16/17 Liebe Freund*innen des Schauspielhauses, liebes Publikum, wir freuen uns, Ihnen das Programm zu unserer zweiten Saison am Schauspielhaus vorzustellen, das wir in zahlreichen Gesprächen im Team und mit uns verbundenen Künstler*innen aus In- und Ausland ausgeheckt haben, immer vor dem Hintergrund aktueller politischer und gesellschaftlicher Fragen unserer Zeit. Wenn dieses kleine Büchlein hier erscheint, sind wir grade in den Proben für unser Eröffnungs-Projekt »Traum Perle Tod!«. Wir nehmen einen visionären Roman der letzten Jahrhundertwende zum Ausgangspunkt, blicken also quasi aus einer vergangenen Perspektive auf unsere Gegenwart. Alfred Kubin erzählt in »Die andere Seite« faszinierend und mit wunderbar verschrobenem Humor von einer Gesellschaft, die sich von ihrer Außenwelt abschottet, und im Versuch eines utopischen Zusammenlebens dem eigenen Untergang entgegen taumelt. In vielerlei Hinsicht lässt sich das als düstere Vorahnung späterer Entwicklungen des 20. Jahrhunderts lesen, vielleicht ist sogar erst heute wirklich erkennbar, wie visionär Kubin in seinem einzigen Roman auf die Welt blickte. Man wünschte sich fast, er hätte sich als weniger prophetisch erwiesen. Auch unsere zweite Spielzeit verzichtet bewusst auf ein Motto, trotzdem ergeben sich bei aller ästhetischer Vielfalt wieder interessante Parallelen zwischen einigen der anstehenden Projekte. Thomas Köck denkt vor der historischen Folie der Bauernbefreiung über heutige Fragen von Revolution und Widerstand nach. Später in der Saison wird das aus dem theatralen Zukunftslabor des Instituts für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen hervorge- 3 Schauspielhaus Wien 16/17 Vorwort gangene junge Performance-Kollektiv FUX, das mit ersten Arbeiten u. a. an den Münchner Kammerspielen von sich Reden gemacht hat, in seiner postmonetären Doppelconférence »Frotzler-Fragmente« ebenfalls durch einen historischen Spiegel auf Gegenwart und Zukunft unserer Wirtschaft blicken. Es untersucht die historischen Theaterformen aus dem Roten Wien der 20er-Jahre und fragt nach Reformperspektiven unseres zunehmend krisenanfälligen Kapitalismus. nisvollen und bis heute faszinierenden Mythos des Findelkindes Kaspar Hauser. Danach forschen Ivna Žic und Tomas Schweigen über die umkämpfte Geschichte des Feldes von Bleiburg, bis heute eine Pilgerstätte des Nationalismus. Das Theater ist, vielleicht wie nie zuvor, in die Pflicht genommen, politischer Diskursraum zu sein. Die »Agora« von Robert Misik und Milo Rau wird dies in besonderer Weise performativ erfahrbar machen. Wie schon in der vergangenen Saison ist unsere künstlerische Arbeit getragen durch die ständige Suche nach geeigneten Theatersprachen, mit denen sich auf unsere komplexe Gegenwart und in vielerlei Hinsicht unbestimmte Zukunft reagieren lässt. Diese Auseinandersetzung suchen wir innerhalb unseres Teams, mit unserem Ensemble und natürlich mit Ihnen, unserem geschätzten Publikum. Wir wollen ein Theater zum Anfassen sein und möchten Sie jederzeit ermutigen, mit uns ins Gespräch zu kommen. Deshalb sind sämtliche Mitarbeiter*innen des Hauses mit Fotos in diesem Spielzeitheft vorgestellt. Sprechen Sie uns gerne an und teilen Sie Ihre Eindrücke, Ihre Kritik aber bitte auch Ihr Lob mit uns. Thomas Bo Nilsson kehrt mit seinem Team an das Schauspielhaus zurück. Nach dem überbordenden Triptychon »Cellar Door« arbeitet er diesmal an einem intimen, begehbaren Beziehungsgemälde: »JINXXX«. Miroslava Svolikova, Gewinnerin des Hans-Gratzer-Stipendiums, sprengt schon mit dem Titel ihrer Farce »Diese Mauer fasst sich selbst zusammen und der Stern hat gesprochen, der Stern hat auch was gesagt« manche Konvention des Theaterbetriebs. Absurder Humor zur Rettung der Welt! Sprechender Speichel zur Rettung der raren Gattung der politischen Komödie! Vor dem Hintergrund der Migrationsströme der Gegenwart wird die »Festung Europa« nicht dauerhaft umhinkommen, ihre eigenen Gesellschaftsvorstellungen zu hinterfragen und das vormals Fremde als Eigenes in einer transkulturellen Gemeinschaft anzuerkennen. Mit ihrer ersten Arbeit im deutschsprachigen Raum wird die renommierte norwegische Regisseurin & Autorin Lisa Lie, die ihre faszinierend-archaische Bildsprache angstfrei mit trashiger Komödiantik verbindet, über Fragen individueller und kollektiver Identität nachdenken. Als Grundlage für ihr Projekt »Kaspar Hauser oder die Ausgestoßenen könnten jederzeit angreifen!« nimmt sie den geheim- 4 Um eine spezifische Ästhetik für jedes unserer Projekte zu ermöglichen und Sie immer wieder mit überraschenden Raumsituationen konfrontieren zu können, werden wir den En-Suite-Spielbetrieb beibehalten. Es gilt also weiterhin, schnell zu sein, um nichts zu verpassen! Wir möchten Sie herzlich einladen, all das live und unter leidenschaftlichem Einsatz unseres Ensembles zu erleben. Wir freuen uns auf Sie! Tomas Schweigen Künstlerischer Leiter & Geschäftsführer Tobias Schuster Leitender Dramaturg 5 Traum Perle Tod! ein Projekt von Tomas Schweigen & Ensemble nach dem Roman »Die andere Seite« von Alfred Kubin URAUFFÜHRUNG Regie Tomas Schweigen Premiere 29. September 2016 Kudlich – eine anachronistische Puppenschlacht von Thomas Köck URAUFFÜHRUNG Regie Marco Štorman Premiere 25. November 2016 JINXXX von Thomas Bo Nilsson URAUFFÜHRUNG Realisation Thomas Bo Nilsson Premiere 1. Dezember 2016 Diese Mauer fasst sich selbst zusammen und der Stern hat gesprochen, der Stern hat auch was gesagt. von Miroslava Svolikova URAUFFÜHRUNG Regie Franz-Xaver Mayr Premiere 12. Jänner 2017 Kaspar Hauser oder die Ausgestoßenen könnten jeden Augenblick angreifen! von Lisa Lie URAUFFÜHRUNG Regie Lisa Lie Premiere 1. Februar 2017 6 Frotzler-Fragmente eine postmonetäre Doppelconférence von FUX URAUFFÜHRUNG Regie Nele Stuhler & Falk Rößler (FUX) Premiere März 2017 Blei von Ivna Žic URAUFFÜHRUNG Regie Tomas Schweigen Premiere April 2017 Agora ein Projekt von Robert Misik & Milo Rau URAUFFÜHRUNG Realisation Robert Misik Konzeptionelle Mitarbeit Milo Rau Premiere in Planung für Mai 2017 Imperium nach dem Roman von Christian Kracht ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG Regie Jan-Christoph Gockel Wiederaufnahme 11. Oktober 2016 Città del Vaticano von Falk Richter & Nir de Volff URAUFFÜHRUNG Regie Falk Richter Choreographie Nir de Volff Wiederaufnahme 2. November 2016 7 PRODUKTIONEN ein Projekt von Tomas Schweigen & Ensemble nach dem Roman »Die andere Seite« von Alfred Kubin URAUFFÜHRUNG Regie Tomas Schweigen Bühne Stephan Weber Kostüme Anne Buffetrille Musik Jacob Suske Dramaturgie Tobias Schuster Premiere am 29. September 2016 10 11 Schauspielhaus Wien 16/17 Produktionen »Gleichsam seismographisch haben Sie ein Bild entscheidender Vorgänge unserer Zeit vorgezeichnet« schrieb Ernst Jünger 1908 an seinen Freund Alfred Kubin, nachdem er dessen Debütroman »Die andere Seite« verschlungen hatte. Heutzutage liest der sich zunächst wie eine verheißungsvoll-eskapistische Zukunftsvision. Heute, da die Mauern der Festung Europa, die verzweifelt um Sicherheit und Wohlstand kämpft, immer brüchiger werden. Wer hätte sich im Jahr 2016 nicht beim Gedanken an das Auswandern ertappt, an den Rückzug in eine Welt ohne Angst, Terror und Krieg? Wer würde nicht gerne frei von finanziellen Sorgen leben, ohne Stress, unbehelligt von der Gefahr eines politischen, ökonomischen oder individuellen Systemkollapses? Wer hätte nicht schon besorgt darüber nachgedacht, ob sich die Geschichte wiederholt? »Der taumelnde Kontinent« oder »Die Schlafwandler«: Die Zeitdiagnosen, getroffen über Kubins Epoche am Vorabend von Weltkriegen und Faschismus, könnten sich fast gespenstisch auch auf unsere Zeit beziehen. Wer würde sich da also nicht über eine Einladung in ein Reich fernab aller weltpolitischen und ökonomischen Verwerfungen freuen? es ohnehin allen permanent im Überfluss zur Verfügung steht. Das Traumreich verspricht außerdem den wohligregressiven Schritt in die Vergangenheit, zurück in die gute alte Zeit: alle Häuser bestehen aus Fragmenten historischer Gebäude aus Europa! Moderne Techniken von zweifelhaftem Nutzen, die doch nur das Leben sinnlos beschleunigen und Stress verursachen, bleiben draußen! Ausgestattet mit einem großzügigen Reisekostenzuschuss über 100.000 Mark in Form eines Schecks unbekannter Herkunft, machen sich der Protagonist und seine Ehefrau auf den Weg. Nach einer tagelangen Reise erreichen sie eine ungeheure, scheinbar grenzenlose Mauer in dichtem Nebel – das Tor zum Traumreich. Seltsam beklommen betreten sie nach einer weiteren Bahnfahrt die Stadt Perle und werden dennoch schnell heimisch dort. Bald aber häufen sich seltsame Vorfälle: unbekannte Handwerker erscheinen plötzlich in ihrem Haus, um alle Fenster zuzumauern. Die Frau des Erzählers erkrankt an einer unerklärlichen Krankheit. Patera, der Gastgeber, der sie doch eigentlich in das Traumreich eingeladen hatte, ist nie aufzufinden. Andere Bewohner berichten von erschreckenden Vorkommnissen, Visionen, unerklärlichen Angstzuständen, die sie plötzlich von Zeit zu Zeit heimsuchen. Obwohl der Herrscher unsichtbar bleibt, scheint er dennoch alles in der Stadt zu überwachen und zu kontrollieren. Als jedoch eines Tages der milliardenschwere Tycoon Herkules Bell auftaucht, beginnt im Traumreich ein brutaler Krieg aller gegen alle und das Idyll taumelt dem Untergang entgegen... »Claus Patera, absoluter Herr des Traumreichs, beauftragt mich als Agenten, Ihnen die Einladung zur Übersiedlung in sein Land zu überreichen.« Was für ein verlockendes Versprechen, das der namenlose Protagonist von Alfred Kubins Roman zu Beginn erhält! Utopische Aussichten! Sein alter Schulfreund Patera habe, zwischenzeitlich zu sagenhaftem Reichtum gekommen, in Zentralasien einen neuen Staat gegründet. Ein Land, dessen Bewohner frei von allen Sorgen und Nöten der Gegenwart leben könnten. Schrankenlose Individualität für alle! Ein Land, in dem alle immer über unendliche Ressourcen verfügen, in dem Geld zum sinnentleerten Spielzeug degradiert ist, weil 12 Alfred Kubin, geboren 1877 in Böhmen, arbeitete ab 1900 als Zeichner und Illustrator und war eines der Gründungsmitglieder der Künstlervereinigung »Der Blaue Reiter«, die maßgeblich die Epoche des Expressionismus prägte. 13 Schauspielhaus Wien 16/17 Als Bildender Künstler wie auch als Autor seines 1908 erschienenen Romans war der Sohn eines Landvermessers ein wichtiger Impulsgeber für die surrealen Welten Franz Kafkas und pflegte enge Beziehungen zu Künstlern wie Wassily Kandinsky oder Franz Marc. Jahrzehnte vor den großen dystopischen Romanen von Orwell oder Huxley entwirft er das Szenario einer gläsernen Gesellschaft. Seine Literatur ist wegbereitend für das Genre der Phantastischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Tomas Schweigen eröffnet seine zweite Saison am Schauspielhaus mit einem surrealen, hintergründig-unterhaltsamen Abend, der über die Widersprüchlichkeit politischer Utopie erzählt. Denn die Bewohner des Traumreichs haben sich in der Abwägung von Sicherheit und Freiheit definitiv nicht für den Schutz der Bürgerrechte entschieden. Im Gegenteil führt »Traum Perle Tod!