5. Welche Kriterien kommen für den Einsatz von hand

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5. Welche Kriterien kommen für den Einsatz von handwerklichen und gestalterischen Techniken in Betracht?
Voraussetzung für den Einsatz handwerklicher und gestalterischer Techniken
ist eine ausführliche Befundung im Zusammenhang mit einer genauen Befundzusammenfassung. Anhand dieser Grundvoraussetzungen können die Behandlungsschwerpunkte und die Möglichkeiten bezogen auf den Mittel- und Medieneinsatz festgelegt werden. Grundsätzlich bietet das Spektrum handwerklicher
oder gestalterischer Techniken in der ergotherapeutischen Praxis gute Möglichkeiten, um Zielstellungen für den betreffenden Patienten umsetzen zu können
oder neben anderen therapeutischen Maßnahmen unterstützend oder begleitend zu fungieren. Wichtig beim Einsatz dieser Mittel und Medien ist das Wissen, welche inhaltlichen Schwerpunkte einer Handwerkstechnik therapeutisch
nutzbar sind bzw. in welchem Umfang sie einer Zielumsetzung dienlich sein können. Das heißt konkret, welche motorischen, kognitiven und sozialen / sozioemotionalen Anteile haben die handwerklichen-gestalterischen Techniken, die
im ergotherapeutischen Arbeitsbereich angewandt werden und welche dieser
Techniken deckt die Zielschwerpunkte bezogen auf den Patienten optimal ab?
Im Grunde bietet jede Handwerkstechnik die Möglichkeit motorische, kognitive oder sozio-emotionale Aspekte anzusprechen, jedoch sind die Anteile dieser
Bereiche unterschiedlich gewichtet bzw. verteilt. Diese Gewichtung richtet sich
nach den jeweiligen Ansprüchen innerhalb einer Technik.
5.1 Möglichkeiten durch Aufgabenstellungen Behandlungsschwerpunkte zu
setzen und zu verändern
Es sollte klar erkennbar sein, dass der motorisch-funktionelle Anteil einer Holzbearbeitung im Umgang mit Säge, Raspel und Schleifpapier höher ist, als das
Malen eines Bildes in Aquarelltechnik!
Hier liegen die Vorteile des Bildes eindeutig im sozio-emotionalen Bereich (z. B.
Kreativität und Phantasie, Rückzugsmöglichkeit finden, sich ausdrücken können
oder Ablenkung von negativen Denkinhalten). In jeder dieser unterschiedlichen
Aufgabenstellungen im Umgang mit jeweils anderen Materialien liegen natürlich auch kognitive Anteile. Diese sind abhängig von notwendigem Vorwissen
bezogen auf die Technik, dem Schwierigkeitsgrad der Technik und der jeweiligen
Aufgabenstellung.
Was ist unter Vorwissen zu verstehen?
ÆÆ Materialkenntnisse
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Welche Eigenschaften haben diese Materialien und welche Gesetzmäßigkeiten
im Umgang mit diesen gilt es zu berücksichtigen?
ÆÆ Kenntnisse über Werkzeuge und Maschinen
Wie heißen die Werkzeuge, wie werden sie fachgerecht gehandhabt, für welche
speziellen Tätigkeiten sind diese nutzbar (auch das Wissen über den Wechsel
von Stand- oder Sitzarbeiten bzw. wann ein Wechsel der Körperposition /-haltung nötig wird) und welche Arbeitssicherheitskriterien sind im Umgang mit diesen Werkzeugen / Maschinen zu berücksichtigen?
Es muss im Vorfeld abgeklärt werden (bevor der Patient mit dem Medium / der
Technik in Berührung kommt), ob Vorwissen beim Patienten vorhanden ist oder
in welchem Umfang, zu welchen konkreten Bezugspunkten es vorhanden ist.
Hier können auch die beruflichen Voraussetzungen oder eventuellen Hobbys,
Interessen oder Neigungen eines Patienten genutzt werden.
An diesen Kriterien orientiert sich dann letztendlich der Umfang an Informationen, die dem Patienten durch den Therapeuten vermittelt werden müssen. Sollte bereits Vorwissen vorhanden sein, dann muss dies überprüft werden.
Hier kann am Anfang einer Therapie über das Gedächtnis des Patienten schon
kognitiv gearbeitet werden.
Weitere Kriterien für den kognitiven Anspruch einer Tätigkeit:
ÆÆ Die Aufgabenstellung muss verstanden werden! Das Umsetzen von Arbeitsschritten in fachlich richtiger Reihenfolge ist Voraussetzung. Der Schwierigkeitsgrad wird zusätzlich durch den Umfang einer Aufgabenstellung beeinflusst.
! Hier auch je nach Fähigkeit des Patienten entscheiden, wie umfangreich eine
Aufgabe definiert wird und ob die Aufgabe vollständig oder teilweise in einzelne
Arbeitsschritte unterteilt wird.
ÆÆ Welche Ansprüche stellt die Aufgabe und dessen Umsetzung an den Patienten bezogen auf: Konzentration, Merkfähigkeit, Gedächtnis, Genauigkeit,
Ausdauer usw.?
! Hier ist es wichtig zu wissen, dass es Möglichkeiten innerhalb jeder Handwerkstechnik gibt, den Schwierigkeitsgrad zu verändern.
(Mehr dazu unter Punkt 5.2)
Sozio-emotionale Aspekte spielen im Zusammenhang mit einer Erkrankung oder
den Folgen einer Erkrankung oder eines Unfalls immer eine Rolle. Grundsätzliches zu diesem Thema wurde schon unter Punkt 1.5 genannt. Wichtig ist hier zu
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wissen, dass durch die Tätigkeit mehrere Aspekte des sozio-emotionalen Bereiches angesprochen werden.
Entscheidend für diese sind der Anspruch an Kreativität und Phantasie, Motivation und Interesse, wo die Grenze bezogen auf die Frustrationstoleranz zu
ziehen ist und welchen Status der Patient in Bezug zu Selbstwert und Selbstbewusstsein besitzt.
Alle Handwerkstechniken bieten auch die Möglichkeit gestalterische Aspekte
einzubeziehen.
Es gibt Techniken wie Peddigrohr, die als besonders strukturierte Handwerkstechnik gilt und bezogen auf gestalterische / kreative Elemente weniger Spielraum bietet als zum Beispiel die Technik Ton. Diese beinhaltet zwar auch klar
strukturierte Elemente (wie die Platten- und Wulst oder Stegtechnik), ist jedoch
gut kombinierbar mit kreativ-gestalterischen Inhalten (das Anbringen von Applikationen in Positivtechnik, die Ritztechnik oder das Gestalten mit unterschiedlichen Farbglasuren).
Mit diesem Material kann sehr spontan agiert werden. Hinzu kommt, dass das
Material leicht verformbar ist und dies über einen längeren Zeitraum. Dadurch
ist das Produkt länger veränderbar und korrigierbar (so besteht auch die Möglichkeit über einen längeren Zeitraum kreativ zu sein, und Fehler zu beheben).
Dies regt insgesamt zu kreativ-gestalterischem Handeln an.
Ich möchte deutlich machen, dass durch die variable Veränderbarkeit einer Aufgabenstellung auch der Schwerpunkt veränderbar ist. Wichtig ist hierbei, dass
der Therapeut im Vorfeld die Ziele für den Patienten klar definiert hat und somit
auch die Möglichkeit besitzt, die Mittel und Medien gezielt einzusetzen. Er soll
entscheiden, welche Technik geeignete Möglichkeiten bietet, um die Ziele optimal umsetzen zu können. Hier soll klar sein, welche(r) Bereich(e) den Schwerpunkt ausmacht. Techniken wie z. B. Holz, Peddigrohr oder das Herstellen einer
Fächermappe aus Papier und Pappe bieten eher strukturgegebene Möglichkeiten und lassen den kreativ-gestalterischen Aspekt eher im Hintergrund.
