eine optische Bestimmung der Plagioklase einer Probe aus Abtsroda, hier der Probe WK04, durchgeführt, über die Mikroanalyse wurde dies vom Autor überprüft, und es zeigt sich eine gute Übereinstimmung. Tabelle 4-7: Anorthitgehalt der Plagioklase der Probe WK04 Zusammengefaßt kann, was auch die späteren Messungen zeigen, gesagt werden, dass die mittleren relativen Fehler der Mikroanalyse kleiner sind, als die Firma EG&G ORTEC selbst angibt (GEDCKE et al., 1982). Tabelle 4-8: Fehler der Mikroanalyse nach GEDCKE et al. (1982) Angaben über die Bestimmungsgrenze sind bei GEDCKE et al. (1982) nicht zu finden. Hierzu schreibt BIRKS (1963), daß für die Elektronenstrahlmikroanalyse die Bestimmungsgrenze bei 100 – 500 ppm liegt. Die Tabelle 4-8 läßt den Schluß zu, daß dies auch für die vorliegende Gerätekonfiguration zutrifft. Aus den Daten im Anhang, der Tabelle 4-8 und den Angaben von BIRKS (1963) kann demzufolge auf eine Bestimmungsgrenze von ca. 0.1% für die leichteren Elemente geschlossen werden. Für die schwereren Elemente ist diese niedriger anzusetzen. 4. Phasenanalyse 39 4.1.3.3. Ergebnisse der Mikroanalyse, Zusammenfassung Mit der Mikroanalyse konnten in den Rhönvulkaniten die in Tabelle 4-9 aufgeführten Phasen identifiziert werden: Tabelle 4-9: Mit der Mikroanalyse identifizierte Schwerminerale der untersuchten Rhönvulkanite Probe ges aug aeg apa mag tit oli zir ilm and pyr WK01 PH X X X WK02 PH X X X X X X WK03 PH X X X X WK13 PH X X X X X WK17 PH X X X X WK25 PH X X X WK26 PH X X X WK27 PH X X X WK28 PH X X X X WK29 PH X X X WK34 PH X X WK06 T X X X X WK08 T X X X WK09 T X X X WK10 T X X X X X WK12 T X X X X WK16 T X X X X X X X WK18 T X X X X WK20 T X X X X X WK21 T X X X X WK22 T X X WK23 T X X X WK24 T X X X WK32 T X WK33 T X X WK04 S3 X X X X WK05 S3 X X X X WK07 S3 X X X X WK11 S3 X X X X WK14 S3 X X X X WK15 S3 X X X X WK19 S3 X X X X WK30 S3 X X WK31 S3 X WK35 F X WK36 Ul WK37 Ul X WK38 F X x - gefunden ges=Gestein tit=Titanit oli=Olivin mag=Magnetit and=Andalusit ilm=Ilmenit pyr=Pyrit aug=Augit apa=Apatit aeg=Ägirin zir=Zirkon 5. Schwerminerale der Proben 5. Schwerminerale der Proben 5.1. Pyroxene 5.1.1. Meßergebnisse Rhön Die Pyroxene sind die häufigsten Schwerminerale der Rhönvulkanite. Aus allen Proben konnten sie isoliert und untersucht werden. In den Phonolithen, Trachyten und Trachyandesiten ist in allen Proben Augit bzw. Ägirinaugit zu finden. In den Phonolithen und Trachyten kann zusätzlich Ägirin auftreten. Anmerkung zur Meßtechnik: Die chemischen Analysen mit der Mikroanalyse sind Punktanalysen, die nur einen engen Bereich von wenigen Mikrometern erfassen. Wie auch die Durchlichtmikroskopie zeigt, sind aber viele Pyroxene zoniert, wobei der Kern der Kristalle stets einen geringeren Ägiringehalt hat als die Rinde, was im Extremfall vom Augit bis zum "reinen" Ägirin reichen kann. Die Durchlichtmikroskopie zeigte, dass in den Proben Pyroxeneinsprenglinge bis zu 1500 µm auftreten. Die Unterscheidung Grundmassenpyroxen - Einsprengung ist bei der in Kapitel 2 beschriebenen Aufbereitung schwierig, denn eine Korngrößendefinition gibt es nicht. In der Siebfraktion 63 - 125 µm tauchen deshalb sowohl Grundmassenpyroxene als auch Bruchstücke größerer Einsprenglinge auf. Ein Beispiel für ein Bruchstück eines Pyroxen-Einsprenglings zeigt die Abb. 5-1 aus dem Phonolith WK28 von der Milseburg. Abb. 5-1: REM-Aufnahme eines Augits aus der Probe WK28. 40 5. Schwerminerale der Proben Für den Vergleich der Analysen untereinander wurde daher versucht, vergleichbare Bedingungen zu schaffen: a.) Wenn vorhanden, wurde auf den Außenflächen idiomorpher Kristalle gemessen, was bei den Ägirinen meist gut gelang, und bei den Augiten teilweise möglich war (Abb.4-1) b.) Bei nicht idiomorphen Kristallen (z.B. Abb. 5-1), bzw. bei den Kernen der Ägirine wurde im Zentrum des Kristalls gemessen. Da die Elektronenmikroskopie nur die Oberfläche abbildet, kann eine Zonierung nicht erkannt werden. Das führte dazu, dass bei den Analysen ein mehr oder weniger breites Spektrum, bedingt durch die Zonierung, auftrat. Hier muss für genauere Aussagen auf die statistischen Auswertungsverfahren wie Median-Analyse und t-Test zurückgegriffen werden. Jedoch zeigt die Häufigkeitsverteilung (z.B. in Abb.5-1), dass bei 7.5% Na20 die Grenze Ägirin/Augit bzw. Kern/Rinde gezogen werden kann. Eine alleinige Betrachtung der Extremwerte würde jedenfalls zu falschen Ergebnissen führen, da Analysenfehler, die zwangsläufig auftreten, dabei nur einseitig eingehen würden. Einen graphischen Überblick über die Zusammensetzung der Pyroxene erlaubt die Abbildung 5-2. Dort ist der Calciumgehalt der Pyroxene gegen die Differenz Natriumgehalt Magnesiumgehalt (jeweils Atomprozente) nach dem Vorschlag von STEPHENSON (1972) aufgetragen. Abb. 5-2: Die Pyroxene der Rhönvulkanite in der Darstellung Differentiationsindex (Na-Mg) gegen Ca-Gehalt (jeweils Atome/Formeleinheit) 41 5. Schwerminerale der Proben Abb. 5-3: Grenze Augit/Agirin im Diagram Na2O-Gehalt der Pyroxene, gegen die Entfernung DELTAX vom Differentiationszentrum (303 Werte) Aus der Abbildung 5-3 wird deutlich, dass bei 7.5% Na2O die Grenze Augit/Ägirin gezogen werden kann. Über diesem Wert liegen die Ägirine und die Übergangszonen, die auch in der Durchlichtmikroskopie als Zonarbau erkennbar sind. Unter dieser Grenze liegen die Augitkerne der Ägirine, sowie die Augite ohne Ägirin-Anwachssaum. Die Abbildung verdeutlicht, daß Ägirin nur in Phonolithen und Trachyten auftritt. Aus den Analysen ergeben sich für die Augite, unter den oben genannten Bedingungen, die in Tabelle 5-1 angeführten Mittelwerte für die definierten Gesteinsgruppen. Tab. 5-1: Mittelwerte der Augitanalysen mit Na2O-Gehalten kleiner 7.5% (mit Standardabweichung) 42 5. Schwerminerale der Proben Abb. 5-4: Mittelwerte der Pyroxenanalysen der Gesteinsgruppen am Beispiel der Korrelation MnO/Na2O In Abbildung 5-4 sind die Pyroxene mit einem im Diagramm MnO gegen Na2O aufgetragen. Rechtecke stellen den jeweiligen Mittelwert Standardabweichung dar. Die Abbildung soll Statistik dienen, denn es ist zu erkennen, schiede der Gruppen sind. Ägirine traten nur in den Trachyten und Phonolithen auf. In Tabelle 5-2 sind die Mittelwerte für beide Gruppen aufgelistet. Tab. 5-2: Mittelwerte der Ägirinanalysen (mit Standardabweichung) Ein Beispiel für die Streuung der Daten soll die Abbildung 5-5 vermitteln, die die Eisen- und Titangehalte verdeutlicht. 43 5. Schwerminerale der Proben Abb. 5-5: Die Ägirine der Phonolithe und Trachyte, am Beispiel des TiO2/FeO-Verhältnisses (67 Werte) Im Kapitel 4.1.1.1. wurden bei den Ergebnissen der Durchlichtmikroskopie die Auflösungserscheinungen an Ägirinen bereits erwähnt. Während die Abbildung 4-1 einen intakten Kristall im Trachyt WK33 zeigt, sind auf den beiden folgenden REMAufnahmen deutliche Korrosionserscheinungen in den Phonolithen WK28 und WK29 zu erkennen. Abb. 5-6: REM-Aufnahme eines Ägrins aus der Probe WK28 44 5. Schwerminerale der Proben Abb. 5-7: REM-Aufnahme eines Ägirins aus der Probe WK29 45 5. Schwerminerale der Proben 5.1.1.1. Zur Nomenklatur der Pyroxene MORIMOTO (1988) beschreibt die Ergebnisse der Kommission der International Mineralogical Association für die Nomenklatur der Pyroxene. Die erste grobe Einteilung erfolgt in 4 chemische Gruppen. Diese sind aus dem Q-J-Diagramm ersichtlich. Abb. 5-8: Das Q-J-Diagramm für die Pyroxene aus den untersuchten Rhönvulkaniten (302 Analysen) Im Q-J-Diagramm steht das Q für die Summe Ca + Mg + Fe2+, und das J für 2 Na, ermittelt aus den Anteilen der Kationen auf der Basis von 6 0-Atomen/Formeleinheit. Die Abbildung zeigt, dass alle Rhönpyroxene in die drei "normalen" Gruppen "Quad" = Ca-Mg-Fe-Pyroxene, "Ca-Na" = Na-Ca-Pyroxene und "Na" = Na-Pyroxene fallen, das heißt, dass nicht mehr als die Hälfte der Kationenplätze Ml und M2 durch andere Ionen ersetzt sind (z.B. durch Mn oder Li, wobei allerdings Li mit der Mikroanalyse nicht nachzuweisen ist). Aus der Abb. 5-8 ist zu entnehmen, dass bei den Pyroxenen der Rhönvulkanite zwei Häufigkeitsmaxima auftreten, die sich nicht mit den 4 chemischen Gruppen von MORIMOTO (1988) verknüpfen lassen. Die Konsequenzen für die Einteilung der "Rhön"-Pyroxene werden im Kap. 5.1.2. weiter erörtert. Die weitere Unterteilung nach MORIMOTO erfolgt in der bekannten Darstellung Enstatit-Ferrosilit-Hedenbergit-Diopsid, bei der allerdings die Feldgrenzen neu gesetzt werden. In diese Darstellung werden die Pyroxene der Quad-Gruppe eingetragen. Das Ergebnis für die Rhönpyroxene zeigt die Abbildung 5-9. 46 5. Schwerminerale der Proben 47 Abb. 5-9: Die Klassifizierung der Rhonpyroxene der QuadGruppe Die weitere Unterteilung der Na-Pyroxene und der Ca-Na-Pyroxene erfolgt im Diagramm Quad-Jadeit-Ägirin. Abb. 5-10: Die Klassifizierung der Rhönpyroxene der Ca-Na- und der Na-Gruppe 5. Schwerminerale der Proben Aufgeschlüsselt nach Gesteinsgruppen zeigt sich in den Abbildungen 5-lla bis c folgende Verteilung der Pyroxenspezies: Es wird somit auch in der Nomenklatur der auftretenden Pyroxene der Unterschied, der im Chemismus der Gesteine auftritt, sichtbar. Dabei ist die Calciumzunahme von den Phonolithen zu den Trachyandesiten durch das Auftreten von Diopsid dokumentiert. Die Eisenabnahme scheint zwar im Widerspruch zum Auftreten von Hedenbergit zu stehen, jedoch kann dies durch die starke Abnahme der NaKomponente leicht kompensiert werden. 48 5. Schwerminerale der Proben Aus den Abbildungen 5-8 bis 5-11(a-f) ist die Einteilung der Rhönpyroxene in die 4 chemischen Gruppen, sowie die weitere Unterteilung auf die 20 Mineralspezies zu erkennen. Bei den Pyroxenen der Proben treten auf: Tabelle 5-3: Klassifizierung der Rhönpyroxene Pyroxen Klinoenstatit Aug i t Diopsid Hedenbergit Omphacit Ägirinaugit Ägirin in den Gesteinen Ul PH, T, S3 T, S3 S3 PH, T, S3 PH, T, S3 PH, T Aus der Tabelle 5-3 ist erkennbar, dass die Gesteine durch ihre Pyroxenparagenesen deutlich unterscheidbar sind. Es ergeben sich die Paragenesen: Phonolith: Trachyt: Trachyandesit: Tephrit: Ägirin, Ägririnaugit, Omphacit, Augit Ägirin, Ägririnaugit, Omphacit, Augit, Diopsid Ägririnaugit, Omphacit, Augit, Diopsid, Hedenbergit Klinoenstatit Da sich, wie z.B. die Abb. 5-2, 5-3, und 5-8 zeigen, zwei deutliche Häufigkeitsmaxima in der Verteilung der Rhönpyroxene ergeben, wird in den folgenden Kapiteln eine Trennung der Daten durch die bereits im Kap. 5.1.1. erwähnte Grenze bei 7.5% Na20 vorgenommen. Dies hat mit den Nomenklaturvorschlägen von MORIMOTO nichts zu tun, wird aber den Ergebnissen der Pyroxenanalyse eher gerecht. 