« uns ins kollektive Unbewusste einer sich abschottenden Gesellschaft, deren Sehnsucht nach politischer Führung bedrohliche Züge angenommen hat. Die beißende Satire auf die heißlaufende Beschleunigung von Kapitalismus und Geldwirtschaft mündet in die abgründige Untergangsphantasie einer heraufziehenden Ära menschlicher Katastrophen. 14 von Thomas Köck URAUFFÜHRUNG Regie Marco Štorman Bühne & Kostüme Jil Bertermann Musik Gordian Gleiss Dramaturgie Tobias Schuster Premiere am 25. November 2016 16 17 Schauspielhaus Wien 16/17 Produktionen Wien im März 1848 – die drei Jahrzehnte seit dem Wiener Kongress haben eine bleierne Restaurationszeit gebracht, der Feudalismus besteht weiter, die Hoffnungen auf Demokratie und Freiheit haben sich nicht erfüllt. Doch unter der Oberfläche der Ständegesellschaft gärt es und Umbrüche beginnen sich anzudeuten. Einer der Protagonisten der Rebellion: Hans Kudlich. Obwohl bei einer Demonstration durch ein Attentat lebensgefährlich verwundet, lässt sich der Sohn einer Bauernfamilie von seinem Kampf für die Freiheit nicht abbringen. Er zieht mit 25 Jahren als jüngstes Mitglied in den österreichischen Reichstag ein. Im Juni 1848 legt er dort den Gesetzentwurf zur Aufhebung der Leibeigenschaft vor und geht dadurch als Bauernbefreier in die Geschichte ein. Kaum ist die Freiheit von den Feudalherren erkämpft, stellt sich allerdings die Frage nach der Zukunft: Die Bauern brauchen nun Kredite für eigene Höfe und so führt ihre Befreiung in die Abhängigkeit von der neugegründeten Raiffeisenbank. Ihre Freiheit, ein vergiftetes Geschenk? Aus Leibeigenen werden plötzlich Agrar-Ökonomen – das Unternehmertum mit allen verbundenen Chancen und Risiken ersetzt die sichere Unfreiheit des Feudalismus. dem Deckmantel der Freiheit.« Die Folge sei die grassierende Überforderung des Einzelnen, die zu immer mehr psychischen Erkrankungen führt. Ist die Freiheit im Kapitalismus eine neue Form der Unterdrückung, indem sie die Menschen zur permanenten Selbstausbeutung und Optimierung nötigt? In seinem jüngsten Stück verwendet Thomas Köck die Biographie Hans Kudlichs als Folie, vor der er humorvoll und poetisch Fragen nach Revolution und Widerstand aufwirft. Lustvoll springt er dabei zwischen Historie und Gegenwart hin und her und erzählt über die Ambivalenz der Freiheit. Der Philosoph Byun-Chul Han, der mit seinem Begriff von der »Müdigkeitsgesellschaft« die vielleicht prägnanteste Analyse der letzten Jahre gestellt hat, spricht davon, dass unser System »von der Fremdausbeutung auf die Selbstausbeutung« schalte, »weil dies mehr Effizienz und mehr Produktivität generiert, alles unter 18 Thomas Köck, geboren 1986 in Steyr, gilt als einer der vielversprechendsten jungen deutschsprachigen Autoren – kürzlich erhielt er für sein Werk »paradies fluten (verirrte sinfonie)« den Kleist-Förderpreis 2016, die wichtigste Auszeichnung für junge Dramatik im deutschsprachigen Raum. Schon in seinem Erstlingswerk »jenseits von fukuyama«, für das er den Osnabrücker Dramatikerpreis 2014 bekam, erzählte er von einer Arbeitswelt, die von einem utopischen »Ende der Geschichte« weit entfernt ist, in der vielmehr Angst und Druck das Klima bestimmen. Das Stück wurde unter anderem am Nationaltheater Mannheim aufgeführt, dessen Hausautor Thomas Köck in der vergangenen Saison war. Im Frühjahr 2016 wurde am Schauspielhaus Wien mit »Strotter« in der Regie von Tomas Schweigen erstmals ein Stück von Thomas Köck in Österreich zur Uraufführung gebracht. Für »Kudlich« gewann er im Frühjahr 2016 den Autorenpreis der österreichischen »Theaterallianz«. Sein ebenso komischer wie sprachlich virtuoser Parforceritt durch die Restaurationszeit arbeitet sich an Vorbildern wie Kleist und Büchner ab und spielt immer wieder mit möglichen Parallelen zwischen unserer Gegenwart und der Restaurationszeit nach dem Wiener Kongress. »Geistesgrößen« beider Epochen von Georg Büchner bis Arabella Kiesbauer treffen aufeinander, bis sich zuletzt die Frage nach Revolution und Widerstand in der Gegenwart 19 Schauspielhaus Wien 16/17 stellt. Obwohl unsere westlichen Gesellschaften momentan durch die grassierende Angst vor dem Fremden beinah gelähmt wirken und unfähig zur inneren Reform: Müsste nicht weiter für Freiheit und Gerechtigkeit gekämpft werden? Der Soziologe Heinz Bude sprach kürzlich mit Blick auf die prekären Verhältnisse in Call Centern oder der Logistik-Wirtschaft von einem neuen »Dienstleistungsproletariat«, von Menschen, die trotz aller Sozialgesetzgebung oft mehrere Jobs gleichzeitig machen und dennoch in Armut leben müssen. Stellt sich da nicht eine neue Soziale Frage? Oder sind die Menschen auch im 21. Jahrhundert, wie Büchner sagt, nur »Puppen, von unbekannten Gewalten am Draht gezogen«? Marco Štorman, geboren 1980 in Slowenien, aufgewachsen in Graz und Hamburg, legt nach der Deutschsprachigen Erstaufführung von Chris Thorpes »Möglicherweise gab es einen Zwischenfall« in der letzten Saison mit der Produktion »Kudlich«, die 2017 nach der Vorstellungsserie in Wien auf Tournee durch die österreichische »Theaterallianz« gehen wird, nun seine zweite Regiearbeit am Wiener Schauspielhaus vor. Seit 2009 ist er freier Regisseur und wurde 2013 für seine Inszenierung von Elfriede Jelineks »Winterreise« am Stadttheater Klagenfurt zum Festival »radikal jung« in München eingeladen, dem renommiertesten Festival für junge Regie im deutschsprachigen Raum. Seitdem inszenierte er u. a. am Hamburger Thalia Theater, Staatstheater Kassel, an der Staatsoper Stuttgart sowie im Rahmen der »Münchener Biennale für neues Musiktheater«. Seit 2016 ist er Hausregisseur für Musiktheater am Theater Luzern und arbeitet außerdem an den Theatern Bremen, Bonn und am Staatsschauspiel Dresden. 20 Installation von Thomas Bo Nilsson URAUFFÜHRUNG Realisation Thomas Bo Nilsson Regie Thomas Bo Nilsson, Jens Lassak, Julian Wolf Eicke Bühne & Kostüme Thomas Bo Nilsson, Julian Wolf Eicke Sounddesign Jacob Suske Dramaturgie Tobias Schuster, Anna Laner Premiere am 1. Dezember 2016 22 23 Schauspielhaus Wien 16/17 Produktionen Eine einsame Landstraße. Irgendwo im Nirgendwo, nachts, fernab von allem Städtischen, eine Transitstrecke kurz vor der Grenze eines Landes. Einziges Zeichen der Zivilisation: eine Autobahnraststätte, im Fenster eines tristen Clubs blinken rhythmisch leuchtende rote Neonröhren und winzige Kabinen stehen zur Entspannung zur Verfügung, ob alleine oder in Begleitung. Wer ohne »Unterstützung« eine der Kabine betritt, für den gibt es Videomaterial, um der eigenen Fantasie auf die Sprünge zu helfen. Niemand fragt jemals danach, wer hier zusammen kommt – man genießt kurz, zahlt und fährt weiter. Doch woher stammen die Filme, die da zum schnellen Vergnügen laufen? Und was zeigen sie eigentlich? fen, bemerkt eine der beiden Frauen seltsame Veränderungen in der eigenen Psyche. Um sich ihres Geisteszustandes zu vergewissern, fängt sie an, ein Tagebuch zu führen. Der Eindringling in der Wohnung scheint seinen Platz darin zu beanspruchen. Was geschieht, wenn ein Mensch sich plötzlich mit eigenen Regungen und Aggressionen unbekannter Härte konfrontiert sieht? Was tun, wenn sich die Psyche radikalisiert und plötzlich unkontrollierbar wird? Über Tage und Wochen beginnt eine bedrohliche Reise in den Abgrund. Eine spartanische Hütte. Wenige hundert Meter entfernt stehen noch ein paar verlassene Baracken, Hinterlassenschaften eines aufgelassenen Industriegebiets am Waldrand. Heute verirrt sich kaum noch jemand hierher und die Natur versucht, sich das Gebiet zurückzuerobern. Abgeschieden lebt hier ein junges Paar. Als die zwei Frauen eines Tages Zeuginnen eines Verkehrsunfalls werden, ändert sich vollkommen unerwartet ihr gemeinsames Leben. Eine bewusstlose junge Frau liegt auf der Straße. Sie nehmen die Verletzte mit zu sich und pflegen sie, bis sie das Bewusstsein wiedererlangt. Während sie mehr und mehr zu Kräften kommt, wird aus der Schutzbedürftigen zunehmend ein souveränes Gegenüber. Ein Mensch mit Wünschen, Sehnsüchten und Erwartungen. Je weiter der Genesungsprozess voranschreitet, desto mehr entwickeln sich Konflikte zwischen den drei Bewohnerinnen der abgelegenen Behausung. Bald drängen sich den beiden Helferinnen Fragen auf. Wen haben sie da eigentlich aufgenommen? Tief im Wald, ohne die wohltuende Ablenkung der Stadt, auf das eigene Unterbewusste zurückgewor- 24 Thomas Bo Nilsson & Team erarbeiten nach »Cellar Door« ihr zweites Projekt am Schauspielhaus Wien. Im Frühjahr 2016 hatte ihre Performance-Installation das gesamte Gebäude an der Porzellangasse in einen begehbaren Kosmos verwandelt, in die labyrinthische Unterwelt eines provinziellen Dorfes. Transmedial ergänzt durch einen Kurzfilm und eine Online-Präsenz, die unterschiedliche Interaktionen mit den Performer*innen erlaubte, zeichnete das »Cellar Door«-Triptychon ein verstörendes Panorama einer verrohten Gesellschaft, für welche die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Virtualität verwischt waren. Die Theaterlaufbahn des schwedischen Architekten und Installationskünstlers begann im deutschsprachigen Raum mit der Produktion »Die Erscheinung der Martha Rubin« am Schauspiel Köln, die er mit dem dänischen Performance-Kollektiv SIGNA erarbeitete und die 2008 zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde. Danach wurde Nilsson für seine Arbeiten am Centraltheater Leipzig, an der Berliner Volksbühne und bei den Salzburger Festspielen mehrfach von Theater heute als Bühnenbildner des Jahres nominiert. Seit 2013 arbeitet er auch als Regisseur im Kollektiv mit dem Bühnenbildner Julian Wolf Eicke 25 Schauspielhaus Wien 16/17 und seinem Co-Regisseur Jens Lassak. Gemeinsam entwickelten sie 2014 ihr international viel beachtetes Erstlingswerk »MEAT« an der Berliner Schaubühne. Anders als in seinen ersten, überbordenden Installationen mit über 40 Darsteller*innen wählt Thomas Bo Nilsson diesmal für seine zweite Arbeit am Schauspielhaus eine intime, kammerspielartige Form. Mit einer Gruppe von fünf Darsteller*innen begibt er sich in ein rätselhaftes, klaustrophobes Netz aus Abhängigkeiten, Hass und psychischem Verfall. Erneut beschäftigt er sich damit, wie der zwischenmenschliche Austausch, die Gelegenheit, sich mit anderen über das eigene Leben zu verständigen, sich mehr und mehr ins Virtuelle verlagert und kreiert eine Szenerie der Isolation. 