Eine Kombination aus beiden Elementen ist ebenfalls denkbar.
Ein Puzzle aus Sperrholz (Laubsägearbeit) kann durch die Aufgabenstellung auf
klare strukturierte Inhalte bezogen sein.
Beispiel für Aufgabenstellung:
ÆÆ Stellen Sie ein Puzzle aus Sperrholz her!
Dies soll aus fünf herausnehmbaren geometrischen Figuren bestehen. Versehen
Sie jedes Einzelteil mit einer Griffmöglichkeit aus einem Dübelholz. Das gesamte
Werkstück soll mit Leinölfirnis behandelt werden.
Maße für das Puzzle: 28 cm x 20 cm
Ø Dübelhölzer: 6 mm
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Diese Aufgabenstellung kann so verändert werden, dass der Schwerpunkt zwar
auf die klare Struktur gerichtet bleibt, jedoch einige gestalterische Elemente
eingefügt werden können.
Beispiel für Aufgabenstellung:
ÆÆ Stellen Sie ein Puzzle aus Sperrholz her!
Das Werkstück soll aus mindestens sechs herausnehmbaren Figuren bestehen.
Gestalten Sie diese kindgerecht und zu einem bestimmten Thema (z. B. Zirkus).
Versehen Sie die einzelnen Teile mit einem Dübelholz als Griffmöglichkeit. Verwenden Sie für die farbliche Gestaltung der einzelnen Puzzleteile unterschiedliche Acrylfarben.
Maße des Puzzles: 28 cm x 20 cm
Ø Dübelhölzer: 6 mm
Zudem werden Handwerkstechniken eingesetzt, die sich aufgrund Ihrer spezifischen Inhalte ohnehin mehr auf gestalterische und kreative Elemente stützen.
Dies kann z. B. Seidenmalerei oder Bildnerisches Gestalten sein.
5.2 Durch Aufgabenstellungen den Schwierigkeitsgrad verändern
Es gibt mehrere Möglichkeiten den Schwierigkeitsgrad bezogen auf die Durchführung innerhalb einer Technik zu steuern. Grundsätzlich ist im Vorfeld zu klären, warum die jeweilige Handwerkstechnik zum Einsatz kommen soll. Dies ist
in erster Linie davon abhängig, welche Zielstellungen für den Patienten verfolgt
werden. Weitere Faktoren, die für den Einsatz einer Technik eine Rolle spielen
können, sind Vorkenntnisse und Interesse bezogen auf die jeweilige Technik
und somit auch die vorhandene Motivation, mit dieser zu arbeiten. Des Weiteren soll der Patient die erforderlichen Inhalte bezüglich der Umsetzung erfüllen
können.
Hierfür ist es weiterhin wichtig, abzuklären, welche Adaptionsmöglichkeiten in
Betracht gezogen werden können, um ein Arbeiten mit dieser handwerklichen
oder gestalterischen Tätigkeit möglich zu machen oder in welchem Umfang dies
umzusetzen ist. Es wäre sicherlich nicht richtig, voreilig Aussagen zu treffen, die
das Einsetzen bzw. Nichteinsetzen einer Handwerkstechnik rechtfertigen würden. Ein Beispiel hierfür ist die Vermutung, dass der Einsatz von Seide und entsprechender Farben für bettlägerige Patienten ungeeignet sei.
Hier muss im Vorfeld geklärt werden, welche Möglichkeiten der betreffende Patient besitzt, um die entsprechenden Tätigkeiten umsetzen zu können und welche Rahmenbedingungen erfüllt werden müssen.
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Das heißt z. B.:
Kann die Liegeposition des Patienten verändert werden und reicht diese Veränderung aus, um die Tätigkeit ausführen zu können?
Kann eventuell mit adaptierten Werkzeugen gearbeitet werden (z. B. Griffverdickungen bei Pinseln)?
Ist der Einsatz von Unterstützungsflächen notwendig (das kann eine feste gerade oder schräge Ebene sein, die in Form eines körperüberbrückenden Podests
eingesetzt wird)?
Inwieweit muss das unmittelbare Arbeitsumfeld gestaltet oder verändert werden?
In diesem speziellen Fall sollte eine Beschmutzung des Bettzeugs oder auch des
Patienten selbst verhindert werden, indem entsprechend mit Folien abgedeckt
wird.
Wie hoch ist der Anteil von Hilfestellung seitens des Therapeuten?
Hier können notwendige Bewegungen angebahnt oder geführt sowie Hilfsmittel
(z. B. Helparm) eingesetzt werden.
Unabhängig von der jeweiligen Situation und somit auch der möglichen Körperposition, die ein Patient einnehmen kann, ist der Schwierigkeitsgrad der Aufgabenstellung ausschlaggebend für die Umsetzung.
Je nach vorhandenen Fähigkeiten des Patienten ist eine Staffelung des Schwierigkeitsgrades angezeigt.
Im unteren Bereich dessen ist es beispielsweise möglich, eine Knittertechnik
umzusetzen (Tuch wird im nassen Zustand zusammengerafft und der Patient
kann dann mittels eines Pinsels unterschiedliche Farbtupfer auf die geraffte Tuchoberfläche setzen. So können interessante Muster und Effekte erzielt werden,
die eher zufällig entstehen). So wird es möglich, ein Ergebnis kreativ und ohne
konkrete Vorgaben zu gestalten.
Hier gibt es keine messbaren Kriterien, die (auch für den Patienten) überprüfbar sind und somit dazu geeignet erscheinen, dem Patienten eine Situation des
Versagens näher zu bringen. Hier ist es primär Zielstellung für den Patienten
eine Situation zu schaffen, die ihm eine Tätigkeit ermöglicht. Durch diese sollen mehrere Faktoren zum Tragen kommen. Diese sind unter anderem, dass ein
schnelles Erfolgserlebnis möglich ist und bezogen auf das Selbstwertgefühl des
Patienten förderlich sein kann. Weitere Ziele könnten auch das Üben von unterschiedlichen Greifformen, von Kraftdosierung oder Koordinationsleistungen wie
Auge-Hand-Koordination sein oder, je nach Vorwissen, auch kognitive Aspekte
beinhalten. Dies könnten Konzentration, Merkfähigkeit oder auch Handlungsplanung sein.
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Des Weiteren kann eine Tätigkeit von den negativen Denkinhalten bezogen auf
die jeweilige Situation des Patienten ablenken und somit emotional sinnvoll
sein. Der Anspruch an den Patienten kann im Grunde beliebig verändert werden,
indem die jeweiligen Anteile innerhalb einer Aufgabenstellung verändert werden. Um am vorherigen Beispiel der Knittertechnik zu bleiben, kann eine Steigerung bezüglich der Aufgabe erzielt werden, indem zum Beispiel Anzahl der
eingesetzten Farben variieren oder mehrere unterschiedliche Tücher angefertigt
werden.
Nach dem Trocknen und Glattbügeln von links, könnte eine entsprechende Fläche aus dem Tuch geschnitten und in ein Passepartout gefasst werden. Auch
hier kann über die Anzahl der so gefertigten Werkstücke der Schwierigkeitsgrad
gesteigert werden.
Des Weiteren kann hier selbstverständlich der Einsatz von anderen Techniken
zu einer Veränderung des Schwierigkeitsgrades führen (weitere Möglichkeiten
wären z. B. Aquarelltechnik, Salz-, Zucker- und Wachs- oder Guttatechnik). Durch
die beschriebenen Möglichkeiten verändern sich die jeweiligen Ansprüche an
Körperhaltung und Belastung, sowie die motorisch-funktionellen Aspekte der
kognitiven und sozio-emotionalen Anteile. Um diese Faktoren zu kennen, sowie
einschätzen und bewerten zu können, ist es sinnvoll im Vorfeld eine oder besser
mehrere Tätigkeitsanalysen angefertigt zu haben.