49 5. Schwerminerale der Proben 5.1.2. Statistische Datenbetrachtung Die Tabelle 5-3 führt die unterschiedlichen Pyroxene nach dem Nomenklaturvorschlag von MORIMOTO (1988) auf. Andererseits zeigt z.B. die Abbildung 5-8 mit dem Q-J-Diagramm, daß zwei Maxima in einer Verteilung über das Feld der "normalen" Pyroxene auftreten. Das eine liegt klar im Feld der Ägirine, während sich das zweite vom Quad-Feld bis in das Ägirinaugit-Feld erstreckt. Es erscheint somit nicht sinnvoll, vor allem wenn man die Zonierung der Pyroxene bedenkt, im Q-J-Diagramm an der Grenze Quad/ Ca-Na einen Schnitt anzusetzen. Außerdem wird aus dem Diagramm sichtbar, daß im Ägirinaugitfeld eine Lücke auftritt, die nur durch einige Pyroxene aus Trachyten verkleinert wird. Deswegen wird in den statistischen Betrachtungen, eine Unterteilung in Pyroxene mit einem Na2OGehalt kleiner 7.5 % und in Pyroxene mit einem Gehalt größer 7.5 % gewählt. Hier wird somit das Augit-Feld ( oder Quadfeld nach MORIMOTO (1988)) etwas in das Ägirinfeld ausgedehnt. Wie die Tabelle 5-1 zeigt, unterscheiden sich die Werte für die Mittelwerte aller angegebenen Elemente deutlich. Es ist stets eine kontinuierliche Entwicklung Trachyandesit - Trachyt - Phonolith zu beobachten. Um nachzuprüfen, ob dieser Eindruck statistisch zu untermauern ist, oder ob die analysierten Pyroxene sich doch nicht signifikant unterscheiden, gibt es verschiedene statistische Testmethoden. Am Beispiel der Pyroxene sollen sie vorgestellt und verglichen werden. Die Programme sind in ihrer Grundstruktur dem Buch von VAN TASSEL (1984) entnommen, und wurden den Erfordernissen der Arbeit angepaßt. Am Beispiel der Pyroxene werden verglichen: - der t - Test - der U-Test von MANN und WHITNEY - der Median-Test Ein Ergebnis der Tests wäre eine weitere Aussage über die Genauigkeit der Mikroanalyse. Ist die Genauigkeit zu gering, ebenso die Reproduzierbarkeit der Meßwerte, so sollten sich keine beweisbaren Unterschiede innerhalb einer bestimmten Mineralgruppe (Augite) ergeben. Im Kapitel 4 ist deshalb die eigentlich standardfreie Mikroanalyse zusätzlich mit Standards überprüft worden. Wie die Tests zeigen, ergeben sich jedoch signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen, und in Kapitel 4 ist die Zuverlässigkeit der Meßmethode bereits dokumentiert. 50 5. Schwerminerale der Proben 5.1.2.1. Der t-Test für die Augite Anforderungen an die Daten: - die Gruppen sollten gleich groß sein - die Varianzen sollten übereinstimmen - es soll eine NormalVerteilung vorliegen Es müssen jedoch nicht alle Bedingungen gleichzeitig erfüllt werden, so dass im Fall der Pyroxene der Test angewendet werden kann. Den Vergleich der Gruppenmittelwerte mit Standardabweichung aus der Tabelle 5-1 über den t-Test zeigt die Tabelle 5-4: Tabelle 5-4: Wahrscheinlichkeiten aus dem t-Test für die Mittelwerte der Element-Gehalte der Augite Na2O MgO Al203 Si02 CaO Ti02 MnO FeO PH/T 0.00 0.5 6 0.4 0.04 0.7 2 1 PH/ S 3 0.00 0.2 0.00 0.01 0.00 0.00 0.00 0.2 T/S 3 0.00 40 0.2 2 0.01 0.00 0.9 20 Aus der Tabelle ist zu entnehmen (für Pyroxene mit Na2O < 7.5 %): a. Die Pyroxene der Phonolithe und Trachyte unterscheiden sich mit Ausnahme des Aluminiumgehaltes und des Mangangehaltes mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 99 %. b. Die Pyroxene der Phonolithe und Trachyandesite sind in allen Elementen mit mehr als 99.8 % Wahrscheinlichkeit verschieden. c. Für 5 Elemente unterscheiden sich die Pyroxene der Trachyte und der Trachyandesite mit mehr als 99 % Wahrscheinlichkeit. Für MgO und FeO ist kein signifikanter Unterschied feststellbar. Insgesamt zeigen bei 24 möglichen Kombinationen 19 mit einer Wahrscheinlichkeit von > 99 % signifikante Unterschiede auf. Die höchsten Wahrscheinlichkeiten zeigen die Na2O-Gehalte und die CaO-Gehalte. Hier läßt sich eine Korrelation mit der Phasenanalyse (Tab.5-2) erkennen, die eine deutliche Differenz im Wollastonitgehalt aufzeigt, der sich in den aufgefundenen Paragenesen äußert: Phonolith: Trachyt: Trachyandesit: Aug i t Augit + Diopsid Augit + Diopsid + Hedenbergit 51 5. Schwerminerale der Proben 5.1.2.2. Der U-Test für die Augite Im Gegensatz zum t-Test setzt der U-Test keine Normalverteilung und auch nicht die Übereinstimmung der Varianzen voraus. Das bedeutet, daß auch die Anzahl der Meßwerte stärker differieren kann. Die Tabelle 5-5 zeigt die Wahrscheinlichkeiten in der gleichen Reihenfolge wie in Tabelle 5-4. Tabelle 5-5: Wahrscheinlichkeiten aus dem U-Test für die Mittelwerte der Element-Gehalte der Augite PH/T PH/ S 3 T/S 3 Na20 1 1 1 MgO 1 1 >5 A1203 >5 1 1 SiO2 1 1 5 CaO 1 1 1 Ti02 5 1 1 MnO 5 1 1 FeO 5 1 1 Das Raster der Signifikanzlevels ist gröber als beim t-Test (programmbedingt!), aber eine Korrelation mit dem t-Test ist klar erkennbar. In 18 der 24 Kombinationen wird das 1 % - Level, und in 4 der Fälle wird das 5 % - Level erreicht. In 2 Kombinationen ist kein signifikanter Unterschied erkennbar. Es sind dies die auch im t-Test auffallenden Kombinationen MgO-T/S3 und Al2O3-PH/T. Deutlich unterschiedlich ist die Signifikanz der Kombination FeO-T/S3, die im t-Test nicht signifikant war. Dies ist auf die hohe Standardabweichung des Mittelwertes bei den FeO-Gehalten der Pyroxene der Trachyandesite zurückzuführen, die der t-Test eigentlich untersagt. Insgesamt ergibt der U-Test signifikante Unterschiede bei den Pyroxenen in 22 der 24 möglichen Kombinationen. 5.1.2.3. Der Median-Test für die Augite Über den schon in Kapitel 3 beschriebenen Median-Test läßt sich ebenfalls überprüfen, ob sich die Augite in den einzelnen Gesteinsgruppen signifikant unterscheiden. Er stellt letztlich eine Zusammenfassung der einzelnen Kombinationen dar, die im tTest und im U-Test untersucht wurden. Da diese Tests deutliche Unterschiede aufzeigten, sollte der Median-Test in die gleiche Richtung weisen. Wie die Tabelle 56 zeigt, sind die Pyroxene in den drei betrachteten Gesteinsgruppen deutlich unterschiedlich. Die schlechtesten Signifikanzen ergeben sich, analog den Ergebnissen der beiden anderen Tests, für die Elemente Magnesium, Aluminium und Silizium. Aber insgesamt sind auch diese Elemente in den Pyroxenen der drei Gesteinsgruppen signifikant verschieden. 52 5. Schwerminerale der Proben Tabelle 5-6: Wahrscheinlichkeiten aus dem Median-Test für Mittelwerte der Elementgehalte der Augite Wahrscheinlichkeit in % Na20 0.000 MgO 0.4 Al2O3 0.4 Si02 0.2 CaO 0.004 Tio2 0.006 MnO 0.001 FeO 0.006 Am deutlichsten werden die Ergebnisse des Median-Tests bei der Darstellung der Kontingenztafel. Als Beispiel ist diese für den Na2O-Gehalt angegeben. Die Kontingenztafel zeigt, wie sich die Einzelwerte um den Großen Median gruppieren, und wie sich die einzelnen Gruppen vom Mittelwert aus gesehen unterscheiden. Kontingenztafel für den Na2O-Gehalt der Rhön-Augite: Die Kontingenztafel zeigt, wie sich der Chi-Quadrat-Wert und die daraus folgende Wahrscheinlichkeit der Nullhypothese erklären. Im vorliegenden Beispiel liegt der Mittelwert aller Proben bei 3.13 % Na2O. Von den Pyroxenen der Phonolithe liegen 46 von 60 Analysen über dem Wert, während fast spiegelbildlich 46 der 59 Proben aus den Trachyandesiten darunter liegen. Die Pyroxene der Trachyte liegen symmetrisch über und unter dem Wert. Nachdem die Wahrscheinlichkeit der Nullhypothese 0.000 % ist, kann somit gesagt werden, dass sich die Augite der einzelnen Gruppen höchst signifikant mit mehr als 99.99 % Wahrscheinlichkeit unterscheiden. Aus den Mittelwerten gefolgert heißt das, dass der Natrium-Gehalt der Augite von den Trachyandesiten über die Trachyte zu den Phonolithen eindeutig zunimmt. Ähnliches zeigen, wenn auch die Richtung umgekehrt sein kann, die anderen Hauptkomponenten der Augite. 53 5. Schwerminerale der Proben 5.1.2.4. t-Test für die Ägirine Für die Auswertung der Meßwerte der Ägirinanalyse genügt der t-Test, da die Vorausetzungen dafür vorhanden sind. Als Gruppen werden hier die Phonolithe und Trachyte betrachtet. Tabelle 5-7: Ergebnisse des t-Tests für die Ägirine In Tabelle 5-7 sind die vier Elemente aufgeführt, für die sich ein signifikanter Unterschied zwischen den Ägirinen der Phonolithe und der Trachyte ergab. Die anderen vier Elemente zeigen keinen merklichen Unterschied, was den Mittelwert betrifft. Die Ägirine unterscheiden sich, wie Tab.5-7 zeigt, deutlich. Die Variation der Zusammensetzung ist im wesentlichen auf den unterschiedlichen Jadeit- bzw. ÄgirinGehalt zurückzuführen. Die Quad-Komponente ist im wesentlichen gleich, auch der Zirkongehalt ist ähnlich. 54 5. Schwerminerale der Proben 5.1.3. Literaturdaten und Diskussion FICKE (1960), der sich hauptsächlich auf optische Daten stützt, beschreibt in den Rhönvulkaniten 4 Pyroxentypen: - Basaltischer Augit - Titanaugit - Ägirinaugit - Ägirin Fast alle Augite sind idiomorph entwickelt. Er unterscheidet zwei Generationen: a) Die frühkristallinen Einsprengunge mit bis zu 2 cm Größe b) Die Grundmassenaugite, die ca. 20 µm groß sind. Zwischen beiden kann es seriale Übergänge geben. Die Ägirine und Ägirinaugite, mit 20 bis 700 µm Größe, sind auf die Phonolithe und Tephrite beschränkt. Wenn sie in anderen Gesteinen auftreten, leitet er eine Magmenmischung ab. In der Literatur werden Pyroxene aus Phonolithen anderer Provinzen und die Variation der Zusammensetzung in Differentiationsfolgen beschrieben. a) Auf Teneriffa taucht Klinopyroxen als Einsprengung und Grundmassenpyroxen im ganzen Spektrum von Basanit bis Phonolith auf (RIDLEY, 1970). Bei den Einsprengungen ist dabei keine Variation mit der Differentiation erkennbar. Von Augiten in Phonolithen beschreibt RIDLEY eine grüne Rinde, die aus Akmit bestehen soll. b) Im Kenya Rift findet LIPPARD (1973) in den Phonolithen Ägirin und Ägirinaugit als essentielle Einsprenglinge im Gwasi-Typ und Augit bis Ferroaugit als Einsprenglinge im Plateau- und im Kenya-Typ. In der Grundmasse aller drei Typen beschreibt er Ägirinaugit. c) KYLE (1981) mißt Klinopyroxene in einer Basanit-Phonolithfolge in der Antarktis, findet aber keine bemerkenswerte Variation der Zusammensetzung. d) WÖRNER & SCHMINCKE (1984) beschreiben Pyroxene in den Phonolithen des Laacher See Gebietes und vergleichen ihre Zusammensetzung mit dem Differentiationsgrad der Abfolge, wobei sie jedoch keinen signifikanten Zusammenhang finden. e) PRICE (1985), der kenyanische Trachyte und Phonolithe untersucht, ermittelt bei den Pyroxenen keinen deutlichen Trend in der Zusammensetzung. f) DAL NEGRO (1986) analysiert Pyroxene aus Kenya in einer Folge Basanit, Tephrit über Phonolith bis "peralkaline" Phonolith. Dabei beobachtet er eine kontinuierliche Entwicklung der Pyroxene mit der Differentiation. 