Pluto und die unstillbare Gier - Allgeier

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D a s
A k t u e l l e
T h e m a
Pluto und die unstillbare Gier
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v o n
D
m i c h a e l
A l l g e i e r
as Wort „Gier“ ist der Wortstamm von Begierde,
Begehren, Neugierde. Gier könnte man als einen
emotionalen Hunger bezeichnen – nach Essen, Sex,
Geld, Wissen usw. Wir alle kennen die Gier, die sehr negativ behaftet ist und ja auch zu den 7 Todsünden gehört.
Aber ist Gier wirklich nur negativ zu verstehen? Schließlich hat sie ja mit einem emotionalen Hunger zu, der ganz
natürlich sein und eben auch gestillt werden kann. Die
Frage ist halt, wann die Gier unnatürlich und schädlich
wird, für uns und andere. Ein sexbesessener Mensch, der
permanent fremdgeht, zerstört unter Umständen seine Ehe,
seine Familie und am Ende sich selbst. Und ein Mensch, der
Geld rafft, dabei jeden Cent umdreht und zum Geizkragen
wird, schafft Distanz zu anderen Menschen und ist zuletzt
vielleicht allein und isoliert. Gier kann zur Alkohol- und
Drogensucht führen, wenn Geist, Seele und Körper immer
wieder den gleichen Zustand der Entspannung einfordern,
den sie etwa von einem guten Glas Wein einmal erhielten.
Diese Formen der Gier sind destruktiv, zerstören Leben und
Liebe und sind alleine deshalb auch negativ zu bewerten.
Suchtverhalten ist anerzogen
Unsere gesamte westliche Gesellschaft ist auf immer noch
mehr Kaufen und Konsumieren aufgebaut, im Grunde genommen werden wir alle zur Sucht erzogen: Immer noch
mehr Luxus, immer noch mehr Genuss, kaufen, kaufen,
kaufen... Von der Werbung wird uns ständig von allen
Seiten suggeriert, dass wir nun dann glücklich sind, wenn
wir die neueste, modernste Kleidung besitzen, die neuesten
Autos fahren etc. Luxus ist allerdings etwas, was es zu
definieren gilt. Für einen Menschen, der in den Slums von
Indien lebt, ist jeder Mittelstandsbürger in Deutschland
bereits unermesslich reich. Deshalb von Maßlosigkeit des
Mittelstandsbürgers zu sprechen, wäre nicht fair. Und
D a s
selbst ein objektiv reicher
Deutscher muss nicht übertrieben maßlos leben. Dass
Luxus und Wohlstand eigentlich sogar etwas sehr
Gutes sind, verrät uns ihre
astrologische Zuordnung.
Jupiter, das große Glück,
der Planet, der für Weisheit
und Bildung steht, ist auch
das Synonym für Reichtum,
Fülle und Wohlergehen. Nein,
daran kann grundsätzlich nichts
Schlechtes sein. Aber, die Gefahr
der Maßlosigkeit und Selbstsucht zu
verfallen, ist sicherlich sehr groß, wenn
man sich alles leisten kann, was man sich
wünscht. Wohlstand bedeutet deshalb auch große Verantwortung zu tragen – für sich selbst und andere.
Im Mittelalter erreichte die unstillbare Gier im Sinne der
Völlerei, Fresssucht, Schwelgerei und Gefräßigkeit sicherlich einen unrühmlichen Höhepunkt. Adelige völlten und
fraßen Tag und Nacht bis zum Erbrechen, um sich dann
erneut mit köstlicher Nahrung vollzustopfen, während
um sie herum die Menschen im Dreck lebten und hungerten. Die Völlerei entstand damals aber auch aus der Gewissheit, dass schon bald wieder ein Krieg, eine Seuche
oder etwas anderes zur Hungersnot führen konnte. Man
nutzte quasi den Augenblick, um nachzuholen und vorzubauen, was diese exzessive Völlerei förderte. Die Völlerei hatte in der Neuzeit in Deutschland seinen Aufschwung in der Nachkriegszeit. Das sogenannte Wirtschaftswunder brachte vielen über Nacht Wohlstand.