Hier wurde bezüglich dieses Punktes lediglich am Beispiel der Seidenmaltechnik erläutert, welche Möglichkeiten bestehen, durch Aufgabenstellungen den
Schwierigkeitsgrad zu verändern. Dies lässt sich selbstverständlich auch auf die
anderen handwerklichen und gestalterischen Techniken übertragen.
5.3 Mögliche Kontraindikationen sowie Erleichterungs- und Erschwerniskriterien
Grundsätzlich ist im Vorfeld des Einsatzes von handwerklichen oder gestalterischen Techniken zu bedenken, ob eventuell eine Kontraindikation vorliegen
könnte. Darunter ist zu verstehen, dass die betreffende Tätigkeit im Umgang
mit der Technik dem Rehabilitationsprozess des Patienten entgegenwirkt und
somit schaden würde. Das könnte zum Beispiel der Fall sein, wenn Tätigkeiten,
Übungen oder Übungsinhalte zu einer für den Patienten entstehenden Überforderungssituation führen und dem Genesungsprozess entgegenwirken könnten
oder diesen verlangsamen sowie die individuelle Zielumsetzung behindern.
Letzteres kann auch eintreten, wenn der Patient häufig in Unterforderungssituationen gebracht wird. Die therapeutischen Maßnahmen sollen den Patienten fordern, um ihn entsprechend fördern zu können. Hier muss der Ergotherapeut im
Vorfeld der Behandlungsplanung durch ausgiebige Befundung die Voraussetzungen schaffen, um Über- oder Unterforderungssituationen weitestgehend zu ver-
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meiden. Das bedeutet, dass durch entsprechende Anamnesegespräche die Daten gesammelt und eingeordnet werden müssen (mit dem Patienten selbst, den
Angehörigen, Ärzten, Lehrern, Erziehern, Therapeuten, Pflegepersonal usw.).
Dies ist immer abhängig von der Klientel, dem konkreten Krankheitsbild oder
den sozialen Rahmenbedingungen.
Des Weiteren sollen gezielte Beobachtungen im Umgang mit dem Patienten
dazu führen, dass es möglich wird einzuschätzen, was der betreffende Patient
kann, was er nicht kann und warum er es nicht kann. Unterstützend können für
den Prozess der Befundung standardisierte Testverfahren eingesetzt werden.
Mit Hilfe des gesamten Spektrums der so gewonnenen Erkenntnisse soll ein
Behandlungsplan mit entsprechenden Zielstellungen für den Patienten erstellt
werden. Wenn die genannten Kriterien sorgfältig berücksichtigt werden, sollte
ein kontraindikativer Einsatz von handwerklichen oder gestalterischen Techniken weitestgehend ausgeschlossen sein.
Da nicht alle Situationen innerhalb einer Therapie vorhersehbar und damit planbar sind, ist es sinnvoll Erschwernis- und Erleichterungsvarianten für die entsprechenden Therapiesituationen zu entwickeln und in die Therapieplanung
einzubeziehen.
Erschwernis- und Erleichterungsmöglichkeiten können aus folgenden Punkten
entwickelt werden:
ÆÆ Veränderung der Anzahl von Übungselementen
(z. B. Konkreten Bewegungen oder Veränderungen des Bewegungsausmaßes,
veränderte Zeitfaktoren, Pausen einfügen)
ÆÆ Veränderung des Mediums
(z. B. Stärke des Materials oder Dichte und damit veränderter Widerstand eines
Mediums, oder die Fläche des zu bearbeitenden Materials)
ÆÆ Veränderung der Arbeitshaltung oder des Arbeitsplatzes
(das können Anteile von Steh- und Sitzarbeitsanteilen sein, oder Veränderungen
bezüglich der Arbeitsfläche in seiner Ebene  horizontal / vertikal – oder eine
schräge Ebene)
ÆÆ Möglicher veränderter Einsatz von Werkzeugen oder Maschineneinsatz
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(es können z. B. unterschiedliche Stärken von Sägeblättern in Betracht kommen,
um Erleichterungsmöglichkeiten zu schaffen; es kann der Einsatz einer Papierhebelschere der Verwendung eines Cuttermessers vorgezogen werden oder es
können eine elektrische Bohrmaschine oder ein Akkuschrauber zum Bohren
oder Schrauben verwendet werden)
ÆÆ Die Anteile der Hilfestellung seitens des Therapeuten können veränderbar
gestaltet werden.
(die Hilfestellung kann auf verbaler Ebene basieren, kann durch aktive Hilfe beeinflusst werden, wie z. B. Durchführen von Bewegungen oder den Einsatz von
Hilfsmitteln wie Helparm, Griffverdickungen, Antirutschfolie oder adaptierten
Werkzeugen usw.)
Der Einsatz von Erschwernis- oder Erleichterungsvarianten ist abhängig von der
Therapiesituation und verlangt eine gute Beobachtungsgabe, um auf entsprechende Planungsvarianten zurückgreifen zu können, wenn diese erforderlich
werden. Im Sinne der Vermeidung von Über- oder Unterforderungssituationen
innerhalb von Therapien sind Planungen von Erleichterungs- und Erschwernisvarianten unerlässlich.1
5.4 Gibt es alters- oder geschlechtsspezifische Überlegungspunkte?
Es gibt Kriterien, die bezogen auf diese Fragestellung in der Therapieplanung
berücksichtigt werden müssen. Die Aufgabenstellungen sollen, wie im vorherigen Kapitel bereits beschrieben, Situationen der Über- oder Unterforderung ausschließen. Um diesem Anspruch gerecht werden zu können, müssen im Vorfeld
der Therapieplanung einige Punkte bedacht werden.
ÆÆ Sind die Anforderungen die die Handwerkstechnik an den Patienten stellen von diesem auch umsetzbar?
(diese Kriterien richten sich in erster Linie auf die Hauptbezugspunkte: motorisch-funktionelle, kognitive und sozio-emotionale Fähigkeiten)
ÆÆ Je nach Inhalten und Schwierigkeitsgrad der Aufgabenstellungen müssen
diese in Zusammenhang zu den vorhandenen Fähigkeiten des Patienten
gebracht werden.
(das heißt, dass altersspezifische Voraussetzungen mit den Ansprüchen der Aufgabenstellungen abgeglichen werden müssen)
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Das bedeutet, dass Kinder im Vorschulalter bestimmte Fähigkeiten wie den Umgang mit Zahlenmaterial und Rechenoperationen, Koordinationsleistungen oder
kognitive Ausdauer noch nicht in dem Maße beherrschen, wie sie für die Umsetzung anspruchsvoller Aufgaben (wie z. B. das Anfertigen einer Fächermappe
o. ä.) notwendig sind. Hinzu kommt der Fakt, dass hier therapeutisch relevante
Personengruppen gemeint sind, die an bestimmten Krankheiten oder Störungen
leiden.
Das heißt, diese Gruppe von Kindern weist aufgrund ihrer klinischen Vorgeschichte bereits Teilleistungsstörungen, Entwicklungsstörungen, Entwicklungsverzögerungen o. ä. auf. Es ist also hinsichtlich der genannten Gründe ohnehin
mit Problematiken der Motorik, der kognitiven oder emotionalen Bereiche zu
rechnen.
Auch hier muss also nach gründlicher Befundung geschaut werden, wo das entsprechende Kind sich bezüglich seiner Fähigkeiten befindet. Hier sollte sich eine Aufgabe an den tatsächlich vorhandenen Fähigkeiten und Ressourcen des
Kindes orientieren. Generell ist es für den Therapeuten von grundsätzlicher Bedeutung, zu wissen, welchen Entwicklungsstand ein Kind im entsprechenden
Lebensalter haben sollte. Jegliche Form der Überforderung kann bei Kindern zu
Versagensängsten führen und den Therapieablauf und somit auch den Therapieerfolg gefährden.
