HIER - Schauspielhaus Wien

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Liebe Freund*innen des Schauspielhauses,
liebes Publikum,
wir freuen uns, Ihnen das Programm zu unserer zweiten
Saison am Schauspielhaus vorzustellen, das wir in zahlreichen Gesprächen im Team und mit uns verbundenen
Künstler*innen aus In- und Ausland ausgeheckt haben,
immer vor dem Hintergrund aktueller politischer und gesellschaftlicher Fragen unserer Zeit.
Wenn dieses kleine Büchlein hier erscheint, sind wir grade
in den Proben für unser Eröffnungs-Projekt »Traum Perle
Tod!«. Wir nehmen einen visionären Roman der letzten
Jahrhundertwende zum Ausgangspunkt, blicken also quasi
aus einer vergangenen Perspektive auf unsere Gegenwart.
Alfred Kubin erzählt in »Die andere Seite« faszinierend
und mit wunderbar verschrobenem Humor von einer Gesellschaft, die sich von ihrer Außenwelt abschottet, und
im Versuch eines utopischen Zusammenlebens dem eigenen Untergang entgegen taumelt. In vielerlei Hinsicht
lässt sich das als düstere Vorahnung späterer Entwicklungen des 20. Jahrhunderts lesen, vielleicht ist sogar
erst heute wirklich erkennbar, wie visionär Kubin in seinem einzigen Roman auf die Welt blickte. Man wünschte
sich fast, er hätte sich als weniger prophetisch erwiesen.
Auch unsere zweite Spielzeit verzichtet bewusst auf ein
Motto, trotzdem ergeben sich bei aller ästhetischer Vielfalt wieder interessante Parallelen zwischen einigen der
anstehenden Projekte. Thomas Köck denkt vor der historischen Folie der Bauernbefreiung über heutige Fragen
von Revolution und Widerstand nach. Später in der Saison
wird das aus dem theatralen Zukunftslabor des Instituts
für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen hervorge-
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Schauspielhaus Wien 16/17
Vorwort
gangene junge Performance-Kollektiv FUX, das mit ersten Arbeiten u. a. an den Münchner Kammerspielen von
sich Reden gemacht hat, in seiner postmonetären Doppelconférence »Frotzler-Fragmente« ebenfalls durch einen
historischen Spiegel auf Gegenwart und Zukunft unserer
Wirtschaft blicken. Es untersucht die historischen Theaterformen aus dem Roten Wien der 20er-Jahre und fragt
nach Reformperspektiven unseres zunehmend krisenanfälligen Kapitalismus.
nisvollen und bis heute faszinierenden Mythos des Findelkindes Kaspar Hauser. Danach forschen Ivna Žic und
Tomas Schweigen über die umkämpfte Geschichte des
Feldes von Bleiburg, bis heute eine Pilgerstätte des Nationalismus. Das Theater ist, vielleicht wie nie zuvor, in
die Pflicht genommen, politischer Diskursraum zu sein.
Die »Agora« von Robert Misik und Milo Rau wird dies
in besonderer Weise performativ erfahrbar machen. Wie
schon in der vergangenen Saison ist unsere künstlerische
Arbeit getragen durch die ständige Suche nach geeigneten Theatersprachen, mit denen sich auf unsere komplexe Gegenwart und in vielerlei Hinsicht unbestimmte
Zukunft reagieren lässt. Diese Auseinandersetzung suchen wir innerhalb unseres Teams, mit unserem Ensemble und natürlich mit Ihnen, unserem geschätzten Publikum. Wir wollen ein Theater zum Anfassen sein und
möchten Sie jederzeit ermutigen, mit uns ins Gespräch
zu kommen. Deshalb sind sämtliche Mitarbeiter*innen
des Hauses mit Fotos in diesem Spielzeitheft vorgestellt.
Sprechen Sie uns gerne an und teilen Sie Ihre Eindrücke,
Ihre Kritik aber bitte auch Ihr Lob mit uns.
Thomas Bo Nilsson kehrt mit seinem Team an das Schauspielhaus zurück. Nach dem überbordenden Triptychon
»Cellar Door« arbeitet er diesmal an einem intimen, begehbaren Beziehungsgemälde: »JINXXX«. Miroslava
Svolikova, Gewinnerin des Hans-Gratzer-Stipendiums,
sprengt schon mit dem Titel ihrer Farce »Diese Mauer
fasst sich selbst zusammen und der Stern hat gesprochen, der Stern hat auch was gesagt« manche Konvention des Theaterbetriebs. Absurder Humor zur Rettung
der Welt! Sprechender Speichel zur Rettung der raren
Gattung der politischen Komödie!
Vor dem Hintergrund der Migrationsströme der Gegenwart wird die »Festung Europa« nicht dauerhaft umhinkommen, ihre eigenen Gesellschaftsvorstellungen zu hinterfragen und das vormals Fremde als Eigenes in einer
transkulturellen Gemeinschaft anzuerkennen. Mit ihrer
ersten Arbeit im deutschsprachigen Raum wird die renommierte norwegische Regisseurin & Autorin Lisa Lie,
die ihre faszinierend-archaische Bildsprache angstfrei mit
trashiger Komödiantik verbindet, über Fragen individueller und kollektiver Identität nachdenken. Als Grundlage
für ihr Projekt »Kaspar Hauser oder die Ausgestoßenen
könnten jederzeit angreifen!« nimmt sie den geheim-
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Um eine spezifische Ästhetik für jedes unserer Projekte
zu ermöglichen und Sie immer wieder mit überraschenden Raumsituationen konfrontieren zu können, werden
wir den En-Suite-Spielbetrieb beibehalten. Es gilt also
weiterhin, schnell zu sein, um nichts zu verpassen! Wir
möchten Sie herzlich einladen, all das live und unter leidenschaftlichem Einsatz unseres Ensembles zu erleben.
Wir freuen uns auf Sie!
Tomas Schweigen
Künstlerischer Leiter
& Geschäftsführer
Tobias Schuster
Leitender Dramaturg
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Traum Perle Tod!
ein Projekt von Tomas Schweigen & Ensemble
nach dem Roman »Die andere Seite« von Alfred Kubin
URAUFFÜHRUNG
Regie Tomas Schweigen
Premiere 29. September 2016
Kudlich – eine anachronistische
Puppenschlacht
von Thomas Köck URAUFFÜHRUNG
Regie Marco Štorman
Premiere 25. November 2016
JINXXX
von Thomas Bo Nilsson URAUFFÜHRUNG
Realisation Thomas Bo Nilsson
Premiere 1. Dezember 2016
Diese Mauer fasst sich selbst zusammen
und der Stern hat gesprochen, der Stern hat
auch was gesagt.
von Miroslava Svolikova URAUFFÜHRUNG
Regie Franz-Xaver Mayr
Premiere 12. Jänner 2017
Kaspar Hauser oder die Ausgestoßenen
könnten jeden Augenblick angreifen!
von Lisa Lie URAUFFÜHRUNG
Regie Lisa Lie
Premiere 1. Februar 2017
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Frotzler-Fragmente
eine postmonetäre Doppelconférence von FUX
URAUFFÜHRUNG
Regie Nele Stuhler & Falk Rößler (FUX)
Premiere März 2017
Blei
von Ivna Žic URAUFFÜHRUNG
Regie Tomas Schweigen
Premiere April 2017
Agora
ein Projekt von Robert Misik & Milo Rau
URAUFFÜHRUNG
Realisation Robert Misik Konzeptionelle Mitarbeit Milo Rau
Premiere in Planung für Mai 2017
Imperium
nach dem Roman von Christian Kracht
ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG
Regie Jan-Christoph Gockel
Wiederaufnahme 11. Oktober 2016
Città del Vaticano
von Falk Richter & Nir de Volff
URAUFFÜHRUNG
Regie Falk Richter Choreographie Nir de Volff
Wiederaufnahme 2. November 2016
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PRODUKTIONEN
ein Projekt von Tomas Schweigen & Ensemble
nach dem Roman »Die andere Seite« von Alfred Kubin
URAUFFÜHRUNG
Regie Tomas Schweigen
Bühne Stephan Weber
Kostüme Anne Buffetrille
Musik Jacob Suske
Dramaturgie Tobias Schuster
Premiere am 29. September 2016
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Produktionen
»Gleichsam seismographisch haben Sie ein Bild entscheidender Vorgänge unserer Zeit vorgezeichnet« schrieb Ernst
Jünger 1908 an seinen Freund Alfred Kubin, nachdem er
dessen Debütroman »Die andere Seite« verschlungen hatte.
Heutzutage liest der sich zunächst wie eine verheißungsvoll-eskapistische Zukunftsvision. Heute, da die Mauern
der Festung Europa, die verzweifelt um Sicherheit und
Wohlstand kämpft, immer brüchiger werden. Wer hätte
sich im Jahr 2016 nicht beim Gedanken an das Auswandern ertappt, an den Rückzug in eine Welt ohne Angst,
Terror und Krieg? Wer würde nicht gerne frei von finanziellen Sorgen leben, ohne Stress, unbehelligt von der Gefahr eines politischen, ökonomischen oder individuellen
Systemkollapses? Wer hätte nicht schon besorgt darüber
nachgedacht, ob sich die Geschichte wiederholt? »Der taumelnde Kontinent« oder »Die Schlafwandler«: Die Zeitdiagnosen, getroffen über Kubins Epoche am Vorabend von
Weltkriegen und Faschismus, könnten sich fast gespenstisch auch auf unsere Zeit beziehen. Wer würde sich da
also nicht über eine Einladung in ein Reich fernab aller
weltpolitischen und ökonomischen Verwerfungen freuen?
es ohnehin allen permanent im Überfluss zur Verfügung
steht. Das Traumreich verspricht außerdem den wohligregressiven Schritt in die Vergangenheit, zurück in die
gute alte Zeit: alle Häuser bestehen aus Fragmenten historischer Gebäude aus Europa! Moderne Techniken von
zweifelhaftem Nutzen, die doch nur das Leben sinnlos
beschleunigen und Stress verursachen, bleiben draußen! Ausgestattet mit einem großzügigen Reisekostenzuschuss über 100.000 Mark in Form eines Schecks unbekannter Herkunft, machen sich der Protagonist und seine
Ehefrau auf den Weg. Nach einer tagelangen Reise erreichen sie eine ungeheure, scheinbar grenzenlose Mauer
in dichtem Nebel – das Tor zum Traumreich. Seltsam beklommen betreten sie nach einer weiteren Bahnfahrt die
Stadt Perle und werden dennoch schnell heimisch dort.
Bald aber häufen sich seltsame Vorfälle: unbekannte Handwerker erscheinen plötzlich in ihrem Haus, um alle Fenster zuzumauern. Die Frau des Erzählers erkrankt an einer
unerklärlichen Krankheit. Patera, der Gastgeber, der sie
doch eigentlich in das Traumreich eingeladen hatte, ist
nie aufzufinden. Andere Bewohner berichten von erschreckenden Vorkommnissen, Visionen, unerklärlichen Angstzuständen, die sie plötzlich von Zeit zu Zeit heimsuchen.
Obwohl der Herrscher unsichtbar bleibt, scheint er dennoch alles in der Stadt zu überwachen und zu kontrollieren. Als jedoch eines Tages der milliardenschwere Tycoon Herkules Bell auftaucht, beginnt im Traumreich ein
brutaler Krieg aller gegen alle und das Idyll taumelt dem
Untergang entgegen...
»Claus Patera, absoluter Herr des Traumreichs, beauftragt
mich als Agenten, Ihnen die Einladung zur Übersiedlung
in sein Land zu überreichen.« Was für ein verlockendes
Versprechen, das der namenlose Protagonist von Alfred
Kubins Roman zu Beginn erhält! Utopische Aussichten!
Sein alter Schulfreund Patera habe, zwischenzeitlich zu
sagenhaftem Reichtum gekommen, in Zentralasien einen
neuen Staat gegründet. Ein Land, dessen Bewohner frei
von allen Sorgen und Nöten der Gegenwart leben könnten. Schrankenlose Individualität für alle! Ein Land, in dem
alle immer über unendliche Ressourcen verfügen, in dem
Geld zum sinnentleerten Spielzeug degradiert ist, weil
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Alfred Kubin, geboren 1877 in Böhmen, arbeitete ab 1900
als Zeichner und Illustrator und war eines der Gründungsmitglieder der Künstlervereinigung »Der Blaue Reiter«,
die maßgeblich die Epoche des Expressionismus prägte.