26 von Miroslava Svolikova URAUFFÜHRUNG Regie Franz-Xaver Mayr Bühne & Kostüme Michela Flück Dramaturgie Anna Laner Premiere am 12. Jänner 2017 28 29 Schauspielhaus Wien 16/17 Produktionen Ausschreibungen, Projektanträge, Bewerbungen, Evaluationen – das Leben von Freiberuflern, die doch eigentlich all ihren Elan und Idealismus in ihre jeweilige Kunst investieren wollen, ist oft undankbar und der Weg zu neuen Aufträgen führt durch einen Wust an Papierkram. Aber was bleibt einem schon übrig? Und so stellt auch der widerständige Geist seine Phantasie immer wieder unter das Kuratel von Wettbewerben. lich und so ist die Verwirrung zunächst komplett. Als sich dann auch noch der Raum, in dem sich die drei aufhalten, als futuristisches Museum herausstellt, mitsamt einem Hologramm als Führer und reichlich skurrilen Exponaten, werden die Verhältnisse endgültig unübersichtlich… In Miroslava Svolikovas absurder Farce mit dem prägnanten Titel »Diese Mauer fasst sich selbst zusammen und der Stern hat gesprochen, der Stern hat auch was gesagt« sind es drei Figuren, die sich ins finstere Herz der Antragsbürokratie vorwagen. Jeder von ihnen meint eine Ausschreibung gewonnen zu haben, die sie dazu verpflichtet – hoffentlich auch befähigt – eine Aufgabe zu übernehmen. Welche Aufgabe? Das wissen sie nicht. Eine wichtige eben, vielleicht die »wichtigste unserer Zeit«, wie eine Figur vermutet! Zu allem wild entschlossen, haben sie sich zusammengefunden, ausgerüstet, bewaffnet mit Sieben. Sieben? Wozu die Küchengerätschaften im Rahmen ihrer Mission gut sein sollen, ist ein weiteres jener Geheimnisse, mit denen sie sich am Anfang konfrontiert sehen. Dazu gehört auch die Frage, ob ein Teesieb zur Lösung der wichtigsten aller Aufgaben sachgerecht ist, oder ob riesenhafte Köcher vonnöten sein würden. Wieso gibt es aber überhaupt drei Sieger? War die ominöse Ausschreibung etwa ein Gruppenprojekt? Einer der drei weiß immerhin noch, dass irgendeine sagenumwobene Fortbildung der gemeinsame Grund für die Zusammenkunft sei. Mit Miroslava Svolikova, geboren 1986 in Wien, betritt eine Spezialistin für verschrobenen Humor die deutschsprachige Theaterszene. Ursprünglich aus der Bildenden Kunst kommend, studierte sie Szenisches Schreiben im Lehrgang »Forum Text« von uniT Graz und gewann 2015 den Retzhofer Dramapreis für ihr Erstlingsstück »Die Hockenden«, ein Portrait einer von Stagnation und Frust geprägten Provinzlandschaft, das in der vergangenen Spielzeit am Burgtheater und am Schauspiel Leipzig zu sehen war. Für den Entwurf ihrer Farce wurde Svolikova mit dem Hans-Gratzer-Stipendium des Wiener Schauspielhauses ausgezeichnet. Sie hatte sich unter ca. 50 Bewerber*innen durchgesetzt. Fünf Autor*innen waren im Frühjahr 2016 zu einem Workshop unter der Leitung des Dramatikers Falk Richter eingeladen worden. Gemeinsam mit Richter und der Dramaturgie des Schauspielhauses wurde an den Texten gearbeitet, die später in Zusammenarbeit mit dem Max Reinhardt Seminar in Szenischen Lesungen öffentlich präsentiert wurden. Sowohl eine Fachjury wie auch das Publikum votierten im Anschluss für Miroslava Svolikova als Gewinnerin des von literar mechana gestifteten Werkauftrags. Plötzlich finden Sie einen Zettel. Es ginge um »die Rettung der Onion«, aber die Handschrift ist sehr undeut- Franz-Xaver Mayr, geboren 1986 in Hallein, studierte Regie an der Zürcher Hochschule der Künste. Für seine Diplominszenierung »Antigone« wurde er 2016 zum renommierten Körber Studio für junge Regie nach Hamburg eingeladen. Er inszenierte außerdem bereits am Theater Luzern 30 31 Schauspielhaus Wien 16/17 und wird im Frühjahr 2017 am Theater Basel arbeiten. In der letzten Spielzeit gewann er gemeinsam mit Korbinian Schmidt zudem den Nachwuchswettbewerb des Theaters Drachengasse. In einer Zeit, in der das Theater dringend politische Komödien brauchen kann, schafft Miroslava Svolikova ein Stück, das in seinem Humor an große Vorbilder des Absurden wie Beckett oder Pinter erinnert. Es ist eine Farce über die leider oft aussichtslose Sehnsucht von Menschen, die Welt durch Politik oder Kunst zum Positiven zu beeinflussen. Momentan scheint niemand ein wirklich probates Rezept zu kennen, mit dem wir aus der beinah unübersichtlichen Vielzahl politischer Krisen herausfinden könnten. Bleibt uns in der Absurdität unserer Zeit wenigstens der Humor? 32 von Lisa Lie URAUFFÜHRUNG Regie Lisa Lie Künstlerische Mitarbeit Julian Blaue Bühne & Kostüme Maja Nilsen Dramaturgie Tobias Schuster Premiere am 1. Februar 2017 Schauspielhaus 34 35 Schauspielhaus Wien 16/17 Produktionen »Rätsel seiner Zeit / Unbekannt seine Geburt / Rätselhaft sein Tod« heißt es auf Kaspar Hausers Grabstein. Kaspar fasziniert, provoziert und verstört seit fast 200 Jahren. Seine wahre Herkunft ist bis heute umstritten, seine Biographie ließ ihn zu einem modernen Mythos werden und diente seit 1830 einer Vielzahl von Literaten und Künstler*innen von Jakob Wassermann über Werner Herzog bis hin zu Peter Handke als Projektionsfläche, um über gesellschaftliche Konformität und Abweichung nachzudenken. wendet sich deshalb das Blatt gravierend. Als das rätselhafte Faszinosum den Reiz des spektakulär Neuen verloren hat, erweist er sich als lästige Zumutung, weil er jede soziale Konvention als keineswegs naturgegebene Konstruktion entlarvt. Kaspar zwingt seine Umwelt, sich über ihre eigenen Werte und Funktionsweisen zu verständigen. Der zusehends Ungeliebte hat dabei rein gar nichts zu verlieren. Kinderstar oder Freak, Hochstapler oder gewaltsam beseitigter Prinz, Märtyrer oder Monster – wer ist der ungebetene Gast, der wie aus dem Nichts am 26. Mai 1828 in Nürnberg auftaucht? Plötzlich steht er verloren in der Stadt, 16 Jahre alt, kaum kann er sich verständlich machen, nur einen Satz bringt er undeutlich hervor: »Ich möchte ein solcher werden, wie einmal ein anderer gewesen ist«. Ein Lehrer nimmt ihn zunächst fasziniert bei sich auf und bringt ihm das Schreiben bei. Kaspar beginnt daraufhin seine Biographie zu verfassen: Darin behauptet er, wenige Tage nach seiner Geburt eingesperrt worden zu sein. Fortan sei er in völliger Isolation aufgewachsen, ohne jemals einen anderen Menschen zu sehen. Ohne von den anderen ihre Sprache, ihre Gebräuche kennenzulernen, ohne von Kindesbeinen an durch Erziehung in die Gesellschaft integriert worden zu sein. Ein Jahr nach seinem Erscheinen soll der Findling gewaltsam beiseite geschafft werden. Ein erster Mordanschlag misslingt noch, die Diskussion um die wahre Herkunft Kaspar Hausers nimmt nun aber an Fahrt auf. Jene, die ihn für einen Betrüger halten, sehen in Kaspar einen Landstreicher, den bloß das bequeme Leben in der Obhut der Nürnberger Gesellschaft reizt. Andere vermuten ein Komplott im Kampf um die Badische Thronfolge, weswegen Kaspar verschwinden musste, um seinen Platz in der Hierarchie freizugeben. Im Dezember 1833 wird Kaspar schließlich erstochen. Er soll endlich wieder unter der Erde verschwinden! Für kurze Zeit wird Kaspar dadurch zum schillernden Star. Mit drastischen Mitteln buhlt er um die Aufmerksamkeit seiner Umwelt, fügt sich sogar selbst Verletzungen zu. Nach einer kurzen Phase, in der ein wahrer Kaspar-Hauser-Tourismus in Franken einsetzt und die Medien intensiv über den aufsehenerregenden Fall berichten, Neben dem berühmten Film von Werner Herzog ist die bekannteste literarische Bearbeitung des 20. Jahrhunderts Peter Handkes frühes Stück »Kaspar« von 1967. Er nimmt dort den Vorgang des Spracherwerbs ins Zentrum und erzählt darüber, wie Sprache die Gedanken so konditioniert, dass Kaspar vermittels einer »Sprechfolter«, wie Handke sein Stück selbst nannte, für Gesellschaft und konventionelles Leben gefügig gemacht werden kann. Im Angesicht der beginnenden Aufarbeitung der NS-Zeit, in der Konformität und Regeltreue Deutschland in das Inferno des Weltkriegs geführt hatten, behandelt Handke auch die strukturelle Gewalt, die jedem Vorgang 36 37 Schauspielhaus Wien 16/17 von Sozialisation innewohnt. Der faszinierende Kern des Mythos besteht insofern in der fortdauernden Provokation, die es bedeutet, wenn eine Mehrheitsgesellschaft von einem eigentlich unerwünschten Einzelnen oder einer Gruppe genötigt wird, ihre eigenen Konventionen zu überdenken. Deshalb lohnt sich in einer Zeit wie der unseren, in der gesellschaftliche wie individuelle Identitäten so fluide sind wie vielleicht nie zuvor, die Beschäftigung mit Kaspar in besonderer Weise. Die renommierte norwegische Regisseurin und Autorin Lisa Lie wird mit diesem Stoff ihre erste Inszenierung im deutschsprachigen Raum vorlegen. Sie wird eine freie, assoziative Bearbeitung erstellen, die den Mythos Kaspar Hauser in Beziehung mit politischen und sozialen Fragen unserer Gegenwart bringt. Sie erzählt auch eine Geschichte über die Ausgestoßenen unserer Gesellschaft, deren Integration und Teilhabe gleichzeitig das soziale Regelsystem verändern würde. Damit werden sie zur Gefahr für die Privilegien der Mehrheitsgesellschaft. Ursprünglich Schauspielerin und Performerin, arbeitet Lisa Lie seit 2003 auch als Regisseurin sowie als Autorin von Romanen und Lyrik. 2014-2016 war sie Hausdramatikerin am Norwegian Centre for New Playwriting. Zusammen mit der schwedischen Künstlerin und Performerin Stina Kajaso gründete sie 2003 das preisgekrönte und international anerkannte Duo »Sons of Liberty«, das bis 2009 die norwegische Performanceszene stark beeinflusste. 2004 gründete Lie die künstlerische Plattform »Pony of No Return« (PONR), die sie bis heute leitet und in deren Rahmen Inszenierungen wie »Armless strikes back«(2004), »Woodland Games« (2007/2014), »Blue Motell« (2013) und »I Cloni« (2016) entstanden. 38 eine postmonetäre Doppelconférence von Nele Stuhler & Falk Rößler (FUX) URAUFFÜHRUNG Regie Nele Stuhler & Falk Rößler (FUX) Musik & Dramaturgie Jacob Suske Premiere im März 2017 Schauspielhaus 40 41 Schauspielhaus Wien 16/17 Produktionen Unsere gegenwärtige gesellschaftliche und ökonomische Situation wird immer öfter mit der der Zwischenkriegszeit verglichen. Eine Epoche der Krisen, der Umbrüche, der Utopien und: des Theaters. Im Roten Wien der 1920er Jahre entpuppte sich die aus Budapest importierte Form der Doppelconférence als Publikumsmagnet. In rascher Rede und Gegenrede wurde Tagespolitisches und Triviales, Alltags- und Weltgeschehen abgehandelt, dabei stets mit einer klaren Rollenverteilung, der noch eine komödiantische Weltkarriere bevorstand: immer war einer der G´scheite, der andere immer der Blöde, wahlweise ergänzt durch den Frotzler. Neben diversen anderen Programmpunkten wie Klavierimprovisation, Schnellzeichnen und Operettenschlagern waren diese Doppelconférencen in die Revuen des Kabarett Simpl eingebettet. Zeitgleich arbeitete der Theatervisionär Erwin Piscator in Berlin an seiner Version der politischen Revue und entwickelte hierfür ein multimediales und technisches Hochleistungsspektakel, das die deutsche Theaterlandschaft nachhaltig prägte. Selbstbewusst versuchte er sein bürgerliches Publikum nach dem Motto »Trommelfeuer gegen die Passivität der Zuschauer« für sozialistische Utopien empfänglich zu machen. Zugleich verschaffte er der Berliner Arbeiterschaft Zugang zum bürgerlichen Bildungsgut, getreu dem Geiste der »Volksbühne«. Das Theater verstand sich damals als Keimzelle des sozialen Fortschritts. Wobei »Sharing Economy« schon vom Markt einverleibt wurde, bevor das Wort überhaupt im Denken der breiten Masse angekommen war. Selbst private Hilfe wie eine Übernachtung oder eine Mitfahrgelegenheit werden da sofort zum Geschäftsmodell. Das Projekt des »Bedingungslosen Grundeinkommens« hingegen musste nach einem erfolglosen Urnengang in der Schweiz einen Dämpfer hinnehmen und nun ist abzuwarten, wie sich die Versuche in Finnland entwickeln. Doch zumindest haben beide Modelle eines bewirkt: Der Kapitalismus in seiner jetzigen Form scheint nicht mehr alternativlos. Und dass die nächste große Systemkrise der Weltwirtschaft bevorsteht, bezweifeln nur Wenige. In Anbetracht der Verfassung unseres jetzigen kapitalistischen Systems stellt sich abermals die Frage, wie es weitergehen soll mit uns, gesellschaftlich und mit unserer Art zu wirtschaften. Im Fokus des Diskurses standen in letzter Zeit vor allem die alternativen Konzepte »Sharing Economy« und »Bedingungsloses Grundeinkommen«. 