Beim Einsatz von handwerklichen oder gestalterischen Techniken im Fachbereich Geriatrie sind ebenfalls altersspezifische Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Hier muss aus therapeutischer Sicht davon ausgegangen werden, dass ein
älterer oder alter Mensch bestimmte Fähigkeiten nur noch teilweise (oder gar
nicht mehr) nutzen kann. Dies kann zum einen daran liegen, dass altersbedingte Einschränkungen verantwortlich sind oder Symptome einer oder mehrerer
Erkrankungen parallel dazu auftreten. Auch hier haben die genannten Fakten
einen Einfluss auf die Bereiche der Motorik oder auf kognitive und / oder sozioemotionale Bezugspunkte.
Das kann auch bedeuten, dass etwa die kognitiven Leistungen Leistungseinbußen aufweisen (insbesondere Leistungen des Kurzzeitgedächtnis oder
Orientierungsleistungen zu Ort, Zeit, Person und Situation, Konzentrationsfähigkeit und Ablenkbarkeit). Es können ebenso Einschränkungen im motorisch-funktionellen Bereich sein, die sich sowohl fein- als auch grobmotorisch
manifestieren können. (Verantwortlich dafür sind zum Teil degenerative Erkrankungen wie Arthrose oder Osteoporose / allgemein Erkrankungen des
Bewegungs- und Stützapparates oder neurologisch bedingte Erkrankungen
wie Apoplex oder Multiple Sklerose. Häufige Symptome entstehen nach Unfällen, insbesondere Stürzen. Hier kommt es oft zu Frakturen in den Bereichen
Becken und Oberschenkelhals oder im Bereich Unterarm und Hand.) Ein wei-
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terer Schwerpunkt bezogen auf die auftretende Häufigkeit sind entzündliche
oder endzündungsartige Erkrankungen wie z. B. Gelenkrheumatismus oder
Morbus Sudeck.)
Des Weiteren können alters- und krankheitsbedingte Veränderungen bezüglich
der Wahrnehmungsbereiche zu Einschränkungen führen. Dies sind insbesondere Einbußen in den Bereichen Oberflächen- und Tiefensensibilität, sowie der
visuellen und akustischen Wahrnehmung.
Alle genannten Orientierungspunkte zu altersspezifischen Fragen können gleichzeitig auch Problematiken im sozio-emotionalen Bereich aufwerfen. Allgemein
können Versagensängste und mangelndes Selbstbewusstsein zu Störungen im
Sozialverhalten führen. Diese können sich je nach Alter und individueller Persönlichkeit unterschiedlich äußern. Es kann zu Rückzugstendenzen kommen
und später zur sozialen Isolierung. Dem gilt es entgegenzuwirken.
Das kann unter anderem erreicht werden, indem der Patient dort „abgeholt“
wird, wo er sich gerade befindet (der Therapeut soll sich an den Fähigkeiten und
Fertigkeiten des Patienten orientieren, die sich nach der Befundung ergeben).
Des Weiteren sind in diesem Punkt Überlegungen bezüglich der einzusetzenden
Sozialform gefragt.
Bezogen auf den sozio-emotionalen Bereich und damit verbundener Zielstellungen, ist eine Partner- oder Gruppenarbeit einer Einzeltherapie vorzuziehen. Hier
stehen Kommunikation und Interaktionen im Vordergrund.
Zur Frage nach geschlechtsspezifischen Betrachtungspunkten kann eine aus der
Tradition heraus entwickelte „Rollenverteilung“ ein Grund dafür sein, dass Frauen und Männer etwas unterschiedliche Interessenschwerpunkte entwickelt haben. So ist in der therapeutischen Arbeit häufig zu beobachten, dass weibliche
Patienten eher für Techniken wie Seidenmalerei, Weben, Ton oder bildnerisches
Gestalten zu motivieren sind. Männliche Patienten hingegen sind über Handwerkstechniken wie Holz, Metall- und Steinbearbeitung gut motivierbar. Die kreativeren Techniken, die weniger Widerstand bieten, werden eher von weiblichen
Patientinnen bevorzugt, während Männer eher auf strukturierte Techniken zurückgreifen, die Widerstand bieten. Dies soll keineswegs eine allgemeingültige
Behauptung sein.
Es gibt durchaus auch Patienten die diese Aussage widerlegen. Es kommt letztendlich auf die individuelle Persönlichkeit und die jeweilige Entwicklung und
Vorgeschichte an.
Hier können auch spezielle Fähigkeiten, Interessen, Hobbys und berufliche Voraussetzungen eine Rolle spielen. Die hier betrachteten Punkte können bei der
Auswahl einer handwerklichen oder gestalterischen Technik für einen Patienten
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durchaus relevant sein, wenn es um Motivation und somit um Überwindung von
Antriebsminderung oder mangelndem Selbstbewusstsein geht.
5.5 Hinweise zum Arbeitsschutz, sowie Selbst- und Fremdgefährdungskriterien
Aus ergotherapeutischer Sicht gilt es zuerst den Punkt der Selbstgefährdung
oder Gefährdung eines Patienten zu minimieren, indem auf gefährdende Situationen innerhalb einer Therapie hingewiesen wird. Das bedeutet konkret, dass
alle möglichen Gefahrenpunkte aufgezeigt und der sachgemäße Umgang mit
Werkzeugen, Maschinen und eventuell gesundheitsgefährdenden Stoffen (dies
können eventuell Farben, Lacke und Lösungsmittel sein) vermittelt wird.
Ich empfehle nach Möglichkeit sowohl in der Ausbildung, als auch in der Therapie Farben und andere Materialien (wie z. B. Beschichtungsmittel, wie farblose
Lacke, Wachs o. ä.) in lösungsmittelfreier Form zu verwenden. Hier ist es ratsam,
auf Acrylfarben oder allgemein wasserverdünnbare Werkstoffe zurückzugreifen
(auch weniger Geruchsbelästigung). Die Handhabung von Werkzeugen und Maschinen ist generell ein Punkt, den es gesondert im Umgang mit jeder Handwerkstechnik zu erklären gilt (besonders wichtig die Hinweise auf scharfe und
spitze Werkzeuge  hier gilt der Grundsatz, dass mit diesen Werkzeugen immer
vom Körper weg oder am Körper vorbei gearbeitet werden soll).
Das manuelle Arbeiten und damit der Umgang mit „klassischen“ Werkzeugen
(wie Hammer, Feile, Säge, Handbohrer usw.) stehen im Unterricht im Vordergrund, da hier aus therapeutischer Sicht mehr Bezugspunkte bestehen.
Des Weiteren sind allgemeine arbeitsschutzrelevante Punkte, wie Ordnung und
Sauberkeit zu beachten (heruntergefallene Reste aus Holz, Sägemehl, Papier
oder Pappe, Wasser, Farbe oder Kleister können zur Rutschgefahr werden. Material, Werkzeug oder z. B. Verlängerungskabel können zur Stolpergefahr werden,
wenn sie sich in oder über Hauptverkehrswegen befinden).
Das Arbeiten mit suizidgefährdeten Patienten und Patienten mit den Tendenzen, sich und / oder andere Patienten oder andere Personen zu gefährden, soll
gesondert behandelt werden. Im Umgang mit Patienten, die in diese Kategorie
passen, gelten individuelle Betrachtungen. In der therapeutischen Arbeit wird
auch immer im Team gearbeitet. Das bedeutet, dass Verhaltensweisen eines Patienten im therapeutischen Alltag transparent gemacht werden sollen.
Hier werden gesondert auch Patienten besprochen, die zu Suizid oder Aggression neigen und daher besondere Aufmerksamkeit erfordern. Es werden in der
Regel andere Möglichkeiten für einen Suizid in Erwägung gezogen, als Stich-
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oder Schneidwerkzeuge zu benutzen. Des Weiteren bietet eine Therapiesituation nicht unbedingt die Bedingungen für einen Suizid. Hier können solche Absichten durch Therapeuten oder Mitpatienten oder andere anwesende Personen
vereitelt werden.
