UNIVERSITÄRE PSYCHIATRISCHE DIENSTE BERN (UPD) P o l i k l i n i k f ü r P s yc h i a t r i e Schwerpunkt Poliklinik Einführung in die Fallkonzeption II PLANANALYSE BeCu 2013 – Aufbaukurs 2013 / 21.11.2013 Dr. phil. C. Stucki, Leitender Psychologe Poliklinik für Psychiatrie Problemanalyse Einfaches Problem? Ablaufalgorithmen Therapiemanuale für störungsspezisches Vorgehen Komplexes Problem oder Schwierigkeiten mit störungsspez.Vorgehen? Erstellung von individueller Fallkonzeption UNIVERSITÄRE PSYCHIATRISCHE DIENSTE BERN (UPD) Dr. phil. C. Stucki, Leitender Psychologe 2 Wirkfaktorengestützte Fallkonzeption PatientIn (Name, Vorname): Geburtsdatum: Befunde TherapeutIn: Problembereiche, Belastungen, Konflikte: Datum: Störungsmodell und Therapeutische Interventionen Erklärungsmodell PatientIn Entstehung und Aufrechterhaltung: Veränderungsmodell PatientIn Erklärungsmodell TherapeutIn Entstehung der Störung: Veränderungsmodell TherapeutIn Therapeutische Interventionen: Aufrechterhaltung der Störung: Therapeutische Interventionen: Behandlungsziele Anliegen / Auftrag / Ziele PatientIn: Anliegen / Auftrag / Ziele anderer (inkl. Therapeuten): Vereinbarte Ziele und Schwerpunkte der Therapie: Eigendynamik der Störung (sich selbst verstärkende Prozesse) Persönlichkeitsstil/Schemata/Pläne Wie versucht der/die PatientIn die Grundbedürfnisse zu realisieren? Orientierung und Kontrolle Bindung Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz Lustgewinn und Unlustvermeidung: Motivationale Perspektive: Konflikte zwischen Zielen/Motiven, ausgeprägtes Vermeidungsverhalten Pläne Verhalten Systemische Perspektive: ungünstiges Beziehungsverhalten/ungünstige aktuelle Beziehungen Ressourcenaktivierung und Beziehungsgestaltung Ressourcen PatientIn: Therapeutische Interventionen: Coping: ungünstige Problembewältigungsstrategien/ ungünstige Emotionsregulation Beziehungsgestaltung: Therapeutisches Vorgehen: Entwicklungsanforderungen Annäherungsziele PatientIn: Körperliche / biologische Aspekte Vermeidungsziele PatientIn: UNIVERSITÄRE PSYCHIATRISCHE DIENSTE BERN (UPD) Dr. phil. C. Stucki, Leitender Psychologe 3 Wirkfaktorengestützte Fallkonzeption PatientIn (Name, Vorname): Befunde Geburtsdatum: TherapeutIn: Problembereiche, Belastungen, Konflikte: Problembereiche, Belastungen, Konflikte Datum: Störungsmodell und Therapeutische Interventionen Erklärungsmodell PatientIn Entstehung und Aufrechterhaltung: Veränderungsmodell PatientIn Erklärungs- und Behandlungsmodell Patient Behandlungsziele Anliegen / Auftrag / Ziele PatientIn: Behandlungsziele Erklärungsmodell TherapeutIn Entstehung der Störung: Veränderungsmodell TherapeutIn Therapeutische Interventionen: Aufrechterhaltung der Störung: Therapeutische Interventionen: Anliegen / Auftrag / Ziele anderer (inkl. Therapeuten): Vereinbarte Ziele und Schwerpunkte der Therapie: Eigendynamik der Störung (sich selbst verstärkende Prozesse) Persönlichkeitsstil/Schemata/Pläne Wie versucht der/die PatientIn die Grundbedürfnisse zu realisieren? Orientierung und Kontrolle Bindung Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz Motivationales Funktionieren Warum wird mein / Pläne Lustgewinn und Unlustvermeidung: Patient nicht gesund? Plananalyse Verhalten Erklärungs- und Behandlungsmodell Therapeut Motivationale Perspektive: Konflikte zwischen Zielen/Motiven, ausgeprägtes Vermeidungsverhalten -Eigendynamik der Störung -Motivationale Perspektive -Systemische Perspektive -Problembewältigung -Entwicklungsanforderungen -Biologische Perspektive Systemische Perspektive: ungünstiges Beziehungsverhalten/ungünstige aktuelle Beziehungen Ressourcenaktivierung und Beziehungsgestaltung Ressourcen PatientIn: Therapeutische Interventionen: Coping: ungünstige Problembewältigungsstrategien/ ungünstige Emotionsregulation Beziehungsgestaltung: Therapeutisches Vorgehen: Entwicklungsanforderungen Ressourcenaktivierung