42 Es lohnt sich also, über neuartige Gesellschaftsideen nachzudenken und so wendet sich die Berliner Performancegruppe FUX in ihrer ersten Arbeit in Österreich einem der jüngsten und radikalsten Konzepte zu: der geldlosen Wirtschaft. Natürlich gab es schon immer geldfreie, bedürfnisorientierte Beziehungen, angefangen bei der Muttermilch. Hinzu kommt in jüngster Zeit allerdings, dass vermehrt Produktions- und Dienstleistungsmodelle auftauchten, die bewusst auf das Prinzip von Leistung und Gegenleistung verzichten. Zu nennen wären hier Phänomene wie freie Softwareentwicklung, Open Source Projekte von Firefox bis Wikipedia oder die rasant wachsende Bedeutung des Freiwilligensektors. Gestützt auf die Möglichkeit immer differenzierterer digitaler Datenerfassung, ließen sich neue komplexe Wertspeichersysteme entwickeln, die ein modernes Leben unter ganz anderen Vorzeichen denkbar machen könnten... FUX konfrontiert diese Utopie mit der halb vergessenen Theaterform der Revue und die bürgerliche Show mit 43 Schauspielhaus Wien 16/17 dem proletarischen Spektakel. Eine Doppelconférence zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen gesellschaftlicher U- und Dystopie und zwischen den alten Theatermetropolen Wien und Berlin. Falk Rößler und Nele Stuhler bilden seit 2011 gemeinsam mit Stephan Dorn die Gruppe FUX, die in ihrer Arbeit unter Zuhilfenahme bereits bestehender Bühnenformate nach neuen theatralen Formen sucht. Für ihre ersten Arbeiten in Gießen und an den Münchner Kammerspielen wurden FUX 2014 von Theater heute als beste Nachwuchskünstler nominiert. In ihren Beobachtungen zweiter Ordnung entstehen performative Räume von großer Spiel- und Experimentierfreude. Dabei verweben sie Elemente aus Performance, Musik, Sprechtheater, Kleinkunst und Choreographie zu ebenso komplexen wie unterhaltsamen Theaterbastarden. Falk Rößler (*1983) absolvierte ein Studium der Europäischen Medienwissenschaft an der Universität Potsdam und realisierte zeitgleich erste Regiearbeiten in Deutschland und Norwegen. Anschließend studierte er Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Darüber hinaus arbeitet er auch in anderen Zusammenhängen als Komponist, Regisseur, Performer und Publizist. Nele Stuhler (*1989) studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen, Regie in Zürich und nahm von 20142016 am Lehrgang »Forum Text« von uniT Graz teil. Ausserdem ist sie Gründungsmitglied der Gruppe »Leien des Alltags«, deren Arbeiten u. a. beim Körber-Studio Junge Regie 2015 und beim Fast Forward Festival Braunschweig zu sehen waren. 2016 wurde sie mit dem Zuschauerpreis sowie dem 2. Platz der Jury beim Förderpreis für Junge Dramatik der Stadt München ausgezeichnet. 44 von Ivna Žic URAUFFÜHRUNG Regie Tomas Schweigen Bühne Stephan Weber Kostüme Anne Buffetrille Musik Jacob Suske Dramaturgie Anna Laner Premiere im April 2017 46 47 Schauspielhaus Wien 16/17 Produktionen Ein Feld, unscheinbar, wie jedes andere, bepflanzt breitet es sich aus, ein Feld begrenzt von anderen Feldern. Einst saßen viele Menschen auf diesem Feld, kurz nach einem Weltkrieg, kurz nach einer Grenze und warteten. Warteten, um nicht in die eigene Heimat zurückgeschickt zu werden. Doch nach dem Warten kam die Umkehr: Es ging nicht vorwärts, sondern zurück. Manches blieb zurück. Das Feld ein Zwischenraum – zwischen zwei Ländern, zwei Sprachen, zwei Systemen, zwischen Krieg und Frieden, zwischen zwei Zeiten, eine hatte noch nicht geendet und die andere noch nicht begonnen. vieler Zivilisten, die nicht unter dem sozialistischen Regime Titos leben wollten, setzte sich nach Kärnten in Bewegung, bis sie auf dem Feld bei Bleiburg eintrafen. Die Bedingungen der Kapitulation galt es zu verhandeln, doch nach Tagen der Gespräche akzeptierten die Briten nicht und die Wartenden mussten doch vor der »Jugoslawischen Volksbefreiungsarmee« die Waffen strecken. Gezwungen zum Rückzug in das neue Jugoslawien ließen sie alles zurück: Gewehre, Munition, Uniformen, sogar eine Schreibmaschine, alles blieb auf dem Feld liegen. Titos Armee schaufelte nur notdürftig Erdreich über das Kriegsmaterial und trieb die Menschen zurück ins Landesinnere, um ihnen dort ihre Prozesse zu machen. Was nun folgte, wird je nach Blickwinkel verschwiegen oder gefeiert, als Todesmarsch oder Kreuzzug bezeichnet. Viele der Kroaten verloren auf dem Weg ihr Leben, während sich über das frisch mit Erde gedeckte Feld im Kärntner Grenzland für lange Zeit das Schweigen legte. Trotz jahrzehntelanger Tabuisierung hat sich das Feld von Bleiburg tief ins Zentrum des kollektiven Gedächtnisses der Völker Jugoslawiens eingeschrieben. Wie kaum ein anderes Ereignis der jüngeren europäischen Geschichte wurden die Begebenheiten, die dort im Mai 1945 stattgefunden haben, allerdings in widersprüchlicher Weise gelesen, erzählt & neu-erzählt, überschrieben, vereinnahmt und politisch instrumentalisiert. Der Ausgangspunkt liegt im Frühjahr 1941, als Hitler den Befehl zum Einmarsch in Jugoslawien gab. Nach der Kapitulation der Armee wurde das Land mit Ausnahme von Kroatien und Bosnien unter mehreren Alliierten aufgeteilt. In Kroatien gründete sich, von den Nazis protegiert, der faschistische »Unabhängige Staat Kroatien«, geführt von der Ustascha-Miliz. Als kurz vor Kriegsende die vom späteren sozialistischen Staatschef Tito befehligte »Jugoslawische Volksbefreiungsarmee« bis kurz vor Zagreb vordrang, entschieden sich die kroatischen Militärs Anfang Mai 1945 zur Kapitulation. Allerdings wollten sie sich nicht der jugoslawischen Armee sondern den britischen Truppen hinter der slowenisch-österreichischen Grenze ergeben. Ein gigantischer Tross kroatischer Soldaten und 48 Während die Erinnerung an die Gräuel des Zweiten Weltkriegs in ganz Europa zum wichtigsten Pfeiler eines gemeinsamen Friedensnarrativs der neuen Europäischen Union werden sollte, instrumentalisierte Jugoslawien die Kapitulation der faschistischen Ustascha als Gründungsmythos eines supranationalen Vielvölkerstaats. In Kroatien hingegen steht Bleiburg als nationale Schmach für die Verbrechen des Kommunismus. Während in den scheinbar harmonischen Jahrzehnten des Tito-Jugoslawiens die Geschehnisse auf jenem Feld bewusst verdrängt wurden, schob sich Bleiburg nach dessen Auseinanderbrechen wieder ins kollektive und mediale Bewusstsein. Es hat sich zu einer quasi-religiösen Pilgerstätte des Nationalismus entwickelt, an der bis heute die Waffen im Boden vergraben liegen. 49 Schauspielhaus Wien 16/17 Die Dramatikerin Ivna Žic nimmt das ideele Spannungsfeld Bleiburgs als Ausgangspunkt für eine sehr persönliche Recherche über Erinnerungspolitik. In einer Zeit, in der die Gefahr des Nationalismus wieder immer stärker den politischen Diskurs bestimmt, zielt Žic weniger auf eine dokumentarische Auseinandersetzung als vielmehr auf die mit dem Komplex von Bleiburg in Bezug auf unsere Gegenwart verbundenen Fragen. Es geht um ein metaphorisches Feld des Sagbaren und des Unsagbaren, das erforscht werden will. Was ist die Geschichte des Sagbaren: In einem bestimmten Land, in einer bestimmten Familie, in einem bestimmten Moment? Was ist erzählbar? Was ist erinnerbar? Wie entkommt man im Blick auf Geschichte der Instrumentalisierung im Sinne der eigenen ideologischen Perspektive? Wer sagt: Du musst dich entscheiden? Wie unabänderlich sind die Narrative, auf die sich heute unsere Gesellschaft stützt? Wie sicher damit unser Frieden in Europa? Ivna Žic, geboren 1986 in Zagreb, aufgewachsen in der Schweiz, studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und Regie an der Hamburger Theaterakademie. Im Rahmen der Langen Nacht der Neuen Dramatik an den Münchner Kammerspielen wurde sie 2011 für ihr Erstlingsstück »Die Vorläufigen« ausgezeichnet, das danach am Theater Konstanz uraufgeführt wurde. Es folgten Uraufführungen u. a. am Theater Winkelwiese in Zürich, am Staatstheater Karlsruhe sowie am Theater Luzern, dessen Hausautorin Ivna Žic 2012/13 war. Aktuell arbeitet sie an Auftragswerken für die Theater von Luzern und Basel. 50 ein Projekt von Robert Misik & Milo Rau URAUFFÜHRUNG Realisation Robert Misik Konzeptionelle Mitarbeit Milo Rau Premiere im Mai 2017 52 53 Schauspielhaus Wien 16/17 Wie wird Österreich 2030 aussehen? Wer sollen unsere Eliten sein? Wie wollen wir unsere Gesellschaft überhaupt strukturieren? Wie lassen sich die Herausforderungen der weltweiten Migrationsströme bewältigen? Hat die Europäische Union eine Zukunft? Gibt es weiterhin Platz für gesellschaftliche Solidarität? Wollen wir Teil eines supranationalen Europas werden? Wie stoppen wir den Klimawandel? Ist überhaupt die Demokratie die geeignete Staatsform für das 21. Jahrhundert? Eine willkürliche Auflistung drängender politischer Fragen zeigt, wie sehr unsere Gegenwart nach gesellschaftlichem Austausch verlangt. In Zeiten, in denen die Bindungskräfte von Parteien, Vereinen und sozialen Bewegungen rapide abnehmen, ist das Theater als Ort der politischen Reflektion mehr denn je in der Pflicht. Gemeinsam mit dem Wiener Journalisten und Blogger Robert Misik verwandelt sich das Schauspielhaus in eine »Agora«. Die »Agora« war in der antiken Polis der Mittelpunkt der Stadt und soll nun als soziale Institution lebendiger Staatsbürger-Demokratie auf performative Weise wiederbelebt werden. Politiker, Experten und Sachverständige sowie das Ensemble des Schauspielhauses und das Publikum – normale Bürger*innen – kommen zu wichtigen Themen unserer Zeit ins Gespräch. Kontroversen, die ansonsten allenfalls in der Soundbite-Kultur abgehandelt werden und bei denen die Bürger*innen im Normalfall bloß als passives Publikum ins Spiel kommen – oder eben gar nicht ins Spiel kommen, werden auf ernsthafte Weise verhandelt. Leidenschaften dürfen ins Spiel kommen, aber simple Emotionalisierung soll vermieden werden. 