55 5. Schwerminerale der Proben Zur Verdeutlichung der Literaturübersicht sind einige charakteristische Analysen aus den zitierten Arbeiten in der Tabelle 5-8 aufgeführt. Tabelle 5-8: Pyroxenanalysen aus der Literatur im Vergleich mit den Mittelwerten aus den Rhönvulkaniten. Quellen: CURRIE et.al.(1986): Aus der East Hill Suite werden grobkörnige Nephelin-Sodalith-Syenite und feinkörnige Nephelinsyenite und Porphyre untersucht, sowie Phonolithe (flow banded). Angegeben sind die zwei Extrema. WILKINSON (1983): 3 = Grundmassenpyroxene der Olivin-Melilith-Nephelinite 4 = Klinopyroxen-Kern aus einem Ijolith-Pegmatoid 5 = Klinopyroxen-Rinde aus einem Ijolith-Pegmatoid. DAL NEGRO et.al. (1986): Tephrit: 121, Phonolith: 131, Peralkaline Phonolite: 130 WÖRNER & SCHMINCKE (1984) : Aufgeführt ist je ein Pyroxen aus den Profilbereichen LLST, MLST und ULST, dabei steigt der Differentiationsgrad von ULST zu LLST. LLST = Klinopyroxen 1017 CPX/LLST449/Igc MLST = Klinopyroxen 1024 CPX/MLST91/IIbc ULST = Klinopyroxen 1088 CPX/ULST474/Igc 56 5. Schwerminerale der Proben 57 Zusammengefaßt ist aus den Meßwerten und der Tabelle 5-8 zu entnehmen: Die Zusammensetzung der Rhönpyroxene spiegelt die Zunahme des Differentiationsgrades der Gesteine von den Trachyandesiten über die Trachyte bis zu den Phonolithen wider. Die unterschiedlichen Gesteinstypen zeigen eine klar gegeneinander abgrenzbare Pyroxenzusammensetzung. Die Änderung der Zusammensetzung mit der Differentiation entspricht qualitativ den Trends, die manche Autoren in anderen Phonolithprovinzen gefunden haben. Im absoluten Vergleich ist vor allem die in der Rhön deutlich höhere Ägirinkomponente anzuführen, was sich analog z.B. in niedrigeren CaO-Gehalten niederschlägt. 5.1.3.1. Zirkoniumgehalt der Pyroxene Wie die Tabelle 5-8 zeigt, ist in den Literaturangaben kein Zirkonium aufgeführt. In den Rhönpyroxenen ist Zirkonium allerdings oft vertreten. Betrachtet man die unterschiedlichen Pyroxene nach der Nomenklatur von MORIMOTO (1988) so ergibt sich: Tabelle 5-8: Anteil der Pyroxene mit bestimmbaren Zr-Gehalten am gesamten Pyroxenbestand. Pyroxentyp Quad Ägirinaugit Ägirin % - Anteil 2 11 70 Der Zirkoniumgehalt der Pyroxene ist von der Genese abhängig. Das heißt, daß Zirkonium in die während den späteren Phasen der Kristallisation gebildeten ägirinreicheren Pyroxene eingebaut wird. Die absoluten Gehalte reichen dabei bis zu 3.58 % ZrO2 in einem Ägirinaugit im Phonolith WK26. Literaturwerte sind selten, aber MACLEOD (1971) findet z.B. in Ägirinen 0.15-0.16% ZrO2. DUGGAN (1988) beschreibt Pyroxene vom Warrumbungle Vulkan in Australien. Er mißt dort bis zu 14.3 % ZrO, in den Pyroxenen. Die Gesteinsabfolge, die er untersucht, reicht von Hawaiiten bis zu Trachyten und Comenditen. Wie auch in der Rhön gibt es dabei keine Korrelation zwischen dem Zr-Gehalt der Gesteine und dem Zr-Gehalt der Pyroxene. Die Substitution innerhalb der Pyroxene beschreibt DUGGAN mit der Gleichung: (Fe2+, Mn, Mg) + Zr = 2 Fe3+ Für die von ihm untersuchten Pyroxene ergibt sich, analog der Gleichung, eine negative Korrelation zwischen Zr und der Summe aus Fe + Mn + Mg, wobei zum Zr noch Ti hinzutreten kann. 5. Schwerminerale der Proben Für die Rhönpyroxene war diese Korrelation nicht zu erkennen, wobei die Gehalte an Zr02 allerdings auch um den Faktor 4 niedriger sind. Über die Zr-Verteilung innerhalb der Gesteine und der Pyroxene schreibt DUGGAN (1988), daß innerhalb der Pyroxene einer Probe in einem Korn der Zr-Gehalt konstant ist, daß er aber zwischen einzelnen Körnern große Unterschiede aufweisen kann. Früher gebildete Einsprenglinge haben jedenfalls viel weniger Zr eingebaut. Da, wie schon beschrieben, auf die Unterscheidung zwischen Einsprengungen und Grundmassenpyroxenen verzichtet werden mußte, kann dies nur indirekt bestätigt werden, und zwar durch die Zo-nierung der Rhönpyroxene. Diese zeigt eine ZrZunahme in den Rinden der Pyroxene. Als Grundlagen für die Entstehung von Pyroxenen mit hohen Zr-Gehalten betrachtet DUGGAN die Peralkalinität und das rasche Wachsen der Pyroxene im Ungleichgewicht. Diese Voraussetzungen sind in der Rhön jedenfalls vorhanden, und bestätigen somit die Vorstellungen von DUGGAN. 58 5. Schwerminerale der Proben 5.2. Apatit 5.2.1. Meßergebnisse Rhön Der Apatit ist der häufigste Phosphorträger der Vulkanite, und auch in den Rhönvulkaniten tritt er fast immer auf. Gleichwohl ist er meist nur in geringen Mengen vorhanden, und konnte deswegen nur in 24 der 38 Schwermineralpräparate identifiziert werden. Aus den Phosphorgehalten der Gesteine lassen sich, unter der Annahme stöchiometrischer Zusammensetzung, Apatitgehalte von 0.04 bis 1.16 Gew.% berechnen ( bis 3.01 Gew.% beim Tephrit vom Rößberg ) . Die Messungen mit der Mikroanalyse zeigten, daß die Apatite zoniert sein können. Es war wie bei den Pyroxenen ein Unterschied zischen den Außenflächen idiomorpher Kristalle und den Kernen festzustellen. Ein Beispiel für eine Außenfläche zeigt die Abbildung 5-12. Abb. 5-12: REM-Aufnahme eines Apatites der Probe WK04 Eine weitere Schwierigkeit ergab sich aus den z.T. zahlreichen Einschlüssen der Apatite. Diese sind vor allem auf Spalt- und Bruchflächen deutlich erkennbar. Ein gutes Beispiel zeigt die Abbildung 5-13, die einen Apatit aus der Probe WK11 zeigt. Hier ist es besonders schwierig, homogene einschlußfreie Bereiche zu analysieren. 59 5. Schwerminerale der Proben Abb. 5-13: REM-Aufnahme eines Apatits aus der Probe WK11 Aus den 69 Analysen von Apatiten der drei untersuchten Gesteinsgruppen lassen sich die in Tabelle 5-10 angeführten Mittelwerte berechnen: Tab. 5-10: Mittelwerte der Apatitanalysen (mit Standardabweichung) Anzahl CaO P2O5 SlO2 Al2O3 Na20 Ce2O3 SE Cl Phonolithe 17 ± 49.11 2.41 41.67 1.36 3.43 0.75 0.55 0.78 0.96 1.16 2.06 1.13 3.91 2.19 0.01 0.03 Trachyte 25 ± 50.79 2.59 40.55 1.57 3.28 0.91 0.66 0.74 0.88 0.94 1.96 0.77 3.52 1.28 0.02 0.06 Trachyandes i te 27 ± 53.13 2.13 41.58 1.99 2.74 0.92 0.44 0.61 0.21 0.52 0.74 0.54 1.45 1.12 0.03 0.07 60 5. Schwerminerale der Proben Der Apatit ist nach den REM-Analysen einer der Hauptträger der Lanthaniden, jedoch lassen sich durch die Berechnung der Gehalte nur 10% bis maximal die Hälfte des Elementes Cer, das in den Gesteinen enthalten ist, in den Apatiten unterbringen. Trotzdem ist bemerkenswert, dass die Apatite der Rhönvulkanite bis zu 4.06 % Ce2O3 enthalten. Wie die Abbildung 5-14 zeigt, sind die Rinden der Apatite gegenüber den Kernen an SE angereichert. Die Abbildung zeigt ein Nord-Süd-Profil durch den beprobten Bereich, wobei die Hochwerte (aus den Gauss-Krüger-Koordinaten) der Fundpunkte in einer Parallelprojektion aufgetragen sind. Die Apatite eines Fundpunktes sind also in einer Parallele zur y-Achse zu finden. Die Analysen auf idiomorphen Außenflächen sind als hohle Rechtecke dargestellt, die von Kernen als gefüllte Rechtecke. Nicht zuordenbare Analysen sind als Kreuz abgebildet. Abb. 5-14: Zonierung der Apatite, am Beispiel der SE. Dargestellt ist die Projektion eines Nord-Süd-Profils, Signaturen siehe Text. 61 5. Schwerminerale der Proben 5.2.2. Statistische Datenbetrachtung Wie die Korrelationsdiagramme und die Analysen zeigen, bildet sich die Differentiation der Rhönvulkanite in den Apatiten ab. Im folgenden wird untersucht, ob sich das statistisch untermauern läßt. Es kommen wieder die bereits bei den Pyroxenen erläuterten Verfahren Median-, t- und U-Test zur Anwendung. Bei den drei untersuchten Gruppen handelt es sich wieder um die Phonolithe mit 17 Analysen, die Trachyte mit 25 Analysen, und die Trachyandesite mit 27 Analysen. a. Der t-Test: Die Voraussetzungen für die Anwendbarkeit lagen nur bei den Trachyten und Trachyandesiten vor, so daß beim Vergleich der Phonolithe mit den anderen Gruppen der U-Test angewandt werden mußte. Tab. 5-11: t-Test für die Apatite der Trachyte und der Trachyandesite: Signifikanz in % CaO P2O5 Na2O Ce2O3 SE SiO2 SE+Si02 0.05 6.6 0.05 0.00 0.3 2 0.00 b. U-Test für die Apatite der Phonolithe, Trachyandesite: Tab. 5-12: Ergebnisse des U-Testes CaO P2O5 Na20 Ce2O3 SE SE+SiO2 PH/ T 5 5 >5 >5 >5 >5 PH/ S 3 1 >5 5 1 1 1 T/S 3 1 5 5 1 1 1 Der t-Test und der U-Test zeigen, dass die Apatite der Phonolithe und der Trachyte sehr ähnlich sind. Die Apatite der Trachyandesite unterscheiden sich von denen der anderen beiden Gruppen in den meisten der erfaßten Elemente signifikant. Interessant ist, daß dabei der Unterschied zwischen den Trachyandesiten und den Trachyten größer zu sein scheint, als zwischen den Trachyandesiten und den Phonolithen. Hier müßten noch mehr Daten gewonnen werden, um diesen Unterschied als gesichert anzuerkennen. 62 5. Schwerminerale der Proben c. Mediantest für die Apatite der Rhönvulkanite: Tab. 5-13: Ergebnisse des Mediantestes für die Apatite der Rhönvulkanite Trotzdem kann man in den Apatiten die Differentiation der Rhönvulkanite wiedererkennen, was in der Abbildung 5-15 mit der Darstellung Deltax gegen Summe SE+SiO2 demonstriert wird. Für eine lineare Regressionsrechnung ergibt sich dabei der Regressionskoeffizient R = -.45, was bereits einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 0.0 % entspricht. Daß eine nichtlineare Regression noch besser angepaßt wäre, ist aus der Abbildung ersichtlich. Da jedoch die Hintergründe nicht näher untersucht wurden, genügt bereits die lineare Aussage. Abb. 5-15: Abnahme des Differentiationsgrades der Apatite mit der Entfernung zum Differentiationszentrum (69 Analysen). 