Beziehungsgestaltung Annäherungsziele PatientIn: Körperliche / biologische Aspekte Vermeidungsziele PatientIn: Einführung in die Plananalyse Dr. phil. C. Stucki 2013. Persönlichkeitsstil/Schemata/Pläne Grundbedürfnisse Wie versucht der/die PatientIn die Grundbedürfnisse zu realisieren? Orientierung und Kontrolle Bindung: Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz: Lustgewinn und Unlustvermeidung: vermeide Blamage Pläne beeindrucke die anderen, dann werden sie dich toll finden und sich dir zuwenden Verhalten gibt wenig Auskunft über Persönliches, reagiert gereizt auf Nachfragen spielt den Clown, macht Witze erzählt, was er alles kann, was er alles weiss Vermeide unangenehme, bedrohliche, unkontrollierbare Situationen und Gefühle Vermeide Anstrengung gibt den anderen die Schuld, vermeidet Fehler um jeden Preis UNIVERSITÄRE PSYCHIATRISCHE DIENSTE BERN (UPD) Dr. phil. C. Stucki, Leitender Psychologe schiebt Erledigungen hinaus 5 Ziel des heutigen Kurses - Plananalyse - was ist das? - was kann ich damit machen? - eine Plananalyse erstellen können - eine Plananalyse für die Therapie nutzen können Einführung in die Plananalyse Stucki 2013 . Dr. phil. C. Aufgabe 1 Bitte nehmen Sie sich einen Moment Zeit. Sie haben mich bisher (hoffentlich) eingehend beobachtet. Was denken Sie über mich? Wie lebe ich? Was denken Sie könnte mir wichtig sein? Was denken Sie, wäre für mich schlimmm? Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Aufgabe 1 Wenn ich Ihr Patient wäre: Was müssten Sie tun, damit ich begeistert wäre von Ihnen? Was müssten Sie tun, damit ich nach der ersten Sitzung abbreche? Einführung in die Plananalyse Dr. phil. C. Stucki 2013. Die Plananalyse ist ein Hilfsmittel - um den Patienten, seine Beziehungen und Probleme besser zu verstehen - um aus diesem individuellen Verständnis - eine massgeschneiderte Beziehungsgestaltung - und massgeschneiderte therapeutische Interventionen ableiten zu können Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Grundannahmen: Franz Caspar & Klaus Grawe (1943-2005) Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Grundannahmen (Grawe 1998, 2004) Der Mensch strebt nach Befriedigung und Schutz seiner Grundbedürfnisse Unter dem Einfluss seiner konkreten Lebensbedingungen entwickelt er der Befriedigung dienende Annäherungs- und dem Schutz dienende Vermeidungsziele und Mittel zur Realisierung dieser Ziele Bei aktueller Inkongruenz (Ziel-Realität-Diskrepanz) ist die psychische Aktivität darauf ausgerichtet, die Inkongruenz zu beheben bzw. zu verringern. Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Vier Grundbedürfnisse Bindung Selbstwerterhöhung Das Bedürfnis, sich selber als gut, kompetent, wertvoll und von anderen geliebt zu fühlen. Zur Bildung eines guten Selbstwertgefühls braucht es eine entsprechende Umgebung, die wertschätzend ist und dem anderen etwas zutraut, ihn unterstützt. Das Angewiesen-Sein des Menschen auf Mitmenschen; das Bedürfnis nach Nähe zu einer Bezugsperson. Je nach Erfahrungen mit sog. Primären Bezugspersonen (Verfügbarkeit, Einfühlungsvermögen) entwickelt ein Mensch ein bestimmtes Bindungsmuster. In einer ‚guten‘ Bindung sind die Bezugspersonen ein immer erreichbarer Zufluchtsort, bieten Schutz, Sicherheit, Trost, es entwickelt sich ein ‚Urvertrauen‘. Lustbedürfnis/Unlustvermeidung Orientierung und Kontrolle Das Bestreben, erfreuliche, lustvolle Erfahrungen herbeizuführen und schmerzhafte, unangenehme Erfahrungen zu vermeiden (positive Lust-/Unlustbilanz). Je nach Erfahrungen in der Kindheit wird ein Mensch die Umgebung eher als Quelle von positiven oder von negativen Erfahrungen sehen, es entwickelt sich eher eine optimistische oder eher eine pessimistische Lebenseinstellung. Je nach individueller Erfahrung (v.a.in der frühen Kindheit) entwickelt der Mensch Grundüberzeugungen darüber, inwieweit das Leben Sinn macht, ob Voraussehbarkeit und Kontrollmöglichkeiten bestehen, ob es sich lohnt, sich einzusetzen und zu engagieren u.