54 In Planung Wie in einem realen Parlament herrschen klare Regeln der Debatte – ein Eröffnungsredner umreißt zunächst die Fragestellung der Veranstaltung. Das Präsidium wacht über den Stil der Diskussion. Experten präsentieren ihre Positionen und die Zuschauer können Nachfragen stellen und sind eingeladen, sich mit eigenen Wortbeiträgen zu beteiligen, um die Anwesenden von der eigenen Position zu überzeugen. Sind schließlich die Argumente in der Agora ausgetauscht, schreitet man nach dem Vorbild eines Geschworenengerichts zur Abstimmung. Die Regelhaftigkeit bei gleichzeitiger Offenheit des Geschehens und des Ausganges rückt die Veranstaltungen in die Nähe von realistischem, dokumentarischem Theater. Robert Misik, geboren 1966 in Wien, arbeitet regelmäßig für die in Deutschland erscheinende taz sowie für die Zeitschriften profil und Falter. Auf der Homepage des Standard betreibt er einen Videoblog. Er ist Sachbuchautor, etwa des Theoriebestsellers »Genial dagegen«. Seit 2002 arbeitet Misik als freier Autor. Zudem engagiert er sich in theoretischen und politischen Debatten. So hat er eine eigene Veranstaltungsreihe am Bruno-Kreisky-Forum für internationalen Dialog, einem Wiener Think-Tank. Der Schweizer Regisseur Milo Rau gilt als einer der wichtigsten Vertreter eines zeitgemäßen Dokumentartheaters. Er ist Gründer des »International Insititute of Political Murder«. Zu seinen wichtigsten Arbeiten zählen die Reenactments »Hate Radio« (2011) und »Breiviks Erklärung« (2012). In den Performances »Zürcher Prozesse« (2013) und »Moskauer Prozesse« (2014) experimentierte er mit interaktiven Theaterformen. 55 Schauspielhaus Wien 16/17 Wiederaufnahmen nach dem Roman von Christian Kracht ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG Regie Jan-Christoph Gockel Wiederaufnahme 11. Oktober 2016 Schauspielhaus Nackter Kokovorismus ist Gottes Wille! Landwirtschaft ohne Heilsversprechen? Das Produkt muss zum Heiligtum werden! Christian Krachts satirischer Roman über den messianischen Vegetarier, Nudisten und Sektengründer August Engelhardt ist eine gleichermaßen komische wie bittere Geschichte über die Erfahrung, dass im menschlichen Naturell Idealismus und Irrsinn, aufklärerische Visionen, religiöser Wahn und Barbarei nicht weit von einander entfernt zu liegen scheinen. Nachdem Engelhardt in der Südsee den Orden der Kokovoren gründet, um durch den ausschließlichen Verzehr von Kokosnüssen seine Jünger zu spiritueller Erfüllung zu führen, drohen die Konflikte in der Gruppe schnell zu eskalieren. Daraus entspinnt Kracht mit dem ihm eigenen bissigen Humor und kunstvoller Sprache eine schrille, politische Komödie über dekadente Kolonialisten und den Fetisch eines globalen Welthandels, der seine Produkte zu Ikonen erhebt. von Falk Richter & Nir de Volff URAUFFÜHRUNG Regie Falk Richter Choreographie Nir de Volff Wiederaufnahme 2. November 2016 Schauspielhaus Prägen Religion und Kirche noch unsere Art zu leben? Inwieweit haben sich unsere Vorstellungen von Gesellschaft, Familie und Beziehungen von den seitens des Vatikans über Jahrhunderte tradierten Werten emanzipiert? Wie könnte 2016 eine Familie aussehen? Wie soll ein Mann, eine Frau heute sein? Eine Gruppe aus Ensemblemitgliedern und jungen Performer*innen, die Falk Richter und Nir de Volff bei zwei Workshops im Rahmen der Biennale di Venezia kennenlernten, befragt in einer hochpoetischen Verbindung aus Tanz, Text und Improvisation lust- und humorvoll ihre eigene Verwurzelung in einer von Christentum geprägten Tradition Europas. Mit Simon Bauer, Steffen Link, Sebastian Schindegger R Jan-Christoph Gockel B & K Julia Kurzweg M Jacob Suske I Giovanna Bolliger D Tobias Schuster 56 Mit Telmo Branco, Gabriel da Costa, Johannes Frick, Steffen Link, Tatjana Pessoa, Vassilissa Reznikoff, Christian Wagner R Falk Richter CH Nir de Volff B & K Falk Richter, Nir de Volff D Tobias Schuster Eine Produktion des Schauspielhauses Wien. In Koproduktion mit den 57 Schauspielhaus Wien 16/17 Kooperation »Sich politisch zu verhalten heißt zu handeln, statt behandelt zu werden.« Unsichtbares Komitee kolhaaz (AT) von Volker Schmidt URAUFFÜHRUNG Text, Regie & Raum Volker Schmidt Kostüme Nina Kroschinske Musik Jacob Suske Dramaturgie Karoline Exner Premiere im März 2017 Eine Produktion der in Kooperation mit dem Schauspielhaus Wien. 58 Wie groß muss das Unrecht sein, das uns widerfährt, damit wir uns zur Rebellion entschließen? Dieser Frage geht Volker Schmidt gemeinsam mit Schauspielstudierenden der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien nach. Dabei bedienen sie sich der Geschichte des Rosshändlers Michael Kohlhaas, die uns Heinrich von Kleist in der gleichnamigen Novelle erzählt, sowie des pamphletartigen Textes »An unsere Freunde« des »Unsichtbaren Komitees«. Dieses anonyme Autorenkollektiv, bekannt geworden durch »Der kommende Aufstand«, beschreibt anhand von Beispielen der Aufstände der letzten Jahre, sowohl im arabischen Raum wie auch in den sogenannten Krisenländern Europas und Lateinamerikas, den Beginn jeder Rebellion als reines, unverdorbenes Moment gemeinschaftlicher Unmittelbarkeit. Michael Kohlhaas will ebenso nichts anderes, als dass das ihm seitens der Obrigkeit angetane Unrecht gesühnt wird. Damit entfacht er einen Aufstand, der das ganze Land erfasst. Wie lange kann eine aus Rebellion entstandene Gemeinschaft bestehen, bevor sie korrumpiert, politisch vereinnahmt oder ideologisch unterwandert wird? Regisseur und Dramatiker Volker Schmidt und die Schauspielstudent*innen siedeln die Geschichte des Michael Kohlhaas im Heute an, entwickeln die Protagonisten der Kleistschen Erzählung als gegenwärtige Figuren neu und lassen sie ihre Handlung durch philosophische Fragestellungen der situationistisch geprägten Texte des »Unsichtbaren Komitees« reflektieren. So wird die Frage nach der moralischen Pflicht zum Aufstand in politisch brisanten Zeiten auf der Bühne neu gestellt. 59 Schauspielhaus Wien 16/17 Nachbarhaus Eine Reihe von Vernissagen über die gesellschaftlichen Umwälzungen, die in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts für Europa prägend waren. Migration, soziale Marktwirtschaft, Individualität und Nationalstaat: Historische Begriffe sowie ihre Verbindung zu heutigen Brauchtums-Manifestationen werden in vier Themenabenden erfahrbar gemacht. #1 Das Dorf …am Ende der Geschichte: »Der historische Ursprung des alpenländischen Weißfest« »Ich habe alle gewarnt.« (Karl S.) #2 Die Intelligenz …am Ende der Geschichte: »Genese der Singularität« »As I said, it all happens according to my calculations.« (Raymond K.) #3 Leister, Selbstbediener und Bürokraten …am Ende der Geschichte: »Einführung in die überkommenen ökonomischen Missverständnisse« »Sometimes you have to get up really high to see how small you are« (Felix B.) #4 Das Individuum …am Ende der Geschichte: »Die letzte Arbeit des Gegenwärters« »Der Mensch kommt ja auf die Welt, weil er was vor hat« (Götz W.) Kuratiert von Martin Hotter, Oliver Mathias Kratochwill & Anna Laner 60 ENGLISH MONDAYS A bimonthly series of anglophile culture in Vienna Noëmi Steffen & Jesse Inman are consistently celebrating English language culture with ENGLISH MONDAYS: staged readings of contemporary plays, recent short stories, emerging comedy, live Skype concerts from the island... accompanied by tea, cider, crisps & Guinness. ENGLISH MONDAYS is a performance and meeting location for expats and other friends of Anglo-Saxon culture and offers the opportunity to meet new, little-known artists in an intimate setting. For example last year there were actor and musician Dylan Tighe from Dublin or Welsh author Thomas Morris, as well as director and author Dick Walsh and musician Derrick Devine. Noëmi Steffen, born in Switzerland, living in Dublin, and Jesse Inman, ensemble member of Schauspielhaus with English roots, are the hosts of this English language evening in collaboration with guests from Ireland and Great Britain. 61 Schauspielhaus Wien 16/17 Sonderveranstaltungen Das Hörspiel ist heute ein sehr attraktives Medium für junge Autor*innen: Professionelle Aufnahmetechnik wird immer leichter zugänglich und moderne Software vereinfacht die Postproduktion enorm. Schnell und unkompliziert kann man so im Hörspiel eine Form finden, in der die eigenen Ideen ausgestaltet und einer breiten Masse im Netz zur Verfügung gestellt werden können. Im Rahmen des »Hörspielhauses« wollen wir auch in der kommenden Spielzeit diesen Autor*innen wieder eine Plattform bieten und zum gemeinsamen Hören und Diskutieren mit den Produzierenden und Beteiligten einladen. Das Programm der Reihe wird verstärkt Bezüge zum Spielplan der Hauptbühne herstellen, indem es präsentiert, was die Autoren der Produktionen des Schauspielhauses im Bereich der Hörkunst umtreibt. Außerdem werden wir im Rahmen von Kooperationen mit Ö1, der »Schule für Dichtung« und dem Max Reinhardt Seminar die lokale Hörspielszene vorstellen. In der Reihe »Sinus Rechteck Sägezahn« trifft seltsame Musik auf seltsame Texteinheiten. Im Fokus steht experimentelle Elektronik zwischen minimalistischem Mantra, rhythmischer Verschiebung und analoger Übersteuerung. Heavy Listening als intensiv-konspirative Hörsituation, bei der sich unbekannte Klang- und Wortsequenzen näher kommen. Das Textmaterial kommt von Autor*innen aus dem Kreis des Schauspielhauses, von Wiener Lyriker*innen und aus dem Fundus obskurer Populärkultur. Die Zuschauer*innen wechseln für diese Veranstaltung die Perspektive und finden sich auf der Bühne inmitten der gerade stehenden Kulissen wieder. Zur Aufmerksamkeitssteigerung gibt es Bewirtung ab Mischpult und frei gestaltbare Sitzplatzwahl. #1 30.9. 21 Uhr im Schauspielhaus Musik Konsul Gnadenwalze (Ordia Muszc) Dino Spillutini (Sacred Phrases / Umor Rex) Texteinheiten Thomas Köck (Suhrkamp) Mit freundlicher Unterstützung von 62 Gastgeber Samuel Schaab & Jacob Suske 63 Schauspielhaus Wien 16/17 Autor*innenförderung Das Schauspielhaus fühlt sich der Förderung von Nachwuchsautor*innen in besonderer Weise verpflichtet. Deshalb wird auch 2017 das in Zusammenarbeit mit der literar mechana ausgelobte Stipendium vergeben, das seit 2007 bereits renommierte Autor*innen hervorgebracht hat. Das Drama Forum von uniT Graz, eine der wichtigsten Ausbildungsstätten für Szenisches Schreiben im deutschsprachigen Raum, ist ein enger Arbeitspartner des Schauspielhauses in der Förderung zeitgenössischer Autor*innen. Die Bekanntgabe des Themas des Wettbewerbs 2016/17 erfolgt im Oktober 2016 im Rahmen einer detaillierten Ausschreibung mit genauen Teilnahmekriterien. Nach einer ersten Vorauswahl werden fünf Autor*innen die Gelegenheit haben, in einem Workshop unter Leitung eines renommierten Mentors an ihren Texten zu arbeiten und mit Expert*innen über ihre Themen ins Gespräch zu kommen. Im Anschluss an den Workshop werden die Entwürfe öffentlich präsentiert und eine Sieger*in gekürt und mit dem mit dem Hans-Gratzer-Stipendium verbundenen Werkauftrag ausgezeichnet. Der Schreibprozess wird intensiv durch die Dramaturgie des Schauspielhauses begleitet. Das Siegerstück soll am Schauspielhaus Wien uraufgeführt werden. Das Hans-Gratzer-Stipendium ist ein Projekt des Schauspielhauses Wien. Das Preisgeld wird gestiftet von 64 Arbeitsatelier Mit dem »Arbeitsatelier« wurde ein neues Kooperationsprojekt mit uniT gestartet. Im Rahmen des dreijährigen Programms wird mit Formen kollektiver Autorschaft zwischen Autor*innen und Regisseur*innen experimentiert. Die Produktion »Blei«, die Ivna Žic und Tomas Schweigen gemeinsam entwickeln, eröffnet im Frühjahr 2017 die mehrjährige Serie der »Arbeitsateliers«. Das »Arbeitsatelier« wird gefördert von Infiziert! – Schreibworkshop Unter der Leitung des Schriftstellers Jörg Albrecht ist mit »Infiziert!