Wenn es Patienten gibt, die tatsächlich einen Suizid planen, werden sie ihn nicht
unbedingt in einer Therapiesituation umsetzen. Der Umgang mit Patienten, die
zu dieser Gruppe gehören, ist immer eine sensible Situation und auch als solche
zu betrachten. Für Patienten, die zu Aggressionen neigen, gibt es keine allgemeingültigen Kriterien. Hier ist die Sensibilität des Therapeuten im Umgang mit
dem Patienten gefragt. Voraussetzungen können geschaffen werden, indem genaue Kenntnisse über den Patienten gesammelt und abgeglichen werden.
Bei konkreten Planungen suizidaler Handlungen sind therapeutische Interventionen erforderlich. Suizidversuche haben häufig appellative Funktion und können als Hilferufe verstanden werden, um auf persönliche, familiäre oder soziale
Probleme aufmerksam zu machen.
Die Ergotherapie kann hier zunächst stabilisierend wirken und dazu beitragen,
neue Perspektiven zu entwickeln.
Der Aufbau individueller alternativer Verarbeitungs- und Problemlösungsstrategien ist hier ein mögliches Ziel.
Die Patienten sollen psychosozial gestärkt werden. Mögliche Wege dorthin können das Bewusstmachen der eigenen Stärken sein, das Vermitteln von Erfolgserlebnissen und das Übertragen von Verantwortung für sich selbst und andere.
Bei Patienten die zu Autoaggressionen (sich selbst zu verletzen) neigen beziehungsweise bei denen es schon zu autoaggressiven Handlungen kam, ist natürlich ebenso Aufmerksamkeit geboten und gegebenenfalls sind handwerkliche
und gestalterische Techniken anzubieten, die nicht zwingend den Einsatz spitzer
oder scharfer Werkzeuge erfordern.2
5.6 Anforderungen an den Arbeitsplatz und an ergonomische Gesichtspunkte
Der Arbeitsplatz ist ein äußerst wichtiges und sensibles Thema. Hier finden alle
Handlungen statt, die aus ergotherapeutischer Sicht mit handwerklichen und
gestalterischen Techniken in Verbindung gebracht werden können. Hier werden
die Bedingungen geschaffen, unter denen Patienten arbeiten. Mit diesen Bedingungen können wesentliche Arbeitsschritte oder ganze Arbeitsprozesse beeinflusst werden (und dies sowohl positiv, als auch negativ)!
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Das bedeutet, dass auch das Umsetzen von Zielstellungen beeinflusst werden
kann oder der (Gesundheits-) Zustand von Patienten.
Folgende Hauptkriterien bezüglich des Arbeitsplatzes sind zu berücksichtigen:
ÆÆ Die Arbeitshaltung/Ergonomie
Bezogen auf die Arbeitshaltung ist zu beachten, dass nach Möglichkeit optimale physiologische Arbeits- und Körperhaltungen geschaffen und umgesetzt
werden. Hierbei sind sowohl Steh-, als auch Sitzarbeitsplätze unterschiedlich
zu bewerten. Es gibt bundesweit standardisierte Richtwerte für Höhen, Tiefen,
Entfernungen und Radien im Zusammenhang mit Arbeitsplatzbedingungen. Hier
soll nicht im Einzelnen auf diese genauen Bemaßungen eingegangen werden.
Wenn es konkret um therapierelevante Inhalte, wie berufliche Umstrukturierung
oder gar Neuorientierung geht, müssen alle Parameter herangezogen und abgeglichen werden.
Beim Arbeiten in der Therapiesituation ist darauf zu achten, dass folgende Gesichtspunkte eingehalten werden:
1. Durch möglichst gerade (achsgerechte) Körperhaltung soll das Arbeiten weitestgehend wirbelsäulenentlastend gestaltet werden.
2. In Sitzposition ist darauf zu achten, dass die Körperentfernung zum Arbeitstisch eingehalten wird (zu nahes oder entferntes Sitzen bezüglich der Arbeitsfläche ist für Becken- und Wirbelsäulenstellung ungünstig).
3. Generell ist die Arbeitsfläche bezogen auf physiologisches Agieren abzugleichen. Das bedeutet, dass sowohl im Sitzen, als auch im Stand die Arbeitsfläche optimal auf den Patienten abgestimmt ist. Dies ist zum einen
von der Körpergröße abhängig als auch von eventuellen krankheitsbedingten Umständen (wie z. B. Bewegungsausmaß, physische Belastbarkeit oder
auftretende Schmerzen).
ÆÆ Der Arbeitsplatz
Der Arbeitsplatz bzw. die Arbeitsfläche soll weitestgehend übersichtlich gestaltet werden. Hier gilt der Grundsatz, dass nicht mehr benötigte Arbeitsmaterialien und Werkzeuge nach dem Gebrauch vom Arbeitsplatz entfernt werden
sollen, um eine visuelle Reizüberflutung zu vermeiden. Der Aktionsradius soll
entsprechend auf die Tätigkeit abgestimmt werden. Dies bedeutet, dass bei der
Durchführung von Tätigkeiten der entsprechende Platz für das Umsetzen vorhanden sein muss. Es sollte die Möglichkeit bestehen, Werkstücke oder Teile
des Werkstückes beim Bearbeiten auf der Arbeitsfläche zu drehen (dies kann
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z. B. nötig sein, wenn Flächen von mehreren Seiten abgemessen werden müssen
oder beim Beschleifen von Holzflächen).
Weiterhin sollte ein Arbeitsplatz nach Möglichkeit von mehr als einer Seite begehbar bzw. erreichbar sein. Dies optimiert insgesamt den Aktionsradius während handwerklicher oder gestalterischer Tätigkeiten. Hierbei spielt zuletzt auch
der Punkt der Arbeitssicherheit eine Rolle. Um den Patienten selbst, andere Patienten oder anwesende Personen nicht zu gefährden, ist der Aktionsradius und
damit die Entfernung zu anderen Anwesenden zu beachten (dies gilt insbesondere im Umgang mit spitzen und / oder scharfen Werkzeugen oder mit elektrischen Werkzeugen wie z. B. Bohrmaschinen). Zuletzt ist das Umsetzen von Ordnung und Sauberkeit am und um den Arbeitsplatz herum ein wichtiges Kriterium
(z. B. können Materialreste den Arbeitsplatz/die Aktionsfläche einschränken
oder die Gefährdung einer Person begünstigen  Sägemehl, Kleister, Kleber
oder Farbreste um den Arbeitsplatz herum können zur Rutschgefahr werden).
Insgesamt werden optimale Arbeitsplatzbedingungen leichter umsetzbar, wenn
Arbeitstische in der Höhe und der Neigung veränderbar oder bei sitzenden Tätigkeiten Sitzmöbel vorhanden sind, die ebenfalls in der Höhe oder Neigung einzustellen oder auch Auflagen / Stützflächen für die Arme anzubringen sind. Bei
ausschließlich sitzenden Tätigkeiten kann die Auflage- oder Stützfläche für die
Füße / Beine oder die Sitzfläche durch Fußbänke, Sitzkeilkissen oder andere
Sitzpolster ergänzt werden.
ÆÆ Die Lichtverhältnisse
Der Arbeitsplatz soll über optimale Lichtverhältnisse verfügen. Dies bedeutet
konkret, dass durch möglichst natürliches Licht der Arbeitsplatz gut ausgeleuchtet sein muss und darüber hinaus durch zusätzliche künstliche Beleuchtung ergänzt werden kann (das kann z. B. der Fall sein, wenn Tageszeit oder Wetterbedingungen dafür verantwortlich sind, dass natürliche Lichtverhältnisse nicht
ausreichen, um ein optimales Arbeiten zu ermöglichen). Die Lichtverhältnisse
sind beeinflussbar. Dies kann dadurch geschehen, dass der Arbeitsplatz so verändert wird, dass die natürlichen Lichtverhältnisse besser zur Geltung kommen
können (z. B. können Arbeitstische und Stühle umgestellt werden). Wenn die
natürlichen Lichtverhältnisse nicht ausreichen, um den Arbeitsplatz gut auszuleuchten, muss die künstliche Beleuchtung diese ersetzen (Lichtstärken und Farben sind entsprechend mit Fachleuten abzuklären). Im Umgang mit Lichtverhältnissen bzw. deren Wirkung kann die Position des Patienten verändert werden,
um Schlagschatten zu vermeiden (Schlagschatten bedeutet, dass der Patient
oder eine andere Person durch seinen eigenen Körper oder Teile seines Körpers
einen Schatten auf die Arbeitsfläche wirft).