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Als Bildender Künstler wie auch als Autor seines 1908 erschienenen Romans war der Sohn eines Landvermessers
ein wichtiger Impulsgeber für die surrealen Welten Franz
Kafkas und pflegte enge Beziehungen zu Künstlern wie
Wassily Kandinsky oder Franz Marc. Jahrzehnte vor den
großen dystopischen Romanen von Orwell oder Huxley
entwirft er das Szenario einer gläsernen Gesellschaft.
Seine Literatur ist wegbereitend für das Genre der Phantastischen Literatur des 20. Jahrhunderts.
Tomas Schweigen eröffnet seine zweite Saison am Schauspielhaus mit einem surrealen, hintergründig-unterhaltsamen Abend, der über die Widersprüchlichkeit politischer
Utopie erzählt. Denn die Bewohner des Traumreichs haben sich in der Abwägung von Sicherheit und Freiheit definitiv nicht für den Schutz der Bürgerrechte entschieden.
Im Gegenteil führt »Traum Perle Tod!« uns ins kollektive
Unbewusste einer sich abschottenden Gesellschaft, deren Sehnsucht nach politischer Führung bedrohliche Züge
angenommen hat. Die beißende Satire auf die heißlaufende Beschleunigung von Kapitalismus und Geldwirtschaft mündet in die abgründige Untergangsphantasie
einer heraufziehenden Ära menschlicher Katastrophen.
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von Thomas Köck
URAUFFÜHRUNG
Regie Marco Štorman
Bühne & Kostüme Jil Bertermann
Musik Gordian Gleiss
Dramaturgie Tobias Schuster
Premiere am 25. November 2016
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Produktionen
Wien im März 1848 – die drei Jahrzehnte seit dem Wiener Kongress haben eine bleierne Restaurationszeit gebracht, der Feudalismus besteht weiter, die Hoffnungen
auf Demokratie und Freiheit haben sich nicht erfüllt. Doch
unter der Oberfläche der Ständegesellschaft gärt es und
Umbrüche beginnen sich anzudeuten. Einer der Protagonisten der Rebellion: Hans Kudlich. Obwohl bei einer
Demonstration durch ein Attentat lebensgefährlich verwundet, lässt sich der Sohn einer Bauernfamilie von seinem Kampf für die Freiheit nicht abbringen. Er zieht mit
25 Jahren als jüngstes Mitglied in den österreichischen
Reichstag ein. Im Juni 1848 legt er dort den Gesetzentwurf zur Aufhebung der Leibeigenschaft vor und geht dadurch als Bauernbefreier in die Geschichte ein. Kaum ist
die Freiheit von den Feudalherren erkämpft, stellt sich
allerdings die Frage nach der Zukunft: Die Bauern brauchen nun Kredite für eigene Höfe und so führt ihre Befreiung in die Abhängigkeit von der neugegründeten Raiffeisenbank. Ihre Freiheit, ein vergiftetes Geschenk? Aus
Leibeigenen werden plötzlich Agrar-Ökonomen – das
Unternehmertum mit allen verbundenen Chancen und
Risiken ersetzt die sichere Unfreiheit des Feudalismus.
dem Deckmantel der Freiheit.« Die Folge sei die grassierende Überforderung des Einzelnen, die zu immer mehr
psychischen Erkrankungen führt. Ist die Freiheit im Kapitalismus eine neue Form der Unterdrückung, indem sie
die Menschen zur permanenten Selbstausbeutung und
Optimierung nötigt?
In seinem jüngsten Stück verwendet Thomas Köck die
Biographie Hans Kudlichs als Folie, vor der er humorvoll
und poetisch Fragen nach Revolution und Widerstand
aufwirft. Lustvoll springt er dabei zwischen Historie und
Gegenwart hin und her und erzählt über die Ambivalenz
der Freiheit. Der Philosoph Byun-Chul Han, der mit seinem Begriff von der »Müdigkeitsgesellschaft« die vielleicht prägnanteste Analyse der letzten Jahre gestellt hat,
spricht davon, dass unser System »von der Fremdausbeutung auf die Selbstausbeutung« schalte, »weil dies mehr
Effizienz und mehr Produktivität generiert, alles unter
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Thomas Köck, geboren 1986 in Steyr, gilt als einer der
vielversprechendsten jungen deutschsprachigen Autoren
– kürzlich erhielt er für sein Werk »paradies fluten (verirrte sinfonie)« den Kleist-Förderpreis 2016, die wichtigste
Auszeichnung für junge Dramatik im deutschsprachigen
Raum. Schon in seinem Erstlingswerk »jenseits von fukuyama«, für das er den Osnabrücker Dramatikerpreis
2014 bekam, erzählte er von einer Arbeitswelt, die von
einem utopischen »Ende der Geschichte« weit entfernt
ist, in der vielmehr Angst und Druck das Klima bestimmen. Das Stück wurde unter anderem am Nationaltheater
Mannheim aufgeführt, dessen Hausautor Thomas Köck
in der vergangenen Saison war. Im Frühjahr 2016 wurde
am Schauspielhaus Wien mit »Strotter« in der Regie von
Tomas Schweigen erstmals ein Stück von Thomas Köck
in Österreich zur Uraufführung gebracht. Für »Kudlich«
gewann er im Frühjahr 2016 den Autorenpreis der österreichischen »Theaterallianz«.
Sein ebenso komischer wie sprachlich virtuoser Parforceritt
durch die Restaurationszeit arbeitet sich an Vorbildern
wie Kleist und Büchner ab und spielt immer wieder mit
möglichen Parallelen zwischen unserer Gegenwart und
der Restaurationszeit nach dem Wiener Kongress. »Geistesgrößen« beider Epochen von Georg Büchner bis Arabella Kiesbauer treffen aufeinander, bis sich zuletzt die
Frage nach Revolution und Widerstand in der Gegenwart
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stellt. Obwohl unsere westlichen Gesellschaften momentan durch die grassierende Angst vor dem Fremden beinah gelähmt wirken und unfähig zur inneren Reform:
Müsste nicht weiter für Freiheit und Gerechtigkeit gekämpft werden? Der Soziologe Heinz Bude sprach kürzlich mit Blick auf die prekären Verhältnisse in Call Centern
oder der Logistik-Wirtschaft von einem neuen »Dienstleistungsproletariat«, von Menschen, die trotz aller Sozialgesetzgebung oft mehrere Jobs gleichzeitig machen
und dennoch in Armut leben müssen. Stellt sich da nicht
eine neue Soziale Frage? Oder sind die Menschen auch
im 21. Jahrhundert, wie Büchner sagt, nur »Puppen, von
unbekannten Gewalten am Draht gezogen«?
Marco Štorman, geboren 1980 in Slowenien, aufgewachsen in Graz und Hamburg, legt nach der Deutschsprachigen Erstaufführung von Chris Thorpes »Möglicherweise
gab es einen Zwischenfall« in der letzten Saison mit der
Produktion »Kudlich«, die 2017 nach der Vorstellungsserie
in Wien auf Tournee durch die österreichische »Theaterallianz« gehen wird, nun seine zweite Regiearbeit am Wiener Schauspielhaus vor. Seit 2009 ist er freier Regisseur
und wurde 2013 für seine Inszenierung von Elfriede Jelineks »Winterreise« am Stadttheater Klagenfurt zum
Festival »radikal jung« in München eingeladen, dem renommiertesten Festival für junge Regie im deutschsprachigen Raum. Seitdem inszenierte er u. a. am Hamburger
Thalia Theater, Staatstheater Kassel, an der Staatsoper
Stuttgart sowie im Rahmen der »Münchener Biennale
für neues Musiktheater«. Seit 2016 ist er Hausregisseur
für Musiktheater am Theater Luzern und arbeitet außerdem an den Theatern Bremen, Bonn und am Staatsschauspiel Dresden.
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Installation von Thomas Bo Nilsson
URAUFFÜHRUNG
Realisation Thomas Bo Nilsson
Regie Thomas Bo Nilsson, Jens Lassak, Julian Wolf Eicke
Bühne & Kostüme Thomas Bo Nilsson, Julian Wolf Eicke
Sounddesign Jacob Suske
Dramaturgie Tobias Schuster, Anna Laner
Premiere am 1. Dezember 2016
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Produktionen
Eine einsame Landstraße. Irgendwo im Nirgendwo, nachts,
fernab von allem Städtischen, eine Transitstrecke kurz vor
der Grenze eines Landes. Einziges Zeichen der Zivilisation: eine Autobahnraststätte, im Fenster eines tristen
Clubs blinken rhythmisch leuchtende rote Neonröhren
und winzige Kabinen stehen zur Entspannung zur Verfügung, ob alleine oder in Begleitung. Wer ohne »Unterstützung« eine der Kabine betritt, für den gibt es Videomaterial, um der eigenen Fantasie auf die Sprünge zu
helfen. Niemand fragt jemals danach, wer hier zusammen kommt – man genießt kurz, zahlt und fährt weiter.
Doch woher stammen die Filme, die da zum schnellen
Vergnügen laufen? Und was zeigen sie eigentlich?
fen, bemerkt eine der beiden Frauen seltsame Veränderungen in der eigenen Psyche. Um sich ihres Geisteszustandes zu vergewissern, fängt sie an, ein Tagebuch zu
führen. Der Eindringling in der Wohnung scheint seinen
Platz darin zu beanspruchen. Was geschieht, wenn ein
Mensch sich plötzlich mit eigenen Regungen und Aggressionen unbekannter Härte konfrontiert sieht? Was
tun, wenn sich die Psyche radikalisiert und plötzlich unkontrollierbar wird? Über Tage und Wochen beginnt eine
bedrohliche Reise in den Abgrund.
Eine spartanische Hütte. Wenige hundert Meter entfernt
stehen noch ein paar verlassene Baracken, Hinterlassenschaften eines aufgelassenen Industriegebiets am Waldrand. Heute verirrt sich kaum noch jemand hierher und
die Natur versucht, sich das Gebiet zurückzuerobern. Abgeschieden lebt hier ein junges Paar. Als die zwei Frauen
eines Tages Zeuginnen eines Verkehrsunfalls werden, ändert sich vollkommen unerwartet ihr gemeinsames Leben. Eine bewusstlose junge Frau liegt auf der Straße. Sie
nehmen die Verletzte mit zu sich und pflegen sie, bis sie
das Bewusstsein wiedererlangt. Während sie mehr und
mehr zu Kräften kommt, wird aus der Schutzbedürftigen
zunehmend ein souveränes Gegenüber. Ein Mensch mit
Wünschen, Sehnsüchten und Erwartungen. Je weiter der
Genesungsprozess voranschreitet, desto mehr entwickeln
sich Konflikte zwischen den drei Bewohnerinnen der abgelegenen Behausung. Bald drängen sich den beiden Helferinnen Fragen auf. Wen haben sie da eigentlich aufgenommen? Tief im Wald, ohne die wohltuende Ablenkung
der Stadt, auf das eigene Unterbewusste zurückgewor-
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Thomas Bo Nilsson & Team erarbeiten nach »Cellar Door«
ihr zweites Projekt am Schauspielhaus Wien. Im Frühjahr
2016 hatte ihre Performance-Installation das gesamte Gebäude an der Porzellangasse in einen begehbaren Kosmos verwandelt, in die labyrinthische Unterwelt eines
provinziellen Dorfes. Transmedial ergänzt durch einen
Kurzfilm und eine Online-Präsenz, die unterschiedliche
Interaktionen mit den Performer*innen erlaubte, zeichnete das »Cellar Door«-Triptychon ein verstörendes Panorama einer verrohten Gesellschaft, für welche die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Virtualität verwischt waren.
Die Theaterlaufbahn des schwedischen Architekten und
Installationskünstlers begann im deutschsprachigen
Raum mit der Produktion »Die Erscheinung der Martha
Rubin« am Schauspiel Köln, die er mit dem dänischen Performance-Kollektiv SIGNA erarbeitete und die 2008 zum
Berliner Theatertreffen eingeladen wurde. Danach wurde
Nilsson für seine Arbeiten am Centraltheater Leipzig, an
der Berliner Volksbühne und bei den Salzburger Festspielen mehrfach von Theater heute als Bühnenbildner des
Jahres nominiert. Seit 2013 arbeitet er auch als Regisseur
im Kollektiv mit dem Bühnenbildner Julian Wolf Eicke
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und seinem Co-Regisseur Jens Lassak. Gemeinsam entwickelten sie 2014 ihr international viel beachtetes Erstlingswerk »MEAT« an der Berliner Schaubühne. Anders
als in seinen ersten, überbordenden Installationen mit
über 40 Darsteller*innen wählt Thomas Bo Nilsson diesmal für seine zweite Arbeit am Schauspielhaus eine intime, kammerspielartige Form. Mit einer Gruppe von fünf
Darsteller*innen begibt er sich in ein rätselhaftes, klaustrophobes Netz aus Abhängigkeiten, Hass und psychischem Verfall. Erneut beschäftigt er sich damit, wie der
zwischenmenschliche Austausch, die Gelegenheit, sich
mit anderen über das eigene Leben zu verständigen, sich
mehr und mehr ins Virtuelle verlagert und kreiert eine
Szenerie der Isolation.