63 5. Schwerminerale der Proben 5.2.3. Literaturdaten und Diskussion FICKE (1961) spricht von bis zu 2 % Apatit in den Rhönvulkaniten, mit Größen bis zu 500 µm , und Vorkommen z.T. in Nestern. Angaben über die Zusammensetzung macht er aber nicht. Beim Vergleich mit Apatit-Analysen aus alkalireichen anderer Vorkommen aus Literaturangaben ergibt sich: Die Apatite der Rhönvulkanite sind im Durchschnitt reicher an Si02 und A1203/ dagegen ärmer an FeO und F bzw. Cl. Die Gehalte an SE sind im allgemeinen deutlich höher. CaO und P2O5 ändern sich dabei sinngemäß durch den jeweiligen stöchiometrischen Ersatz. Nach NASH (1972) läßt sich die Differentiation von Magmen auch am Chemismus der Apatite verfolgen. Es ergibt sich eine: - Anreicherung von Si02, Na2O, K2O, SE - Abreicherung von FeO, MgO Bei den untersuchten Rhönvulkaniten läßt sich dieses für SiO2, und die Seltenen Erden durch die Korrelation in der Abb. 5-16 und die Median-Analyse nachvollziehen. Wie der Mediantest zeigt, ist die kleinste Irrtumswahrscheinlichkeit bei den SE bzw. der Summe SiO2 + SE gegeben. Das rührt daher, daß im Apatit in einem gekoppelten Ersatz Silizium und Seltene Erden gegen Calcium und Phosphor eingebaut werden. Bei den anderen Elementen reichen die Werte, wenn vorhanden, für eine gesicherte Aussage nicht aus. 64 5. Schwerminerale der Proben Abb. 5-16: Korrelation von SiO2 und erfaßten SE in Apatiten (65 Analysen), Korrelationskoeffizient R=0.61. Wie die Abbildung 5-17 zeigt, ist der Ce-Gehalt der Gesteine mit dem Ce-Gehalt der Apatite positiv korreliert. Während der Differentiation eines Magmas reichern sich die Seltenen Erden in der Restschmelze an. Die Apatite können als Spätkristallisate das vermehrte Angebot, speziell an Cer, aufnehmen. Dabei kann eine Zonierung, das heißt eine besonders hohe Anreicherung in den Rinden der Minerale, auftreten. Die Zonierung zeigt die Abb. 5-14, wo die Werte nach Rinde, Kern und nach nicht definierbarer Lage, aufgeschlüsselt sind. In die Abbildung 5-17 sind deshalb nur Analysen auf Außenflächen idiomorpher Apatite aufgenommen, die Betrachtung der Gesamtheit aller Analysen liefert allerdings ein ähnliches Ergebnis. Abb.5-17: Korrelation der Ce-Gehalte der Apatite mit den Ce-Gehalten der Muttergesteine (38 Analysen auf idiomorphen Außenflächen). Die lineare Regression liefert für die Darstellung der Abbildung 5-17 den Korrelationskoeffizient R = 0.78. Die Irrtumswahrscheinlichkeit ist dabei 0.0 %, was bedeutet, dass die Aussage der positiven Korrelation gesichert ist. 65 5. Schwerminerale der Proben 5.2.3.1. Vergleich der Ce-Gehalte mit Literaturwerten In den Rhönapatiten konnte bis zu 4.06 % Ce2O3 gemessen werden. Das heißt, dass die Ce-Gehalte der Rhönapatite zu den höchsten gehören, die in Apatiten aus Alkaligesteinen gefunden wurden. Zum Vergleich seien einige Literaturwerte angeführt: SOMMERAUER (1985) analysiert einen Apatit aus einer "Phonolitic dyke" bei Boetzingen. Er mißt 0.41 % Ce203 und 0.20 % La2O3, sowie 0.54 % Si02. NRIAGU & MOORE (1984) beschreiben einen Apatit aus einem Pulaskit (das ist ein nephelinführender Alkalisyenit, n. Soerensen, 1971), der 1.8 % La, 3.2 % Ce, 0.28 % Nd und 0.16 % Sm enthält, also 5.34 % Seltene Erdelemente. EXLEY (1980) mißt im Apatit CC24 aus dem Granit von Skye: Y2O3: 0.63 %, La2O3: 0.39 %, Ce2O3: 0.95 %, Nd2O3: 0.57 %, Sm203: 0.13 % WÖRNER & SCHMINCKE (1984) geben bei den Apatiten aus den Phonolithen des Laacher-See-Gebietes keine SE-Gehalte an. Aus den Gesamtanalysen ist jedoch abzuschätzen, daß sie weit unter 1 % liegen. McCONNELL (1973) mißt in zwei Apatiten 0.77 bzw. 0.93 % SE. Die Apatite der Rhönvulkanite zeigen mit die höchsten der veröffentlichten CeGehalte. Dies korreliert gut mit dem Ergebnis der Ce-Gehaltsbestimmung der Gesteine. Auch diese zeigen im Vergleich mit anderen Vorkommen die höchsten Gehalte an Ce. 66 5. Schwerminerale der Proben 5.3. Titanit 5.3.1. Titanite mit niedrigem SE-Gehalt Die untersuchten Titanite zeigen keine ideale Form. Es sind immer nur Bruchstücke größerer Einsprenglinge zu finden, die einen muscheligen Bruch aufweisen. Ein Beispiel zeigt die Abb. 5-18 mit einem Titanit aus dem Trachyt WK10. Abb. 5-18: REM-Aufnahme eines Titanits der Probe WK10 Aus den 45 analysierten Titaniten lassen sich die in Tab 5-14 angeführten Mittelwerte für die drei untersuchten Gesteinsklassen bilden. Tab. 5-14: Mittelwerte mit Standardabweichung der Analysen der Titanite mit niedrigem SE-Gehalt. 67 5. Schwerminerale der Proben Die Tabelle 5-15 zeigt je einen typischen Vertreter aus den Gesteinsklassen, dem Phonolith WK01, dem Trachyt WK18 und dem Trachyandesit WK19. Tab. 5-15: Charakteristische Vertreter der Titanite aus den untersuchten drei leukokraten Gesteinsklassen Ob sich aus den untersuchten Titaniten Rückschlüsse auf die Differentiation ziehen lassen, kann wieder mit dem Median-Test geprüft werden. Die Einteilung in Gruppen entspricht wieder dem Schema Phonolith-Trachyt-Trachyandesit. Der Median-Test ergibt die in Tabelle 5-16 aufgelisteten Wahrscheinlichkeiten für die Nullhypothese, da/3 die Minerale zu einer Gesamtpopulation gehören. Tab. 5-16: Ergebnisse des Median-Testes für die Titanite mit niedrigem SE-Gehalt. 68 5. Schwerminerale der Proben Der U-Test ergab für die Titanite keine signifikanten Unterschiede bezogen auf die drei Gesteinsgruppen. Alle Wahrscheinlichkeiten waren auf dem 5 %-Level nicht signifikant. Das heißt, dass sich die Differentiation der Gesteine in der Zusammensetzung der Titanite kaum niederschlägt. Lediglich für die Elemente Calcium und Niob wäre eine Variation möglich, wobei Calcium mit der Differentiation abgereichert und Niob angereichert wird, was auch die Gesamtanalysen der Gesteine zeigen. Ähnliches beschreiben WÖRNER & SCHMINCKE (1984) für die Phonolithabfolge im Laacher See Gebiet. Auch dort bildet sich die Differentiation kaum in den Titaniten ab. Die Zusammensetzung ist dabei ähnlich der der Rhöntitanite, nur geben sie keine Niob-Gehalte an, woraus zu schließen ist, dass sie in den Titaniten aus den Eifelvulkaniten deutlich geringer sind. Nach PAUL et al. (1981) können Titanite durchaus hohe Niob-Gehalte aufweisen. Vom Huron-Claim-Pegmatit analysiert er einen Titanit, der 6.5 % Nb2O5 enthält. Er bezeichnet den Gehalt als "highest reported", was bedeutet das die maximal 5.19 %, die in den Rhöntitaniten auftreten, mit zu den höchsten gefundenen Werten gehören. Nachdem der Niob-Gehalt mit der Differentiation zunimmt, und die Gehalte in den Rhönvulkaniten sehr hoch sind, folgt, daß die Titanite zwar keine Differentiationstrends aufzeigen, belegen aber, daß die Rhönvulkanite hochdiffernzierte Endglieder einer Differentiationsfolge sind. Ein weiterer Beleg dafür ist das Vorkommen eines Titanits mit extrem hohen SEGehalt, wie er im folgenden beschrieben wird. 69 5. Schwerminerale der Proben 5.3.2. Titanit mit hohem SE-Gehalt In der Probe WK01 von der Milseburg konnte ein Titanit identifiziert werden, der 39.49 % Seltene Erden enthält. Abb. 5-19 zeigt die REM-Aufnahme dieses Titanits. Abb. 5-19: REM-Aufnahme des Titanits WK01T. Vergleichbare Titanite sind lediglich von EXLEY (1980) in der Granitintrusion von Skye gefunden worden. Der Titanit RE152 mit dem höchsten Gehalt an SE wird in der Tabelle 5-17 mit der Probe WK01T verglichen. Tab. 5-17: Vergleich der Titanite WK01T (Rhön) und RE152 (Skye). 70 5. Schwerminerale der Proben Die pauschale Zusammensetzung ist wie die Tabelle 5-17 zeigt, sehr ähnlich. Die wesentlichen Unterschiede bestehen im Auftreten von ZrO2, MnO und P2O5 im Titanit der Rhön, während die Gehalte an Y2O3, Th02 und den schweren SE geringer sind. Dass der Einbau von MnO bis 5 Mol als Ersatz für CaO möglich ist beschreibt ROY (1974), während SMITH (1970) Titanite aus Nepheliniten analysiert, die bis 3.6 % Zr02 enthalten. EXLEY (1980) findet neben dem angeführten Titanit RE152 Titanite, die wenig SE enthalten. Er folgert, dass somit 2 Titanitgenerationen vorliegen. Auf die Rhön übertragen, kann auch hier diese Koexistenz bestätigt werden, d.h. hier liegen ebenfalls SE-arme Titanite neben Spätkristallisaten mit sehr hohen SEGehalten vor. Nachdem sich die Differentiation innerhalb der SE-armen Titanite der Rhönvulkanite nicht, oder nur sehr undeutlich, widerspiegelt, tritt mit der Bildung der SE-reichen Titanite eine deutliche Weiterentwicklung der Magmen zutage. Hier war in den letzten Stadien der Kristallisation eine sehr starke Anreicherung der Seltenen Erden möglich. Durch die geringen Phosphorgehalte der Phonolithe war der weitere Einbau in die schon früher gebildeten Apatite (EXLEY, 1980) nicht mehr möglich. Die in einigen Skeletten dokumentierte beginnende Auflösung von Ägirinen liefert dabei durchaus die zur Bildung notwendigen Komponenten SiO2, CaO, FeO und TiO2. 71 5. Schwerminerale der Proben 5.4. Olivin 5.4.1. Meßwerte Rhön Der Olivin ist in den Proben zwar selten, doch kommt er in allen Gesteinsgruppen vor. Die Tabelle 5-18 zeigt die Gesamtanalysen der Olivine,.sowie den aus den Werten berechneten Fayalitgehalt. Tabelle 5-18: Die Olivine der Rhönvulkanite(alle Angaben in %) 5.4.2. Literaturdaten und Diskussion Durch weitere Messungen könnte überprüft werden, ob sich in den Olivinen der Rhönvulkanite der Fayalitgehalt signifikant ändert, da sich der Differentiationsprozess im Fayalitgehalt der Olivine äußert (z.B. RIDLEY, 1970). Der Fayalitanteil der Olivine der einzelnen Gruppen scheint sich von Gruppe zu Gruppe zu unterscheiden, doch für gesicherte statististische Aussagen müßten mehr Analysen gewonnen werden. Es deutet sich ein Anstieg analog dem Differentiationsgrad an. Bei den Phonolithen gibt es allerdings einen deutlichen Bruch. Eine Aussage über den Ca-Gehalt ist problematisch, wenn man die Bestimmungsgrenze bei 0.1 % betrachtet. Es zeigt sich, dass nur die Olivine aus den Phonolithen signifikante Ca-Gehalte aufweisen. Oder anders ausgedrückt, nur in den Phonolithen ist das CaO bestimmbar. Nach BROWN (1982) kann der Ca-Gehalt der Olivine als Geobarometer benutzt 72 5. Schwerminerale der Proben werden. Frühere Autoren diskutierten auch einen Temperatureinfluss, der aber nicht recht faßbar war. Es kann demzufolge aus dem Ca-Gehalt des Olivines eine Aussage über die Druckverhältnisse bei der Kristallisation gemacht werden. Die Ca-Gehalte sind dabei umgekehrt proportional zum Druck. Für die untersuchten Rhönvulkanite bedeutet das, dass die Phonolithe bei der Olivinkristallisation geringerem Druck ausgesetzt waren als die Trachyte und die Trachyandesite, sowie die basischen Proben. Ein Indikator dafür kann auch die deutliche Abnahme im Glühverlust der Phonolithe sein (Kap.3.1.1.). Zusammen mit dem auffallenden Fayalitgehalt der Olivine aus den Phonolithen muß also, analog den Schlußfolgerungen aus dem Auftreten des SE-reichen Titanites, auf gravierende Änderungen im letztlich Phonolitherzeugenden Magma geschlossen werden. Jedenfalls unterscheidet sich hier die Rhön von einem Beispiel, das WILKINSON (1983) aus einem Olivin-Melilith-Nephelinit von Hawaii beschreibt. Dort nimmt bei der Differentiation sowohl der CaO-Gehalt als auch der Fayalitanteil zu. FICKE (1960) findet keine Olivine in den Phonolithen. Seine Analyse für Olivine aus einem Foidit von der Wasserkuppe ergibt einen Fayalitgehalt von 13.4 %. Dieser aus einem Olivinkonzentrat gewonnene, und nasschemisch bestimmte Wert ist zu hoch, vor allem wenn man die auch gemessenen Elemente Mn, P , Ti und AI berücksichtigt. Zusammengefaßt kann aus den Olivinanalysen keine kontinuierliche Entwicklung parallel der Differentiation Trachyandesit-Trachyt-Phonolith abgeleitet werden. Der CaO-Gehalt und der Fayalitgehalt der Olivine scheinen eine eigenständige Entwicklung der Phonolithe zu belegen. Für die Foidite, die Trachyandesite und die Trachyte scheint eine kontinuierliche Entwicklung parallel dem Differentiationstrend vorzuliegen. 