Zusammen mit der Erinnerung an die zurückliegenden
Weltkriege und deren Entbehrungen begannen nun viele
Menschen zu essen, zu essen und zu essen. Fleisch war
kein Luxusartikel mehr, der einmal in Form des Sonntagsbratens auf den Tisch kam, sondern wurde fortan
täglich konsumiert. Die westliche Gesellschaft leidet inzwischen an Übergewichtigkeit und den daraus resultierenden Wohlstandserkrankungen, wobei hier auch deutlich angemerkt werden muss, dass nicht jeder Übergewichtige an Völlerei leidet. Auch erbliche Veranlagung,
verkehrte Ernährungsgewohnheiten oder Krankheit können zu extremer Fettleibigkeit führen.
Was uns die Gier sagen will
Jeder, der sich mit Astrologie beschäftigt, weiß, dass klassisch gesehen Neptun der Sucht zugeordnet ist. Doch das
stimmt nur bis zu einem gewissen Punkt. Sicher ist es so,
dass Neptun verlockt, Sehnsüchte erzeugt. Und ja klar, die
Sucht gehört zur Sehnsucht, hat inhaltlich sehr viel mit ihr
zu tun. Werden die Sehnsüchte nach Liebe nicht erfüllt,
werden manche schokoladensüchtig, andere kompensieren
ausbleibende körperliche Nähe und Liebe vielleicht durch
unmäßiges Essen oder Trinken. Menschen, die eine unstillbare Gier nach Geld haben, wollen damit vielleicht nur
mehr Sicherheit, weil sie kein Vertrauen in sich und die
Welt haben, weil sie sich selbst nicht gut genug finden und
große Selbstwertprobleme haben. Durch Geld und Besitz
erhalten sie selbst mehr Bedeutung.
A k t u e l l e
T h e m a
Bei der Gier und der Sucht geht es immer
auch um Kompensationen, man versucht
etwas auszugleichen, was einem fehlt.
Und hier kommt Pluto, die mächtigste
Kraft unter den Planeten, ins Spiel. In
unserem Pluto schlummern all unsere
verdrängten Wün­sche, Leidenschaften
und Wesenszüge, die zu uns gehören, die
wir aber aus irgendwelchen Gründen
nicht leben dürfen oder können. Berührt
nun Pluto als spannungsgeladener Transit
einen besonders sensiblen und problembehafteten Bereich in unserem Geburtshoroskop,
dann werden diese Verdrängungen oft angesprochen und ans Licht gezerrt. Die negative Seite
von Pluto erscheint dann, wenn Menschen sich dagegen wehren, ihre Schattenseiten zu integrieren, würde man
in der Psychologie sagen. Es geht darum, diese Schatten
anzuschauen und zu akzeptieren. Sie gehören zu einem, sie wollen, dass wir wieder ganz, eine
Einheit sind. Ob wir diese Schatten dann
leben, ist eine ganz andere Sache. Sind
sie für andere Menschen gefährlich
und mit Tabus behaftet, müssen
wir sie natürlich beherrschen
lernen. Aber genau das ist
nur dann möglich, wenn
wir diese Kräfte eben
bewusst erkennen.
Wer weiter versucht
sie zu verdrängen,
wird von plutonischer Zwanghaftigkeit getrieben,
die im schlimmsten Falle in Verbrechen mündet.
Pluto ist letztlich
die Kraft, die die
Sehnsucht zur
Sucht wandelt und
das Unbefriedigtsein in Gier. Pluto
ist der Herrscher des
Skorpions, der Leidenschaft verkörpert, die
Kraft, die „Leiden schafft“.
Er ist der emotionale Hunger,
der uns bewegt und antreibt.
Jetzt im April und dann noch
einmal Ende Juli und im August haben wir ein Quadrat zwischen Jupiter und
Pluto am Himmel, das die Zeitqualität in diesem Jahr wesentlich prägt. Der durch Pluto übersteigerte Jupiter deutet die Kraft der materiellen Unmäßigkeit
an. Das immer mehr und weiter Wollen kann in der großen
Welt, in der es um nichts anderes als um Einfluss und Geld
geht, zu heftigen Machtkämpfen im Sinne Plutos führen.
Die unstillbare Gier und die emotionale Unzufriedenheit
gehören überhaupt neben Angst und Depression zu den
größten Problemen unserer Zeit.
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