« ein Forum entstanden, in dem Autor*innen aus dem Umfeld von Schauspielhaus und uniT ihre Texte diskutieren und sich Anregungen für ihr Schreiben holen können. In Zusammenarbeit mit 65 Schauspielhaus Wien 16/17 Das Schauspielhaus Wien ist Mitglied der »Theaterallianz« – sechs freier österreichischer Theaterhäuser, jedes von ausgewiesener Qualität und besonderer Bedeutung in seinem Bundesland. Gründungsmitglieder sind neben dem Schauspielhaus Wien das Theater KOSMOS Bregenz, das klagenfurter ensemble, das Theater Phönix Linz und das Schauspielhaus Salzburg. Jüngst wurde der Verbund um das Grazer Theater am Lend erweitert, das wegen seiner engen Verbindung zum Drama Forum von uniT Graz ein wichtiger Akteur in der zeitgenössischen Autor*innen-Förderung ist. Durch die Theaterallianz entsteht eine bundesweite Plattform für das zeitgenössische Theater in Österreich. Im Zentrum der gemeinsamen Aktivitäten steht der Austausch von ausgewählten Inszenierungen zeitgenössischer Dramatik. 2015 hat die »Theaterallianz« erstmals einen Preis für zeitgenössische österreichische Dramatik vergeben, mit dem Thomas Köck für sein Werk »Kudlich – eine anachronistische Puppenschlacht« ausgezeichnet wurde. Die Uraufführungsproduktion des Schauspielhauses Wien wird 2017 in allen Partnertheatern gezeigt. Für die Spielzeit 2017/18 ist eine Neuauflage des Preises geplant, der zu den höchstdotierten Auszeichnungen für junge Dramatik im deutschsprachigen Raum gehört. 66 ENSEMBLE Ensemble Simon Bauer wurde 1981 geboren und wuchs in Überlingen am Bodensee (D) auf. Er schloss 2009 sein Schauspielstudium an der Universität der Künste in Berlin ab. Während des Studiums gastierte er am Deutschen Theater Berlin und am Maxim Gorki Theater Berlin. Gemeinsam mit Antú Romero Nunes und Nils Kahnwald erarbeitete er das Projekt »Don't wanna die watching Spiderman 3«, das am bat-Studiotheater der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« und auf verschiedenen internationalen Festivals lief. Seine festen Engagements führten ihn von 2009-11 an das Theater Heidelberg sowie von 2011-14 an das Badische Staatstheater Karlsruhe, bevor er zum Theater Basel wechselte. Bisher arbeitete er u.a. mit René Pollesch, Pedro Martins Beja, Jan-Christoph Gockel, Simon Solberg, Tomas Schweigen, Lucia Bihler & Thomas Bo Nilsson zusammen. Am Schauspielhaus Wien glänzte er u. a. als dekadenter Adeliger mit SM-Vorliebe in »Der grüne Kakadu«. 71 Schauspielhaus Wien 16/17 Ensemble Vera von Gunten, geboren 1974 in Bern (CH), studierte von 2000-04 an der Zürcher Hochschule der Künste. Nach dem Studium gründete sie gemeinsam mit Tomas Schweigen die freie Theatergruppe »Far A Day Cage« (FADC) mit der sie mehr als 15 Projekte realisierte, die in der Schweiz und im Ausland zu sehen und zu den wichtigsten Festivals der Freien Szene des deutschsprachigen Raums eingeladen waren. 2007 erhielt sie für ihr eigenes Projekt »Loba Town« den »Echos«-Preis der Schweizerischen Kulturstiftung »Pro Helvetia«. 2008-10 war sie Ensemblemitglied am Theaterhaus Jena. 2012 wechselte sie an das Theater Basel. Sie arbeitete u. a. mit Markus Heinzelmann, Eike Hannemann, Meret Matter, Calixto Bieito, Thom Luz, Florian Fiedler, Niklaus Helbling, Lucia Bihler und Thomas Bo Nilsson. Am Schauspielhaus Wien begeisterte sie u. a. mit ihrer überbordend-unheimlichen Fürsorge als Tanja Teichmüller-Pekała in »Cellar Door«. Jesse Inman, geboren 1977, stammt aus Birmingham (UK). 2003 ist er nach Deutschland übersiedelt und hat seither als freier Schauspieler an den verschiedensten Häusern in ganz Europa gespielt – sowohl in deutschsprachigen als auch in englischen Produktionen. Seit 2006 war er Mitglied von »Far A Day Cage« (FADC) und wirkte u. a. in den Produktionen »Der Pate I-III« (200911), »My State« (2010) oder »Hamlet, anschließend Publikumsgespräch« (2011) mit. 2012-15 war er Ensemblemitglied am Theater Basel. Er war u. a. in den Filmen »Countess« von Julie Delpy und in Lars von Triers »Nymphomaniac« zu sehen. Er arbeitete mit Regisseur*innen wie Boris Nikitin, Bernhard Mikeska, Barbara Weber, Florian Fiedler, Niklaus Helbing, Lucia Bihler und Thomas Bo Nilsson. Am Schauspielhaus Wien spielte er sich u. a. in »Punk & Politik« mit seiner charmanten Interpretation des Punks Jón Gnarr in die Herzen des Publikums. 72 73 Schauspielhaus Wien 16/17 Ensemble Steffen Link, geboren 1989 in Darmstadt (D), begann nach seinem Abitur zunächst ein Studium der Theaterwissenschaft und Germanistik. 2010 – 2015 studierte er Schauspiel an der Hochschule der Künste Bern und der Zürcher Hochschule der Künste. Bereits während des Studiums spielte er am Theater Basel, am Theater der Künste Zürich und am Schauspielhaus Zürich, wo er in der Spielzeit 2014/15 im Schauspielstudio engagiert war. Er arbeitete u. a. mit Barbara Frey, René Pollesch, Volker Lösch, Ingo Berk, Antje Schupp, Mélanie Huber, Tomas Schweigen, Marco Štorman, Lucia Bihler, Jan-Christoph Gockel und Falk Richter. Darüber hinaus entwickelte er eigene Projekte für das Sprungturmfestival Darmstadt und das HKB-Theater Bern. Seit vielen Jahren ist er musikalisch aktiv und leitete in Darmstadt ein freies Orchester. Am Schauspielhaus Wien überzeugte er u. a. als flinkfüßiger, offenherziger Zeitenwandler in »Strotter«. Sophia Löffler wurde 1985 in Potsdam (D) geboren. Von 2007 bis 2011 studierte sie Schauspiel an der Leipziger Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy«. Ab der Spielzeit 2009/10 gehörte sie zum Schauspielstudio des Staatsschauspiels Dresden, wo sie in Arbeiten von Tilman Köhler und Simon Solberg zu sehen war. Danach war sie bis 2015 am Badischen Staatstheater Karlsruhe engagiert. Dort arbeitete sie u. a. mit Anna Bergmann, Simone Blattner, Martin Nimz, Sebastian Schug und Tomas Schweigen. Außerdem war sie unter der Regie von Jan-Christoph Gockel in der Titelrolle in Tschechows »Die Möwe« zu sehen. Zudem ist sie als Sprecherin für Arte und den SWR tätig. Am Schauspielhaus Wien arbeitete sie u. a. mit Tomas Schweigen, Marco Štorman,Thomas Bo Nilsson und bewies als Politikerin in »Möglicherweise gab es einen Zwischenfall« wie schwierig es ist, seinen Idealen treu zu bleiben. 74 75 Schauspielhaus Wien 16/17 Ensemble Vassilissa Reznikoff, geboren 1990, ist in Cachan (F) aufgewachsen, einer Pariser Vorstadt, die Teil der sogenannten Banlieue ist. Zunächst hatte sie in Hamburg und an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Bühnentanz studiert. Ab 2011 absolvierte sie schließlich ihr Schauspielstudium am Mozarteum in Salzburg. Beim »Young Directors Project« der Salzburger Festspiele war sie in einer Inszenierung von Hans-Werner Kroesinger zu sehen. In ihrem Studium arbeitete sie u. a. mit Volker Lösch und Herbert Fritsch. Am Schauspielhaus Wien arbeitete sie mit Tomas Schweigen, Marco Štorman, Lucia Bihler und Falk Richter. Ausdrucksstark und berührend machte sie in »Punk & Politik« und »Città del Vaticano« die innere Zerissenheit der Figur Europa erfahrbar, die sich in Wut und Verzweiflung entlädt. Sebastian Schindegger ist 1976 in Wien geboren und aufgewachsen. Von 1997 bis 2000 studierte er Schauspiel am Franz-Schubert-Konservatorium. Von 2001-04 war er am Thalia Theater in Halle an der Saale engagiert. In der Saison 2004/05 war er Gast beim Akko-Theater in Israel. Von 2005-09 war er im Ensemble des Schauspiels Frankfurt, wo er erstmals mit Tomas Schweigen zusammenarbeitete. Ab 2009 war er am Staatstheater Hannover engagiert. Wichtige Arbeitsbegegnungen verbanden ihn mit den Regisseuren Florian Fiedler, Simon Solberg, Tomas Schweigen, Armin Petras, Lars-Ole Walburg, Tom Kühnel, Thomas Dannemann. 2015 kehrte er nach 15 Jahren Abwesenheit in seine Heimatstadt zurück. Am Schauspielhaus Wien war er bisher unter der Regie von Tomas Schweigen, Kathrin Herm und Jan-Christoph Gockel zu sehen. Als August Engelhardt in »Imperium« zeigte er eindrucksvoll, was es heißt, als fanatischer Vegetarier der Kokosnuss zu huldigen. 76 77 TEAM Team TOMAS SCHWEIGEN Künstlerische Leitung & Geschäftsführung Tomas Schweigen, geboren 1977 in Wien, studierte Schauspiel in Wien und Regie an der Zürcher Hochschule der Künste. 2004 gründete er die Kompagnie »Far A Day Cage« (FADC). Zahlreiche Arbeiten sowohl in der freien Szene wie auch an Stadt- und Staatstheatern, wiederholt u. a. am Schauspiel Frankfurt, den Münchner Kammerspielen, am Schauspiel Hannover, Theaterhaus Jena, am Badischen Staatstheater Karlsruhe und am Schauspielhaus Wien. Seine Inszenierungen wurden vielfach ausgezeichnet, zu zahlreichen Festivals eingeladen und waren u. a. in Frankreich, Portugal, den Niederlanden und im Iran zu sehen. Mehrfach wurde er von »Theater heute« als Nachwuchsregisseur des Jahres nominiert. Von 2012-15 war er Co-Schauspieldirektor am Theater Basel. Seit 2015/16 ist er Künstlerischer Leiter des Schauspielhauses Wien und inszenierte bisher »Punk & Politik« und »Strotter«. 81 Schauspielhaus Wien 16/17 Team RITA KELEMEN Kaufmännische Leitung & Geschäftsführung Rita Kelemen ist seit 2002 im Schauspielhaus tätig, anfangs im Bereich Buchhaltung, Controlling und Personalverrechnung. Seit Mai 2011 leitet sie als Kaufmännische Leiterin & Geschäftsführerin mit Umsicht und Obacht die kaufmännischen Vorgänge. Davor hat sie in verschiedenen Unternehmen im Bereich Controlling, Personalwesen und Bilanzbuchhaltung gearbeitet, u. a. Vienna International Center, Aida Café-Konditorei sowie auch im Bereich der Organisation und Abrechnung von Großveranstaltungen für UN, UNIDO, IAEA. Ausserdem betreute sie Konferenzen und diverse Anlässe in der Hofburg, im Austria Center Vienna und im Rathaus Wien. Aus Sicht einer ehemaligen Kollegin ist sie »der schöne Beweis dafür, dass menschlicher Umgang und Loyalität nicht hinderlich sind in Führungspositionen«. MICHAEL ZERZ Technische Leitung Michael Zerz kennt das Schauspielhaus wie kein anderer: Seit 1981 ist er am Haus engagiert. Begonnen hat er als Bühnenarbeiter und Kleindarsteller und wurde nach und nach auch mit Aufgaben in den Bereichen Lichtdesign und Bühnenbild betraut. 