73 5. Schwerminerale der Proben 5.5. Zirkon 5.5.1. Messergebnisse Rhön Es konnten in 5 Proben insgesamt 6 Zirkone gefunden werden. Die Analysen zeigt die folgende Tabelle 5-19. Tabelle 5-19: Die Zusammensetzung der Zirkone aus den untersuchten Rhönvulkaniten Die Mikroanalyse der gefundenen Zirkone ergibt, wie die Tabelle zeigt, keine Besonderheiten. Vielmehr erweisen sich die Zirkone als fast reine Zirkoniumsilikate. Obwohl nach Tab. 5-20 bis zu 26.2 % Hafnium im Zirkon enthalten sein können, konnte es in den Zirkonen der Rhönvulkanite nicht bestimmt werden (die Gehalte lagen unter der Bestimmungsgrenze). 5.5.2. Literaturdaten und Diskussion Wie auch schon im Kapitel 3.3.3. erwähnt, ist der Zirkon in Alkaligesteinen ein interessantes Akzessorium. Sein Vorkommen in den untersuchten Rhönvulkaniten bestätigt die von S0RENSEN (1979) bevorzugten Einteilungskriterien in Miaskite und Agpaite. WÖRNER & SCHMINCKE (1984) beschreiben den Zirkon als Bestandteil der Phonolithe des Laacher-See-Gebietes der Ost-Eifel. Sie finden ihn dabei nur in der liegenden und am wenigsten differenzierten Einheit, was sich hier mit den Rhöndaten deckt, wo die Zirkone nur in den miaskitischen Gesteinen auftreten. Die Kalkulation der Häufigkeit sieht in der Rhön etwas anders aus. WÖRNER & SCHMINCKE fanden wenige Exemplare in 10 kg aufbereitetem Gestein, woraus sie einen Gehalt von ca. 6 - 10 ppm des Minerales Zirkon ableiten. In der vorliegenden Arbeit wurde mit weniger als 100 g Probenmaterial gearbeitet, was einer mehr als 100 mal größeren Häufigkeit entspräche. 74 5. Schwerminerale der Proben Aus der idiomorphen Form (tetragonale Bipyramide) schließen WÖRNER & SCHMINCKE (1984) auf eine primäre magmatische Bildung (n. SPEER 1980), was in den Rhön-Vulkaniten ebenfalls möglich ist (abgesehen von Schäden bei der Aufbereitung). WÖRNER & SCHMINCKE (1984) geben leider keine Analysen der Zirkone an, deswegen sollen hier kurz die Daten von RÖSLER & LANGE (1975) aufgeführt werden. Wie schon erwähnt, erweisen sich die Zirkone der Rhönvulkanite als fast reine Zirkoniumsilikate. Lediglich in der Probe WK10 traten 0.5 % FeO als Beimengung auf, was nach RÖSLER & LANGE durchaus möglich ist. Obwohl die SE, U und Th in den Rhönvulkaniten angereichert sind (MEDUNA, 1988), tauchen sie in den Zirkonen nicht auf. Ebenso konnte kein Hf gefunden werden. Tabelle 5-20: Zirkonzusammensetzung nach RÖSLER & LANGE Das Element Zirkonium ist in den Rhön-Vulkaniten zum teil stark angereichert. Erwähnt ist schon der Ägirin als Zikoniumträger, und auch in einigen Titaniten konnte es nachgewiesen werden. Während WIRTH (1978) als Zikonium-Minerale in libyschen Phonolithen Eudialyt und Lavenit findet, konnte in den hier untersuchten Rhönvulkaniten nur der Zirkon bestimmt werden. Natürlich ist damit das Vorhandensein von Eudialyt und Lavenit nicht ausgeschlossen, denn diese Phasen wären genauso selten wie die Zirkone, von denen auch nur 6 Exemplare entdeckt wurden. Auch die hohen Fluor- und Chlor-Gehalte die MEDUNA (1988) in den Rhönvulkaniten gemessen hat, die, wie die Apatit-Analysen zeigen, nicht an Apatit gebunden sind, lassen Eudialyt und Lavenit vermuten. Allerdings sind diese Elemente, wie die Analysen zeigen, auch in Sodalith und Analcim enthalten. Zusammengefaßt kann gesagt werden, dass Zirkon in den miaskitischen Rhönvulkaniten auftritt. Aufgrund seiner Seltenheit und der hohen Zirkonium-Gehalte der Gesteine, kann er jedoch nicht der Haupträger des Zirkoniums sein. 75 5. Schwerminerale der Proben 5.6. Magnetit 5.6.1. Messergebnisse Rhön Die Zahl der Magnetitanalysen ist leider zu gering, um statistisch gesicherte Aussagen zu machen. Trends sind aber zu erkennen. Tab. 5-21: Die Mittelwerte der Magnetite der Rhönvulkanite 5.6.2. Literaturdaten und Diskussion Gefunden wurde der Magnetit nur in den miaskitischen Gesteinen, was die im Kapitel 3.3.3 erwähnten Unterteilungskriterien bestätigt. Eine Übereinstimmung konnte auch mit dem normativen Magnetit aus der CIPW-Normberechnung festgestellt werden. In keiner Probe liegt dabei ein Widerspruch zwischen normativer Berechnung und dem Auffinden im Mineralgemenge vor. Tab. 5-21: Literaturanalysen von Magnetiten in Alkaligesteinen FICKE (1960) schreibt: "In allen Rhönvulkaniten tritt Erz auf, meist Titanomagnetit, Magnetit und Ilmenit, selten Hämatit. In Phonolithen sind es meist 2-3% Erz, in 76 5. Schwerminerale der Proben basischen Eruptiva werden bis 18 % erreicht." Angeführt ist in Tab. 5-21 ein Titanomagnetit aus dem Westhang des Pferdskopfs (Nephelinbasalt = Foidit). Auch an der Magnetitzusammensetzung ist die Differentiation eines Magmas zu verfolgen (PREVOT 1973, WILKINSON 1983). In Tabelle 5-21 sind drei Magnetitanalysen von WILKINSON (1983) aufgeführt. Sie stammen aus einer Differentiationsreihe mit der Probe 9 aus dem "host"-01ivin-Melilith-Nephelinit, mit Probe 10 aus dem "melteigitic pegmatoid" und Probe 11 aus dem "ijolitic pegmatoid". Dabei ist erkennbar, dass der Fe-Gehalt und der Mg-Gehalt mit fortschreitender Differentiation deutlich abnehmen. Gleichzeitig nehmen Ti- und V-Gehalt (wahrscheinlich auch der Mn-Gehalt) zu. PREVOT (1973) führte Mikroanalysen an Magnetiten durch und findet, dass mit der Differentiation eines Magmas die Gehalte an AI und Mg im Magnetit sinken und Mn zunimmt. Die Betrachtung der Analysen der Magnetite aus den Rhönvulkaniten ergibt kein klares Bild über die Elementverteilung. Die von PREVOT (1973) und WILKINSON (1983) angeführten Elementverschiebungen lassen sich teilweise erkennen. Im Vergleich der Magnetite aus den Trachyten und den Trachyandesiten ist erkennbar , dass der Ti-Gehalt aller Magnetite aus den Trachyten kleiner ist als der der Magnetite aus den Trachyandesiten und der Mn-Gehalt im Durchschnitt größer. Es lässt sich also eine Differentiation von den Trachyandesiten zu den Trachyten in der Variation der Magnetite erkennen. Aus der Gruppe der Phonolithe liegen nur zwei Analysen vor, und aus der der Foidite nur eine, so daß Aussagen sehr vage sind. Die vorliegende Analysen passen jedenfalls nicht in eine kontinuierliche Differentiationsreihe Foidit-TrachyandesitTrachyt-Phonolith. Es zeichnet sich, wie bei den Befunden aus den Olivinanalysen, eine eigenständige Entwicklung der Phonolithe ab. 77 5. Schwerminerale der Proben 5.7. Andalusit Im Phonolith WK17 konnte ein Vertreter der Gruppe Disthen, Andalusit und Sillimanit gefunden werden. Es handelt sich um eine Leiste von ca. 200 * 100 µm. Die Zusammensetzung weicht dabei nur um 2% vom Idealwert (BETECHTIN, 1953) ab, was wieder einen Schluss auf die Analysengüte zuläßt. Tab. 5-22: Andalusit aus der Probe WK17 im Vergleich mit dem stöchiometrischen Idealwert Die Probe WK17 gehört zu den miaskitischen Phonolithen, die relativ zu den Alkalien an Aluminium reicher sind, als die agpai-tischen Phonolithe. Das Auftreten von Andalusit ist daher in den Miaskiten wahrscheinlicher, was durch den Fund unterstützt wird. 5.8. Ilmenit Im Trachyandesit WK14 konnte ein Ilmenitkristall identifiziert werden, ein Mineral von 160 * 80 µm mit glatter (Spalt-)Fläche. Tab. 5-23: Ilmenit aus dem Trachyandesit WK14 im Vergleich mit einem Ilmenit aus einem antarktischen Trachyandesit Der Ilmenit 2-61.23 stammt aus einem Nephenlin-Benmoreit (Trachyandesit) aus der antarktischen Differentiationsfolge, die KYLE (1981) untersucht hat. Der Vergleich zeigt, dass der Mangangehalt deutlich höher ist, auch im Vergleich zu den anderen Analysen von KYLE, und dass Niob auftritt, das KYLE nicht gemessen hat. 78 5. Schwerminerale der Proben 5.9. Pyrit Im Phonolith WK29 trat Pyrit auf. Abb. 5-20: REM-Aufnahme des Pyrits aus der Probe WK29 Die Analyse lieferte: 79 7. Magmenentwicklung und Petrogenese 80 6. Helle Gemengteile der Proben Das Thema der Arbeit waren die Schwerminerale, doch fielen bei der Untersuchung der Schwermineralkonzentrate auch Analysen der "Verunreinigungen" (= helle Gemengteile) an. Die Beobachtungen, die auch für die Genese der Rhönvulkanite wichtig sind, sollen deshalb in diesem Kapitel kurz erwähnt werden. 6.1. Nephelin Interessant ist der Nephelin, da er, wie in Kapitel 3 erwähnt, die Grenze Phonolith/Trachyt durch sein Auftauchen bzw. Verschwinden markiert. In den untersuchten Rhönvulkaniten taucht er in den Phonolithen immer, in den Trachyten und Trachyandesiten nie, und den basischen Foiditen, Basaniten und Tephriten manchmal auf. Der Nephelin konnte vor allem röntgenographisch identifiziert werden. Einsprenglinge in den Dünnschliffen sind sehr selten, so daß er hauptsächlich in der feinkörnigen Grundmasse der Rhönvulkanite zu suchen ist. Einige Nepheline konnten im Phonolith WK34 analysiert werden. Sie lassen sich gut mit Analysen von WOOLEY & SYMES (1976), WÖRNER & SCHMINCKE (1984) und MARSH (1987) vergleichen. Tab. 5-25: Vergleich von Nephelinanalysen der Probe WK34 mit Literaturdaten Auffallend ist der niedrige Kaliumgehalt der Nepheline der Probe WK34. Es ist anzunehmen, da£ sich hier der bereits bei den Feldspatanalysen (Kap. 4.1.3.2.IV.) beschriebene Kaliumverlust verstärkt bemerkbar macht. 