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von Miroslava Svolikova
URAUFFÜHRUNG
Regie Franz-Xaver Mayr
Bühne & Kostüme Michela Flück
Dramaturgie Anna Laner
Premiere am 12. Jänner 2017
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Produktionen
Ausschreibungen, Projektanträge, Bewerbungen, Evaluationen – das Leben von Freiberuflern, die doch eigentlich all ihren Elan und Idealismus in ihre jeweilige Kunst
investieren wollen, ist oft undankbar und der Weg zu
neuen Aufträgen führt durch einen Wust an Papierkram.
Aber was bleibt einem schon übrig? Und so stellt auch
der widerständige Geist seine Phantasie immer wieder
unter das Kuratel von Wettbewerben.
lich und so ist die Verwirrung zunächst komplett. Als sich
dann auch noch der Raum, in dem sich die drei aufhalten,
als futuristisches Museum herausstellt, mitsamt einem
Hologramm als Führer und reichlich skurrilen Exponaten, werden die Verhältnisse endgültig unübersichtlich…
In Miroslava Svolikovas absurder Farce mit dem prägnanten Titel »Diese Mauer fasst sich selbst zusammen
und der Stern hat gesprochen, der Stern hat auch was
gesagt« sind es drei Figuren, die sich ins finstere Herz
der Antragsbürokratie vorwagen. Jeder von ihnen meint
eine Ausschreibung gewonnen zu haben, die sie dazu
verpflichtet – hoffentlich auch befähigt – eine Aufgabe
zu übernehmen. Welche Aufgabe? Das wissen sie nicht.
Eine wichtige eben, vielleicht die »wichtigste unserer
Zeit«, wie eine Figur vermutet! Zu allem wild entschlossen, haben sie sich zusammengefunden, ausgerüstet,
bewaffnet mit Sieben. Sieben? Wozu die Küchengerätschaften im Rahmen ihrer Mission gut sein sollen, ist ein
weiteres jener Geheimnisse, mit denen sie sich am Anfang konfrontiert sehen. Dazu gehört auch die Frage, ob
ein Teesieb zur Lösung der wichtigsten aller Aufgaben
sachgerecht ist, oder ob riesenhafte Köcher vonnöten
sein würden. Wieso gibt es aber überhaupt drei Sieger?
War die ominöse Ausschreibung etwa ein Gruppenprojekt? Einer der drei weiß immerhin noch, dass irgendeine
sagenumwobene Fortbildung der gemeinsame Grund für
die Zusammenkunft sei.
Mit Miroslava Svolikova, geboren 1986 in Wien, betritt
eine Spezialistin für verschrobenen Humor die deutschsprachige Theaterszene. Ursprünglich aus der Bildenden
Kunst kommend, studierte sie Szenisches Schreiben im
Lehrgang »Forum Text« von uniT Graz und gewann 2015
den Retzhofer Dramapreis für ihr Erstlingsstück »Die Hockenden«, ein Portrait einer von Stagnation und Frust geprägten Provinzlandschaft, das in der vergangenen Spielzeit am Burgtheater und am Schauspiel Leipzig zu sehen
war. Für den Entwurf ihrer Farce wurde Svolikova mit dem
Hans-Gratzer-Stipendium des Wiener Schauspielhauses
ausgezeichnet. Sie hatte sich unter ca. 50 Bewerber*innen
durchgesetzt. Fünf Autor*innen waren im Frühjahr 2016
zu einem Workshop unter der Leitung des Dramatikers
Falk Richter eingeladen worden. Gemeinsam mit Richter und der Dramaturgie des Schauspielhauses wurde
an den Texten gearbeitet, die später in Zusammenarbeit
mit dem Max Reinhardt Seminar in Szenischen Lesungen öffentlich präsentiert wurden. Sowohl eine Fachjury
wie auch das Publikum votierten im Anschluss für Miroslava Svolikova als Gewinnerin des von literar mechana
gestifteten Werkauftrags.
Plötzlich finden Sie einen Zettel. Es ginge um »die Rettung der Onion«, aber die Handschrift ist sehr undeut-
Franz-Xaver Mayr, geboren 1986 in Hallein, studierte Regie
an der Zürcher Hochschule der Künste. Für seine Diplominszenierung »Antigone« wurde er 2016 zum renommierten Körber Studio für junge Regie nach Hamburg eingeladen. Er inszenierte außerdem bereits am Theater Luzern
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und wird im Frühjahr 2017 am Theater Basel arbeiten. In
der letzten Spielzeit gewann er gemeinsam mit Korbinian
Schmidt zudem den Nachwuchswettbewerb des Theaters Drachengasse.
In einer Zeit, in der das Theater dringend politische Komödien brauchen kann, schafft Miroslava Svolikova ein
Stück, das in seinem Humor an große Vorbilder des Absurden wie Beckett oder Pinter erinnert. Es ist eine Farce
über die leider oft aussichtslose Sehnsucht von Menschen, die Welt durch Politik oder Kunst zum Positiven
zu beeinflussen. Momentan scheint niemand ein wirklich probates Rezept zu kennen, mit dem wir aus der beinah unübersichtlichen Vielzahl politischer Krisen herausfinden könnten. Bleibt uns in der Absurdität unserer Zeit
wenigstens der Humor?
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von Lisa Lie
URAUFFÜHRUNG
Regie Lisa Lie
Künstlerische Mitarbeit Julian Blaue
Bühne & Kostüme Maja Nilsen
Dramaturgie Tobias Schuster
Premiere am 1. Februar 2017 Schauspielhaus
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Produktionen
»Rätsel seiner Zeit / Unbekannt seine Geburt / Rätselhaft sein Tod« heißt es auf Kaspar Hausers Grabstein.
Kaspar fasziniert, provoziert und verstört seit fast 200
Jahren. Seine wahre Herkunft ist bis heute umstritten,
seine Biographie ließ ihn zu einem modernen Mythos
werden und diente seit 1830 einer Vielzahl von Literaten
und Künstler*innen von Jakob Wassermann über Werner
Herzog bis hin zu Peter Handke als Projektionsfläche,
um über gesellschaftliche Konformität und Abweichung
nachzudenken.
wendet sich deshalb das Blatt gravierend. Als das rätselhafte Faszinosum den Reiz des spektakulär Neuen
verloren hat, erweist er sich als lästige Zumutung, weil
er jede soziale Konvention als keineswegs naturgegebene Konstruktion entlarvt. Kaspar zwingt seine Umwelt, sich über ihre eigenen Werte und Funktionsweisen
zu verständigen. Der zusehends Ungeliebte hat dabei
rein gar nichts zu verlieren.
Kinderstar oder Freak, Hochstapler oder gewaltsam beseitigter Prinz, Märtyrer oder Monster – wer ist der ungebetene Gast, der wie aus dem Nichts am 26. Mai 1828
in Nürnberg auftaucht? Plötzlich steht er verloren in der
Stadt, 16 Jahre alt, kaum kann er sich verständlich machen, nur einen Satz bringt er undeutlich hervor: »Ich
möchte ein solcher werden, wie einmal ein anderer gewesen ist«. Ein Lehrer nimmt ihn zunächst fasziniert bei
sich auf und bringt ihm das Schreiben bei. Kaspar beginnt daraufhin seine Biographie zu verfassen: Darin behauptet er, wenige Tage nach seiner Geburt eingesperrt
worden zu sein. Fortan sei er in völliger Isolation aufgewachsen, ohne jemals einen anderen Menschen zu sehen. Ohne von den anderen ihre Sprache, ihre Gebräuche kennenzulernen, ohne von Kindesbeinen an durch
Erziehung in die Gesellschaft integriert worden zu sein.
Ein Jahr nach seinem Erscheinen soll der Findling gewaltsam beiseite geschafft werden. Ein erster Mordanschlag misslingt noch, die Diskussion um die wahre
Herkunft Kaspar Hausers nimmt nun aber an Fahrt auf.
Jene, die ihn für einen Betrüger halten, sehen in Kaspar
einen Landstreicher, den bloß das bequeme Leben in der
Obhut der Nürnberger Gesellschaft reizt. Andere vermuten ein Komplott im Kampf um die Badische Thronfolge,
weswegen Kaspar verschwinden musste, um seinen
Platz in der Hierarchie freizugeben. Im Dezember 1833
wird Kaspar schließlich erstochen. Er soll endlich wieder
unter der Erde verschwinden!
Für kurze Zeit wird Kaspar dadurch zum schillernden
Star. Mit drastischen Mitteln buhlt er um die Aufmerksamkeit seiner Umwelt, fügt sich sogar selbst Verletzungen zu. Nach einer kurzen Phase, in der ein wahrer Kaspar-Hauser-Tourismus in Franken einsetzt und die Medien
intensiv über den aufsehenerregenden Fall berichten,
Neben dem berühmten Film von Werner Herzog ist die
bekannteste literarische Bearbeitung des 20. Jahrhunderts Peter Handkes frühes Stück »Kaspar« von 1967. Er
nimmt dort den Vorgang des Spracherwerbs ins Zentrum
und erzählt darüber, wie Sprache die Gedanken so konditioniert, dass Kaspar vermittels einer »Sprechfolter«,
wie Handke sein Stück selbst nannte, für Gesellschaft
und konventionelles Leben gefügig gemacht werden
kann. Im Angesicht der beginnenden Aufarbeitung der
NS-Zeit, in der Konformität und Regeltreue Deutschland
in das Inferno des Weltkriegs geführt hatten, behandelt
Handke auch die strukturelle Gewalt, die jedem Vorgang
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von Sozialisation innewohnt. Der faszinierende Kern
des Mythos besteht insofern in der fortdauernden Provokation, die es bedeutet, wenn eine Mehrheitsgesellschaft von einem eigentlich unerwünschten Einzelnen
oder einer Gruppe genötigt wird, ihre eigenen Konventionen zu überdenken. Deshalb lohnt sich in einer Zeit
wie der unseren, in der gesellschaftliche wie individuelle Identitäten so fluide sind wie vielleicht nie zuvor,
die Beschäftigung mit Kaspar in besonderer Weise.
Die renommierte norwegische Regisseurin und Autorin
Lisa Lie wird mit diesem Stoff ihre erste Inszenierung
im deutschsprachigen Raum vorlegen. Sie wird eine
freie, assoziative Bearbeitung erstellen, die den Mythos
Kaspar Hauser in Beziehung mit politischen und sozialen Fragen unserer Gegenwart bringt. Sie erzählt auch
eine Geschichte über die Ausgestoßenen unserer Gesellschaft, deren Integration und Teilhabe gleichzeitig das
soziale Regelsystem verändern würde. Damit werden sie
zur Gefahr für die Privilegien der Mehrheitsgesellschaft.
Ursprünglich Schauspielerin und Performerin, arbeitet
Lisa Lie seit 2003 auch als Regisseurin sowie als Autorin
von Romanen und Lyrik. 2014-2016 war sie Hausdramatikerin am Norwegian Centre for New Playwriting. Zusammen mit der schwedischen Künstlerin und Performerin Stina Kajaso gründete sie 2003 das preisgekrönte
und international anerkannte Duo »Sons of Liberty«,
das bis 2009 die norwegische Performanceszene stark
beeinflusste. 2004 gründete Lie die künstlerische Plattform »Pony of No Return« (PONR), die sie bis heute leitet und in deren Rahmen Inszenierungen wie »Armless
strikes back«(2004), »Woodland Games« (2007/2014),
»Blue Motell« (2013) und »I Cloni« (2016) entstanden.