Dies ist abhängig von der Position und dem Winkel der Person zur Lichtquelle.
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Literaturhinweise
1
vgl. Fürhoff, J. (2002): Analyse handwerklicher und gestalterischer Techniken. Schulz-Kirchner
2
vgl. Kubny-Lüke, B. (2003): Ergotherapie im Arbeitsfeld Psychiatrie. Thieme Verlag
6. Die handwerklichen und gestalterischen Techniken
In diesem Kapitel werde ich einen Überblick über die am häufigsten angewandten Techniken im Fachbereich Ergotherapie geben.
Dazu gehören die jeweiligen Therapierelevanzen, die Schwerpunkte sowie genaue Angaben zu den Materialien und den Werkzeugen.
In meinen Beschreibungen habe ich weitestgehend auf elektrische Werkzeuge
verzichtet, da für mich die manuelle Handhabung von Werkzeugen für den ergotherapeutischen Einsatz Priorität besitzt. Das bedeutet aber nicht, dass der
Einsatz von elektrischen Werkzeugen in der Praxis keine Rolle spielt. Dieser ist
abhängig von den jeweiligen Situationen innerhalb der Therapie und der Zielstellung des Therapeuten für den Patienten.
Des Weiteren muss natürlich auch abhängig von der Klientel entschieden werden, ob der Patient die Voraussetzungen und Fähigkeiten besitzt, um Maschinen
bedienen zu können.
Patientengefährdung im Umgang mit Maschinen sollte ausgeschlossen werden.
Eventuell können auch ökonomische oder zeitliche Faktoren eine Rolle spielen,
ob manuelle oder maschinelle Bearbeitung eines Werkstückes angezeigt ist.
Alle Angaben zu den Techniken erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit!
Die Reihenfolge der genannten Medien stellt keine Gewichtung dar, sondern ist
eher zufällig.
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Abb. 1: Sperrholzarbeit zum Thema „Orientalische Stadt“
Abb. 2: Didaktisches Steckspiel – „Formen und Farben“
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6.1 TECHNIK HOLZ
• Schwerpunkt:
– je nach Aufgabenstellung ist innerhalb der Technik der Tätigkeitsschwerpunkt
variierbar, grundsätzlich steht jedoch dermotorisch-funktionelle Anteil im Vordergrund
– sehr strukturierte Technik, abwechslungsreich und geistig-intellektuell anspruchsvoll
• Anforderungen:
• Organisationsaufwand:
• Gruppeneignung:
– Holzbearbeitung ist insgesamt eine anspruchsvolle Technik, da aufgrund der Vielzahl an unterschiedlichen Teilarbeitsschritten, Werkzeugen und Maschinen sowie deren Handhabung gewisse Grundvoraussetzungen vorhanden sein sollten
– (z. B. Materialkenntnisse, -eigenschaften
und Gesetzmäßigkeiten)
– fester Arbeitsplatz nötig (ausgerichtet auf
Platzangebot, Lichtverhältnisse, Belüftbarkeit, Maschinenplätze); Ausnahme: Schnitzarbeiten
– Vor- und Nachbereitungsaufwand relativ
groß, da Technik teilweise schmutzig und
staubig ist und je nach Aufgabe, mehrere
Werkzeuge und Hilfsmittel nötig sind
– Technik ist gut geeignet, um Partner- oder
Kleingruppenarbeiten durchführen zu lassen (z. B. in Projektarbeiten)
– es besteht die Möglichkeit, Einzelteile herzustellen, die später zu einem Ganzem zusammengefügt werden können
• Charakteristika:
– laute und schmutzige Technik (aber auch abhängig von Teilarbeitsschritten
wie z. B. sägen, schleifen, nageln oder Oberflächenveredelung durch Wachsen
oder Farb-/ Beizgestaltung)
– sehr hoher Gebrauchswert
– Pausen durch Trockenzeiten
– Kraftaufwand und Kraftdosierung nötig
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• wichtigste Arbeitsinhalte:
– Ideenfindung, Planung, Skizzen und Entwürfe anfertigen, messen, sägen, schleifen, raspeln, verleimen, Oberflächenbearbeitung
• Anwendungsgebiete:
– Pädiatrie und Geriatrie mit Einschränkungen, abhängig vom Schwierigkeitsgrad der
Aufgabe und dem Alter des Kindes und /
oder des geriatrischen Patienten
– ansonsten alle Fachbereiche, richtet sich jedoch immer auch nach dem Grad der Indikationen
• Kontraindikationen:
– Handerkrankungen, die ein Hand-Hand-Koordinieren entscheidend einschränken (evtl.
Adaptionen einsetzen)
– Allergiker / offene Wunden (Gefahr von bakteriellen Entzündungen)
– rheumatische Erkrankungen
– starker Tremor, unkontrollierte Bewegungen
– lärmempfindliche Patienten
• Material / Hilfsmaterial
Material
Beschreibung
Sperrholz
– leichtes Material aus mindestens drei über Kreuz verleimten Holzschichten
– Oberflächen glatt und unterschiedlich ausgeprägte Maserungen
– weiches und helles Material, meist aus Pappel, Kiefer oder
Birke
– auch als Furniersperrholz erhältlich (beschichtet)
– in unterschiedlichen Stärken von 3 mm bis 15 mm erhältlich
– sehr gut für Laubsägearbeiten geeignet
Balsaholz
– ähnlich wie Sperrholz, gut für Laubsäge- oder andere
„Bastelarbeiten“ geeignet
– leichter als Sperrholz, aber nicht so fest und damit weniger stabil
– kaum Maserungen
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Leimholz
– stabiles Material
– in unterschiedlichen Stärken (von 10 mm bis 40 mm) und
Maßen erhältlich
– meist aus Kiefer oder Fichte
– eine Kante gefräst (schräg), die andere Kante ist glatt
gesägt
– Maserungen
MDF-Platten
= mitteldichte Faserplatte
– glatte und feste Oberfläche, ideal als Grundplatte oder
Unterlage
– zum Bauen von Möbeln, Regalen, Kisten o.ä.
– in Stärken von 3 mm bis 20 mm erhältlich
– ohne Maserungen
– gut zu bearbeiten
Spanplatten
– stabiles, festes Material aus gepressten, verleimten
Holzresten
– sauber geschliffen
– besser maschinell zu bearbeiten
– in der Regel 10 mm stark
Rundhölzer
– als Hart- und Weichholzvariante, meist Buche oder Kiefer
– in unterschiedlichen Durchmessern (von 2 mm bis 40 mm)
und Längen (von 50 cm bis 100 cm)
Dübelhölzer
– als Verbindungsmaterial nutzbar (kann als Alternative
zu anderen Verbindungstechniken wie Schrauben oder
Nageln benutzt werden; Vorteil: unsichtbar)
– Dübel sind geriffelt und gefräst und in unterschiedlichen
Durchmessern und Längen erhältlich
Holzleisten
– in unterschiedlichsten Maßen und Längen bis 250 cm
erhältlich
– meist Fichte, Linde, Buche oder Kiefer
– Hart- bis Weichholz
– glatt oder in unterschiedlichen Profilen
Hölzer für Schnitzarbeiten
– meist leichte und weiche Hölzer wie Abachi oder Lindenholz, aber auch härteres Holz zur Herstellung von Schalen,
Löffeln (meist aus Buche, Birke, Birne oder Kirsche)
Hölzer für die Bildhauerei
– ebenfalls leichte und weiche Hölzer wie Abachi und Linde,
aber auch Weißbuche oder Esche
Holzleim
– Verbindungsmittel von Holz, aber auch von Pappe und
anderen sauberen fettfreien Oberflächen
– Flächen sollten unter Druck gebracht werden (Dauer abhängig vom verwendeten Leim – ca. 15 bis 30 min)
– transparent trocknend
– lösungsmittelfrei
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Leinölfirnis
– wird durch das Pressen von Leinölsamen gewonnen
– ein bewährtes Mittel zum Holzschutz–Grundierungsmittel
für unbehandeltes Holz, ergibt einen imprägnierenden,
aber offenporigen Anstrich
– sehr geruchsintensiv!