7. Magmenentwicklung und Petrogenese 81 6.2. Analcim Analcim konnte röntgenographisch in allen Phonolithen gefunden werden. Bei den Trachyten tritt er in 12 der 14 Proben auf. Die Trachyandesite enthalten bis auf die Probe WK11 keinen Analcim, während er in den Foiditen und Tephriten wieder zu finden ist. Eine Korrelation mit dem auftretenden Nephelin ist, wie auch BAUSCH (1980) bei libyschen Phonolithen feststellt, nicht vorhanden. Tab. 5-26: Analcimanalysen aus Rhönvulkaniten im Vergleich mit Literaturdaten Quelle: Analcimdaten von WILKINSON, TIBA aus S0RENSEN (1979) WOOLEY & SYMES (1976) beschreiben zwei mögliche Wege der AnalcimEntstehung. a) Die Reaktion: Nephelin = Analcim + Kalifeldspat die in höheren Krustenniveaus ablaufen könnte, und wie oben erwähnt eine Korrelation Nephelin/Analcim ergibt, die in der Rhön aber nicht erkennbar ist. b) Die magmatische Bildung von Analcim, die unter hohem in Tiefen von 20 50 km möglich ist. LUHR (1989) mit Nephelin. I. II. III. IV. V. bringt hingegen den Analcim in keinen Zusammenhang Er beschreibt 5 Analcim-Typen: P-Typ = primär magmatisch gebildet L-Typ = aus Leuzit gebildet H-Typ = hydrothermal gebildet S-Typ = aus vulkanischem Glas oder Zeolithen gebildet M-Typ = metamorph gebildeter Analcim 7. Magmenentwicklung und Petrogenese 82 Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal sind die 18O-Isotope. Aber auch der Chemismus läßt Aussagen zu. So hat der L-Typ die höchsten Kaliumgehalte, während der P-Typ höhere Eisen- und Calciumgehalte aufweist. Generell kann der Analcim aber nur in Magmen mit hohen H2O-Druck auftreten. Die Temperaturen werden bei der Bildung dabei nicht weit über 650* C liegen können. Wie die Auswertung der Röntgendiagramme zeigt (Tab. 4-1) ist der Analcim eine wesentliche Komponente der Rhönvulkanite. Eine genauere Untersuchung des Analcimes, basierend auf den Ergebnissen von LUHR (1989), könnte wesentliche neue Erkenntnisse für die Genese der Rhönvulkanite ergeben. Die wenigen, eher zufälligen Meßwerte im Rahmen dieser Arbeit, lassen jedenfalls keine Deutung zu. 6.3. Sodalith In den Phonolithen WK01 und WK25 konnte Sodalith analysiert werden. Tab. 5-27: Vergleich der Sodalithanalysen aus Rhönvulkaniten mit der stöchiometrischen Zusammensetzung Nach RÖSLER & LANGE (1975) sind in natürlichen Sodalithen nur bis zu 3.5 % Chlor zu finden. Der theoretische Wert aus der Stöchiometrie beträgt hingegen 7.3 %. Hier kommen die Rhön-Sodalithe dem Idealwert wesentlich näher. Den Schwefelgehalt geben RÖSLER & LANGE mit 1.1 % an, was sich mit den Werten der Rhön gut vereinbaren läßt. Daß der gemessene Natriumgehalt deutlich zu niedrig ist, hat vermutlich messtechnische Ursachen (siehe Kap. 4.). Nach den Gesamtanalysen der Rhönvulkanite (z.B. bei MEDUNA, 1988) ist zu erwarten, daß der Sodalith in den Rhönvulkaniten, als Chlor- und Schwefelträger, wesentlich häufiger vorkommt, wenngleich in geringer Menge. 7. Magmenentwicklung und Petrogenese 83 6.4. Feldspäte Die Feldspatanalysen mit der Mikroanalyse zeigten ein relativ breites Spektrum an Zusammensetzungen. Zonierung ist vor allem bei Plagioklasen möglich ( GIANETTI 1983, WÖRNER & SCHMINCKE 1984), was hierjedoch nicht untersucht wurde. Eine rasterförmige Untersuchung eines Sanidins als Stichprobe zeigte jedenfalls keine Zonierung in der Zusammensetzung. Die Darstellung der Meßwerte ist am einfachsten im Diagramm Orthoklas-AlbitAnorthit. Die Abbildung 6-1 zeigt alle 34 Analysen, während in Abbildung 6-2 nur Feldspatanalysen aus Phonolithen und Trachyten, und in Abbildung 6-3 die Analysen aus den Trachyandesiten abgebildet sind. Abb.6-1: Dreiecksdiagramm Or-Ab-An-Komponenten der Feldspatanalysen der Rhönvulkanite 7. Magmenentwicklung und Petrogenese 84 Abb. 6-2: Die Feldspäte der Phonolithe und Trachyte Abb. 6-2: Die Feldspäte der Phonolithe und Trachyte Abb. 6-3: Die Feldspäte der Trachyandesite Trotz der geringen Anzahl an Analysen lassen sich einige Ergebnisse ableiten. Vor allem das Auftreten von fast reinem Albit in den Phonolithen und Trachyten unterscheidet diese Gesteine von denen, die GIANNETTI & LUHR (1983) und WÖRNER & SCHMINCKE (1984) untersuchten. Andererseits konnten auch WÖRNER & SCHMINCKE in ihrer Phonolithabfolge feststellen, daß mit fortschreitender Differentiation die Variation der Sanidinzusanunensetzung zunimmt, dass sie albitreicher werden können. Die Plagioklase der Rhön haben eine ähnliche Zusammensetzung, wie die der Phonolithe, die WÖRNER & SCHMINCKE untersuchten, während sie in den trachytischen Tuffen, die GIANETTI & LUHR beschreiben, wesentlich anorthitreicher sind. Da die Feldspäte den größten Teil der Rhönvulkanite aufbauen, sollen diese Ergebnisse hier nur kurz erwähnt werden, mit dem Hinweis, dass hier weitere Untersuchungen nötig und vielversprechend sind. 7. Magmenentwicklung und Petrogenese 85 7. Magmenentwicklung und Petrogenese 7.1. SB-Systematics der untersuchten Proben Für genetisch zusammengehörige Gesteinskomplexe lassen sich die SBSystematics nach ONUMA et al. (1981) aufstellen, die die Petrogenese durch die Gehalte an Sr, Ba und CaO abbilden. Besonders Differenzierungstrends lassen sich erkennen. Abb. 7-1: SB-Systematics für die Rhönvulkanite nach ONUMA et al. (1981), (38 Analysen) Theorie der SB-Systematics: Ausgangsmaterial ist ein Granat-Peridotit als Mantelmaterial mit chondritischer Zusammensetzung. Das große Ca-Kation ist hauptsächlich in Klinopyroxen und Granat enthalten, während die größeren Kationen Sr und Ba nicht in die Hauptphasen (Olivin, Orthopyroxen, Klinopyroxen, Granat) eingebaut werden, sondern in Akzessorien. Wird der Mantel erhitzt, kommt es zu partiellen Schmelzen. Als erstes schmelzen die Akzessorien, so daß bei geringem Aufschmelzungsgrad hohe Sr/Ca- und Ba/Ca-Quotienten entstehen, die mit stärkerer Aufschmelzung sinken. Es resultiert eine Gerade, die wie in Abbildung 7-1 durch den darstellenden Punkt der Mantelzusammensetzung geht. Die Steigung ist eins. 7. Magmenentwicklung und Petrogenese 86 Die je nach Aufschmelzungsgrad gebildete Teilschmelze kann aufsteigen und in Magmenkammern differenzieren. Die aus der Differentiation resultierenden Restschmelzen, sowie die daraus gebildeten Gesteine liegen dann, wie in Abbildung 7-1, rechts von dieser Gerade. Die Abtrennung von Olivin, Orthopyroxen, Magnetit und Ilmenit ändert die SBParameter nicht, da die drei in den SB-Systematics dargestellten Kationen nicht eingebaut werden. Plagioklas-Kristallisation ändert das Sr/Ca-Verhältnis nicht, während das Ba/CaVerhältnis stark ansteigt, da Sr und Ca eingebaut werden. Es resultiert eine Gerade parallel zur x-Achse, auf der das Verhältnis Ba/Ca aufgetragen wird. Die Grenzgeraden für die einzelnen Gesteinsgruppen sind in Abbildung 7-1 eingezeichnet. Klinopyroxen und Amphibol bauen kein Ba, wenig Sr und viel Ca ein, so daß beide Verhältnisse ansteigen, wobei das Ba/Ca-Ver-hältnis stärker ansteigt. Es resultiert eine Gerade, die etwas flacher verläuft als die des Aufschmelzungsgrades. Auch hier sind die Grenzgeraden für die Gesteinsgruppen eingezeichnet. Der Schnittpunkt der beiden Grenzgeraden stellt die wahrscheinliche Zusammensetzung des primären Magmas bei Differentiationsbeginn dar. Interpretation für die Rhön: Wie aus Abbildung 7-1 ersichtlich ist kann eine direkte Anwendung der SBSystematics auf die Gesamtheit der Rhönvulkanite nicht erfolgen. Grundsätzlich liegen in diesem System die Differentiatiate bei höheren Werten als die Ausgangsmagmen, da sowohl das Sr/Ca- wie auch das Ba/Ca-Verhältnis zunehmen. Bei den Rhönvulkaniten steht dieser Trend jedoch auf dem Kopf, wenn man die Differentiationsabfolge Trachyandesit-Trachyt-Phonolith zugrunde legt. Für die einzelnen Gesteinsgruppen angewandt ergeben sich drei verschiedene Ausgangsmagmen (über die Extrapolation der Grenzgeraden) , die den Aufschmelzungsgraden des Mantels von 1 % für die Trachyandesite, 5 % für die Trachyte, Teprite und Foidite , sowie 40 % für die Phonolithe entsprechen. Diesen Befunden widersprechen aber die Mengenverhältnisse der Gesteine und die Tatsache, dass die Phonolithe in den Systematics noch unter den möglichen Ausgangsgesteinen wie Foiditen und Tephriten liegen. Da die Phonolithe hoch differenzierte Gesteine darstellen, müssen große Mengen an Material abgetrennt werden, welche im Gelände jedoch nicht auftraten. Auf Grund von Spurenelementuntersuchungen kommen MERTES & SCHMINCKE (1985) zum Ergebnis, dass das Stammagma für die Eifelphonolithe aus einer partiellen Aufschmelzung des Mantels von 2 – 8 % abgeleitet werden kann. Das deckt sich mit dem Bereich von l - 5 % , der sich aus den SB-Systematics für die Rhönvulkanite , mit Ausnahme der Phonolithe, ergibt. 7. Magmenentwicklung und Petrogenese 87 Das wesentlichste Kriterium für das Versagen der SB-Systematics für die Erklärung der Phonolithgenese, ist bei der Auswahl der berücksichtigten Minerale zu finden. Hier fehlt der Kalifeldspat, der bei der Phonolithgenese berücksichtigt werden muß. Die Massenbilanzbeispiele aus der Literatur, und die Beispiele in dieser Arbeit zeigen das. Daß der Kalifeldspat in den letzten Stadien der Differentiation eine große Rolle spielt, zeigen die Arbeiten von KYLE (1981), GARCIA (1986) und MARSH (1987). Das bedeutet, dass dieses Modell für die Genese der Rhönvulkanite nur mit Einschränkungen übernommen werden kann. Für die Trachyandesite und vielleicht auch die Trachyte kann diese ungestörte Differentiaton von partiellen Mantelschmelzen noch akzeptiert werden, für die Phonolithentstehung sind die Voraussetzungen zur Anwendung der SB-Systematics aber nicht mehr gegeben. 7. Magmenentwicklung und Petrogenese 7.2. 