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eine postmonetäre Doppelconférence
von Nele Stuhler & Falk Rößler (FUX)
URAUFFÜHRUNG
Regie Nele Stuhler & Falk Rößler (FUX)
Musik & Dramaturgie Jacob Suske
Premiere im März 2017 Schauspielhaus
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Produktionen
Unsere gegenwärtige gesellschaftliche und ökonomische
Situation wird immer öfter mit der der Zwischenkriegszeit verglichen. Eine Epoche der Krisen, der Umbrüche,
der Utopien und: des Theaters. Im Roten Wien der 1920er
Jahre entpuppte sich die aus Budapest importierte
Form der Doppelconférence als Publikumsmagnet. In
rascher Rede und Gegenrede wurde Tagespolitisches
und Triviales, Alltags- und Weltgeschehen abgehandelt,
dabei stets mit einer klaren Rollenverteilung, der noch
eine komödiantische Weltkarriere bevorstand: immer
war einer der G´scheite, der andere immer der Blöde,
wahlweise ergänzt durch den Frotzler. Neben diversen
anderen Programmpunkten wie Klavierimprovisation,
Schnellzeichnen und Operettenschlagern waren diese
Doppelconférencen in die Revuen des Kabarett Simpl
eingebettet. Zeitgleich arbeitete der Theatervisionär Erwin Piscator in Berlin an seiner Version der politischen
Revue und entwickelte hierfür ein multimediales und
technisches Hochleistungsspektakel, das die deutsche
Theaterlandschaft nachhaltig prägte. Selbstbewusst versuchte er sein bürgerliches Publikum nach dem Motto
»Trommelfeuer gegen die Passivität der Zuschauer« für
sozialistische Utopien empfänglich zu machen. Zugleich
verschaffte er der Berliner Arbeiterschaft Zugang zum
bürgerlichen Bildungsgut, getreu dem Geiste der »Volksbühne«. Das Theater verstand sich damals als Keimzelle
des sozialen Fortschritts.
Wobei »Sharing Economy« schon vom Markt einverleibt
wurde, bevor das Wort überhaupt im Denken der breiten
Masse angekommen war. Selbst private Hilfe wie eine
Übernachtung oder eine Mitfahrgelegenheit werden
da sofort zum Geschäftsmodell. Das Projekt des »Bedingungslosen Grundeinkommens« hingegen musste
nach einem erfolglosen Urnengang in der Schweiz einen
Dämpfer hinnehmen und nun ist abzuwarten, wie sich
die Versuche in Finnland entwickeln. Doch zumindest
haben beide Modelle eines bewirkt: Der Kapitalismus
in seiner jetzigen Form scheint nicht mehr alternativlos.
Und dass die nächste große Systemkrise der Weltwirtschaft bevorsteht, bezweifeln nur Wenige.
In Anbetracht der Verfassung unseres jetzigen kapitalistischen Systems stellt sich abermals die Frage, wie es weitergehen soll mit uns, gesellschaftlich und mit unserer
Art zu wirtschaften. Im Fokus des Diskurses standen in
letzter Zeit vor allem die alternativen Konzepte »Sharing
Economy« und »Bedingungsloses Grundeinkommen«.
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Es lohnt sich also, über neuartige Gesellschaftsideen
nachzudenken und so wendet sich die Berliner Performancegruppe FUX in ihrer ersten Arbeit in Österreich
einem der jüngsten und radikalsten Konzepte zu: der
geldlosen Wirtschaft. Natürlich gab es schon immer
geldfreie, bedürfnisorientierte Beziehungen, angefangen bei der Muttermilch. Hinzu kommt in jüngster Zeit
allerdings, dass vermehrt Produktions- und Dienstleistungsmodelle auftauchten, die bewusst auf das Prinzip
von Leistung und Gegenleistung verzichten. Zu nennen
wären hier Phänomene wie freie Softwareentwicklung,
Open Source Projekte von Firefox bis Wikipedia oder die
rasant wachsende Bedeutung des Freiwilligensektors.
Gestützt auf die Möglichkeit immer differenzierterer digitaler Datenerfassung, ließen sich neue komplexe Wertspeichersysteme entwickeln, die ein modernes Leben unter ganz anderen Vorzeichen denkbar machen könnten...
FUX konfrontiert diese Utopie mit der halb vergessenen
Theaterform der Revue und die bürgerliche Show mit
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Schauspielhaus Wien 16/17
dem proletarischen Spektakel. Eine Doppelconférence
zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen gesellschaftlicher U- und Dystopie und zwischen den alten
Theatermetropolen Wien und Berlin.
Falk Rößler und Nele Stuhler bilden seit 2011 gemeinsam mit Stephan Dorn die Gruppe FUX, die in ihrer Arbeit unter Zuhilfenahme bereits bestehender Bühnenformate nach neuen theatralen Formen sucht. Für ihre
ersten Arbeiten in Gießen und an den Münchner Kammerspielen wurden FUX 2014 von Theater heute als beste
Nachwuchskünstler nominiert. In ihren Beobachtungen
zweiter Ordnung entstehen performative Räume von
großer Spiel- und Experimentierfreude. Dabei verweben
sie Elemente aus Performance, Musik, Sprechtheater,
Kleinkunst und Choreographie zu ebenso komplexen
wie unterhaltsamen Theaterbastarden.
Falk Rößler (*1983) absolvierte ein Studium der Europäischen Medienwissenschaft an der Universität Potsdam und realisierte zeitgleich erste Regiearbeiten in
Deutschland und Norwegen. Anschließend studierte
er Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Darüber hinaus arbeitet er auch in anderen Zusammenhängen als Komponist, Regisseur, Performer und Publizist.
Nele Stuhler (*1989) studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen, Regie in Zürich und nahm von 20142016 am Lehrgang »Forum Text« von uniT Graz teil. Ausserdem ist sie Gründungsmitglied der Gruppe »Leien des
Alltags«, deren Arbeiten u. a. beim Körber-Studio Junge
Regie 2015 und beim Fast Forward Festival Braunschweig
zu sehen waren. 2016 wurde sie mit dem Zuschauerpreis
sowie dem 2. Platz der Jury beim Förderpreis für Junge
Dramatik der Stadt München ausgezeichnet.
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von Ivna Žic
URAUFFÜHRUNG
Regie Tomas Schweigen
Bühne Stephan Weber
Kostüme Anne Buffetrille
Musik Jacob Suske
Dramaturgie Anna Laner
Premiere im April 2017
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Schauspielhaus Wien 16/17
Produktionen
Ein Feld, unscheinbar, wie jedes andere, bepflanzt breitet
es sich aus, ein Feld begrenzt von anderen Feldern. Einst
saßen viele Menschen auf diesem Feld, kurz nach einem
Weltkrieg, kurz nach einer Grenze und warteten. Warteten, um nicht in die eigene Heimat zurückgeschickt zu
werden. Doch nach dem Warten kam die Umkehr: Es
ging nicht vorwärts, sondern zurück. Manches blieb zurück. Das Feld ein Zwischenraum – zwischen zwei Ländern, zwei Sprachen, zwei Systemen, zwischen Krieg und
Frieden, zwischen zwei Zeiten, eine hatte noch nicht geendet und die andere noch nicht begonnen.
vieler Zivilisten, die nicht unter dem sozialistischen Regime Titos leben wollten, setzte sich nach Kärnten in
Bewegung, bis sie auf dem Feld bei Bleiburg eintrafen.
Die Bedingungen der Kapitulation galt es zu verhandeln,
doch nach Tagen der Gespräche akzeptierten die Briten
nicht und die Wartenden mussten doch vor der »Jugoslawischen Volksbefreiungsarmee« die Waffen strecken.
Gezwungen zum Rückzug in das neue Jugoslawien ließen sie alles zurück: Gewehre, Munition, Uniformen, sogar eine Schreibmaschine, alles blieb auf dem Feld liegen. Titos Armee schaufelte nur notdürftig Erdreich über
das Kriegsmaterial und trieb die Menschen zurück ins
Landesinnere, um ihnen dort ihre Prozesse zu machen.
Was nun folgte, wird je nach Blickwinkel verschwiegen
oder gefeiert, als Todesmarsch oder Kreuzzug bezeichnet. Viele der Kroaten verloren auf dem Weg ihr Leben,
während sich über das frisch mit Erde gedeckte Feld im
Kärntner Grenzland für lange Zeit das Schweigen legte.
Trotz jahrzehntelanger Tabuisierung hat sich das Feld von
Bleiburg tief ins Zentrum des kollektiven Gedächtnisses
der Völker Jugoslawiens eingeschrieben. Wie kaum ein
anderes Ereignis der jüngeren europäischen Geschichte
wurden die Begebenheiten, die dort im Mai 1945 stattgefunden haben, allerdings in widersprüchlicher Weise
gelesen, erzählt & neu-erzählt, überschrieben, vereinnahmt und politisch instrumentalisiert. Der Ausgangspunkt liegt im Frühjahr 1941, als Hitler den Befehl zum
Einmarsch in Jugoslawien gab. Nach der Kapitulation
der Armee wurde das Land mit Ausnahme von Kroatien
und Bosnien unter mehreren Alliierten aufgeteilt. In Kroatien gründete sich, von den Nazis protegiert, der faschistische »Unabhängige Staat Kroatien«, geführt von der
Ustascha-Miliz. Als kurz vor Kriegsende die vom späteren sozialistischen Staatschef Tito befehligte »Jugoslawische Volksbefreiungsarmee« bis kurz vor Zagreb vordrang, entschieden sich die kroatischen Militärs Anfang
Mai 1945 zur Kapitulation. Allerdings wollten sie sich
nicht der jugoslawischen Armee sondern den britischen
Truppen hinter der slowenisch-österreichischen Grenze
ergeben. Ein gigantischer Tross kroatischer Soldaten und
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Während die Erinnerung an die Gräuel des Zweiten Weltkriegs in ganz Europa zum wichtigsten Pfeiler eines gemeinsamen Friedensnarrativs der neuen Europäischen
Union werden sollte, instrumentalisierte Jugoslawien
die Kapitulation der faschistischen Ustascha als Gründungsmythos eines supranationalen Vielvölkerstaats. In
Kroatien hingegen steht Bleiburg als nationale Schmach
für die Verbrechen des Kommunismus. Während in den
scheinbar harmonischen Jahrzehnten des Tito-Jugoslawiens die Geschehnisse auf jenem Feld bewusst verdrängt
wurden, schob sich Bleiburg nach dessen Auseinanderbrechen wieder ins kollektive und mediale Bewusstsein.
Es hat sich zu einer quasi-religiösen Pilgerstätte des Nationalismus entwickelt, an der bis heute die Waffen im
Boden vergraben liegen.
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Schauspielhaus Wien 16/17
Die Dramatikerin Ivna Žic nimmt das ideele Spannungsfeld Bleiburgs als Ausgangspunkt für eine sehr persönliche Recherche über Erinnerungspolitik. In einer Zeit, in
der die Gefahr des Nationalismus wieder immer stärker
den politischen Diskurs bestimmt, zielt Žic weniger auf
eine dokumentarische Auseinandersetzung als vielmehr
auf die mit dem Komplex von Bleiburg in Bezug auf unsere Gegenwart verbundenen Fragen. Es geht um ein metaphorisches Feld des Sagbaren und des Unsagbaren, das
erforscht werden will. Was ist die Geschichte des Sagbaren: In einem bestimmten Land, in einer bestimmten Familie, in einem bestimmten Moment? Was ist erzählbar?
Was ist erinnerbar? Wie entkommt man im Blick auf Geschichte der Instrumentalisierung im Sinne der eigenen
ideologischen Perspektive? Wer sagt: Du musst dich entscheiden? Wie unabänderlich sind die Narrative, auf die
sich heute unsere Gesellschaft stützt? Wie sicher damit
unser Frieden in Europa?
Ivna Žic, geboren 1986 in Zagreb, aufgewachsen in der
Schweiz, studierte Angewandte Theaterwissenschaft in
Gießen und Regie an der Hamburger Theaterakademie.
Im Rahmen der Langen Nacht der Neuen Dramatik an
den Münchner Kammerspielen wurde sie 2011 für ihr Erstlingsstück »Die Vorläufigen« ausgezeichnet, das danach
am Theater Konstanz uraufgeführt wurde. Es folgten Uraufführungen u. a. am Theater Winkelwiese in Zürich, am
Staatstheater Karlsruhe sowie am Theater Luzern, dessen Hausautorin Ivna Žic 2012/13 war. Aktuell arbeitet sie
an Auftragswerken für die Theater von Luzern und Basel.
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ein Projekt von Robert Misik & Milo Rau
URAUFFÜHRUNG
Realisation Robert Misik
Konzeptionelle Mitarbeit Milo Rau
Premiere im Mai 2017
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Schauspielhaus Wien 16/17
Wie wird Österreich 2030 aussehen? Wer sollen unsere
Eliten sein? Wie wollen wir unsere Gesellschaft überhaupt strukturieren? Wie lassen sich die Herausforderungen der weltweiten Migrationsströme bewältigen? Hat
die Europäische Union eine Zukunft? Gibt es weiterhin
Platz für gesellschaftliche Solidarität? Wollen wir Teil eines supranationalen Europas werden? Wie stoppen wir
den Klimawandel? Ist überhaupt die Demokratie die geeignete Staatsform für das 21. Jahrhundert?