Lack
(farblose Klarlacke)
– empfehlenswert sind Klarlacke auf Acrylbasis, sie sind mit
Wasser verdünnbar, strapazierbar, geeignet zum Versiegeln
von Holz, aber auch Karton, Keramik oder Kunststoffen
– Acryl-Lack ist schnell trocknend, nicht gilbend, geruchsarm und nicht löslich
– in matt und glänzend erhältlich
Terpentinersatz
(geruchslos)
– geruchslose Reinigungsmittel für Arbeitsgeräte, entfernt
Farb- und Schmutzflecken
– auch zum Verdünnen von Ölfarben, Kunstharzen und
Holzbeizen geeignet
Lasuren
– empfehlenswert sind auch hier Lasuren auf Acryl-oder
wasserverdünnbarer Basis
– sie sind geruchsarm und umweltschonend,
– für innen und außen erhältlich, schützen vor UV-Strahlen
und Witterungseinflüssen
– transparenter oder auch farbiger Holzschutz
Holzwachs oder Antikwachs
– Holzschutzveredelung, die die Holzporen verschließt,
wirksamer Schutz, seidenmatte Oberfläche, schnell trocknend, für den Innenbereich, zur Veredelung von Möbeln
– pastös oder flüssig erhältlich, wasserfest, recht geruchsintensiv
Beizen
– dienen der farblichen Gestaltung von Holz,
– sind teiltransparent, um die Maserung sichtbar zu belassen
– in wasserlöslicher Form (Pulverform) erhältlich (empfehlenswert) oder auch als Pastellbeize
Holzpaste
– wasserverdünnbare Paste zum Auskitten von Rissen,
Löchern oder Fugen
– in unterschiedlichen Farbtönen erhältlich
• Einheimische Gehölze
Bezeichnung
Eigenschaften
Verwendung
Kiefer
mäßig hart, Splint gelblich, Kern rotbraun,
starke Zeichnung, leicht spaltbar, harzig,
langfaserig, geringer Schwund
Möbel, Fenster, Türen,
Balken, Schnitzholz,
Zimmererarbeiten,
Furniere
Fichte
weich, gelblich weiß, mäßige Zeichnung,
Harztaschen, langfaserig, leicht spaltbar,
mäßiger Schwund
Möbel, Bauholz
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Lärche
mittelhart, Splint gelblich-weiß, Kern rotbraun, gut spaltbar, geringer Schwund
sehr gutes Möbelholz,
Türen, Fenster, Drechselholz, Furniere
Tanne
mäßig hart, Splint rötlich-weiß, starke
sehr gutes Möbelholz,
Zeichnung, langfaserig, gut spaltbar, gerin- Türen, Fenster, Böttcherger Schwund
erzeugnisse
Eibe (Taxus)
sehr hart, Splint weißlich, Kern braun
rot, gleichmäßig fein und dicht, fast kein
Schwund
Schnitzholz,
Holzteile die besonders
belastet werden
Rotbuche
hart, weißlich bis rötlich, geringe Zeichnung, rötliche Spiegel, fein und dicht,
starker Schwund
Werkzeuge, Geräte, Möbel, Furniere, Spielzeug
Weißbuche
(Hainbuche)
sehr hart, gelblich-weiß, kaum Zeichnung,
fein und dicht, starker Schwund
Werkzeuge
Eiche
hart, Splint weiß, Kern braun, grobporig,
deutliche Zeichnung, Spiegel, Gerbsäuregeruch, mäßiger Schwund
Möbel, Fenster, Türen,
Bauholz, Werkzeuge,
Geräte, gutes Schnitzund Drechselholz,
Furniere, Böttchererzeugnisse
Linde
weich, gelb-weißlich, Zeichnung kaum
erkennbar, gut spaltbar, fein und dicht,
mäßiger Schwund
sehr gutes Schnitzholz,
Geräte, Spielzeug
Pappel
sehr weich, grob, locker, gelblich-weiß,
starker Schwund
Blindholz
Erle
weich, gelbbraun-rötlichbraun, deutliche
Zeichnung, grob, locker
Schnitzholz, Geräte
Birke
mittelhart, gelblich-weiß, langfaserig,
dicht, starker Schwund
Wagen, Geräte, Furniere
Ulme
hart, Splint gelblich, Kern rötlich-braun,
porig, deutliche Zeichnung, fest und zäh,
geringer Schwund
Möbel, Furniere, Geräte
Esche
hart, Splint weiß, Kern bräunlich, fest
und zäh, deutliche Zeichnung, mäßiger
Schwund
Werkzeuge, Sportgeräte, Wagen, Furniere
Platane
hart, braun, fein, dicht, geringe Zeichnung,
starker Schwund
Bauholz, Möbel
Kirsche
hart, rötlich-braun, fein, dicht, deutliche
Zeichnung, starker Schwund
Furniere, Schnitz- und
Drechselholz
Nussbaum
(Walnuss)
mittelhart, Splint grau-weiß, Kern dunkelbraun, dicht, porig, deutliche Zeichnung,
sehr starker Schwund
Furniere, Schnitz- und
Drechselholz
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Birne
mittelhart, rötlich-braun, fein, dicht, geringe Zeichnung, starker Schwund
Furniere, Schnitz- und
Drechselholz
• Werkzeuge / Hilfsmittel
Werkzeug
Beschreibung
Laubsägebogen
(Stahlrohrlaubsägebogen)
– 300 mm langer Sägebogen mit Spannfutter zum
Einspannen der Sägeblätter, auch als Langsägebogen mit 400 mm langem Sägebogen erhältlich, für alle Laubsägearbeiten
Laubsägeblätter
– zum Einspannen in die Laubsägebögen
(Hinweis: Verzahnung muss nach dem
Einspannen nach unten in Griffrichtung zeigen)
– als weit gezahnte, doppelgezahnte oder rundgezahnte Ausführung erhältlich
– unterschiedliche Größen von 1-9, sehr fein bis
grob
Einspannschlüssel
(für Laubsägebögen)
– praktischer Metallschlüssel, zum Lösen und
Festziehen der Flügelschrauben am Einspannfutter
Laubsägebrett
(Sägetischchen)
– in Kombination mit Schraubzwinge oder
Klemmschraube am Arbeitstisch (Werkbank) zu
befestigen
Feinsäge
– handliche Säge mit gerade stehender enger
Verzahnung, sägt auf Schub und Zug, stabiler
Stahlrücken sorgt für schnelle, genaue Schnitte
– für das Sägen von leichtem, dünnerem Holz oder
Kunststoff
Gehrungsschneidlade
– ermöglicht präzise Führung der Feinsäge oder
anderer Sägen mit kleiner Verzahnung
– sowohl für gerade als auch Schnitte im Winkel
von 45°
Fuchsschwanz
– speziell für mittelgrobe Materialien, insbesondere Bauholz, Spanplatten oder dickes Sperrholz
– Säge schneidet auf Schub und Zug
Präzisions-Kreuz- und Gehrungssäge
– Säge mit Universalsägeblatt
– jeder Winkel zwischen 45° und 90° einstellbar
– Schnittgut ist fixierbar, mit Schnitttiefeneinstellung
– häufigste Verwendung bei Leistenabschnitten
und speziell zur Rahmenherstellung sehr gut
geeignet
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Standbohrmaschine
– elektrische Bohrmaschine wird in einen Bohrständer eingehängt und festgespannt (für alle
Bohrmaschinen der Euronorm)
– für alle Senkrechtbohrungen
Holzbohrer
(mit Zentrierspitze)
– Spiralbohrer zum Einspannen in die Bohrmaschine (sowohl in elektrischen als auch manuellen
Bohrer)
– in den Durchmessern 3 mm-16 mm
Forstnerbohrer
(mit Zentrierspitze)
– zum Gebrauch in Kombination mit elektrischer
Bohrmaschine (Umdrehungszahlen von 7502500 pro Minute) für größere Bohrungen in Holz,
MDF-Platten und Spanplatten, Durchmesser
15mm-50 mm
Handbohrer
– geeignet zum Bohren dünner Sperrholz- oder
Balsaholzbretter oder Leisten, in den Durchmessern 2mm–5 mm
Handbohrmaschine
– Handbohrmaschine mit Handkurbel und Dreibackenbohrfutter bis 8 mm Schaftdurchmesser
Lochsägen
– erhältlich als Satz in den Durchmessern von 25
mm–68 mm, gehärtete Sägekränze mit Zentrierbohrer, geeignet für Holz und Rigipsplatten bis
20 mm Stärke
Versenker für Holz
– einspannbares Werkzeug (in beliebige Bohrmaschinenfutter) zum Aufweiten von Bohrlöchern,
um Senkkopfschrauben sauber oder plan verschrauben zu können
– in unterschiedlichen Schaft- und Senkdurchmessern erhältlich
Holzaspeln
– Werkzeug zum Bearbeiten von Ecken und Kanten
– in unterschiedlichen Formen und Oberflächen
erhältlich (flach, halbrund und rund, sowie grob
und mittel
Hämmer
– Schlosserhammer, Gummihammer, Holzhammer
– Schlagwerkzeug zum Zusammenfügen von
Werkstoffen- oder Werkstückteilen (z.B. Nägel,
Nieten, Keilen)
– zum Rahmen oder Herstellen von Rahmen (z.B.