88 Rückschlüsse auf die Magmenentwicklung durch das K/Rb-Verhältnis Abb. 7-2: K2O/Rb-Verhältnis der Rhönvulkanite, (38 Analysen) Zwischen Kalium und Rubidium besteht im magmatischen Bereich eine positive Korrelation mit einem Mittelwert des Verhältnisses über alle Gesteine von 230, wobei fast alle zwischen 160 und 300 liegen (SCHROLL 1968, BILLINGS 1970). Generell zeigt sich jedoch bei der Differentiation in Phonolithsequenzen, wie in der Abb. 7-2 erkennbar ist, dass der Kaliumgehalt abnimmt, während der Rubidiumgehalt steigt ( ähnlich: MARSH 1987, DE FINO 1986, WÖRNER et al. 1983). Über die Verteilungskoeffizienten Mineral/Schmelze und die Zusammensetzung der beteiligten Minerale ist leicht abzuleiten, daß für diese Effekte in erster Linie die Kalifeldspatdifferentiation, wie schon bei den SB-Systematics beschrieben, verantwortlich ist. 7. Magmenentwicklung und Petrogenese 89 In der Abbildung 7-3 ist deshalb das K/Rb-Verhältnis gegen den Kaliumgehalt der Gesteine aufgetragen. Eingezeichnet sind die Tendenzen, die sich bei der Differentiation in anderen Phonolithprovinzen ergeben. Abb. 7-3: Vergleich des K/Rb-Verhältnisses der Rhönvulkanite gegen den K2OGehalt mit Differentiationsabfolgen aus der Literatur. Eingezeichnet sind neben dem Trend 5 für die Trachyte und Phonolithe der Rhön, die folgenden Trends: 1 2 3 4 : : : : ABBOTT (1967) DE FIND (1986) WÖRNER (1984) MARSH (1987) 7. Magmenentwicklung und Petrogenese 90 Die negative Korrelation im Bereich der Phonolithe wird aus den Trends l, 3, 4 und 5 deutlich. In den Trends l und 2 ist der Knick erkennbar, der auch in der Abb. 7-2 bei den Rhönvulkaniten sichtbar ist. Die wesentlichsten Unterschiede in der Lage der Trends, relativ zur Rhön, ist durch die Zusammensetzung der Ausgangsmagmen bestimmt. So sind die Gesteine von ABBOTT wesentlich SiO2-reicher, während die Proben von WÖRNER und MARSH mehr K2O enthalten. Die größere Diskrepanz zwischen Rhön und den Gesteinen von DE FINO erklärt sich durch den K2O-Gehalt der in allen Proben den Na20-Gehalt, im Gegensatz zu allen andereren angeführten Trends, übersteigt. Diese Differenz wird allerdings klein im Bereich der Trachyandesite, die in der Rhön ebenfalls Na2O-ärmer sind. Zusammenfassend kann man sagen, dass bei der Differentiation basischer Magmen, bis in den Bereich der Phonolithe hinein, am Ende der Entwicklung ein Knick in den graphischen Darstellung des K/Rb-Verhältnisses sichtbar wird (Abb. 7-2 und Abb. 73), der wie mehrere Literaturbeispiele zeigen, im Bereich des Überganges von den Trachyandesiten zu den Trachyten auftritt. ABBOTT erklärt den Knick bei 3 % K20 (Trend l Abb. 7-3 über das System Kalifeldspat-Albit-SiO, in dem ein Minimum erreicht wird, so dass bei weiterer Differentiation bei konstantem Kaligehalt nur noch das Rubidium angereichert wird. Anders ausgedrückt, und auf die Genese der Rhönvulkanite bezogen, bedeutet das, dass zur plagioklasgesteuerten Differentiation eine Abscheidung von Kalifeldspat, d.h. Sanidin hinzutritt. Die Abtrennung von Sanidin benötigt auch PRICE (1985) bei seinen Berechnungen der Massenbilanz bei der Entwicklung von Trachyten zu Phonolithen. WÖRNER & SCHMINCKE (1984) gewinnen die mafischen Phonolithe der untersuchten Sequenz durch die Abtrennung von Klinopyroxen, Amphibol, Phlogopit, Magnetit, Olivin und Apatit. Die weitere Differentiation innerhalb der Phonolithabfolge erreichen sie durch fraktionierte Kristallisation der beobachteten Einsprengunge Sanidin, Plagioklas und untergeordneter mafischer Minerale (Abb 7-4). Einen weiteren Hinweis auf die Alkalifeldspatabscheidung liefert das Verhalten des Bariums. Von den in den Rhönvulkaniten gefundenen Mineralen ist der Alkalifeldspat der einzige, der einen Mineral/Schmelze-Verteilungskoeffizienten für Barium größer als eins besitzt. Da jedoch die Bariumgehalte drastisch abnehmen, ist die einzige Erklärung in der Abtrennung von Alkalifeldspat zu finden (WÖRNER & SCHMINCKE 1984, PRICE 1985). 7. Magmenentwicklung und Petrogenese 91 7.3. Vergleich der Rhönentwicklung mit einer Differentiationsfolge aus der Eifel Abb. 7-4: Phonolithe des Laacher-See-Gebietes aus WÖRNER & SCKMINCKE (1984) im TAS-Diagramm WÖRNER & SCHMINCKE nehmen für die Phonolithfolge, die sie untersuchen, eine basanitische Zusammensetzung des Ausgangsmagmas an. Im Aufschluss verwirklicht ist ein Spektrum von Phonolithen, die im TAS-Diagramm in Abbildung 7-4 fast den Bereich der Trachyte und Trachyandesite erreichen. Ein Vergleich mit den Rhönphonolithen, z.B. durch die Abbildung 3-6, läßt einen ähnlichen Differentiationstrend vermuten. Auch die Abbildung 7-3 zeigt, dass bei den basischsten Proben K/Rb-Verhältnisse erreicht sind, die den Übergang zu Trachyandesiten vermuten lassen. Überraschend sind die minimalen Sr- und Ba-Gehalte, die mit 5 ppm für Sr und 20 ppm für Ba ähnlich denen der Rhön mit 8 ppm für Sr und 51 ppm für Ba sind. Ähnlich sind die Ergebnisse von PRICE (1973), der Sr-Gehalte bis hinab zu 9 ppm bestimmt. Aber während PRICE diese extreme Abreicherung mit der fraktionierten Kristallisation erklärt, können WÖRNER & SCHMINCKE dies nicht nachvollziehen. 7. Magmenentwicklung und Petrogenese 92 7.4. Schlußfolgerungen für die Genese der Rhönvulkanite Die wesentlichen Differentiationsmechanismen, lassen sich im Diagramm Sr/10000/CaO gegen CaO darstellen. Dabei können die grundsätzlichen Überlegungen aus den SB-Systematics übernommen werden. Die Annahme von Pyroxenund Plagioklas-Kristallisation führt zu Entwicklungsrichtungen, die in Abbildung 7-5 dargestellt sind. Vernachlässigbar ist dabei die im frühen Stadium wichtigere Abscheidung von Olivin. Abb. 7-5: Differentiationstrends der Rhönvulkanite im Diagramm CaOGehalt gegen das Sr/CaO-Verhältnis Die Zusammensetzung des Ausgangsmagmas wird dabei als basaltisch angenommen und kommt im Diagramm im Bereich der Foidite, und Tephrite (= Proben WK35-38) zu liegen. Die reine Plagioklasabscheidung ließe eine gerade Entwicklung bis zu den Phonolithen zu, würde aber die Trachyandesite "unterlaufen". Jede Kombination mit der Pyroxenkristallisation bedingt zu hohe Werte beim Sr/Ca-Verhältnis, im Vergleich zu den Werten, die in den Trachyten und Phonolithen gemessen wurden. Wie aber schon beim K/Rb-Verhältnis deutlich wurde, setzt bei der Differentiation im Bereich der Trachyandesite die Kalifeldspatabtrennung ein. Wie die Analysen zeigen, sind die Kalifeldspäte fast calciumfrei. Andererseits sind die Verteilungskoeffizienten Mineral/Schmelze für Strontium und Barium im Kalifeldspat deutlich größer als eins (KYLE, 1985) . Das bedeutet, dass die Abtrennung von Kalifeldspat den Strontiumund Bariumgehalt der Restschmelzen deutlich erniedrigt. Gleichzeitig fallen damit die Sr/Ca- und Ba/Ca-Verhältnisse. 7. Magmenentwicklung und Petrogenese 93 In den SB-Systematics ist der Kalifeldspat nicht berücksichtigt. Wie sich aber jetzt in der Entwicklung der Rhönvulkanite zeigt, kann die Kalifeldspatabtrennung die Anwendung der SB-Systematics verbieten (Kap. 7-1). Quantitative Untersuchungen wurden nicht angestellt, aber es ist anzunehmen, dass zur Erklärung der Diskrepanz zu den nach den SB-Systematics zu erwartenden Trends, keine Kontamination mit Krustenmaterial nötig ist, wie sie FICKE (1961) forderte. 7.4.1. Massenbilanz zweier Differentiationsbeispiele Die Richtigkeit der Vorstellungen kann an Beispielen für die Massenbilanz des Differentiationsmodells gemessen werden. Mit den eng beieinander liegenden Proben WK11 (Trachyandesit von Poppenhausen) und WK21 (Trachyt von Poppenhausen) kann die Entwicklung Trachyandesit-Trachyt überprüft werden. Für den Übergang Trachyandesit - Phonolith wird als Beispiel die Massenbilanz des Paares WK11 - WK03 (Phonolith der Steinwand) herangezogen. Die Berechnung erfolgte mit einem vom Autor entwickelten iterativen Least-SquareProgramm. Die wesentlichen Punkte sind dabei: - Die Gesamtanalysen der Gesteine werden mit den aufgeführten Oxiden (Tab.7-1 u. 7-2) auf 100% normiert - Die Mineralanalysen stammen aus den beteiligten Gesteinen, oder aus benachbarten des gleichen Typs - Alle Parameter werden variiert mit der Maßgabe, daß die Differenz zwischen gegebener und berechneter Gesamtanalyse (= Z (diff.)2) minimal wird. 7.4.1.a. Die Differentiation Trachyandesit - Trachyt Tabelle 7-1: Massenbilanz des theoretischen Differentiationsverlaufes Trachyandesit (WK11) - Trachyt (WK21) Anteile der entfernten Minerale: Plagioklas = 22.28 %, Olivin = 0.89%, Kalifeldspat = 3.53 %, Titanit = 0.57 % Magnetit = 2.57 % , Apatit = 0.34 %, Klinopyroxen = 1.18 % 7. Magmenentwicklung und Petrogenese 94 Interessant ist der Vergleich der berechneten mit den gemessenen Schwermineralgehalten aus der Tab.2-2. Die Kalkulation aus der Tabelle 7-1 ergibt einen Verlust von 5.55 % Schwerminerale für den Übergang WK11 nach WK21. Wird der zurückbleibende Gehalt an Schwermineralen auf die neue Restschmelze hochgerechnet, so ergibt sich ein neuer Schwermineralanteil von 1.2 %. Dieser Wert stimmt sehr gut mit dem gemessenen Schwermineralgehalt in der Probe WK21 von 1.3 % überein (für die Fraktion 63-125 µm) . 7.4.1.b. Die Differentiation Trachyandesit - Phonolith Tabelle 7-2: Massenbilanz des theoretischen Differentiationsverlaufes Trachyandesit (WK11) - Phonolith (WK03) Auch hier kann der Vergleich mit dem gemessenen Schwermineralgehalt gezogen werden. Für den Phonolith WK03 ergibt sich dabei der gemessene Gehalt von 1.0 % und der berechnete von 0.88 %. Aus dem Vergleich der beiden Beispiele wird deutlich, dass die starke Peralkalinität der Phonolithe nur über die Mitabtrennung von Kalifeldspat, d.h. Sanidin, erreicht werden kann. Diese Sanidinabreicherung ist neben der Plagioklasabtrennung der wesentliche Grund, warum die SB-Systematics, die den Sanidin nicht berücksichtigen, hier versagen. Es erfolgt durch diese Abtrennung eine extreme Abreicherung der Elemente Barium und Strontium, die nur beim Plagioklas mit Calcium kompensiert werden. Die Mineral/SchmelzeVerteilungskoeffizienten erreichen im Sanidin für Barium den Wert 8.95 und für Strontium 8.17 (WÖR-NER et al., 1983). Das ist speziell für Barium der höchste Wert aller am Aufbau der Rhönvulkanite beteiligten Minerale. 