Eine willkürliche Auflistung drängender politischer Fragen zeigt, wie sehr unsere Gegenwart nach gesellschaftlichem Austausch verlangt. In Zeiten, in denen
die Bindungskräfte von Parteien, Vereinen und sozialen
Bewegungen rapide abnehmen, ist das Theater als Ort
der politischen Reflektion mehr denn je in der Pflicht.
Gemeinsam mit dem Wiener Journalisten und Blogger
Robert Misik verwandelt sich das Schauspielhaus in
eine »Agora«.
Die »Agora« war in der antiken Polis der Mittelpunkt der
Stadt und soll nun als soziale Institution lebendiger
Staatsbürger-Demokratie auf performative Weise wiederbelebt werden. Politiker, Experten und Sachverständige sowie das Ensemble des Schauspielhauses und das
Publikum – normale Bürger*innen – kommen zu wichtigen Themen unserer Zeit ins Gespräch. Kontroversen,
die ansonsten allenfalls in der Soundbite-Kultur abgehandelt werden und bei denen die Bürger*innen im
Normalfall bloß als passives Publikum ins Spiel kommen – oder eben gar nicht ins Spiel kommen, werden
auf ernsthafte Weise verhandelt. Leidenschaften dürfen
ins Spiel kommen, aber simple Emotionalisierung soll
vermieden werden.
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In Planung
Wie in einem realen Parlament herrschen klare Regeln
der Debatte – ein Eröffnungsredner umreißt zunächst die
Fragestellung der Veranstaltung. Das Präsidium wacht
über den Stil der Diskussion. Experten präsentieren ihre
Positionen und die Zuschauer können Nachfragen stellen und sind eingeladen, sich mit eigenen Wortbeiträgen zu beteiligen, um die Anwesenden von der eigenen
Position zu überzeugen. Sind schließlich die Argumente
in der Agora ausgetauscht, schreitet man nach dem Vorbild eines Geschworenengerichts zur Abstimmung. Die
Regelhaftigkeit bei gleichzeitiger Offenheit des Geschehens und des Ausganges rückt die Veranstaltungen in
die Nähe von realistischem, dokumentarischem Theater.
Robert Misik, geboren 1966 in Wien, arbeitet regelmäßig für die in Deutschland erscheinende taz sowie für
die Zeitschriften profil und Falter. Auf der Homepage
des Standard betreibt er einen Videoblog. Er ist Sachbuchautor, etwa des Theoriebestsellers »Genial dagegen«. Seit 2002 arbeitet Misik als freier Autor. Zudem
engagiert er sich in theoretischen und politischen Debatten. So hat er eine eigene Veranstaltungsreihe am
Bruno-Kreisky-Forum für internationalen Dialog, einem
Wiener Think-Tank.
Der Schweizer Regisseur Milo Rau gilt als einer der wichtigsten Vertreter eines zeitgemäßen Dokumentartheaters.
Er ist Gründer des »International Insititute of Political
Murder«. Zu seinen wichtigsten Arbeiten zählen die Reenactments »Hate Radio« (2011) und »Breiviks Erklärung« (2012). In den Performances »Zürcher Prozesse«
(2013) und »Moskauer Prozesse« (2014) experimentierte
er mit interaktiven Theaterformen.
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Schauspielhaus Wien 16/17
Wiederaufnahmen
nach dem Roman von Christian Kracht
ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG
Regie Jan-Christoph Gockel
Wiederaufnahme 11. Oktober 2016 Schauspielhaus
Nackter Kokovorismus ist Gottes Wille! Landwirtschaft
ohne Heilsversprechen? Das Produkt muss zum Heiligtum
werden! Christian Krachts satirischer Roman über den
messianischen Vegetarier, Nudisten und Sektengründer
August Engelhardt ist eine gleichermaßen komische wie
bittere Geschichte über die Erfahrung, dass im menschlichen Naturell Idealismus und Irrsinn, aufklärerische
Visionen, religiöser Wahn und Barbarei nicht weit von
einander entfernt zu liegen scheinen. Nachdem Engelhardt in der Südsee den Orden der Kokovoren gründet,
um durch den ausschließlichen Verzehr von Kokosnüssen seine Jünger zu spiritueller Erfüllung zu führen,
drohen die Konflikte in der Gruppe schnell zu eskalieren. Daraus entspinnt Kracht mit dem ihm eigenen bissigen Humor und kunstvoller Sprache eine schrille, politische Komödie über dekadente Kolonialisten und den
Fetisch eines globalen Welthandels, der seine Produkte
zu Ikonen erhebt.
von Falk Richter & Nir de Volff
URAUFFÜHRUNG
Regie Falk Richter Choreographie Nir de Volff
Wiederaufnahme 2. November 2016 Schauspielhaus
Prägen Religion und Kirche noch unsere Art zu leben?
Inwieweit haben sich unsere Vorstellungen von Gesellschaft, Familie und Beziehungen von den seitens des Vatikans über Jahrhunderte tradierten Werten emanzipiert?
Wie könnte 2016 eine Familie aussehen? Wie soll ein
Mann, eine Frau heute sein? Eine Gruppe aus Ensemblemitgliedern und jungen Performer*innen, die Falk Richter
und Nir de Volff bei zwei Workshops im Rahmen der Biennale di Venezia kennenlernten, befragt in einer hochpoetischen Verbindung aus Tanz, Text und Improvisation
lust- und humorvoll ihre eigene Verwurzelung in einer
von Christentum geprägten Tradition Europas.
Mit Simon Bauer, Steffen Link, Sebastian Schindegger
R Jan-Christoph Gockel B & K Julia Kurzweg
M Jacob Suske I Giovanna Bolliger D Tobias Schuster
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Mit Telmo Branco, Gabriel da Costa, Johannes Frick,
Steffen Link, Tatjana Pessoa, Vassilissa Reznikoff,
Christian Wagner
R Falk Richter CH Nir de Volff
B & K Falk Richter, Nir de Volff D Tobias Schuster
Eine Produktion des
Schauspielhauses Wien.
In Koproduktion mit den
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Schauspielhaus Wien 16/17
Kooperation
»Sich politisch zu verhalten heißt zu handeln, statt behandelt zu werden.« Unsichtbares Komitee
kolhaaz (AT)
von Volker Schmidt
URAUFFÜHRUNG
Text, Regie & Raum Volker Schmidt
Kostüme Nina Kroschinske
Musik Jacob Suske
Dramaturgie Karoline Exner
Premiere im März 2017
Eine Produktion der
in Kooperation mit dem Schauspielhaus Wien.
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Wie groß muss das Unrecht sein, das uns widerfährt, damit wir uns zur Rebellion entschließen? Dieser Frage geht
Volker Schmidt gemeinsam mit Schauspielstudierenden
der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien
nach. Dabei bedienen sie sich der Geschichte des Rosshändlers Michael Kohlhaas, die uns Heinrich von Kleist in
der gleichnamigen Novelle erzählt, sowie des pamphletartigen Textes »An unsere Freunde« des »Unsichtbaren
Komitees«. Dieses anonyme Autorenkollektiv, bekannt geworden durch »Der kommende Aufstand«, beschreibt anhand von Beispielen der Aufstände der letzten Jahre, sowohl im arabischen Raum wie auch in den sogenannten
Krisenländern Europas und Lateinamerikas, den Beginn
jeder Rebellion als reines, unverdorbenes Moment gemeinschaftlicher Unmittelbarkeit. Michael Kohlhaas will
ebenso nichts anderes, als dass das ihm seitens der Obrigkeit angetane Unrecht gesühnt wird. Damit entfacht
er einen Aufstand, der das ganze Land erfasst. Wie lange
kann eine aus Rebellion entstandene Gemeinschaft bestehen, bevor sie korrumpiert, politisch vereinnahmt oder
ideologisch unterwandert wird?
Regisseur und Dramatiker Volker Schmidt und die Schauspielstudent*innen siedeln die Geschichte des Michael
Kohlhaas im Heute an, entwickeln die Protagonisten der
Kleistschen Erzählung als gegenwärtige Figuren neu und
lassen sie ihre Handlung durch philosophische Fragestellungen der situationistisch geprägten Texte des »Unsichtbaren Komitees« reflektieren. So wird die Frage nach der
moralischen Pflicht zum Aufstand in politisch brisanten
Zeiten auf der Bühne neu gestellt.
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Schauspielhaus Wien 16/17
Nachbarhaus
Eine Reihe von Vernissagen über die gesellschaftlichen Umwälzungen, die in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts
für Europa prägend waren. Migration, soziale Marktwirtschaft, Individualität und Nationalstaat: Historische Begriffe
sowie ihre Verbindung zu heutigen Brauchtums-Manifestationen werden in vier Themenabenden erfahrbar gemacht.
#1 Das Dorf …am Ende der Geschichte:
»Der historische Ursprung des alpenländischen Weißfest«
»Ich habe alle gewarnt.« (Karl S.)
#2 Die Intelligenz …am Ende der Geschichte:
»Genese der Singularität«
»As I said, it all happens according to my calculations.«
(Raymond K.)
#3 Leister, Selbstbediener und Bürokraten …am Ende
der Geschichte:
»Einführung in die überkommenen ökonomischen Missverständnisse«
»Sometimes you have to get up really high to see how
small you are« (Felix B.)
#4 Das Individuum …am Ende der Geschichte:
»Die letzte Arbeit des Gegenwärters«
»Der Mensch kommt ja auf die Welt, weil er was vor
hat« (Götz W.)
Kuratiert von Martin Hotter, Oliver Mathias
Kratochwill & Anna Laner
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ENGLISH MONDAYS
A bimonthly series of anglophile culture in Vienna
Noëmi Steffen & Jesse Inman are consistently celebrating
English language culture with ENGLISH MONDAYS: staged
readings of contemporary plays, recent short stories,
emerging comedy, live Skype concerts from the island...
accompanied by tea, cider, crisps & Guinness.
ENGLISH MONDAYS is a performance and meeting location for expats and other friends of Anglo-Saxon culture
and offers the opportunity to meet new, little-known artists in an intimate setting. For example last year there
were actor and musician Dylan Tighe from Dublin or
Welsh author Thomas Morris, as well as director and author Dick Walsh and musician Derrick Devine.
Noëmi Steffen, born in Switzerland, living in Dublin, and
Jesse Inman, ensemble member of Schauspielhaus with
English roots, are the hosts of this English language
evening in collaboration with guests from Ireland and
Great Britain.
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Schauspielhaus Wien 16/17
Sonderveranstaltungen
Das Hörspiel ist heute ein sehr attraktives Medium für
junge Autor*innen: Professionelle Aufnahmetechnik wird
immer leichter zugänglich und moderne Software vereinfacht die Postproduktion enorm. Schnell und unkompliziert kann man so im Hörspiel eine Form finden, in der die
eigenen Ideen ausgestaltet und einer breiten Masse im
Netz zur Verfügung gestellt werden können. Im Rahmen
des »Hörspielhauses« wollen wir auch in der kommenden
Spielzeit diesen Autor*innen wieder eine Plattform bieten und zum gemeinsamen Hören und Diskutieren mit
den Produzierenden und Beteiligten einladen. Das Programm der Reihe wird verstärkt Bezüge zum Spielplan
der Hauptbühne herstellen, indem es präsentiert, was
die Autoren der Produktionen des Schauspielhauses im
Bereich der Hörkunst umtreibt. Außerdem werden wir
im Rahmen von Kooperationen mit Ö1, der »Schule für
Dichtung« und dem Max Reinhardt Seminar die lokale
Hörspielszene vorstellen.
In der Reihe »Sinus Rechteck Sägezahn« trifft seltsame
Musik auf seltsame Texteinheiten. Im Fokus steht experimentelle Elektronik zwischen minimalistischem Mantra,
rhythmischer Verschiebung und analoger Übersteuerung.
Heavy Listening als intensiv-konspirative Hörsituation,
bei der sich unbekannte Klang- und Wortsequenzen näher kommen.
Das Textmaterial kommt von Autor*innen aus dem Kreis
des Schauspielhauses, von Wiener Lyriker*innen und
aus dem Fundus obskurer Populärkultur. Die Zuschauer*innen wechseln für diese Veranstaltung die Perspektive und finden sich auf der Bühne inmitten der gerade
stehenden Kulissen wieder. Zur Aufmerksamkeitssteigerung gibt es Bewirtung ab Mischpult und frei gestaltbare Sitzplatzwahl.
