Bald mit Althennen „zum Nulltarif“ in eine nächste Legeperiode? Heinz Schmid, dipl. ing. agr. ETH, Vital AG Nachdem Migros und Coop in ihren Schlachtbetrieben keine „konventionellen“ Althennen mehr schlachten wollen, steht die Geflügelbranche vor einer neuen Herausforderung. Dies nur, weil Suppenhühner auf dem Speisezettel des Menschen nicht mehr gefragt sind. Es werden deshalb verschiedene Möglichkeiten in der Hühnerhaltung wie eine verlängerte Legeperiode, (Zwangs-) Mauser oder gar Umstallungen neu studiert und beurteilt. Eine Verlängerung der Nutzungsdauer einer Legehenne führt über eine Mauser und stellt damit andere, neue Ansprüche an die Nährstoffversorgung für Federkleidwechsel, Vorbereitung der Reproduktionsorgane für die bevorstehende, „zweite“ Legeperiode und Kompensation des Gewichtsverlustes während der Mauser. Althennen wieder an eine hohe Legeleistung zu führen - ohne dabei die Krankheitsanfälligkeit zu fördern - wird zur Herausforderung mancher Legehennenhalter. Mit „wertlosen“ Althennen weiter produzieren? In den letzten 45 Jahren veränderte sich der Suppenhühnerpreis unglaublich stark. Galt der Produzentenpreis damals pro Kilogramm Fr. 2.14, so ist heute gar mit „Entsorgungskosten“ pro Althenne in der Grössenordnung von fast einem Franken zu kalkulieren, wie Jean Ulmann von der Gallosuisse an der SuisseTier 2009 ausführte. Das wirft neue Fragen auf: Soll die Althenne in eine neue Legeperiode gebracht werden und wenn ja, wie ist die Ernährung der Henne in dieser produktionsarmen, aber stressreichen Phase zu gestalten? Ernährung während der Mauser - viele Möglichkeiten Da die Mauser ein hormoneller, von Temperatur, Tageslänge und Nahrungsangebot abhängiger, naturgegebener Prozess ist, folgt sie am Ende der Legeperiode; d.h. eher früher bei schlechten Legerinnen und etwas später bei guten Legerinnen. Eine der häufigsten, praktikablen MauserStrategien ab der 65. Woche in den USA läuft darauf hinaus, dass nach einer 10-tägigen Fastenzeit eine 8-tägige Fütterungszeit mit geschrotetem Mais durchgeführt wird; an-4- schliessend folgt eine 10-tägige Periode mit einem Legehennen-Aufbaufutter. Nicht selten wird in Alternativprogrammen mit sehr guten Ergebnissen Luzernemehl in der Grössenordnung von 90 % zu Beginn der Mauser (Reduktion allmählich bis 70 % und Rest jeweils ergänzt mit Legehennenalleinfutter) in der Ration gearbeitet. Auch in Labelprogrammen in der Schweiz sind mögliche Mauserabläufe studiert worden: Bei einem Einsatz von Weizenkleie und einem restriktiven Lichtprogramm in einer 28-tägigen Phase sind aber hohe Todesfallraten festgestellt worden. Ab dem 14.Tag wurde übrigens wieder Legehennenmehl vorgesetzt; während den ersten beiden Tagen aber nur 50 % der Futtermenge. Denkbar ist in unseren Breitengraden der Einsatz von einem auf diesen Lebensabschnitt speziell adaptierten Legehennenfutter. Pro Tier wird eine vorgesehene Menge (bis 500 g pro Tier) mit reduziertem Energie-, Protein-, Aminosäuren- und Mineralstoffgehalt verfüttert. Mauser mit Gewichtsverlust verbunden Andere Tierhalter berichten von einer gezielten Futterumstellung und einem geändertem Beleuchtungsprogramm während der Legepause. So erfolgt nach zwei bewusst eingelegten Fastentagen eine Zufütterung von 20 g geschrotetem oder gequetschtem Getreide; diese Menge wird täglich um 10 Gramm bis zum 14.Tag erhöht. Nicht selten wird Muschelschrot/ Kalkgrit zugefüttert und zugleich wird wieder auf das Legehennen-Alleinfutter umgestellt. Eine dazwischen geschaltete Legepause verursacht immer