7. Magmenentwicklung und Petrogenese 95 Einen Beitrag zur Entwicklungsgeschichte sollte auch die Zusammensetzung der auftretenden Gesteine liefern. Da die Gesteine quantitativ nur chemisch untersucht wurden, muß hier auf die CIPW-Normberechnung zurückgegriffen werden. Hierbei muß allerdings berücksichtigt werden, daß die Autoren keinen direkten Zusammenhang zwischen den Normmineralen und den tatsächlich auftretenden Mineralen beabsichtigten. Andererseits kann bei den Hautgemengteilen wie Kalifeldspäte und Plagioklase doch eine gute Korrelation zwischen berechneten und beobachteten Anteilen erwartet werden (CORRENS, 1968). Abb. 7-6: Berechnete Rhönvulkanite, aus der CIPW-Norm. Plagioklas- und Alkalifeldspatgehalte der Bei der Entwicklung von den Tephriten und Foiditen bis zu den miaskitischen Phonolithen, läßt sich eine linearer Trend erkennen, der eine plagioklasbedingte Differentiation abbildet. Die agpaitischen Phonolithe nehmen jedoch eine Sonderstellung ein, hier werden auf Kosten der Kalifeldspäte Foide gebildet, während der Plagioklasanteil auf Null zurückgegangen ist. Der Übergang ist jedoch nicht kontinuierlich, vielmehr ist eine deutliche Lücke auszumachen, die wiederum eine Eigenständigkeit der Phonolithe vermuten läßt. In den Normmineralen ist also indirekt auch die Kalifeldspatabtrennung während der Differentiation erkennbar. 7. Magmenentwicklung und Petrogenese 96 7.4.2. Genesetheorie aus den gewonnenen Daten 7.4.2.1. Konsequenzen aus den geochemisehen Daten Spurenelemente; Es ergibt sich eine konsequente Anreicherung der Elemente Niob, Zirkonium und Cer von den Foiditen und Tephriten über Trachyandesite und Trachyte zu den Phonolithen. Desgleichen ist die Abreicherung von Barium und Strontium von den Trachyandesiten über die Trachyte zu den Phonolithen sichtbar (warum sich die Foidite und Tephrite hier nicht einreihen, wird bei den SB-Systematics erläutert). Für die Spurenelemente ergibt sich somit die Differentiationsreihe: Foidite, Tephrite - Trachyandesite - Trachyte - Phonolithe Hauptelemente: Abb. 1-1 und Abb. 3-5 zeigen den praktisch lückenlosen Differentiationstrend von den Ultrabasiten bis zu den Phonolithen (Reihe wie bei den Spurenelementen). Werden die Daten weiter aufgeschlüsselt und aufbereitet, wie z.B. über den agpaitischen Koeffizienten und die CIPW-Norm, so zeigt der Trend im Bereich der Phonolithe eine deutliche Lücke. Die agpaitischen Phonolithe setzen sich von den miaskitischen Gesteinen ab. Gleichzeitig lassen sich die Phonolithe von den übrigen Gesteinen abtrennen, was durch die röntgenographische Phasenanalyse ( über den Nephelin) gestützt wird. Auch die Zentral-Zonierung der Rhönvulkanite unterstreicht dies, da sich die Phonolithe räumlich abgrenzen lassen. Die Geochemie der Gesteine belegt so, in Verbindung mit den geographischen Befunden, die sequentielle Differentiation und Förderung der Differentiationsprodukte eines großen basischen Magmenkörpers, die im Zentralbereich das Maximum mit der Bildung der Phonolithe erreicht. Dabei wird jedoch eine Diskoninuität im Bereich der Phonolithe sichtbar, die, wie von WÖRNER & SCHMINCKE (1984) für die Eifel gefordert, auf die Bildung einer zweiten, phonolithischen Magmenkammer in einem höheren Krustenniveau zurückgeführt wird. 7.4.2.2. Konsequenzen aus den Mineralanalysen a. Pyroxene: Aus der Tab. 5-1 ist zu entnehmen, daß die Augite bei allen Elementen die kontinuierliche Differentiation Trachyandesit-Trachyt-Phonolith belegen. Bei den Ägirinen verhalten sich die Elemente Aluminium, Titan und Eisen gegenläufig zu den Trends der Augite, so dass die Diskontinuität, die schon die Geochemie der Gesteine andeutete, bestätigt wird. b. Apatite: Die Apatitanalysen zeigen die deutlichen Differentiationstrends TrachyandesitTrachyt und Trachyandesit-Phonolith. Signifikante Unterschiede zwischen den Apatiten der Trachyte und der Phonolithe treten jedoch nicht auf. Das heißt, dass die Differentiation Trachyt-Phonolith nicht zu belegen ist. 7. Magmenentwicklung und Petrogenese 97 c. Titanite: Die Differentiation der Gesteine schlägt sich in der Zusammensetzung der Titanite kaum nieder. Für die Elemente Calcium und Niob sind die Unterschiede am deutlichsten. Sie deuten auf den Differentiationstrend Trachyandesit-TrachytPhonolith hin. Die Diskontinuität zwischen den agpaitischen Phonolithen und den Miaskiten wird durch das Auftreten von zwei Titanitgenerationen im Phonolith WK01 bestätigt. Hier wurde als Spätkristallisat der in Kap. 5.3.2. beschriebene Titanit mit extrem hohen SE-Gehalten gebildet. d. Olivine: Die Olivine zeigen hinsichtlich der Differentiation der Gesteine ein widersprüchliches Verhalten. Der Differentiationsgrad der Olivine nimmt von den Foiditen über die Trachyandesite zu den Trachyten zu. Bei den Olivinen der Phonolithe ist der CaOGehalt höher als bei den anderen Gesteinsgruppen, was auf eine weitere Differenzierung hindeutet. Andererseits ist der Fayalitanteil geringer als in den Trachyandesiten und Trachyten, was einen geringeren Differentiationsgrad zur Folge hätte. Für statistisch gesicherte Aussagen müßten mehr Daten gewonnen werden, aber die Sonderstellung der Phonolithe wird aus den vorhandenen Daten bereits deutlich. e. Magnetite: Die Zahl der Magnetitanalysen ist für statistisch gesicherte Aussagen zu gering. Doch läßt sich wie bei den Olivinen eine Sonderstellung der Phonolithe erkennen. Zusammenfassung der Befunde: Aus der Geochemie der Gesteine und den Analysen der darin enthaltenen Schwerminerale läßt sich die folgende Petrogenese ableiten: Aus einem basischen Stammmagma wurden die vorgefundenen Gesteine durch fortschreitende Differentiation gebildet. Ohne Widersprüche kann dabei die Reihe: Foidite & Tephrite - Trachyandesite - Trachyte nachvollzogen werden. Der Übergang Trachyandesit-Trachyt kann durch das Massenbilanzbeispiel in Kap. 7.4.a. untermauert werden. Die Phonolithe sind die Gesteine mit dem höchsten Differentiationsgrad, aber sie können nur teilweise am Ende der Differentiationsreihe plaziert werden. Dies funktioniert z.B. beim agpaitischen Koeffizienten, bei den Alkaligehalten und beim Differentiationgrad der Augite. Bei vielen Daten zeigt es sich aber, daß die Phonolithe eine eigenständige Entwicklung durchgemacht haben, so z.B. bei den Ergebnissen der CIPWNormberechnung, bei der Zusammensetzung der Olivine, der Apatite, der Ägirine und der Titanite. Das Massenbilanzbeispiel in Kap. 7.4.b. zeigt, da/3 die Differentiation Trachyandesit-Phonolith möglich ist. Problematisch ist allerdings, dass dabei 19% Alkalifeldspat abgetrennt werden müssen, der schließlich erst am Ende der Kristallisationreihe der Feldspäte erscheint. Die Abtrennung von Alkalifeldspat (in vergleichbaren Anteilen) fordern jedenfalls auch WÖRNER & SCHMINCKE (1984) und MARSH (1987) in ihren Massenbilanzbeispielen. 7. Magmenentwicklung und Petrogenese 98 Die Differentiationsreihe, die sich aus den in dieser Arbeit betrachteten Daten für den untersuchten Bereich des Gesteinsspektrums ergibt, hat also die Form: 8. Zusammenfassung 99 8. Zusammenfassung 38 Rhönvulkanite wurden chemisch und mineralogisch untersucht. Aus der Kombination von chemischer Analyse und Phasenanalyse ergab sich, dass das Klassifizierungsschema von LE BAS et al. (1986) für Vulkanite, den Verhältnissen, wie sie in der Rhön vorgefunden wurden, am deutlichsten gerecht wird. Die Einteilung der Gesteine erfolgte somit nach dem TAS-Diagramm. Die geographische Verteilung der verschiedenen Gesteinstypen unterstreicht die Zentral-Zonierung der Rhön bei den leukokraten Vulkaniten. Das Zentrum wird dabei von den höchsten Differentiaten der magmatischen Entwicklung, den Phonolithen, angezeigt. Die Zentral-Zonierung und die Differentiation der Gesteine bilden sich auch in den Schwermineralen der Vulkanite ab. Speziell die Vertreter der häufigsten Gruppe, die Pyroxene, folgen in ihrer Zusammensetzung konsequent der Differentiation der Gesteine, was trotz einer gewissen Streuung der Daten statistisch gesichert ist. Am deutlichsten wird dies im Na2O-Gehalt, der bei den Augiten parallel der Differentiation steigt. Speziell die Trachyte zeigen dabei eine eine kontinuierliche Entwicklung von Augiten bis zu Agirinen. Auffallend ist der Zirkoniumgehalt der Pyroxene, der mit der Differentiation steigt. Er kann bis zu 3.58 % ZrO2 betragen, was in Literaturanalysen fast nie erreicht wird. In 24 der 38 Proben konnte Apatit bestimmt werden. Weniger als die Pyroxene, aber dennoch deutlich, spiegeln sie den Differentiationsgrad der Gesteine wider. Am besten dokumentiert wird dies am Gehalt an Seltenen Erdelementen, wobei der Ce2O3-Gehalt bis auf 4.06 % steigen kann. Die Apatite der Rhönvulkanite zeigen dabei die höchsten SE-Gehalte, die in Alkaligesteinen beschrieben werden. Die Titanite der Rhönvulkanite lassen kaum Rückschlüsse auf die Genese der Gesteine zu. Bemerkenswert sind hier die absoluten Gehalte an Nb205, die mit zu den höchsten Werten gehören, die bis jetzt beschrieben wurden. Als Indikator für die extreme Differentiation der Phonolithe, speziell der Milseburg, kann der Titanit gewertet werden, der in der Probe WK01 gefunden wurde. Er enthält mehr als 39.5 % SE. Vergleichbare Titanite gibt es nur in der Granitintrusion von Skye, wo der maximale Gehalt 44.26 % SE beträgt. In einigen Proben konnte Zirkon gefunden werden. Sein Auftreten unterstreicht, wie auch der Magnetit, die Unterteilung in miaskitische und agpaitische Gesteine. Die Olivin- und Magnetit-Analysen zeigen keine deutlichen Trends, hier reichen die Werte für gesicherte Aussagen nicht aus. Einzelbestimmungen gelangen weiterhin von den Schwermineralen: Andalusit, Ilmenit und Pyrit. 8. Zusammenfassung 100 Neben den Schwermineralen, die den Schwerpunkt der Arbeit bilden, wurden auch einige Leichtmineralanalysen angefertigt. Sie sollten ermöglichen, die fraktionierte Kristallisation, die den Hauptteil der Differentiation ausmacht, quantitativ zu erfassen. An zwei Beispielen kann der Differentiationsverlauf in einer Modellrechnung, basierend auf den Mineralanalysen dieser Arbeit und den geochemischen Daten, nachvollzogen werden. Die erzielte Genauigkeit erreicht bzw. übertrifft dabei die von Literaturbeispielen anderer Phonolithprovinzen. Die Daten aus der Mikroanalyse unterstützen somit das Bild, das sich aus den geochemischen Daten ergibt. Die Rhön zeigt auch im Schwermineralspektrum, die Differentiation eines großen Magmenkörpers in einer zentrosymmetrischen Verteilung der Differentiaionsprodukte . Der Höhepunkt ist mit der Bildung der agpaitischen Phonolithe erreicht, die das Zentrum markieren. Dabei kommt es zu bemerkenswerten Abreicherungen von Barium und Strontium, die mit die niedrigsten Werte aller Phonolithprovinzen aufweisen. Gleichzeitig reichern sich z.B. die Seltenen Erdelemente an, so daß die Ce2O3-Gehalte der Rhönphonolithe die höchsten aller bisher veröffentlichten Werte aus Phonolithen darstellen.