#1
30.9. 21 Uhr im Schauspielhaus
Musik
Konsul Gnadenwalze (Ordia Muszc)
Dino Spillutini (Sacred Phrases / Umor Rex) Texteinheiten
Thomas Köck (Suhrkamp) Mit freundlicher Unterstützung von
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Gastgeber Samuel Schaab & Jacob Suske
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Schauspielhaus Wien 16/17
Autor*innenförderung
Das Schauspielhaus fühlt sich der Förderung von Nachwuchsautor*innen in besonderer Weise verpflichtet. Deshalb
wird auch 2017 das in Zusammenarbeit mit der literar
mechana ausgelobte Stipendium vergeben, das seit 2007
bereits renommierte Autor*innen hervorgebracht hat.
Das Drama Forum von uniT Graz, eine der wichtigsten
Ausbildungsstätten für Szenisches Schreiben im deutschsprachigen Raum, ist ein enger Arbeitspartner des Schauspielhauses in der Förderung zeitgenössischer Autor*innen.
Die Bekanntgabe des Themas des Wettbewerbs 2016/17
erfolgt im Oktober 2016 im Rahmen einer detaillierten
Ausschreibung mit genauen Teilnahmekriterien. Nach einer ersten Vorauswahl werden fünf Autor*innen die Gelegenheit haben, in einem Workshop unter Leitung eines renommierten Mentors an ihren Texten zu arbeiten und mit
Expert*innen über ihre Themen ins Gespräch zu kommen.
Im Anschluss an den Workshop werden die Entwürfe öffentlich präsentiert und eine Sieger*in gekürt und mit
dem mit dem Hans-Gratzer-Stipendium verbundenen
Werkauftrag ausgezeichnet. Der Schreibprozess wird intensiv durch die Dramaturgie des Schauspielhauses begleitet. Das Siegerstück soll am Schauspielhaus Wien uraufgeführt werden.
Das Hans-Gratzer-Stipendium ist ein Projekt
des Schauspielhauses Wien.
Das Preisgeld wird gestiftet von
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Arbeitsatelier
Mit dem »Arbeitsatelier« wurde ein neues Kooperationsprojekt mit uniT gestartet. Im Rahmen des dreijährigen
Programms wird mit Formen kollektiver Autorschaft zwischen Autor*innen und Regisseur*innen experimentiert.
Die Produktion »Blei«, die Ivna Žic und Tomas Schweigen
gemeinsam entwickeln, eröffnet im Frühjahr 2017 die
mehrjährige Serie der »Arbeitsateliers«.
Das »Arbeitsatelier« wird gefördert von
Infiziert! – Schreibworkshop
Unter der Leitung des Schriftstellers Jörg Albrecht ist
mit »Infiziert!« ein Forum entstanden, in dem Autor*innen aus dem Umfeld von Schauspielhaus und uniT ihre
Texte diskutieren und sich Anregungen für ihr Schreiben holen können.
In Zusammenarbeit mit
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Schauspielhaus Wien 16/17
Das Schauspielhaus Wien ist Mitglied der »Theaterallianz« – sechs freier österreichischer Theaterhäuser, jedes
von ausgewiesener Qualität und besonderer Bedeutung
in seinem Bundesland. Gründungsmitglieder sind neben
dem Schauspielhaus Wien das Theater KOSMOS Bregenz,
das klagenfurter ensemble, das Theater Phönix Linz und
das Schauspielhaus Salzburg. Jüngst wurde der Verbund
um das Grazer Theater am Lend erweitert, das wegen seiner engen Verbindung zum Drama Forum von uniT Graz
ein wichtiger Akteur in der zeitgenössischen Autor*innen-Förderung ist. Durch die Theaterallianz entsteht eine
bundesweite Plattform für das zeitgenössische Theater
in Österreich. Im Zentrum der gemeinsamen Aktivitäten
steht der Austausch von ausgewählten Inszenierungen
zeitgenössischer Dramatik.
2015 hat die »Theaterallianz« erstmals einen Preis für
zeitgenössische österreichische Dramatik vergeben, mit
dem Thomas Köck für sein Werk »Kudlich – eine anachronistische Puppenschlacht« ausgezeichnet wurde. Die Uraufführungsproduktion des Schauspielhauses Wien wird
2017 in allen Partnertheatern gezeigt. Für die Spielzeit
2017/18 ist eine Neuauflage des Preises geplant, der zu
den höchstdotierten Auszeichnungen für junge Dramatik im deutschsprachigen Raum gehört.
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ENSEMBLE
Ensemble
Simon Bauer wurde 1981 geboren und wuchs in Überlingen am Bodensee (D) auf. Er schloss 2009 sein Schauspielstudium an der Universität der Künste in Berlin ab.
Während des Studiums gastierte er am Deutschen Theater Berlin und am Maxim Gorki Theater Berlin. Gemeinsam mit Antú Romero Nunes und Nils Kahnwald
erarbeitete er das Projekt »Don't wanna die watching
Spiderman 3«, das am bat-Studiotheater der Hochschule
für Schauspielkunst »Ernst Busch« und auf verschiedenen
internationalen Festivals lief. Seine festen Engagements
führten ihn von 2009-11 an das Theater Heidelberg sowie von 2011-14 an das Badische Staatstheater Karlsruhe, bevor er zum Theater Basel wechselte. Bisher
arbeitete er u.a. mit René Pollesch, Pedro Martins
Beja, Jan-Christoph Gockel, Simon Solberg, Tomas
Schweigen, Lucia Bihler & Thomas Bo Nilsson zusammen. Am Schauspielhaus Wien glänzte er u. a. als dekadenter Adeliger mit SM-Vorliebe in »Der grüne Kakadu«.
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Schauspielhaus Wien 16/17
Ensemble
Vera von Gunten, geboren 1974 in Bern (CH), studierte von
2000-04 an der Zürcher Hochschule der Künste. Nach dem
Studium gründete sie gemeinsam mit Tomas Schweigen
die freie Theatergruppe »Far A Day Cage« (FADC) mit der
sie mehr als 15 Projekte realisierte, die in der Schweiz
und im Ausland zu sehen und zu den wichtigsten Festivals der Freien Szene des deutschsprachigen Raums
eingeladen waren. 2007 erhielt sie für ihr eigenes Projekt »Loba Town« den »Echos«-Preis der Schweizerischen
Kulturstiftung »Pro Helvetia«. 2008-10 war sie Ensemblemitglied am Theaterhaus Jena. 2012 wechselte sie an
das Theater Basel. Sie arbeitete u. a. mit Markus Heinzelmann, Eike Hannemann, Meret Matter, Calixto Bieito,
Thom Luz, Florian Fiedler, Niklaus Helbling, Lucia Bihler
und Thomas Bo Nilsson. Am Schauspielhaus Wien begeisterte sie u. a. mit ihrer überbordend-unheimlichen
Fürsorge als Tanja Teichmüller-Pekała in »Cellar Door«.
Jesse Inman, geboren 1977, stammt aus Birmingham
(UK). 2003 ist er nach Deutschland übersiedelt und hat
seither als freier Schauspieler an den verschiedensten
Häusern in ganz Europa gespielt – sowohl in deutschsprachigen als auch in englischen Produktionen. Seit
2006 war er Mitglied von »Far A Day Cage« (FADC) und
wirkte u. a. in den Produktionen »Der Pate I-III« (200911), »My State« (2010) oder »Hamlet, anschließend Publikumsgespräch« (2011) mit. 2012-15 war er Ensemblemitglied am Theater Basel. Er war u. a. in den Filmen
»Countess« von Julie Delpy und in Lars von Triers »Nymphomaniac« zu sehen. Er arbeitete mit Regisseur*innen
wie Boris Nikitin, Bernhard Mikeska, Barbara Weber, Florian Fiedler, Niklaus Helbing, Lucia Bihler und Thomas
Bo Nilsson. Am Schauspielhaus Wien spielte er sich u. a.
in »Punk & Politik« mit seiner charmanten Interpretation
des Punks Jón Gnarr in die Herzen des Publikums.
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Schauspielhaus Wien 16/17
Ensemble
Steffen Link, geboren 1989 in Darmstadt (D), begann
nach seinem Abitur zunächst ein Studium der Theaterwissenschaft und Germanistik. 2010 – 2015 studierte er
Schauspiel an der Hochschule der Künste Bern und der
Zürcher Hochschule der Künste. Bereits während des
Studiums spielte er am Theater Basel, am Theater der
Künste Zürich und am Schauspielhaus Zürich, wo er in
der Spielzeit 2014/15 im Schauspielstudio engagiert war.
Er arbeitete u. a. mit Barbara Frey, René Pollesch, Volker
Lösch, Ingo Berk, Antje Schupp, Mélanie Huber, Tomas
Schweigen, Marco Štorman, Lucia Bihler, Jan-Christoph
Gockel und Falk Richter. Darüber hinaus entwickelte er
eigene Projekte für das Sprungturmfestival Darmstadt
und das HKB-Theater Bern. Seit vielen Jahren ist er musikalisch aktiv und leitete in Darmstadt ein freies Orchester. Am Schauspielhaus Wien überzeugte er u. a. als
flinkfüßiger, offenherziger Zeitenwandler in »Strotter«.
Sophia Löffler wurde 1985 in Potsdam (D) geboren. Von
2007 bis 2011 studierte sie Schauspiel an der Leipziger
Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn
Bartholdy«. Ab der Spielzeit 2009/10 gehörte sie zum
Schauspielstudio des Staatsschauspiels Dresden, wo
sie in Arbeiten von Tilman Köhler und Simon Solberg
zu sehen war. Danach war sie bis 2015 am Badischen
Staatstheater Karlsruhe engagiert. Dort arbeitete sie u. a.
mit Anna Bergmann, Simone Blattner, Martin Nimz, Sebastian Schug und Tomas Schweigen. Außerdem war sie
unter der Regie von Jan-Christoph Gockel in der Titelrolle in Tschechows »Die Möwe« zu sehen. Zudem ist sie
als Sprecherin für Arte und den SWR tätig. Am Schauspielhaus Wien arbeitete sie u. a. mit Tomas Schweigen,
Marco Štorman,Thomas Bo Nilsson und bewies als Politikerin in »Möglicherweise gab es einen Zwischenfall«
wie schwierig es ist, seinen Idealen treu zu bleiben.
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Schauspielhaus Wien 16/17
Ensemble
Vassilissa Reznikoff, geboren 1990, ist in Cachan (F) aufgewachsen, einer Pariser Vorstadt, die Teil der sogenannten
Banlieue ist. Zunächst hatte sie in Hamburg und an der
Berliner Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch«
Bühnentanz studiert. Ab 2011 absolvierte sie schließlich
ihr Schauspielstudium am Mozarteum in Salzburg. Beim
»Young Directors Project« der Salzburger Festspiele war
sie in einer Inszenierung von Hans-Werner Kroesinger
zu sehen. In ihrem Studium arbeitete sie u. a. mit Volker
Lösch und Herbert Fritsch. Am Schauspielhaus Wien arbeitete sie mit Tomas Schweigen, Marco Štorman, Lucia
Bihler und Falk Richter. Ausdrucksstark und berührend
machte sie in »Punk & Politik« und »Città del Vaticano«
die innere Zerissenheit der Figur Europa erfahrbar, die
sich in Wut und Verzweiflung entlädt.
Sebastian Schindegger ist 1976 in Wien geboren und
aufgewachsen. Von 1997 bis 2000 studierte er Schauspiel am Franz-Schubert-Konservatorium. Von 2001-04
war er am Thalia Theater in Halle an der Saale engagiert.
In der Saison 2004/05 war er Gast beim Akko-Theater
in Israel. Von 2005-09 war er im Ensemble des Schauspiels Frankfurt, wo er erstmals mit Tomas Schweigen
zusammenarbeitete. Ab 2009 war er am Staatstheater
Hannover engagiert. Wichtige Arbeitsbegegnungen verbanden ihn mit den Regisseuren Florian Fiedler, Simon
Solberg, Tomas Schweigen, Armin Petras, Lars-Ole Walburg, Tom Kühnel, Thomas Dannemann. 2015 kehrte er
nach 15 Jahren Abwesenheit in seine Heimatstadt zurück. Am Schauspielhaus Wien war er bisher unter der
Regie von Tomas Schweigen, Kathrin Herm und Jan-Christoph Gockel zu sehen. Als August Engelhardt in »Imperium« zeigte er eindrucksvoll, was es heißt, als fanatischer Vegetarier der Kokosnuss zu huldigen.