auch Eierproduktionausfälle, die erst etwa im fünften Monat ausgeglichen sein werden; von einer erfolgreichen, rentablen Massnahme wird demzufolge (nach Golze, Köllitsch 2009) aber erst nach sieben Monaten gesprochen. Eine Mauser geht stets mit einem Gewichtsverlust der Althenne einher (Körperfett und Eierstock). Während dieser „Verjüngungskur“ einer Herde geht es deshalb darum, genügend Kräfte zu mobilisieren, um die folgende Legeperiode auf einem hohen Leistungsniveau ohne Krankheitsausfälle meistern zu können. Die Zugabe eines Vitaminkonzentrates (z. B. Kombi-Vitamin G-100) über das Trinkwasser ist in einer solchen Stresssituation zu empfehlen. In Ausbildungsunterlagen der Geflügelbranche wird nach der Mauser auf eine bessere Eischalenstabilität hingewiesen, die zwar bei der anschliessenden Legeperiode laufend abnimmt; ähnliches lässt sich über die Eiklarqualität sagen. Mausererfolg von Stallplatzkosten abhängig Ueberlegungen zu der Rentabilität sind einerseits von der Zeitdauer (Anzahl Tage) der Mauser, andererseits von den Kosten des Legehennenplatzes entscheidend abhängig. Je kürzer der Ausfall der Eierproduktion während der Mauser und je tiefer die Kosten für den erstellten Legehennenplatz, desto mehr wird eine Mauser wirtschaftlich zum Erfolg. Diese Hühner bringen zwar danach gleich zu Beginn eher grössere Eier. Eventuell ist die Schalenqualität leicht verändert. Es sind in der zweiten und in der folgenden Legeperiode weniger Eier zu erwarten, aber deswegen gehört eine Althenne nach einer ersten Lege- periode bestimmt (noch) nicht in eine Biogasanlage. Erst kürzlich wurde in den Medien bekannt, dass zwei Schlachtbetriebe im Mittelland gut eine halbe Million Althennen schlachten werden und daraus Charcuterie-Produkte herstellen; aber es bleibt immer noch gut eine Million Althennen übrig! Was soll damit geschehen? Wertvolles Protein in der Schweiz bei einem tiefen Selbstversorgungsgrad zu vernichten; wer kann das verstehen? Wird deswegen in Zukunft die Nutzungsdauer der Legehenne bald einen anderen Stellenwert erhalten, wie er bei der Rindvieh-/ Schweinehaltung bereits vermehrt in Zucht- und Ernährungsstrategien einfliesst? Wenn eine Junghenne mit einem Kaufpreis von ungefähr 15 bis 18 Franken über 14 bis 15 Legeperioden (= entspricht 76 bis 80 Alterswochen) im Normalfall über eine weitere, ergänzte Legephase „abgeschrieben“ werden kann, macht dies die Hühnerhaltung doch interessanter, denn so oder so hat die Henne am Lebensende einen Wert von weniger als „Null“. Zusammenstellung verschiedener „Mauser-Fütterungsstrategien“ Zeitraum Massnahme Ernährung Besonderes Beginn Mit einer Aenderung der Strategie bei Beleuchtungslänge und – intensität löst Fasten eine Hormonreaktion aus Getreide oder Mais in geschroteter Form oder Weizenkleie während 14 Tagen. oder Luzernegrünmehl zu 90 % Anteil senken bis auf 70 % ergänzt mit Legehennenmehl oder spez. Mauserfutter (mit red. Nährstoffgehalt z.B. mit 9.5 MJ UE, 12 % RP ) oder Legehennenmehl verdünnt mit 25 % Kleie Ab 6. Tag werden fast keine Eier mehr gelegt. In den ersten 2 Tagen 50 % der Ration von Tag zu Tag mehr Legehennenalleinfutter Muschelkalk und Kalkgrit zur freien Verfügung von Vorteil. 1. -14. Tag 14. -28. Tag Lichtprogramm allmählich hochfahren Am 9.Tag sollte die Legeleistung auf weniger als 0.5 % gesunken sein. Federnausfall zwischen 12. und 15. Tag Zugabe eines Multivitaminkonzentrat z.B. KombiVitamin G-100 Weiterleben vielleicht in Kleinbeständen …. … oder entsorgt werden in einer Energiegewinnungsanlage ? -5-