1985 erhielt er – als Teil der »gruppe finnish« – den Förderungspreis zur Kainz-Medaille, der seit 2000 als »Nestroy-Theaterpreis« verliehen wird. Seit 2001 ist er Technischer Leiter und koordiniert mit Liebe und Akribie sein Team. Daneben verwirklicht er immer wieder auch Arbeiten als Bühnenbildner, die zuletzt »17% Körpergewicht«, »Karaoke Box« und »Aller Tage Abend« umfassten. Seit 2004 ist er im Rahmen des Studiengangs Bühnen- und Filmgestaltung unter der Leitung von Bernhard Kleber Lehrbeauftragter für Lichtgestaltung an der Hochschule für angewandte Kunst. 82 83 Schauspielhaus Wien 16/17 Team TOBIAS SCHUSTER Leitung Dramaturgie Tobias Schuster, geboren 1983 im Ruhrgebiet (D), studierte Theaterwissenschaft, Politik und Arts Administration in Bochum und Zürich. Von 2006-09 war er Dramaturgieassistent an der Berliner Schaubühne. Ab 2009 arbeitete er als freier Dramaturg u. a. am Schauspielhaus Graz und mit dem Theaterkollektiv »copy&waste« sowie als Künstlerischer Leiter des Freie-Szene-Festivals »unithea« in Frankfurt (Oder). 2009 & 10 war er Koordinator und Jurymitglied des Kleist-Förderpreises für junge Dramatiker. 2011-13 gestaltete er am Staatstheater Karlsruhe den Start der Intendanz von Peter Spuhler mit. Danach wurde er Leitender Dramaturg am Theater Lübeck. Eine enge Zusammenarbeit verbindet ihn mit den Regisseuren Marco Štorman, Jan-Christoph Gockel und Gernot Grünewald. Seit 2015 ist er Leitender Dramaturg am Schauspielhaus Wien und arbeitet hier u. a. mit Tomas Schweigen, Thomas Bo Nilsson und Falk Richter. JACOB SUSKE Musik & Dramaturgie Jacob Suske, geboren 1980 bei Graz, studierte zunächst Jazz in Bern und Luzern und nahm Unterricht am »Bass Collective« in New York. Als Bassist spielt er u.a. mit »Bonaparte«, »One Shot Orchestra«, »Lunik«, Julian Sartorius und Sophie Hunger. Als Theaterkomponist arbeitet Jacob Suske an vielen wichtigen Häusern des deutschsprachigen Raums. Sein Regiedebüt gab er mit der von ihm komponierten elektronischen Kammeroper »Orpheus.Factory.« am Luzerner Theater. Suske bringt in dieser Spielzeit gemeinsam mit Hajo Tuschy Dostojewskis »Der Spieler« am Theater Bonn auf die Bühne. Jacob Suske war 2016 Stipendiat des Internationalen Forums beim Theatertreffen in Berlin. Am Schauspielhaus Wien arbeitet er regelmäßig mit Tomas Schweigen, außerdem in der Saison 15/16 u. a. als Musiker & Performer mit Jan-Christoph Gockel und als Dramaturg & Musiker mit Lucia Bihler. 84 85 Schauspielhaus Wien 16/17 Team STEPHAN WEBER Bühnenbild & Programmdramaturgie Stephan Weber, geboren 1978 in Winterthur (CH), studierte Bühnenbild an der Norwegischen Theater Akademie in Fredrikstad. Diverse Arbeiten als Bühnen- und Kostümbildner führten ihn an Bühnen in Norwegen, Deutschland, Portugal und der Schweiz, u. a. mit Simone Eisenring, Meret Matter, Morten Traavik, Vania Gala und Morten Joachim, mit dem er seit 2013 am Rikstheater, am Theater Ibsen, am Oslo Nye und am norwegischen Nationaltheater gearbeitet hat. Außerdem entwarf er Ausstattungen fürs Schweizer Fernsehen. Seit 2005 enge Zusammenarbeit mit »Far A Day Cage« (FADC) und Tomas Schweigen, mit dem er u. a. am Schauspiel Frankfurt, Schauspiel Hannover, Theaterhaus Jena arbeitete. Von 2012-15 war er fester Bühnenbildner am Theater Basel. Am Schauspielhaus Wien war er 2015/16 für die Bühnenbilder von »Punk & Politik« und »Strotter« verantwortlich. ANNE BUFFETRILLE Kostümbild (Gast) & Programmdramaturgie Anne Buffetrille, geboren 1973 in St Germain en Laye (F), studierte Germanistik in Paris. Nach mehreren Assistenzen folgten ab 2002 erste eigene Arbeiten als Bühnen- und Kostümbildnerin in Konstanz, Linz und Salzburg. 2004-05 war sie Assistentin in Paris bei der französischen Modedesignerin Barbara Loison. Neben Oper, Ballett und Kurzfilmen hat sie in den vergangenen Jahren zunehmend Kostüme für Schauspiel entworfen, u. a. am Schauspielhaus Hamburg, Theaterhaus Jena, Düsseldorfer Schauspielhaus, Maxim-Gorki Theater Berlin, Staatstheater Wiesbaden, Schauspiel Hannover & Theater Basel. Seit 2011 arbeitet sie regelmäßig mit Tomas Schweigen zusammen. Zusätzlich gibt sie seit 2013 Workshops für »Mode et Stylisme« an der Kunsthochschule IMAD in Caen. In der Spielzeit 15/16 entwarf sie am Schauspielhaus Wien die Kostüme für »Punk & Politik«, »Möglicherweise gab es einen Zwischenfall« und »Strotter«. 86 87 Schauspielhaus Wien 16/17 Team ANNA LANER Dramaturgie & Produktionsleitung Anna Laner, geboren 1988 in Oberösterreich, studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Paris und Wien. Nach dem Studium Regieassistenzen u. a. beim aktionstheater ensemble in Bregenz, bei Angela Richter auf Kampnagel Hamburg und bei Gustav Rueb am Theater Lübeck. In der Spielzeit 2013/14 erarbeitete sie mit Christine Eder eine Bühnenfassung von »Unendlicher Spaß« für die Garage X. 2015 arbeitete sie erneut mit Christine Eder für die mit dem »Nestroy-Preis« prämierte Produktion »Proletenpassion 2015ff« zusammen und war als Produktionsdramaturgin bei »Depeche Mode« in der Regie von Julia Burger im Werk X Eldorado tätig. Im Juni 2015 inszenierte sie beim Nachwuchs-Theater-Wettbewerb im Theater Drachengasse. Am Schauspielhaus Wien arbeitete sie 2015/16 dramaturgisch an den Produktionen »Punk & Politik«, »Spam«, »Strotter« & »Cellar Door« mit. GIOVANNA BOLLIGER Grafik & Illustration Giovanna Bolliger, 1987 in Basel (CH) geboren, studierte in Bern Visuelle Kommunikation und arbeitete anschließend als Bühnenbildassistentin am Theater Basel. Hier realisierte sie während und nach ihrer Assistenz u. a. ein Bühnenbild für Simon Solberg (»Der Park«), Illustrationen für Volker Lösch (»Biedermann und die Brandstifter«) und Tomas Schweigen (»Die Propellerinsel«) und zuletzt am Landestheater Linz für Johannes von Matuschka (»Hedwig And The Angry Inch«). Außerdem entwickelte sie für Morten Joachim am Riks Theater, am norwegischen Nationaltheater in Oslo (»Doktor Proktors Prompepulver«) und am Olso Nye (»Doktor Proktors Tidsbadekar«) Animationen. Am Schauspielhaus Wien kreierte sie 2015/16 Illustrationen für »Imperium«. Neben Ihrer Festanstellung als Grafikerin am Schauspielhaus Wien ist sie als freischaffende Grafikerin und Illustratorin tätig. 88 89 Schauspielhaus Wien 16/17 Team Hubert Weinheimer Valerie Jarolim Öffentlichkeitsarbeit Assistenz der Geschäftsführung Jürgen Gemeinböck Kathrin Kölsch Leitung Kartenvertrieb Assistenz der Technischen Leitung/ & Controlling, Website-Redaktion Produktionsleitung Caitlin Smith Buchhaltung Oliver Mathias Kratochwill Brigitte Auer Dominik Mayr Dramaturgin im Referat der Tontechnik Lichttechnik Geschäftsführung 90 91 Schauspielhaus Wien 16/17 Team Klara Rabl Andrea Fischer Regieassistenz Kostümfundus Gabriel Zschache Sophie Schmeiser Regieassistenz Mitarbeiterin der Tages- und Abendkassa Anna Panzenberger Laura Pudelek Kostümbetreuung/ Mitarbeiterin der Tages- und Garderobiere Abendkassa Tamara Holzweber Monika Humer Kostümbetreuung/ Mitarbeiterin der Tages- und Garderobiere Abendkassa 92 93 Schauspielhaus Wien 16/17 Team Amelie Jarolim Leitung Publikumsdienst Ljiljana Marinkovic Raumpflege Bühnentechnik Martin Hotter, Bruno Hoffmann, Carl Schopf , Samuel Schaab, Gudarz Moradi Publikumsdienst Alexandra Ziegler, Isabelle Klittich, Michael Grabner, Larissa Kramarek nicht auf dem Foto: Christian Gailer, Julia Häfele, Magdalena Schönauer 94 95 Schauspielhaus Wien 16/17 Autor*innen Nele Stuhler & Falk Rößler (FUX) Thomas Köck Christian Kracht Alfred Kubin Lisa Lie Thomas Bo Nilsson Falk Richter Schauspielhaus-Ensemble Tomas Schweigen Miroslava Svolikova Ivna Žic Regie Jan-Christoph Gockel Nele Stuhler & Falk Rößler (FUX) Lisa Lie Franz-Xaver Mayr Robert Misik & Milo Rau Thomas Bo Nilsson & Team Falk Richter Marco Štorman Tomas Schweigen Nir de Volff Ausstattung Anne Buffetrille Jil Bertermann Julian Wolf Eicke Michela Flück Maja Nilsen Thomas Bo Nilsson Stephan Weber 96 Schauspielhaus Wien 16/17 nachtkritik.de Rückblick auf die Saison 15/16 Winter 2014. In einem kleinen Theater im 9. Bezirk laufen die Vorbereitungen für den Start des neuen Künstlerischen Leitungsteams, ein erster Spielplan entsteht. Es soll ein Programm werden, das lustvoll politische Themen auf der Bühne verhandelt und in einer zeitgemäßen Formenvielfalt die Tradition des Schauspielhauses als Autorentheater weiterführt. Langsam konkretisiert sich die Idee eines programmatischen Eröffnungs-Projekts. Ein politischer Abend, mit Herz und Humor, sinnfällig der Titel: »Punk & Politik«. Auf dem Tisch liegt damals die gerade erschienene Biographie des isländischen Bürgermeister-Comedians Jón Gnarr, vielleicht Vorbild für einen neuen Politiker-Typus? Während die Eskalation der Schulden- und Flüchtlingskrise noch einige Monate in der Zukunft liegt, ist das Erstarken des Nationalismus in ganz Europa bereits in vollem Gange. Einige Wochen vor Probenbeginn stoßen wir auf die Arbeit des Berliner »European Democracy Lab« und seiner Leiterin Ulrike Guérot. Wir sind fasziniert von deren Konzept einer »Europäischen Republik« und wollen dieses in »Punk & Politik« integrieren. Ein postnationaler Kontinent, mit den Theatern als politische Zentren – das wäre doch ein Gegenmodell zum grassierenden Populismus! Gleichzeitig erscheint uns das als ein angemessen größenwahnsinniger Gegenstand für eine Eröffnungsinszenierung. Soweit die Theorie. Soweit die Vorarbeit. 100 Rückblick 15/16 Im August 2015 sitzt nun ein neues Ensemble in einer kleinen Probebühne zusammen und wälzt diese Themen und Fragestellungen, während draußen Weltgeschichte zum Anfassen stattfindet und Hunderttausenden von Flüchtlingen zu Beginn noch eine Welle der Hilfsbereitschaft entgegen kommt. In diesen Tagen ist es unumgänglich, sich auf jeder Probe mit den Entwicklungen der Tagespolitik auseinanderzusetzen, manchmal müssen täglich Texte revidiert werden, weil sie von der Nachrichtenlage überholt sind. Wohl nur sehr selten sind Theater und Realität so nah bei einander, so erscheint es nur folgerichtig, sich gerade jetzt auch mit der Rolle politischen Theaters an sich auseinanderzusetzen. Etwas mehr als ein Jahr später ist »Punk & Politik« längst abgespielt. Auf der Bühne einer Europäischen Zukunftsvision Raum gegeben zu haben, hat sich jedoch definitiv als richtig und wichtig erwiesen, denn spätestens durch den Brexit ist die Europäische Union tiefer denn je in der Krise. Das Konzept der »Europäischen Republik« hingegen hat den wissenschaftlich-exklusiven Think-Tank-Elfenbeinturm verlassen und Ulrike Guérot, zwischenzeitlich als Professorin an die Donau-Universität in Krems berufen, ist höchst gefragter, beinah täglicher Gast in politischen Talkshows, in denen sie für die These ihres jüngsten Buches wirbt: »Warum Europa eine Republik werden muss«! Neben der politischen Positionierung war es ein wesentliches Ziel der ersten Spielzeit, eine möglichst breite Palette dessen zu präsentieren, was »Autorentheater« heute sein könnte. Nach dem kollektiven Rechercheprojekt zur Eröffnung wurde mit »Möglicherweise gab es einen Zwischenfall« erstmals ein Werk des briti- 101 Schauspielhaus Wien 16/17 Rückblick 15/16 schen