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TEAM
Team
TOMAS SCHWEIGEN
Künstlerische Leitung & Geschäftsführung
Tomas Schweigen, geboren 1977 in Wien, studierte Schauspiel in Wien und Regie an der Zürcher Hochschule der
Künste. 2004 gründete er die Kompagnie »Far A Day
Cage« (FADC). Zahlreiche Arbeiten sowohl in der freien
Szene wie auch an Stadt- und Staatstheatern, wiederholt
u. a. am Schauspiel Frankfurt, den Münchner Kammerspielen, am Schauspiel Hannover, Theaterhaus Jena, am Badischen Staatstheater Karlsruhe und am Schauspielhaus
Wien. Seine Inszenierungen wurden vielfach ausgezeichnet, zu zahlreichen Festivals eingeladen und waren u. a.
in Frankreich, Portugal, den Niederlanden und im Iran zu
sehen. Mehrfach wurde er von »Theater heute« als Nachwuchsregisseur des Jahres nominiert. Von 2012-15 war
er Co-Schauspieldirektor am Theater Basel. Seit 2015/16
ist er Künstlerischer Leiter des Schauspielhauses Wien
und inszenierte bisher »Punk & Politik« und »Strotter«.
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Schauspielhaus Wien 16/17
Team
RITA KELEMEN
Kaufmännische Leitung & Geschäftsführung
Rita Kelemen ist seit 2002 im Schauspielhaus tätig, anfangs im Bereich Buchhaltung, Controlling und Personalverrechnung. Seit Mai 2011 leitet sie als Kaufmännische
Leiterin & Geschäftsführerin mit Umsicht und Obacht die
kaufmännischen Vorgänge. Davor hat sie in verschiedenen
Unternehmen im Bereich Controlling, Personalwesen und
Bilanzbuchhaltung gearbeitet, u. a. Vienna International
Center, Aida Café-Konditorei sowie auch im Bereich der
Organisation und Abrechnung von Großveranstaltungen
für UN, UNIDO, IAEA. Ausserdem betreute sie Konferenzen und diverse Anlässe in der Hofburg, im Austria Center Vienna und im Rathaus Wien.
Aus Sicht einer ehemaligen Kollegin ist sie »der schöne
Beweis dafür, dass menschlicher Umgang und Loyalität
nicht hinderlich sind in Führungspositionen«.
MICHAEL ZERZ
Technische Leitung
Michael Zerz kennt das Schauspielhaus wie kein anderer:
Seit 1981 ist er am Haus engagiert. Begonnen hat er als
Bühnenarbeiter und Kleindarsteller und wurde nach und
nach auch mit Aufgaben in den Bereichen Lichtdesign und
Bühnenbild betraut. 1985 erhielt er – als Teil der »gruppe
finnish« – den Förderungspreis zur Kainz-Medaille, der
seit 2000 als »Nestroy-Theaterpreis« verliehen wird. Seit
2001 ist er Technischer Leiter und koordiniert mit Liebe
und Akribie sein Team. Daneben verwirklicht er immer
wieder auch Arbeiten als Bühnenbildner, die zuletzt »17%
Körpergewicht«, »Karaoke Box« und »Aller Tage Abend«
umfassten. Seit 2004 ist er im Rahmen des Studiengangs
Bühnen- und Filmgestaltung unter der Leitung von Bernhard Kleber Lehrbeauftragter für Lichtgestaltung an der
Hochschule für angewandte Kunst.
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Schauspielhaus Wien 16/17
Team
TOBIAS SCHUSTER
Leitung Dramaturgie
Tobias Schuster, geboren 1983 im Ruhrgebiet (D), studierte
Theaterwissenschaft, Politik und Arts Administration in Bochum und Zürich. Von 2006-09 war er Dramaturgieassistent
an der Berliner Schaubühne. Ab 2009 arbeitete er als freier
Dramaturg u. a. am Schauspielhaus Graz und mit dem Theaterkollektiv »copy&waste« sowie als Künstlerischer Leiter des Freie-Szene-Festivals »unithea« in Frankfurt (Oder).
2009 & 10 war er Koordinator und Jurymitglied des Kleist-Förderpreises für junge Dramatiker. 2011-13 gestaltete er am
Staatstheater Karlsruhe den Start der Intendanz von Peter
Spuhler mit. Danach wurde er Leitender Dramaturg am
Theater Lübeck. Eine enge Zusammenarbeit verbindet ihn
mit den Regisseuren Marco Štorman, Jan-Christoph Gockel und Gernot Grünewald. Seit 2015 ist er Leitender Dramaturg am Schauspielhaus Wien und arbeitet hier u. a. mit
Tomas Schweigen, Thomas Bo Nilsson und Falk Richter.
JACOB SUSKE
Musik & Dramaturgie
Jacob Suske, geboren 1980 bei Graz, studierte zunächst
Jazz in Bern und Luzern und nahm Unterricht am »Bass
Collective« in New York. Als Bassist spielt er u.a. mit »Bonaparte«, »One Shot Orchestra«, »Lunik«, Julian Sartorius
und Sophie Hunger. Als Theaterkomponist arbeitet Jacob
Suske an vielen wichtigen Häusern des deutschsprachigen
Raums. Sein Regiedebüt gab er mit der von ihm komponierten elektronischen Kammeroper »Orpheus.Factory.«
am Luzerner Theater. Suske bringt in dieser Spielzeit gemeinsam mit Hajo Tuschy Dostojewskis »Der Spieler« am
Theater Bonn auf die Bühne. Jacob Suske war 2016 Stipendiat des Internationalen Forums beim Theatertreffen
in Berlin. Am Schauspielhaus Wien arbeitet er regelmäßig
mit Tomas Schweigen, außerdem in der Saison 15/16 u. a.
als Musiker & Performer mit Jan-Christoph Gockel und
als Dramaturg & Musiker mit Lucia Bihler.
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Schauspielhaus Wien 16/17
Team
STEPHAN WEBER
Bühnenbild & Programmdramaturgie
Stephan Weber, geboren 1978 in Winterthur (CH), studierte
Bühnenbild an der Norwegischen Theater Akademie in
Fredrikstad. Diverse Arbeiten als Bühnen- und Kostümbildner führten ihn an Bühnen in Norwegen, Deutschland, Portugal und der Schweiz, u. a. mit Simone Eisenring, Meret
Matter, Morten Traavik, Vania Gala und Morten Joachim,
mit dem er seit 2013 am Rikstheater, am Theater Ibsen,
am Oslo Nye und am norwegischen Nationaltheater gearbeitet hat. Außerdem entwarf er Ausstattungen fürs
Schweizer Fernsehen. Seit 2005 enge Zusammenarbeit
mit »Far A Day Cage« (FADC) und Tomas Schweigen,
mit dem er u. a. am Schauspiel Frankfurt, Schauspiel
Hannover, Theaterhaus Jena arbeitete. Von 2012-15 war
er fester Bühnenbildner am Theater Basel. Am Schauspielhaus Wien war er 2015/16 für die Bühnenbilder von
»Punk & Politik« und »Strotter« verantwortlich.
ANNE BUFFETRILLE
Kostümbild (Gast) & Programmdramaturgie
Anne Buffetrille, geboren 1973 in St Germain en Laye (F),
studierte Germanistik in Paris. Nach mehreren Assistenzen
folgten ab 2002 erste eigene Arbeiten als Bühnen- und Kostümbildnerin in Konstanz, Linz und Salzburg. 2004-05 war
sie Assistentin in Paris bei der französischen Modedesignerin
Barbara Loison. Neben Oper, Ballett und Kurzfilmen hat sie
in den vergangenen Jahren zunehmend Kostüme für Schauspiel entworfen, u. a. am Schauspielhaus Hamburg, Theaterhaus Jena, Düsseldorfer Schauspielhaus, Maxim-Gorki
Theater Berlin, Staatstheater Wiesbaden, Schauspiel Hannover & Theater Basel. Seit 2011 arbeitet sie regelmäßig mit
Tomas Schweigen zusammen. Zusätzlich gibt sie seit 2013
Workshops für »Mode et Stylisme« an der Kunsthochschule
IMAD in Caen. In der Spielzeit 15/16 entwarf sie am Schauspielhaus Wien die Kostüme für »Punk & Politik«, »Möglicherweise gab es einen Zwischenfall« und »Strotter«.
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Schauspielhaus Wien 16/17
Team
ANNA LANER
Dramaturgie & Produktionsleitung
Anna Laner, geboren 1988 in Oberösterreich, studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Paris und Wien.
Nach dem Studium Regieassistenzen u. a. beim aktionstheater ensemble in Bregenz, bei Angela Richter auf
Kampnagel Hamburg und bei Gustav Rueb am Theater
Lübeck. In der Spielzeit 2013/14 erarbeitete sie mit Christine Eder eine Bühnenfassung von »Unendlicher Spaß«
für die Garage X. 2015 arbeitete sie erneut mit Christine
Eder für die mit dem »Nestroy-Preis« prämierte Produktion »Proletenpassion 2015ff« zusammen und war als Produktionsdramaturgin bei »Depeche Mode« in der Regie
von Julia Burger im Werk X Eldorado tätig. Im Juni 2015
inszenierte sie beim Nachwuchs-Theater-Wettbewerb
im Theater Drachengasse. Am Schauspielhaus Wien arbeitete sie 2015/16 dramaturgisch an den Produktionen
»Punk & Politik«, »Spam«, »Strotter« & »Cellar Door« mit.
GIOVANNA BOLLIGER
Grafik & Illustration
Giovanna Bolliger, 1987 in Basel (CH) geboren, studierte
in Bern Visuelle Kommunikation und arbeitete anschließend als Bühnenbildassistentin am Theater Basel. Hier
realisierte sie während und nach ihrer Assistenz u. a. ein
Bühnenbild für Simon Solberg (»Der Park«), Illustrationen
für Volker Lösch (»Biedermann und die Brandstifter«) und
Tomas Schweigen (»Die Propellerinsel«) und zuletzt am
Landestheater Linz für Johannes von Matuschka (»Hedwig And The Angry Inch«). Außerdem entwickelte sie für
Morten Joachim am Riks Theater, am norwegischen Nationaltheater in Oslo (»Doktor Proktors Prompepulver«) und
am Olso Nye (»Doktor Proktors Tidsbadekar«) Animationen.
Am Schauspielhaus Wien kreierte sie 2015/16 Illustrationen
für »Imperium«. Neben Ihrer Festanstellung als Grafikerin
am Schauspielhaus Wien ist sie als freischaffende Grafikerin und Illustratorin tätig.
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Schauspielhaus Wien 16/17
Team
Hubert Weinheimer
Valerie Jarolim
Öffentlichkeitsarbeit
Assistenz der Geschäftsführung
Jürgen Gemeinböck
Kathrin Kölsch
Leitung Kartenvertrieb
Assistenz der Technischen Leitung/
& Controlling, Website-Redaktion
Produktionsleitung
Caitlin Smith
Buchhaltung
Oliver Mathias
Kratochwill
Brigitte Auer
Dominik Mayr
Dramaturgin im Referat der
Tontechnik
Lichttechnik
Geschäftsführung
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Schauspielhaus Wien 16/17
Team
Klara Rabl
Andrea Fischer
Regieassistenz
Kostümfundus
Gabriel Zschache
Sophie Schmeiser
Regieassistenz
Mitarbeiterin der Tages- und
Abendkassa
Anna Panzenberger
Laura Pudelek
Kostümbetreuung/
Mitarbeiterin der Tages- und
Garderobiere
Abendkassa
Tamara Holzweber
Monika Humer
Kostümbetreuung/
Mitarbeiterin der Tages- und
Garderobiere
Abendkassa
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Schauspielhaus Wien 16/17
Team
Amelie Jarolim
Leitung Publikumsdienst
Ljiljana Marinkovic
Raumpflege
Bühnentechnik
Martin Hotter, Bruno Hoffmann, Carl Schopf , Samuel Schaab, Gudarz Moradi
Publikumsdienst
Alexandra Ziegler, Isabelle Klittich, Michael Grabner, Larissa Kramarek
nicht auf dem Foto: Christian Gailer, Julia Häfele, Magdalena Schönauer
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Schauspielhaus Wien 16/17
Autor*innen
Nele Stuhler & Falk Rößler (FUX)
Thomas Köck
Christian Kracht
Alfred Kubin
Lisa Lie
Thomas Bo Nilsson
Falk Richter
Schauspielhaus-Ensemble
Tomas Schweigen
Miroslava Svolikova
Ivna Žic
Regie
Jan-Christoph Gockel
Nele Stuhler & Falk Rößler (FUX)
Lisa Lie
Franz-Xaver Mayr
Robert Misik & Milo Rau
Thomas Bo Nilsson & Team
Falk Richter
Marco Štorman
Tomas Schweigen
Nir de Volff
Ausstattung
Anne Buffetrille
Jil Bertermann
Julian Wolf Eicke
Michela Flück
Maja Nilsen
Thomas Bo Nilsson
Stephan Weber
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Schauspielhaus Wien 16/17
nachtkritik.de
Rückblick auf die Saison 15/16
Winter 2014. In einem kleinen Theater im 9. Bezirk laufen
die Vorbereitungen für den Start des neuen Künstlerischen Leitungsteams, ein erster Spielplan entsteht. Es
soll ein Programm werden, das lustvoll politische Themen auf der Bühne verhandelt und in einer zeitgemäßen Formenvielfalt die Tradition des Schauspielhauses
als Autorentheater weiterführt. Langsam konkretisiert
sich die Idee eines programmatischen Eröffnungs-Projekts. Ein politischer Abend, mit Herz und Humor, sinnfällig der Titel: »Punk & Politik«. Auf dem Tisch liegt damals die gerade erschienene Biographie des isländischen
Bürgermeister-Comedians Jón Gnarr, vielleicht Vorbild
für einen neuen Politiker-Typus? Während die Eskalation
der Schulden- und Flüchtlingskrise noch einige Monate
in der Zukunft liegt, ist das Erstarken des Nationalismus
in ganz Europa bereits in vollem Gange. Einige Wochen
vor Probenbeginn stoßen wir auf die Arbeit des Berliner
»European Democracy Lab« und seiner Leiterin Ulrike
Guérot. Wir sind fasziniert von deren Konzept einer »Europäischen Republik« und wollen dieses in »Punk & Politik« integrieren. Ein postnationaler Kontinent, mit den
Theatern als politische Zentren – das wäre doch ein Gegenmodell zum grassierenden Populismus! Gleichzeitig
erscheint uns das als ein angemessen größenwahnsinniger Gegenstand für eine Eröffnungsinszenierung. Soweit
die Theorie. Soweit die Vorarbeit.