ä. Das Kontrollbedürfnis wird befriedigt durch möglichst viele Handlungsalternativen (grosser Handlungsspielraum). Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Systemebene Rückmeldung über Inkonsistenz Streben nach Konsistenz Grundbedürfnisse Basic Needs Bedürfnis nach KontrollOrientierung bedKontrolle ürfnis und Lustgewinn/ Unlustvermeidung Rückmeldung über Bedürfnisbefriedigung Bindungsbedürfnis Selbstwerterhöhung Streben nach Bedürfnisbefriedigung Motivationale Schemata AnnäherungsSchemata t InkongruenzRückmeldung ü signale Realisierung Vermeidungst Schemata Bottom Bottomup upAktivieAktivierung rung motmotivationaler ivationaler Schemata Attraktoren Erleben und Einführung in die Plananalyse Verhalten Dr. phil. C. Stucki 2013. Motivationales Funktionieren Persönlichkeitsstil / Schemata / Pläne Viele Patienten wenden Strategien an, die kurzfristig durchaus hilfreich, mittelfristig aber dysfunktional sind, hohe Kosten verursachen und eine gute Befriedigung von Grundbedürfnissen verhindern. Der Plan „Zeige wie schlecht es dir geht“ mit z.B. klagendem Verhalten bringt kurzfristig häufig Mitleid und Zuwendung (Bindung), mittelfristig können sich aber andere von einem abwenden; insbesondere wenn die Strategie im Übermass angewandt wird. UNIVERSITÄRE PSYCHIATRISCHE DIENSTE BERN (UPD) Dr. phil. C. Stucki, Leitender Psychologe 14 Grundannahmen (Grawe 1998, 2004) Um einen Menschen und sein Verhalten zu verstehen, muss ich sein motivationales Funktionieren verstehen (Warum, resp. wozu tut er etwas?) Ich benötige also nicht nur eine Störungsdiagnostik, sondern auch eine motivationale Diagnostik Ähnliche wie bei der Störungsdiagnostik stehen mir unterschiedliche Wege zur motivationalen Diagnostik offen Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Motivationale Diagnostik als Grundlage des Verstehens Weg 1: Patientenbefragung Nicht Standardisiert standardisiert mit Fragebogen FAMOS Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Weg 2: Erschliessung durch Therapeuten Verhaltensbeobachtung/ eigene intuitive Reaktionen auf Patient Dr. phil. C. Intimität/Bindung Geselligkeit Status Abwechslung Vorwürfe/Kritik Verletzungen/ Spannungen Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Motivationale Diagnostik Weg 2: Erschliessung durch Therapeuten Weg 1: Patientenbefragung Nicht standardisiert Standardisiert mit Fragebogen FAMOS Heuristik: eigene intuitive Reaktionen Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Plananalyse (Caspar 1996) Grundannahmen (Caspar 1996) Wege und Mittel, wie die Grundbedürfnisse und motivationalen Ziele erreicht werden können, sind in Planstrukturen darstellbar. In der Planstruktur wird das motivationale Funktionieren einer Person individuell dargestellt. Eine Planstruktur ermöglicht es, Verhalten einer Person besser zu verstehen und individuell massgeschneidert therapeutisch zu intervenieren. Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Grundannahmen (Caspar 1996) Horizontale Verhaltensanalyse: Klassisches SORCK-Modell der VT S: Situation (Praxisräume, Zahnarztbohrer etc.) O: Organismusvariablen (Kind, Angstbereitschaft etc.); R: Reaktion (Kind weint); K: Konsequenz (der Zahnarzt hört auf zu bohren); C: Contingenz (das Kind stellt einen Zusammenhang zwischen seiner eigenen Reaktion und der darauf folgenden Konsequenz her und wird beim nächsten Zahnarztbesuch noch lauter schreien) Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Grundannahmen (Caspar 1996) Vertikale Verhaltensanalyse: Plananalyse Grundbedürfnisse „Organismus“-Variable wird betont Pläne Individuelle motivationales Funktionieren Verhalten Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Plananalyse konkret (Caspar 1996) • Ziele und Mittel (Wozu? Wie?) = Betonung der Instrumentellen