Dramatikers & Theatermachers Chris Thorpe für das deutschsprachige Publikum präsentiert. Als die brutalen und rassistischen Texte eines terroristischen Mörders, für die sich Thorpe von Anders Breivik inspirieren ließ, am Abend nach den Anschlägen von Paris auf der Bühne des Schauspielhauses gesprochen wurden, war »Möglicherweise gab es einen Zwischenfall« beinahe makaber nah am Puls der Zeit. im Schauspielhaus keinen Stein auf dem anderen. Für den Weltentwurf seiner Performance-Installation »Cellar Door« baute er das gesamte Gebäude in der Porzellangasse um und kreierte das begehbare Sittengemälde einer verrohten Gesellschaft, in der jeder einzelne Zuschauer durch seine spezifische Perspektive zum Autor des eigenen individuellen Theater-Unikats wurde. Mit der skurril-komödiantischen Sprechoper »Spam« von Rafael Spregelburd konnte man im Nachbarhaus in die absurden Tiefen des Internets abtauchen, während sich auf der Hauptbühne die Insassen des »Grünen Kakadus« vor der Außenwelt versteckten. In einer neuen Version mit Texten von Bernhard Studlar wurde ein selten gespielter Klassiker Arthur Schnitzlers befragt. Dekadente Kolonialisten, Kokovoren und kannibalistische Schattenseiten einer utopischen Südseeinsel gab es danach in Christian Krachts »Imperium« zu erleben. Mit dem jungen Autor Thomas Köck entwickelte sich eine zusehends enge Arbeitspartnerschaft, während seine Texte überall im deutschsprachgien Raum immer öfter den Weg auf große Bühnen finden. »Strotter« markierte den Startpunkt einer Serie von Experimenten mit kollektiver Autorschaft, die in den nächsten Jahren fortgesetzt werden soll. Der »postapokalyptischer Spaziergang« in der Regie von Tomas Schweigen war zudem die erste Uraufführung eines Stücks von Thomas Köck in Österreich. Mit »Città del Vaticano« setze Falk Richter die Beschäftigung mit der politischen Situation Europas fort. Mit einer Gruppe junger Gast-Performer*innen aus unterschiedlichen Ländern und Teilen unseres Ensembles setze er sich mit Fragen von Identität und kulturellem Erbe auseinander. Mit der gleichberechtigten Verbindung von Choreographie, sehr persönlichen Improvisationen, ausgearbeitetem literarischen Textmaterial und von den Performer*innen verfassten Fragmenten erprobte Falk Richter zudem eine neue Arbeitstechnik, die er in zwei Workshops mit jungen Performer*innen im Rahmen der Biennale di Venezia 2014 & 15 für sich entwickelt hatte. Der Abend bildete im Rahmen der Wiener Festwochen den Abschluss der Saison 15/16. Und längst hatten da sich unsere Pläne für die nächste, nun aktuelle Spielzeit verdichtet, die wir Ihnen in auf den vorigen Seiten dieses kleinen Büchleins vorgestellt haben. Wir hoffen, Sie sind genauso gespannt wie wir, die Ergebnisse bald auf unserer Bühne in der Porzellangasse zu erleben! Mit einem Projekt in den Öffentlichen Raum zu gehen, war ein künstlerischer Wunsch, es war aber auch administrativ nötig, denn im Frühjahr lies Thomas Bo Nilsson 102 103 Schauspielhaus Wien 16/17 Rückblick 15/16 »Punk & Politik« von Tomas Schweigen & Ensemble URAUFFÜHRUNG Regie Tomas Schweigen »Post-postdramatischer Funpunk! Welchem Intendanten ist es schon vergönnt, mit seiner ersten Premiere ein neues Genre zu begründen?« DER FALTER »Mit Humor wider die Belanglosigkeit und für ein Theater, das wirkmächtig sich selber und Gesellschaft macht. Viel Glück, du neues politisches Zentrum!« nachtkritik.de 104 105 Schauspielhaus Wien 16/17 Rückblick 15/16 »Möglicherweise gab es einen Zwischenfall« von Chris Thorpe DEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNG Regie Marco Štorman »Nicht zuletzt das junge Ensemble verspricht Gutes für die neue Ära.« Neue Zürcher Zeitung »...auf einmal sind Text und Menschen eins, hört man gebannt zu. Große Momente.« nachtkritik.de 106 107 Schauspielhaus Wien 16/17 Rückblick 15/16 Spam von Rafael Spregelburd DEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNG Regie Kathrin Herm »... eine zwingende, rasante Inszenierung: Schindegger hastet durch einen wundersamen, aberwitzigen Abend« Kurier 108 109 Schauspielhaus Wien 16/17 Rückblick 15/16 »So wild und bunt war Schnitzler wohl noch nie.« Die Presse Der grüne Kakadu »Draußen tobt die Revolution, drinnen der Wahnsinn« nach Arthur Schnitzler In einer neuen Version mit Texten von Bernhard Studlar URAUFFÜHRUNG Regie Lucia Bihler Kronenzeitung 110 111 Schauspielhaus Wien 16/17 Rückblick 15/16 Imperium nach dem Roman von Christian Kracht ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG Regie Jan-Christoph Gockel »Das Schauspielhaus hat mit der österreichischen Erstaufführung manches riskiert und alles gewonnen. Chaotisch, dramatisch, melancholisch, sensibel, zum Brüllen komisch und existenziell wechseln die Eindrücke. Dafür gibt es verdient stürmischen Applaus.« Der Standard »Schlagertexte, Yogapraktiken, Hipsterbärte. Körpertheater, wo es wirklich dringend sein muss. Ein Hit.« Theater der Zeit »Der seltene Fall einer Romanadaption, die mehr Spaß macht als die Vorlage.« Theater heute 112 113 Schauspielhaus Wien 16/17 Rückblick 15/16 »…›Strotter‹ entwirft düstere, aber gar nicht so abwegige Aussichten. Derer mag es zwar schon einige geben, aber noch keine war so nah an Wien dran.« Der Standard »... eine erfrischend unkonventionelle Inszenierung, die einen außerirdischen Blick auf die reale Welt wirft« nachtkritik.de Strotter von Thomas Köck & Tomas Schweigen URAUFFÜHRUNG Regie Tomas Schweigen 114 115 Schauspielhaus Wien 16/17 Rückblick 15/16 Cellar Door eine 504-Stunden-Installation von Thomas Bo Nilsson URAUFFÜHRUNG Künstlerische Leitung Thomas Bo Nilsson »Together, the three parts of CELLAR DOOR congeal into a 21st century gesamtkunstwerk. Call it a European, dystopian version of Charlie Kaufman's hyperrealist freakout ›Synecdoche, New York‹ as if directed by Anonymous and the creators of Diablo.« VICE.com »Mit ›Cellar Door‹ übertrifft Thomas Bo Nilsson sich selbst. Den Theaterbesuchern wird für vier Stunden eingeräumt, freiwillig Teil dieses grandiosen Theater-Infernos zu werden.« Wiener Zeitung 116 117 Schauspielhaus Wien 16/17 Rückblick 15/16 Città del Vaticano von Falk Richter & Nir de Volff URAUFFÜHRUNG Regie Falk Richter Choreographie Nir de Volff »Am Ende ist der Applaus für Regie, Choreografie und — allen voran — das Ensemble gewaltig: Die Authentizität scheint das ganze Publikum berührt zu haben. Die Lebenswirklichkeit einer jungen Generation eckt an, aber bei Richter ist sie eben genau das: eine Wirklichkeit.« ORF.at »Man erliegt letztlich der Direktheit, dem Charme und dem Spielwitz des jungen Ensembles.« SWR 118 119 Schauspielhaus Wien 16/17 SERVICE Service KARTENPREISE Kartenpreise Großer Saal KONTAKT Schauspielhaus Wien GmbH Porzellangasse 19 1090 Wien Tel: +43 1 317 01 01 Fax: +43 1 317 01 01 99 00 [email protected] www.schauspielhaus.at Normalpreis Ü601 U301 20 € 15 € 10 € Ermäßigungen über Abonnements und Frühbucherbonus Premierenpreise Großer Saal (kein Frühbucherbonus bei Premieren) www.facebook.com/schauspielhauswien www.twitter.com/schauspielhwien Normalpreis Ü601 U301 25 € 18 € 12,50 € ANFAHRT Straßenbahnlinie D und Autobus 40A: Station Bauernfeldplatz U4 Rossauer Lände Parkgarage am Bauernfeldplatz (Ermäßigungen an der Schauspielhaus-Kassa) Ermäßigungen über Abonnements 10% Ermäßigung für Club Ö1-Abonnent*innen. 15% Ermäßigung für Standard-Abonnent*innen Aktion »Hunger auf Kunst und Kultur«: Freier Eintritt für Kulturpass-Inhaber*innen (Gastspiele und Premieren ausgenommen) Dieses Theater akzeptiert die Kultur Card Alsergrund. KARTEN Reservierungen Tel.: +43 1 317 01 01 18 bzw. [email protected] Kartenpreise Nachbarhaus/Lesungen Normalpreis / Ü601 12 € U301 10 € Tageskassa im Schauspielhaus: Mo - Fr (werktags): 16 bis 18 Uhr Abendkassa im Schauspielhaus: 2 Stunden vor Vorstellungsbeginn 1 Ab der Spielzeit 2016/17 wird bei uns nach Alter und nicht mehr nach Berufsstand ermäßigt: Für alle unter 30 Jahren und für alle über 60 Jahren gibt es vergünstigte Karten. 120 121 Schauspielhaus Wien 16/17 Service FRÜHBUCHERBONUS »SCHAUSPIELHAUS-PREMIERENABONNEMENT« nur gültig für Schauspielhaus-Eigenproduktionen1 4 Premieren zum Preis 4 regulären Vorstellungen Kaufen (telefonisch mit Kreditkarte oder direkt an der Tages-/Abendkassa) Sie Ihre Karte bis spätestens sieben Tage vor dem gewünschten Vorstellungstermin, so erhalten Sie diese um 25% ermäßigt: Normalpreis Ü603 U303 Normalpreis Ü603 U303 15 € (statt 20 €) 11,50 € (statt 15 €) 7,50 € (statt 10 €) 79 € (statt 100 €) 59 € (statt 72 €) 39 € (statt 50 €) SCHAUSPIELHAUS-»4er«-ABO2 4 Vorstellungen zum Preis von 3 Normalpreis Ü603 U303 59 € (statt 80 €) 44 € (statt 60 €) 29 € (statt 40 €) ABONNEMENTS nur gültig für alle Schauspielhaus-Eigenproduktionen »HAUSFREUND*IN« Sehen Sie für ein Jahr ab Kaufdatum alle regulären Schauspielhaus-Vorstellungen, so oft Sie wollen!2 Normalpreis Ü603 U303 99 € 74 € 49 € »HAUSFREUND*IN Gold« 299 € Werden Sie Gönner und unterstützen Sie das Schauspielhaus! Exklusive Probenbesuche vor den Premieren, erfahren Sie aus erster Hand Spannendes über unsere Produktionen und besuchen Sie alle unsere Vorstellungen, so oft Sie wollen! 1 Der Frühbucherbonus gilt nicht, wenn Sie die Tickets nur reservieren! Premierentermine ausgenommen. 2 Premieren, Gastspiele, Einmietungen ausgenommen. 3 Ab der Spielzeit 2016/17 wird bei uns nach Alter und nicht mehr nach Berufsstand ermäßigt: Für alle unter 30 Jahren und für alle über 60 Jahren gibt es vergünstigte Karten. 122 123 Schauspielhaus Wien 16/17 Medienpartner „DER STANDARD-Kompakt hat genauso viel Gewicht wie der große. Aber deshalb abonniere ich ihn ja.“ Die besten Event- und Ausgehtipps. Jede Woche. fad_77x117.indd 1 124 Flexibel im Format, unbeugsam im Inhalt. Jetzt 3 Wochen gratis lesen. Gleich bestellen unter: derStandard.at/Testlesen 26.07.2016 14:54:58 Uhr Die Zeitung für Leserinnen 125 Schauspielhaus Wien 16/17 Partner floral concepts 20 Jahre Ö1 Club Eine unserer Clubgarnituren. Ö1 Club-Mitglieder erhalten im Schauspielhaus Wien 10 % Ermäßigung. Uwe Förster Logistik Berliner Chaussee 29 14947 Nuthe-Urstromtal Sämtliche Ö1 Club-Vorteile finden Sie in oe1.ORF.at Logistikpartner des Schauspielhauses Wien in der Spielzeit 16/17 Ö1_Club_77x117_Schauspielhaus_Wien_Jahrbuch.indd 1 126 21.06.16 14:32 127 Schauspielhaus Wien 16/17 Raum für Notizen 128 129 IMPRESSUM »WERDEN SIE HAUSFREUND*IN« Herausgeber Schauspielhaus Wien GmbH Porzellangasse 19, 1090 Wien Künstlerische Leitung/Geschäftsführung Tomas Schweigen Kaufmännische Leitung/Geschäftsführung Rita Kelemen Leitung Dramaturgie/Redaktion Tobias Schuster Grafik und Illustration Giovanna Bolliger Fotos Susanne Einzenberger, Matthias Heschl, Matthias Koslik, Timon Mikocki, Lupi Spuma Druck Walla Druck Website JART, www.jart.at Stand 30.8.2016, 11.04 Uhr Immer am Schlüsselbund: die Dauerkarte für Theater-Aficionados. Alle regulären Vorstellungen – wann und so oft Sie wollen! 131 Schauspielhaus Wien 16/17 132