Beiteln)
– für die Bildhauerei zu benutzen (dann auch
trennende Arbeiten)
Hobel
– Werkzeug zum Bearbeiten von Flächen und
Kanten, mit auswechselbaren Klingen
– zum Glätten von Holzflächen oder zur schnellen
Umsetzung von Passgenauigkeit
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Beitel
– erhältlich als Stech- oder Hohlbeitel
– Klinge aus gehärtetem Stahl und scharf geschliffen
– für Bildhauerei oder zum Umsetzen von Überblattungen
Kerbschnitzmesser
– zur Umsetzung von Holzschnitzarbeiten
– in flach, flachhohl und spitzhohl Formen erhältlich
Schleifpapier
– Schleifmittel für alle Holzoberflächen
– von grob bis fein (60er Korn = sehr grob bis 600
Korn =sehr fein)
– als Trocken- und Nassschleifpapier erhältlich
Schraubstock
– Werkzeug zum Fixieren von Werkzeugen (zur
Bearbeitung), um Kanten zu begradigen (mit
Raspel oder Schleifklotz in Verbindung mit
Schleifpapier)
Schraubstockschonbacken
– Metall- oder Kunststoffbacken zum Einlegen in
Schraubstöcke um Druckstellen an den Werkstücken zu verhindern
Maschinenschraubstock
– kleinerer handlicher Schraubstock zum Fixieren
von kleineren Werkstücken, die gebohrt werden
sollen
Schraubzwingen
– diese Werkzeuge verfügen über eine optimale
Kraftübertragung beim Fixieren von Werkstücken
– in unterschiedlichen Größen erhältlich
Holzleim- oder Klemmzwingen
– Zwingen mit Korkauflage um Druckstellen auf
den Werkstücken zu verhindern
– schnelle Handhabung, weniger punktueller
Druck
Spann- oder Leimzwingen
– für kleinere Werkstücke geeignet
– weniger punktueller Druck, für schnelle Fixierung
mit einer Hand
– unterschiedliche Größen
Gehrungszwinge
– zum Fixieren von Rahmenhölzern im Winkel von
45°, verstellbar auf unterschiedliche Größen
Stahlmaßstab
– biegsames Messwerkzeug bis 500mm lang und
15mm bis 30mm breit mit Maßeinteilung
Stahllineal
– ohne Maßeinteilung
– nur zum Ziehen von geraden Linien
– in unterschiedlichen Längen erhältlich
Holzgliedermaßstab (Zollstock)
– 2m langes Messwerkzeug, bestehend aus
mehreren Holzgliedern mit Bemaßung, zusammenklappbar
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Schieblehre
– Messwerkzeug aus Metall, für Innen-, Außenund Tiefenmessungen verwendbar
Anschlagwinkel
– präziser 90° Winkel mit Anschlag
– zum Überprüfen von Rechtwinkeligkeit, mit und
ohne Bemaßung erhältlich
Zirkel
– Werkzeug mit zwei Schenkeln zum Zeichnen von
Kreisen in unterschiedlichen Durchmessern
Schraubendreher
– erhältlich als Schlitz- und Kreuzschraubendreher
in verschiedenen Größen
– zum Festziehen und Lösen von Schrauben
Kneifzange
– Werkzeug zum Greifen und Halten von Gegenständen
– zum Entfernen von eingeschlagenen Nägeln o.ä.
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• Sorgfalt / Genauigkeit
• Merkfähigkeit
• strukturierende und organisatorische Fähigkeiten
• Frustrationstoleranz
• Erfolgserlebnis
• Auffassungsgabe,
Arbeiten nach Vorgaben
• Lesen / Umgang mit Zahlenmaterial
• Rückzug ist möglich
• hoher Gebrauchswert ➞ Motivation
• Spannungsabbau
Arbeiten gegen Widerstand
• handwerklich–technisches
Verständnis
• räumlich-konstruktive Fähigkeiten
vgl. Maier, O. (1995): Schnitzen: Hölzer, Muster, Werkzeuge. Falken
• Koordination
hoher Anspruch, speziell
Auge-Hand- und Hand-HandKoordination
• Feinmotorik
Einsatz aller Greifformen; Steigerung möglich in Verbindung
mit Farbeinsatz
z. B. Bemalen einzelner
Elemente
• Konzentration
• Kreativität eher weniger, aber
auch abhängig von der Aufgabenstellung
• Kommunikativ / kooperativ
• planvolles Vorgehen = Handlungsplanung
• oft strenge Formvorgaben, sehr
strukturierte Technik
• Grobmotorik
Arbeiten im Stand / Säge-,
Schleifarbeiten;
Bewegung aus dem Schultergelenk;
bimanuelles Arbeiten;
Arbeiten im Sitzen / z.B. Laubsägearbeit;
kleinflächiges Schleifen;
Schulter, EG,HG;
Faustschluss / Kraft;
physische Belastbarkeit
kognitiv
sozio-emotional
motorisch-funktionell
• Therapierelevanz HOLZ
• vestibulär
Anforderungen durch häufiges
Wechseln von Arbeitsplatz und
Stellung (Stand-, Sitzarbeiten)
• auditiv
von leise bis laut, Schleifarbeiten, hämmern, sägen, Maschineneinsatz
• visuell
Sehfähigkeit sehr wichtig / Koordinationsleistung, räumliche
Formwahrnehmung
• taktil-kinästhetisch
hoher Anspruch an die Oberflächensensibilität / Fühlen unterschiedlicher, sich verändernder
Oberflächen wie: hart, trocken,
warm, rau, glatt
Tiefensensibilität = hoch,
hauptsächlich wegen kraftdosierender Tätigkeiten
(z. B. Laubsägearbeiten)
perzeptiv
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