Funktion Mittel-Zweck-Relation, Finale Relation • Nicht notwendigerweise bewusst • Keine „Rationalität“ unterstellt • Subjektiver oder objektiver Nutzen • Konstruktivistische Sicht Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Plananalyse: Konzentration auf instrumentelle Struktur, konkreter Schemaanalyse: geht von Plananalyse aus, gibt aber nicht instrumentellen Aspekten mehr Gewicht (z.B. spezifische „wunde Punkte“) Individuelle Fallkonzeption Schemaanalyse Plananalyse Lerntheoretische Verhaltensanalyse (SORCK) Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Plananalyse konkret (Caspar 1996) Wie erstelle ich eine Plananalyse? Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Plananalyse konkret (Caspar 1996) Praktisches Vorgehen 1. Was beobachte ich? Welches Verhalten? 2. Leitfrage: „Warum tut er das?“ Wozu dient sein Verhalten? (resp. sein Plan) Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Plananalyse (Caspar, 1996) Bedürfnisse Leitfrage: Wozu macht er das? verschaffe dir pos. Selbstwert erwirb Anerkennung mach Geld sei beruflich erfolgreich spekuliert an Börse Verhalten setzt alles an einen Vertragsabschluss Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Therapiebeispiel nach Caspar (1996) vermeide, überbring Th. dazu sich zeig Pat. dass du überzeuge Pat., dass fordert zu werden voll zu engagieren dich voll engagierst du ihn nicht überfordern wirst P.-Pläne bring Th. dazu Th.-Pläne dich zu schonen komplementäres Verhalten unter Berücks. der Situation stell sicher, dass Th. Problem ernst nimmt zeige dem Th. wie schlecht es dir geht P.-Verh. v. Verantwortung für Veränderung in Therapie nutzt Zeit nur zum Jammern kontrolliere Situation „besser kleine Schritte“ Th.-Verh. Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Plananalyse konkret (Caspar 1996) Formulierungen: Verhaltensaspekte im Indikativ: „lächelt entschuldigend“ Pläne im an sich selbst gerichteten Imperativ: „reduziere Spannungen“ Pragmatische Begründung (keine Unterstellung von Bewusstheit. Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Plananalyse konkret (Caspar 1996) Die wichtigsten Leitfragen zum Erschliesen von Plänen - welche Gefühle und Eindrücke löst der Patient bei mir und anderen aus? - was will er bei mir und anderen erreichen, wozu will er mich und andere bringen, welche Verhaltenstendenzen auslösen? - welches Bild von sich versucht er mir und anderen zu vermitteln? - welches Bild von sich versucht er für sich aufrechtzuerhalten? - was würde ihm gut tun, was wäre schlimm für ihn? - welches Verhalten von mir und anderen würde gar nicht in die Situation passen, würde er versuchen zu verhindern? Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Plananalyse konkret (Caspar 1996) Instrumentelles Verhalten? Verhalten „dient“ einem bestimmten Bedürfnis (keine Rationalität oder Bewusstheit! Reaktives Verhalten? Unmittelbare Reaktion auf bestimmte Stimuli ohne instrumentellen Zweck (z.B. ) Unterscheidung nicht immer einfach (z.B. sich schneiden) Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Plananalyse konkret (Caspar 1996) Top Down – Erschliessung Pläne werden „von oben“ erschlossen: Frage: „Wie befriedigt der Patient sein Bedürfnis nach xy? Bottom up - Erschliessung Vom beobachteten Verhalten „von unten“ wird direkt auf den Plan geschlossen und geprüft, ob sich andere Verhaltensweisen finden, die den Plan bestätigen. Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Plananalyse Theorie (Caspar 1996) - Psychische Störungen entstehen als (Neben)wirkungen aus dem instrumentellen Funktionieren einer Person (kontrolliere schmerzhafte Gefühle > nimmt Drogen/Alkohol) - Psychische Störungen sind selber (problematische) Mittel mit instrumenteller Funktion (Depression: zeige dich hoffnungslos > binde Menschen an dich) Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Plananalyse Theorie (Caspar 1996) - Rigide Strukturen sind Strukturen, in denen für wichtigen Bedürfnisse oder Oberpläne nur wenige Mittel, resp. Unterpläne, zur Verfügung stehen - Rigide Strukturen sind in der Regel mit Leiden verbunden. – - Wenn ein Plan wirkunslos ist oder grosse Nebenwirkungen hat, steht kein anderer Plan zur Verfügung. - Rigide Strukturen erlauben eine befriedigende Kontaktaufnahme nur mit wenigen Menschen - Rigide Strukturen behindern Wandel Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Aufgabe 2 Erstellen Sie zu folgenden Beobachtungen eine Plananalyse und vergleichen Sie ihre Vorschläge in der Gruppe Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Aufgabe 2 1. Eine 45jährige Patientin fährt ein schnelles rotes Sport-Cabriolet. Sie hat weder ein besonderes technisches Interesse noch besonders Freude am schnellen Autofahren. Sie erzählt aber, dass es mehrere Männer in ihrem Umfeld gibt, die mit Interesse auf sie reagieren, wenn sie mit dem Auto vorbei fährt. 2. Ein Patient wird immer dann in der Therapie nervös, wenn der Therapeut das Gespräch auf seinen Umgang mit seinen Konflikten am Arbeitsplatz lenkt. Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Plananalyse konkret (Caspar 1996) Was bringt mir die Plananalyse? Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Die Planaalyse ist ein Hilfsmittel - um den Patienten, seine Beziehungen und Probleme besser zu verstehen - um aus diesem individuellen Verständnis - eine massgeschneiderte Beziehungsgestaltung - und massgeschneiderte therapeutische Interventionen ableiten zu können Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Plananalyse – Nutzen für die Therapie (Caspar 1996) Eine Plananalyse ermöglicht : - Massgeschneiderte Beziehungsgestaltung und Ressourcenaktivierung (Fallkonzeptin Seite 1) - Massgeschneiderte Passung von Therapiezielen (Fallkonzeption Seite 1) - Massgeschneiderte Passung von Interventionen (Fallkonzeption Seite 2) - Klärungsprozesse (Fallkonzeption Seite 2) Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Motivorientierte Beziehungsgestaltung Interventionsebenen I Plananalyse Beziehung Ziele Passung der Passung mit emotionalen Bindung Therapiezielen Einführung in die Plananalyse Stucki 2013 Interventionen Passung mit Interventionen, Techniken Dr. phil. C. Motivorientierte Beziehungsgestaltung (Grawe 1992, 1998, 2004) Ausrichtung der therapeutischen Beziehung an den individuellen Zielen und Plänen des Patienten: - Pläne, Ziele, Erfahrungen, die dem Patienten wichtig sind, aktiv herzustellen und zu verstärken - Zustände und Erfahrungen, die der Patient als schlimm empfindet oder vermeidet, nur so weit zu aktivieren, wie dies notwendig ist Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Motivorientierte Beziehungsgestaltung (Grawe 1992, 1998, 2004) = „Meta-Technik“ der Individualisierung therapeutischer Interventionen - ermöglicht unmittelbar bedürfnisbefriedigende Erfahrungen und damit mehr Wohlbefinden - dient dem Aufbau und der Verbesserung der therapeutischen Beziehung - dient einem besseren Umgang mit problematischen therapeutischen Situationen Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Plananalyse – Nutzen für die Therapie Plananalyse Beziehung Plan « betone deine Autonomie, lebe selbstbestimmt » Patienten viel Freiraum lassen, zuhören, nicht bedrängen, selber entscheiden lassen. Empathie mit Bezug auf Autonomiemotiv ausdrücken. Ziele Interventionen Besonders genau klären, was Patient für Therapieziele hat und ob diese mit Autonomiemotiv zu vereinbaren sind. z.B. Nicht strikt nach Manual vorgehen, sondern Patienten Freiraum für Selbstbestimmung lassen Therapieziel „besser mit dem Chef umgehen können“ wäre schwierig zu erreichen, wenn der Patient sich dafür sehr anpassen müsste. z.B. wenn Protokollführung, dann nicht vorgegebenes Formular verwenden, sondern Patient soll Formular entsprechend eigenen Wünschen