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Rückblick 15/16
Im August 2015 sitzt nun ein neues Ensemble in einer
kleinen Probebühne zusammen und wälzt diese Themen
und Fragestellungen, während draußen Weltgeschichte
zum Anfassen stattfindet und Hunderttausenden von
Flüchtlingen zu Beginn noch eine Welle der Hilfsbereitschaft entgegen kommt. In diesen Tagen ist es unumgänglich, sich auf jeder Probe mit den Entwicklungen der
Tagespolitik auseinanderzusetzen, manchmal müssen
täglich Texte revidiert werden, weil sie von der Nachrichtenlage überholt sind. Wohl nur sehr selten sind Theater
und Realität so nah bei einander, so erscheint es nur
folgerichtig, sich gerade jetzt auch mit der Rolle politischen Theaters an sich auseinanderzusetzen.
Etwas mehr als ein Jahr später ist »Punk & Politik«
längst abgespielt. Auf der Bühne einer Europäischen Zukunftsvision Raum gegeben zu haben, hat sich jedoch
definitiv als richtig und wichtig erwiesen, denn spätestens durch den Brexit ist die Europäische Union tiefer
denn je in der Krise. Das Konzept der »Europäischen Republik« hingegen hat den wissenschaftlich-exklusiven
Think-Tank-Elfenbeinturm verlassen und Ulrike Guérot,
zwischenzeitlich als Professorin an die Donau-Universität
in Krems berufen, ist höchst gefragter, beinah täglicher
Gast in politischen Talkshows, in denen sie für die These
ihres jüngsten Buches wirbt: »Warum Europa eine Republik werden muss«!
Neben der politischen Positionierung war es ein wesentliches Ziel der ersten Spielzeit, eine möglichst
breite Palette dessen zu präsentieren, was »Autorentheater« heute sein könnte. Nach dem kollektiven Rechercheprojekt zur Eröffnung wurde mit »Möglicherweise
gab es einen Zwischenfall« erstmals ein Werk des briti-
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Schauspielhaus Wien 16/17
Rückblick 15/16
schen Dramatikers & Theatermachers Chris Thorpe für
das deutschsprachige Publikum präsentiert. Als die brutalen und rassistischen Texte eines terroristischen Mörders, für die sich Thorpe von Anders Breivik inspirieren
ließ, am Abend nach den Anschlägen von Paris auf der
Bühne des Schauspielhauses gesprochen wurden, war
»Möglicherweise gab es einen Zwischenfall« beinahe
makaber nah am Puls der Zeit.
im Schauspielhaus keinen Stein auf dem anderen. Für
den Weltentwurf seiner Performance-Installation »Cellar Door« baute er das gesamte Gebäude in der Porzellangasse um und kreierte das begehbare Sittengemälde
einer verrohten Gesellschaft, in der jeder einzelne Zuschauer durch seine spezifische Perspektive zum Autor
des eigenen individuellen Theater-Unikats wurde.
Mit der skurril-komödiantischen Sprechoper »Spam« von
Rafael Spregelburd konnte man im Nachbarhaus in die
absurden Tiefen des Internets abtauchen, während sich
auf der Hauptbühne die Insassen des »Grünen Kakadus«
vor der Außenwelt versteckten. In einer neuen Version
mit Texten von Bernhard Studlar wurde ein selten gespielter Klassiker Arthur Schnitzlers befragt. Dekadente
Kolonialisten, Kokovoren und kannibalistische Schattenseiten einer utopischen Südseeinsel gab es danach in
Christian Krachts »Imperium« zu erleben.
Mit dem jungen Autor Thomas Köck entwickelte sich
eine zusehends enge Arbeitspartnerschaft, während
seine Texte überall im deutschsprachgien Raum immer
öfter den Weg auf große Bühnen finden. »Strotter« markierte den Startpunkt einer Serie von Experimenten mit
kollektiver Autorschaft, die in den nächsten Jahren fortgesetzt werden soll. Der »postapokalyptischer Spaziergang« in der Regie von Tomas Schweigen war zudem
die erste Uraufführung eines Stücks von Thomas Köck
in Österreich.
Mit »Città del Vaticano« setze Falk Richter die Beschäftigung mit der politischen Situation Europas fort. Mit
einer Gruppe junger Gast-Performer*innen aus unterschiedlichen Ländern und Teilen unseres Ensembles
setze er sich mit Fragen von Identität und kulturellem
Erbe auseinander. Mit der gleichberechtigten Verbindung
von Choreographie, sehr persönlichen Improvisationen,
ausgearbeitetem literarischen Textmaterial und von den
Performer*innen verfassten Fragmenten erprobte Falk
Richter zudem eine neue Arbeitstechnik, die er in zwei
Workshops mit jungen Performer*innen im Rahmen der
Biennale di Venezia 2014 & 15 für sich entwickelt hatte.
Der Abend bildete im Rahmen der Wiener Festwochen
den Abschluss der Saison 15/16.
Und längst hatten da sich unsere Pläne für die nächste,
nun aktuelle Spielzeit verdichtet, die wir Ihnen in auf
den vorigen Seiten dieses kleinen Büchleins vorgestellt
haben. Wir hoffen, Sie sind genauso gespannt wie wir,
die Ergebnisse bald auf unserer Bühne in der Porzellangasse zu erleben!
Mit einem Projekt in den Öffentlichen Raum zu gehen,
war ein künstlerischer Wunsch, es war aber auch administrativ nötig, denn im Frühjahr lies Thomas Bo Nilsson
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Schauspielhaus Wien 16/17
Rückblick 15/16
»Punk & Politik«
von Tomas Schweigen & Ensemble
URAUFFÜHRUNG
Regie Tomas Schweigen
»Post-postdramatischer Funpunk! Welchem Intendanten ist es schon vergönnt, mit seiner ersten Premiere ein neues Genre zu begründen?« DER FALTER
»Mit Humor wider die Belanglosigkeit und für ein
Theater, das wirkmächtig sich selber und Gesellschaft
macht. Viel Glück, du neues politisches Zentrum!«
nachtkritik.de
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Rückblick 15/16
»Möglicherweise gab
es einen Zwischenfall«
von Chris Thorpe
DEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNG
Regie Marco Štorman
»Nicht zuletzt das junge Ensemble verspricht
Gutes für die neue Ära.« Neue Zürcher Zeitung
»...auf einmal sind Text und Menschen eins,
hört man gebannt zu. Große Momente.« nachtkritik.de
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Spam
von Rafael Spregelburd
DEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNG
Regie Kathrin Herm
»... eine zwingende, rasante Inszenierung:
Schindegger hastet durch einen wundersamen,
aberwitzigen Abend« Kurier
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Rückblick 15/16
»So wild und bunt war
Schnitzler wohl noch nie.«
Die Presse
Der grüne Kakadu
»Draußen tobt die Revolution,
drinnen der Wahnsinn«
nach Arthur Schnitzler
In einer neuen Version mit Texten
von Bernhard Studlar
URAUFFÜHRUNG
Regie Lucia Bihler
Kronenzeitung
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Schauspielhaus Wien 16/17
Rückblick 15/16
Imperium
nach dem Roman von Christian Kracht
ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG
Regie Jan-Christoph Gockel
»Das Schauspielhaus hat mit der österreichischen
Erstaufführung manches riskiert und alles gewonnen. Chaotisch, dramatisch, melancholisch,
sensibel, zum Brüllen komisch und existenziell
wechseln die Eindrücke. Dafür gibt es verdient
stürmischen Applaus.« Der Standard
»Schlagertexte, Yogapraktiken, Hipsterbärte.
Körpertheater, wo es wirklich dringend sein muss.
Ein Hit.« Theater der Zeit
»Der seltene Fall einer Romanadaption,
die mehr Spaß macht als die Vorlage.«
Theater heute
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Rückblick 15/16
»…›Strotter‹ entwirft düstere, aber gar
nicht so abwegige Aussichten. Derer mag es zwar schon
einige geben, aber noch keine war so nah an Wien dran.«
Der Standard
»... eine erfrischend unkonventionelle
Inszenierung, die einen außerirdischen Blick
auf die reale Welt wirft« nachtkritik.de
Strotter
von Thomas Köck & Tomas Schweigen
URAUFFÜHRUNG
Regie Tomas Schweigen
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Schauspielhaus Wien 16/17
Rückblick 15/16
Cellar Door
eine 504-Stunden-Installation
von Thomas Bo Nilsson
URAUFFÜHRUNG
Künstlerische Leitung Thomas Bo Nilsson
»Together, the three parts of CELLAR DOOR congeal
into a 21st century gesamtkunstwerk. Call it a European, dystopian version of Charlie Kaufman's hyperrealist freakout ›Synecdoche, New York‹ as if directed
by Anonymous and the creators of Diablo.« VICE.com
»Mit ›Cellar Door‹ übertrifft Thomas Bo Nilsson
sich selbst. Den Theaterbesuchern wird für vier
Stunden eingeräumt, freiwillig Teil dieses grandiosen Theater-Infernos zu werden.« Wiener Zeitung
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Schauspielhaus Wien 16/17
Rückblick 15/16
Città del Vaticano
von Falk Richter & Nir de Volff
URAUFFÜHRUNG
Regie Falk Richter Choreographie Nir de Volff
»Am Ende ist der Applaus für Regie, Choreografie
und — allen voran — das Ensemble gewaltig:
Die Authentizität scheint das ganze Publikum berührt zu haben. Die Lebenswirklichkeit einer jungen
Generation eckt an, aber bei Richter ist sie eben genau das: eine Wirklichkeit.« ORF.at
»Man erliegt letztlich der Direktheit,
dem Charme und dem Spielwitz des
jungen Ensembles.« SWR
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Schauspielhaus Wien 16/17
SERVICE
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Porzellangasse 19
1090 Wien
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U4 Rossauer Lände
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(Ermäßigungen an der Schauspielhaus-Kassa)
Ermäßigungen über Abonnements
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Mo - Fr (werktags): 16 bis 18 Uhr
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1 Ab der Spielzeit 2016/17 wird bei uns nach Alter und nicht mehr nach Berufsstand ermäßigt: Für alle unter 30 Jahren und für alle über 60 Jahren
gibt es vergünstigte Karten.
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nur gültig für Schauspielhaus-Eigenproduktionen1
4 Premieren zum Preis 4 regulären Vorstellungen
Kaufen (telefonisch mit Kreditkarte oder direkt an der
Tages-/Abendkassa) Sie Ihre Karte bis spätestens
sieben Tage vor dem gewünschten Vorstellungstermin,
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SCHAUSPIELHAUS-»4er«-ABO2
4 Vorstellungen zum Preis von 3
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Ü603
U303
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44 € (statt 60 €)
29 € (statt 40 €)
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1 Der Frühbucherbonus gilt nicht, wenn Sie die Tickets nur reservieren!
Premierentermine ausgenommen.
2 Premieren, Gastspiele, Einmietungen ausgenommen.
3 Ab der Spielzeit 2016/17 wird bei uns nach Alter und nicht mehr nach Berufsstand ermäßigt: Für alle unter 30 Jahren und für alle über 60 Jahren
gibt es vergünstigte Karten.
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