selber kreieren Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Plananalyse – Nutzen für die Therapie Motivorientierte Beziehungsgestaltung Inhaltliche Thematisierung Therapeut nimmt inhaltlich Bezug zu Motiv Prozessuale Aktivierung Therapeut „aktiviert“ Motiv ohne inhaltlich darauf einzugehen Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Plananalyse – Nutzen für die Therapie Motivorientierte Beziehungsgestaltung Inhaltliche Thematisierung Prozessuale Aktivierung Plan InhaltlicheThematisierung Prozessuale Aktivierung « Achte auf genügend Anerkennung » „Ich kann gut verstehen, dass Anerkennung gerade für Sie besonders wichtig ist, da Sie immer wieder viel Kritik erfahren haben“. Patienten viel Anerkennung geben: z.B. Patienten über Dinge berichten lassen, in denen er sich gut auskennt oder die er gut kann. « betone Autonomie » „Da Ihnen Autonomie sehr wichtig ist, möchte ich dass Sie selber mitentscheiden, wie wir die Ausgangsregelung handhaben“. Dem Patienten freien Ausgang gewähren ohne dies ausführlich zu thematisieren deine Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Aufgabe 3 Beschreiben Sie das Verhalten der ausgewählten Personen im Film und ihre wichtigsten Pläne und (motivationalen) Ziele. Überlegen Sie sich, wie Sie sich dazu idealerweise in Beziehung setzen könnten. Füllen Sie einen Kurzfamos für die ausgewählten Personen aus. Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Plananalyse - Nutzen (Caspar 1996) Es können auch „Mini“- Plananalysen erstellt werden: z.B. bei „schwierigen“ Verhaltensweisen Schütze deinen Selbstwert Halte die Beziehung aufrecht Zeige dem Th. wie schlecht es dir trotz Therapie geht Vermeide Kontrollverlust Vermeide eigenes Versagen Vermeide, dass der Th. heikle Themen anspricht Patientin weint ständig in der Sitzung Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Zeige dem Th. , dass du ein besonders hoffnungsloser Fall bist Plananalyse konkret - Schwierigkeiten (Caspar 1996) Welche Probleme gibt es bei der Erstellung von Plananalysen? Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. Plananalyse konkret - Schwierigkeiten Beachten bei Umsetzung Kein ungünstiges Verhalten, keine ungünstigen Pläne verstärken! - Sind Verhalten und Pläne, zu denen ich bedürfnisbefriedigend komplementär verhalte, günstig? mich - Wenn Verhalten ungünstig/dysfunktional ist, kann ich die dem Verhalten zugrundeliegenden Pläne unterstützen? - Wenn Pläne ungünstig/dysfunktional sind, hierarchisch „höher liegende“ Pläne unterstützen? - Wie viel Beziehungskredit habe ich? Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. kann ich Plananalyse konkret - Schwierigkeiten (Caspar 1996) Hypothesenprüfung! Erschlossene Pläne sind Hypothesen und müssen fortlaufend anhand weiterer Beobachtungen überprüft werden. Therapeuteneigenschaften können Wahrnehmung beeinflussen. Einführung in die Plananalyse Stucki 2013. Dr. phil. C. UNIVERSITÄRE PSYCHIATRISCHE DIENSTE BERN (UPD) Weitere Informationen: Dr. phil. C. Stucki, leitender Psychologe UNIVERSITÄRE PSYCHIATRISCHE DIENSTE BERN (UPD) Dr. phil. C. Stucki, Leitender Psychologe 50 Literatur • • • • • • • • • • • • Eckert, J., Frohburg, I. & Kriz, J. (2004). Therapiewechsler. Psychotherapeut, 49, 415–426. Flückiger, Del Re, Wampold, Symonds & Horvath, A.O. (2011). How Central Is the Alliance in Psychotherapy? A Multilevel Longitudinal Meta-Analysis. Journal of Counseling Psychology, 59 (1), 10-17. Grawe, K., Caspar, F. & Ambühl, H. (1990). Die Berner Therapievergleichsstudie: Wirkungsvergleich und differentielle Indikation. Zeitschrift für Klinische Psychologie, 19(4), 338-361. Grawe, K. (1998). Psychologische Therapie. Göttingen: Hogrefe. Grosse Holtforth, M., Grawe, K., Fries, A. und Znoj, H. (2008). Inkonsistenz als differenzielles Indikationskriterium in der Psychotherapie. 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